• Keine Ergebnisse gefunden

Ergebnisse der Landessortenversuche 2012-2014 im konventionellen Anbau

N/A
N/A
Protected

Academic year: 2022

Aktie "Ergebnisse der Landessortenversuche 2012-2014 im konventionellen Anbau"

Copied!
132
0
0

Wird geladen.... (Jetzt Volltext ansehen)

Volltext

(1)

Ergebnisse der Landessortenversuche 2012-2014 im konventionellen Anbau

Sortenratgeber 2015

(2)

IMPRESSUM

Herausgeber: Landesanstalt für Landwirtschaft, Forsten und Gartenbau des Landes Sachsen-Anhalt Strenzfelder Allee 22

06406 Bernburg Telefon: 03471 - 334 - 0 Fax: 03471 - 334 - 105

Mail: poststelle@llfg.mlu.sachsen-anhalt.de Web-Seite: www.llfg.sachsen-anhalt.de

Bearbeiter: Dezernat 22, Regionale Feldversuche, Sortenprüfung Dr. Gerhard Hartmann

Telefon: 03471 - 334 - 210 Fax: 03471 - 334 - 205

Mail: Gerhard.Hartmann@llfg.mlu.sachsen-anhalt.de

Ich danke den weiteren Mitwirkenden:

Dr. Thomas Bauer, Gudrun Ledig, Ines Kochaneck, Heiko Thomaschewski, Norbert Kuhlmann, Rolf Schulze, Eckhard Koch, Thomas Aschenbrenner, Liane Franke, Holger Minge

Stand: 30.07.2015

Rechtshinweis:

Alle Rechte vorbehalten. Der Text ist urheberrechtlich geschützt. Die Ver- wendung von Inhalten, auch auszugsweise, ist ohne Zustimmung des Her- ausgebers urheberrechtswidrig und strafbar. Das gilt insbesondere für Ver- vielfältigungen, Übersetzungen, Mikroverfilmung sowie die Einspeicherung und Verarbeitung in elektronischen Systemen.

(3)

Vorwort

Die wichtigste Aufgabe der regionalen Sortenprüfung ist die Umsetzung des Auftrages des MLU zur Beratung von Verwaltung und Beratungsunternehmen. Vor diesem Hintergrund beschlossen die Agrarminister des Bundes und der Länder 2004 die Sicherung des Sortenversuchswesens in Deutschland. Die Bereitstellung hochwertiger Prüfungsergebnisse bei effizienter Nutzung der vorhandenen Ressourcen ist hierbei ein permanenter Anspruch.

Schwerpunkte sind u.a. die Nachhaltigkeit von Bewirtschaftungen, Erhaltung bzw. Mehrung der Artenvielfalt und Reaktionen auf den Klimawandel.

Mit keinem anderen landwirtschaftlichen Produktionsmittel kann die Gesellschaft so unmittelbar, schnell und direkt auf klimatische Veränderungen reagieren wie mit Sorten, die an Boden, Witterung und Klima angepasst sind, und dabei gleichzeitig den Forderungen der Nachhaltigkeit, der Artenvielfalt und des Umweltschutzes gerecht werden. Hierzu ist eine kontinuierliche Prüfung neuer Genotypen (Sorten) unter den sich stetig ändernden klimatischen und gesellschaftlichen Bedingungen unabdingbar.

Diesem Anspruch wird durch eine länderübergreifende, auf Boden-Klima-Räumen und Anbaugebieten basierende Versuchstätigkeit, Rechnung getragen. Die Versuchsstandorte sind repräsentativ in Boden-Klima-Räumen (BKR) zur Abbildung kulturartenspezifischer Anbaugebiete verteilt. Grundlagen für zuverlässige Aussagen innerhalb der Anbaugebiete sind mehrortige und mehrjährige Versuchsergebnisse. Um dies sicherzustellen sind Vereinbarungen zwischen Sachsen-Anhalt, dem Bund (Bundessortenamt), den benachbarten Bundesländern Sachsen, Thüringen und Brandenburg sowie dem Bundesverband Deutscher Pflanzenzüchter e.V. (BDP) abgeschlossen worden.

Aus den Ergebnissen der regionalen Sortenversuche lassen sich auch gezielt weiterführende Fragen zu Aspekten der Düngung, des Pflanzenschutzes, der Umweltverträglichkeit oder der Nachhaltigkeit einzelner Anbautechniken sowie zum Klimawandel ableiten und beantworten.

Eine effiziente Stickstoffdüngung oder die Reduzierung des Einsatz von Pflanzenschutzmaßnahmen seinen hier stellvertretend genannt.

Die Arbeit in der regionalen Sortenprüfung basiert auf wissenschaftlich anerkannten Methoden und ist gekennzeichnet durch Neutralität und Unabhängigkeit.

An dieser Stelle möchten wir uns bei unseren Partnern für die bewährte Zusammenarbeit bedanken.

Dr. Gerhard Hartmann Dezernatsleiter

Regionale Feldversuche, Sortenprüfung

(4)
(5)

Inhaltsverzeichnis

Vorwort ... 3

Inhaltsverzeichnis ... 5

Erläuterungen ... 6

Standortcharakteristik ... 7

Witterung ...11

Getreide ...17

Winterweichweizen ...17

Wintergerste ...27

Winterroggen ...35

Wintertriticale ...42

Sommertriticale ...47

Sommerweichweizen ...48

Sommerhartweizen (Sommerdurum) ...52

Winterhartweizen (Winterdurum) ...55

Sommerbraugerste ...56

Sommerhafer ...63

Mais ...67

Ölfrüchte ...88

Winterraps ...88

Sommerraps ...94

Öllein ...97

Sonnenblumen ... 100

Körnerleguminosen ... 103

Körnerfuttererbsen ... 103

Ackerbohnen ... 106

Lupinen ... 109

Sojabohnen ... 113

Hackfrüchte ... 118

Kartoffeln ... 118

(6)

Erläuterungen

Die Bewertung der Sorteneigenschaften erfolgte nach einem einheitlichen Schlüssel.

. keine Angaben zu diesem Merkmal möglich

+ gut bzw. überdurchschnittlich - im Sinne des Anbauers O mittel bzw. durchschnittlich - im Sinne des Anbauers - gering bzw. unterdurchschnittlich - im Sinne des Anbauers Phänologische Daten

sfr sehr früh sfrfr sehr früh-früh fr früh

mfr früh-mittel m mittel msp mittel-spät sp spät

spssp spär-sehr spät ssp sehr spät Pflanzenlänge sk sehr kurz skk sehr kurz-kurz k kurz

km kurz-mittel m mittel ml mittel-lang l lang

lsl lang-sehr lang sl sehr lang Kochtyp nach EAPR A festkochend

B vorwiegend festkochend C mehligkochend Knollenform rund rund rdov rundoval oval oval lgov langoval lang lang Fleischfarbe w weiß gw gelbweiß hg hellgelb g gelb tg tiefgelb Nematodenresistenz

Ro 1...5 Pathotypen 1...5 von Globodera rostochiensis

(7)

Standortcharakteristik Versuchsstation Beetzendorf

Landkreis: Altmarkkreis Salzwedel

Ansprechpartner: Herr Rolf Schulze

Wohlgemuth Nr.4 38489 Beetzendorf Tel./Fax: 03 90 00 / 217

03 90 00 / 90 59 46

e-Mail: rolf.schulze@vs-beetzendorf.de Standortbedingungen

Leitbodenform: Bänderfahlerde- Braunerde

Standorttyp: D 4c / D4c3

Bänderfahlerde-Braunerde aus Sandlöß über kiesführendem Sand

Bodenart: lehmiger Sand (lS)

Ackerzahl: 45-50

Höhenlage: 47 m

Klima: Übergangsklima der Lüneburger Heide,

Westliche Altmark

Niederschläge: langjähriges Mittel: 575 mm

Temperaturen: langjähriges Mittel: 8,4 °C

Versuchsfeld Bernburg

Landkreis: Bernburg

Ansprechpartner: Herr Knut Gaberle

Zentrum für Acker- und Pflanzenbau Strenzfelder Str. 22

06406 Bernburg

Tel: 03 471 / 334 239 Fax: 03 471 / 334 205

e-Mail: Knut.Gaberle@llfg.mlu.sachsen-anhalt.de Standortbedingungen

Leitbodenform: Löß- Schwarzerde

Standorttyp: Lö 1

lößbestimmte Schwarzerde

Bodenart: Lehm (L)

Ackerzahl: 90

Höhenlage: 80 m

Klima: Börde- und Mitteldeutsches Binnenlandklima,

Börde

Niederschläge: langjähriges Mittel: 511 mm

Temperaturen: langjähriges Mittel: 9,7 °C

(8)

Versuchsstation Gadegast

Landkreis: Wittenberg

Ansprechpartner: Herr Eckhard Koch

Gadegast 27 06895 Zahna-Elster Tel.: 03 53 87 / 71 09 0 Fax: 03 53 87 / 71 09 4 e-Mail: VSGadegast@t-online.de Standortbedingungen

Leitbodenform: Tieflehm-Braunstaugley

Standorttyp: D 4

staunässe-/grundwasserbestimmte Tieflehme

Bodenart: lehmiger Sand (lS)

