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Gründung des Bergischen Konservatoriums der Musik in Remscheid

1. Zur Biographie des Violinvirtuosen Willy Trappmann

1.6 Wirken in Remscheid, die Zeit ab 1907

1.6.2 Gründung des Bergischen Konservatoriums der Musik in Remscheid

Im RGA informierte Willy T. am 14. April 1908 über Änderungen, die zur Gründung des „Bergischen Konservatorium der Musik“ führten [7d]

und er ergänzte bereits am 23. April 1908 mit dem ersten Lehrerverzeichnis [7e]:

.

Weitere Annoncen informierten über die Angebotspalette, den Bechstein-Flügel und insgesamt über die Qualität dieser Musikbildungsanstalt.

Mit der Gründung des „Bergischen Konservatoriums“ hatte sich Willy T. nicht nur vom sog. „Trappmann-Konservatorium“ gelöst, sondern er verband mit dem 2. Remscheider Konservatorium auch eine Opernschule.

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Entsprechend dieser neuen Situation war der Musikdirektor A. Melchers Alleininhaber des in der Blumenstr. 11b gelegenen und nun unter verschiedenen Begriffen existierenden Konservatoriums geworden. Die von G. Grunow dort gelehrte „Methode Emile Jaques-Dalcroze“ wurde auch im Bergischen Konservatorium angeboten (s. nach-folgende Annonce), jedoch nicht über G. Grunow.

Annonce des RGA am 20.09.1908 [7f]

Dank der RGA-Annonce vom 23.04.1908 [7e] konnte das nachfolgende Lehrerverzeichnis dem Bergischen Konservatorium zugeordnet werden. Es belegt neben Willys Werdegang und seiner bis zu diesem Zeitpunkt ausgeführten Lehrtätigkeit die Qualität des an diesem Konservatorium tätigen Lehrkörpers.

Die mit dem Remscheider Zeitungsbericht vom 5. August 1909 veröffentlichte Adresse

„Das Bergische Konservatorium Alleestraße 50 hatte gestern im Saale des Gasthofes „Zum Weinberg“ wiederum ein Schülerkonzert veranstaltet, welches in den vorgeführten verschiedenen Stufen der Ausbildung den Beweis erbrachte, dass die Anstalt recht Tüchtiges leistet und ihre Schüler in treffender Weise fördert ….“ [36]

betrifft die Wohnanschrift von W. TRAPPMANN, er hatte sie vom 18.05.1909 bis zum April 1913 inne. Das

„Adressbuch der Stadt Remscheid“ [41] belegt für das Jahr 1910:

Trappmann Willy, Musikdirektor

Inh. des Berg. Konservatoriums der Musik u. der Opernschule Unterricht in allen Fächern der Tonkunst

Alleestr. 50

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Lehrerverzeichnis u. Urteile über den Lehrkörper des Bergischen Konservatoriums in Remscheid, ca. 1908

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Bemerkungen zu den renommierten Zeitzeugen Prof. Dr. Franz WÜLLNER und Dr. Otto NEITZEL:

a) zu Prof. Dr. Franz WÜLLNER:

Foto 16: Prof. Dr. Franz WÜLLNER (Quelle „Internet“)

Internet-Informationen belegen: deutscher Pianist, Komponist und Dirigent - von 1884 bis zu seinem Tode in Köln als Konservatoriumsdirektor und Städtischer Kapellmeister, „ ... trugen seine Kölner Einrichtungen Modellcharakter für die Musikanstalten von Wien bis London.“

b) zu Dr. Otto NEITZEL, Wikipedia informiert hierzu u. a.:

„Otto Neitzel (* 6. Juli 1852 in Falkenburg in Hinterpommern; † 10. März 1920 in Köln) … deutscher Komponist, Pianist, Musikschriftsteller und Hochschullehrer.

Seine Ausbildung wurde von dem Mäzen Bernhard Loeser finanziert. Von 1873 bis 1875 … Schüler von Franz Liszt. 1875 schrieb Neitzel in drei Wochen seine Dissertation … zum Dr. phil. promoviert. Anschließend begleitete er als Pianist Pauline Lucca und den Geiger Pablo de Sarasate auf Tourneen.

