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Zur syntaktischen Struktur nominaler Quantoren

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Zur syntaktischen Struktur nominaler Quantoren

1. Thesen und Überblick*

Haben quantiñkationelle Nominalphrasen (nominale Quantoren) eine andere syntaktische Struktur als referentielle Nominalphrasen? Insofern nicht, als sie beide Determinansphrasen sind, Projektionen derselben funktionalen Kategorie D(eterminans). Das heißt, nominale Quantoren zeichnen sich NICHT dadurch aus, daß sie Projektionen einer speziellen Kategorie Q(uantor) wären oder eine solche Projektion enthalten würden:1 Denn Quantitätsangaben wie jed-, alt-, viel-, einig- etc. bilden keine eigene syntaktische Kategorie, sondern sind eine besondere Klasse von Adjektiven. Nominale Quantoren, die keine Pronomina (wie etwas, niemand, wer etc.) sind, zeichnen sich jedoch gegenüber referentiellen Nominalphrasen durch einen komplexen D-Kopf bestimmter Art aus, genauer:

durch Adjunktion einer Quantitätsangabe an D. Sie haben die folgende Struktur:

(1) DP

D A

OL

(α ist eine Quantitätsangabe)

Für dies jedenfalls will ich im folgenden argumentieren. Der Schwerpunkt liegt auf der These, daß nominale Quantoren DPs von der Struktur (1) sind. Zuerst werden wichtige syntaktische Eigenschaften von Quantitätsangaben aufgeführt (Teil 2). Dann wenden wir uns solch scheinbar randständigen Gebilden zu wie d- meist-, ein- jed- und d- selb- und werden sehen, daß wir es hierbei mit

* Ich danke Marga Reis und den Teilnehmern des Quantifikations-Seminars im SS 92 in Tübingen für anregende Diskussionen sowie Franz-Josef d'Avis, Gabriel Falkenberg, W. Detmar Meurers und last not least der Redaktion von ZS für die kritische Durchsicht des Manuskripts, die mich zu mancher Klärung und Korrektur veranlaßte.

1 Mit Pesetsky (1983) und Abney (1987) hat sich die Auffassung verbreitet, daß Quantitätsangaben der Kopf von QPs sein können (zum Deutschen siehe insb. Giusti 1991). Aber auch außerhalb dieser Strömung ist die Ansicht anzutreffen, daß Quantitäts- angaben eine eigenständige syntaktische Kategorie Q bilden (zum Deutschen siehe insb.

Vater 1984).

Zeitschrift für Sprachwissenschaft 13,2 (1994), 236-275

© Vandenhoeck & Ruprecht, 1995 ISSN 0721-9067

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syntaktischen Phrasen zu tun haben, die aus einem D (einem Artikel) und einem A(djektiv) bestehen, wobei wie in (1 ) A an D adjungiert ist. Diese Phrasen bilden als komplexe Determinantien den Kopf von quantifìkationellen DPs (Teil 3). Sie sind allerdings keineswegs randständige, irreguläre Gebilde, sondern zeigen uns - so werde ich zu argumentieren versuchen - deutlich die allgemeine Struktur nominaler Quantoren. Wir werden an viel-, wenig- und beid- sehen, daß manche Quantitätsangaben zwei verschiedene Verwendungsweisen haben: In der einen sind sie NP-modifizierende Adjektive, in der anderen sind sie der Adjektivteil eines komplexen quantifìkationellen Determinans, dessen Kopf leer ist. Die Quantitätsangaben lassen sich generell danach klassifizieren, daß sie NP- modifizierende Adjektive oder Adjektivteil eines komplexen Determinans mit leerem Kopf oder beides sein können. Damit werden eine ganze Reihe der in Teil 2 aufgeführten Eigenschaften von Quantitätsangaben verständlich (Teil 4). Es werden die verschiedenen Verwendungsweisen von ein- (Jkein-) - als Artikel und als Quantitätsadjektiv - miteinander kontrastiert, wobei auf das Phänomen der Kohäsion eingegangen wird, und es wird ein Blick auf nominale Quantoren der Art nicht eine (Aufgabe) und nicht alle {Aufgaben) geworfen (Teil 5). Es schließt sich eine Analyse der Verteilung der starken und schwachen Flexion in nominalen Quantoren an, die zu zeigen bemüht ist, daß bei der Annahme der Struktur (1) keine Regeln aufgestellt werden müssen, die man nicht schon für die Analyse der starken und schwachen Flexion in nicht-quantifikationellen Nominalphrasen benötigt (Teil 6). Im weiteren werden wir uns den überraschen- den Unterschieden zwischen alle diese Probleme und all diese Probleme zuwenden. Im ersten Fall ist alle wahrscheinlich Teil eines komplexen Determi- nans (mit leerem Kopf), das abweichend vom Normalfall eine DP {diese Probleme) und nicht eine NP als Komplement hat. Das unflektierte all dagegen könnte an das definite Demonstrativdeterminans diese adjungiert sein. Linksad- junktion eines A an D scheint möglicherweise einen zweiten Typ von komplexen quantifìkationellen Determinantien abzugeben (Teil 7). Wir fragen sodann nach den Konsequenzen dieser syntaktischen Analyse von nominalen Quantoren für das Syntax/Semantik-Verhältnis bei den Quantoren (Teil 8) und schließen mit Bemerkungen zum System der Artikel und zur Frage der Anzahl der einfachen Determinantien im Deutschen sowie mit Bemerkungen zum Status des syntakti- schen Merkmals der Definitheit in DPs (Teil 9).

2. Zur deskriptiven Syntax der Quantitätsangaben

Wir werden uns vor allem mit den folgenden Quantitätsangaben befassen:

(2) jed-, ein- jed-, all-, all, sämtlich-, ganz-, gesamt-, zahllos-, unzählig-, d- meist-, viel-, zahlreich-, etlich-, manch-, mehrer-, einig-, ein wenig, ein-

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bißchen, ein paar, wenig-, beid-, etwas, kein-, ein- sowie mit den Kardinalia.

Man sieht recht schnell, daß sich die einzelnen Quantitätsangaben syntaktisch recht unterschiedlich verhalten (vgl. Vater 1984 sowie die Beiträge in Vater (Hg.) 1986.

Die Abfolge "definiter Artikel (oder Demonstrativdeterminans) vor Quanti- tätsangabe" ist nur bei bestimmten Quantitätsangaben möglich. Und zwar bei sämtlich-, ganz-, gesamt-, zahllos-, unzählig-, viel-, zahlreich-, wenig-, beid-, ein- und den Kardinalia. Sie ist nicht möglich bei jed-, ein- jed-, all-,2 all, etlich-, manch-, mehrer-, einig-, ein wenig, ein- bißchen, ein paar, etwas, kein-. D- meist- ist ein Sonderfall, da die Quantitätsangabe obligatorisch mit dem defìniten Artikel auftritt.

(3) a. der eine (/*jede, *keine, *manche) Brief

b. die zwei (/beiden, vielen, ^einigen, *keinen, *alle(n), ... ) Briefe Mitunter ist es möglich, daß eine Quantitätsangabe auf eine andere Quantitäts- angabe folgt, ohne daß letzterer ein Artikel vorangeht. Die dabei vorangehende Quantitätsangabe gehört immer zu den Quantitätsangaben, die nicht auf den defìniten Artikel folgen können. Und die folgende Quantitätsangabe gehört immer zu den Quantitätsangaben, die auf den defìniten Artikel folgen können.

(4) a. keine zwei Briefe b. alle beide c. alle fünf Stunden d. einige wenige Rosen e. ein paar wenige Worte

a'. *zwei keine Briefe b'. * beide alle c'. *fünf alle Stunden d'. *wenige einige Rosen e'. * wenige ein paar Worte

Die Abfolge "Quantitätsangabe vor definitem Artikel (bzw. Demonstrativdeter- minans)" ist nur bei flektiertem all- und unflektiertem all möglich (wobei für manche Sprecher die Stellung des flektierten all- vor dem (unbetonten) defìniten Artikel - im Unterschied zum Demonstrativdeterminans - nicht perfekt ist).3

(5) alle (/*viele, *einige, ^sämtliche, ...) diese Menschen (6) a. ? alle die Menschen

b. all die Menschen

c. alle DIE Menschen, die guten Willens sind

2 Zu das alles siehe Teil 7.

3 „Auch beide kommt gelegentlich vor D vor, in gehobener oder literarischer Sprache {beide diese Männer, beide meine Söhne etc.)" (Vater 1986: 137).

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Mit Ausnahme von ganz- und gesamt- können alle Quantitätsangaben in (2) initial vorkommen, d. h. als linear erstes Element der Nominalphrase.

(7) a. alle (/einige, wenige, ...) Menschen b. 'ganze (/gesamte) Briefe4

Von den initial vorkommenden Quantitätsangaben können alle in einer Partitivkonstruktion auftreten - nur bei beid- und sämtlich- ist dies nicht so gut möglich.

(8) a. jede (/alle, keine, manche, mehrere, einige, ...) von uns b. ? beide (/sämtliche) von uns

Es ist ein Charakteristikum von initial vorkommenden Quantitätsangaben, daß sie in Distanz zu ihrem 'Bezugsnomen' stehen können. Es lassen sich zwei Formen von Distanzstellung unterscheiden: 'NP-Spaltung' und 'Quantoren- floating'.5 Diese beiden Formen unterscheiden sich u.a. darin, bei welchen Quantitätsangaben sie möglich sind.

NP-Spaltung ist möglich bei viel-, zahllos-, unzählig-, zahlreich-, mehrer-, etliche-, einig-, manch-, ein paar, ein wenig, ein- bißchen, etwas, wenig-, kein- und den Kardinalia (evt. auch bei d- meist-), sie ist bei allen anderen mehr oder weniger inakzeptabel.6 Quantorenfloating ist möglich vor allem bei all- und beid-, aber auch (mit Abstrichen) bei jed- (siehe insb. Fehlisch 1986) und sämtlich-, inakzeptabel bei den übrigen Quantitätsangaben.

