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(1)

LITERARISCHE TÄTIGKEIT BEI DEN TÜRKISCHEN

GRUPPEN NORDKAUKASIENS

Von H. Wilfrid Brands, Frankfurt a. M.

1. ALLGEMEINER ÜBERBLICK

1.1. Bei den kaukasustürkischen Volksgruppen, deren literarische Äuße¬

rungen liier zu betrachten sind, handelt es sich um die Kumüken, Kara¬

tschaier, Balkaren und Nogaier. Diese kleinen, ursprünglich der islamischen

Welt zugehörigen Völkerschaften der Russischen Föderation der UdSSR

umfassen - nach der Volkszählung von 1959 - zusammen rund 300000

Menschen. Ihre Dialekte und die daraus nach der Oktoberrevolution ge¬

schaffenen Schriftsprachen gehören sämtlich zum „Nordwestlichen" oder

,, Kiptschakischen" Zweig der Türksprachen, wobei sich eine gewisse

Differenzierung vor allem dmch die regional schwankende Intensität ibero-

kaukasischer Einflüsse ergibt.

1.2. Neben einer reichen, z. T. noch heute lebendigen Volksdichtung mit

türkischen, kaukasischen und ossetisch-iranischen Zügen (,,Narten"-Epos der Karatschaier und Balkaren etc.) begegnen wir bei den vier Volksgruppen

einer Kunstliteratur auf einer frühen Entwicklungsstufe, die aber nicht

bei allen genannten Gruppen die gleiche ist. Nur mit diesen zeitgenössischen

Uterarischen Äußerungen wollen wir uns hier befassen. Es wäre zu ver¬

wirrend, in einer knappen Übersicht vier neue Literaturen gleichartig zu

behandeln, zumal die Zahl der Schreibenden in keinem Verhältnis zur nu¬

merischen Verbreitung ihrer Sprachen steht: Mehr als 100 Autoren sind

allein in den letzten 5-10 Jahren mit selbständigen Veröffentlichungen -

nicht selten mit mehreren Büchern oder Broschüren - zu Wort gekommen.

Ich gehe daher nur auf eine Literatur ausführlicher ein, und zwar auf die

kumükische, die wohl noch weniger bekannt ist als die karatschaische

und die balkarische, während die nogaische nicht über bescheidene Anfänge

hinausgelangt ist. In den folgenden Erläuterungen zur Geschichte der

Schriftsprachen und des Druckwesens (mit einigen Angaben zu den geo¬

graphisch-administrativen Verhältnissen) wird immerhin das Nötigste auch

zm literarischen Situation der übrigen drei Gruppen mitgeteilt.

1.3.1. Die Kumüken - heutige Zahl 135000 - bewohnen Teile Dagestans,

einer Autonomen Republik innerhalb der RSFSR (Hauptstadt Machaökala).

Kumükisch ist heute eine von 10 administrativ anerkannten Schriftspra¬

chen in diesem buntesten Gebiet der Völkerkarte Kaukasiens. Bis in die

(2)

Literarische Tätigkeit bei den türkischen Gruppen Nordkaukasiens 743

30er Jahre hatte es noch als eine Art dagestanischer lingua franca gedient.

Die Anfänge des Schriftkumükischen reichen bis in die Zeit kurz vor der

Revolution zurück. In Temirchan-Sura, dem heutigen Bujnaksk, wurden

schon seit 1902 Bücher in Steindruck hergestellt; zunächst arabische re¬

ligiöse Texte, später auch etliche Werkchen in einer gemischttürkischen

Sprache mit kumükischem Einschlag*. 1917/18 erschienen bereits zwei

kmzlebige politische Zeitungen in reüiem Kumükisch, und zwar im Dialekt

von Chasavjurt, der einige Jahre danach offiziell Grundlage der Literatm¬

spraehe wurde. 1928 mußte die arabische Schrift dem lateinischen Unions¬

alphabet für die asiatischen Völker (,,Janalif") weichen, das wiederum

1938 dmch das Kyrillische ersetzt wurde. Schwerpunkt des kumükischen

Druckwesens war in der Frühzeit zunächst Bujnaksk geblieben; jetzt

werden kumükische Bücher nur in Machackala produziert. In der Haupt¬

stadt erscheint auch das Parteiblatt der Republik. ,, Dagestanskaja Pravda",

von dem es je eine russische, avarische, darginische, kumükische und les-

gische Ausgabe gibt. (Die Reihenfolge entspricht dem zahlenmäßigen An¬

teil der Hauptsprachen Dagestans^).

1.3.2. Die 81000 Karatschaier und die 42000 Balkaren des Kara-

tschaisch-Tscherkessischen Autonomen Bezirks (AO im Verwaltungsgebiet

Stavropol', Hauptstadt Öerkessk) und der Kabardinisch-Balkarischen ASSR

(Hauptstadt Nal'cik) bilden an und für sich auch sprachlich eine zusammen¬

hängende türkische Gruppe. Sie liegen trotz der Einbeziehung in verschie¬

dene Territorien geographisch nicht weit auseinander. Nicht nur die gemein¬

same Tradition ihrer Folklore verbindet sie, sondern auch die gemeinsam

dmchgemachte Kollektivverbannung nach Kasachstan und Kirgisien

1943/44 und die Rückkehr in die Heimatgebiete seit 1957/58^. In beiden

Sprachbereichen kam es nach der Rückführung zu einem sprunghaften

Wiederaufleben literarischer und publizistischer Tätigkeit. Manchmal hatte

man den Eindruck, daß die Auflagenhöhe einen Teil der Wiedergutmachung

bildete, vor allem bei Werken „rehabilitierter" Autoren. (So wmde der

erste karatschaische Roman, Qara kübür, - ,,Die schwarze Truhe" - den

der 1938 umgekommene Hasan Appaev-Appalani 1935-36 veröffentlicht

hatte, 1958 in 10000 Exemplaren wieder aufgelegt).