1878 wurde Neitzel Direktor des ‚Musikvereins‘ in Straßburg. Von 1879 bis 1881 war er Musikdirektor am Straßburger Stadttheater und Lehrer am Straßburger Konservatorium.

Anschließend holte ihn Max Erdmannsdörfer, der dort Direktor geworden war, als Lehrer an das Moskauer Konservatorium. In Moskau heiratete Neitzel seine Schülerin Sophie Romboi, eine begabte Altistin. Im Jahre 1885 wurde er dann als Lehrer an das Kölner Konservatorium berufen. In Köln übernahm er 1887 auch das Musikreferat der Kölnischen Zeitung und betätigte sich als Musikkritiker. …

Im Winter 1906/07 wurde Neitzel zu Konzerten in die Vereinigten Staaten von Amerika eingeladen, darunter auch zu Klaviervorträgen … . In Philadelphia spielte Neitzel Beethovens G-dur-Konzert, ebenso in Boston unter Muck, und die Chorfantasie und dirigierte am 7. und 8.

Februar 1909 die ‚Neunte‘. … Er kam mit zahlreichen musikalischen Größen seiner Zeit in Kontakt, so auch mit Richard Wagner und Richard Strauß, für die er sich einsetzte. Im März 1919 war er Mitglied der Preußischen Akademie der Künste in Berlin geworden. Er hatte eine Professur inne.“

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c) zur Zusammenstellung dieser Urteile:

Ein Vergleich der im nachfolgenden Fragment [20b] und im Dokument des „Bergischen Kon-servatoriums“ aufgelisteten Urteile [20a] bezeugt zunächst deren Zusammenhang. Mit dem Sterbedatum von Prof. Dr. WÜLLNER (1902) und dem bei Dr. Otto NEITZEL angegeben Datum ist eine zeitliche Einordnung möglich, die vermutlich auch für die weiteren Kritiken dieser Dokumente zutreffend ist.

Fragment einer Zusammenstellung von ersten Urteilen im Rheinland - 36 -

Neben diesen Belegen zum Virtuosentum von W. TRAPPMANN stehen seine Leistungen als Musikdirektor und Inhaber des Bergischen Konservatoriums in Remscheid. Schülerkonzerte und Kammermusikabende von Schülern dieses Konservatoriums belegen die Qualität seiner Ausbildungskonzeption. Als Mitglied des Direk-torenverbandes veranstaltete er auch Lehrerseminare und musikwissenschaftliche Aufführungen; persönliche Auftritte in Lieder- u. Kammermusikabenden, Kirchenkonzerten sowie als Solist in Symphoniekonzerten ergänzten sein Wirken.

Auszugsweise sei aus Remscheider Zeitungsberichten des Zeitbereiches 1908 bis ca. 1913 [36] folgendes angeführt:

Ende 1908: Das B e r g i s c h e K o n s e r v a t o r i u m f ü r M u s i k veranstaltete gestern im Weinbergsaale einen Kammermusikabend, der so glänzend verlief, daß er die schönsten Hoffnun-gen auf ein dauerndes Fortbestehen dieser Einrichtung weckte. Denn musikalische Ereignisse von solcher Qualität müssen sich überall zur allgemeinen Beachtung durchringen. Das Quartett, aus den Herren Konzertmeister T r a p p m a n n und A u g u s t S t r o b l (Violinen), O t t o S c h u l z e (Viola) und A d a l b e r t S y r i n e k (Cello) bestehend, hatte neulich in einem Vereinskonzert die Feuerprobe bestanden. Gestern legitimierte es sich auch vor der Öffentlich-keit als ein so musterhaft zusammengespieltes Streicherensemble, wie es nur eine Verbindung von wirklichen künstlerischen Individualitäten zustande bringen kann. Das Programm zierten zwei klassische Kompositionen des Kammerstils: H a y d n s K a i s e r q u a r t e t t und das weltberühmte D-m o l l-Q u a r t e t t von Franz S c h u b e r t, mit den Variationen über „Der Tod und das Mädchen“, …

Remscheid, 29. Nov.: ... Schüler-Orchester-Konzert des Berg. Konservatoriums … . Das Hauptinteresse erweckte sichtlich das Schüler-Orchester, dessen Leistung, in Hinsicht der zum Teil sehr jungen Mitglieder, erstaunlich ist. … Die Solo-Vorträge für Klavier und Violine zeigten, mit welchem Ernst und weitgestecktem Ziel die Anstalt arbeitet.