(9) Bücher hat Hans keine (/viele, zwei, manche, einige, ein paar,

?die meisten^ 'sämtliche, 'alle, 'beide, 'jede) gelesen.

(10) Die Kinder haben alle (/beide, jedes, ?sämtliche, 'die meisten, 'keine(s), 'viele, 'zwei, 'manche, 'einige, 'ein paar) ein Eis bekommen.

Nominalphrasen mit initialen Quantitätsangaben können schlecht rechtsver- setzt werden (vgl. Altmann 1981: 227, Vater 1984: 27).

(11) a. Ich habe es gefunden, das (/dieses, mein) Buch, b. Ich habe sie gefunden, die (/diese, meine) Bücher.

4 Ganze Briefe ist inakzeptabel mit der Interpretation "alle Briefe". Es ist akzeptabel unter anderen Interpretationen.

5 Siehe zur NP-Spaltung u.a. Kniffka (1986), van Riemsdijk (1987), Fanselow (1988), Tappe (1989), Oppenrieder (1991:66 ff.), Schwarz (1992), Pafel (1993 b), Fanselow (1994), Hinrichs/Nakazawa (1994). Zum Quantorenfloating im Deutschen Link (1974), Vater (1980), Fehlisch (1986), Knifika (1986), Giusti (1990), Reis (1992), Pafel (1993 b).

6 Siehe Fehlisch (1986: 95) zur NP-Spaltung bei jed- (Pils trinkt Hans jedes, doch bei Alt ist er wählerisch), die für manche Sprecher akzeptabel scheint.

(5)

(12) a. ?* Ich habe es gefunden, ein (/jedes, manches) Buch.

b. ?* Ich habe sie gefunden, einige (/manche, alle) Bücher.

(13) a. ? Ich habe sie gefunden, alle diese Bücher, b. ? Ich habe sie gefunden, all diese Bücher.

Quantitätsangaben können auf unterschiedliche Weise modifiziert werden:

syntaktisch durch verschiedene Arten von Adverbien und Partikeln, morpho- syntaktisch durch Superlativbildung und 'Superlativsteigerung' mittels aller.

(14) a. fast jede (/alle, keine, fünf)

b. zumindest eine (/zwei, einige, manche) c. höchstens eine (/zwei)

d. ungefähr eine (/zwei, die meisten) e. nicht jede (Jalle, viele, wenige, eine) f. nur ein (/zwei, wenige, einige) g. sehr (/ziemlich, relativ) viele (/wenige) h. (un)endlich viele; unendlich wenige

i. die vermutlich zehn Gewinner; in wohl allen Sprachen7

k. die wenigsten; die meisten8

1. die allerwenigsten; die allermeisten9

3. Komplexe Determinantien: d- selb-, d- meist-, ein- jed- u. a.

Die Analyse dieser randständig und irregulär wirkenden Ausdrücke in (15) wird uns, so glaube ich, die Mittel an die Hand geben, die Struktur nominaler Quantoren besser zu verstehen.

(15) a. d-selb- b. ein-jed- c. d-meist- d- jenig- ein- jeglich-

d- gleich- ein- manch- em- jedwed-

Diese Ausdrücke bestehen aus zwei Teilen. Der erste Teil ist ein (definiter oder indefiniter) Artikel, der genauso flektiert, als wäre er mit einem Nomen oder Adjektiv kombiniert. Der zweite Teil flektiert wie ein Adjektiv, das auf den

7 Siehe dazu Heiland (1992: 111 ff.).

8 Nach Löbner (1990: 66, 166) ist d- meist- „suppletiver, semantisch regulärer Superlativ von viel-", mehr der Komparativ von viel- und weniger der von wenig-.

9 Die 'komparative' Lesart von d- meist- (Er hat das meiste Bier von uns allen getrunken) ist bei der Modifikation durch aller nicht mehr möglich (*Er hat das allermeiste

Bier von uns allen getrunken).

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jeweiligen Artikel folgt. Und zwar flektiert es durchgehend schwach beim definiten Artikel und gemischt beim indefiniten Artikel, d. h. schwach bis auf die starke Flexion im Nominativ Maskuhn sowie Nominativ und Akkusativ Neutrum (vgl. DUDEN 41984: §§ 555, 570).

(16) dieselbe Katze derselben Katze derselben Katze dieselbe Katze (17) die meisten Tiere

der meisten Tiere den meisten Tieren die meisten Tiere (18) eine jede Katze

ein jeder Leopard ein jedes Krokodil

die Katze der Katze der Katze die Katze die Tiere der Tiere den Tieren die Tiere eine Katze ein Leopard ein Krokodil

die schwarze Katze der schwarzen Katze der schwarzen Katze die schwarze Katze die wilden Tiere der wilden Tiere den wilden Tieren die wilden Tiere eine schwarze Katze ein wütender Leopard ein gefräßiges Krokodil Mithin hat man es anscheinend bei den Ausdrücken in ( 1 5 ) mit ZWEI Wörtern zu tun - einem Artikel und einem Adjektiv. Es handelt sich bei ihnen nicht um EIN Wort, das völlig irregulär an zwei Stellen (und dazu noch im Wortinnern) unterschiedlich flektiert wird. Der Umstand, daß man einige der Ausdrücke zusammenschreibt, sollte einen nicht täuschen.10 Alle diese Ausdrücke kommen aber als Kombinationen von Artikel und Adjektiv so gut wie nur in Kombinatio- nen wie in (15) vor, und bei vielen kann der Adjektivteil nicht selbständig vorkommen.

(19) a. *diesejenigen Politiker a'.

b. *diese meisten Politiker b'.

c. *der jeder Politiker c'.

d. % dieser (jener) gleiche Politiker d'.

e. % dieser (jene) selbe Politiker e'.

•jenige Politiker

•meisten Politiker jeder Politiker

•gleiche Politiker

•selbe Politiker (Die Nominalphrasen in (d) und (e) werden von Sprechern recht unterschiedlich bewertet - dafür steht das Prozentzeichen. Für einige sind sie (oder zumindest eine) akzeptabel, für andere nicht). Auch semantisch gehören beide Teile eng zusammen: Sie haben eine Bedeutung, die sich nicht kompositionell aus der Bedeutung der Teile ergibt. Dies ist am deutlichsten bei den Ausdrücken in (15 b).

Diesen Eigenschaften der Ausdrücke in (15) kann man gerecht zu werden versuchen, indem man annimmt, daß sie syntaktische Phrasen bilden, die -

10 „Wenn der Artikel mit einer Präposition verschmolzen wird, wird selber abgetrennt: zur selben ( = zu derselben) Zeit, ins selbe ( = in dasselbe) Dorf, vom selben (=

von demselben) Verlag" (DUDEN 41984: 329fnl).

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nichtkompositionellen 'idioms' vergleichbar - bereits im Lexikon präfiguriert sind. Es handelt sich um SYNTAKTISCHE Phrasen, was man daran sieht, daß sie einem syntaktischen Prozeß, der Kongruenz nämlich, unterliegen. Da sich der Ausdruck als Ganzer nicht wie ein Adjektiv, sondern wie ein Determinans verhält (Vater 1984: 25 zählt d- selb- und d- jenig- zu den Determinantien), bietet sich die Adjunktionsstruktur in (20) an:

(20) D D A

I I das selbe die meisten eine jede

Eine solche Analyse der Ausdrücke in (15) als im Lexikon aufgeführte komplexe Determinantien macht es möglich, auf einen Schlag dem 'idiomatischen' und phrasalen Charakter, den Flexionsverhältnissen (siehe 6.) und der Nicht- Kompositionali tät gerecht zu werden. Voraussetzung dafür, daß (20) syntak- tisch komplex ist, also eine 'Phrase' bildet, ist die Existenz von X°-Adjunktion in der Syntax des Deutschen (siehe das Phrasenstrukturschema (84 b) in 6.) - was nicht heißt, daß die komplexen Determinantien in (15) durch einen syntakti- schen (oder sonstigen) Prozeß gebildet werden würden; es handelt sich bei ihnen, wie gesagt, um syntaktische Phrasen von der Kategorie Xo, die im Lexikon als komplexe Determinantien aufgeführt sind.11

Die komplexen Determinantien in (15) sind quantifikationeller Natur: DPs, deren Köpfe sie sind, sind Quantoren. Bei d- selb- mag das auf Anhieb nicht deutlich sein, doch zeigt es zum Beispiel die für Quantoren typische Sensitivität der Negation gegenüber: Die beiden Sätze Wir haben nicht dieselbe Aufgabe gelöst und Wir haben dieselbe Aufgabe nicht gelöst haben einen unterschiedlichen Inhalt.1 2

Bei dem komplexen idiomatischen Ausdruck ein und d- selb-, der sich in seiner Verwendung von d- selb- unterscheidet (siehe Harweg 1969), ist der indefinite Artikel im Unterschied zum definiten immer unflektiert. Wir haben es bei diesem komplexen Determinans entweder mit einer Koordination zweier Artikel zu tun 11 In der Terminologie von di Sciullo/Williams (1987) könnte man davon sprechen, daß die komplexen Determinantien in (15) „listed syntactic objects", d.h. im Lexikon aufgeführte syntaktische Objekte sind. Dies bedeutet aber vor dem Hintergrund der Existenz von X°-Adjunktion in der Syntax des Deutschen, daß es im Lexikon aufgeführte, syntaktische Objekte von der Kategorie Xo gibt - pace di Sciullo/Williams („the listed syntactic phrases are instances not of Xo but of X™"" (S. 79)).

12 Zum Skopusverhalten und zur Semantik von the same (dessen Adjektivteil sich anders als im Deutschen durch very modifizieren läßt - the very same) siehe Carlson (1987), Keenan (1987), (1992), Moltmann (1992).