Über die karatschaische Literatm ist in jüngster Zeit in Moskau eine

ausführliche, musterhaft ausgestattete russische Darstellung erschienen

* Inan, 781; Oöerki istorii Dagestana I, 378.

2 Naoh Letopis' periodiöeskych izdanij SSSR 1950-54 (Moskau 1955), gab es

in der Berichtszeit noch 5 kleinere kumük. Blätter in der Provinz. Die sowjeti¬

sche Druckstatistik für 1964 (Pecaf SSSR, Moskau 1965) läßt den Schluß zu,

daß heute außerhalb von Machackala nur noch eine kumük. Zeitung existiert.

' Die Karatschaier hatten vor der Deportation einen eigenen ,, Autonomen

Bezü-k Karaöaj" (seit 1936). Weitere Angaben s. bei Pbitsak in PhTF I, 342- 343.

(3)

744 H. Wilfrid Brands

(Karaeva 1966), wie sie in dieser Form bisher nm den Literaturen der

zahlenmäßig und kulturell führenden Türkvölker der Union - Usbeken,

Tataren, Kasachen, Aserbaidschaner - zuteil wurde. Das Werk ist sehr zu

empfehlen; es macht eine Erörterung rein literaturhistorischer Fragen an

dieser Stelle überflüssig.

Über die balkarische Literatur gibt es dagegen, abgesehen von einem

schwer zugänglichen lokalen Zeitschriftenaufsatz (vgl. die Bibliographie

unten) keine vergleichbare Informationsmöglichkeit. Der Beitrag von

Inan im Band II der ,, Philologiae Turcicae Fundamenta" heißt zwar

- wohl von der Sprache ausgehend - ,,La htt^rature qaraöay-balqar".

Er berücksichtigt aber ausschließlich karatschaische Autoren der Vor¬

kriegszeit und bietet nur insofern eine brauchbare erste Orientierungs¬

grundlage*. Im Artikel ,,Kara9ay ve Balkarlar" der ,, Isläm Ansiklopedisi"

(Bd. 6, 1955, S. 220-221) hat Mirza Bala sich bezüghch der Balkaren eben¬

falls mit der nicht zutreffenden Feststellung begnügt, Alphabet und

Schriftliteratm seien beiden Gruppen gemeinsam.

Es dürfte daher willkommen sein, wenn ich am Schluß dieses Abschnitts

wenigstens die heute bekanntesten balkarischen Autorennamen nenne.

Die kar.-balk. Schriftsprache hat, schon terminologisch, eine etwas

komplizierte Geschichte. Im ersten Satz der Einleitung zu der bisher aus¬

führlichsten Grammatik schreibt N. A. Baskakov: Qaracay-malqar til eki

qauumya üleSirigen bir milletni tildi ('. . . die Sprache einer Nationalität, die

in zwei Volksgruppen aufgeteilt ist'). Diese Auffassung war zwar für die

Türkologie stets maßgeblich, aber durchaus nicht immer für die zuständigen

Behörden. Seit den Anfängen der Schriftsprache verwenden die einheimi¬

schen Darstellungen, wie die Artikel der großen russischen Nachschlage¬

werke, ganz willkürlich einmal den Sammelbegriff, dann wieder beide Ein¬

zelbezeichnungen getrennt. Die sowjetische Nationalbibliographie anderer¬

seits bleibt bis heute konsequent bei der Trennung. Nach Baskakov (a. a.

0. 41) ist die Orthographie seit 1960 vereinheitlicht. Nennenswerte Unter¬

schiede waren auch vorher nicht festzustellen; soweit sie dmch Verschie¬

denheiten im Lautbestand beider Dialektgruppen bedingt waren, bleiben

sie weiter bestehen. (Dies betrifft wohl nm die Vertretung des gesamt¬

türkischen y-, das im Kar. g- [orthogr. ajk] und im Balk. z- [orthogr. jk]

wird. Karatschaiseh und Balkarisch wurden bis ca. 1925 im reformierten

arabischen Alphabet geschrieben, danach im lateinischen und seit 1937

- Beginn des bis 1940 dauernden Übergangs - im kjrrillischen Alphabet.

Im Gegensatz zu den Sprachen beider Gruppen werden ihre Literatmen

* S. 784. Die Wiedergabe der Originaltitel und Verfassernamen in nicht-

russifizierter Ansetzung stimmt nicbt immer: die in Zl. 31 erwähnte Schrift-

steUerin z. B. heißt nicht Bayramqulqizü, sondern Xalimat Bayramuqlanii

(russ. Bajramukova).

(4)

Literarische Tätigkeit bei den türkischen Gruppen Nordkaukasiens 745

in allen sowjetischen VerölFentlichmigen auseinandergehalten; ausge¬

nommen vielleicht einige Lexikonartikel, in denen man aber auoh Zu¬

sammenstellungen wie ,, dagestanische Literatur" finden kann, wobei die

Nationahtät der einzelnen Literaten manchmal erst mühsam eruiert

werden muß.