14. Dezember 1909: Eine einheimische Kunstkraft war endlich auch der Instrumentalsolist. Herr Willy T r a p p m a n n gilt bei uns längst als Violinvirtuose von hervorragender Tüchtigkeit. In diesem Konzert hat er seinen Künstlerruf wieder mit ganzem Erfolg verteidigt. Wir denken dabei nicht nur an Paganinis Hexentanz, wo er ein wahres Feuerwerk von technischen Kunststücken entflammte (diese Picicatipassagen und Doppelflageolotts macht ihm so leicht kein anderer Geiger nach!). Wertvoller noch erscheint uns, dass Herr T r a p p m a n n durchaus in g u t e m Sinne des Wortes Virtuose, dass er auch ein denkender und empfindender Musiker ist. Daran ließ, um nur ein Beispiel zu nennen, die ziemlich anspruchsvolle Phantasie von Vieuxtemps keinen Zweifel. Ohne äußerlich blendend zu sein, ist sein Ton doch voll und belebt. Aus dem lauten Beifall der Zuhörer sprach ein einmütiges Urteil der Anerkennung.

„Schülerkonzert“, Annonce des RGA vom 09.05. 1910 - 37 -

Remscheid, Febr. 1910: Kammermusikabend des Berg. Konservatoriums: … Brahms‘sche Sonate G-Dur für Violine und Klavier … Schwager u. Trappmann spielten das geistvolle schwierige Werk vollendet schön. …. Der gesättigte Ton der Geige sang sich in Ohr und Seele hinein.

Remscheid, 26. März 1912, Liederabend: … Herr Direktor Trappmann ist in erster Linie glänzender Virtuose auf seinem Instrumente. In dem Violinkonzert von Paganini-Wilhelmy brachte er die ganze Kultur seiner großartigen Technik zu strahlender Entfaltung. Aber trotz der geradezu halsbrecherischen Kapriolen in den schwierigen Doppelgriffen, Oktavengängen, Doppeltrillern u. a. m. ging die Feinheit des Tongeflechtes nicht verloren. In dem auf den mehr elegischen Ton gestimmten Adagio von Vieuxtemps, das uns in breit dahinflutendem Melodien-strom eine ganze Zauberwelt voll Poesie und sinnenden Träumens erschließt, fand der Virtuose auch echte Herzenstöne mit innerstem Anteil. Als wirkungsreicher Gegensatz folgte der von lebensprühendem Geiste erfüllte „Ungarische Tanz“ von Brahms-Joachim, der mit Feuer und edlem Schwung wiedergegeben wurde.

34. Volksunterhaltungsabend des Remscheider Bürgervereins: … Herr Willy Trappmann, unser heimischer Violinvirtuose …. . Hier sowie in einer Barcarole von Ondricek und in den

„Ungarischen Melodien“ brachte Herr Trappmann die volle Schönheit seines Tons zur Geltung, und wir haben schon mehrfach gesagt, dass er daneben auch ein denkender, in allen Stilarten sicherer Geiger ist.

Remscheid, 21. Mai (1912?): Kammermusik-Abonnements-Konzert des Bergischen Konser-vatoriums … Besonders dem kunstfreudigen Musizieren der beiden Herren Direktoren Schwager und Trappmann ist es wohl zuzuschreiben, dass sich bereits ein zahlreiches Stammpublikum gebildet hat, …

Remscheid/Stadtkirche/Kirchenkonzert, 13. Dez. (1912?): Das Programm enthielt ferner mehrere Stücke für Violine und Orgel, ausgezeichnet gespielt von den Herren Trappmann und Behle. Das Schumannsche Abendlied vor allem hatten die beiden tüchtigen Musiker in so prächtiger Abtönung vorgetragen, …

 Großes Symphoniekonzert (ohne Datum), zitiert aus „Saarbrücker Zeitung“

Am 15. April 1917 vermerkt der „RGA“ [7g] u. a die Anschriften der Konservatorien wie folgt:

 „Bergisches Conservatorium der Musik“, Wilhelm Trappmann, Hochstr. 22 und

 „Musikbildungsanstalt (Konservatorium für Musik)“, Alfred Melchers, Lindenstr. 8.

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