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Die Lieder des Parä^ara.
Von Dr. Fr. Bollciiseii.
Die Lieder des Parä?ara RV. I, Gü 70 sind in einer eigen-
Uiümliclien Panlitiform abgefasst, welciie Präti^. 17, 32 Axara-
pankti oder Silbenpentade genannt wird, zum Unterschiede
von der Padapankti oder Glieder pen tad e.
Die Silbenpentade besteht aus 8 fünfsilbigen Gliedern, wäh¬
rend die Grundpentade sich aus 5 achtsilbigen Gliedern autbaut.
Ks fiudet mithin Umkebrung der Verhältnisse der Silbeu und Glie¬
der statt. In der Axarapankti entspricht die Zahl der Silben eines
Stollens der Zahl der Glieder in der Grundpankti, und die Zahl der
Glieder jener der Zabl der Silben dieser.
In der ältesteu Periode der ludischen Metrik bauen sich
alle Gebilde aus selbständigen Gliedern mit voller
Schlusspause auf. Es folgt daraus, dass das Gesätz (Strophe)
in dieser Periode so viele Theile hat als Glieder. Alle metrischen
Gebilde von der Gäyatri (8 X angefangen bis zur Mahäpankti
(8X6) sind drei- vier- fünf- und secbstheilig. Bei den vier- bis
sechsgliederigen treten ausserdem Modificationen ein, die durch
Mischung oder Vertauschung der acht- und zwölfsilbigen Glieder
bewirkt werden. Die viertheilige Anustubh geht über iu die drei¬
theilige Form durch Vertausehung des achtsilbigen Gliedes mit dem
zwölfsilbigen. BrhatT baut sich in seineu hauptsächlichen Formen
aus acht- und zwölfsilbigen Reihen auf. Dasselbe gilt von der vier-
gliederigen Pankti.
Die ursprünglich viertheiligen uud gleichgliederigen
Formen bilden eine verwandte Gruppe, nämlich Anustubh, Tristubh
und Jagati. Obwohl die elfsilbigen Tristubhglieder nichts wei¬
ter sind als eine Verkürzung der zwölfsilbigen Glieder und mit¬
hin nicht gleich vom Anfaug an in's Lebeu getreteu sein können,
so uimmt die Tristubh doch uuter allen Versmasseu der Riksan-
hitä den ersteu Rang ein: keine andere Form ist so geläufig wie
diese. Wir dürfeu daraus auf eine lange Uebung in metiischen
Formen zurückscbliessen, bevor die Verhältnisse sich so gestalteten, wie sie im ältesten Veda vorliegen.
IK. XXU. 37
* 0 *•
570 Bollensen , die Lieder des Paräenra.
Alle acht- und zwölfsilbigen Glieder schliesseu ab mit
voller dijambischerPause (----), die elfsilbigen mit dera bacchi¬
schen Schlussfuss (- - -). Sie sind mithin selbständig und es erscheint
ganz unzulässig, das Gesätz in zwei Theile zu zerlegen, wie die
indiscben Metriker durchweg zu thun pflegen. Daher giebt es im
indischen Systeme auch nur zwei Pausenstäbe j und || . Um
das Unrichtige dieses Verfahrens mit einem Beispiele zu belegen,
genügt es, den wesentlichen Unterscliied zwischen Anustubh und
Qloka ins Licht zn setzeu. Die Anustubh besteht bei gerader Glie¬
derung aus 4 achtsilbigen Reihen, deren jede mit voller dijambi¬
scher Pause schliesst und dadurch sicb als selbständiges Glied be¬
kundet. Mithin ist das ganze Gesätz der Anustubh viertheilig
oder was dasselbe besagt, sie besteht aus 4 selbständigen Stollen.
Beim spätem Qloka dagegen sinken die Pausen ac zu Einschnitten
herab mit schwebendem unentschiedenem Silbenfall ). Die
kurze Ansilbe erinnert noch an deu ursprünglichen Schlussfuss.
