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66 DIE PTA IN DER APOTHEKE | Januar 2017 | www.diepta.de

E

s war der Zukunfts- forscher Dieter Dah- men, der dem Publi- kum aus dem fernen Asien mit der einfachen Fest- stellung „Der digitale Wandel ist massiv und radikal!“ klar machte, wie heftig die derzeiti- gen Veränderungen sind. Ob-

wohl Dahmen qua Berufung immer das Große und Ganze ins Visier nimmt, hatte er auch einen konkreten Warnhinweis für Apothekerteams in petto:

„Eine Apotheke, die nicht auf dem Handy präsent ist, existiert nicht!“

Grundsätzlich sei in Zeiten des Wandels Geschwindigkeit der entscheidende Faktor: „Inter- netjahre sind wie Hundejahre und müssen mit sieben multi- pliziert werden. Wer also ein Jahr in der Entwicklung ver- schläft, hat sieben Jahre vergeu- det!“ Und dann schleuderte er

noch einen Satz von der Ein- prägsamkeit eines alttestamen- tarischen Sinnspruchs hinter- her: „Die Schnellen sind un- sichtbar für die Langsamen!“

Aus den sich dieser Einführung anschließenden Best Practice Vorträgen können PTA einiges lernen: Es fällt beispielsweise immer wieder auf, wie wichtig die emotionale Ansprache ist.

So muss beispielsweise Merck mit dem Selbstmedikationspro- dukt Femibion® in der Kommu- nikation allerlei Probleme lö- sen, die auf den ersten Blick äu- ßerst schwierig sind. So wies Marketing Direktorin Chris- tiane Boventer unter anderem darauf hin, dass es in diesem speziellen Markt mit schwan- geren Frauen aufgrund des kleinen Zeitfensters, in dem das Produkt relevant ist, kaum Kundenbindung gibt. Die zwei- te Schwierigkeit besteht darin, dass es sich um einen „generi- schen Markt“ handelt, weil die Kundin kaum Produktunter- schiede wahrnimmt.

Faktenwissen mit Emotio- nalität koppeln Bei der Um- setzung der emotionalen Kam- pagne wurde bewusst herausge- stellt, dass eine Schwanger- schaft sehr schnell und an ganz verschiedenen Orten wie in einem Zelt entstehen kann. Das in der Werbung eingesetzte Motiv ist also ein rötlich er- leuchtetes Zelt, in dem als Schattenspiel ein Pärchen zu sehen ist, das sich in der inti- men Situation eines einsam im Wald stehenden Zeltes küsst.

Trotz aller Emotionalität erfah- ren die Kundinnen aber auch Wissenswertes: Laut aktuellen Studien sind nämlich nur etwa 25 Prozent der Entwicklung eines Babys genetisch bestimmt, der Rest kann zum Beispiel durch gesunde Ernährung, aus- reichend Schlaf und andere ge- sundheitliche Maßnahmen be-

© vizualni / iStock / Thinkstock

Es klang wie ein Schlachtruf, was da aus einem Hotelzimmer in Singa- pur per Videoübertragung im Sitzungssaal der Inspirato-Konferenz

„Zukunft Apotheke“ Anfang November in Frankfurt zu hören war.

Spannende

Übergangszeit

PRAXIS MARKETING

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DIE PTA IN DER APOTHEKE | Januar 2017 | www.diepta.de 67 einflusst werden. Merke: Im

Kundengespräch wirken PTA umso glaubwürdiger, je mehr es ihnen gelingt, Faktenwissen mit einer emotionalen Ansprache zu verbinden.

Bei Merck hatte man sich noch eine weitere Strategie ausge- dacht. So propagiert das Unter- nehmen, dass Mütter nicht nur auf ihre Mutterrolle reduziert werden sollten und auch in ih- rem Lebenslauf die Schwanger- schaft keineswegs verschweigen, sondern sich zu diesem Lebens- abschnitt bekennen sollten. Zur Untermauerung dieser These wurde ein sehenswertes Video produziert (www.youtube.com/

watch?v=9_SeXm2mvCk).

Vitalstoffe boomen Interes- sant für PTA dürfte auch der Stichpunkt „Shopper Insights/

Trends“ im Vortrag von Frank Baldauf sein, der als CEO bei Merz arbeitet. Er wies darauf hin, dass sich die Vorstellung eines gesunden Lebens aktuell in einem neuen Trend wider- spiegelt: Detox war gestern, heute ist Retox angesagt! Wäh- rend man sich bisher mit Ent- giftungsbemühungen selbst kasteite, darf man sich heute nach Phasen besonderer ge- sundheitlicher Bemühungen (Sport, gesundes Essen etc.) wieder etwas eher Ungesundes (Alkohol, fettes Essen etc.) gön- nen. Parallel zu dieser Entwick- lung ist erkennbar, dass gerade ältere Menschen heute einen viel höheren Anspruch an ihr Leben stellen als früher und länger vital bleiben wollen.