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([[ein und d-] [selb-]]) oder mit der Koordination eines Artikels mit einem komplexen Determinans ([[ein] und [d- selb-]]).13

Bei den indefiniten komplexen Determinantien ein wenig, ein- bißchen und ein paar ist der Adjektivteil immer unflektiert (Ausnahme: 'pronominales' ein weniges), außer bei ein- bißchen kann auch der Artikel nicht flektiert werden (siehe D U D E N 41984: § 566). Ein in mancher Hinsicht vergleichbares komple- xes Determinans aus dem Englischen ist a few (a few politicians).

In den folgenden Abschnitten werde ich zu zeigen versuchen, daß ganz allgemein der Kopf nominaler Quantoren eine Struktur wie in (20) aufweist: Ein Quantitätsadjektiv ist an D adjungiert.

4. Quantifikationelle vs. nicht-quantifikationelle Verwendung von Quantitätsangaben

Wenn viel- initial vorkommt, so ist es im Singular unflektiert (siehe (21)), und zwar durchgehend, nicht wie ein- oder kein- nur im Nominativ Maskulin und Nominativ und Akkusativ Neutrum; es flektiert im Plural aber wie ein an seiner Stelle stehendes Adjektiv (siehe 22)). Wenn viel- nicht-initial auf den definiten Artikel folgt, so flektiert es im Singular wie im Plural genau wie ein Adjektiv (siehe (23)).

(21) a. Es muß viel Flüssigkeit vorhanden sein.

b. Es muß mineralreiche Flüssigkeit vorhanden sein.

c. Es muß viel mineralreiche Flüssigkeit vorhanden sein.

d. Wir müssen viel(*e) mineralreiche Flüssigkeit zur Verfügung haben.

(22) a. Viele Weine wurden prämiert.

b. Badische Weine wurden (nicht) prämiert.

c. Viele badische Weine wurden prämiert.

d. Man hat viele badische Weine prämiert.

(23) a. Hast du schon das viele (/*viel) Geld ausgegeben?

b. Hast du das sauer verdiente Geld schon ausgegeben?

c. Hast du schon die vielen Weine probiert?

d. Hast du schon die badischen Weine probiert?

Viel- läßt sich - egal ob initial oder nicht-initial verwendet - modifizieren durch sehr, ziemlich, relativ etc. Es scheint also, daß viel- in den relevanten Verwendun- gen ein Adjektiv ist. Die Unflektiertheit im Singular beim initialen Vorkommen

13 Siehe folgende Unterschiede:

(i) zur ein und derselben Veranstaltung vs. *zur derselben Veranstaltung (ii) *zur ein und selben Veranstaltung vs. zur selben Veranstaltung

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ist eine idiosynkratische Eigenschaft, die auf einen Unterschied zwischen initialem und nicht-initialem Gebrauch verweist. Für wenig- gilt ganz Ähnliches.

Phrasen mit initialem viel- oder wenig- sind sensitiv fur den Unterschied zwischen Satz- und Prädikatsnegation:14 (24 a) auf der einen Seite und (24 b) und (c) auf der anderen sind nicht logisch äquivalent. Dies sieht man, wenn man eine Situation zugrunde legt, in der viele von denen, die kommen wollten, gekommen sind, aber auch viele von denen, die kommen wollten, nicht gekommen sind. In einer solchen Situation ist (24 a) wahr, (24 b) und (c) jedoch sind falsch.

(24) a. Es sind viele von denen, die kommen wollten, nicht gekommen.

b. Es ist nicht der Fall, daß viele von denen, die kommen wollten, gekommen sind.

c. Es sind nicht viele von denen, die kommen wollten, gekommen.

Definite Phrasen mit nicht-initialem Vorkommen von viel- sind nicht sensitiv für den Unterschied zwischen Satz- und Prädikatsnegation. (25 a) und (b) beispiels- weise sind logisch äquivalent:

(25) a. Die vielen Engländer, die kommen wollten, sind nicht gekommen, b. Es ist nicht der Fall, daß die vielen Engländer, die kommen wollten,

gekommen sind.

Dasselbe gilt für wenig-. In derselben Situation wie oben ist (26 a) falsch, während (26 b) und (c) wahr sind. (27 a) und (b) jedoch sind logisch äquivalent.

(26) a. Es sind wenige von denen, die kommen wollten, nicht gekommen.

b. Es ist nicht der Fall, daß wenige von denen, die kommen sollten, gekommen sind.

c. Nicht wenige von denen, die kommen wollten, sind gekommen.

(27) a. Die wenigen, die kommen wollten, sind nicht gekommen.

b. Es ist nicht der Fall, daß die wenigen, die kommen wollten, gekommen sind.

Diese Beobachtungen zeigen, daß es sich bei Phrasen mit initialem viel- oder wenig- um Quantoren handelt, während definite Phrasen mit nicht-initialem viel-

14 Diese Unterscheidung ist rein deskriptiv gemeint. Daß es sich wirklich um zwei verschiedene Arten von Negation handelt, will ich nicht behaupten. Man könnte statt vom Unterschied zwischen Satz- und Prädikatsnegation auch vom unterschiedlichen Skopus der Negation sprechen. Ich vermeide jedoch diese Redeweise, da ich es nicht für ausgemacht halte, daß nicht - im Unterschied zum logischen Negator —ι - ein Operator ist (siehe Anmerkung 20).

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oder wenig- referentiell verwendet werden (können). Denn Quantoren sind im Unterschied zu referentiellen Phrasen sensitiv für den Unterschied zwischen Satz- und Prädikatsnegation.

Bei initialem wenig- haben wir es mit einem rechtsmonoton fallenden, negativen Quantor zu tun. Dies zeigt sich u. a. darin, daß eine solche Phrase in der VP ein negatives Polaritätselement lizensiert (siehe (28 a)). Wenn wenig- jedoch Teil einer referentiellen definiten DP ist - wie in (28 b) - , ist ein solches

Element nicht lizensiert.15

(28) a. Wenige von uns sind jemals einem Löwen begegnet.

b. *Die wenigen von uns, die in Afrika waren, sind jemals einem Löwen begegnet.

Diesen ganzen Fakten kann man gerecht werden, wenn man annimmt, daß das nicht-initiale viel- (bzw. wenig-) ein NP-modifizierendes Adjektiv ist,1 6 und daß das initiale viel- (bzw. wenig-) Teil eines komplexen quantifìkationellen Determi- nans ist, genauer: ein Adjektiv ist, das an ein leeres D adjungiert.

b. DP^

D [ - D E F ^ Q U A N , + NEG] NP

D A Afrikaner I I

e wenige

15 Jemals wird auch durch den Superlativ von wenig- lizensiert. {Die wenigsten von uns, die in Afrika waren, sind jemals einem Löwen begegnet).

16 Es ist nicht allgemein üblich, aber auch nicht völlig unüblich, APs als Adjunkte an NP zu betrachten. Diese Sichtweise ergibt sich hier als Folge des Versuchs, ohne Zwischenkategorien und Spezifikatoren auszukonunen. Sie läßt sich auch empirisch motivieren. So ist, wenn APs an NP adjungiert sind, bei der NP-Spaltung die leere Kategorie immer eine maximale Phrase (eine NP):

(i) Gemälde haben wir dort einige schöne [NP f] gesehen (ii) Schöne Gemälde haben wir dort einige ¿p /] gesehen

(iii) Wertvolle Gemälde haben wir dort einige schöne /] gesehen (iv) Gemälde von Leonardo haben wir dort nur wenige [NP t] gesehen (v) Gemälde aus der Renaissance haben wir dort nur wenige [NP /] gesehen

(11)

(30) a. DP b. DP

D NP D NP

die AP N P die AP NP

vielen Afrikaner wenigen Afrikaner

Damit haben wir bei initialem viel- bzw. wenig- dieselbe Struktur wie bei den sichtbar komplexen Determinantien. Die beiden Verwendungen von viel- bzw.

wenig- kann man durch zwei Lexikoneinträge erfassen. In dem einen sind sie ein Adjektiv. In dem anderen sind sie ein komplexes Determinans, das aus einem leeren D und dem daran adjungierten Adjektiv viel- bzw. wenig- besteht; das komplexe Determinans ist als quantifìkationell ( + QUAN) gekennzeichnet, und es ist vermerkt, daß der Adjektivteil im Singular unflektiert ist (zum Merkmal DEF siehe 6. und 9.).

Damit lassen sich die Unterschiede und Ähnlichkeiten der beiden Verwen- dungsweisen in bezug auf Flexion, Modifikation, Kategorie und Quantorensta- tus auf relativ einfache Weise erfassen.

Ich sehe ein einziges Argument dafür, daß in der nicht-quantifikationellen Verwendung viel- zu einer von A unterschiedenen Kategorie gehört. Dies ist seine Stellung VOR allen anderen NP-modifizierenden Adjektiven (die vielen schnellen Afrikaner, *die schnellen vielen Afrikaner). Doch ist es nicht ausge- macht, daß man dies nicht auf die Semantik der Quantitätsangabe zurückführen kann.

Es ist nicht ganz korrekt, die initiale Verwendung mit der quantifikationellen zu identifizieren. Denn wenn viel- und wenig- NP-modifizierende Adjektive sein können, dann sollten sie auch ohne sichtbaren Artikel auftreten können. Solche Nominalphrasen ohne sichtbaren Artikel, zu denen die bloßen Plurale (bare plurals) gehören, betrachte ich mit Carlson (1977) als nicht-quantifikationell.

Ein Beispiel kommt in der Redewendung vor Viele Hunde sind des Hasen Tod.

Für den referentiellen Charakter von viele Hunde spricht die Insensitivität einem (negativen) Quantifikationsadverb gegenüber wie in den beiden folgenden, logisch äquivalenten Sätzen:

(31) a. Viele Hunde sind nicht immer des Hasen Tod.

b. Es ist nicht immer der Fall, daß viele Hunde des Hasen Tod sind.