Damit verbinden sich ab und cd je zu einem selbständigen Stollen,
so dass nun wirklich Zweitheiligkeit eintritt. Es verschlägt
dabei nichts, ob wir den Qloka in 2 oder 4 Zeilen schreiben:
denn die Zeile an und für sicb ist kein sicheres metrisches Kenn-
zi'ichen und darum nicht geeignet den Päda zu cbarakterisiren.
Isbensowenig kann ich mich wegen der Zweideutigkeit für Vers ent-
si heiden, indem der Ausdruck bald die abgeschlossene rhythmische
Tiibe, bald das ganze Gesätz bezeichnet. Ich habe daher vorge¬
zogen den altdeutschen Stollen wieder aufzufrischen, da er gerade
dasselbe besagt als der indische päda.
Das Streben gleicher Theilung macht sich besonders geltend
bei den ungleichgliederigen (iesätzen der Gäyatri und Pankti. Jedoch gewinnt namentlich die gleichgliederige Viertheilung erst in der zwei¬
ten Periode der indischen Metrik die Oberhand. Eine vieitheilige
Pankti kommt im Rik noch uicht vor. Wenn dessen ungeachtet
Piäti^. 16, 37 von einer viertheiligen zehnsilbigen Pankti spricht,
so darf man den Zusatz Virät nicht übersehen. Der Verfasser be¬
kennt sich damit zu der richtigen Ansicht, dass das zehnsilbige
Glied nicht durch Viertheilung der Summe 40 gewonnen wird, son¬
dern durch Minderung des elfsilbigen Tristubhgliedes , das noch
öfters an der Bildung der Pankti theilnimmt. Um die Pankti Virät
durch ein Beispiel zu belegen führt Uvata RV. VIII, 85, 4 an aber
ohne beweisende Kraft, da sich durch Brechung des tvä in tuä
in allen 4 Stollen regelmässige Tristubh herausstellt. Ebensowenig
lässt sich eine Catuspadä Virät der Anukramani I, 169, 2 recht¬
fertigen : durch Auflösung wird auch hier regelmässige Tristubh
gewonnen. Das zehusilbige Glied verhält sicli znm elfsilbigen
wie dies zum zwölfsilbigen. In diesem verwandtschaftlichen Ver¬
hältnisse wurzelt die Gerechtsame, das zehnsilbige Glied bei der Bil¬
dung der Tristubh und Jagati zu verwenden. Endlich bedarf es
nicht einmal Jer Voraussetzung einer Pankti Virät, um als etwaige
i, 0 *
Bollensen , die Lieder det Paräqara. 571
Durchgangsform für die nun zu besprechenden Pada- und Axara-
panliti zu dienen.
Die Glieder pentade (padapankti) soll nach Präti^. 16, 10
aus 5 Gliedern zu je h Silben bestehen. Die daselbst angeführten
Beispiele sind sämmtlich dem Hymnus IV, 10 entnommen. In der
Sanhita wird zunächst das ganze Gesätz in 2 Theile zerlegt mit
der Mittelpause nach dem dritten fünfsilbigen Gliede. Nur Str. 1
und 7 weichen davon ab. Ich setze beide mit der erforderlichen
Trennung her.
Ia. ague täm adya
b. a^vam nä stomal:
c. kratum nä bhadräm
d. hrdisprQam |
e. rdhyämä tä obai : {|
7a. krtam cid hi smä
b. sänemi dv6sa:
c. agna inösi
d. miirtät |
e. itthä yajamänäd rtäva: {{
Die Zeilen de der beiden Gesätze sind in der Sanhita verun¬
staltet. Sie enthalten dieselbe Silbenzahl wie in den übrigen Stro¬
phen, nämlich 11 Silben. Um zu der erforderlichen Gliederzahl
zu gelangen, muss die elfsilbige Keihe gebrochen werden. Dies
geschieht Nr. 1 nach der vierten Silbe (4-)-7), iu Nr. 7 ganz
sinnlos nach der zweiten (2+9). Nuu ist es eine bekannte That¬
sache, dass das elfsilbige Tristubhglied wohl nach der vierten oder
fünften Silbe einen Einschnitt hat, aber nicht nach der zweiten.