Bei der Sonderung ,, Karatschaische Literatur" und ,, Balkarische Lite¬

ratur" könnte ebenfalls die politische Hoffnung mitspielen, auf lange Sicht

in den beiden administrativ getrennten Gebieten so etwas wie ,, übernatio¬

nale Regionalliteraturen" entwickeln zu können. Die örtlichen Zweige des

Schrittstellerverbandes sorgen natürhch für einen engen, ständigen Kon¬

takt zwischen karatschaischen und tscherkessischen Literaten einerseits

und zwischen balkarischen und kabardinischen Autoren andererseits. Ver¬

schieden sind auch die Verlagsorte für die türkischen Schwesterliteraturen :

Karatschaische Bücher werden in Öerkessk veröffentlicht, balkarische in

Nal'öik.

Hier nun die kmzen Angaben zur balkarischen Literatm :

Als ihr Begründer gilt Kjazim Meßiev (1859-1945), ein im Vorderen

Orient weit herumgekommener Poet und glühender Verherrlicher seiner

Bergheimat und seines kleinen Volkes. Mit seinen Anfängen gehört er

eigentlich noch zur Volksdichtung. Bedeutende zeitgenössische Lyriker

sind u. a. Bert Gurtuev (*1910), Kerim Otarov (*1912) und Kajsyn Kuliev

(*1917). Die erste Dichterin Balkariens, Tanzil'ja Zumakulova (*1935,

veröffentlicht seit 1957), Verfasserin von ,,Lied des Bergmädchens",

widmet sich in mehreren größeren Gedichten der Erlebniswelt der Frauen

in den hochkaukasischen Bergaüls. Auch der erste balkarische Roman

stammt von einer Frau: Ihn schrieb die Journalistin Minaldan Savaeva;

er trägt den Titel ,, Kampf" und erschien 1959*. Der bereits genannte Otarov

ist auch als Erzähler hervorgetreten und hat Werke russischer Klassiker

ins Balkarische übersetzt. Nennenswerte Prosaisten sind ferner Maksim

Gettuev (*1916; auch Lyriker, veröffentlicht seit 1940), Chabu Kaciev

(Pseud. Habib, *1916) und die Romanautoren Omar Etezov-Etezlani

(*1913, Verf. von {Tarda ,Im Engpaß', 1. Teil 1961) und 2anakait Zali-

kait Zalichanov (* 1917, schrieb u. a. Tau quSla - ,Die Bergadler' - 1962).

Bei den Romanen steht die Thematik des Bürgerkrieges, der Kollektivierung

der Landwirtschaft - hier muß man daran denken, daß die Bergsiedlungen

früher meist in großem Elend lebten und des ,, Großen Vaterländischen

Krieges" im Vordergrund. Die Erinnerung an die Jahre der Völkerver¬

bannung ist noch immer so sehr tabu, daß sie kaum einmal zwischen den

Zeilen spürbar ist. Jedenfalls gilt dies für die Texte aller Gattungen, auch

* Nach Chutuev, 132. Der Roman erschien in einer unzugänglichen lokalen

Zeitschrift.

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746 H. Wilfrid Brands

der Sekundärliteratur, die mir zugänglich waren (karatschaische natürlich

eingeschlossen).

Einige Zahlen der Druckstatistik :

Karatschaische Buch VeröfFentlichungen 1964: 24 Titel mit einer Gesamt¬

auflage von 53000 Expl.; ein leichter (in der Auflagezahl allerdings 20%

ausmachender) Rückgang gegenüber dem Vorjahr; 1957, nach der Wieder¬

aufnahme des kar.-balk. Buchdrucks, waren es 6 Titel (25000).

Balkarische BuchveröfFentlichungen 1964: 34 Titel, Auflage 40000;

Rückgang gegenüber dem Vorjahr um 6 Titel bei gleichbleibender Auflage.

1957 waren bereits 32 Titel (Aufl. 52000!) gedruckt worden. Diese dürren

Zahlen sind m. E. nicht ganz ohne Aussagewert. Zumindest scheinen sie

eine besondere Regsamkeit bei den Balkaren, der doch weit kleineren

Volksgruppe, anzudeuten. (Unter dem BegrifF ,, BuchveröfFentlichungen"

sind Bücher und kleine Broschüren jeglichen Inhalts zu verstehen).

Die Durchschnittsauflagcn belletristischer Titel betragen ca. 1500 Expl.

In Moskau erscheinende Übersetzungen ins Russische, vor allem bei bal¬

karischer Lyrik nichts Außergewöhnliches, haben Auflagen bis zu 10000

Expl. in einer Ausgabe erreicht.

1.3.3. Die Mehrzahl der 41000 Nogaier lebt im Stavropol'skij Kraj

- auch in dem dazu gehörenden Autonomen Bezirk der Karatschaier und

Tscherkessen - und in Nord-Dagestan. Das Nogaische wurde früher auch

auf der Krim und im Gebiet von Astrachan gesprochen, während eine En¬

klave in der Dobrudscha sich bis heute gehalten hat. Im Nordkaukasus und

im Kaukasusvorland stellt es ein relativ junges türkisches Sprachelement

dar und ist daher nur schwachen ibero-kaukasischen Einflüssen unter¬

worfen. Es steht innerhalb der kiptschak-türkischen Sprachgruppe dem

Kasachisch-Karakalpakischen besonders nahe. Bemühungen um eine no¬

gaische Schriftsprache setzten erst 1928 ein, also zm Zeit des Lateinal¬

phabets. Damals druckte man in zwei verschiedenen Dialekten, dem Aqno-

gay, das im Karatschaisch-Tscherkessischen Gebiet gesprochen wird, und

dem eigentlichen Nogaisch. (Die Nogaier Dagestans spreohen einen dritten

Dialekt, das Qaranogay). 1938 versuchte man, den Übergang zur kyrilli¬

schen Schrift mit der Einführung einer schriftsprachlichen Norm zu ver¬

binden. Allerdings galt das Problem, ein einheitliches Schriftnogaisch zu

entwickeln, nooh 1963 als nicht endgültig gelöst*. Es hat ganz den An¬

schein, daß dieser Umstand, der letztlich darauf zurückgeht, daß die geo¬

graphische Zersplitterung der Volksgruppe kein echtes Zusammengehörig¬

keitsgefühl aufkommen läßt, auch die Entwicklung eines literarischen

Lebens hemmt.

