• Keine Ergebnisse gefunden

Peter Wilhelm Trappmann : Violinvirtuose Willy Trappmann. *27.09.1870 † 09.08.1926

N/A
N/A
Protected

Academic year: 2022

Aktie "Peter Wilhelm Trappmann : Violinvirtuose Willy Trappmann. *27.09.1870 † 09.08.1926"

Copied!
57
0
0

Wird geladen.... (Jetzt Volltext ansehen)

Volltext

(1)

Peter Wilhelm Trappmann

Violinvirtuose und Musikdirektor

*27.09.1870 † 09.08.1926

Foto 1: in Breslau, ca. 1905

(2)

Inhaltsverzeichnis der Dokumentation

Seite

Vorgeschichte und Persönliches

2

Danksagung 3

1. Zur Biographie des Violinvirtuosen Willy Trappmann 4

1.1 Bemerkungen zur Recherche

4

1.2 Musikhistorische Entwicklungen der Stadt Essen im 19. Jahrhundert 4

1.3 Vorfahren von Willy Trappmann 6

1.4 Musikalische Entwicklung 8

1.4.1 Kindheit, Jugendjahre – die Zeit in Essen 8

1.4.2 Konzert- und Lehrtätigkeiten im Zeitraum bis 1906

11

1.4.2.1 Wirken in Linz a. d. Donau 14

1.4.2.2 Wirken in Breslau 17

1.4.2.3 Wirken in Hagen und Elberfeld 19

1.5 Familiäre Entwicklung 25

1.6 Wirken in Remscheid, die Zeit ab 1907 28

1.6.1 Gründung des ersten Konservatoriums der Musik in Remscheid 28

1.6.2 Gründung des Bergischen Konservatoriums der Musik in Remscheid 31

1.7 Letzte Jahre 39

2. Bemerkungen zur „N. Lupot“ – etikettierten Violine 40

3. Bildnachweis

42

4. Literatur- und Quellenverzeichnis

43

5. Verzeichnis konsultierter Institutionen und Personen

48

5.1 … betr. Willy Trappmann 48

5.2 … betr. „N. Lupot“- etikettierte Violine 50

6. Anhang 51

6.1 Kulturbeitrag „Das Leben für die Violine“ 51

6.2 Kulturbeitrag „Wie Musikerziehung in Remscheid begann“ 53

6.3 Familienzweig des Essener Musikus Peter Wilhelm Trappmann

54

6.4 Inhaltsverzeichnis des Dokumentationsteils II

55

1. Version 05. Oktober 2012,

2. Version (präzisiert und ergänzt) 20. Mai / 04. Juni 2016

- 1 -

(3)

Vorgeschichte und Persönliches

Der Rückblick auf den Violinvirtuosen Peter Wilhelm TRAPPMANN – alias Willy, *27.09.1870 in Essen,

† 09.08.1926 in Nienburg/S. – entwickelte sich aus dem Wiedererklingen seiner einstigen Konzertvioline. Willy war mit dieser dem französischen Geigenbaumeister „N. LUPOT“ zugeschriebenen Violine u. a. in den berühm- ten Violinkonzerten von Ludwig v. BEETHOVEN und Johannes BRAHMS aufgetreten [1]. Als im Jahr 1958 seine verwitwete Ehefrau Ida Trappmann verstarb, waren Insider unverzüglich am Instrumentenfundus interessiert. Teilweise hatten sie Willy persönlich gekannt, sodass sie eine „LUPOT“ und eine „GUADAGNINI“

zu sehen wünschten. Die „LUPOT“-etikettierte Violine war noch vorhanden, gehörte seit 1956 jedoch Willys ältestem Enkel (Autor der vorliegenden Dokumentation) und blieb unveräußerlich. 1983/84 wurde sie nach zwischenzeitlichen Wertschätzungen restauriert, begutachtet und aufgrund abermaliger Bewerberwünsche getestet. Ihre im „Großen Saal“ des Gewandhauses zu Leipzig wiederentdeckten „Sehr gute(n) klangliche(n) Eigenschaften …“ (s. separaten Dokumentationsteil bzw. „DII“) ergaben die personengebundene Leihgabe an den dortigen Konzertmeister, Herrn Gunar KALTOFEN. Innerhalb einer unmittelbar folgenden Amerika- Tournee lobte er: „… spielt unglaublich!!“. 1990 hielt er ihre Klangeigenschaften schriftlich fest (s. DII), zusätzlich verwies er auf CDs, die diese Violine innerhalb von Aufnahmen des „Neuen Bachischen Collegium Musicum“ zu Gehör bringen. Dieser Teil ihrer Geschichte, der die Violinistin Andrea FÜNFSTÜCK einschließt, währte bis in das Jahr 2010. Ein Gewandhaus-Konzert im Jahr 2007 – das innerhalb der Europa-Reise von Willys australischen Nachkommen gemeinsam in Leipzig besucht wurde – zog die Wiederaufnahme der Ahnen- forschung, das eigene Violinspiel und den Kontakt mit dem renommierten Bogenmachermeister C. Daniel SCHMIDT nach sich. Sein eindringlicher Hinweis: „Herr TRAPPMANN, zu der „Gewandhaus-Violine“ gehört die Biographie ihres Großvaters Willy, schreiben Sie diese unbedingt auf“ bildete den Übergang zur vorliegen- den Dokumentation. Wissenslücken und der geringe Umfang an Belegen erforderten aber Recherchen, die aufgrund des im Jahr 2009 eingestürzten Historische(n) Archiv(s) der Stadt Köln erst im Jahr 2013 entspre- chende Ergebnisse brachten. Im zurückliegenden Zeitraum untersuchten ausgewählte Geigenbaumeister und Spezialisten die LUPOT-etikettierte Violine. Differente Befunde führten im Herbst des Jahres 2010 dazu, sie in eine laufende Forschungsreihe der „Synotec Psychoinformatik GmbH“ / „NewStrad GmbH“ aufzunehmen, sodass sie im „Großen Saal“ des Gewandhauses nochmals erklang und aktuell begehrt wurde. Zwar passte – wie sich nachfolgend herausstellte – ihre Dominanz nicht in das Klangbild des Leipziger Streichquartetts, doch die Hochschule für Musik „Hanns EISLER“ / Berlin, die über die am Test teilnehmende Violinistin Zhi-Jong WANG ebenfalls warb, dankte dann in Einbeziehen von Prof. Kolja BLACHER für die im Jahr 2011 gewährte Leihgabe an die koreanische Violinistin Hyo-Jung PARK. Indessen bekundete das von Dr. sc. techn. Friedrich E. BLUTNER erstellte Gutachten u. a.: „… zeigt das untersuchte Instrument … einen Klangkern, der dem Vergleich mit den besten Vertretern der Gattung standhält, einen zeitlos schönen und edlen Klang“. Martin SCHLESKE, Geigenbaumeister mit internationalem Ruf, äußerte sich ähnlich. Er erstellte im Februar 2013 eine Akustikexpertise, die das hervorragende Klangspektrum einer im Einsatz befindlichen „STRADIVARI“ des Jahres 1721 vergleichsweise einbezog. Zum Klang äußerte er u. a.: „diese Violine hat einen interessanten, großen solistischen Ton“.

Die einleitenden Anmerkungen zur Entstehungsgeschichte der vorliegenden Dokumentation beruhen vorrangig auf Vorinformationen, die Willys Ehefrau Ida dem Autor vermittelt hatte. Aufgewachsen unter ihrer Obhut erfuhr er über sie vom häuslichen Musikunterricht in der Stammfamilie „TRAPPMANN“ sowie von der Beziehung zwischen Willys Vater und dem Essener Großindustriellen Alfred KRUPP. Hiernach war Willy seit seinem ca. 6. Lebensjahr durch Alfred KRUPP gefördert worden; Willys Studium am „Conservatorium der Musik in Coeln“ (s. [2]) sei darauf zurückzuführen, auch habe Alfred KRUPP ca. 1886 die vorgenannte Violine dem Willy geschenkt. Ida hatte sie seit dem Tod ihres Ehemannes gesondert aufbewahrt, während der nach 1945 aufgekommenen Besatzungszeit sogar verborgen. Zwei Jahre vor ihrem Ableben bzw. 1956 schenkte sie die

„LUPOT“ und zwei weitere Violinen dem Autor. Ihre Gefühlswelt, die beim Anhören bestimmter Schallplatten (bspw. v. BEETHOVENs „Frühlingssonate“) die Vergangenheit ihres Ehemannes hin und wieder berührte, hatte sich schon vor der Schenkung derart übertragen, dass bestimmte Fragen tabu erschienen. Insofern war das über den Konzertmeister Prof. Gunar KALTOFEN († 2002) entstandene Violinen-Comeback ein förderlicher Ausgangspunkt für die Aufarbeitung vielschichtiger Themen. Daher informierte der Autor im Jahr 1985 seine in der Alt-BRD wohnende Mutter über die Möglichkeit, im Rahmen einer Gastspieltourné des Gewandhaus- Orchesters die Violine ihres Vaters nochmals hören zu können. Ein mündlicher Gedankenaustausch über die hiermit zusammenhängenden ideellen Werte kam aufgrund der damaligen Teilung Deutschlands aber erst 1988 bzw. nach 33 Jahren Trennung zustande. Ihre Jugenderlebnisse ergänzten im Wesentlichen die bereits bekannten Aussagen ihrer in der DDR wohnenden Schwester Leonore (s. S. 27); in den 90er Jahren kamen die frühen Kindheitserinnerungen von Bruno, dem seit 1953 in Australien lebenden Bruder, noch hinzu. Einige dieser Informationen liegen schriftlich vor bzw. ergaben sich aus dem Kontext bestimmter Dokumente. Trotz dieser positiven Ansätze schienen nähere Informationen über Willys Entwicklungsweg verschollen zu sein. Deshalb wurden im Jahr 2008 das „Historische Archiv KRUPP“/ Essen sowie die „Hochschule für Musik und Tanz Köln“ in die Recherchen einbezogen. Aber erst mit der Bergung der verschütteten Jahresberichtedes

- 2 -

(4)

CONSERVATORIUM DER MUSIK IN KÖLN lag ein teilweiser Beleg über Willys Konservatoriumszeit vor.