Zudem scbliesst sich der Einschnitt im Tristubhgliede nie zur
Pause ab. Darum sind die Pausenstäbe unbedingt zu entfernen und
de in eine Zeile zu schreiben. In Folge dessen muss der Accent
auf rdhyämä getilgt werden. Durch besagten Einschnitt zerfällt die
elfsilbige Reibe in 4+7 S. (Str. 1. 7. 8) und das ganze Gesätz ent¬
hält 5X3+11=26 S. und ist viertheilig.
Man begreift schwer, wie der Metriker dies Gebäude unter die
Pentadenform stellen konnte, da ja der Einschnitt keinen selbstän¬
digen Stollen begrenzt, mitliin die elfsilbige Reihe trotz des Ein¬
schnittes ibre Einheit bewahrt. Unstreitig hat der Metriker sich
durch die falschen Pausenstäbe zu der Annahme einer Pentade ver¬
führen lassen. Noch weniger zulässig ist Uvata's Deutung, der nach
einem in der Metrik überhaupt ungültigen Grundsatze Str. 6 und 7
für Gäyatri Virät ausgiebt. Ja die Anukramani sieht in Str. 8 sogar
Usnik uud stellt es ins Belieben Str. 4. 6. 7 ebeufalls als Usnik
zu messen. Und solche Stümperei will man uus als unantastbare
.Autorität hiustelleu !
Die wirkliche Pentadenform wird erst erreicht durch die Bre¬
chung der ellsilbigen rhythmischen Reihe in 5+6 S. und durch die
37*
572 Bollensen, die Lieder des Paräqara.
Erhebung des Einschnittes zur wirlclicben Pause mit dem Schluss¬
fuss - - - oder mindesten | . Wie sich bei dem viersilbigen
Einschnitte höchstens eine Annäherung an die Pentadenform erken¬
nen lässt, so fügt sich durch die Brechung 6+6 mit Schlusspause
der elfsilbige Stollen in den dominirendeu Rhythmus ein. Wir ge¬
winnen nun 4 fünfsilbige uud 1 sechssilbigen Stollen, also zusam¬
men .5 (Str. 2. 3. 4. 6). Der letzte sechssilbige Stollen kann eben
sowenig mit einem tonlosen oder unbetontem Worte anheben wie
die fünfsilbigen: Vocativ und Verb müssen betont werden, um den
Anfang des Stollens kenntlich zu machen. Darum schreibe Str. 4e
stanayanti, Str. 6e rocate. In sämmtlicben Pentaden pflegt dem
Scblussfusse eine Länge vorherzugehen: rdhyämä Str. 1, adhä Str. 2,
bhavä Str. 3. In Str. i") und 6 dürften daher rocate up" und agne in" richtiger sein.
Es bleibt noch Str. 5 zu besprechen. Ihre metrische Einklei¬
dung wird in der Anukramani Mah äpad a pankti genannt d. i.
um einen fünfsilbigen Stollen vermehrte Padapankti nach Präti?.
16, 29. Sie besteht aus 5 fünfsilbigen Sätzchen und 1 sechssilbi¬
gen, rocate ist zu betoneu wie oben.
Werieu wir am Schlüsse einen Blick auf die indische Theorie
zurück. Nach PrätiQ. 16, 10 soll die G 1 ied erpe ntad e aus 5
Gliedern zu je 5 Silben bestehen. Diese Bestimmung erweist sich
lur die Riksaidiitä als falsch: denn es existirt weder eine Pentade
mit der Gliederung 5X5, noch eiue übermässige l^hurik genannte.