Die Folge: Der Vitalstoffmarkt boomt. Die Zunahme schlägt gerade bei den Über-60-Jähri- gen mit einer Zunahme von 18 Prozent zu Buche! Gerade im Hinblick auf Zusatzverkäufe sollten PTA diese Tatsache im Hinterkopf behalten. Weniger überraschend ist eine andere Zahl: 64 Prozent aller Käufe im

Markt sind digital beeinflusst – der Trend geht zum mündigen Kunden, der zwar immer noch ein großes Vertrauen zum Arzt und Apothekenteam hat, aber entsprechend vorinformiert ist.

Für das Kundengespräch kann das ebenso günstig wie ungüns- tig sein – es hängt einfach da- von ab, ob sich der Verbraucher auf einer seriösen oder unseriö- sen Seite informiert hat.

Unter dem Titel „Digitale Transformation: Neue Markt- chancen für das Direktgeschäft“

berichtete Sven Schirmer, Director Brand Strategy, über den digitalen Wandel in der Apotheke. In Bezug auf das Online-Direktgeschäft zitierte der Referent eine Umfrage der Pharmazeutischen Zeitung aus dem Jahr 2015 mit 373 Apothe- ken. Demnach können sich im- merhin 76 Prozent aller Be- fragten grundsätzlich vorstel- len, „ihr Direktgeschäft bequem online über ein Bestellportal (analog Amazon oder Zalando) abzuwickeln“.

Online-Beratung versus Verkaufsgespräch Im Hin- blick auf die Endverbraucher sieht Schirmer Vorteile durch eine Online-Beratung der Kun- den. Seiner Ansicht nach ist der Trend hin zum „Bewegtbild“

unübersehbar. So seien kurze Filme im Internet eine Art „ge- sprochener Beipackzettel“ und hätten aufgrund ihres neutralen Beratungscharakters eine hohe Wertigkeit. Die Vorteile der Online-Beratung seien außer- dem die leicht verständliche Sprache und die garantierte in- haltliche Korrektheit. Der Refe- rent war der Ansicht, dass die hohe Qualität einer Online-Be- ratung dem Verkaufsgespräch in der Präsenzapotheke überle- gen sei. Diese These wurde al- lerdings von anwesenden Apo- thekern in Zweifel gezogen. In- teressant: In seinem zwischen-

zeitlich börsennotierten Unter- nehmen „Shop Apotheke“ habe man als Sprecherinnen aus- schließlich ausgebildete PTA engagiert.

Dass auch Präsenzapothe- ken sich dem digitalen Wandel nicht verschließen sollten, machten die Marketing-Chefin Dr. Gabriele Schlosser und ihre Kollegin Tanja Wilcke-Paster- nacki, Kommunikations-Chefin beim Pharma-Großhandel Ge- he, beinahe nebenbei klar. In einem Vortrag, der die Ge- samtstrategie der Apotheken- kooperation „Gesund leben- Apotheken“ erläuterte, schien es für die Referentinnen selbst- verständlich zu sein, dass neben Aktionswochen, Fortbildungen und ähnlichem auch Multi- channel-Kampagnen – etwa gleichzeitig im Radio und on- line – ausgerollt werden.

Wie kommen Rx-Boni beim Verbraucher an? Diese Frage stellte das Consulting-Unter- nehmen Sempora in ausdiffe- renzierter Form kurz nach der Verkündung des aktuellen EuGH-Urteils 1011 Erwachse- nen ab 18 Jahren. Demnach äu- ßern 21 Prozent, dass sie einen solchen Bonus von zwei Euro pro rezeptpflichtigem Arznei- mittel „immer“ in Anspruch nehmen würden. 30 Prozent wollten den Bonus „meistens“

einstreichen und nur neun Pro- zent wollten diesen Vorteil

„nie“ nutzen. Klar erkennbar ist auch, dass die jüngeren Ver- braucher am wenigsten Be- rührungsängste mit den Ver- sendern haben – 62 Prozent würden den Einsparvorteil „im- mer“ oder „meistens“ nutzen.

Bei den über 59-Jährigen findet diese Haltung bei immerhin 41 Prozent Zustimmung!

Faszinierend-verstörende Zukunftsvisionen Dr. Patrick Kramer, Geschäftsführer „Digi-

well – Upgrade your life“ pro- phezeite im Schlussvortrag, dass schon in der nahen Zukunft Implantate winziger Chips unseren Alltag regelrecht revolutionieren werden. Schon heute haben weltweit etwa 50 000 Menschen einen Mini- Chip zwischen Daumen und Zeigefinger implantiert, auf dem Informationen gespeichert sind, die etwa Bankkarten, Schlüssel und Plastikkarten wie den Führerschein ersetzen kön- nen. Selbstverständlich können hier auch alle gesundheitlichen Informationen einer Person ge- speichert werden, auf die dann ein Arzt überall auf der Welt Zugriff haben kann. Eine eben- so faszinierende wie befremdli- che Vision dieser Branche be- steht darin, in etwa zehn Jahren Gehirn-Implantate einzuset- zen. Ein wenig enthusiastisch schwärmte der Referent davon, dass wir dann „google on the brain“ hätten und dann bei- spielsweise jede x-beliebige Sprache beherrschen würden.

Wie auch immer: Die Zukunft scheint so spannend zu werden wie schon lange nicht mehr! ■

Claus Ritzi, Pharmajournalist (wdv)

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