In der quantifikationellen Verwendung ist viel- ein A, das nicht wie in der nicht-quantifikationellen Verwendung zu einer AP projiziert. Da es in beiden Fällen z. B. durch sehr modifiziert werden kann, muß sehr ein A und nicht eine AP modifizieren. Evidenz dafür, daß sehr ein Adjunkt zu A und nicht ein Kopf (Degree0) ist, der eine AP als Komplement zu sich nimmt, ergibt sich aus dem folgenden Kontrast.

(12)

(32) a. die auf ihre Tochter sehr stolze Mutter b. ?* die sehr auf ihre Tochter stolze Mutter

Wer behauptet, daß (32 b) die Grundstruktur und (32 a) die abgeleitete Struktur ist, muß gewichtige Argumente ins Feld führen.

Auch beid- kann sowohl initial wie nicht-initial verwendet werden. Im letzteren Fall flektiert es genau wie ein Adjektiv, also schwach nach dem definiten Artikel oder einem Demonstrativdeterminans (der Wunsch der (Jdieser) beiden Kontrahenten). Im initialen Fall flektiert es stark (der Wunsch beider Kontrahenten). Eventuell folgende Adjektive flektieren anders als bei viel- und wenig- im initialen Fall schwach, beid- verhält sich also nicht wie ein beliebiges (initiales) Adjektiv, sondern eher wie ein definites Determinans.

(33) a. der Wunsch beider ehrgeizigen Kontrahenten b. der Wunsch vieler ehrgeiziger Kontrahenten c. der Wunsch ehrgeiziger, umtriebiger Kontrahenten d. der Wunsch dieser ehrgeizigen Kontrahenten

Wie bei viel- und wenig- unterscheiden sich initiale und nicht-initiale Verwen- dung nicht nur in der Flexion, sondern auch in bezug auf den Status der Nominalphrase als quantifikationell oder referentiell. An Negation, Koordina- tion und Quantoreninteraktion läßt sich zeigen, daß initiales beid- Teil eines nominalen Quantors ist.

Die beiden folgenden Sätze sind nicht logisch äquivalent:

(34) a. Es sind beide Philosophen nicht eingeladen worden.

b. Es ist nicht der Fall, daß beide Philosophen eingeladen worden sind.

Wenn nur einer von den beiden eingeladen worden ist, so ist (a) falsch und (b) wahr. Im Unterschied dazu sind (35 a) und (b) äquivalent und in der angegebenen Situation (mehr oder weniger) falsch.

(35) a. Die beiden Philosophen sind nicht eingeladen worden.

b. Es ist nicht der Fall, daß die beiden Philosophen eingeladen worden sind.

Die Sensitivität von initialem beid- bzgl. der Negation zeigt sich auch darin, daß in Beide Philosophen sind nicht eingeladen worden bei einem bestimmten Akzentuierungsmuster (steigender Akzent auf beide und fallender auf nicht) die Lesart möglich ist, daß es nicht der Fall ist, daß beide Philosophen eingeladen worden sind. Etwas Vergleichbares ist bei (35 a) unmöglich.

Bei der Koordination mit oder führt VP-Koordination und Satzkoordination bei initialem beid- nicht zu logisch äquivalenten Sätzen:

(13)

(36) a. Beide Philosophen haben getanzt oder gesungen.

b. Entweder haben beide Philosophen getanzt oder (aber) beide Philoso- phen haben gesungen.

Wenn nur einer der beiden getanzt und nur der andere gesungen hat, dann ist (36 a) wahr, aber (36 b) falsch. Interessanterweise sind aber auch die Sätze in (37) nicht äquivalent:

(37) a. Die beiden Philosophen haben getanzt oder gesungen.

b. Entweder haben die beiden Philosophen getanzt oder (aber) die beiden Philosophen haben gesungen.

Klare Unterschiede zwischen initialem und nicht-initialem beid- ergeben sich wieder bei Anwesenheit eines weiteren Quantors:

(38) a. Beide Philosophen haben vielen Gästen die Hand gegeben, b. Vielen Gästen haben beide Philosophen die Hand gegeben.

Die beiden Sätze haben unterschiedlichen Inhalt. Im ersten Fall wird von beiden Philosophen gesagt, daß sie vielen Gästen die Hand gegeben haben. Im zweiten Fall wird von vielen Gästen gesagt, daß beide Philosophen ihnen die Hand gegeben haben. Das erste kann wahr sein, ohne daß das zweite wahr wäre (das Umgekehrte gilt nicht). Mit anderen Worten, im ersten Fall hat beide Philosophen weiten Skopus, im zweiten Fall viele Gäste. (Der Kontrast in (38) ist so, wie man ihn aufgrund der Skopusregularitäten im Deutschen erwarten würde- vgl. Pafel 1991 b, 1993 a.) Die folgenden Sätze jedoch haben keinen klar zu unterscheidenden Inhalt:

(39) a. Die beiden Philosophen haben vielen Gästen die Hand gegeben, b. Vielen Gästen haben die beiden Philosophen die Hand gegeben.

Die Sensitivität von Nominalphrasen mit initialem beid- gegenüber dem Unterschied zwischen Satz- und Prädikatsnegation und zwischen Satz- und VP-Koordination sowie die Sensitivität gegenüber der relativen Stellung zu Quantoren sind eindeutige Indizien dafür, daß es sich bei solchen Nominalphra- sen um Quantoren handelt. Die unterschiedliche Natur von Nominalphrasen mit initialem und nicht-initialem beid- zeigt sich auch deutlich bei der Rechtsversetzung und der Partitivkonstruktion.

(40) a. Wir haben sie eingeladen, die beiden Philosophen, b. ?* Wir haben sie eingeladen, beide Philosophen.

(41) a. einer der beiden Philosophen b. * einer beider Philosophen

c. einer von den beiden Philosophen

d. ?* einer von beiden Philosophen (siehe aber: einer von beiden)

(14)

Die Fakten werden verständlich, wenn man annimmt, daß die Nominalphrase die beiden Philosophen referentieller Natur ist, die Nominalphrase beide Philo- sophen jedoch nicht. Um diesen Umständen Rechnung zu tragen, setzen wir wie bei viel- zwei Lexikoneinträge an. In der initialen Verwendung ist beid- Adjektivteil eines komplexen quantifìkationellen Determinans mit leerem Kopf, das im Unterschied zu viel- définit ist (wodurch sich die schwache Flexion folgender Adjektive erklärt - siehe Teil 6.). In der nicht-initialen Verwendung ist beid- NP-modifizierendes Adjektiv. (Mehr zu den Eigenschaften von beid- in 7.) Auch die Quantitätsangaben aus Liste (2), die wir noch nicht behandelt haben, sind Adjektive und, wenn sie eine quantifikationelle Verwendung aufweisen, D-Adjunkte. Jed-, all-, manch-, mehrer-, etwas und einig- können so gut wie nur quantifikationell verwendet werden, als Teil eines komplexen Determinans. Bei ganz- und gesamt- handelt es sich um Adjektive, die überhaupt nicht quantifikationell verwendet werden können. Für die Kardinalia gibt es dieselben beiden Verwendungsweisen wie für viel-, wenig- und beid-.

Es unterscheiden sich jed- und ein- jed- somit in ihrer syntaktischen Struktur nur minimal: In beiden Fällen handelt es sich um ein komplexes quantifikatio- nelles Determinans, doch im einen Fall ist der D-Kopf leer, im anderen wird er vom indefiniten Artikel besetzt.

Man mag erwägen, die Struktur (42) D [ ± DEE;J-QUAN]

D À

nicht über einen Lexikoneintrag einzuführen, sondern syntaktisch aufzubauen.

Siehe etwa Watanabe (1992) zu der Annahme, daß D eine QP als Komplement nimmt und der Kopf der QP via Kopf-zu-Kopf-Bewegung an D adjungiert (ich habe die Spezifikatoren weggelassen, die bei Watanabe eine wichtige Rolle spielen):

(43) DP^

D OP D Q Q NP

jede! tx

Für die zusätzliche Kategorie Q und die höhere syntaktische Komplexität benötigt man gute Gründe. Was die Kategorie Q angeht, so haben wir im Gegenteil schon viele Gründe kennengelernt - und werden weitere kennenlernen - dafür, daß Quantitätsangaben Adjektive sind. Was die höhere syntaktische

(15)

Komplexität angeht, so ergibt sich aus einer Parallelisierung von Satz- und Nominalphrasenstruktur unmittelbar kein Argument, wenn man annehmen wollte, daß sich in beiden Fällen zwei funktionale Projektionen über einer lexikalischen Projektion erheben.

(44) Sätze: [CP • · [.P - [VP · · · ]]]

Nominalphrasen: [DP · · · IQP · · · [NP · · · Hl

Denn es ist im Deutschen keineswegs gesichert, daß Sätze (seien es VI-, V2- oder Vend-Sätze) in der angedeuteten Weise aus zwei verschiedenen funktionalen Projektionen bestehen (siehe z.B. Brandt u.a. 1992, Haider 1993). Es ist im Gegenteil durchaus möglich, daß Sätze die Projektion eines funktionalen Elementes sind, das eine VP als Komplement zu sich nimmt, so wie Nominal- phrasen nach der hier vertretenen Analyse die Projektion eines funktionalen Elementes sind, das eine N P als Komplement zu sich nimmt. Die erhöhte syntaktische Komplexität bei einer Analyse wie in (43) scheint nicht dazu zu fuhren, daß man die Komplexität der Lexikoneinträge wesentlich reduzieren könnte: (i) Bei den komplexen Determinantien d- selb-, ein- jed-, d- meist- etc.

kommt man nicht umhin, im Lexikon ihrem idiomatischen Charakter auf irgendeine Weise Rechnung zu tragen, (ii) Man muß im Lexikon sicherstellen, daß Quantitätsangaben wie jed-, all-, manch- etc. nur quantifikationell verwen- det werden können, (iii) Solche Idiosynkrasien wie die Unflektiertheit von viel- und wenig- im Singular bei der quantifikationellen Verwendung scheinen nach einer lexikalischen Behandlung zu verlangen. Ebenso der Umstand, daß wenig- in der quantifikationellen Verwendung Teil eines negativen Determinans ist. (iv) Man muß sicherstellen, daß es sich bei dem komplexen D um ein QUAismFiKA- TiONELLES Determinane handelt - das je nach Quantitätsangabe définit oder indefinit ist. Auch diese Informationen scheinen im Lexikon gespeichert werden zu müssen.

