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Agomelatin

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136 DIE PTA IN DER APOTHEKE | Oktober 2019 | www.diepta.de

PRAXIS

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er Schlaf-Wach-Rhyth- mus und die Stimmung eines Menschen beein- flussen sich gegenseitig und so ist bei der Mehrzahl der de- pressiven Patienten der Schlaf ge- stört. Serotonin und Noradrenalin sind wichtige Neurotransmitter, die den Schlafrhythmus steuern. Aber auch das Hormon Melatonin ist für den zirkadianen Prozess des Wa- chens und Schlafens verantwortlich.

Melatonin wird bei Beginn der Dun- kelheit in der Epiphyse durch Sero- tonin produziert, nicht aber unter Tageslicht. Es fördert den Schlaf.

Agomelatin greift in diese Abläufe ein, indem es als Melatoninagonist an MT1 und MT2 –Rezeptoren im Hypothalamus und als spezifischer 5-HT2c-Rezeptor-Antagonist die ge- störten zirkadianen Prozesse wieder in die Balance bringt. Untersuchun- gen konnten eine Verbesserung der Schlafphasen unter Agomelatingabe nachweisen, ohne eine zusätzliche Tagesmüdigkeit zu bewirken. Au- ßerdem kommt es auch zu einer Stimmungsaufhellung.

Agomelatin ist zugelassen zur Thera- pie von unipolaren Episoden einer Major Depression bei Erwachsenen.

Die Filmtabletten werden einmal täglich vor dem Zubettgehen am Abend eingenommen. Die wirksame Tagesdosis liegt zwischen 25 und 50 Milligramm. In der Regel wird mit 25 Milligramm begonnen. Falls nach zweiwöchiger Behandlung noch keine deutliche Besserung ein- getreten ist, kann die Tagesdosis auf 50 Milligramm gesteigert werden.

Die Bioverfügbarkeit wird durch die Nahrungsaufnahme nicht beein- flusst, deshalb kann die Einnahme unabhängig von den Mahlzeiten er- folgen. Agomelatin zeigt wenige der typischen Nebenwirkungen, die von Antidepressiva bekannt sind, weil es einen anderen Wirkmechanismus hat und relativ rezeptorspezifisch wirkt. Wichtig zu beachten sind je- doch die Leberfunktionen. Unter der Therapie mit Agomelatin sind Fälle mit Leberschädigung und Leber- insuffizienz beobachtet worden. Die meisten traten in den ersten Behand- lungsmonaten auf, so dass eine wich- tige Aufgabe der Ärzte ist, die Trans- aminasen regelmäßig zu kontrollie- ren, insbesondere zu Behandlungs- beginn. Bei einem Anstieg der Le- berwerte soll Agomelatin abgesetzt werden. Symptome für eine mög- liche Leberschädigung sind dunkler Urin, gelbe Haut und Augen, Ober- bauchbeschwerden und eine neu auftretende unerklärliche Erschöp- fung. Gewöhnlich sinken anschlie- ßend die Werte wieder auf das Nor- malniveau. Patienten mit einer be- kannten Leberinsuffizienz sollten nicht mit Agomelatin behandelt wer- den. Vorsicht gilt auch bei Patienten mit einem regelmäßigen Alkohol- konsum, einer bekannten Fettleber und Dauermedikation mit Arznei- mitteln, die die Leber belasten. Die Meidung von Alkohol sollte bei Neu- verordnung und Abgabe in der Apo- theke mitgeteilt werden. Ungünstig wirkt sich auch Rauchen aus. Die po- lyzyklischen Kohlenwasserstoffe in- duzieren CYP1A2 und führen damit

dosisabhängig zu einer Wirkungs- minderung des Antidepressivums, das zu 90 Prozent über CYP1A2 me- tabolisiert wird. Auch der Enzymin- duktor Rifampicin führt bei gleich- zeitiger Gabe zu einem rascheren Abbau. Agomelatin ist kontraindi- ziert bei gleichzeitiger Anwendung von starken CYP1A2-Inhibitoren wie zum Beispiel Fluvoxamin oder Ciprofloxacin, diese führen zu ei- nem Plasmaspiegelanstieg von Ago- melatin.

Die häufigsten Nebenwirkungen von Agomelatin sind Kopfschmer- zen, Übelkeit und Magen- Darm- beschwerden, Schwindel, Rücken- schmerzen, Anstieg der Transamina- sen und Schlaflosigkeit oder Seda- tion. In Schwangerschaft und Still- zeit sollte Agomelatin wegen des Er- fahrungsmangels nicht verordnet werden. Auch bei Patienten unter 18 und über 75 Jahren wird wegen feh- lender Daten von einer Anwendung abgeraten.  n

Dr. Katja Renner, Apothekerin

STECKBRIEF

Als Agonist an Melatonin-Rezeptoren erzeugt Agomelatin eine

Stimmungs aufhellung und verbessert die Schlafqualität. Agomelatin ist

bei Episoden der Major Depression angezeigt.

Agomelatin

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DIE PTA IN DER APOTHEKE | Oktober 2019 | www.diepta.de

© magicinfoto / iStock / Thinkstock

PTA

Agomelatin

Wirkung

Agonist an Melatoninrezeptoren, Blockade von 5-HT2c-Rezeptoren, antidepressive Wirkung, günstige Wirkung auf den zirkadianen Rhythmus des Schlafes, Sedierung.

Hauptindikationen

Zur Behandlung depressiver Erkrankungen (Episoden einer Major Depression).

Einnahme/ Anwendung

Einnahme bevorzugt abends vor dem Zubettgehen unabhängig von der Mahlzeit, Beginn mit 25 mg, Steigerung auf 50 mg möglich.

Nebenwirkungen

Kopfschmerzen, Sedierung, Gewichtszunahme, Mundtrockenheit, gastrointestinale Beschwerden, Schwindel, vermehrtes Schwitzen, Rückenschmerzen, Schlaflosigkeit, Suizidgedanken.

Kontraindikationen

Einschränkung der Leberfunktion, Schwangerschaft und Stillzeit, Vorsicht bei Patienten mit bipolaren Störungen, erhöhte Transaminasewerte.

Wechselwirkungen

Mit Wirkstoffen, die CYP1A2 hemmen (z. B. Ciprofloxacin, Fluvoxamin), Wirkungsabschwächung durch Zigarettenrauch und Rifampicin, verstärkte Wirkung mit Alkohol und zentral

wirkenden Substanzen.

Referenzen

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