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Abklärung und Prophylaxein der Praxis mangelhaft

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Academic year: 2022

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Bis zu 3,5 Prozent der Bevölkerung ent- wickeln als Reaktion auf Stiche durch Hymenoptera (Hautflügler wie z.B. Bie- nen und Wespen) systemische anaphy- laktische Reaktionen. Diese akuten Re- aktionen manifestieren sich häufig als medizinische Notfälle, und die betroffe- nen Patienten sollten eine für eine ana- phylaktische Reaktion angemessene me- dizinische Notfallbehandlung erhalten.

Hat der Patient sich von dem akuten Er- eignis erholt, sollte er weiterhin ärztlich betreut werden. Zur prophylaktischen Langzeittherapie zählen Patientenedu- kation bezüglich einer Expositions- prophylaxe, Notfallmedikamente zur Selbstbehandlung und spezifische Im- muntherapie (SIT).

Aktuelle Leitlinien enthalten unter ande- rem spezifische Empfehlungen für das Management der Akutsituation, für die diagnostische Abklärung, für die Ver- ordnung und Anwendung von Notfall- medikamenten zur Selbstbehandlung sowie für die SIT. Damit liegen detail- lierte Empfehlungen für die Patientenbe- treuung vor, doch gab es bisher keine

Untersuchungen darüber, wie diese Leit- linienempfehlungen nach einem Index- ereignis (erste anaphylaktische Reak- tion) in die Praxis umgesetzt werden.

Nun liegt erstmals eine Studie aus Deutschland dazu vor; für die Schweiz gibt es derzeit noch keine vergleichbaren Studien.

In der deutschen Studie wurde unter- sucht, welche Nachbetreuung Patienten hinsichtlich Notfallmedikation, Unter- suchungen durch einen Allergologen, diagnostischer Abklärung und SIT er- halten. Für diese retrospektive Untersu- chung wurden die Krankenakten dreier regionaler Notfallzentren (Freiburg, Bad Krozingen und Göppingen) durch- gesehen und insgesamt 548 Patienten mit einer anaphylaktischen Reaktion nach Insektenstich in der Anamnese identifiziert. Diese Patienten bekamen auf dem Postweg Fragebögen zugestellt, die Fragen zu vier Hauptthemen enthiel- ten:

Art und Schweregrad der anaphylak- tischen Reaktion (7 Fragen)

Behandlung in der Notfallsituation (5 Fragen)

Krankheitsmanagement, Diagnostik und Notfallmedikation (17 Fragen)

SIT (10 Fragen).

Zusätzlich wurden allgemeine demogra- fische Daten abgefragt. Insgesamt sand- ten 148 Patienten (27%) den Fragebo- gen zurück, 126 Fragebögen konnten ausgewertet werden.

Schweregradeinteilung

Entsprechend der berichteten Sympto- matik wurden die Patienten gemäss den von Ring und Messmer vorgeschlage- nen Kriterien in vier Gruppen unter- schiedlicher Schweregrade eingeteilt:

Grad 1 (mildeste Ausprägung;

7 Patienten)

Grad 2 (30 Patienten)

Grad 3 (81 Patienten)

Grad 4 (8 Patienten).

Über 70 Prozent der Patienten wussten zum Zeitpunkt der Notfallintervention nichts von ihrer Allergie, 80 Prozent wurden nach Stabilisierung der initialen Reaktion zur weiteren Überwachung in ein Krankenhaus eingewiesen.

Initiales Follow-up

55 Prozent der Patienten erinnerten sich daran, im Rahmen des Indexereignisses Empfehlungen für die Weiterbetreuung mit Informationen über die erforderli- che Diagnostik und/oder Behandlungs- optionen erhalten zu haben. Fast 70 Pro- zent bekamen während der Initialbe- handlung keinen Allergiepass ausge- händigt, und mehr als 40 Prozent be- richteten, während ihrer Akutbehand- lung kein Rezept für Notfallmedika- mente erhalten zu haben. Lediglich 17 Prozent erhielten schriftliche und münd- liche Informationen darüber, wie sie in Zukunft Insektenstiche vermeiden könnten, während 35 Prozent nicht über eine Allergenvermeidung aufgeklärt wurden.

Verschreibung

von Notfallmedikamenten zur Selbstbehandlung

Aktuelle Leitlinien empfehlen die Ver- ordnung von oralen Glukokortikoiden, oralen Antihistaminika und Adrenalin- Autoinjektoren.