Unter etwa 12 Nogaiern, die während der letzten zehn Jahre mit Lyrik

' Baskakov, Slovar', 499.

(6)

Literarische Tätigkeit bei den. türldschen Gruppen Nordkaukasiens 747

und Prosa hervorgetreten sind, sollen immerhin drei Namen hier erwähnt

werden: Ajdemir Murzabekov, ein Lyriker, von dem mir zwei Sammelbände

von 1959 und 1966 bekannt wurden, und die beiden maßgeblichen Er¬

zähler, Sujun Kapaev (u. a. Eski üydin sorj'i, ,Das Ende des alten Hauses',

1962) und Fazil' Abdulzalilov. Nur der letztgenannte hat über seine Hei¬

mat hinaus eine gewisse Resonanz gefunden ; er ist sogar mit einem eigenen

Kurzartikel in der neuen Literatur-Enzyklopädie erwähnt. Abdulzalilov

wurde 1913 im Stavropol'-Gebiet geboren und ist Lehrer. Sein erster Er¬

zählungsband erschien 1950; inzwischen sind etwa sechs weitere hinzuge¬

kommen; einer davon wurde 1961 in Moskau russisch gedruckt und er¬

reichte die hohe Auflage von 50000 Exemplaren'. A. verfaßte auch den

ersten nogaischen Roman Qati agin (,Die machtvolle Strömung', 1959),

dessen Thema die Kollektivierung der Landwirtschaft ist. Da die Mehrzahl

der Nogaier erst naoh der Revolution seßhaft wmde, beherrscht das Leit¬

motiv der Umstellung auf neue Lebensformen im Grunde alle diese poeti¬

schen und erzählerischen Bemühungen um ein Selbstverständnis, die eher

soziologisches als literarisches Interesse verdienen. Daß sich aus diesen Ver¬

suchen jemals eine Literatur im wirklichen Sinne entwickeln wird, ist kaum

zu erwarten. Auch der nogaischen Schriftsprache kann keine lange Zu¬

kunft vorausgesagt werden. Die meisten belletristischen Veröffentlichungen

haben nur eine Auflage von 3-400 Exemplaren in der Originalsprache

(man vergleiche die völlig andere Situation der balkarischen Literatm, bei

gleicher Bevölkerungszahl!) Da die Verlagsplanung sich stets nach dem

,, Bedarf" richtet, ist dies ein sicheres Anzeichen dafür, daß der Kreis der

Aufnahmebereiten zu klein ist. Abdulzalilov, die einzige unüberhörbare

Stimme nogaischer Sprache, wird in den Darstellungen mit Vorliebe unter

die Autoren Karatschai-Tscherkessiens eingereiht.

Verlagsort für nogaische Bücher ist heute im allgemeinen Öerkessk,

seltener auch Stavropol' oder Machaökala.

Die Druckstatistik weist für 1964 eine Zahl von 14 nogaischen Titeln

auf; die Gesamtauflage betrug 15000 Expl. (Vergleichszahlen 1957: 19

Titel, 18000 Expl.; 1932 dagegen noch 82 Titel).

2. KUMÜKISCHE LITERATUR

2.1. Lyrik:

Die moderne kumükische Poesie hat einen Vorläufer in dem halblegen¬

dären Volkssänger Yiröi Qazaq (1839- ca. 1880), dessen eigentlicher Name

nicht bekannt ist und dessen offenbar bemerkenswerte Dichtungen - mir

leider nicht zugänglich - erst in sowjetischer Zeit gedruckt wurden*. Die

' Kniznaja letopis' Nr. 30/1961.

* Einige biographische Angaben enthält der Beitrag von Inan, PhTF II

S. 780, der hiermit fortgeführt und erweitert werden soll.

(7)

748 H. Wilfbid Bbands

ersten Poeten der neuen Ära waren ursprünglich ebenfalls Volksdichter,

nicht selten Änalphabeten wie der vielgerühmte Abdullah Magomedov

(Mayammatov, 1869-1937), der erst mit etwa 55 Jahren lesen und schreiben

lernte. Bis in die 20er Jahre waren seine Verse nur mündhch verbreitet

worden. Als er die Wirkung des gedruckten Wortes erkannte, wmde er zu

einem besonders eifrigen Agitator für die neuen Ideen, die das Leben der

zmückgebliebenen Völker Dagestans verändern sollten. Das volkstümliche

yir war ohnehin eine didaktische Liedgattung und ließ sich daher sehr gut

den Erfordernissen der Zeit anpassen, wie etwa in Magomedovs Gedicht

,, Frauen, hinaus aufs Feld", aus dem ich hier einen Auszug in Prosa wieder¬

gebe. Zum Motiv ist noch darauf hinzuweisen, daß bei den Kumüken,

anders als bei ihren kaukasischen Nachbarn, nur die Männer auf den Fel¬

dern zu arbeiten pflegten, während ihre Frauen und Töchter nm Hausarbeit

tun dmften. Diese Tradition behauptete sich auch in der nachrevolutio¬

nären Zeit noch recht hartnäckig.