Ackerzahl: 33-40

Höhenlage: 93 m

Klima: Ostdeutsches Binnenlandklima, Hoher Fläming

Niederschläge: langjähriges Mittel: 574 mm

Temperaturen: langjähriges Mittel: 8,7 °C

Versuchsstation Hayn

Landkreis: Mansfeld-Südharz

Ansprechpartner: Frau Liane Franke

Sperlingsberg 17 06536 Südharz OT Hayn

Tel.: 03 46 58 / 90 98 0 Fax: 03 46 58 / 90 98 2 e-Mail: liane.franke@vs-hayn.de Standortbedingungen

Leitbodenform: Bergsandlehm- und Berglehmbraunerde

Standorttyp: V 5

vernässungsfreie Bergsandlehme und Lehme

Bodenart: Lehm (L)

Ackerzahl: 35-45

Höhenlage: 441 m

Klima: Mitteldeutsches Berg- und Hügellandklima;

Unterharz

Niederschläge: langjähriges Mittel: 618 mm

Temperaturen: langjähriges Mittel: 6,5 °C

(9)

Versuchsfeld Iden

Landkreis: Stendal

Ansprechpartner: Herr Norbert Kuhlmann

Zentrum für Tierhaltung und Technik Lindenstr. 18

39606 Iden

Tel.: 03 93 90 / 62 16 Fax: 03 93 90 / 62 01

e-Mail: Norbert.Kuhlmann@llfg.mlu.sachsen-anhalt.de Standortbedingungen

Leitbodenform: Deckauenton - Gley

Standorttyp: Al 1

halb- und vollhydromorphe Deckauentone

Bodenart: Lehm (L), sandiger Lehm (sL)

Ackerzahl: 66

Höhenlage: 18 m

Klima: Übergangsklima der Lüneburger Heide,

östliche Altmark

Niederschläge: langjähriges Mittel: 512 mm

Temperaturen: langjähriges Mittel: 8,7 °C

Versuchsstation Walbeck

Landkreis: Mansfeld- Südharz

Ansprechpartner: Herr Thomas Aschenbrenner

Am Dorfanger 5 06333 Hettstedt OT Walbeck

Tel.: 03 47 6 / 55 41 90 Fax: 03 47 6 / 55 41 94

e-Mail: VSWalbeck@vs-walbeck.de Standortbedingungen

Leitbodenform: Löß-Parabraunerde oder Fahlerde

Standorttyp: Lö 3

lößbestimmte Parabraunerden und Fahlerden

Bodenart: Lehm (L)

Ackerzahl: 70-80

Höhenlage: 240 m

Klima: Börde- und Mitteldeutsches Binnenlandklima,

Ostharzrand

Niederschläge: langjähriges Mittel: 491 mm

Temperaturen: langjähriges Mittel: 8,6 °C

(10)

Versuchsfeld Magdeburg (BSA)

Stadtkreis: Magdeburg

Leiter der Prüfstelle: Herr Dr. Hans-Horst Borg Bundessortenamt

Prüfstelle Magdeburg Hohendodeleber Weg 65 39110 Magdeburg

Tel.: 03 91 / 50 45 45 0 Fax: 03 91 / 50 45 45 111

e-Mail: Hans-Horst.Borg@bundessortenamt.de Standortbedingungen

Leitbodenform: Löß-Schwarzerde

Standorttyp: Lö 1

lößbestimmte Schwarzerde

Bodenart: Lehm (L)

Ackerzahl: 90

Höhenlage: 79 m

Klima: Börde- und Mitteldeutsches Binnenlandklima,

Börde

Niederschläge: langjähriges Mittel: 509 mm

Temperaturen: langjähriges Mittel: 8,7 °C

(11)

Witterung

(12)
(13)
(14)
(15)
(16)
(17)

Getreide

Winterweichweizen 1. Allgemeine Angaben Anbaubedeutung

Der Winterweizen hat 2014 seine Stellung als wichtigste Ackerkultur behauptet. In Sachsen- Anhalt dominieren A- und E-Weizensorten mit einem Anteil von 70 % bis zu 90 %. Hintergrund sind die überwiegend trockenen und warmen Klimabedingungen, die eine sichere Elite- und Qualitätsweizenerzeugung ermöglichen. B- und C-Weizensorten bringen meist nicht die erforderlichen Mehrerträge, um diese Qualitäten wirtschaftlich interessant zu machen. B- und C- Qualitäten werden in begrenztem Umfang gezielt als Brotweizen, zur Futter-, Braugetreide- oder Bioethanolerzeugung angebaut.

Das Vegetationsjahr 2013/14 war durch einen späten Vegetationsbeginn im Frühjahr und einer ausgeprägten Nässephase im Mai gekennzeichnet. Nach der Aussaat 2013 war eine langanhaltende Periode mit deutlichem Niederschlagsdefizit bis April zu verzeichnen. Die Monate Mai und Juli 2014 brachten wieder über dem langjährigen Mittel liegende Niederschlagsmengen mit überdurchschnittlichen Temperaturen.

Da es keine Sorte gibt, die in allen gewünschten Eigenschaften das Optimum repräsentiert, ist entsprechend eine Risikominimierung durch die Sortenauswahl vorzunehmen. Bei kleineren Anbauflächen sollte auf Sorten gesetzt werden, die standortabhängig in den wesentlichen Risikomerkmalen, wie z. B. Winterfestigkeit oder Fallzahlstabilität günstig eingeschätzt werden.

Sorten mit deutlichen Risiken sind im Anbauumfang zu begrenzen. Wird nur eine Sorte angebaut, sollte diese möglichst keine extremen Schwächen aufweisen. Weiterhin sind Merkmale, wie Standfestigkeit, Gesundheit sowie weitere Qualitätsmerkmale, wie z. B.

Hektolitergewicht und Sedimentations-wert zu beachten.

Anbaufläche und Kornerträge bei Winterweichweizen in Sachsen-Anhalt 2007-2014 (Statistisches Landesamt Sachsen-Anhalt)

2007 2008 2009 2010 2011 2012 2013 2014 Anbaufläche (Tha) 314,3 329,0 336,6 343,1 333,9 331,9 332,6 329,3 Kornerträge in dt/ha 69,4 83,9 81,1 75,0 66,7 77,4 78,4 87,3 Vermehrungsflächen von Winterweizensorten in Sachsen-Anhalt 2014

Sorte angemeldete Sorte angemeldete Sorte angemeldete

Vermehrungsfl. Vermehrungsfl. Vermehrungsfl.

2014 in ha 2014 in ha 2014 in ha

JB ASANO 553,45 BERNSTEIN 77,9 MV LUCILLA 20

JULIUS 455,1 GORDIAN 76,16 PRIMUS 20

PIONIER 450,35 RGT REFORM 72,2 TÜRKIS 20

MEISTER 425,81 ATOMIC 59 KOMPASS 19,64

PATRAS 391,85 KWS LOFT 58,41 MEMORY 17,5

KERUBINO 351,04 MATRIX 56,8 BISCAY 17

POTENZIAL 326,49 CUBUS 50,04 JOKER 17

TOBAK 286,9 DISCUS 50 BUTARO 16,58

AKTEUR 248,6 GOURMET 46,35 FAKIR 15,7

BRILLIANT 236,22 LANDKNECHT 42 GLAUCUS 15

OPAL 185,27 ATTRAKTION 40,5 KOMETUS 15

CHEVALIER 179,65 KWS MONTANA 38,31 MIDAS 15

(18)

Fortsetzung Vermehrungsflächen von Winterweizensorten in Sachsen-Anhalt 2014

Sorte angemeldete Sorte angemeldete Sorte angemeldete

Vermehrungsfl. Vermehrungsfl. Vermehrungsfl.

2014 in ha 2014 in ha 2014 in ha

TORAS 177,35 BOREGAR 32,02 TOMMI 15

DESAMO 158,06 AKRATOS 30 MAGISTER 14

LINUS 157,27 AVENIR 30 ANAPOLIS 13

MULAN 155 ZEPPELIN 30 KREDO 13

REBELL 149,94 NORIN 27,6 FRANZ 12

INSPIRATION 148,49 BUSSARD 25 HERMANN 11,18

ELIXER 140,71 ELLVIS 23,69 APERTUS 11

PAMIER 122,69 ARKTIS 23,1

RUMOR 113,05 BOXER 20 sonstige 98,89

GENIUS 79 FLORIAN 20

2. Anbauhinweise Standortansprüche

Im Vergleich zu anderen Getreidearten hat Weizen sehr hohe Ansprüche an den Standort. Eine ausreichende Wasserhaltekraft des Bodens und ausreichende Niederschläge vor allem in den Monaten Mai und Juni sind entscheidend. Das Reaktionsoptimum des Bodens sollte im neutralen Bereich liegen, die Nährstoffversorgung des Bodens mindestens in der Gehaltsklasse C.

Fruchtfolgeansprüche und Fruchtfolgewert

Auf Grund der Ausdehnung der Weizenanbaufläche nimmt die Selbstfolge zu. Trotzdem ist Winterweizen, wie andere Getreidearten, wenig selbstverträglich. Daher steigen bei einer ausgewogenen und weit gestellten Fruchtfolge (Anbaupausen >3 Jahre) sowohl die Weizenerträge als auch die Ertragssicherheit deutlich an. Die Pflanzenschutzaufwendungen, insbesondere zur Bekämpfung von Fußkrankheiten, können ferner bei entsprechender Fruchtfolge deutlich verringert werden.