5. Zu ein-, kein- und nicht ein-, n i c h t all-

Es liegt nahe anzunehmen, daß ein- wie die Kardinalia die doppelte Verwendung hat als NP-modifizierendes Adjektiv {das eine Schiff) und als Adjektivteil eines komplexen quantifikationellen Determinans (eines von uns). Dieses sind zwei Verwendungen dessen, was man traditionell das Zahlwort ein- nennt. Davon ist der Artikel ein- zu unterscheiden, der ein Determinans ist, unbetonbar und zu 'n phonetisch abschwächbar. Die Proklise hilft Adjektiv- und Artikelverwendung zu unterscheiden:

(45) a. ein Schiff a'. 'n Schiff b. ein jedes Schiff b'. 'n jedes Schiff

(16)

c. ein paar Boote c'. 'n paar Boote d. ein wenig Zwieback d'. 'n wenig Zwieback (46) a. eines von uns a'. *'nes von uns

b. das eine Schiff b'. *das 'ne Schiff

Daß der Artikel im Unterschied zum Adjektiv nicht betonbar ist, sieht man nicht so ohne weiteres, da bei EIN Schiff (Betonung wird durch Kapitälchen dargestellt) auf den ersten Blick nicht klar ist, ob wir es mit dem Adjektiv oder dem Artikel zu tun haben. Siehe aber:

(47) a. *EIN jedes Schiff (vs. ein JEDES Schiff) b . EINES v o n u n s

c. das EINE Schiff

d. *'N Schiff (mit betontem '/J)

Ich möchte im folgenden zeigen, daß sich DPs mit dem Artikel ein- als Kopf wie referentielle Ausdrücke verhalten (und zwar ähnlich wie bloße Plurale), DPs mit dem Adjektiv ein- als Teil eines komplexen Determinans dagegen wie Quanto- ren.

Während der Satz (48) skopusambig ist, gilt dies nicht von den Sätzen in (49) (es sind nur die Betonungsverhältnisse innerhalb der Nominalphrase darge- stellt):

(48) EINEN Krimi wird jeder lesen wollen.

(49) a. Einen KRIMI wird jeder lesen wollen, b. 'nen KRIMI wird jeder lesen wollen.

Man sieht dies, wenn man die Sätze als Antwort testet auf die Frage "Von wievielen Krimis kann man sagen, daß jeder sie lesen will?". N u r (48) ist in diesem Kontext akzeptabel. Der Satz (50 a) bedeutet, wenn innerhalb der Nominalphrase Mitglied und Club intonatorisch hervorgehoben sind, dasselbe wie (50 b).

(50) a. Ein Mitglied dieses Clubs trinkt keinen Alkohol, b. Mitglieder dieses Clubs trinken keinen Alkohol.

Man kann sie paraphrasieren als "Es ist nicht der Fall, daß ein Mitglied dieses Clubs Alkohol trinkt" oder als "ein Mitglied dieses Clubs zeichnet sich dadurch aus, daß es keinen Alkohol trinkt". Solche indefiniten DPs reagieren, wie man sieht, nicht sensitiv auf die Negation. Ebensowenig reagieren sie sensitiv auf die

(17)

Koordination. Der Satz (51 a) bedeutet dasselbe wie der Satz (51 b), der nur wegen der Wiederholung nicht so gut klingt (Betonung wie in (50 a)).

(51) a. Ein Mitglied dieses Clubs trinkt Mineralwasser und spielt Golf.

b. Ein Mitglied dieses Clubs trinkt Mineralwasser und ein Mitglied dieses Clubs spielt Golf.

Die Situation verändert sich völlig, wenn man die Betonung auf ein legt.

(52) EIN Mitglied dieses Clubs trinkt keinen Alkohol.

Die Bedeutung ist jetzt eine ganz andere; die 'generische' Lesart von (50) ist nicht mehr vorhanden. Der Satz hat die Lesart, daß es ein Mitglied dieses Clubs gibt, das keinen Alkohol trinkt. Die Negation ist also im Skopus des Subjekts. Eine andere Skopuslesart hat der Satz nicht. Das bedeutet, daß er sich nicht paraphrasieren läßt als: "Es ist nicht der Fall, daß ein Mitglied dieses Clubs Alkohol trinkt." Ähnlich verhält es sich bei der Koordination. Die Sätze (53 a) und (b) sind nicht logisch äquivalent.

(53) a. EIN Mitglied dieses Clubs trinkt Mineralwasser und spielt Golf.

b. EIN Mitglied dieses Clubs trinkt Mineralwasser und EIN Mitglied dieses Clubs spielt Golf.

DPs mit betontem ein- verhalten sich eindeutig wie Quantoren.

Das gleiche läßt sich an einem anderen Beispiel demonstrieren. (54 a) und (b) haben dieselbe 'generische' Bedeutung.

(54) a. Eine KATZE landet IMMER auf ihren Füßen, b. Katzen landen immer auf ihren Füßen.

(55) hat diese Lesart nicht, dafür aber die zwei Skopuslesarten (56 a) und (b).

(55) EINE Katze landet IMMER auf ihren Füßen.

(56) a. Es gibt eine Katze, die immer auf ihren Füßen landet, b. Immer gibt es eine Katze, die auf ihren Füßen landet.

Es drängt sich die Schlußfolgerung auf, daß indefinite DPs mit dem Artikel ein- referentielle Ausdrücke sind, indefinite DPs mit ein- als Teil eines komplexen Determinans Quantoren.

Auch bei kein- kann man eine quantifikationelle17 und eine nicht-quantifika-

17 Nur fcew-Phrasen im Singular weisen eine quantifikationelle Verwendung auf, nicht aber fcem-Phrasen im Plural (vgl. Kratzer 1989). Dem scheint zu entsprechen, daß

(18)

tionelle Verwendung unterscheiden. Mit letzterer hat man es zum Beispiel bei der prädikativen Verwendung zu tun (Fido ist kein Leopard). Beispiele für die quantifìkationelle Verwendung sind die beiden Sätze in (57) - hier fuhrt eine unterschiedliche Stellung relativ zu alle zu unterschiedlichen Lesarten.

(57) a. Keine Aufgabe haben alle lösen können.

= Es gibt keine Aufgabe, die von allen gelöst werden konnte, b. Es haben alle keine Aufgabe lösen können.

= Von allen gilt, daß sie keine Aufgabe haben lösen können.

In dieser quantifìkationellen Verwendung ist kein- gleichbedeutend mit nicht EIN (Keine Aufgabe haben alle lösen können = nicht EINE Aufgabe haben alle lösen können). Es hegt auf der Hand davon auszugehen, daß kein- (wie ein-) sowohl ein Artikel sein kann als auch ein Adjektiv, das Teil eines komplexen quantifìkatio- nellen Determinans ist, das im Unterschied zu ein- genauso wie wenig- das Merkmal + NEG aufweist. Die Parallelen zwischen kein- und nicht ein können motivieren, daß wir es bei letzterem auch mit einem negativen Determinans zu tun haben:

(58) [D(+ neg] nicht [D e ein-]]

In (59) bildet nicht eine Aufgabe EINE Konstituente. Ein Argument dafür ergibt sich aus der Betrachtung der möglichen Skopuslesarten. Der Satz Eine Aufgabe haben alle gelöst ist skopusambig, er hat z. B. die Lesart, daß von jedem gilt, daß er eine Aufgabe gelöst hat (wobei es unterschiedliche Aufgaben sein können, die jeweils gelöst wurden). Wenn nun (59) als "[nicht [s eine Aufgabe haben alle gelöst]]" zu analysieren wäre, so sollte (59) die Lesart haben, daß es nicht der Fall ist, daß jeder eine Aufgabe gelöst hat, daß m.a.W. nicht alle eine Aufgabe gelöst haben. Der Satz (59) kann aber diese Lesart nicht haben.

(59) Nicht eine Aufgabe haben alle gelöst.

= Es gibt keine Aufgabe, die von allen gelöst wurde.

Φ Nicht alle haben eine Aufgabe gelöst.

In einem Gutachten zu diesem Aufsatz wird zurecht darauf aufmerksam gemacht, daß mit einer solchen Analyse der quantifìkationellen Verwendung von kein- und nicht ein- das Phänomen der Kohäsion nicht erfaßt wird. Bei der Kohäsion wie in

(60) Johanna will sich kein KLAVIER kaufen

nur das singularische ein-, aber nicht dessen unsichtbares, pluralisch verwendbares Pendant 'zero' (s. (107)) eine quantifìkationelle Verwendung hat.

(19)

bezieht sich die Negation nicht auf die indefinite Nominalphrase, sondern auf den ganzen Satz. Man sieht dies einmal daran, daß man den Satz paraphrasieren kann als "Johanna hat nicht die Absicht, sich ein Klavier zu kaufen", zum anderen daran, daß sich der Ausdruck der Negation von der indefiniten Nominalphrase abtrennen läßt:

(61) Ein KLAVIER will sich Johanna NICHT kaufen.