90 Prozent der Patienten berichteten, dass sie während der Nachbehandlung Notfallmedikamente verordnet beka- men, nur 60 Prozent erhielten dieses Re-

Anaphylaxie nach Bienen- oder Wespenstich

Abklärung und Prophylaxe in der Praxis mangelhaft

Menschen mit Insektengiftallergie können nach einem Wespen- oder Bienenstich eine lebensbedroh- liche Anaphylaxie entwickeln. Um weitere anaphylaktische Reaktionen zu vermeiden, sollte sich eine prophylaktische Langzeittherapie anschliessen. Gemäss einer neuen Studie klappt das in der Praxis jedoch noch nicht zufriedenstellend.

Allergo Journal International

STUDIE REFERIERT

Patienten, die auf einen Bienen- oder Wespenstich mit einer Anaphylaxie reagiert haben, sollten bereits während der Initialbehandlung nach dem Index- ereignis über die Notwendigkeit der diagnostischen Abklärung und über Behandlungsoptionen zur Vermeidung weiterer Insektengiftanaphylaxien informiert werden.

Zudem sollten diese Patienten an einen Allergologen überwiesen werden.

MERKSÄTZE

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ARS MEDICI 13 | 2018

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STUDIE REFERIERT

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ARS MEDICI 13 | 2018

zept jedoch während der Initialbehand- lung. Lediglich 77 Prozent der Patienten mit Notfallmedikation bekamen einen Adrenalin-Autoinjektor verordnet, und 47 Prozent dieser Apparaturen waren zum Zeitpunkt der Befragung bereits abgelaufen.

Nach Einlösung des Rezepts wandten 32 Prozent der Patienten ihre Notfall- medikation mindestens einmal an. 43 Prozent der Patienten trugen nach eige- nen Angaben ihre Notfallmedikamente selten oder nie bei sich, wobei viele Pa- tienten als Grund hierfür die Grösse des Autoinjektors nannten.

Überweisung zum Allergologen und durchgeführte Diagnostik

Nach der initialen Notfallbehandlung erhielten fast 40 Prozent der Patienten keine Überweisung zum Allergologen.

Nur 46 Prozent berichteten, dass sie zur Nachbeobachtung einen Allergologen aufgesucht hätten.

Fast ein Viertel der Patienten (28 von 126) erhielten nach dem Indexereignis keinerlei diagnostische Abklärung. 98 Patienten unterzogen sich einer Dia- gnostik, 81 davon berichteten, dass sich

bei ihnen das Vorliegen einer Hymenop- terengiftallergie bestätigte.

Spezifische Immuntherapie

70 Prozent wurden über die SIT infor- miert, 50 Prozent begannen mit einer entsprechenden Therapie. 30 Prozent schlossen die SIT ab, bei weiteren 13 Prozent ist die SIT noch nicht abge- schlossen.

Von den 62 Patienten, die keine SIT be- gannen, hatte fast die Hälfte weder eine diagnostische Abklärung noch Informa- tionen über die Behandlungsoption SIT erhalten.

Patienten gleich

bei der ersten Anaphylaxie umfassend informieren!

Eine wichtige Erkenntnis aus der süd- westdeutschen Studie ist, dass Patienten sofort bei der ersten anaphylaktischen Reaktion eine weitere medizinische Be- treuung empfohlen werden sollte. Denn Patienten, die noch in der Notaufnahme über diagnostische und therapeutische Optionen informiert wurden, erhielten häufiger eine Überweisung zum Allergo- logen (70% vs. 17%), öfter eine dia-

gnostische Abklärung (88% vs. 59%), und es wurde weitaus häufiger eine SIT eingeleitet (89% vs. 64%).

Fazit der Autoren

Notfallteams, Hausärzte und Patienten seien über die Relevanz der Hymenopte- rengiftallergie und das korrekte Follow- up nicht ausreichend informiert, kritisie- ren die Studienautoren. Nach dem Indexereignis würden präventive Mass- nahmen wie Aufklärung des Patienten hinsichtlich Allergenkarenz, regelmäs- sige Kontrolle der Notfallmedikation und Überweisung an einen Allergologen nicht adäquat umgesetzt und damit Möglichkeiten der Sekundär- und Ter- tiärprävention anaphylaktischer Reak- tionen aufgrund einer Insektengift- allergie versäumt.

Andrea Wülker

Quelle: Manmohan M et al.: Current state of fol- low-up care for patients with Hymenoptera venom anaphylaxis in southwest Germany. All- ergo J Int 2018; 27(1): 4–14.

Interessenlage: Einer der Autoren der referierten Originalstudie hat Forschungsgelder und Ho- norare von verschiedenen Firmen erhalten.

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