Mit Ausnahme von Hafer ist Getreide als Vorfrucht ungünstig einzustufen. Hackfrüchte, Raps und Leguminosen sind günstige Vorfrüchte. Da Weizen relativ spätsaatverträglich ist und die von Blattfrüchten und Leguminosen erzeugte Gare gut in Ertrag umsetzen kann, wird nach spät räumenden Hackfrüchten (Zuckerrüben, Spätkartoffeln, Silo- und Körnermais) vorrangig Weizen angebaut. Hierbei wird bis Mitte November auf spätsaatverträgliche Winterweizensorten orientiert. Bei Aussaat ab Ende November sollte auf Wechsel- oder Sommerweizen zurückgegriffen werden.

Bei der Produktion von Brauweizen wird nur ein sehr geringer Fusariumbefall toleriert. Deshalb ist es nicht empfehlenswert, Brauweizen nach Mais anzubauen.

Im Rahmen der Fruchtfolgeplanung ist es wichtig, auch den Wasserbedarf der Vorfrucht (z.B.

von Mais) zu berücksichtigen. Weizen selbst ist eine brauchbare Vorfrucht für andere Getreidearten.

Bestellung

Optimale Saatzeiten

Natürliche Standorteinheiten Höhenlage[m] Saatzeit

D 3 - 25.09. - 05.10.

D 4-5, D6N, Al 3, Mo - 01.10. - 10.10.

Lö 1-6, D6S, Al 1-2, V 1 bis 250 10.10. - 25.10.

Lö 1-6, V 1-6 250 - 400 01.10. - 20.10.

V 2-6 über 400 25.09. - 05.10.

(19)

Saatstärke

leichte Böden (D3 - D4)

mittlere Böden (D5 - D6, V2 – V6, Al)

gute Böden (Lö, V1) Aussaatstärke (Körner je m²) 260 - 310 320 - 400 300 - 380 Bei Überschreitung der optimalen Saatzeitspanne werden Zuschläge empfohlen: bis 10 Tage Verspätung +20, bis 20 Tage +30, über 20 Tage +50 Körner/m². Eine Kompensation des durch Spätsaat zu erwartenden Ertragsausfalles ist jedoch dadurch nicht möglich. Bei manchen Sorten lohnt eine spezifische Anpassung der Saatstärke an den Ertragstyp. Ausgesprochene Ährentypen können einen Zuschlag von bis zu 50 Körnern/m² erhalten. Die Empfehlungen der Züchter für die einzelnen Sorten sollten berücksichtigt werden.

Reihenabstand: 8 – 13 cm

Saattiefe: 2 - 4 cm - Unter feuchten/kühlen Bedingungen ist die geringere, unter warmen/trockenen Bedingungen die größere Saattiefe zu wählen.

N-Düngung

Die Basis sollte die Nmin-Untersuchung oder das Stickstoff-Monitoring bilden. Ein Düngefenster ist empfehlenswert. Damit lässt sich gut die Stickstoffnachlieferung aus dem Boden beurteilen.

Die Verteilung der N-Gaben richtet sich nach Verwertung (Qualitäts-, Back-, Brau- oder Futterweizen), Sorte und Standort. Ziel ist die Ausnutzung des Ertragspotenzials von Sorte und Standort unter Berücksichtigung des Bodenvorrates. Mit Rücksicht auf die Standfestigkeit des Weizens und den Schutz des Grundwassers vor Nitrateintrag ist eine Überdüngung ebenso zu vermeiden wie zu niedrige Gaben, die Ertrag kosten und durch geringe Rohproteingehalte die Vermarktungsqualität gefährden.

1. N-Gabe: - zu Vegetationsbeginn (BBCH 20 - 22)

- Bemessung nach der Formel 140 kg N/ha – pflanzenverfügbarer Nmin-Gehalt zu Vegetationsbeginn

- unter Berücksichtigung von Entwicklungsstadium des Bestandes, Bestandesdichte, Ertragsziel, zu erwartender N-Nachlieferung - bei N-Gaben über 75 kg erfolgt eine Unterteilung in eine 1a und 1b Gabe(Zeitspanne zwischen Gabe 1a und Gabe 1b mindestens 14 Tage) 2. N-Gabe: - zu Schoßbeginn (BBCH 29 – 32, ggf. Teilgabe zu BBCH 37 bei

Einzelährentypen) - 0 bis 60 kg N/ha

- unter Berücksichtigung von Nmin-Gehalt im Boden, Anzahl Triebe je m², N-Gehalt im Bestand

3. N-Gabe: - bei vorrangig ertragsbetonter Düngung und/oder unsicherer Wasserversorgung zu BBCH 39

- bei Betonung des Eiweißgehaltes und/oder feuchten Lagen zu BBCH 49-51 - in feuchten Lagen je dt angestrebten Ertrag/ha 1 kg N (max. aber 70 kg N) - auf trockenen Standorten 40 - 60 kg N/ha

- in Abhängigkeit von Sorte und Bestandesentwicklung bei relativ hohen Gaben Aufteilung in BBCH 39 und 49/51

Eine standortbezogene Düngungsempfehlung für die 1. und 2. N-Gabe ist auf der Grundlage aktueller Nmin-Untersuchungen (mindestens 0-30 und 30-60) über das SBA-System der LLFG Sachsen-Anhalt möglich.

Bei Brauweizen wird ein möglichst geringer Eiweißgehalt angestrebt. Die N-Düngung des Brauweizens sollte sich daher an der N-Düngung für Braugerste orientieren (d.h. in der Regel nur eine Gabe, Sollwert Gesamt-N 120 kg N/ha bei aufnahmefähiger Durchwurzelungstiefe von 90 cm).

(20)

Halmstabilisierung

Die Höhe der Aufwandmenge ist unter Berücksichtigung von Standort, Lagerneigung der Sorte, Bestandesentwicklung und Witterung zu bemessen. Höhere Temperaturen und gute Bodenfeuchte fördern die Wirksamkeit und lassen eine geringere Menge zu. Bei Trockenheit ist zwischen Wirkungssicherheit (bedeutet: höhere Menge) und Vermeidung einer Schädigung (bedeutet: geringere Menge) abzuwägen.

Sortenspezifische Lageranfälligkeit bei Winterweizen

(nach Beschreibender Sortenliste 2014) geringe Lagerneigung

Adler, Apertus, Apian, Axioma, Bernstein, Capone, Dekan, Dichter, Edgar, Estivus, Event, Glaucus, Gourmet, Intro, Joker, Julius, Kometus, Kredo, Kurt, KWS Colbalt, Magister, Manager, Meister, Memory, Norin, Pamier, Pionier, Potenzial, RGT Reform, Skalmeje, Sophytra, Spontan, Zappa

mittlere Lagerneigung

Akratos, Akteur, Alfons, Alves, Anapolis, Anthus, Arktis, Atomic, Attraktion, Avenir, Bombus, Boxer, Brilliant, Colonia, Cubus, Desamo, Diantha, Discus, Edward, Elixer, Famulus, Florian, Forum, Franz, Genius, Gordian, Hyland, Impression, Inspiration, Jafet, JB Asano, Jenga, Johnny, Kobold, Kompass, Kranich, KWS Erasmus, KWS Ferrum, KWS Loft, KWS Magic, KWS Milaneco, KWS Montana, KWS Pius, KWS Smart, Landknecht, Lear, Limes, Linus, Magnus, Matrix, Mentor, Mescal, Mulan, Muskat, Naturastar, Nelson, Ohio, Opal, Orcas, Oxal, Paroli, Patras, Pilgrim PZO, Primus, Profilus, Rebell, Rumor, Sailor, Sarmund, Schamane, Sokrates, SY Ferry, Tabasco, Tobak, Tommi, Toras, Tuareg, Türkis, Waxydie, Winnetou, Xantippe, Zeppelin

starke Lagerneigung

Aszita, Bussard, Butaro, Skagen 3. Hinweise zur Sortenstrategie

Die Züchter konnten die letzten Jahre das Leistungsniveau von A- und E-Sorten deutlich anheben, so dass zur Gruppe der B- und C-Sorten nur noch eine geringe Ertragseffizienz besteht. Allerdings muss im praktischen Anbau bei den ertragsstarken A- und E-Sorten auch beachtet werden, dass durch den „Verdünnungseffekt“ der Rohproteingehalt auf Grund der negativen Korrelation zwischen Ertrag Eiweißgehalt mehr oder weniger stark abfällt. Besonders sind Sorten, die bei relativ hohen Erträgen trotzdem ein gutes Rohproteinniveau realisieren (Akteur, Tiger, Ludwig, Tarso, Compliment, Toras, Schamane). Um die Marktanforderungen auch bei ertragsstarken aber rohproteinschwachen A- und E-Sorten von 13 bzw. 14% RP zu sichern, ist es ratsam, eine ausreichend hohe N-Spätdüngung unter Beachtung der Düngeverordnung zu verabreichen.