Setzt man ausgehend von (60) die ganze Phrase kein KLA VIER ins Vorfeld, so hat der Satz nicht mehr die ursprüngliche Bedeutung, er ist sogar kaum mehr akzeptabel:

(62) ?* Kein KLAVIER will sich Johanna kaufen.

Somit ist klar, daß eine Nominalphrase mit kein- in der kohäsiven Verwendung kein negativer Existenzquantor sein kann. Dies ist für unsere Analyse so lange kein Problem, wie es gerechtfertigt ist, davon auszugehen, daß fcew-Phrasen eine zweite Verwendung haben, in der sie keine negativen Existenzquantoren sind.

Nun haben wir ja oben schon eine nicht-quantifikationelle Verwendung von kein- angenommen und die prädikative Verwendung als Beispiel angeführt. Die prädikative Verwendung hat ganz ähnliche Eigenschaften wie die kohäsive in (60). So läßt sich der Ausdruck der Negation von der indefiniten Nominalphrase abtrennen (was sich auch bei der Paraphrase "Fido fällt nicht unter den Begriff Leopard'"'' zeigt), und die kein-Phrase nicht ins Vorfeld bewegen:

( 6 3 ) a . E i n LEOPARD i s t F i d o NICHT.

b. ?* Kein LEOPARD ist Fido.

Auch bei der prädikativen Verwendung scheint mithin Kohäsion vorzuliegen.

Nicht jede kohäsive Verwendung von kein- ist eine prädikative, aber jede kohäsive Verwendung scheint eine nicht-quantifikationelle zu sein, sowie umgekehrt jede nicht-quantifikationelle eine kohäsive Verwendung zu sein scheint. (Indirekte) Evidenz dafür, daß die fcew-Phrase in (60) nicht-quantifika- tionell ist, ergibt sich aus den Betonungsverhältnissen (in (60) und (61) ist innerhalb der Phrase das Nomen, nicht kein- betont) und der Möglichkeit der Proklise in (61) ( « KLAVIER will sich Johanna NICHT kaufen).

Deutlich zeigt sich der Unterschied zwischen der quantifikationellen und der nicht-quantifikationellen (der kohäsiven) Verwendung an den unterschiedlichen Eigenschaften der Sätze in (64):

(64) a. Die Jury will keinen PIANISTEN in die engere WAHL ziehen, b. Die Jury will KEINEN Pianisten in die engere WAHL ziehen.

(20)

Sie haben einen unterschiedlichen Inhalt: Nach (64 a) hat die Jury nicht die Absicht, einen Pianisten in die engere Wahl zu ziehen - der propositionale Gehalt der Absicht, die der Jury fehlt, - nämlich: "Pianisten werden in die engere Wahl gezogen" - bezieht sich nicht auf irgendwelche konkreten Pianisten, sondern auf Pianisten generell; nach (64 b) gibt es keinen Pianisten (aus der Menge der zum Wettbewerb angetretenen Pianisten), von dem die Jury die Absicht hätte, ihn in die engere Wahl zu ziehen - die Absichten, die der Jury fehlen, haben m.a.W. die Form: "Pianist XY wird in die engere Wähl gezogen."18 Die beiden Sätze unterscheiden sich auch in ihren Betonungsver- hältnissen: In (64a) liegt innerhalb der definiten Nominalphrase die Betonung auf dem Nomen, in (64 b) liegt innerhalb der indefiniten Nominalphrase die Betonung auf keinen. Sodann ist die Trennung des Ausdrucks der Negation von der indefiniten Nominalphrase in (64 a), nicht aber in (64 b) möglich - (64 b) hat weder dieselbe Bedeutung wie (65 a) noch wie (65 b):

(65) a. Einen PIANISTEN will die Jury NICHT in die engere Wähl ziehen, b. EINEN Pianisten will die Jury NICHT in die engere Wahl ziehen.

Die beiden Sätze in (64) unterscheiden sich schließlich auch darin, daß die Versetzung der fceiw-Phrase ins Vorfeld in (64 b) möglich ist, ohne daß sich die Bedeutung ändert, in (64 a) aber nicht:

(66) a. ?* Keinen PIANISTEN will die Jury in die engere W A H L ziehen, b. KEINEN Pianisten will die Jury in die engere W A H L ziehen.19

Da es hinlänglich gerechtfertigt scheint, eine quantifikationelle und eine nicht-quantifikationelle Verwendung von kein- zu unterscheiden, und die kohäsive Verwendung mit der nicht-quantifikationellen zusammenfällt, ist das Phänomen der Kohäsion kein Problem für die obige Analyse der quantifikatio- nellen Verwendung von kein- (und nicht ein- wie in (58)).20

18 Was das semantische Verhältnis der beiden Sätze angeht, siehe den folgenden Kontrast:

(i) Die Jury will KEINEN Pianisten in die engere Wahl ziehen, da sie keinen PIANISTEN in die engere Wahl ziehen will.

(ii) ? Die Jury will keinen PIANISTEN in die engere Wahl ziehen, da sie

KEINEN Pianisten in die engere Wahl ziehen will.

19 Nicht EIN- hat nur eine quantifikationelle Verwendung - d. h. der Satz Die Jury will nicht EINEN Pianisten in die engere WAHL ziehen hat dieselben Eigenschaften wie ( 6 4 b).

20 Vielversprechend scheint mir eine Analyse der kohäsiven Verwendung von /tew-Phrasen, die von folgenden Annahmen ausgeht: (i) tew-Phrasen sind Negationsträ- ger; (ii) Negationsträger - einschließlich nicht - markieren eine prädikative Phrase - ζ. B.

eine VP - als negativ, drücken aber nicht die Negation aus; (iii) erst die Markierung der prädikativen Phrase als negativ ist semantisch 'aktiv', erst durch sie erhält die prädikative

(21)

Wie in Nicht eine Aufgabe haben alle gelöst ( = 59) bilden nicht und die Quantitätsangabe in Nicht alle (¡nicht viele) haben eine Aufgabe gelöst eine Konstituente, wobei nicht vermutlich Teil des Determinans ist. Dabei kann man beobachten, daß in PPs die Stellung von nicht vor der Präposition oft weitaus akzeptabler ist als die unmittelbar vor der Quantitätsangabe (vgl. Jacobs 1982 zur Stellung von nicht in PPs).

(67) a. Nicht von allen Ärzten kann man dies erwarten, b. ?* Von nicht allen Ärzten kann man dies erwarten.

Die Stellungsmöglichkeit vor der Präposition läßt sich bei vielen Adverbien bzw.

Partikeln beobachten, mit denen man Quantitätsangaben modifizieren kann:

(68) a. von fast allen Ärzten b. fast von allen Ärzten

(69) a. von mindestens drei Patienten b. mindestens von drei Patienten (70) a. von höchstens sieben Pflegern

b. höchstens von sieben Pflegern (71) a. durch ungefähr elf Operationen

b. ungefähr durch elf Operationen (72) a. von nur zwei Besuchern

b. nur von zwei Besuchern (73) a. von wohl allen Leuten

b. wohl von allen Leuten (74) a. von vermutlich allen Leuten

b. vermutlich von allen Leuten

Anders als bei nicht ist bei diesen Adverbien bzw. Partikeln die Stellung unmittelbar vor der Quantitätsangabe durchaus akzeptabel. Diese Modifikato- ren unterscheiden sich klar von sehr, bei dem die Stellung vor der Präposition völlig unmöglich ist - *sehr von vielen Besuchern. Wenn man diese Modifikato- ren wie nicht als linke Adjunkte an D analysiert, so kann man erwägen, die Stellung vor der Präposition als Resultat einer Bewegung von Kopf zu Kopf zu betrachten (die bei sehr, einem Adjunkt an A, nicht möglich ist). Der Modifikator adjungiert dabei ünks an P:

(75) [pp [p nichtj von] [DP [D tl e allen] Ärzten]]

Phrase eine negative Bedeutung (vgl. Ladusaw 1992: 252: „it is the feature [neg] which expresses negation, not the lexical category which introduces it*'); (iv) damit hat die /rein-Phrase eine ähnliche Semantik wie eine entsprechende Phrase mit dem indefiniten Artikel ein- oder 'zero' (zu 'zero' s. (107)).

(22)

Es bliebe zu erklären, warum sich nicht anders als die Modifikatoren in (68) bis (74) mehr oder weniger obligatorisch bewegen muß.

6. Die Verteilung von starker und schwacher Flexion in nominalen Quantoren

Im folgenden versuche ich zu zeigen, daß man die Verteilung der starken und schwachen Flexion in nominalen Quantoren systematisch erfassen kann, wenn man annimmt, daß Quantitätsangaben an D adjungiert sind. Es sind keine Beschränkungen, Regeln oder Prinzipien nötig, die man nicht unabhängig bei der Analyse der Verteilung der starken und schwachen Flexion in nicht- quantifikationellen Nominalphrasen bräuchte.

Was die starke und schwache Flexion in Nominalphrasen angeht, so gilt es, die folgenden fünf Gruppen von Fakten zu erfassen:

I. Modifizierende Adjektive (also Adjektive, die Kopf einer an NP adjungierten AP sind), die auf den definiten Artikel oder das Demon- strativdeterminans folgen, flektieren schwach, und modifizierende Ad- jektive, die auf den indefiniten Artikel folgen, flektieren gemischt.

II. Modifizierende Adjektive, denen kein sichtbarer Artikel vorangeht, flektieren stark.

(76) a. der Wunsch aufrechter, ehrlicher Menschen b. großer, mächtiger Manitu [Vokativ]

III. jed-, all-, manch- [Sg.] und beid- (in der quantifikationellen Verwendung) flektieren in der Regel wie dies-, d. h. bis auf Genetiv Singular Maskulin und Neutrum wie stark flektierende Adjektive. Modifizierende Adjekti- ve, die auf diese Ausdrücke folgen, flektieren schwach.