Hieraus ergab sich in Verbindung mit der Archivakte „Konservatorium für Musik“ /Stadt Hagen die Erkenntnis, dass auch Friedrich Alfred KRUPP den Willy förderte und die etappenweise absolvierten Ausbildungsab- schnitte (bis hin zur Lehrbefähigung) im Jahr 1898 endeten. Zu diesem Zeitpunkt war Willy bereits seit zehn Jahren als Geiger aufgetreten – bspw. unter der Leitung von Professor Dr. Franz WÜLLNER (s. „Fünfundsieb- zigstes Niederrheinisches Musikfest zu Köln“ [3]). Als der Linzer Musikdirektor Gustav GÖLLERICH das erste oberösterreichische Musikfest“ organisierte und die vakante Conzertmeister- und Violinlehrerstelle des Linzer Concertvereins zum 01. Oktober 1900 ausgeschrieben wurde, griff Willy dieses Angebot auf. Er spielte derzeit in Paris, gewann vorgenannte Ausschreibung und in seiner Heimatstadt Essen gab er daraufhin ein Abschieds- konzert. Sein geschätztes Wirken in Linz schloss solistische Auftritte ein bis hin nach Wien, es folgte die Lehrtätigkeit am „Breslauer Konservatorium“ und 1905/06 die Rückkehr in das Rheinland – vorwiegend nach Köln. Mit seiner Verehelichung im Jahr 1907 wählte Willy die Stadt Remscheid zur neuen Wirkungsstätte. Er gründete im gleichen Jahr das erste Konservatorium dieser Stadt und 1908 das von ihm allein geleitete Bergische Konservatorium. Diese Gründungen sind in der Literatur kaum belegt und aufgrund der regional häufigen Zusatzbezeichnung „bergisch“ nur schwierig wiederzufinden. Es kommt hinzu, dass während der NS-Zeit private Konservatorien zunehmend eingegliedert wurden in die „Musikschulen für Jugend und Volk“ (s. [4]) und somit verlor sich spätestens in diesem Zeitraum die evtl. noch vorhanden gewesene Eigenständigkeit des Bergischen Konservatoriums. Mit den Bombardements im Rheinland (1943) gingen zusätzlich die Bausubstanz und Archivmaterialen derart verloren, dass die Recherchen stockten. In dieser Situation wurden die Professoren a. D. Dr. Joachim DORFMÜLLER u. Dr. Ingo SCHMITT – beide sehr gut vertraut mit der Entwicklungs- geschichte von Konservatorien im Rheinland – in die Bearbeitung einbezogen. Außerdem erforderte der weit zurückliegende Gründungszeitraum das Einbeziehen des allseitig empfohlenen „Remscheider General- Anzeiger(s)“. Dank dieser als auch weiterer Quellen entwickelte sich ein mosaikartiger Einblick in das Wirken von Willy TRAPPMANN, der hier als Musikdirektor tätig wurde. Auch konnte mit diesem Einblick die Geschichte zu Konservatorien der dortigen Region etwas ergänzt werden – vergl. den Internetbeitrag „Ein Konservatorium wird zur Hochschule“ [5]. Zu dieser Geschichte, die aus verschiedenen Gründen erst mit dem am 01.12.1945 in Haan gegründeten „Kreiskonservatorium für Musik“ beginnt und dann über das 1948 von den Städten Wuppertal, Remscheid und Solingen getragene „Bergische Landeskonservatorium“ in Wuppertal verläuft (zwischenzeitlich ebenfalls als „Bergisches Konservatorium“ bezeichnet), gehört die Regional- geschichte der seit dem 01. Nov. 1902 bestandenen Konservatorien. Es betraf u. a. das von POTTHOF- ZIMMERMANN in Elberfeld gegründete Konservatorium (1910 mit 836 Musikschülern und 36 Lehrern) [6], gefolgt von u. a. den in Remscheid über Willy TRAPPMANN und Alfred MELCHERS im April 1907 [7a bis c]

sowie über Willy TRAPPMANN im April 1908 [7d bis g] gegründeten Konservatorien – s. „TRAPPMANN- Konservatorium“ und „Bergisches Konservatorium“.

Danksagung

Speziell danke ich Herrn Wolfgang STÜWE, dem Archivredakteur des Remscheider Generalanzeigers. Sein Engagement trug wesentlich dazu bei, Willy TRAPPMANNs Wirken in Remscheid näher belegen zu können. In seinem RGA-Rückblick am 07.02.2009 „Das Leben für die Violine“ (Konservatorium der Musik. Als Willy TRAPPMANN 1907 nach Remscheid fand, s. Pkt. 6.1) publizierte er die zu diesem Zeitpunkt recherchierten Ereignisse. In diesem Zusammenhang danke ich Herrn Heinrich VOGEL, Heimatforscher für Remscheider Musikgeschichte, für seine ausführliche Beschreibung des damaligen kulturellen Lebens in Remscheid; gemein- sam besuchten wir auch den Ort des ersten Wohnsitzes von Willy TRAPPMANN und seiner Familie. Herrn Prof. Dr. Joachim DORFMÜLLER gilt mein Dank für Unterstützungen und Hinweise bei der Bearbeitung vorliegender Thematik. Mit seinem Kulturbeitrag im „Magazin für das bergische Land / 21.2011“ „Wie Musik- erziehung in Remscheid begann“ (Vor 104 Jahren gründete Peter W. TRAPPMANN ein „Conservatorium“, s. Pkt. 6.2) beschrieb er einen Grundstein auf dem Entwicklungsweg zur heutigen „Musik- und Kunstschule Remscheid“. Aber auch den vielen Mitarbeitern in Spezialbibliotheken und Archiven - insbesondere in Polen und Österreich, danke ich für Einsichten in das außerhalb von Remscheid gelegene Wirkungsgebiet. Dies gilt vor allem für Frau Prof. Dr. Maria SDUNIAK († 2011, Wroclaw) und Herrn Mag. Johannes LACKINGER (Anton- BRUCKNER-Privatuniversität in Linz a. d. Donau). Meiner Frau – Dr. med. Hannegret HERRBERGER, die meine entsprechenden Reisen begleitete, danke ich für das weitreichende Entgegenkommen und ihre mitgestaltenden Hinweise.

Der besondere Dank gilt den Großeltern Ida und Willy TRAPPMANN. Bei meiner Arbeit an dieser Dokumen- tation durfte ich sie auf ihrem Lebensweg nachvollziehend begleiten. Dabei erfuhr ich interessante, nachdenk- liche, oft freudvolle Details aus der uns bis in die Gegenwart verbindenden Familiengeschichte. Für ihr ideelles Vermächtnis spreche ich diesen Dank auch im Namen der weiteren in Deutschland und Australien lebenden Enkel aus.

- 3 -

(5)

1. Zur Biographie des Violinvirtuosen Willy Trappmann

1.1 Bemerkungen zur Recherche

Willys Familie hatte sich im Verlauf der gesellschaftspolitischen Einflüsse des Zeitraumes 1925 bis 1960 derart verändert, dass Informationen über ihn nur bruchstückhaft in der übernächsten Generation ankamen. Daher waren vor allem die späteren Gespräche mit Willys Tochter Leonore, die ihren Vater sehr schätzte, nachhaltig.

Aber auch sie, die über das Können ihres Vaters und die von ihm bevorzugt gespielte LUPOT oft sprach, erwähnte seine Entwicklungsjahre als auch beruflichen Details nicht. Indem Leonore 1981 verstarb und der Autor erst mit dem Wiedererklingen der LUPOT und somit ab 1984 bestimmte Fragen stellte, verblieb als spätere Informationsquelle nur die in der Alt-BRD lebende Verwandtschaft. Der für die Recherchen weiterfüh- rende Ansatz entstand somit erst nach der Wiedervereinigung Deutschlands, insbesondere durch die Nebeninfor- mation „Willy ist auch als Lehrer am Konservatorium in Barmen und Hagen tätig gewesen“. Die daraufhin im Stadtarchiv Hagen eingesehene Konservatoriumsakte informierte: „Herr Geheimrat KRUPP schickte den hoch- begabten Geiger zur fertigen Ausbildung …“ [4a] (s. S. 10). In Verbindung der erst im Jahr 2013 eingesehenen Jahresberichte „CONSERVATORIUM DER MUSIK IN KÖLN“ wurde erkannt, dass nicht nur Alfred KRUPP sondern auch sein Sohn Alfred Friedrich als Förderer auftrat. Außerdem stellte sich erst durch diese Akte der definitive Zusammenhang zwischen der im Lehrerverzeichnis des „Bergischen Konservatorium“s genannten „… oberösterreichischen Landesmusikschule …“ und der Stadt Linz a. d. Donau heraus. Dank der positiven Rückinformation des daraufhin einbezogenen Linzer Stadtarchivs entstand der erweiterte Kontakt zur ANTON-BRUCKNER-Privatuniversität, der wiederum über die Österreichische Nationalbibliothek zurückführte zur Linzer Regionalpresse. Mit diesen Zeitungen/Zeitschriften lagen Informationen über Willys Lehrer, Studiumwürdigungen und Aktivitäten in Köln vor, sodass seine zunächst nicht nachvollziehbaren ersten 30 Jahre (daher die ersatzweise einbezogene musikhistorische Entwicklung der Stadt Essen) nachträglich transparent wurden.

1.2 Musikhistorische Entwicklungen der Stadt Essen im 19. Jahrhundert

Die Festschrift „Essener Musikverein 150 Jahre: 1838 – 1988“ [8] informiert hierzu, dass mit dem wirtschaft- lichen Aufschwung dieser Region auch ein gesellschaftlicher einherging, der in der ersten Hälfte des XIX. Jh.

u. a. am Kunstinteresse des wohlhabenden Bürgertums zu sehen war. Im Zuge der dynamischen Entwicklung des ehemals dörflichen Städtchens „Essen“ (im Jahr 1813 nur ca. 4.000 und im Jahr 1896 bereits 100.000 Einwohner) entstanden 1816 die „Bergkapelle“ (auch als „Knappschaftskapelle“ und „Bergmusikcorps“ bezeich- net, 1824 umbenannt in „Berghautboistencorps“ bzw. „Bergboistencorps“ und später in „Essener Berg- musikkorps“) und mehrere Gesang-Vereine. Innerhalb dieser Entwicklungen sind hauptsächlich die Aktivitäten des Johann Wilhelm Georg NEDELMANN zu würdigen, der auf der Grundlage des im Jahr 1790 entstandenen

„Collegia musica“ das öffentliche Konzertleben in Essen weiterentwickelte. Markante Ergebnisse seines Schaffens waren der „Essener Gesang-Musikvereins“ (01.12.1838) und der aus dem Stamm des

„Berghautboistencorps“ entwickelte „Instrumental-Verein“ (1840).