Neben hohem Ertrag und guten Verarbeitungseigenschaften sind beim Qualitätsweizenanbau noch folgende Sorteneigenschaften besonders wichtig: Winterfestigkeit, Resistenz gegenüber Ährenfusarium und Fallzahlstabilität. Allerdings erreicht auch hier kaum eine Sorte in allen Merkmalen das Optimum, so dass ein Kompromiss gesucht werden muss, wobei eine kritische Grenze nicht unterschritten werden sollte.

(21)

Auf der Grundlage mehrjähriger Landessortenversuche haben folgende Sorten ihre besondere Anbaueignung für Sachsen-Anhalt nachgewiesen:

Qualität Löß- Ackerebene Standorte

Löß-Übergang D-Süd-

Standorte V-Standorte E Akteur 4), Genius,

Gourmet 1), Kerubino 2)

Akteur 4), Genius, Gourmet 1), Kerubino 2)

Genius, Kerubino 2)

Genius, Akteur 4), Kerubino 2) A Atomic 4), Julius,

Linus 3), Meister 4),Patras, Opal

Atomic 4), Julius, Linus 3), Meister 4), Opal, Patras, Toras

Julius, Discus, Patras, Opal, Meister 4), Atomic 4), Pionier 1), Linus 3)

Atomic 4), Julius, Linus 3), Meister 4), Opal, Patras, Pionier 1) B Desamo 1)

Probeanbau:

Rumor

Desamo 1) Probeanbau:

Rumor

Probeanbau:

Rumor

Desamo 1) Probeanbau:

Rumor

C Elixer 1) Elixer 1) Elixer 1) Elixer 1)

1) vorläufige Empfehlung; 2) Sorte mit geringem RP-Gehalt; 3) schwache Fallzahlstabilität beachten

4) mittlere oder schwächere Winterfestigkeit beachten

E-Weizen

Genius ermöglicht in allen Anbaugebieten Kornerträge über dem Niveau von Akteur. Vor allem auf den D-Standorten wir mehrjährig ein mittleres Ertragsniveau erzielt, vergleichbar mit qualitätsstarken A-Weizensorten. In den Merkmalen Fallzahlhöhe, Fallzahlstabilität sowie Rohproteingehalt werden meist nicht ganz die Werte von Akteur erreicht. Genius ist durch eine mittlere Reife und gute Winterfestigkeit gekennzeichnet. Vorteilhaft sind die gute Braunrost-, Gelbrost- und Mehltauresistenz. Auf die hohe Blattseptoriaanfälligkeit ist in der Bestandes- führung zu achten.

Akteur erreicht 2014 auch in der Stufe mit optimalem Fungizideinsatz für Eliteweizensorten unterdurchschnittliche Erträge. Dreijährig stehen nur noch Kornerträge von 90 bis 93 % in den dargestellten Anbaugebieten zu Buche. Hervorzuheben ist die sicherste Vermarktungsqualität im E-Qualitätssegment, was auch unter schwierigen Wachstums- und Erntebedingungen bestätigt wurde. Die deutlichen Schwächen in der Blattgesundheit (2014: Gelbrost!) erfordern eine intensive Bestandesführung, um erhebliche Ertragseinbußen zu vermeiden. Aufgrund der zügigen Jugendentwicklung sollte Akteur nicht zu früh gesät werden. Die Winterfestigkeit ist mittel bis geringer (Anbaufläche begrenzen!). Eine wirtschaftliche Erzeugung ist nur gegeben, wenn ausreichende Preiszuschläge für die Qualität gewährt werden.

Kerubino bringt 2014 in allen Anbaugebieten leicht unterdurchschnittliche Kornerträge, dreijährig wird ein annähernd mittleres Kornertragsniveau, vergleichbar mit qualitätsstärkeren A- Weizensorten, erzielt. Die höheren Erträge führen häufig zu schwächeren Rohproteingehalten im Erntegut. Besonders auf Standorten mit höherem Ertragspotenzial wird beim Rohproteingehalt nicht immer E-Qualität erreicht. In der Reife ist Kerubino mit mittelfrüh bis mittel zu bewerten und ist damit eine der frühesten Züchtungen im aktuellen Prüfsortiment. Da die Fallzahlen nicht immer ausreichend stabil sind, sollte Kerubino rechtzeitig geerntet werden.

Auf Mehltau-, Braunrost- und v. a. Gelbrostbefall ist bei dieser Sorte zu achten. Kerubino ist für den Anbau geeignet, wenn schwächere Rohproteingehalte akzeptabel sind.

(22)

Gourmet ist auf den Lößstandorten zweijährig im Ertragsniveau zwischen Kerubino und Genius einzuordnen. Auf den V-Standorten waren die Erträge im ersten Versuchsjahr 2014 schwächer.

Die Qualitätsparameter 2013 waren im akzeptablen Bereich. Allerdings sind weitere Ergebnisse erforderlich, um die Sorte qualitativ fundiert bewerten zu können. Die Qualitätseinstufungen des BSA lassen Rohproteingehalte und Sedimentationswerte zwischen Akteur und Kerubino, bei mittlerer Fallzahlstabilität erwarten. Die Standfestigkeit der Sorte ist gut, die Winterfestigkeit mittel. Die Blattgesundheit ist mit Ausnahme der hohen Braunrostanfälligkeit überdurchschnitt- lich.

Mit Bernstein und KWS Montana wurden zwei neue Eliteweizensorten erstmalig geprüft.

Bernstein zeigte hierbei leichte Ertragsvorteile, auf Kerubinoniveau. Die Rohproteingehalte beider Sorten sind hoch, wie bei Gourmet, eingestuft. In den Parametern Fallzahlhöhe und Sedimentationswert wurde KWS Montana mit der höchsten Einstufung (APS 9) versehen, während Bernstein hier jeweils mit APS 8 bewertet wurde. Die Fallzahlstabilität beider Sorten wird mit hoch eingeschätzt.

A-Weizen

Julius zählt mehrjährig zu den ertragsstärksten Sorten im A-Qualitätssegment, bei hoher Ertragsstabilität über die Versuchsorte und Jahre. Auch 2014 werden in allen Anbaugebieten überdurchschnittliche Kornerträge erzielt. Julius zeigte 2012 seine ausgesprochen gute Winterfestigkeit. Qualitativ bringt Julius hohe, stabile Fallzahlen. Die Rohproteingehalte sind niedriger, was eine angepasste Spätstickstoffdüngung erfordert. Die Mehltauanfälligkeit von Julius hat etwas zugenommen bei einer ansonsten recht guten Blattgesundheit. Zu beachten ist, dass Julius in der Reife eine der spätesten A-Sorten ist.

Patras erreicht 2014 in allen Anbaugebieten mittlere bis leicht überdurchschnittliche Korn- erträge, nachdem 2013 vereinzelt etwas schwächere Ergebnisse festgestellt wurden. Dreijährig liegt die Sorte auf mittlerem Ertragsniveau. Unter den Kahlfrostbedingungen 2012 hat die Sorte eine sehr gute Winterfestigkeit nachgewiesen. Patras ermöglicht eine ausgewogene A-Qualität, bei einer mittleren Fallzahlstabilität. Auf die Absicherung der Standfestigkeit ist zu achten, 2014 war Patras nicht an allen Versuchsorten ausreichend standfest. Patras ist durch eine mittlere bis gute Blattgesundheit gekennzeichnet.

Opal erzielt nach drei Versuchsjahren knapp mittlere bis mittlere Kornerträge in den Anbaugebieten. 2014 fallen die Erträge auf den V-Standorten stärker ab. Die Sorte weist gute Qualitätseigenschaften, v. a. leicht überdurchschnittlichen Rohproteingehalten, auf. Die Fall- zahlstabilität ist auf mittlerem Niveau. 2012 konnte die Sorte mit einer sehr guten Winterhärte überzeugen. Die Braunrostanfälligkeit ist höher, bei ansonsten guter Blattgesundheit.. Zu beachten ist die spätere Reife von Opal, vergleichbar mit der Sorte Julius. In der Fusariumresistenz zählt sie zu den besten im aktuellen Prüfsortiment, weshalb Eignung für den Anbau in Maisfruchtfolgen besteht.

Meister bestätigt 2014 sein überdurchschnittliches Ertragspotenzial. Die dreijährigen Ertrags- ergebnisse sind durch das Auswinterungsjahr 2012 beeinflusst, die Sorte besitzt eine schwächere Winterfestigkeit. Meister zählt zu den qualitativ guten Sorten mit hohen, meist stabilen Fallzahlen und für das A-Segment günstigen Rohproteingehalten. Aufgrund der Schwächen in der Blattgesundheit erfordert Meister eine intensive Bestandesführung. In der Standfestigkeit zählt die Sorte zu den besten. Der Anbauumfang sollte aufgrund des Auswinterungsrisikos nicht überzogen werden.

(23)

Toras erreicht meist nicht das Ertragsniveau neuer A-Weizensorten, bringt aber durch seine sehr gute Winterfestigkeit und die geringste Anfälligkeit gegenüber Ährenfusarium ein hohes Maß an Anbausicherheit mit. Hinzu kommen überwiegend günstige Vermarktungsqualitäten mit überdurchschnittlichen Rohproteingehalten und Fallzahlen. Im Jahr 2010 waren bei der Sorte regional Fallzahlstabilitätsprobleme aufgetreten, weshalb sie in diesem Merkmal mittel bewertet wird. Toras ist nicht immer ausreichend standfest. Die Sorte eignet sich zur Reduzierung des Fusariumrisikos in engen Mais- und Weizenfruchtfolgen.

