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Funktionelle Magen-Darm-Erkrankungen sind nach wie vor schwierig zu therapieren

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Academic year: 2022

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ARS MEDICI 42016

Funktionelle Erkrankungen des Magen- Darm-Trakts und Störungen der Motilität sind sehr häufige Probleme, die jedoch er- hebliche therapeutische Herausforderun- gen darstellen und die Lebensqualität der Betroffenen dramatisch reduzieren kön- nen. Dennoch sind bahnbrechende Neu- entwicklungen relativ rar, was nicht zuletzt daran liegt, dass die Pathophysiologie vie- ler funktioneller Störungen erst ansatz- weise verstanden wird.

Neuer Wirkansatz

in der Säuresekretionshemmung Nur wenige neue Substanzen mit potenziel- len Vorzügen gegenüber älteren wurden in letzter Zeit zugelassen. Prof. Jan Tack aus Leuven weist beispielsweise auf den neuen Säuresekretionshemmer Vonoprazan hin, der die Sekretion über einen anderen Mechanismus als die Protonenpumpen- hemmer (PPI) blockiert. Vonoprazan inhi- biert die Bindung von Kalium an die Proto- nenpumpe, was zu einer rascheren und stärkeren Reduktion der Säureproduktion führt. Allerdings stelle sich, so Tack, die Frage, ob dies auch klinische Vorteile bringt. Denn bei GERD-Patienten, die schlecht auf PPI ansprechen, sei mehrheit- lich nicht die Säure die Ursache der Beschwerden.

Daher sei ein klinischer Durchbruch eher durch Therapien zu erwarten, welche die transiente Relaxation des unteren Sphink- ters beeinflussen. Eine zugelassene Thera- pie dafür gibt es bis anhin nicht. Potenzial wurde den GABA-B-Rezeptor-Agonisten zugesprochen, von denen beispielsweise Lesogaberan in einer Phase-IIb-Studie Wirk - samkeit auf GERD-Symptome zeigte. Al-

lerdings war der Effekt so gering, dass die Entwicklung eingestellt wurde. Tack: «Das war das Ende eines vielversprechenden Ansatzes.» Ein ähnliches Schicksal erlitten neue Prokinetika. So konnte für Revexe- pride in einer kürzlich publizierten Arbeit keine Wirksamkeit bei Refluxerkrankung demonstriert werden (1). Die Entwicklung wurde beendet. Auch Versuche, die Sensi - tivität des Ösophagus durch Blockade von TRPV-1 (Capsaicinrezeptor) zu reduzieren, scheiterten. So bleiben, wie Tack be tont, noch auf längere Sicht nur ältere Substan- zen, die allerdings in neuen Schemata ein- gesetzt werden können. Beispielsweise konnte die Wirksamkeit des SSRI Citalo- pram beim refraktären Sodbrennen nach- gewiesen werden (2).

Prucaloprid wirksam bei Gastroparese Bei der Dyspepsie infolge von Gastro - parese wurden ebenfalls immer wieder Prokinetika eingesetzt, wobei Studien mit neueren Substanzen nicht die gewünschten Erfolge brachten. Im Rahmen der UEGW 2015 wurde nun allerdings als «late brea- king abstract» eine Studie zum 5HT4-Re- zeptoragonisten Prucaloprid vorgestellt, die eine Wirksamkeit auf die wichtigsten Symptome sowie eine Verbesserung der Lebensqualität bei guter Verträglichkeit zeigt.

Auf einem völlig anderen Ansatz beruht Acotiamid, ein Antagonist der muscarini- schen Rezeptoren M1 und M2, der eine Entspannung und damit Vergrösserung des Magenfundus bewirkt. Die Substanz ist in Japan zugelassen, in Europa läuft, so Tack, gegenwärtig eine Phase-III-Studie.