,, Keine darf mehr im Haus zurückbleiben - weder die Mutter, noch die

Tochter, noch die Schwiegertochter! / Mag es zunächst auch schwer¬

fallen - das ist keine Schande - wir Männer werden euch unsere Arbeit

lehren. / Zarten Rosenwangen wird die Sonne ein leuchtendes Hochrot

verleihen - frisch werden die Blumen sein wie der Frühling selbst ! / Ach,

wie viele Mädchen und junge Frauen - hat nicht die Schwindsucht

dahingerafft in der dunklen Hütte / auf den Feldern aber werden sie

aufblühen - in lebensvoller Röte, strotzend vor Gesundheit. / Die Macht

der Sowjets hat für jeden Arbeit genug - ziemt es uns da, wie der Fuchs

in die Höhle zu kriechen? / Zum Lernen gibt es die Schule, zum Arbeiten

gibt es den Pflug - nun eilt, ihr Frauen, aufs Feld, die neue Zeit ist ge¬

kommen! I . ■ . I Freunde, laßt meine offenen Worte euch nicht ver¬

drießen - leiht mir ein offenes Ohr! / Bei den anderen Völkern ist es

schon lange so Brauch - arbeiten auch wir zusammen, so wird es uns

allen zum Nutzen sein*".

Magomedov wurde 1934, gemeinsam mit dem lesgischen Barden Sulaj-

man Stal'skij (1869-1937) - der, zeitlebens Analphabet geblieben, von

Maksim Gorkij als ,, moderner Homer" gerühmt worden war - und mit dem

avarischen Poeten und ehemaligen Molla Hamzat Cadasa (1877-1961) der

Ehrentitel ,, Volksdichter Dagestans" verliehen. Seine gesammelten Werke

sind 1958 in der Originalsprache erschienen (Machaökala, 182 S., Aufl.

2000 Expl.). Unter den Lyrikern der ersten sowjetischen Generation hat

sich auch Temnbulat Bejbulatov (1879-1938, erster Gedichtband 1926)

einen Namen gemacht.

• Antalogiya, S. 17-19.

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Literarische Tätigkeit bei den türkischen Gruppen Nordkaukasiens 749

Bagautdin Astemirov (* 1898) war in den dreißiger Jahren Vorsitzender

des dagestanischen Schriftstellerverbandes und auch Volksbildungskom-

missar der Republik. Um 1938 wurde er seiner Ämter enthoben und für

lange Jahre seiner Freiheit beraubt. Seit der „Rehabihtierung" 1957 sind

mehrere Lyrikbände des beliebten Dichters veröfFenthcht worden. Sein

„Gespräch mit den Bergen" vermag durch einen persönlichen, unpathe¬

tischen Ton zu beeindrucken. Hier eine Probe daraus :

,,. . . als könnte das Chasar-Meer*" plötzhch sprechen und wollte mich

fragen :

'Du kehrtest von langer Reise wohl jüngst erst zmück ? Schneeweiß ist

dein Haar geworden, also bist du gealtert, deine Zähne sind ausgefallen

- aber dies sollst du wissen :

Das chasarische Land ist nicht älter geworden.

Oder hast du, Sänger der du nun ein Greis bist,

dein Vaterland Dagestan verändert wiedergefunden ?

Es ist wie es war, als du es zum letzten Mal sahst,

nm - und dies schreibe - mit neuen Blumen geschmückt . . .' "**

Mit den mindestens zwanzig weiteren kumükischen Lyrikern, deren Är¬

beiten heute in Buchform veröfFenthcht werden, können wir uns hier nicht

im einzelnen befassen. Nur einige der bekanntesten Namen seien genannt :

Besir Ätaev (*1909), ein Lehrer und Kultmfunktionär, der mit volkstüm¬

lichen satirischen Versen gegen alte Vorurteile ankämpft, Ätkaj Ädzamatov

(Hagahmadov, Schriftstellername Ätkaj, 1910), Kamil Sultanov (* 1911),

auch Literaturkritiker und Übersetzer von Werken Shakespeares und Ler-

montovs ins Kumükische, und Änvar Adziev (*1914). Ätkaj, der mit 17

Jahren zu publizieren begann, dürfte der meistveröfFentlichte kumükische

Äutor überhaupt sein. Er schreibt auch Theaterstücke und Erzählungen.

Bisher liegen etwa 20 Werk- und Sammelausgaben in der Originalsprache

vor, daneben auch einige Übersetzungen ins Russische. Er hat u. a. Ge¬

dichte PuSkins, Gogol's ,,Taras Bulba" und Gorkijs ,, Nachtasyl" in seine

Muttersprache übertragen. Unter den Gedichten Ätkajs, die mir zugänglich

waren, fielen mir vor allem ,,Die Worte des alten Mannes", ,,lch liebe den Sommer zur Äbendzeit", ,, Liebeslied" und „An die Zwillinge" auf*^. Es

sind aussagekräftige Stücke, die sich deutlich von den sattsam bekannten

sterilen Pflichtübungen abheben, deren monotone Wiederkehr in Dutzen¬

den von Sprachen es oft so schwer macht, hinter dem Einheitsklischee die

echten und typischen, noch nicht von dem unaufhaltsamen Assimilations-

*" Das Kaspische Meer.

'* Antalogiya, S. 40.

" Antalogiya, S. 98-100, 101, 103.

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750 H. Wilfbid Bbands

prozeß verwischten Züge aufzuspüren. Gerade dies aber muß die Aufgabe

jeder nicht rein sprachwissenschftlichen Erforschung literarischer Zeug¬

nisse der kiemen UnionsvöLker sein.