Discus zählt mehrjährig zu den ertragsstarken A-Weizensorten auf den D-Süd-Standorten mit einer beachtlichen Ertragsstabilität. Qualitativ steht Discus für die sichere Erzeugung von Qualitätsweizen mit tendenziell höheren Rohproteingehalten. In der Blattgesundheit ist mit der hohen Braunrostanfälligkeit nur ein Schwachpunkt zu nennen. Discus hat Schwächen in der Standfestigkeit, was die Anbauwürdigkeit auf Böden mit stärkerer N-Nachlieferung mindert. Die sehr winterharte Sorte ist frühsaatgeeignet. Im Merkmal Fusariumresistenz gehört sie zu den aktuell besten Züchtungen.

Linus ist dreijährig in allen Anbaugebieten die ertragsstärkste Sorte. Hervorzuheben ist die hohe Ertragsstabilität. Die Winterfestigkeit der Sorte ist mittel bis gut. Qualitativ ist Linus eine der schwächsten unter den A-Sorten. Kennzeichnend sind niedrigere Rohproteingehalte, unterdurchschnittliche Sedimentationswerte und eine sehr geringe Fallzahlstabilität. Die Mehltauanfälligkeit ist etwas höher. Aufgrund der schwachen Fallzahlstabilität sollte der Anbauumfang nicht überzogen und eine rechtzeitige Ernte eingeplant werden. Die DON- Gehalte können teilweise höher ausfallen.

Atomic gehört 2014 in allen Anbaugebieten zu den zwei ertragsstärksten A-Weizensorten. Die dreijährigen Erträge sind durch Auswinterungsschäden im Jahr 2012 beeinflusst. Die Sorte ist mit einer mittleren bis schwächeren Winterfestigkeit zu bewerten, weshalb der Anbauumfang im Sinne einer Risikobegrenzung nicht überzogen werden sollte. Qualitativ sind mit Atomic hohe Fallzahlen mit mittlerer Fallzahlstabilität sowie niedrigere Rohproteingehalte, aber hohe Sedimentationswerte möglich. Die Sorte weist eine mittlere bis gute Standfestigkeit sowie eine überdurchschnittliche Blattgesundheit auf.

Unter den zweijährig geprüften Sorten fällt Rebell mit zweijährig sehr hohen Kornerträgen auf.

Die Sorte mit intensiver Jugendentwicklung gehört in der Winterfestigkeit allerdings zu den schwächsten und weist eine mäßige A-Qualität auf. Apertus bringt zweijährig meist mittlere bis leicht überdurchschnittliche Kornerträge, bei einer mittleren bis schwächeren A-Qualität.

Sieben neue A-Weizensorten, darunter mit Boregar eine Sorte mit EU-Zulassung, wurden 2014 erstmalig geprüft. Bis auf Attraktion erreichen die Sorten knapp mittlere bis leicht überdurchschnittliche Kornerträge. Die frühreife, begrannte Sorte Boregar zeigte hierbei größere Schwankungen in den Leistungen zwischen den Versuchsorten, mit Spitzenergebnissen in der Löß-Ackerebene. Qualitativ haben die Sorten Avenir, Kompass (mittlere bis geringere Winterfestigkeit) und Dichter ansprechende Bewertungen durch das Bundessortenamt (sowie Boregar aus den 2-jährigen EU-Sortenversuchen) erhalten. Die ertragsstark eingestufte Sorten RGT Reform (mit guter Winterfestigkeit) ist mit tendenziell niedrigeren Rohproteingehalten bei ansonsten guten Qualitätsbewertungen versehen worden.

Die Sorte Franz erhielt in der Fusariumanfälligkeit die Note „6“ (mittel bis höher).

B-Weizen

Desamo bringt zweijährig überdurchschnittliche Kornerträge in den drei Anbaugebieten, in denen die Sorte geprüft wurde, mit Stärken auf den V-Standorten. Aufgrund der guten Blattgesundheit werden sehr hohe Erträge in der unbehandelten Stufe erzielt. Hier zählt die Sorte fast immer zu den besten. Desamo reift mittel, ist recht standfest, weist eine gute Winterfestigkeit auf und ermöglicht höhere Rohproteingehalte und hohe, stabile Fallzahlen.

(24)

Rumor, 2013 in Deutschland zugelassen, wurde 2014 erstmalig in den LSV geprüft und erzielte überdurchschnittliche Kornerträge in allen vier Anbaugebieten. Rumor ist bereits in den Versuchen mit frühreifen Sorten 2013 und 2014 mit hohen Kornerträgen aufgefallen. Im Merkmal Reife ist die Sorte vergleichbar mit JB Asano. Rumor zeigt eine typische B-Qualität mit niedrigeren Rohproteingehalten und einer mittleren Fallzahlstabilität. Kennzeichnend ist eine mittlere bis gute Standfestigkeit, eine mittlere Winterfestigkeit und eine mittlere (Gelbrost!) bis gute Widerstandsfähigkeit gegenüber den wichtigsten Blattkrankheiten.

Drei weitere B-Sorten standen 2014 im ersten LSV-Prüfjahr. Mescal war im Löß- Übergangsgebiet in der behandelten Stufe nach Elixer die Sorte mit den zweithöchsten Kornerträgen. Mescal weist Schwächen in der Standfestigkeit auf. KWS Loft, mit starkem Gelbrostbefall 2014, sowie Jonny, mit geringerer Winterfestigkeit, zeigten Kornerträge von 101 bis 105 % in den Anbaugebieten.

C-Weizen

Elixer ist in drei von vier Anbaugebieten 2014 die ertragsstärkste Sorte. Lediglich auf den V- Standorten wird nicht ganz das hohe Niveau des Vorjahres erreicht. Zweijährig stehen somit in allen Anbaugebieten überdurchschnittliche Kornerträge zu Buche. Aufgrund der guten Blattgesundheit (nur die Blattseptoriaanfälligkeit ist mittel) überzeugt die Sorte besonders in der Stufe ohne Fungizideinsatz. Die Sorte ist durch eine gute Winterfestigkeit gekennzeichnet. 2014 wurden vereinzelt Schwächen in der Standfestigkeit festgestellt.

Landsknecht, im ersten Jahr auf den Verwitterungsstandorten geprüft, war in diesem Anbaugebiet die ertragsstärkste Züchtung 2014. Die Sorte konnte ebenso in zwei Brauweizenprüfungen in Nossen und Christgrün (bei reduzierter N-Düngung) mit den höchsten Kornerträgen überzeugen.

(25)

Sorteneigenschaften

Mehltau Blattseptoria Braunrost Gelbrost Ährenfusarium DTR Pseudocercosporella

Akteur E 03 O O/+ O/+ + - O/- O - - O/+ O O/- O/- O O/+ + + 8 (+) + + Kerubino (E) A04 O/+ O O O O/+ O/+ O + O/+ O/+ O/- + O/- O/+ O/+ 8 (O) + Genius E 10 O/+ O O O + + O/- + + + O/+ O/- O O O O + + 9 (O) + + Florian E 10 O/+ O/+ O O/+ + + O/- O + O/+ O/- O O/- O/+ O + + + + + + Gourmet E 13 O O/+ O/- + + + + O/- + + O/+ O/+ O/- O/+ O O + 8 (O) + + Potenzial A 06 O/- O/+ O/- + + O O + O O O/- O/+ O/+ O/- O 8 (+) + + Discus A 07 O/+ O/+ O/+ O/- + + O/+ O + + O/+ O O/+ O/+ O/- O/+ 7 (+) + JB Asano A 08 O/- O/- O O + O/- O O O O/- O O O + + O 6 (-) O/+

Julius A 08 + O/+ O + O/+ + O/+ + + O O O/- O/+ O O/+ O/- 8 (+) + Meister A 10 O/- O/+ O + O/+ O/+ O - - O/+ O/+ O O O/+ O/+ O 9 (+) O/+

Linus A 10 O/+ O/+ O/- + O/+ O O + O O/- + O + O O/- 8 (- -) O Opal A 11 O/+ O/+ O O/+ + + O/- + + + + O O/- + O O 8 (O) + + Kometus A 11 O/- O O/- + + + O O/- O O/+ O/+ O/- O/+ O/+ O O 9(++) + + Atomic A 12 O/- O - O/+ + + O/+ + + O O O O/+ O/+ O O O/- 9 (O) + Patras A 12 O/+ O O/- O/+ + O/+ O/+ + + O/+ O O/- O/- O + O 8 (O) + Zeppelin A 12 + + O O O/+ + + O/+ + + + O/+ O/+ O/- O O O O/+ 8 (-) + + Pionier A 13 O O/+ O + + + O/+ O/+ O O/+ O O/+ + O/- O 8 (+) + + Apertus A 13 O O/+ O + + + O/+ O/+ + + O/+ O O O O/+ + O 6 (O) O/+