Stuhlverflüssigung bei Obstipation Eine weitere häufig diagnostizierte und ebenso häufig schwer zu behandelnde Stö- rung ist die chronische Verstopfung. Tack weist in diesem Zusammenhang auf den nunmehr auch in Europa und der Schweiz verfügbaren Guanylatcyclase-C-Agonis- ten Linaclotid hin, der zu einer Verflüssi- gung des Stuhls führt und sich in klinischen Studien in der Indikation Reizdarm mit Konstipation im Vergleich zu Plazebo be- währt hat (4). Das auf einem ähnlichen Wirkmechanismus beruhende Plecanatid wird gegenwärtig in den USA in klinischen Studien untersucht.

Lokale Antibiose bei Reizdarm Seit Kurzem in den USA in der Indikation Reizdarm mit Durchfall zugelassen ist das lokal im Darm wirksame Breitbandanti- biotikum Rifaximin, das aufgrund seiner Struktur praktisch nicht resorbiert wird.

(Anm. d. Red.: In der Schweiz ist es bis jetzt zur Verminderung des Wiederauftretens von Episoden einer hepatischen Enzepha- lopathie zugelassen. Der Mechanismus be- ruht hierbei auf der Hemmung von Darm- bakterien, welche Harnstoff zu Ammoniak abbauen.)

Eine weitere Neuentwicklung stellt der Opioid-Rezeptor-Modulator Eluxadolin dar, der bei Reizdarmpatienten in Studien Diar- rhö, Reizdarmsymptome und Lebensquali- tät verbesserte (5). Auch für diese Substanz gibt es in den USA mittlerweile eine Zulas- sung. Die weitere Entwicklung in Europa ist fraglich, und auch in der Schweiz ist es bis anhin noch nicht registriert. Tack: «Es gab bestätigte Fälle von Spasmen des Sphincter Oddi sowie von Pankreatitis.

Diesewaren leicht und transient, aber man wird sehen, wie die Zulassungsbehörden

darauf reagieren.»

Reno Barth

Sitzung «Therapy update: New drugs in 2015» auf der United European Gastroenterology Week (UEGW), 25. Oktober 2015 in Barcelona.

Literatur unter www.arsmedici.ch

Funktionelle Magen-Darm-Erkrankungen sind nach wie vor schwierig zu therapieren

Pathophysiologie wird erst ansatzweise verstanden

Refluxerkrankung, Dyspepsie und Reizdarm stellen für viele Betroffene erhebliche Belastungen dar. Die therapeutischen Optionen sind gegen- wärtig begrenzt. Im Rahmen der UEG-Week 2015 wurde ein Überblick über neu zugelassene Medikamente und mehr oder weniger erfolgreiche Entwicklungen gegeben.

Reno Barth

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UNITED EUROPEAN GASTROENTEROLOGY WEEK

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Referenzen:

1. Shaheen NJ et al.: Randomised clinical trial: the 5-HT4 agonist revexepride in patients with gastro-oesopha- geal reflux disease who have persistent symptoms de- spite PPI therapy. Aliment Pharmacol Ther 2015; 41 (7):

649–661.

2. Viazis N et al.: Selective serotonin reuptake inhibitors for the treatment of hypersensitive esophagus: a randomized, double-blind, placebo-controlled study.

Am J Gastroenterol 2012; 107 (11): 1662–1667.

3. Tack J et al.: A Controlled Cross-Over Trial of Pruca- lopride in Gastroparesis. UEGW 2015, Abstract LB1.

4. Chey WD et al.: Linaclotide for irritable bowel syn- drome with constipation: a 26-week, randomized, double-blind, placebo-controlled trial to evaluate effi- cacy and safety. Am J Gastroenterol 2012; 107 (11):

1702–1712.

5. Dove LS et al.: Eluxadoline benefits patients with irrita- ble bowel syndrome with diarrhea in a phase 2 study.

Gastroenterology 2013; 145 (2): 329–338.

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Referenzen

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