I'jbenso müssen wir die Zweitbeilung zurückweisen. Das ganze Ge¬
sätz bildet vielmehr eine Einheit ohne Gedankenpause: Str. 1 ist
rdhyämä das Prädicat der ganzen Strophe; Str. 2 bewirkt hi in a
die Betonung des Verbs in e\ Str. 5 steht das Subject in der ersten,
dessen Prädicat in der zweiten Hälfte (/" rocate) und Str. 7 gehört
die zweite Hälfte als Ergänzung zu inosi in der ersten. Aus alle
dem leuchtet die Berechtigung ein die Zweitheilung überhaupt auf¬
zuheben.
Ein zweites Pentadengebilde ist die Axarapankti oder Silben¬
pentade l'räti^;. 17, 32. Es giebt dereu ;ingeblich mehrere Arten.
Wir beginnen mit der vollständigsten, in der die Lieder Parä^ara's
I, 65—70 abgefasst sind.
I. Die grosse Silbenpentade.
Das Gesätz besteht aus 8 fünlsilbigeu Sätzchen mit dem Pau-
senfuss - - I . Die kurze Aussilbe gilt wegen des Pauseuverhalts
als lang, am Anfange der Sätzchen steheu keine tonlosen Wörter,
Verb und Vocativ werden betont. Mithin bildet jedes Sätzchen
einen selbständigen Stolleu. Dem Pausenfusse pflegt ciue Länge
vorher zu gehen, um so deu folgenden Silbenfall der Pause stark
hervortreten zu lassen. Ansiiahmeii bilden 65, 5a (;vasiti ; 67, 5e
cittir ap"; 68, 2h ainrtani ; 69, 4o lässt sich durch Umstellung leicht ins regelrechte üeleis leiten (tat te tu).
Bollensen, die Lieder ties Paräqara. 573
was ich oben über die Entstehung der fünfsilbigen Reihen
gesagt, gilt auch hier. Wie dort nimmt ebenfalls der elfsilbige
Stollen an dem Aufbau Theil mit der Brechung 5+6 und vollem
Pausenfall, wodurch die Summe des ganzen Gesätzes um 1 Silbe
wächst 5X7+6=41 S. I, 67, 4. 70, 2. 5. Dieser elfsilbige Stol¬
len hat in beiden Pentaden die Veranlassung gegeben eine über¬
mässige Bhurik genannte Form aufzustellen. Endlich muss ich noch
einer verkehrten Eintheilung gedenken, die in einer jüngern Redae¬
tion Platz gegriffen hat. In jüngern Handschriften nämlich und
uamentlich in deneu, die Aufrecht seiner Ausgabe zu Grunde gelegt
hat, wird jede Strophe in zwei Theile zerlegt zu je 4 Stollen, wo¬
durch augenscheinlich der grammatische Bau und die Gedankeneiu-
heit zerstört und das metrische Gebilde zerrissen wird. Die Anu¬
kramani huldigt derselben Eintheilung, indem sie die Strophe eiue
Dvipadä Virät nennt.
Der ganze Hymnus besteht aus je 5 Gesätzen und bildet somit
auch eine Strophenpeutade neben der Silbenpentade.
2. Die kleine Silbenpentade.
Sie ist zwar eine wahrhafte Silbenpentade, doch immerhin nur
die Hälfte der grossen, und erhält insofern im Systeme den Nameu
Dvipadä Virät. Weit entfernt jedoch ein blosses Bruchstück zu
seiu, abgelöst aus der vollständigen grossen Pentade, erweist sich
diese Form vielmehr als eiu selbständiges Gebilde jüngsten Datums.