Rebell A 13 O/- O - O/+ + O + + + O O/- + O + O/- O 7 (O) O Avenir A 13 O/+ O/+ O O + + O/+ + + + O/+ + O/- O/+ O O O + + +

Boregar (A) F07 k.A. O/- - O/+ + O k.A. + + O O/- O/+ + O O O 7 (+) +

Colonia B 11 O O O/- O/+ O/+ O/+ + + O/+ O + O + O O 7 (O) + Gordian B 13 + O - O/+ + + + + + + O O O/- O/+ + + - O 8 (+) O Desamo B 13 + O O/- O/+ + + + + + + O O/+ O/- O/+ + + O/- O 9 (+) O Memory B 13 + O/+ O/- + + + + O/+ + + + + O O/- O + O/+ O/- - 6 (-) O Mescal B 13 O/+ O O O/- + + O O/+ + + O O/- O O O/+ + - 7 (O) O Rumor B 13 O/+ O/- O + + O/+ + + O/+ O O + O/+ O/- - O/+ O Hermann Ck 07 O O/+ O O/+ + O O/+ - + O + + O/+ O O - 6 (-) - Elixer C 12 O/+ O/+ O O + + O/+ + + + + O/+ O/- O/- O + + O/- - 6 (+) O/- Landsknecht C 13 O O/+ O O O/+ O/+ + + - - O/+ O + O + + O - - 4 (- -) O/- Bernstein E 14 O O + + O/+ O + + + + O O O O O O/+ + + + + + RGT Reform A 14 O/+ O/+ - + + O/+ + + + O/+ O O O/+ O O/+ O/- + + + KWS Loft B 14 O O/+ O/- O + + + + + + O/- O/+ O O O + + O O/- + + O/+

Johnny B 14 O/- O/+ O O/+ + + + + + + O/+ O/+ O/- O/- + + O/+ - O/+ O/- KWS Montana E 14 O/+ O O/- O/- + O O/+ + + O/+ O O/- O + O/- + + + + + Axioma E 14 O O O/- + + + + O/+ + + + O/+ O O/+ O O + + + + + + Dichter A 14 O/+ O/+ - + + + + + + + + O/+ O/+ O/- O/+ + + - O + + O/+

Attraktion A 14 O O/+ O/- O/+ + + + + + + O O O/- O/+ O/+ O/- O/- O/+ + Kompass A 14 O O/+ O O + + O/+ + + O/+ O/+ O/- O/+ O O/+ + + + + + Franz A 14 O/+ O/+ O O/- + + + + + + O/- O O O + + O O/- + + +

Neigung zu Auswinterung

Sorte

Qualität Zulassungsjahr TKM Rohproteingehalt Fallzahl (FZ-stab.) Sedi-Wert

Reife Pflanzennge Neigung zu Lager

Anfälligkeit für Krankheiten

Bestandesdichte Kornzahl/Ähre

(26)

Ertragseigenschaften

LSV Winterweizen 2012 - 2014 nach Anbaugebieten der NBL Kornerträge relativ zur Gesamtbezugsbasis mit Fungizid1)

Qual. D-Süd Löß- Eb. Löß- Üb. V- FZ St. RP-G

dreijährige Prüfungsergebnisse 2012-2014

BB (dt/ha)2) 85,1 107,2 104,3 93,4

Akteur E 90 91 93 92 8 (+) 8

Kerubino (E) 100 101 99 100 8 (O) 6

Genius E 100 95 96 97 9 (O) 8

JB Asano A 100 102 101 102 6 (-) 5

Julius A 105 101 105 102 8 (+) 4

Meister A 98 101 98 98 9 (+) 5

Linus A 106 105 107 106 8 (- -) 4

Opal A 98 99 100 96 8 (O) 5

Atomic A 101 105 101 104 9 (O) 4

Patras A 100 102 100 100 8 (O) 5

Colonia B 100 101 101 105 7 (O) 5

Kometus A 98 98 94 9 (+ +) 5

Discus A 101 7 (+) 6

Toras A 99 9 (O) 6

Potenzial A 96 8 (+) 5

Hermann CK 103 6 (-) 3

zweijährige Prüfungsergebnisse 2013-2014

BB (dt/ha)2) 87,8 106,5 106,0 93,5

Gourmet E 96 98 93 4) 8 (O) 7

Zeppelin A 97 95 97 8 (-) 6

Pionier A 103 99 99 102 8 (+) 5

Apertus A 101 101 102 6 (O) 5

Rebell A 105 104 7 (O) 5

Gordian B 104 102 105 102 8 (+) 5

Memory B 103 102 101 6 (-) 3

Desamo B 103 102 106 9 (+) 5

Elixer C 110 109 107 104 6 (+) 3

einjährige Prüfungsergebnisse 2014

BB (dt/ha)2) 91,8 112,6 112,7 96,6

Avenir A 100 103 98 8 (+) 5

Boregar A 98 107 98 102

Rumor B 106 106 103 104 6 (O) 3

Mescal B 106 102 7 (O) 3

Landsknecht CK 108 4 (- -) 1

Bernstein E 100 99 8 (+) 7

KWS Montana E 97 95 9 (+) 7

Axioma E 95 91 8 (+) 9

Dichter A 102 100 98 8 (+) 5

Attraktion A 96 96 6 (+) 4

Kompass A 103 103 103 8 (+) 5

KWS Loft B 104 104 104 103 9 (+) 4

RGT Reform A 105 103 100 101 9 (+) 4

Franz A 103 8 (+) 4

Johnny B 105 104 103 101 6 (O) 3

1) Stufe II = mit Fungizid, mit optimalem Wachstumsreglereinsatz; 2) BB = Bezugsbasis (orthogonales Sortenmittel der Anbaugebiete), 3) einjährig geprüft, 4) zweijährig geprüft

(27)

Wintergerste

1. Allgemeine Angaben Anbaubedeutung

Wintergerste ist eine der weltweit wichtigsten Futter-Getreidearten. Deutschland gehört mit den anderen 26 EU-Staaten zu den größten Anbauern von Gersten weltweit. Auch im Inland ist der Bedarf nach dem Futtergetreide konstant hoch, sei es zur Versorgung der eigenen Tierbestände oder in der Futtermittelindustrie, die sich zu weit mehr als 90 % aus der heimischen Produktion versorgt. Mit mehr als 1,2 Mio. ha ist die Anbaufläche in Deutschland entsprechend groß und nach dem Winterweizen die zweitwichtigste Getreideart. Gegenüber dem Vorjahr ist die Anbaufläche in Ostdeutschland in allen fünf Bundesländern zwischen 4.000 und 8.000 ha ausgedehnt worden. Die Wintergerste entwickelte sich vor Winter sehr gut und ging regional sehr stark bestockt in den Winter. Die Vegetation kam während des gesamten Winters nur kurzzeitig zum Stillstand. Der Winter war insgesamt sehr mild. Das sehr trockene und milde Frühjahr ließ den Krankheiten wenige Entwicklungschancen und führte Ende April zu einem Entwicklungsvorsprung der Vegetation von bis zu 3 Wochen, der aber bis zur Ernte nicht gehalten werden konnte. Zahlreiche Niederschläge im Juni ließen insgesamt noch eine gute Kornausbildung in den Versuchen zu. Die Wintergerste ist mit dem durch Extreme gekennzeichneten Witterungsverlauf sehr gut zurechtgekommen. Die langanhaltende Trockenheit und die hohen Temperaturen haben ihr ertraglich nicht schaden können.

Anbaufläche und Kornerträge bei Wintergerste in Sachsen-Anhalt 2007-2014 (Statistisches Landesamt Sachsen-Anhalt)

2007 2008 2009 2010 2011 2012 2013 2014 Anbaufläche (Tha) 103,4 107,7 109,9 93,8 84,8 91,8 95,6 95,7 Kornerträge in dt/ha 56,9 74,3 74,3 74,7 51,8 69,2 71,2 79,9 Vermehrungsflächen von Wintergerstensorten in Sachsen-Anhalt 2014

Sorte angemeldete Sorte angemeldete Sorte angemeldete Vermehrungsfl. Vermehrungsfl. Vermehrungsfl.

2014 in ha 2014 in ha 2014 in ha

GALATION 477,2 CALIFORNIA 131,94 KWS GLACIER 16,1

LOMERIT 341,67 TROOPER 130,23 CAMPANILE 15

KWS TENOR 329,1 LORELY 125,16 HENRIETTE 12

KWS MERIDIAN 324,18 TAMINA 108,2 SU ELLEN 12

SY LEOO 322,4 ANTONELLA 44,93 HIGHLIGHT 11,5

ZZOOM 247,6 DAISY 44,5 MATROS 10

ANJA 208,14 HOBBIT 39,7

KWS KEEPER 195,63 TITUS 28

WOOTAN 192,9 LEIBNIZ 25

SOULEYKA 150,86 SEMPER 20

SANDRA 143,41 ROSEVAL 17

2. Anbauhinweise Standortansprüche

Auch bei Wintergerste steigen die Erträge mit zunehmender Bodenqualität an, allerdings in weit geringerem Maße als bei Winterweizen. Wegen ihrer nicht besonders hohen Ansprüche, vor allem hinsichtlich der Wasserversorgung, ist die Wintergerste auch unter weniger günstigen Anbaubedingungen sehr leistungsfähig.