In seinem Werk „Musik und Musiker in der Stadt Essen“ [9] schrieb Prof. Franz FELDENS:

„In den 30er Jahren kann man in Essen die Anfänge des bürgerlichen Musizierens erkennen, jedoch waren die Verhältnisse für Instrumentenhändler und -bauer durchaus nicht rosig, da es in dem kleinen Städtchen noch an Nachfrage nach Instrumenten und Musik fehlte.“ (S. 188)

„Es werden dann bis 1838 eine Reihe von Konzerten mitgeteilt … Wahrscheinlich wird auch das Collegium musicum … mitgewirkt haben. 1824 taucht die Bergkapelle auf, … Mit ihr zusammen musizieren auch die Essener Musikliebhaber …“ (S. 88)

„Der Instrumentalverein von 1840 … wurde unter Zusammenfassung der wenigen Instrumentalkräfte und der damals bestehenden acht bis zwölf Mitglieder starken Bergkapelle gegründet. … SCHORN nennt neben der Bergkapelle folgende Musiker: Gebrüder LAMPERHOFF, REMPFE, ESPEY, SCHUBERT (Streichinstrumente) …“ (S. 183)

- 4 -

(6)

„… nach Auflösung des Bergamtes setzte das Berghautboistencorps seine Tätigkeit unter dem Namen

„HELFERsche Kapelle“ fort, später 1863 wurde es in die „Essener Kapelle“ umgewandelt. … 21 Musiker der Essener Kapelle wurden 1899 bei der Gründung des städtischen Orchesters in das städtische Orchester übernommen.“ (S. 196)

Bem.: Leiter der „HELFERschen Kapelle“ war Hermann HELFER. Als im Jahr 1855 NEDELMANN sein Amt „Dirigent und musikalischer Leiter“ niederlegte, wurde der Bruder Ernst HELFER (durch Unterricht im Geigen-, Klavier- und Cellospiel in den alten Essener Familien bekannt) zum Leiter des “Essener Gesang-Musikverein“s gewählt. Im Sommer 1864 führten interne Konflikte zur Abwahl von Ernst H., er gründete daraufhin am 20. Oktober 1866 die konkurrierende Splittergruppe „Musikalischer Verein“. Für viele Musiker des

„Instrumental-Verein“s und weitere Mitwirkende ergab sich hieraus eine Neuorientierung.

Zur Gruppierung der sog. „Musikliebhaber“ schrieb er:

„Unter seiner (E. HELFER) Leitung fanden regelmäßig in jedem Winter 4 Abonnementskonzerte statt, deren vokaler Teil von dem „Gesang-Musikverein“, deren instrumentaler Teil vom „Instrumental- verein“ bestritten wurde. Der Gesang-Musikverein war ein gemischter Chor, der Instrumentalverein eine Vereinigung, der die Bergkapelle und eine Reihe von Musikliebhabern angehörten.“ (S. 192-193)

und unter Bezug auf das Essener Adreß- und Geschäftshandbuch des Jahres 1859 nannte er auf S. 96 zwölf Essener Bürger, die dort ausdrücklich als Essener Musiker geführt wurden.

Mit dem neuen musikalischen Direktor Georg Hendrik WITTE, der am 02. Dezember 1871 in sein Amt gewählt wurde, erfolgte die schrittweise Zusammenführung der Gesang- und Instrumentalkräfte. Innerhalb dieser Entwicklung wurde der „Essener Gesang-Musikverein“ am 27.05.1872 umbenannt in „Essener Musikverein“, am 30.05.1877 trat der „Musikalische Verein“ hinzu. Die Musiker der einstigen „Bergkapelle“ – unter FRANSE auftretend als „Essener Kapelle“ – blieben unter dem Leiter Karl REICHELT (ab 1867) und Wilhelm LANGENBACH (ab 1874) zunächst eigenständig. Die Kapelle wuchs auf 36 Mitglieder an, gab Konzerte und war im Theaterdienst vertraglich gebunden.

G. H. WITTE forcierte nun die Konzertqualität, wobei er „in den Jahren 1896 bis 1899 das Kölner „Gürzenich- Quartett“, also die wohl besten Streicher des damals regional bedeutendsten Orchesters …“ ([8], S. 25) gewin- nen konnte. Als im April 1899 mit der Gründung des 42-köpfigen auch „Städtischen Orchesters“ neue Orchesterverhältnisse entstanden, begannen diese jedoch mit abermaligen Querelen. Viele Musiker der „Essener Kapelle“ hatten sich geweigert, dem „Städtischen Orchester“ beizutreten und lehnten bestimmte Bedingungen ab. Insbesondere verwahrte sich W. LANGENBACH gegen eine Unterordnung. Gegenüber dem Oberbürger- meister gab er 1899 die Erklärung ab, „daß er für seine Person in dem städtischen Musikdirektor niemals seinen Vorgesetzten sehen würde.“ ([9], S. 120). Nachdem trotzdem 21 Musiker der „Essener Kapelle“ gewonnen und die ausgeschriebenen Plätze besetzt werden konnten, fand am 25.04.1899 das Eröffnungskonzert statt (in diese Zeit des Umbruchs fiel Willys Entscheidung, sich in Linz a. d. Donau dem ersten oberösterreichischen Musikfest zu widmen).

Indem die Geschichte der Essener Musik im XIX. Jh. auch durch überregionale Entwicklungen beeinflusst

wurde, möge eine Denkschrift (s. [4], Anlage zum Schreiben an den Oberbürgermeister CUNO in Hagen vom 15. Oktober 1917) daran erinnern, wie zähflüssig die Entwicklungen auf dem Gebiet der Musikerausbildung

verliefen. U. a. wurde berichtet:

 „… Konservatorien gab es bis vor etwa 20 Jahren sehr wenige, im Westen Deutschlands z. B. nur in Köln und Frankfurt a/M. In der Provinz Westfalen war keine Musikschule …“

 „Es sind viele gute Musiker aus den Stadtpfeifereien hervorgegangen, jedoch nur dann, wenn die Musiker bei grossem Fleiss und Streben später bei Militär- oder Zivilkapellen in gute Hände kamen.

…“

Unter Berücksichtigung dieser Gegebenheiten verdient die Gründung und Leitung einer Essener Musikschule durch Wilhelm FERRIER im Jahre 1867 (s. [10], S. 68) eine besondere Beachtung.

- 5 -

(7)

1.3 Vorfahren von Willy Trappmann

Lt. nachfolgendem Dokument war bereits Willys Großvater Peter Wilhelm TRAPPMANN (*03.03.1820 Essen,

†21.11.1890 Essen) ein sog. Musikus.

Hinweis auf die Tätigkeit des Peter Wilhelm TRAPPMANN im Jahr 1843 [11]

Ein dem Autor vorliegendes Foto um ca. 1883 lässt schlussfolgern, dass Peter Wilhelm Klarinettist war. Ob er und/oder Willys Vater Wilhelm Peter Johann (*12.09.1843 Essen, †18.11.1918; im nachfolgenden Dokument nur mit dem Rufnamen „Wilhelm“ bezeichnet)

Hinweis auf die Tätigkeit des Wilhelm Peter Johann Trappmann im Jahr 1870 [12]

in einer der vorgenannten Vereinigungen als Musiker oder sog. „Essener Musikliebhaber“ mitwirkte, blieb ungeklärt. Prof. Franz FELDENS, der innerhalb seines Schrifttums sehr viele Details zusammentrug und

- 6 -

(8)

somit auch Musikernamen der Stadt Essen auflistete (s. insbesondere [9; 10]), nannte den Familiennamen

„TRAPPMANN“ nicht. Dennoch führen die Adressbücher der Stadt Essen im Zeitbereich 1874 bis 1911 den Wilhelm (Peter Johann) TRAPPMANN als Musiker [13]. Bezüglich der musikalischen Grundausbildung von Willy und seinen Brüdern ist wissenswert, dass in diesem Zeitraum lediglich die Essener Musikschule des Wilhelm FERRIER und einige private Musiklehrer (s. Bemerkung zu Ernst HELFER auf S. 4) einen eventuellen Einfluss hatten. Musikinteressierte Bürger, die ihre private Hausmusik pflegten, gaben ihr Wissen individuell weiter. Es kann somit – wie im Foto 5 dargestellt – auch ein teilweise väterlicher Unterricht angenommen werden.

Foto 2: die Brüder Carl und Wilhelm Peter Johann Trappmann (von links nach rechts); ca. 1870

Foto 3: Wilhelms Frau Anna Maria (*25.11.1848 Altendorf †01.06.1891 Essen) mit Sohn Hugo; ca. 1880

- 7 -

(9)

1.4 Musikalische Entwicklung

1.4.1 Kindheit, Jugendjahre – die Zeit in Essen

Willys Eltern wohnten lt. Adressbuch der Stadt Essen in der Steeler Str. 27 [13], als der Großindustrielle Alfred KRUPP (* 26.04.1812 in Essen, † 14.07.1887 in Essen) ca. 1876 aufmerksam wurde auf den zu diesem Zeitpunkt sechsjährigen Willy. A. KRUPP, u. a. Hauptsponsor des Instrumentalkörpers, war dem talentierten Willy wohlgesinnt, sodass er dessen musische Entwicklung unterstützte.

Foto 4: Alfred Krupp

Willys drei jüngere Brüder (Karl Josef, Peter Aloysius u. Hugo) erhielten ebenfalls seit ihrer frühen Kindheit eine musische Erziehung. Das nachfolgende Foto belegt das Wirken des Vaters Wilhelm, vermutlich wurde auch dem damaligen Modetrend – im Quartett zu musizieren – entsprochen.

Foto 5: Familienfoto mit Peter, Willy, Vater Wilhelm und Karl; ca. 1886/87 - 8 -

(10)

Die Adressbücher der Stadt Essen verwiesen unter der neuen Adresse „Kopstadtstr. 13“ und der Tätigkeits- bezeichnung „Musiker“ auf

 Willy in den Jahren „1889 (also bereits im Alter von 19 Jahren), 1893, 1895“,

 Karl (*1873) im Jahr „1900“ und

 Peter (*1875) in den Jahren „1900 bis 1901“ [13].