Das Gesätz besteht aus vier fünfsilbigen Sätzeben = 20 S. VII, 34,
1—20. 56, l--y. IX, 109, 1—21. Es gelten alle Regeln wie bei
der grossen Pentade: demnach sind adhäyi VII, 84, 14d und sri-
dhad 17d zu betoneu. In Str. 17a desselbeu Hymnus stossen wir
auf eine gleiche Erscheinung wie bei der elfsilbigen Reibe. Statt
der Brechung der zehnsilbigen Reihe mit voller Schlusspause hat
sich auch ein früherer Zustand erhalten, indem sie nur durch eineu
Einschnitt nach der 4ten Silbe eingebogen ist (4-f-6) und so
neben zwei fünfsilbigen Stollen ein zebnsilbiger einherläuft.
mä no ähir budhnio rise dhät
mä yajnä' asya sridhad rtäyö:.
Aus dem Vorstehenden folgt, dass bei dieser metrischen Form
andere Gründe binzukoninien müssen, um das Gesätz als Hruchstück
eines grössern Ganzen zu erweisen. Dies ist unstreitig der Fall
1, 70, 6.
Nach dieser Auseinandersetzung wenden wir tms zur Prüfung
des Textes selbst, indeiii wir Benfey's Uebersetznng zu Grunde legen.
Sämmtliche Hymnen sind an Agni gerichtet.
H. 65.
Str. 1 giebt die Situation an. Das Ganze spielt im Himmel
nach irdischem Muster. Wie indische Priester schreiten die Götter
zur heiligeu Stätte, um durch Reiben den im Holze gebundenen
574 Bollensen , die Lieder des Parägara.
Funken der Materie zu entlocken und Agni's Geburt zu feiern.
Wiewohl Agni erst noch geboren werden soll, so steht doch schon
sein Idol auf der Streu, um das sich die Götter niederlassen (upa
tvä sidan).
Was den Bau der Strophe anbetrifft, so zerfällt sie in zwei
grammatische Sätze, deren Prädicatc anu gman und upa sidan. Der
erste Satz schliesst mit dem 6ten Stollen. Es zerfällt somit das
Gesätz in zwei sehr ungleiche grammatische Theile, die keineswegs
der metrischen Zweitheilung der Sanbitä entsprechen.
Gleich im ersten Worte Stessen wir auf eine lautliche Schwie¬
rigkeit, pa^vä na täyum sollte nach den gewöhnlichen Lautregelu
pa^vo na t" lauten „wie einen Viehdieb". In pa^vä etwa einen
Instrumeutal zu sehen verstösst gegen die grammatische Logik. Viel¬
mehr überliefert uns pa^vä vor n die älteste Lautung des as vor
Tönenden: s fiel ab und der übrigbleibende Vocal a ward zum Er¬
satz belastet, ohne dass die Farbe des a aueh noch verdunkelt ward:
pa^vä ist somit Genetiv und ä steht für späteres o vgl. sahasvat,
sahävat, sahovat. Ueberall wo später o statt as auftritt, darf man
ä als voraufgehend annehmen, und daraus erklärt sich die Berech¬
tigung das aus as entstandene o, wo eine Kürze nöthig, in a zu
verwandeln. 0 und e erst später in die Schrifttafel aufgenommen
bewahren ihre Länge durch das ganze indische Schriftenthum bis
ins Apabbranga hinab. Selbstverständlich kann kurzes o und e im
Veda erst recht nicht zugelassen werden.