(28)

Auf Diluvialstandorten ist der Anbau von Wintergerste schon ab Ackerzahlen >25 möglich. Dies gilt aber nur, wenn diese Böden einen standortgerechten pH-Wert haben.

Bestimmend für die Anbaumöglichkeit ist eine sichere Überwinterung. Wintergerste zeigt von allen Wintergetreidearten die geringste Winterfestigkeit. Bei Kahlfrösten unter -15 °C (-12 °C am Bestockungsknoten) erfriert sie, unter einer hohen verharschten Schneedecke ist sie durch Ersticken und Thyphula-Befall gefährdet. In Höhenlagen muss durch Sicherung einer optimalen Vorwinterentwicklung (rechtzeitige Aussaat!) die Auswinterungsgefahr vermindert werden.

Fruchtfolgeansprüche und Fruchtfolgewert

Wichtigste Anforderung der Wintergerste an die Fruchtfolgestellung ist die Sicherung der termingerechten Aussaat durch eine frühräumende Vorfrucht. Sehr gute Vorfrüchte sind deshalb Winterraps, Erbsen, Frühkartoffeln und begrünte Brache. Winterraps kommt aber in der Regel nicht in Betracht, da Wintergerste selbst als Vorfrucht für Raps benötigt wird. Die oben genannten anderen Fruchtarten stehen nur begrenzt zur Verfügung. Deshalb muss der Anbau meist nach Getreide erfolgen, auf besseren Böden vor allem nach Winterweizen. In diesem Fall muss der Bekämpfung des Ausfallweizens besondere Beachtung zukommen.

Hafer ist als Vorfrucht gut geeignet, zumal sein Durchwuchs in der Regel ausfriert. Auf Schwarzerde ist auch Sommergerste als Vorfrucht möglich. Winterroggen-Vorfrucht und Selbstfolge sind sehr ungünstig einzuschätzen.

Beim Anbau zum Verwendungszweck Braugerste schränkt sich das Spektrum verfügbarer Vorfrüchte weiter ein. Leguminosen kommen wegen der qualitätsbeeinträchtigenden N- Nachlieferung und Winterweizen wegen der Gefahr des Durchwuchses und der damit verbundenen Besatzerhöhung und Nachbefeuchtung des Erntegutes nicht in Frage.

Der Vorfruchtwert der Wintergerste liegt in der frühen Räumung des Feldes. Winterraps wird deshalb bevorzugt nachgebaut. Winterweizen sollte wegen der Gefahr der Übertragung von Fußkrankheiten nicht nach Wintergerste gestellt werden.

Bestellung

optimale Saatzeiten und Saatstärken

Natürliche Standorteinheit Höhenlage (m)

Saatzeit Saatmenge (Körner/m²)

D 1 - 3 - 5. -15.9. 260-330

D 4 - 5, D 6N, Al 3 - 10.-20.9. 300-370

Lö 1 - 6, D 6S, Al 1 - 2, V 1 bis 250 15.-25.9. 280-310

Lö 1 - 6, V 1 - 6 250-400 10.-20.9. 330-400

V 2 - 9 über 400 5.-15.9. 350-420

Möglichst früh ausgesät werden sollte auf Grenzstandorten, in Lagen mit kurzer Vege- tationszeit, nach schlechter Vorfrucht, bei unbefriedigender Saatbettqualität, bei wenig spät- saattoleranter Sorte.

Für die optimale Aussaatstärke gilt, dass bei ungünstigen Bedingungen die Saatmenge im oberen Bereich der Optimalspanne zu wählen ist und umgekehrt.

In der Regel sollte die Aussaatstärke bei zweizeiligen Sorten gegenüber den mehrzeiligen um 50 Kö/m² erhöht werden. Die Empfehlungen der Züchter sind zu berücksichtigen.

Reihenabstand: 8 – 13 cm Saattiefe: ca. 3 cm

Auf schweren Böden und bei Saatzeitverspätung ist in der Tendenz flacher, auf leichten Böden und bei Anwendung von Vorauflaufherbiziden tiefer zu säen.

(29)

N-Düngung

Die Stickstoffdüngung erfolgt in der Regel in zwei Gaben. Eine zusätzliche 3. Gabe zum Ährenschieben hat meist nur geringen Einfluss auf den Kornertrag. Sie erhöht vor allem den Rohproteingehalt, was nur bei Verfütterung der Gerste im eigenen Betrieb ökonomisch zur Wirkung kommt. Eine N-Düngung von 30 - 50 kg N/ha im Herbst hat unter sehr ungünstigen Bedingungen (z. B. sehr geringer Vorrat an Bodenstickstoff, mehrmalige Getreidevorfrucht, späte Aussaat) eine Berechtigung.

1. N-Gabe: - zu Vegetationsbeginn, möglichst zeitig im Frühjahr mit leicht verfügbaren N - Bemessung nach der Formel 100 kg N/ha – pflanzenverfügbarer Nmin-Gehalt zu Vegetationsbeginn

- unter Berücksichtigung von Entwicklungsstadium des Bestandes, Bestandesdichte, Ertragsziel, zu erwartender N-Nachlieferung

- bei N-Gaben über 75 kg erfolgt eine Unterteilung in eine 1a- und 1b-Gabe (Zeitspanne zwischen Gabe 1a und Gabe 1b mindestens 14 Tage) 2. N-Gabe: - zum Schossen (BBCH 31 – 37)

- 0 bis 60 kg N/ha

- unter Berücksichtigung von Nmin-Gehalt im Boden, Anzahl Triebe je m², N-Gehalt im Bestand

Eine standortbezogene Düngungsempfehlung für die 1. und 2. N-Gabe ist auf der Grundlage aktueller Nmin-Untersuchungen (mindestens 0-30 und 30-60) über das SBA-System der LLFG Sachsen-Anhalt möglich.

Bei Braugerste wird ein möglichst geringer Eiweißgehalt (max. 11,5 %) angestrebt. Zu Winter- braugerste wird daher nur eine N-Gabe zu Vegetationsbeginn gegeben mit Mengenbegrenzung wie bei Sommerbraugerste + 30 kg/ha N für ihr höheres Ertragspotenzial.

Halmstabilisierung

Wachstumsregler sollten in Wintergerste nur bei sich deutlich abzeichnender Lagergefahr entsprechend den Anwendungsempfehlungen eingesetzt werden, da sie auf Anwendungsfehler besonders empfindlich reagiert. Die Höhe der Aufwandmenge ist unter Berücksichtigung vom Standort, Lagerneigung der Sorte, Bestandesentwicklung, Ertragserwartung und Witterung zu bemessen.

Sortenspezifische Lageranfälligkeit bei Wintergerste mehrzeilig:

(nach Beschreibender Sortenliste 2014) geringe Lagerneigung

Loreley, SU Ellen mittlere Lagerneigung

Alinghi, Amelie, Amrai, Anja, Antonella, Christelle, Fridericus, Henriette, Highlight, Hobbit, Kathleen, KWS Keeper, KWS Meridian, KWS Tenor, KWS Tonic, Laverda, Leibniz, Medina, Merle, Nerz, Otto, Quadriga, Saturn, Semper, Souleyka, SY Leoo, Tamina, Titus, Trooper, Waxyma, Wendy, Wootan, Yokohama, ZZoom

starke Lagerneigung Lomerit

Sortenspezifische Lageranfälligkeit bei Wintergerste zweizeilig:

(nach Beschreibender Sortenliste 2014) geringe Lagerneigung

Albertine, Captain, Caribic, Duplex, KWS Ariane, Melodica, Precosa, SU Vireni

(30)

mittlere Lagerneigung

Anisette, Augusta, California, Campanile, Canberra, Cantare, Chalup, Famosa, Findora, Finesse, Fox, Hickory, KWS Glacier, KWS Joy, KWS Liga, KWS Scala, Malwinta, Marielle, Matros, Metaxa, MH Firenzza, Paroli, Ruby, Sandra, Stendal, Wintmalt, Zirene

starke Lagerneigung Zephyr

3. Hinweise zur Sortenwahl

Für einen erfolgreichen Anbau von Wintergerste stehen bewährte Sorten für alle Anbaubedingungen zur Verfügung:

Löß-Ebene Löß-Übergang V-Standorte D-Süd

Winter-Futtergerste mehrzeilige Sorten

KWS Tenor KWS Tenor KWS Tenor KWS Tenor

Lomerit KWS Meridian KWS Meridian Lomerit

Antonella Pelican KWS Meridian

Lomerit Antonella

Antonella

vorläufig

Anja KWS Keeper Loreley

KWS Tonic Loreley Titus

Galation Anja

zweizeilige Sorten

Matros* Matros* California Matros*

California California Sandra

vorläufig

Matros* Albertine

* keine Gelbmosaikvirusresistenz Mehrzeilige Wintergersten

KWS Tenor zeichnet eine hohe Ertragsstabilität mit überdurchschnittlichen Kornerträgen aus und ist mehrjährig die ertragsstärkste Züchtung in allen Anbaugebieten. Winterfestigkeit und Standfestigkeit sind bei mittelspäter Reife mit gut zu bewerten. Die Sorte hat eine leicht erhöhte Neigung zum Ährenknicken. Mit Ausnahme der hohen Anfälligkeit gegenüber Netzflecken, weist sie eine überdurchschnittliche Blattgesundheit auf. Die Hektolitergewichte erreichen mittleres Niveau und liegen in diesem Jahr an einzelnen Orten unter 62 kg/hl.