Während ihrer Militärzeit dienten Karl bei der Kavallerie als Sergeant und Trompeter, Peter als Cellosolist in einem Leipziger Infanterieregiment. Karl wählte sodann die Laufbahn eines Postbeamten in Köln und Peter – der von 1903 bis 1907 unter Leitung von Dr. Friedrich KROME (Gründer des 1905 eröffneten Saarbrückener Konservatoriums) als Cellolehrer tätig war – wurde in Saarbrücken technischer Kaufmann. Über beide wurde überliefert, dass sie bis an ihr Lebensende musizierten. Sie vermittelten ihr musikalisches Können den Nachkommen und es wurde beispielsweise zum Ritual, dass Karl zum Abschluss familiärer Feierlichkeiten einen Csárdás spielte. Bezüglich Hugo, der Berufsmusiker in Berlin wurde und dessen Linie ausstarb, liegen keine speziellen Informationen vor.

Foto 6: Willy in Essen als ca. 20Jähriger

Dank der Familie KRUPP war Willys Entwicklung über das Musikstudium am „Conservatorium der Musik in Coeln“ verlaufen. Indem hierüber keine Informationen weitergereicht wurden und die betreffenden Recherchen zunächst ergebnislos verliefen, entsprach das Auffinden der im Pkt. 1.1 genannten Akte „Konservatorium für Musik“ [4] einem Glücksfall. Diese Akte verwies darauf, dass Robert LAUGS (* 21. Februar 1875 in Saarbrücken; † 9. Januar 1942in Kassel, bekannter deutscher Dirigent und Kapellmeister, Studium am Kölner Konservatorium von 1892 bis 1896) in seiner Funktion als „Direktor des Konservatoriums der Musik“ am 03. Juli 1907 ein

„Gesuch um Erteilung des Titels: staatlich konzessionierte Anstalt für das Konservatorium der Musik Hagen i. W.“

stellte, gerichtet an die Königliche Regierung in Arnsberg. Seine Angaben zum Lehrkörper – und somit auch zu Willy TRAPPMANN – belegen u. a.:

- 9 -

(11)

Auszug aus der Hagener Archiv-Akte „Konservatorium für Musik“ [4]

Mit den Hinweisen „Geheimrat KRUPP“ und „Landeskonservatorium in Linz“ liegt zunächst eine angenäherte Bestätigung mündlicher Überlieferungen vor; in Linz konnten die abgebrochenen Recherchen zielgerichtet fortgesetzt werden. Im Vordergrund standen jedoch Recherchen, die Willys Studium am „CONSERVATO- RIUM DER MUSIK IN KÖLN“ näher belegen sollten. Die einbezogene „Hochschule für Musik und Tanz Köln“ (gegenwärtige Bezeichnung) gewährte daher im Jahr 2009 den Einblick in ihr Archiv. Dort eingesehene Dokumente des Zeitbereiches bis ca. 1934 (u. a. nicht abgeholte Zeugnisse, Angaben zu ausländischen Studenten u. ä.) ergaben entgegen negativer Vorinformationen zwar die Erkenntnis, dass das kriegsbedingte Bombardement im Jahr 1943 nicht alle Konservatoriumsdokumente vernichtete, doch waren die Jahresberichte „CONSERVA- TORIUM DER MUSIK IN KÖLN“ dem Bestand des im März 2009 eingestürzten Stadtarchivs bzw.

Historischen Archivs der Stadt Köln zugeordnet worden. Nachdem im Herbst 2013 der wiedergefundene und dann im „Musikwissenschaftlichen Institut der Universität Köln“ aufgenommene Teil eingesehen werden konnte und das Stadtarchiv Köln nochmals einbezogen wurde, ergab sich folgende Rückinformation: „… die aus ihrem ursprünglichen Zusammenhang gerissenen Unterlagen sind auf mehrere Asylarchive innerhalb Deutschlands verteilt, sie werden derzeit in einer Bergungserfassung aufgenommen und codiert, die geborgenen Archivalien werden in den nächsten Jahren einer Benutzung nur eingeschränkt zur Verfügung stehen.“

Der unvollständig vorgelegene Bestand an Jahresberichten informiert u. a.:

1. 2. Studienjahr (1892/93), Unterricht bei Concertmeister Emil BARĖ,

 20. Juli 1893: Fantasia appassionata von H. VIEUXTEMPS, 2. u. 3. Satz, vorgetragen anlässlich eines Übungsabends vor dem Directorium, Lehrern und Schülern,

2. 3. Studienjahr (1896/97), Unterricht bei Concertmeister Willy SEIBERT,

 28. Juli 1897: Violinconcert von J. BRAHMS, 1. Satz, vorgetragen anlässlich des Schluss- Concertes im Großen Saale des Gürzenich,

3. 4. Studienjahr (1897/98), Unterricht bei Concertmeister Willy SEIBERT,

 12. Januar 1898: Neuntes Violinconcert von L. SPOHR,

 01. April 1898: Reifezeugnis als Concertspieler u. Befähigungszeugnis für Orchesterspieler.

Wie bereits angedeutet, war der in der Hagener Konservatoriumsakte enthaltene Hinweis „Landeskonservato- rium in Linz (Oberösterreich)“ ein ergiebiger Anhaltspunkt für die Wiederaufnahme jener Recherchen, die den Ort der „Oberösterreichische(n) Landesmusikschule“ suchten (vergl. Lehrerverzeichnis S. 30) und dass – wie sich später herausstellte – die schon vorher einbezogene Anton-BRUCKNER-Privatuniversität bereits der richtige Ansprechpartner war (weiteres s. Pkt. 1.4.2.1).

- 10 -

(12)

1.4.2 Konzert- und Lehrtätigkeiten im Zeitraum bis 1906

Willy, dessen Werdegang erst im Rahmen der Recherchen wiederentdeckt wurde, hatte sich zum Solisten, Konzertmeister und Violinvirtuosen entwickelt.

Foto 7: Willy Trappmann in Berlin; ca. 1900

Er präsentierte ein ständiges Repertoire anspruchsvollster Partituren der Violinmusik – u. a. Werke von J. S. BACH, L. van BEETHOVEN, J. BRAHMS, N. PAGANINI, P. SARASATE, R. STRAUß, P. I. TSCHAI-

KOWSKI und H. WIENIAWSKI (s. Prospekte der Konservatorien in Elberfeld, Barmen, Hagen u. Remscheid).

Als Willy – zurzeit in Paris spielend – die Ausschreibung

[14a] mit einer Reise nach Linz a.d. D. untersetzte, besaß er bereits Erfahrungen aus beeindruckenden Auftritten in deutschen Großstädten. Das Linzer Angebot dürfte für ihn insofern reizvoll gewesen sein, da auch das erste

- 11-

(13)

oberösterreichische Musikfest unmittelbar bevorstand und er hier – mit Blick auf Essen und Köln – als Konzertmeister eine dominante Position einnehmen konnte. Zum Ausschreibungsergebnis berichtete der Linzer Musikverein wie folgt:

Linzer „Tages-Post“ und „Linzer Volksblatt“ am 26.07.1900 [15a]

Dieser Information ist anzumerken, dass neben den fachspezifischen Erfordernissen und dem möglichst zurückgelegten dreißigsten Lebensjahr auch die Bevorzugung kinderloser Bewerber österreichischer Herkunft zu beachten war [14b]; in Linz entschied letztlich Musikdirektor Gustav GÖLLERICH. Über ihn wurde berichtet:

„Während seiner Dirigententätigkeit in Linz arbeitete er ausschließlich mit heimischen Musikern und Sängern, von denen das dreißig Mann starke Theaterorchester eine Kerntruppe bildete, aber zu den Symphonieorchestern ergänzt werden musste und dann bis zu 150 Mann stark war.“ [16].

Insofern entsprach die Stellenvergabe an eine „fremde Individualität“ – s.

„(Linz.) Mit einem prachtvollen Programme setzte das erste Kammermusik-Concert ein; … An dem gerundeten, verständnisvollen Zusammenspiele merkte man kaum, dass ein neues Mitglied dem Ensemble sich angeschlossen hat, Herr Concertmeister T r a p p m a n n. Es ist, als ob der Einfluss August G ö l l e r i c h’s, der im Mittelpunkt dieser musikalischen Vereinigung steht nicht nur die fremde Individualität heranzuziehen verstünde, sondern sie auch willig mache, sich dem Ganzen hingebend einzufügen. …“. [17] –

einer Ausnahme, zumal der Salzburger Konzertmeister Gustav SCHREIBER operativ zur Verfügung stand. Im weiteren Verlauf verließ Willy seine Heimatstadt Essen, die Zeitschrift „Musikalisches Wochenblatt“ fasste innerhalb eines Berichtes über Essener Musikereignisse wie folgt zusammen:

„Hr. Willy TRAPPMANN (Geiger) verabschiedete sich in einem eigenen Concerte. ...“ [18a].

Mit Beginn des Schuljahres 1900/1901 bzw. der neuen Spielsaison informierte der Linzer Musikverein:

s. „Linzer Volksblatt“ am 05.10.1900, S. 3 [19]

- 12-

(14)

Nachdem die familiär weitergereichten Kritiken als auch Jahresberichte „CONSERVATORIUM DER MUSIK IN KÖLN“ viele Fragen aufgeworfen hatten, liegen nun mit den Linzer Informationen brückenbildende Antworten vor. Aber auch bestimmte Negativantworten waren aufschlussreich. Hierzu gehören bspw. die Rückinformationen der „Wiener Sinfoniker“ (ursprünglich „Wiener Conzert-Verein“) und jene, die sich aufgrund des folgenden Zeitungsberichtes ergaben.

Linzer „Tages-Post“ vom 14.10.1900 [15b]

Entsprechende Anfragen beim „Gürzenich-Orchester Köln“ beantwortete Herr Karlheinz WEBER, der als Autor des Werkes „Vom Spielmann zum städtischen Kammermusiker - Zur Geschichte des Gürzenich-Orchesters“ ein profunder Kenner dieser spezifischen Thematik ist, u. a. wie folgt:

„… Allerdings reichen die Honorarlisten der Concert-Gesellschaft, die ich einsehen konnte, nur bis 1896. … Wir müssen damit leben, dass durch die beiden Weltkriege viel verloren gegangen ist, und jetzt stehen wir auch noch vor den Trümmern des Historischen Archivs. Das, was ich vor dessen Einsturz an Materialien habe einsehen können, ist in meiner ausführlichen Dokumentation wenigstens noch greifbar. Zurzeit dürfte es sehr schwierig sein, im Archiv etwas gezielt zu finden, wenn die Akten bezüglich des Orchesters überhaupt gerettet werden konnten.