2.2. Theaterdichtung:

Der erste Bühnendichter Dagestans überhaupt war Alim-Pasa Salava-

tov (1901-1943, im Krieg gefallen), der gleichzeitig auch zu den frühen

Lyrikern gehört und zahlreiche didaktische Gedichte für Kinder gesehrie¬

ben hat. Sein Drama ,,Die roten Partisanen" wurde 1933 erstmals aufge¬

führt, das Stück „Die Schwarzhaarige" 1940. Abdulvahab Sulajmanov

(*1909), auch Lyriker und Erzähler, schrieb die Schauspiele ,,Aybike"

(1956) und ,,Alqaqay und Talyaqay" (1960). Ein besonders fruchtbarer

Theaterautor ist A. Kmbanov (Aufführungen seit 1934; vier Stücke 1946-

1961). Die Theaterdichtung ist bisher ungedruckt geblieben, so daß ein

Urteil über ihre Qualitäten nicht möghch ist. Man hat jedoch den Ein¬

druck, daß die kumükischen Autoren vor allem in dieser Literaturgattung

innerhalb Dagestans eine führende Stellimg einnehmen.

2.3. Prosa:

Eigentlich steht schon der vorrevolutionäre Aufklärer Noxay Batir-

mmzaev (1860-1919, von Beruf Juwelier) mit seinen sozialkritischen Er¬

zählungen am Anfang der sowjetkumükischen Prosa. Er hat zusammen

mit seinem Sohn Zayn-al-'äbidin B. (1897-1919), einem Lehrer und Poeten,

die literarische Gruppe Tay dolpan ('Morgenstern') begründet. Beide

wmden von den Weißgardisten erschossen*^. In den zwanziger und drei¬

ßiger Jahren galt Jusup Gereev (1903-1941) als der erfolgreichste Prosa¬

schriftsteller. Der Justizbeamte und Parteifunktionär verfügte über ein

glänzendes satirisches Talent. Sein Einfall, einer Skizzensammlung von

Zeitglossen, seinem Hauptwerk, den Titel Molla Nasrutdini sapar yoldas'i

('Der Reisegefährte Molla Nasreddins', erstmals 1927, zuletzt 1962) zu

geben, ist sicher nicht nur von der Figur des Hodscha Nasreddin her zu er¬

klären, sondern auch aus der Wirkung, die die aserbaidschanische satiri¬

schen Wochenschrift gleichen Namens auch in Dagestan hatte. An diesem

bei den Türkvölkern Kaukasiens und selbst Irans noch heute unvergessenen

Blatt (1906-1914 und 1917 in Tiflis, 1921 in Tabriz, 1922-1931 in Baku er¬

schienen) hatte Mirza 'Ali Akbar Sähir (1862-1911) einer der größten

satirischen Dichter der gesamttürkischen Literatmgesehichte, bis zu seinem

Tode regelmäßig mitgearbeitet. Einflüsse aus Aserbaidschan waren in der

kumükischen Literatur - wie in der Sprache - stets spürbar. Gereevs

satirischer Stil hat übrigens manches mit dem der sarkastischen Humo¬

resken des zeitgenössischen türkischen Autors Aziz Nesin gemeinsam.

" KLE I 472; Inan 781-782.

(10)

Literarische Tätigkeit bei den türkischen Gruppen Nordkaukasiens 751

Bei den jungen türkischen Literaturen bleibt die Entwicklung der Kunst¬

prosa mit einer gewissen Gesetzmäßigkeit hinter der der Lyrik zurück, die

ihre Impulse unmittelbar aus der Volksdichtung empfängt und sie sogar

teilweise mit neuen Motiven, aber in traditioneller Form, fortsetzt. Relativ

wenige Autoren schreiben ausschließlich Prosa. Im Bereich des Kumüki¬

schen sind dies vor allem Rasul Rasulov (*1912, erste Veröffentlichung

1934) und Mikail Abukov (*1928). Recht überzeugend ist eine Novelle

Rasulovs, ,,Die Mutter", mit einprägsamen Bildern aus dem Volksleben

der vorrevolutionären Zeit, um den Aristokratensohn und Revolutions¬

kämpfer UUubiy Bujnakskij . Der Autor hat in Moskau Literaturwissenschaft

studiert. Als Absolvent einer aserbaidschanischen Schule in Dagestan be¬

herrscht er beide benachbarten Türksprachen gleich gut und findet ein

reiohes Betätigungsfeld als Übersetzer aus dem Aserbaidschanischen ins

Kumükische und umgekehrt. Ein anderer erfolgreicher Erzähler, Mago-

med-Sultan Jachjaev (*1923), schreibt auch für das Theater. Sarip Al'-

beriev (*1926), Absolvent des Moskauer Gorkij-Instituts, findet mit Kurz¬

geschichten und volkstümlicher Erlebnislyrik gleichermaßen Anklang.

Den ersten kumükischen Roman, Mayad, hat Ibragim Kerimov 1959

vorgelegt. Der 1922 geborene Philologe und Übersetzer russischer Klassik

-er war auch an der Akademie der Wissenschaften in Moskau tätig - hatte

zuvor schon mehrere Bände Lyrik und Kurzprosa veröffentlicht. Die Ro¬

manhandlung spielt, von kurzen Rahmenszenen am Anfang und Schluß

abgesehen, in der Zeit zwischen der Februarrevolution 1917 und dem vor¬

übergehenden Sieg der Denikin-Truppen 1919. Die Mittelpunktfigur, der

junge Ingeniem und Revolutionsheld Mayammat-'Ali Dachadaev, genannt

Mayaö, ist historisch. (Machaökala wmde nach diesem kommunistischen

Führer in den Bürgerkriegskämpfen Dagestans benannt). Die geschicht¬

lichen Fakten in dem episodenreichen Buch sind natmgemäß an der Partei¬

historiographie orientiert. Mayai erschien zuerst in russischer Übersetzung

(Aufl. 10000); die Originalausgabe folgte 1962. Inzwischen hat Kerimov

bereits einen zweiten - mir nicht zugänglichen - Roman, ,,Die tiefe Quelle", veröffentlicht.