(77) jedes (/aller, manches) aufrechten, ehrlichen Menschen (78) der Wunsch dieses aufrechten, ehrlichen Menschen

IV. Viel-, wenig-, einig-, mehrer-, manch- [Pl.], etlich-, zahllos-, unzählig-, zahlreich- sowie die Kardinalia flektieren in der quantifikationellen Verwendung stark - von idiosynkratischen Ausnahmen abgesehen.

Ihnen folgende modifizierende Adjektive flektieren in der Regel eben- falls stark.

(79) der Wunsch vieler (/weniger, mehrerer, mancher, einiger) aufrechter, ehrlicher Menschen.

(23)

V. In d- selb-, d- jenig-, d- gleich- und d- meist- flektiert das Quantitätsadjek- tiv schwach, bei ein- jed-, ein- jeglich-, ein- jedwed-, ein- manch- gemischt.

Modifizierende Adjektive flektieren schwach.21

Versucht man, die Regularitäten im Verhältnis von D zu der Deklinationsart der modifizierenden Adjektive zu verstehen, ergeben sich zwei Möglichkeiten.

Die erste Möglichkeit geht von den Fakten in (I) aus -

(80) Wenn ein einfaches D eine bestimmte Deklinationsart aufweist (stark oder schwach), dann weist ein modifizierendes Adjektiv die entgegen- gesetzte Deklinationsart auf

- und überträgt dies auf komplexe D:

(81) Wenn ein Teil eines komplexen D - entweder der D-Kopf oder das Adjektiv - eine bestimmte Deklinationsart aufweist, dann weist ein modifizierendes Adjektiv die entgegengesetzte Deklinationsart auf.

Wenn wir nun annehmen, daß ein komplexes D genau dann das Flexionsmerk- mal + STARK hat, wenn ein Teil von D stark ist, dann erfaßt ( 8 1 ) die Verhältnisse in (III) korrekt, nicht aber die Verhältnisse in (IV)! Obwohl die Quantitätsadjek- tive viel-, wenig-, einig-, mehrer-, manch- [Pl.] etc. als Teil eines komplexen Determinans stark flektieren, flektieren die modifizierenden Adjektive ebenfalls stark. Insbesondere bei viel- und wenig- ist der Kontrast zu dem Verhältnis von ein- zur Deklinationsart der modifizierenden Adjektive deutlich. Obwohl v/W- und wenig- manchmal flektiert, manchmal unflektiert sind (siehe oben 4.), ist die Deklinationsart der modifizierenden Adjektive davon nicht abhängig. Wenn man also (80) und (81 ) als zugrunde liegende Regularitäten ansetzt, so muß man das Verhalten von viel-, wenig-, einig-, mehrer-, manch- [Pl.] etc. als idiosynkra- tisch einstufen.

Die zweite Möglichkeit, die Regularitäten zwischen D und der Deklinations- art der modifizierenden Adjektive zu deuten, geht von dem Kontrast zwischen (III) und (IV) aus. Die Deklinationsart der modifizierenden Adjektive scheint von einer Eigenschaft, von einem Merkmal von D abzuhängen, das unabhängig davon ist, ob ein Teil des komplexen Determinans stark flektiert oder nicht. Wir wissen aus anderen Zusammenhängen (siehe unten 9.), daß die Quantoren in (III) und (IV) unterschiedliche Eigenschaften aufweisen und daß sich in bezug auf diese Eigenschaften die Quantoren in (III) wie definite und die Quantoren in (IV) wie indefinite Nominalphrasen verhalten. Ich nehme deswegen an, daß die Quantoren in (III) définit und die in (IV) indefinit sind und daß das Merkmal 21 Bei ein- jed- etc. scheint dialektal gemischte Flexion der modifizierenden Adjektive möglich.

(24)

von D, das für die Deklinationsart der Adjektive ausschlaggebend ist, das M e r k m a l ± DEF(INIT) ist.

(82) Wenn ein D + DEF ist, dann flektieren modifizierende Adjektive schwach.

(83) Wenn ein D — DEF ist, dann flektieren modifizierende Adjektive stark.

Mit (82) werden dann neben den Verhältnissen in (III) die Verhältnisse bei Nominalphrasen mit dem definiten Artikel, dem Demonstrativdeterminans und komplexen definiten Determinantien der Art d- selb- oder d- meist- korrekt erfaßt. (83) entspricht den Gegebenheiten in (IV), doch mit dem Verhalten von ein- ist es nicht kompatibel. Unter dieser Perspektive muß man also das Verhalten von ein- (und von kein-) als idiosynkratisch einstufen. Auch in bezug auf (82) gibt es mit den Possessivpronomina eine Ausnahme (unser bevorzugter Komponist, unseres bevorzugten Komponisten).

Ich ziehe es vor, die Idiosynkrasien nicht wie bei der ersten Möglichkeit bei den Quantitätsangaben viel-, wenig-, einig-, mehrer-, manch- [Pl.] etc., sondern bei ein-, kein- und den Possessivpronomina zu lokalisieren. Diese zweite Möglichkeit hat den Vorteil, daß sie darauf verzichten kann, bei den Determi- nantien ein Flexionsmerkmal ± STARK anzusetzen.

Wir sind bisher mit Instanzen der folgenden zwei Phrasenstrukturschemata ausgekommen (die keine lineare Abfolge festlegen):

(84) a. X+ m a i X_ m a i - (Υ+·°") (Komplettierung) b. Xm a i - X"®" - Y " " " (Adjunktion)

Dem Komplettierungsschema entspricht die Regel " D P D — NP", dem Adjunktionsschema " N P -» AP - N P " und " D D — A " . In bestimmten Konstellationen kongruieren nun Satelliten (d. h. Adjunkte und Komplemente) mit den entsprechenden Köpfen (XemM, X- m a x) . Kongruenz zwischen Satellit und Kopf wird formal als der Sachverhalt gefaßt, daß ein Kopf eine komplexe Merkmalsspezifikation22 und zwar eine AGR-Spezifikation (AGR [Ff. F2:_, . . . , Fn: _]) trägt, die als Wert von A G R eine Menge von Merkmalsspezifikatio- nen (F l : _, F2 : _ , . . . , Fn: _ ) hat, die mit den entsprechenden Merkmalsspezifika- tionen des Satelliten übereinstimmen müssen. Die Übereinstimmung der Merkmale wird durch das folgende Kongruenzprinzip gefordert:

(85) Kongruenzprinzip

22 Eine Merkmalsspezifikation [F(:) V] besteht aus dem Merkmal F und einem Wert V für das Merkmal. Eine Merkmalsspezifikation ist komplex, wenn der Wert des Merkmals aus Merkmalsspezifikationen besteht (siehe Gazdar et al. 1985).

(25)

Jede Phrasenstruktur X, die die Form (i) aufweist (Y und Ζ sind Töchter von X) und deren Kopf Ζ ist, ist nur dann wohlgeformt, wenn sie auch die Form (ii) aufweist.

(i) X

Y [ F ^ - , F2: _ , . . . , Fn:_, Fn + 1: _ , . . . , Fn + m:_]

Ζ [AGR [F,:_, F2: _ , . . . , Fn: _ ] ] (ii) X

Y [ Fr[ l ] , F2:[2], . . . , Fn:[n], Fn + 1: _ , . . . , Fn + m:_]

Ζ [AGR [Fj :[1], F2:[2], . . . , Fn:[n]]]

Erläuterung: Koindizierung ([i], 1 < i < n) bedeutet Identität des Merk- malswertes.

In der deutschen Nominalphrase kongruiert N P mit D, AP mit N P und A mit D - und zwar in bezug auf Kasus, Genus, Numerus und Person. Das folgende Verfahren beruht auf der Annahme, daß sie auch in bezug auf die Deklinations- art kongruieren - in bezug auf das Merkmal FLEX mit den Werten STARK und

S C H W A C H (statt [FLEX: S C H W A C H ] schreibe ich abkürzend [ ST] und statt [FLEX:

STARK] [ + ST]). Adjektive und Nomen haben eine solche FLEX-Spezifikation

(FLEX ist ein Kopfmerkmal).

AGR-Spezifikationen werden durch die folgenden Restriktionen zugewiesen, wobei angenommen wird, daß AGR kein Kopfmerkmal ist (s.u.):2 3

R1 Wenn [CAT: Ν, FLEX: ε] dann [AGR [FLEX: ε]]

R2 Wenn [CAT: D, NULL: + ] dann [AGR [-1- ST]]

R3 Wenn [CAT: D , N U L L : — , DEF: + ] dann [AGR [ — ST]]

R4 Wenn [CAT: D , N U L L : — , DEF:—] dann [AGR [ + ST]]

Mit RI bekommen alle Knoten der Kategorie Ν eine AGR-Spezifikation. Durch das Kongruenzprinzip wird von einem Satelliten der nominalen Kategorie, der ein FLEX-Merkmal aufweist, dieselbe FLEX-Spezifikation gefordert wie bei der

23 Ich befasse mich hier der Einfachheit halber nur mit der Flexionskongruenz.

Nimmt man Kasus-, Genus-, Numerus- und Personenkongruenz hinzu, so haben die Restriktionen die folgende Form:

R l ' W e n n [CAT: Ν, KAS: α, GEN: β, NUM: γ , PERS: δ, FLEX: ε]

d a n n [AGR [KAS: α, GEN: β, NUM: γ , PERS: δ, FLEX: ε]]

R 2 ' W e n n [CAT: D, NULL: + , KAS: α, GEN: β, NUM: γ , PERS: δ]

d a n n [AGR [KAS: α, GEN: β, NUM: γ, PERS: δ, FLEX: STARK]]

R 3 ' W e n n [CAT: D, NULL: —, DEF: + , KAS: α, GEN: β, NUM: γ , PERS: δ]

d a n n [AGR [KAS: α, GEN: β, NUM: γ, PERS: δ, FLEX: SCHWACH]]

R 4 ' W e n n [CAT: D, NULL: —, DEF: —, KAS: α, GEN: β, NUM: γ, PERS: δ]

d a n n [AGR [KAS: α, GEN: ß, NUM: γ , FLEX: STARK]]

(26)

nominalen Kategorie. Mit R2 und dem Kongruenzprinzip fordert jedes leere Determinans von einem Satelliten starke Flexion. Ein Knoten, der définit, von der Kategorie D und nicht leer ist, erhält mit R3 eine AGR-Spezifikation, die von einem Satelliten schwache Flexion verlangt. Ein Knoten, der indefinit, von der Kategorie D und nicht leer ist, erhält mit R4 eine AGR-Spezifikation, die von einem Satelliten starke Flexion verlangt.