… bleibt nur die Möglichkeit, dass er in Konzerten von anderen Veranstaltern als Solist aufgetreten ist, oder gar bei Gastspielen auswärtiger Ensemble, also auch Kammermusik-Vereinigungen. Er könnte in Konzerten des Kölner Männer-Gesang-Vereins oder der Musikalischen Gesellschaft, die nach der Verstadtlichung des Gürzenich-Orchester 1888 als Kölner Konzert-Gesellschaft fortbesteht. In dieser seit 1812 bestehenden Gesellschaft mit Amateur-Instrumentalisten, wurden regelmäßig öffentlich Konzerte veranstaltet, in denen Musiker des Gürzenich-Orchesters, aber auch meist auswärtige Solisten auftraten.

… Zufällig finde ich gerade das Programm für das 75. Niederrheinische Musikfest, Pfingsten, den 29., 30. und 31. Mai 1898. Und siehe da, hier finde ich unter den 1. Geigen einen Willy Trappmann aus Essen. …“

Aufgrund vorgenannter Problembehaftungen, die anderen Ortes annähernd ausfielen, entsprachen nach dem Auffinden der Hagener Konservatoriumsakte die nunmehr Linzer Zeitungsartikel einem vergleichbaren Glücksfall.

- 13 -

(15)

1.4.2.1 Wirken in Linz a. d. Donau

Das in die Recherche einbezogene Archiv der Stadt Linz informierte zunächst über Entwicklungsetappen der einstigen Vereins-Musikschule:

 1823 Gründung der „Musikschule des Linzer Musikvereines“,

 1896 bis 1923 geleitet vom Brucknerbiograph und Pianist August Göllerich (lt. weiteren Angaben auch als „oberösterreichische Landesmusikschule, „Landeskonservatorium in Linz“ und „Linzer Musikvereinsschule“ bezeichnet),

 1932 aufgewertet zum „BRUCKNER-Konservatorium“ (nach der Selbstauflösung des Musikvereins 1939 übernommen von der Verwaltung der öffentlichen Hand und 1945 von der Landesverwaltung),

 seit 2004 „Anton-BRUKNER-Privatuniversität“

und mit Bezug auf Adress- und Meldenachweise [21a u. 21b]:

 TRAPPMANN, Willy: Konzertmeister und Violinlehrer des Musikvereins; Nordico, Bethlehemstr. 7,

 TRAPPMANN, Wilhelm: Konzertmeister, Gesellenhausstr. 19; zugezogen von: Essen,

 Weggang nach Breslau (undatiert).

Über den damaligen Stand der Linzer Musikvereinsschule berichtete die Linzer „Tages-Post“ am 18.10.1900 [15c]:

Vorgenannte Angaben über Lehrumfang, Schülerzahlen, Schulgeldbefreiungen und Finanzpositionen sind insofern von besonderem Interesse, da sie einen bleibenden Vergleich mit der jeweils aktuellen Situation gestatten. Damals benötigte bspw. eine 3-köpfige Familie ein Monatsetat in Höhe von 50 bis 80 Kronen und das monatliche Schulgeld am KONSERVATORIUM DES MOZARTEUMs IN SALZBURG betrug lt. Jahresbericht 1913-14 15 Kronen.

Willys Konzertmeistertätigkeit in Linz a.d. D. umriss in quantitativer Hinsicht die vom Musikverein geplanten Musikvereins-, Kammermusik-, Volks- und Sonderkonzerte. Innerhalb dieser Vielfalt standen jedoch jene qualitativen Aspekte an, nach denen er bewertet wurde - wie bspw. gegenüber František ONDŘIČEK. Über ihn war u. a. berichtet worden:

Linzer „Tages-Post“ am 06.10.1900 S. 4 [15d]

Linzer „Tages-Post“ am 14.10.1900 S. 6 [15e].

Fünf Tage nach ONDŘIČEK war Willy mit dem BRAHMS’schen Violinkonzert im Festsaal des Kaufmännischen Vereinshauses aufgetreten. Insofern ist der in den Kritiken (s. S. 22) genannte Kurzbericht der (undatierten) „Ober-Österreichischen Landeszeitung“– hier beginnend mit

- 14 -

(16)

„Der Violin-Virtuose Trappmann wurde nach dem Vortrage des BRAHMS‘schen Violinkonzertes mit der sehr schweren Kadenz mehrere mal stürmisch vorgerufen. In seinem Spiel …“

zeitlich einordenbar und instruktiv. In der Linzer „Tages-Post“ vom 27.10. 1900, S. 6 lautet die Passage:

Aus der Fülle weiterer Belege seien noch die Linzer „Tages-Post“ vom 20. und 23.11.1900 genannt:

[15f u. g]

Über Willys Lehrtätigkeit wurde im nachfolgenden Dokumentausschnitt u. a. festgehalten: [22]

- 15 -

(17)

„a) Klassen (10) des Concertmeisters Herrn Willy TRAPPMANN.

Schulen: „HOHMANN“;

Etüden: „KAYSER, MAZAS, KREUTZER, FIORELO, RODE“;

Concerte: „KREUTZER Nr. 13, VIOTTI Nr. 21/22/23, SPOHR Nr. 8/11/12, VERIOT Concert Nr. 7“;

Vortragsstücke: „BEETHOVEN, VIEUXTEMPS, TSCHAIKOWSKY, CHOPIN, HAENDEL, MENDELSSOHN, CORELLI, POPPER, BERIOT, HOLLÄNDER, SPOHR, BILSE, MOZART, BECKER, DANELA“.

Herr Mag. Johannes LACKINGER (Bibliotheksdirektor der Anton-BRUCKNER-Privatuniversität) informierte im Mai 2009 über den gegenwärtigen Stand des Archivwesens und u. a. die instruktiven Dokumente

 „Vom Musikverein zum Brucknerkonservatorium 1823-1963“ [23] und

 „Rechenschaftsbericht des Musikvereines in Linz über das Vereinsjahr 1901“ [24].

Ersteres Dokument belegt den Entwicklungsweg zur heutigen Universität, das zweite Dokument enthält spezielle Passagen über das dortige Wirken des Concertmeisters Willy TRAPPMANN. Beide Dokumente umreißen auch den gesellschaftlichen Stellenwert des Linzer Musikvereins. So wurde bspw. der Linzer Musikverein „als erste Pflegestätte der Kunst im Lande“ und als „Mittelpunkt allen musikalischen Lebens in Österreich“ angesehen (s. S. 8 [24]). U. a. wurde hervorgehoben:

 im Jahr 1900 fand der Umzug von 16 Lehrkräften mit ca. 500 Schülern in die Herrenstraße Nr. 39 statt.

Der hierdurch eingetretene Wendepunkt im Leben der Schule war wesentlich (s. [24], S. 24),

 mit dem vom 23. bis 25. März 1901 stattgefundenen I. oberösterreichischen Musikfest sollte das 80jährige Bestehen des Linzer Musikvereins gefeiert und gleichzeitig die Geschichte des ganzen Linzer Musiklebens während des abgelaufenen Jahrhunderts reflektiert werden. Dieser Höhepunkt des Linzer Musikvereins, anlässlich dessen die „große goldene Wahlspruchmedaille für Kunst und Wissenschaft“

als höchste kaiserliche Auszeichnung erwartet wurde, bedurfte der gründlichen Vorbereitung [24].

Vor diesem Hintergrund lag nahe, dass „Herr Direktor G Ö L L E R I C H … die besten Kunstkräfte zur Mitwirkung …“ gewann. Als am 23. März 1901 das 1. Festkonzert stattfand, standen insbesondere

 er als einstiger Schüler von Franz LISZT und später dessen Privatsekretär,

 die Stieftochter Gisela von PASZTHORY – als bereits mehrmals in Konzerten aufgetretene Pianistin

 und deren Schwester Palma – als talentierte und couragierte Geigerin (weitere Angaben s. u. a. „MUGI- Grundseiten“ [25])

im Blickpunkt, am 2. Tag seine Frau als gefeierte Pianistin – ebenfalls eine ehemalige Schülerin Franz LISZT’s . Im vorgenannten „Rechenschaftsbericht …“ wurde u. a. mitgeteilt:

„Die beiden Fräulein spielten im Vereine mit unserem Konzertmeister Herrn TRAPPMANN eine BACHsche Sonate für zwei Violinen (mit Klavier), …“ (s. [24] S. 11).

Von den ausführlichen Berichten der mannigfachen Presse wurden die „Münchner Neueste Nachrichten“ stell- vertretend benannt, die in Nr. 186 u. a. wie folgt ausführte:

 „Erstes oberösterreichisches Musikfest in Linz. … Das Fest wurde am 23. März mit einem Kammer-

musikabende eingeleitet (Die Herren W. TRAPPMANN, R. KÖRNER, A. WOLLRAB und D. JAKOB.)

 … Auch Fräulein Gisela von PASZTHORY und die Herren Konzertmeister TRAPPMANN und SCHREIBER entzückten die Zuhörer durch ihr edles Spiel. …“ (s. [24] S. 13).

Erwähnt sei die Mitgestaltung von ca. 120 Orchestermitgliedern und ca. 400 Sängern.

Willys Aufenthalt in Österreich erstreckte sich auf einen Zeitraum von ca. drei Jahren, davon ein Jahr als Konzertmeister beim Linzer Musikverein und zwei weiteren Jahren, in denen er jeweils von Breslau kommend Privatschüler betreute. Entsprechend dem eingeschobenen Hinweis der Hagener Archivakte „Konservatorium für Musik“

„Willy Trappmann … konzertierte mit größtem Erfolg in Wien, …“ (s. [7])

kann angenommen werden, dass Willy während seiner Zeit auch Kontakt mit dem Wiener Concertverein hatte.

Die Archivarin des historischen Archivs der Wiener Symphoniker informierte hierzu im Sept. 2012, dass eine komplizierte Orchestergeschichte vorliegt und somit könne weder eine positive noch negative Antwort gegeben werden. Sie verwies darauf, dass über Jahrzehnte kein orchestereigenes Archiv bestand, eine professionelle Führung als nicht dringend erachtet wurde und außerdem dürften bei der Umstrukturierung des Orchesters im Zuge des Anschlusses an Nazideutschland 1938 etliche Unterlagen vernichtet worden sein.