2.4. Druckstatistik:

1964 erschienen 53 kumükische Bücher und Broschüren in einer Gesamt¬

auflage von 96000 Exemplaren. Beide Zahlen zeigen gegenüber dem Vor¬

jahr einen Rückgang von annähernd 50%. (Vergleichszahlen für 1957:

42 Titel - Auflage 117000 Expl.).

51 Or.-Tg.

(11)

752 H. Wilfrid Brands

BIBLIOGRAPHIE

Vorbemerkungen: 1. Die Autorennamen sind - wie im Text der Arbeit -, aus

bibliographischen Gründen in russischer Schreibung wiedergegeben. Abwei¬

chende türksprachige Formen sind in Klammern hinzugefügt.

2. Texte, die nieht einge.sehen werden konnten, sind nicht in die Bibliographie

aufgenommen. Sie wurden auf Grund der hier angeführten Sekundärliteratur

zitiert. Die benutzten Werkausgaben befinden sich teils im Besitz des Verfassers,

teils wurden sie von der Universitätsbibhothek Tübingen zur Verfügung ge¬

stellt. Die dortige Orientahsche Abteilung unter ihrem sachkundigen Leiter

Dr. Emil Kümmerer ist seit Jahren in dankenswerter Weise darum bemüht, im

Rahmen des Sondersammelgebiets ,, Islamkunde" innerhalb des Förderungs¬

programms der Deutschen Forschungsgemeinschaft auch die ,, abgelegenen"

Sprachen der islamischen Welt zu berücksichtigen.

1. SEKUNDÄRLITERATUR UND HILFSMITTEL

Anisimov, N. - Samchalov, A. : Kumykskaja literatura. In: Literaturnaja

finoiklopedija Bd. 5, Moskau 1931, S. 725-729.

Baltin, P.: Iz istorii karaßaevskoj po6zii. Öerkessk 1961. 83 S.

Baskakov, N. A. (u. a.): QaraSay-malqar tüni grammatikasi. Nal'öik 1966.

399 S.

-: Nogajsko-russkij slovar'. Moskau 1963. 562 S.

Bennigsen, A.: Balkar. The Encyelopedia of Islam, new ed. I (1960), S. 1000.

-: Däghistän. Ebda. II (1965), S. 85-89.

-: und H. Carräre d'Encausse: Une röpublique musulmane soviötique: Le

Daghistan. Apergu dömographique. Rövue d'Etudes Islamiques 23 (1955),

S. 7-56.

Benzing, J.: Das Kumükische. In: PhTF I, S. 391-406.

Brands, H. W. : Buchproduktion und Bibliographie in den asiatischen Sowjet¬

republiken. In: Archiv für Geschichte des Buchwesens 4 (1963), Sp. 19-88.

Chutuev, Ch. J. : K istorii literatury i isskustva balkarskogo naroda. In :

Uöenye zapiski Karaö.-balk. nauön.-issled. inst. Nal'öik, 20 (1964), S. 121-158.

Inan, A. : La littörature des peuples turcs du Caucase du Nord. In: PhTF II,

S. 779-785.

Istorija Kabardino-Balkarskoj ASSR, Bd. 1-2, Moskau 1967.

Karaeva, A. I.: Oöerk istorii karaöaevskoj literatury. Moskau 1966. 318 S.

-: Stanovlenie karaöaevskoj hteratury. Öerkessk 1963. 156 S.

Kniznaja letopis'. Moskau. (Nationalbibliographie, wöchentl.).

Kratkaja literatumaja finciklopedija. Moskau 1962 ff. (= KLE).

MiKAiLOV, S. I.: Dagestanskaja literatura. In: KLE II (1964), Sp. 489-497.

Musachanova, G.: Kumykskaja literatura. In: KLE ITI (1966), Sp. 895-898.

Oöerki istorii Dagestana Bd. 1-2. Machaökala 1957.

Peöat' SSSR. Moskau (Jahresstatistik des Druokwesens, seit 1933).

Philologiae Turcicae Fundamenta. Bd. 1 ff. 1959 -. Aquis Mattiacis. (= PhTF).

Pritsak, O.: Das Karatschaische und Balkarische. In: PhTF I, S. 340-368.

(12)

Literarische Tätigkeit bei den türkischen Gruppen Nordkaukasiens 753

2. LITERARISCHE TEXTAUSGABEN

Abdulzalilov, F.: Yarbasta bir avilda. Öerkessk 1962. 117 S. (Erzählung, no¬

gaisch.)

Antalogiya = Dayiatan adäbiyycUi antologiyasi.

Appaev, Ch. A. (Appalani, X-): Qara kübür. Öerkessk 1958. 339 S. (Roman,

karatschaiseh .).

BoTA§EV, I.: £üregimden zirlayma. Frunze 1957. 137 S. (Lyrik, balkarisch).

Chabib (Kaciev, Chabu): Muxammat. Öerkessk 1964. 248 S. (Erzählungen,

balkarisch).

Dayistan ädäbiyyati AntalogiyCisi. Baku 1959. 339 S. (Aserbaidschan.) Dosluq. Nr. 5 (1962). Machaökala. (Kumük. Literaturzeitschrift).