ä für späteres o hat sich noch im Vedentexte erhalten : s ä n u
statt so nu I, 145, 1. vibharä r V, 31, 6. Der Conjunctiv vi-
bharäs, wie Padap. auflöst, giebt keinen Sinn, da von einem Factum
die Rede „als du schiedest (vibharas) Himmel und Erde" vrgl. ye
rdhag rodasT abhe cakrus IV, 34, 9. — pracetä r Vocativ und
in der Pause I, 24, 14 wo as vor r behandelt wird wie sonst ar
vor r vrgl. netä r ebenfalls Vocativ V, 50, 5. — sasvartä/
VII, 58, 5. — rauä y IX, 7, 7. — virapeg.ä z IV, 11, 3 wo
Padap. fälschlich "pcQäs deutet : es ist vielmehr adj. neutr. zu
dravinam. - dasrä n X, 26, 1 bezieht sich auf Pflsan st. dasro
n. — räyä maghadeyam „Spende des Reichthums" VII, 67. 9 mit
pleonastiscber Wiederholung des schon in magha" enthaltenen Be¬
griffs. — raränatä m I, 171, 1. ist nom. pir. m. st. oto m, nach
Säyana aber instr. sgl! — payasä m IV, 41, 5. X, 101, 9 wo
die Construetion den Genetiv verlangt, also st. payaso m. strnimahi
devavyacä vi barhis III, 4, 4 wo Padap. widersinnig deva vyacäs
deutet, während es augenfällig Beiwort von barhis „wir breiten aus
die götterfassende Streu". Eben so suprayä barhis VII, 39, 2.
Sogar vor Zischlauten und aa. findet diese Methode statt z. B.
sünur d" ?rtvasä sud* I, 62, 9 st. ^avasas gen. — sünu?
?avasä p I, i>7, 2. — dyumattamä s AV. 5, 27, 1. — etagvä
cit VII, 70, 2 u. s. w. Besondere Beachtung erheischen kräna ira
BoUennen , die Lieder des Parägara. 575
RV. und präna im SV. Der Gen. sgl. lautet liränasya I, 132, 2*),
der nom. pir- kränäs und kränäsas I, 134, 2, woraus wir auf kräna
zurückscbliessen und dies ist nichts anderes als ein altes parte. Atm.
in Folge des Accents auf der Aussilbe zusammengepresst aus karäna
(/kar) wie vräna aus varäna ()/var) und präna aus paräna (/par).
Dies altertbümliche kränä stammt von der Wurzel kar, die sonst
kir-ati lautet wie aucb im Griecb. xep-ctw neben xiQ-vy/ni, be¬
stebt. Diese doppelte Wurzelform kar uud kir erscbeint auch mit
erweichtem k als ?ar- wozu (jrmhi X, 87, 10 — als qir- wozu
ä^ir und ä^irta gehören VIII, 2, 9 — und mit Umstellung gri
(grinibi, (^rita). Im passiven Sinne bezeichnet kränä m. sc. soma
deu mit Kuhmilch gemischten Somatrank (vgl. gritäs somas VIII,
2, 28) = gavägir V, 10, 2. IX, 86, 19. 102, 1. Die passive Natur
dieses parte. Atm. wird gestützt durch das Hinzutreten des instr-
gobhis I, 134, 2. In activer Bedeutung erscheint kräna I, 58, 3,
woselbst es der Scholiast durch kurväna erklärt. Wenn diese Er¬
kläruug auch nicht das Richtige trifft, so spricht sie doch für die
active Bedeutung des Wortes =M isch er, womit der den Soma¬
trank bereitende Priester bezeichnet wird. Da nun regelmässig
dafür im SV. präna d. i. Spender des Somatranks eintritt, so dürf¬
ten beide Functionen — das Mischen und das Kredenzen — einem
und demselben Priester anheim fallen. Beide kränä wie pränä er¬
scheinen mit langem Auslaut vor m, y, r, v, q. und s V, 10, 2.
7, 8. I, 58, 3. I, 139, 1. SV. I, 460. IX, 102, 1. SV. I, 569. 558.
Es vertritt hier ä die Stelle von o und as resp. a?. Ich will noch
beifügen, dass für ä auch dessen Verdunkelung o vor k p s auf¬
tritt usäso k X, 88, 18. ado p I, 187, 7. parito s IX, 107, 1.
Str. 2 ab. rtasya devä:
anu vratä gu:.