- 16 -

(18)

1.4.2.2 Wirken in Breslau

Willys Wirken am Breslauer Konservatorium ist sodann belegt durch folgende Zeitschriften:

 „Der Klavierlehrer/Musikpädagogische Blätter“ (Zentralblatt für das gesamte musikalische Unter- richtswesen, 1902)

„Am Breslauer Konservatorium für Musik, Direktor Herr Pieper, wurden die Herren Konzertmeister W i l h e l m T r a p p m a n n und Cellist L u d w i g F o e r s t e l als Lehrer verpflichtet. Dieselben werden auch der Kammermusik-Vereinigung des Breslauer Konservatoriums beitreten.“ [26], S. 344

 „Die Musik“ (1904)

„Breslau: In den vier Kammermusikvereinigungen des Konservatoriums werden zur Aufführung gelan- gen: Klaviertrios von: Heubner, Arensky, Scharwenka, Sinding; ferner Rheinberger (Klavier- quartett), Thuille (Cello-Sonate), Goldmark (Violinsuite); Saint-Saëns (Klavierquartett). Die Vereinigung besteht aus den Herren: Ludwig Förstel, Willy Pieper, Dr. Felix Rosenthal und W. Trappmann.“ …, [27], S. 211

sowie die nachfolgende Anzeige.

Kopie “Konzertanzeige Breslau 1903” [28]

Zur Entstehungsgeschichte und zum Stellenwert des Breslauer Konservatoriums für Musik informierte die Biblioteka Uniwersytecka we Wroclawiu, Gabinet Śląsko-Luźycki (Universitätsbibliothek Wroclaw, Schlesisch- Lausitzer Kabinett) mit Bezug auf Breslauer Lexika u. a.:

a) „dass das „Königliche akademische Institut für Kirchenmusik“ bereits 1812 gegründet und gerade damit ein systematischer Musikunterricht in Breslau begonnen werden sollte. Dann entstanden noch mehrere andere Musiklehranstalten wie … Breslauer Violinschule (M. Schön, 1841), … das Institut zur gründlichen Erlernung des Violinspiels (P. Lüstner, 1844) … und das Institut für gründliche Erlernung des Flügelspiels (J. Schnabel, 1844). Letzteres wurde Mitte des 19. Jh. umbenannt in „Breslauer Konservatorium“ (alle Schriften des Breslauer Konservatoriums nennen das Jahr 1853)“ [29].

- 17 -

(19)

b) „Das Breslauer „Konservatorium der Musik“ entstand im Jahre 1846 und hatte die Aufgabe, Musik- lehrer, Organisten, Kantoren und Chorleiter auszubilden. Es gab auch Vorlesungen für Hospitanten und besondere Klassen für die Fächer Oper und Schauspiel. „Nach erfolgreicher Absolvierung der jeweili- gen Ausbildungspartie erhielten die Absolventen ein Reifezeugnis bzw. Diplom, welches sie befähigte, sich bei allen Deutschen Bühnen, Konzertdirektionen und Kirchenbehörden zu bewerben.“ Das Konser- vatorium mit der angeschlossenen Theaterschule für Oper, Operette und Schauspiel befand sich an der Angerstr. 22 (die Stellen wechselten später mind. zwei Mal). Es gab noch zwei Zweiganstalten, wo Seminare stattfanden: Moltkestr. 6 und Poststr. 3.“ [30]

c) 1906: „Hochschule für alle Zweige der Tonkunst, Orchesterschule, Chorschule, Gesangschule für Oper, Konzert und Salon, Schauspielschule, Seminar zur Ausbildung von Musiklehrern u. Lehrerinnen, Vor- lesungen, Elementarklassen für Anfänger (Vorschule), Italienisch, Hospitanten, Reifezeugnisse.“ [31]

Unter Bezug auf die Sammlung der Konzertprogramme des Konservatoriums (Signatur Yv 1147,1 Mikrofilm:

MF 9514/2) und Breslauer Adressbücher (Signatur GSL P 28096 und Ye 154; Mikrofilm: MF 20021) wurde über Willy Trappmann mitgeteilt:

 27. Oktober 1903, Auftritt als Konzertmeister und Mitglied der Kammermusik-Vereinigung des Konservatoriums – s. vorgenanntes Programmblatt [28],

 im Breslauer Konservatorium einziger Lehrer für den Viola- und zusammen mit dem Konzertmeister Walter Heinrichs und Dir. Pieper für den Violinunterricht zuständig (1905 kam der Violinvirtuose Otto Sylhavy hinzu) [31],

 im Adressbuch von 1905

Trappmann, Willy, Konzertmeister, Lehrer am Breslauer Konservatorium, II [Stadtteil], Bohrauerstr. 57b, I [1. Stock] [32].

Sein Wirken als Violinvirtuose wurde durch Berichterstattungen im Breslauer General-Anzeiger und weiteren regionalen Zeitungen belegt. Vermutlich ereignete es sich in jener Zeit, als Willy Trappmann und Bruno Walter sich kennen lernten und Bruno Walter den Willy gern verpflichtet hätte.

Foto 8: Bruno Walter

Internet-Informationen belegen: * 15. September 1876 in Berlin; † 17. Februar 1962 in Beverly Hills; geboren als Bruno Walter Schlesinger, deutsch-österreichisch-US-amerikanischer Dirigent, Pianist und Komponist deutscher Herkunft. Er wird zu den bedeutendsten Dirigenten des 20.

Jahrhunderts gerechnet. Walter war Kapellmeister des Leipziger Gewandhauses (1929-1933), Chefdirigent der New Yorker Philharmoniker (1947-1949) und ständiger Gastdirigent der Wiener Philharmoniker, …

Es entstand eine langjährige Freundschaft, auf die der Rufnamen „Bruno“ für Willys Sohn (geb. 1920) zurückzu- führen ist.

- 18 -

(20)

1.4.2.3 Wirken in Hagen und Elberfeld

Foto 9: Willy Trappmann in Breslau; ca. 1905

All dies war eingebettet in einer bürgerlichen Musikkultur, die mancherorts mit dem Begriff „Goldene Jahre“

umschrieben wurde. Willy hatte sich mit weiteren Erfolgen profiliert und kam ca. 1905/06 zurück in das Rheinland. Das Musikalische Wochenblatt vom 25. Januar 1906 berichtete unterdessen, dass in Dortmund der Violinvirtuose Trappmann aus Köln solistisch mitwirkte (Violinkonzert von Beethoven) [18b]. Als im gleichen Jahr das in Elberfeld gelegene Konservatorium der Inhaber Ernst Potthoff und Adolf Zimmermann erweitert wurde, nahm er seine Lehrtätigkeit zunächst hier wieder auf [1b]. Eine Postkarte aus dem Jahre 1906 an Ida Trappmann [33], mitunterschrieben von A. Zimmermann, belegt über eine im Elberfelder Ratskeller stattgefundene gesellige Runde die „besonderen“ Kontakte.

Im Oktober 1906 war unter der Leitung des städtischen Musikdirektors Robert Laugs das Konservatorium in Hagen wiedererstanden - einst Neumarktstr. 13, nunmehr Hochstr. 101. Die Fachzeitschrift „Musikpädagogische Blätter“ informierte hierzu:

„… In Hagen i. W. ist am 1. Oktober d. J. ein Konservatorium unter Leitung des städtischen Musikdirektors Robert Laugs eröffnet worden. Eine Reihe tüchtiger Lehrkräfte sind für dasselbe gewonnen worden: Friedrich Schuchard für Klavier, Komposition und Musikgeschichte, Willy Trappmann für Violine …“ [26b], S. 349.

- 19 -

(21)

Über die Lehrtätigkeit im Hagener Konservatorium vermerkte der „Bericht über das erste Unterrichtsjahr“ u. a.:

„der Konzertmeister Willy Trappmann ist zuständig für das Violinensemble und die Ausbildung von Violin- u. Viola-Schülern“.

Ausschnitt aus dem betreffenden Hagener Jahresbericht [7b]

Willy hatte sich also zunehmend der Lehrtätigkeit verschrieben. Seine Tätigkeiten untersetzte er mit einem Referenzdokument, das er nach Bedarf aktualisierte, s. Vorlage für „Elberfeld“; dann für „Elberfeld, Barmen und Hagen“; zuletzt für „Remscheid“ [1d].

- 20 -

(22)

dreiseitiges Referenzdokument [1c]

- 21 -

(23)

… mit eigenhändigen Notizen von Willy Trappmann:

 Jubiläumsconzert des Breslauer Konservatoriums

 Ebenfalls

 Ebenfalls

 Musikvereins-Conzert (Linz a. d. Donau)

 Kölner Tageblatt; aus einem Conzert des Herrn Potthoff sei das hervorragende Violinspiel des Herrn Trappmann hervorgehoben

 Conzert des Konservatoriums

 Ebenfalls

- 22 -

(24)

 Conzert des Lehrer-Männergesangvereins

 Conzert des Männergesangvereins

 Conzert des Musikdirektors

- 23 -

(25)

Bemerkungen zum vorgenannten Referenzdokument:

Die hier erfassten Kritiken aus in Österreich, Schlesien und im Rheinland erschienener Zeitungen beziehen sich vermutlich auf den Zeitraum 1898 bis 1906. Sie berichten über „herausragende Leistungen“ von Willy TRAPPMANN und die Wirkung auf das damalige Publikum. Außerdem erhalten sie Hinweise auf zwei bekannte Zeitgenossen. Es betraf

a) den jüdischen Pianisten Dr. Felix ROSENTHAL, mit dem er am Breslauer Konservatorium konzertierte und

b) den Violinvirtuosen und Gründer des Neuen Wiener Konservatoriums, František ONDŘIČEK, der zeitnah auftrat und an dem er „gemessen“ wurde (s. Kritik in „Ober-Oestereichische Landeszeitung“).

a) zu Dr. Felix ROSENTHAL (vergl. „Breslauer General-Anzeiger“ in [1a]):

„ROSENTHAL Felix, Pianist, Musikpädagoge, Musikschriftsteller und Komponist. * Wien, 2.4.1867, † Wien, 30.12.1936. Sohn eines Kaufmannes; stud. an der Univ. Wien 1885/86 Phil., 1886-90 Med., 1892 Dr. med. Danach war er zwei Jahre am Allg. Krankenhaus in Wien tätig.