Da es, wie oben ausgeführt, sowohl zu R3 (die Possessivpronomina) wie zu R4 (iein- und kein-) Ausnahmen gibt, muß man technisch sicherstellen, daß R3 und R4 auf Knoten, die diese Ausdrücke dominieren, nicht angewandt werden und daß diese Ausdrücke lexikalisch spezifizierte AGR-Spezifikationen haben. Ich lasse offen, wie dies genau geschieht.

Betrachten wir nun zuerst die Verhältnisse in Nominalphrasen ohne Quanti- tätsangaben.

(86) a. der neuen konsensfähigen Vorschläge [Gen.]

b. neuer konsensfähiger Vorschläge [Gen.]

c. ein neuer konsensfähiger Vorschlag [Nom.]

d. eines neuen konsensfahigen Vorschlags [Gen.]

Da in (86 a) der definite Artikel das Determinans ist, trägt der D-Kopf nach R3 die AGR-Spezifikation AGR [—ST], die aufgrund des Kongruenzprinzips schwa- che Flexion beim NP-Komplement fordert (siehe (87)). Da [ ± ST] ein Kopfmerk- mal ist, tragen alle N-Knoten das Merkmal [—ST] und wegen R1 tragen sie die AGR-Spezifikation AGR [—ST], die schwache Flexion von den Adjektiven erzwingt.24

(87) D P D [ - NULL, + DEF, AGR [ - ST]] N P J j - ST]

der

AP[— ST] N P [ — ST, AGR[— ST]

A [ - j s T ]

neuen AP [ - ST] N P [ - ST, AGR [ - ST]

A[— ST] Ν [—ST]

I I konsensfahigen Vorschläge 24 Ich habe die AGR-Spezifikationen bei N°, dem obersten NP-Knoten und der DP weggelassen, da sie in diesem Fall keine Rolle spielen. Auch ist die Notation etwas vereinfacht: Statt [CAT: D, NULL: —, DEF: + , AGR [—ST]] schreibe ich D[—NULL, + DEF, AGR [-STD.

(27)

Ich nehme an, daß Substantive, die wie Vorschlag keine stark-schwach- Alteraation aufweisen, sowohl [—st] wie [ +s t] sein können.25 Wenn wie in (86 b) der D-Kopf leer ist, grhält er die AGR-Spezifikation a g r [+st], die indirekt die starke Flexion der Adjektive hervorruft.

(88) DP D [ + NULL, - DEF, A G R [ + ST]]

I e

N P [ + S T ]

NP[ + ST, AGR [ + ST]

AP[ + ST]

I A [ + ST]

I

neuer A P [ + S T ] N P [ + ST, A G R Í + ST]

I I A [ + S T ] N [ + S T ] konsensfähiger Vorschläge I I

In (86 c) ist der D-Kopf lexikalisch durch agr [ + st] spezifiziert, in (86 d) durch agr [ — st]. Es ergibt sich unmittelbar, daß Quantitätsangaben in der nicht- quantifikationellen Verwendung wie andere NP-modifizierende APs flektieren (von Idiosynkrasien abgesehen).

Die Flexion der Quantitätsangaben in der quantifikationellen Verwendung (wie sie in (III), (IV) und (γ) beschrieben wurde) ergibt sich unmittelbar aus der bisherigen Analyse, wenn man annimmt, daß Quantitätsangaben an D adjun- gierte Adjektive sind. Bei komplexen Determinantien wie d- meist und d- selb- erhalten die beiden D-Knoten mit R3 die Spezifikation agr [—st], die vom Quantitätsadjektiv wie vom modifizierenden Adjektiv schwache Flexion for- dert.

(89) D [ - NULL, + DEF, AGR [ - ST]]

D [ - NULL, + DEF, AGR [ - ST]] A [ - ST]

der meisten der selben

25 Eine stark-schwach-Alteraation wie Adjektive zeigen ζ. B. Beami-, Verwandt- e r dienstbeflissene Beamte, ein dienstbeflissener Beamter). Ich verdanke diese Beispiele einem Gutachter sowie W. Detmar Meurers.

(28)

Bei komplexen Determinantien wie ein- jed- und ein- manch- flektiert das Quantitätsadjektiv gemischt, da der indefinite Artikel je nach dem, ob er unflektiert ist oder nicht, mit AGR [ + ST] bzw. mit AGR [—ST] markiert ist. Das komplexe Determinans ist définit (wie jed- und manch- mit leerem D) und trägt somit die Spezifikation AGR [ — ST].

Bei indefiniten Quantoren mit einem leeren D-Element - wie in (90) - erhält der untere D-Knoten mit R2 und der obere mit R4 die Spezifikation AGR [ + ST].

Somit wird sowohl von der Quantitätsangabe wie vom modifizierenden Adjektiv starke Flexion gefordert. (Wenn wir wie oben in 4. sehr in sehr viele als Adjunkt zu A auffassen, so stört dies die Perkolation der FLEX-Spezifikation nicht).

(90) vieler neuer gemeinsamer Kandidaten (91) D [ - NULL, - DEF, AGR [ + ST]]

D [ + N U L L , - D E F , A G R [ + S T ] ] A [ + S T ]

I I e vieler Bei definiten Quantoren mit einem leeren D-Element - wie in (92) - erhält der untere D-Knoten mit R2 die Spezifikation AGR [+ST] und der obere mit R3 die Spezifikation AGR [—ST]. Somit muß das Quantitätsadjektiv stark, das modifi- zierende Adjektiv jedoch schwach flektieren.

(92) jedes neuen konsensfahigen Vorschlags (93) D [ - N U L L , + DEF, AGR [ - ST]]

D [ + N U L L , + DEF, AGR [ + ST]] A [ + ST]

e jedes Die Verhältnisse bei diesen Quantoren sowie bei ein- jed- etc. sind der Grund fur die Annahme, daß AGR kein Kopfmerkmal ist.

Mit diesem Vorgehen können wir einige wesentliche Aspekte der Verteilung der starken und schwachen Flexion in Nominalphrasen systematisch erfassen.26

26 Fälle wie in (ib) und (iib), wo die Adjektive nicht parallel flektieren, (Beispiele aus Haider (1991: 329)) werden nicht erfaßt.

(i) a. in ewigem tödlichem Kampfe b. in ewigem tödlichen Kampfe

(ii) a. letzteres zu unserèn Gunsten ausgestelltes Akkreditiv b. letzteres zu unseren Gunsten ausgestellte Akkreditiv

(29)

Entscheidend ist in unserem Zusammenhang nicht die Frage, o b dies das optimale Verfahren ist. Wichtig ist vor allem, daß wir keine zusätzlichen Regeln oder gar Prinzipien benötigen, um die Flexion von Quantitätsangaben in nominalen Quantoren zu erfassen, wenn wir annehmen, daß Quantitätsangaben an D adjungieren. Dieser Umstand sollte auch bei einem adäquateren Verfahren erhalten bleiben.

7. Alle diese Probleme vs. all diese Probleme

Überraschenderweise zeigen flektiertes all- und unflektiertes all ein unterschied- liches Verhalten. Wir haben schon gesehen, d a ß all- im Unterschied zu all - zumindest für manche Sprecher - schlecht vor einer D P mit definitem Artikel stehen kann. Es gibt jedoch noch gravierendere Unterschiede: (i) Bei flektiertem all-, aber nicht bei all ist Quantorenfloating möglich; (ii) all-, aber nicht all kann mit einer N P kombiniert werden; (iii) all-, aber nicht all kann auf pronominales d- folgen.

(94) a. Die Kinder haben alle ein Eis bekommen, b. ?* Die Kinder haben all ein Eis bekommen.

(95) a. Alle Kinder haben ein Eis bekommen, b. * All Kinder haben ein Eis bekommen.

(96) a. Alles das (/das alles) war vorauszusehen, b. All das (/*das all) war vorauszusehen.

Flektierendes all- ist Teil eines komplexen Determinane, das die idiosynkra tische Besonderheit aufweist, daß es auch DPs als Komplement erlaubt.

Die Möglichkeit, daß ein pronominales d- dem all- vorausgehen kann (siehe (96 a)), sowie die obligatorische Abfolge Sie alle (/*alle sie) sind gekommen bringt Giusti (1991) in Verbindung mit der starken Tendenz von Pronomina, am Anfang des Mittelfeldes zu stehen. Diese Parallele ist verführerisch. Denn auch im Mittelfeld haben Personalpronomina und das pronominale (demonstrative oder anaphorische) d- einen unterschiedlich "starken Drang nach vorn":

( 9 7 ) a . O b w o h l d e r F r i t z sie GEKANNT h a t b . O b w o h l sie d e r F r i t z GEKANNT h a t ( 9 8 ) a . O b w o h l d e r F r i t z d i e GEKANNT h a t

b . ? O b w o h l d i e d e r F r i t z GEKANNT h a t

Bei Giusti wird das Pronomen, das seine Basisposition als rechtsstehendes Komplement von all- (dem Kopf einer QP) hat, in die Spezifikatorposition der Q P bewegt. Sie bezieht sich auf Shlonskys (1991) Analyse hebräischer Quanto-

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