Um diese Worte zu verstehen, rufen wir uns Nr. 1 ins Ge¬
däcbtniss zurück. Die himmlischen Götter haben sich versammelt
Agni aus dem Holz zu reiben und so das Wel tiicht anzuzün¬
den, wie es ihr tagtägliches Geschäft ist. Str. 1 haben sie ihr Werk
schon begonnen, wie es scheint, hier verfolgen sie es weiter, anu
vrata gus. c bhuvat paristis da tritt eine Störung ein. Die
Götter werden in ihrem Unternehmen Agni aus dem Holz zu rei¬
ben durch ein überraschendes Schauspiel in der Luft gestört, näm¬
lich durch die Geburt Agni's aus den Wassern der Gewitterwolke.
rl diaur na bhünia. Bbüman bezeichnet hier nicht sowohl den
festen Erdkörper als vielmehr die darüber gelagerte Wolkenschicht
des Luftkreises. Auch prthivT bezeichnet ja alle drei Welten. „Wie
der Himmel ist die Wolkeuburg" d. h. sie leuchtet in Lichtglanz
wie der Himmel. Nun heisst es weiter ef „Es machen wachsen den
1) Stollen c ist um 3 Silben zu kurx , aus dem Kehrreim leicht zu er¬
gänzen uSarbndhas kränasya sv".
576 BoUenfcn, die Lieder des Parägara.
Kleinen" (sngigvim garbhe sujätam) d. i. den Blitzfuuken die Was¬
ser unter I^^obgesang d. i unter Begleitung des Donners.
e vardhantlm ("ti-Tm). Es giebt drei Hervorbebungspartikeln
Tm, id und äm, die sich den Verbalformen anhängen. Von diesen
sind im und äm tonlos , id aber betont. Man kann sie luglich als
ursprüngliche Neutrallormen der Stämme i und a betrachten, im
ist am häufigsten, seltener id z. B. naxanti-id VI, 34, 3. vardha-
yanti-id VI, 44, 5.
Die dritte Partikel äm erscheint nicht mehr im flüssigen Zu¬
stande, sie ist vielmehr mit der 3 sgl. und pir. Atm. des Impera¬
tivs, verwachsen und hat dieselbe Function wie die andern Zusatz¬
silben na uud tät, die einen besonderen Nachdruck auf die theil¬
weise dem Conjunctiv entlehnten Imperativformen legen. Die 3 sgl.
Atm. täm und 3 pir. Atm. antäm entstehen aus dem Conj. impf,
durch Hinzufügung des verstärkenden äm. Einzelne ungewöhnliche
Formen des imprt. Atm. bedürfen jedoch besonderer Beleuchtung.
Diese sind
duhäm 3 sgl. I, 164, 27. IV, 57, 7. AV. 5, 10, 1. 17, 4.
4, 39, 2. 7, 73, 8. 9, 4, 21. 10, 5. 12, 1, 7. 9, 45.
indbäm 3 sgl. AV. 12, 2, 7. 3, 25.
(•ayam 3 sgl. AV. (!, 134, 2. 11, 9, 19. 10,^22.
rnndhäm 3 Sgl. AV. 3, 20, 10. 12, 1, 6. ,*
vidäm 3 Sgl. AV. 5, 30, 13. ')•
dubräm 3 pir. AV. 3, 20, 9. 8, 7, 27. 18, 4, 4. 5.
duhratäm 3 pir. AV. 7, 82, 6. 8, 7, 12. 10, 9, 24. 12, 1, 16.
In allen dieseu Formeu steckt ebenfalls das verstärtcende ära.
Entkleiden wir sie desselben, so bleiben die Conjunctive duba, indha,
(;aya, rundha, vida, dubra und duhrata. Was die Singularformen an¬
betrifft, so scbliessen sie sich an die 3 sgl. auf e, die rait der 1 sgl.
gleichlaulot z. B. gruve 1, 37, 3. 74, 7. AV. 18, 1, 24. sunve
Vll, 29, 1. 97 , 1. mahe VII, 97, 2. indhe VII, 8, 1. ige I,
127, 7. gaye 1, 32, 9. 140, 7. 141, 2. III, 55, 4. AV. 12, 1,46.
rundbe AV. 12, 3, 41. Vou diesen vorauszusetzenden dube statt
duhate, rundbe st. rundliate, indhe st. indbate, gaye st. gayate (d. i.
gete) lautet das impf. conj. ohne Augment duba, rundha, inda, gaya
und folglich mit äm der imprt. duhäm, indhäm , ruudhäm, gayäm.