Seine Musikstud. begann R. bei Schlemmbach (Klavier) und setzte diese (unterbrochen durch einen Stud.Aufenthalt bei Gernsheim in Berlin) am Wr. Konservatorium der Ges. der Musikfreunde – 1885-87 bei J. EPSTEIN (Klavier), 1895-99 bei R. FUCHS (Theorie) (beide s. d.) – fort. 1898-1901 stud. er bei G. ADLER (s.d.) an der Univ. Wien Musikgeschichte; 1901 Staatsprüfung als Musiklehrer. R wirkte 1901–14 als Lehrer an der Klavierausbildungskl. am Breslauer Konservatorium, danach bis 1917 als Privatlehrer, hielt Vorträge an der Breslauer HUMBOLDT-Akad. (u. a. über die Entwicklung der Klaviersonate) und konzertierte in verschiedenen Städten Europas (Prag, Wien, Berlin). Seit 1918 wieder in Wien, unterrichtete er 1920 am LUTWAK-PATONAY-Konservatorium und ab 1922 am Neuen Wr. Konservato- rium. R. verfasste musiktheoret. und klaviertechn. Abh. und ist daneben auch als Komponist eines Weihnachtsmärchenspiels („Peters Bilderbuch“, 1909) sowie von Kammermusik und Liedern hervorgetreten.“ [34a]

b) zu František ONDŘIČEK (vergl. „Ober-Oesterreichische Landeszeitung“ in [1a]):

„František ONDŘIČEK, Violinist und Musikpädagoge (* Prag, 29.04.1857; † Mailand, 12.04.1922). Sohn des Geigers Jan. O. (1832 – 1900), der mit DVOŘAK (s. d.) befreundet war, Enkel des Geigers Ignác O. (1807 – 71); wurde zunächst vom Vater u. von J. WEBER ausgebildet und debut. als Fünfjähriger. 1873 – 76 stud. er bei BENNEWITZ am Prager Konservatorium, dann bei MASSART in Paris, wo er 1879 bei den Concerts populaires von Pasdeloup seine Virtuosenlaufbahn begann. 1882 stellte er sich erstmals dem Wr. Publikum vor und unternahm dann ausgedehnte Tourneen bis Russland und Amerika. O. konnte sich der Bekanntschaft mit LISZT (s. d.) und WIENIAWSKI rühmen und durfte 1883 DVOŘAKs Violinkonzert uraufführen. Der vielfach Geehrte widmete sich ab 1905 zunehmend der Violinpädagogik, gründete 1909 in Wien das Neue Wr. Konservatorium, dessen Dir. er 1912 – 19 war, und wurde dann gem. mit ŠEVČIK an die Meisterklasse des Prager Konser- vatoriums berufen. Er starb während einer Konzertreise.“ [34b]

- 24 –

(26)

1.5 Familiäre Entwicklung

Wieder im Rheinland wohnend, lernte Willy Trappmann im Mai 1906 seine spätere Ehefrau, Ida Koletschke - jüngste Tochter der Geschäftsleute Koletschke aus Nienburg/S - kennen.

Foto 10: Ida Wilhelmine; März 1896

Foto 11. u. 12: Idas Eltern; ca. 1895 in Nienburg/S.

Christiane Dorothee Wilhelmine, geb. Klauſs Julius Wilhelm Heinrich Koletschke

* 25.12.1835 in Nienburg/S. * 27.07.1839 in Mikrow/Pom.

† 09.10.1919 in Nienburg/S. † 08.10.1908 in Nienburg/S.

- 25 -

(27)

Nach ihrer evangelischen Trauung in Nienburg/S. am 11. Mai 1907

Ausschnitt aus dem Bibelbuch der Eheleute Wilhelm und Ida Trappmann [35]

wohnten Ida und Willy ab dem 23.05.1907 in Remscheid, Blumenthalstr. 21. Dieses Haus existiert nicht mehr, jedoch vermittelt das daneben stehende noch heute den Reiz dieses Umfeldes.

Foto 13: Im Jahr 2008, das Haus Nr. 23 in der Blumentalstr.

- 26 -

(28)

Willy und Ida hatten die folgenden drei Kinder:

 Hilda Maria (Hilde): * 12.04.1908; nach familiären Aussagen war sie musikalisch sehr talentiert, jedoch dem Violinunterricht ihres Vaters nicht zugeneigt,

 Leonore Wilhelmine Ida (Lore): * 16.10.1910; nach eigenen Aussagen geringes Talent zum Musizieren, sie spielte Klavier und praktizierte dies in ihrem späteren Leben,

Foto 14: Leonore und Hilde in Remscheid (von links nach rechts); ca. 1916

 Bruno Martin Joachim: * 03.09.1920; musikalisch talentiert, er spielte Akkordeon und Klavier, liebte den Jazz und Evergreens. Bis in sein hohes Alter nutzte er jede Gelegenheit zum Musizieren.

Foto 15: Bruno; ca. 1938

- 27 -

(29)

1.6 Wirken in Remscheid, die Zeit ab 1907

1.6.1 Gründung des ersten Konservatoriums der Musik in Remscheid

Im Jahr 2008 wiederentdeckte Zeitungsartikel der Tochter Leonore [36] lenkten die Aufmerksamkeit u. a. auf zwei von Willy Trappmann in Remscheid geleitete Konservatorien. Leonore, die ihrem Vater sehr nahe stand und daher sein virtuoses Können stets betonte, hatte sein Wirken in Remscheid (bspw. seine Stellung als Musikdirektor [37]) aber nie erwähnt. Insofern gab es keinen Anhaltspunkt, die im Jahr 1955 in die Alt-BRD umgesiedelte Mutter des Autors hierüber zu befragen. Innerhalb der ab 1988 möglich gewordenen Familien- treffen bekundete auch sie eine hohe Wertschätzung für ihren Vater und sie bezeichnete ihn sogar als Genie, doch blieben ihre Remscheider Erinnerungen ebenfalls unerwähnt.

Nunmehr ausgelöste Internet-Recherchen führten zu einer zwischenzeitlich überarbeiteten Version der Doku- mentation „Gertrud Grunow (1870 - 1944) Eine Biographie in Dokumenten“ [38a]. Diese Dokumentation, die eine ergänzende Kurzaussage über Ottilie Knobloch einschließt (s. hierzu auch „Deutsches Musiker-Lexikon“

[39]), bildete den Ausgangspunkt von Nachforschungen. Nachdem das Archiv der Stadt Remscheid sowie das des Landes Nordrhein-Westfalen keine weiterführenden Informationen geben konnten, wurde vorgenannte Dokumentation eingehender betrachtet. Gertrud Grunow (deutsche Sängerin u. Pianistin, von 1898-1916 in Remscheid als Gesangslehrerin tätig) äußerte sich hiernach über ihre Zusammenarbeit mit Konservatorien in Remscheid und die Sopranistin Ottilie Knobloch zu ihrem Klavierunterricht von 1909 bis 1910 am

„TrappmannKons. Remscheid“. Von speziellem Interesse war die Passage:

„Gertrud Grunow unterrichtete zu dieser Zeit in ihren Wohnräumen und in Zusammenarbeit mit den dortigen Lehranstalten, zunächst in Zusammenarbeit mit dem häufig auch “Trappmann-Konservato- rium“ genannten „Remscheider Konservatorium für Musik“. Leiter dieses Institutes ist Wilhelm Trappmann, den das Adressbuch als Violin-Virtuosen anführt (Adressbuch Remscheid 1907, S. 444:

Blumenthalstr. 21). Im folgenden Jahr ist die Zusammenarbeit Gertrud Grunows mit dem von Alfred Melchers geleiteten „Staatlichen Konservatorium für Musik“ in Remscheid belegt, an dem auch der bereits erwähnte Gustav Schwager mitwirkt (Remscheider Zeitung Jg. 61, Nr. 258, 2. Blatt, 19.9.1908).

Die Zusammenarbeit mit diesen Konservatorium ist die Voraussetzung der damals von ihr in Rem- scheid eingeführten Methode Emile Jaques-Dalcroze.“

incl. der Fußnote

„Staatlichkonzessioniertes Konservatorium für Musik (Blumenstr. 11 b) Direktion Musikdirektor Melchers …“

In der präzisierten Dokumentation (Version 3, Stand vom 30.08.2010) [38b] heißt es:

 „Ihr Unterricht war dabei verbunden mit den Remscheider Konservatorien, zunächst dem häufig

„Trappmann-Konservatorium“ oder auch „Bergisches Konservatorium“ bzw. „Remscheider Konserva- torium für Musik“. Leiter dieses am 01. April 1907 gegründeten Konservatoriums ist Wilhelm Trappmann, …

 1908 Neben Willy Trappmanns „staatlich konzessioniertem Konservatorium“ in der Alleestr. 33b besteht das von Alfred Melchers geleitete „Staatlich konzessionierte Konservatorium für Musik“ in der Blumenstr. 11b, das namentlich Gertrud Grunow zum Lehrkörper zählt (Remscheider Zeitung 61, Nr.

258, 2. Blatt, 19.09.1908). …

 Die Zusammenarbeit mit diesem auch Melchers-Konservatorium genannten Institut ist die Voraus- setzung der im Winter 1908 von Gertrud Grunow in Remscheid in ihren eigenen Räumen angebotenen neuen Methode Emile Jaques-Dalcroze.“

Die auf das Datum „19.09.1908“ bezogene Darstellung besagt mit anderen Worten:

 das als „Trappmann-Konservatorium“ oder auch „Bergisches Konservatorium“ bezeichnete „Remschei- der Konservatorium für Musik“ sei am 01. April 1907 gegründet worden,

 das „Melchers-Konservatorium“ bzw. „Staatlich konzessionierte Konservatorium für Musik“ habe sich in der Blumenstr. 11b befunden.

Indem sich das am 01.April 1907 gegründete „Staatlich konzessionierte Konservatorium für Musik“ in der Blumenstr. 11b befand und erst im April 1908 das „Bergisches Konservatorium“ entstand, besteht hier Klärungsbedarf.