Dzarliq dzolda, Qara6ay avtorlani proizvedenielerini sbomigi. Öerkessk 1960.

243 S. (Arbeiten von 31 karatschaischen Autoren).

Ebzeev, A. L. (Ebzelani): Taidada ertden. Öerkessk 1962. 89 S. (Lyrik, ka¬

ratschaiseh).

£tezov, O. (fiTEZLANi): Tarda. Nal'öik 1961. 245 S. (Roman, baUiarisch).

Gebeev, Ju. : Molla Nasrutdini sapar yoldaM. Machaökala 1962. 263 S. (Sa¬

tiren, kumükisch).

Gettuev, M. : A6iq zürekle. Nal'öik 1963. 151 S. (Lyrik, balkarisch).

GuBTUEV, B.: barliq tang. Nal'öik 1958. 239 S. (Lyrik, balkarisch).

Kapaev, S.: Eski üydiy soyi. Cerkessk 1962. 229 S. (Prosa, nogaisch).

Kebimov, L: Maya(. Machaöltala 1962. 276 S. (Roman, kumükisch).

Malqar poeziyasi Antologiyasi. Nal'öik 1959. 335 S. (Balkarisch, enthält im 1. Teil

Volksdichtung, im 2. Teil Gedichte von 22 modernen Lyrikern).

Mamakaev, M. : Buz terbengen- Machaökala 1962. 80 S. (Prosa, kumükisch).

MoLLAEV, Ju.: ölmss batirlar. Machaökala 1962. 55 S. (Lyrik, kumükisch).

Otabov, K. : Saylama 1.-2. Nal'öik 1962. (Gesammelte Lyrik, balkarisch).

Soxluq (Druzba). Öerkessk 19ß2. 334 S. (Lyrik- und Prosawerke von 30 kara¬

tschaischen Nachwuchsautoren).

Tay (Zarja). Öerkessk 1962. 120 S. (Lyrik und Prosa von 18 nogaischen Autoren).

Zalichanov, 2anakait: Tau quSla. Nal'öik 1962. 394 S. (Roman, balkarisch).

Zumakulova, T. : Taulani iifi. Nal'öik 1962. 109 S. (Lyrik, balkarisch).

(13)

DIE AUFZEICHNUNG VON VOLKSLITERATUR IN DER

MONGOLISCHEN VOLKSREPUBLIK

Von Walther Heissig, Bonn

Nachdem in der Zeitschrift der Deutschen Morgenländischen Gesellschaft

1965 über die Aufzeichnung mongolischer Volksliteratur in den mongolisch¬

sprachigen Gebieten Chinas bis 1960 berichtet worden war*, ermöglicht es

jetzt eine Reihe von Publikationen aus der Mongolischen Volksrepublik

über die in den letzten Jahren besonders in diesem Gebiete rege Aufzeich¬

nungstätigkeit mongolischer mündlich überlieferter Volksliteratur eben¬

falls zu berichten. Es sollen hier nm die Arbeiten mongolischer Gelehrter

erwähnt werden. Die Aufzeichnung mündlicher Volksdichtung hat in der

mongolischen Volksrepublik eine mehr als 30jährige Tradition^, kam jedoch

erst nach dem Ende des 2. Weltkrieges zm richtigen Entfaltung und orien¬

tierte sich an den Vorbildern von C. 2. 2amcarano und des ständig die

Bewahrung der Volksdichtung fordernden B. Rincen^. Die Suche nach

mündhch überlieferter Volksdichtung sowie in letzter Zeit auch nach

Handschriften wird von eigenen Arbeitsgruppen {sinzilgeenij anggi) der

Literaturabteilung der Mongolischen Akademie der Wissenschaften {Sinz-

leh Uhaany Akademijn Ilel zohiolyn hüreeleng) durchgeführt. Diese ent¬

sandte solche Arbeitsgruppen auf mehrmonatige Expeditionen, und zwar

1955 in die drei östlichen Provinzen*, 1960 nach der Arukhanghai-Provinz*,

1961 nach den 3 Gobi-Provinzen (Mittel-, Süd-, und Ostgobi)«, 1962 zu den

rings um den Höwsgöl-See (Khobsoghol) lebenden Völkerschaften der

Höwsgöl-Provinz', 1965 nach den 3 westlichen Provinzen (Bajanölgei, ubsu

* W. Heissig, Innermongolische Arbeiten zur mongolischen Literaturge¬

schichte und Folkloreforschung, ZDMG 115: 1965, 153-199.

2 G. RiNÖENSAMBUu, Mongol Ardyn baatarlag tuul's, Ulanbator 1960 (Studia

Folclorica I, fasc. 7), 4.

' Iz nascgo kul'turnogo naaledija, Ulanbator 1958; Folklore Mongol I-IV,

Wiesbaden, 1960-1965; Les Matöriaux pour l'fitude du chamanisme Mongol,

Wiesbaden 1961.

* P. HoELOo/2. Coloo, Halb ardyn tuul', Ulanbator 1967, 241; U. Zagdsüeen,

Studia Mongolica V, fasc. 17, Ulanbator 1966, 108.

* A. Luwsandendev, Studia Mongolica II, fasc. 20, Ulanbator 1964, 169-171.

* C. MÖNH, Aman zohioloos ihijg medez bolno, *Cog 1961: 5, 85-103; ^Ardyn

jarun najrgijn tuhaj, Ulanbator 1964, 70-82.

' C. SoDNOM, 1962 ond jawsan ardyn aman zohiol sudiah sinzilgeenij azlyn

urdöilsan düngees. Sinzloh Uhaany akademijn Medee 1963:3, 68-74.

Referenzen

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