KWS Meridian erreicht 3-jährig in allen Anbaugebieten mittlere bis leicht überdurchschnittliche Kornerträge. Die Sorte mit mittlerer Reife überzeugte 2012 mit einer guten Winterfestigkeit.

Standfestigkeit und Strohstabilität sind mittel. Bei durchschnittlicher Blattgesundheit ist auf eine zunehmende Anfälligkeit gegenüber Rhynchosporium und Mehltau zu achten. Die Hektolitergewichte sind etwas höher als bei der Sorte KWS Tenor.

Antonella bringt 3-jährig in allen Anbaugebieten knapp mittlere bis leicht überdurchschnittliche Kornerträge. Die Sorte reift mittelspät, zeigt eine mittlere bis gute Standfestigkeit und leichte Schwächen in der Strohstabilität. Die Winterfestigkeit ist auf mittlerem Niveau. 2014 ist regional eine zunehmende Zwergrostanfälligkeit aufgefallen, bei ansonsten überdurchschnittlicher Blattgesundheit. Antonella ermöglicht knapp mittlere Hektolitergewichte, kann jedoch unter kritischen Bedingungen, wie 2014, die 62 kg/hl-Grenze verfehlen.

(31)

Lomerit erzielt in der mehrjährigen Auswertung ein knapp mittleres Kornertragsniveau und wird von neuen, leistungsstarken Wintergerstensorten übertroffen. Interessant für den Anbau ist die Sorte weiterhin aufgrund der Kombination von überdurchschnittlichen, sicheren Hektoliter- gewichten, auch auf leichteren Böden, der relativ frühen Reife und der guten Winterfestigkeit.

Die Schwächen in der Standfestigkeit und Blattgesundheit erfordern eine intensive Bestandesführung.

Pelican, eine EU-Sorte, liegt 3-jährig auf den V-Standorten auf leicht überdurchschnittlichem Ertragsniveau. Die Züchtung mit mittelspäter Reife kennzeichnet eine mittlere bis geringere Winterfestigkeit. Schwächen sind in der Standfestigkeit, Strohstabilität und Blattgesundheit vorhanden. Dies ist in der Bestandesführung zu beachten. Die Sorte erreicht knapp mittlere Hektolitergewichte.

Anja erreicht nach 2-jähriger Prüfung knapp mittlere bis leicht überdurchschnittliche Kornerträge in den Anbaugebieten. Die mittelspät reifende Sorte hat eine gute Winterfestigkeit. Stand- festigkeit, Strohstabilität und Blattgesundheit liegen auf mittlerem bis leicht überdurchschnitt- lichem Niveau. Die Sorte ermöglicht mittlere Hektolitergewichte.

Loreley zeigt nach 2-jähriger Prüfung ein vergleichbares Ertragsniveau wie Anja. Loreley reift mittelspät, ist überdurchschnittlich standfest und hat eine Schwäche in der Rhynchosporiumanfälligkeit bei ansonsten guter Blattgesundheit. Die Hektolitergewichte sind mittel.

KWS Keeper überzeugt nach 2-jähriger Prüfung im Löß-Übergangsgebiet mit sehr hohen Kornerträgen. Die Sorte zählt zu den spätesten und längsten im Sortiment. Standfestigkeit und Strohstabilität sind mittel bis gut. Die Winterfestigkeit ist gut, auf Mehltaubefall ist zu achten. Die Sorte ermöglicht mittlere bis höhere Hektolitergewichte.

KWS Tonic, in der Löß-Ackerebene geprüft, bringt nach zwei Prüfjahren leicht überdurch- schnittliche Kornerträge. KWS Tonic zählt zu den Sorten mit mittlerer Reife und weist überwiegend durchschnittliche agronomische Eigenschaften auf. Auf Zwergrostbefall ist zu achten. Winterfestigkeit und Hektolitergewicht erreichen mittleres Niveau.

Titus erzielt 2-jährig annähernd mittlere Kornerträge in allen Anbaugebieten. Titus hat als langstrohige, mittelspät reifende Sorte mit mittlerer Winterfestigkeit eine Schwäche in der erhöhten Neigung zum Ährenknicken, bei mittlerer Standfestigkeit. Auf Rhynchosporiumbefall ist zu achten. Die Hektolitergewichte der großkörnigen Sorte sind überdurchschnittlich und erreichen das Niveau von Lomerit.

Galation, eine EU-Hybridsorte, wurde in der Löß-Ackerebene und auf D-Nord 2-jährig geprüft.

Auf der Löß-Ebene erreicht sie überdurchschnittliche Kornerträge auf dem Niveau der besten Liniensorten, auf D-Nord nur mittlere Kornerträge. Die Sorte mit mittlerer bis mittelspäter Reife zeigt eine schwächere Winterfestigkeit und weist eine Neigung zum Ährenknicken auf. Mittlerer bis stärkerer Zwergrostbefall kann auftreten. Die Hektolitergewichte sind überdurchschnittlich, vergleichbar mit Lomerit.

Zweizeilige Wintergersten

Matros erzielt in allen Anbaugebieten mehrjährig Kornerträge auf dem Niveau leistungsstarker mehrzeiliger Sorten, bei einem geringeren Marktwareanteil. Die mittelspät reifende Züchtung ist nicht immer ausreichend standfest. In der Winterfestigkeit ist Matros aktuell die beste unter den zweizeiligen Sorten. Mit Ausnahme einer erhöhten Netzfleckenanfälligkeit ist eine gute Blattgesundheit kennzeichnend. Die hohen Hektolitergewichte liegen meist etwas über den Werten von Lomerit. Die Sorte besitzt keine Gelbmosaikvirusresistenz, was bei einer Sortenentscheidung auf gefährdeten Flächen zu berücksichtigen ist.

(32)

Sandra bringt 3-jährig annähernd mittlere Kornerträge auf den D-Süd-Standorten. Die Sorte mit mittlerer Reife zeigte 2012 Schwächen in der Winterfestigkeit, weshalb der betriebliche Anbauumfang begrenzt werden sollte. Bei recht guter Standfestigkeit ist die Strohstabilität mittel. In der Mehltauresistenz gehört Sandra zu den besten Sorten, die hohe Zwergrostanfälligkeit ist in der Bestandesführung zu beachten. Die Hektolitergewichte sind hoch und liegen häufig etwas über der Sorte Lomerit.

California erreicht 3-jährig knapp mittlere bis leicht überdurchschnittliche Kornerträge.

Besonders auf den V-Standorten kann sie mit den leistungsstärksten mehrzeiligen Züchtungen ertraglich mithalten. California hat eine mittlere Neigung zur Auswinterung. Positiv sind die gute Standfestigkeit und Strohstabilität hervorzuheben. Die hohe Anfälligkeit gegenüber Zwergrost ist zu beachten. Die Hektolitergewichte liegen meist leicht über dem Niveau von Lomerit.

Albertine kommt 2-jährig im D-Süd-Anbaugebiet auf mittlere Kornerträge, in der Löß- Ackerebene und auf den V-Standorten werden unter dem Versuchsmittel liegende Erträge erzielt. Bei mittlerer Winterfestigkeit sind Standfestigkeit und Strohstabilität mit sehr gut zu bewerten. Die Widerstandsfähigkeit gegenüber den wichtigsten Blattkrankheiten ist auf mittlerem Niveau. Die Hektolitergewichte sind hoch und liegen 2014 deutlich über dem Niveau von Lomerit.

Referenzen

ÄHNLICHE DOKUMENTE

Früh einsetzende, sehr hohe bis hohe Erträge, auch auf stärker wachsenden Unterlagen.. Bei Überbehang geringere

6 mittel bis langsam mittel bis grob mittel bis niedrig mittel bis gering.. 7 langsam grob

Eine höhere Saatdichte erlaubte es, in Changins im Jahr 2005 einen hohen Ertrag zu erzielen, während in Goumoëns im Jahr 2006 eine mittlere Dichte optimal war.. In diesen

Bei Pran-Solas lag diese Note sogar bei 5,7 (Tab. Eine sehr grosse Differenz, wenn man mit der Note 3,8 von Echo vergleicht. Für Güte und Ausdauer waren die Differenzen nicht

Das Italienische Raigras entwickelt sich nach der Saat rasch, ist schnell- wüchsig, aber auch sehr anspruchsvoll.. Der erste Aufwuchs ist sehr schmackhaft und

Bei den Sortenclubs wurde erkannt, dass für eine er- folgreiche Lancierung einer neuen Sorte die ganze Kette von der Züchtung über Sortenprüfung, Bera- tung, Produktion,

Zwingende Kriterien für zukünftige Clubsorten Die Sorte muss für den Pro- duzenten, den Lagerhalter sowie für den Konsumenten überdurchschnittlich und ein- deutig erkennbar sein,

Aus Abbildung 4 wird deutlich, dass zwischen den Sorten signi- fikante Unterschiede bezüglich der Grössenklassierung bei glei- cher Saatdichte bestehen, so dass dem Produzenten