- 28 -

(30)

Der Remscheider General-Anzeiger belegt folgenden Zusammenhang:

1907: „Remscheid. Zum 1. April wird in der Blumenstr. 11b ein „Konservatorium für Musik“

eröffnet werden. Unter der Leitung akademisch gebildeter Lehrer können Schüler dort eine künstlerische Musikausbildung erfahren, an deren Ende eine Prüfung mit Zeugnis steht. Der Unterricht gliedert sich in drei Bereiche: Gesangklassen, Instrumentalklassen und Theorieklassen. Musikalische Vorbildung wird nicht vorausgesetzt. Während des Unterrichtsjahres werden Schüleraufführungen stattfinden, Lehrer und fortgeschrittene Schüler bieten außerdem Musikabende an.“ [7a]

Am 03. April 1907 folgt in der RGA-Rubrik „Stadt-Chronik“ [7b] der Hinweis:

„Für das hiesige K o n s e r v a t o r i u m f ü r M u s i k, Blumenstr. 11b, sind vorläufig als Lehrkräfte gewonnen worden: Konzertsängerin Frl. Clara Engels aus Düsseldorf und Herr H. Schüngeler, Pianist, aus Düsseldorf. Mit einem Lehrer für Violincello sind noch Verhandlungen im Gange. Beide vorge- nannten Künstler haben mit Erfolg in manchen Konzerten gewirkt und sind als erfolgreiche Lehrer bestens empfohlen. Mitte April gibt die Anstalt ein Eröffnungskonzert.“

und auf S. 11 belegt die Annonce

in Verbindung mit den Angaben im „Adressbuch für die Stadt und den Stadtkreis Remscheid 1907“ [40]

„Trappmann Wilh., Violin-Virtuose, Miteigent. d.

Remscheider Konservatoriums für Musik, Blumentalstr. 21“,

dass die in der Grunow-Dokumentation stehende Bezeichnung

„Remscheider Konservatorium für Musik“

auf das von Willy Trappmann und Alfred Melchers gemeinsam eröffnete

„Konservatorium(s) für Musik“ - in Remscheid [7]

zu beziehen ist. Es befand sich in der „Blumenstr. 11 b“, hatte den Privat-Status und war staatlich konzessioniert.

Letzteres war lt. Fußnote dieser Biographiepassage bekannt. Die weitere Bezeichnung

„Trappmann-Konservatorium“

ist nicht nachvollziehbar, im „Volksmund“ war sie zumindest bis 1909/10 aktuell (s. [39]). Entsprechend diesen Zusammenhängen ist die ursprüngliche Grunow-Passage: „Im folgenden Jahr … von Alfred Melchers geleiteten

„Staatlichen Konservatorium für Musik“ in Remscheid …“

irritierend. Vermutlich beruht die Passage auf der zunächst zusammengezogen Beifügung „staatlichkonzessio- niert“ und deren Kürzung auf „staatlich“. Sämtliche vorgenannte Bezeichnungen beziehen sich also auf das in der Blumenstr. 11b gelegene Konservatorium; eine Unterscheidung zwischen „1907 … Remscheider Konserva- torium für Musik“ und „Im folgenden Jahr … von Alfred Melchers geleiteten „Staatlichen Konservatorium für Musik“ ist somit falsch. Die unkorrekte Passage „… diesen Konservatorium“ rundete die Fragwürdigkeiten ab.

Zur Konstellation „Bergisches Konservatorium“ – s. nachfolgender Punkt.

- 29 -

(31)

Vorlage zum Referenzdokument des 1907 eröffneten Konservatoriums für Musik in Remscheid [1d]

Differenzen zwischen den Teilhabern Willy Trappmann und Alfred Melchers führte zur Gründung des Bergischen Konservatoriums.

- 30 -

(32)

1.6.2 Gründung des Bergischen Konservatoriums der Musik in Remscheid

Im RGA informierte Willy T. am 14. April 1908 über Änderungen, die zur Gründung des „Bergischen Konservatorium der Musik“ führten [7d]

und er ergänzte bereits am 23. April 1908 mit dem ersten Lehrerverzeichnis [7e]:

.

Weitere Annoncen informierten über die Angebotspalette, den Bechstein-Flügel und insgesamt über die Qualität dieser Musikbildungsanstalt.

Mit der Gründung des „Bergischen Konservatoriums“ hatte sich Willy T. nicht nur vom sog. „Trappmann- Konservatorium“ gelöst, sondern er verband mit dem 2. Remscheider Konservatorium auch eine Opernschule.

- 31 -

(33)

Entsprechend dieser neuen Situation war der Musikdirektor A. Melchers Alleininhaber des in der Blumenstr. 11b gelegenen und nun unter verschiedenen Begriffen existierenden Konservatoriums geworden. Die von G. Grunow dort gelehrte „Methode Emile Jaques-Dalcroze“ wurde auch im Bergischen Konservatorium angeboten (s. nach- folgende Annonce), jedoch nicht über G. Grunow.

Annonce des RGA am 20.09.1908 [7f]

Dank der RGA-Annonce vom 23.04.1908 [7e] konnte das nachfolgende Lehrerverzeichnis dem Bergischen Konservatorium zugeordnet werden. Es belegt neben Willys Werdegang und seiner bis zu diesem Zeitpunkt ausgeführten Lehrtätigkeit die Qualität des an diesem Konservatorium tätigen Lehrkörpers.

Die mit dem Remscheider Zeitungsbericht vom 5. August 1909 veröffentlichte Adresse

„Das Bergische Konservatorium Alleestraße 50 hatte gestern im Saale des Gasthofes „Zum Weinberg“ wiederum ein Schülerkonzert veranstaltet, welches in den vorgeführten verschiedenen Stufen der Ausbildung den Beweis erbrachte, dass die Anstalt recht Tüchtiges leistet und ihre Schüler in treffender Weise fördert ….“ [36]

betrifft die Wohnanschrift von W. TRAPPMANN, er hatte sie vom 18.05.1909 bis zum April 1913 inne. Das

„Adressbuch der Stadt Remscheid“ [41] belegt für das Jahr 1910:

Trappmann Willy, Musikdirektor

Inh. des Berg. Konservatoriums der Musik u. der Opernschule Unterricht in allen Fächern der Tonkunst

Alleestr. 50

- 32 -

(34)

Lehrerverzeichnis u. Urteile über den Lehrkörper des Bergischen Konservatoriums in Remscheid, ca. 1908

- 33 -

(35)

- 34 -

(36)

Bemerkungen zu den renommierten Zeitzeugen Prof. Dr. Franz WÜLLNER und Dr. Otto NEITZEL:

a) zu Prof. Dr. Franz WÜLLNER:

Foto 16: Prof. Dr. Franz WÜLLNER (Quelle „Internet“)

Internet-Informationen belegen: deutscher Pianist, Komponist und Dirigent - von 1884 bis zu seinem Tode in Köln als Konservatoriumsdirektor und Städtischer Kapellmeister, „ ... trugen seine Kölner Einrichtungen Modellcharakter für die Musikanstalten von Wien bis London.“

b) zu Dr. Otto NEITZEL, Wikipedia informiert hierzu u. a.:

„Otto Neitzel (* 6. Juli 1852 in Falkenburg in Hinterpommern; † 10. März 1920 in Köln) … deutscher Komponist, Pianist, Musikschriftsteller und Hochschullehrer.

Seine Ausbildung wurde von dem Mäzen Bernhard Loeser finanziert. Von 1873 bis 1875 … Schüler von Franz Liszt. 1875 schrieb Neitzel in drei Wochen seine Dissertation … zum Dr. phil. promoviert. Anschließend begleitete er als Pianist Pauline Lucca und den Geiger Pablo de Sarasate auf Tourneen.

1878 wurde Neitzel Direktor des ‚Musikvereins‘ in Straßburg. Von 1879 bis 1881 war er Musikdirektor am Straßburger Stadttheater und Lehrer am Straßburger Konservatorium.

Anschließend holte ihn Max Erdmannsdörfer, der dort Direktor geworden war, als Lehrer an das Moskauer Konservatorium. In Moskau heiratete Neitzel seine Schülerin Sophie Romboi, eine begabte Altistin. Im Jahre 1885 wurde er dann als Lehrer an das Kölner Konservatorium berufen. In Köln übernahm er 1887 auch das Musikreferat der Kölnischen Zeitung und betätigte sich als Musikkritiker. …

Im Winter 1906/07 wurde Neitzel zu Konzerten in die Vereinigten Staaten von Amerika eingeladen, darunter auch zu Klaviervorträgen … . In Philadelphia spielte Neitzel Beethovens G-dur-Konzert, ebenso in Boston unter Muck, und die Chorfantasie und dirigierte am 7. und 8.

Februar 1909 die ‚Neunte‘. … Er kam mit zahlreichen musikalischen Größen seiner Zeit in Kontakt, so auch mit Richard Wagner und Richard Strauß, für die er sich einsetzte. Im März 1919 war er Mitglied der Preußischen Akademie der Künste in Berlin geworden. Er hatte eine Professur inne.“

- 35 -

Referenzen

ÄHNLICHE DOKUMENTE

„welche Grundlagen für die Grösse der Fläche und ihrer einzelnen Theile vorhanden sind, so finden wir, dass Vermessungen aus der ältern und neuem Zeit vorliegen, dass aber

Über die Ausstellung eines achtfüssigen Dollondischen Passage-Instruments und dessen Berichtigung, Formeln für Längen- und Breiten-Parallaksen.

Wenn wir diesen unzufriedenen Ge ­ danken unsers Freundes, die wir für jetzt nicht weiter verfolgen wollen, auch nicht ganz beistimmen können und mögen; so ist cs doch

Friede ihnen, und Freude, wo sie sie finden können und wie sie dieselbe zu erhalten verstehen, endete Wilhelm die übersatten Seltinghofiana und überließ sich dem dolce far

Ein anderes Ereignis war unserm Wilhelm ebenfals unvergeßlich geblieben. Es kamen auf einmal viele Reiter vors Haus. Mutter und die alte Helligin bewilkommten einen schönen

Wilhelm bot ihm Berechnung und einen Revers nach 2. Monaten zahlbar an – das fing Feuer. – Wohl war ihm nicht, das merkte Wilhelm wohl – aber sein Witz, Laune und Appetit bey We-

– Es sind rohe Entwürfe, hörte er einen der Sitzenden stattl[ichen] Herrn sagen (französ[isch]) unterdeßen zeugen sie von Einsicht und Fertigkeit. Endlich gab man ihm den Bescheid:

Es wurde Wilhelm schwer, das Alles so grade hin zu nehmen; er rechnete im Gelde genau nach Waare und Arbeit – Seine Arbeit blieb unter dem Grade, was sie seyn konnte, wenn der