Eben so leimt sich duliräm an die 3 pir. duhre V, 69, 2. VII,
101, 1. conj. impf, dubra, imprt. dubräm. duhratäm endlich stammt
von der 3 \i\v. duhrate I, 164, 7, conj. impf, duhrata, imprt. duh¬
ratäm. Dagegeu ist voHiara II, 41, 9. VIII, 35, 4 = 2 du. vabatam
uud volhäm VIII, ;!2, 29. 82, 24 Air. = 3 du. vahatäni.
Bei dieser Gelegenheit will ich noch einer bis jetzt übersehe¬
nen Iniperativforni gedenken. Die 1 Sgl. imprt. act. ersetzt bekannt¬
lich die fehlende t sgl. conj. act. uud man ist daher geneigt ni des
n Vidfuii 3 pl. YV. 6, 36 ist eine fnlsilip Form. Sowie sich vidäm nn Tide si liliesst. so fordert die ;! pir. vidre ein vidrfun. das in den Text zn setzen.
Bollensen, die Lieder des Parägara. bll
Imperativs für eine sonst nicht nachweisbare Vertauschung mit mi
zu halten. Dafür spricht der syntaktische Gebrauch, iudem die
1 Sgl. mit relativen Fragwortern und Conjunctionen verbunden wird
z. B. yat sansrjäni X, 27, 10. yathä väcam ävadäni AV. 9, 1, 19.
yathä vo variva karäni X, 52, 5. kadä nu antar varane bhuväni
VII, 86, 2. yena pathä havyam ä vo vahäui X, 52, 1. adya jiväni
mä gvas AV. 5, 18, 2.
Dagegen streitet jedoch , dass das Suffix ni auch fehlt,
obue den eben erwähnten syntaktischen Gebrauch zu beeinträchtigen
z. B. kim etä väcä krnavä tava-aham X, 95, 2. gansä ich will
preisen I, 37, 5. III, 49, 1. VII, 61, 4. arcä V, 52, 5. 59, 1.
85, 1. VIII, 41, 1. X, 50, 1. Väl. 2, 1, vardhayä — huvemä
VI, 49, 10. nir ayä IV, 18, 2. vocä I, 132, 1. VI, 59, 1.
namasyä II, 33, 8. V, 52, 13. VI, 49, 8. bravä X, 39, 5. pra
bharä I, 64, 1. stavä II, 11, 6. IX, 52, 2. X, 89, 1. hiuavä
X, 95, 13. Der Padap. verkennt die Form, indem er auslautendes
ä bald kürzt (— 2 sgl.) oder es auf ai zurückführt. Hie uud da
tindet sich kurzes a schon in der Sanhita z. B. gansa V, 52, 8.
area gäya ca VI, 16, 22. VIII, 40, 4. Väl. 1, 1. Vor folgendem
Vocale muss es unentschieden bleiben, ob ä ursprünglich oder erst
aus dem Suflix ai der 1 sgl. Atm. hervorgegangen ist, falls solches
im Gebraueh.
Das geläufigste Nachdruckssuffix na beschränkt sich keineswegs
auf den Imperativ, wir finden es auch in den übrigen Modi z. B.
akniotana (impf) 1, iGl, 7. 11. vadathana (2 pir. präs.) VII, 103, 5.
syätana (2 pir. potent.) 1, 38, 4. Dies na treffen wir ferner als
Präfix in navedas - suvedas und mit Länge in näsatya (sehr hehr
oder heilig). Dass es uralt, folgt aus seinem Vorkommen im Griech.
{vi], vai) und Slavischen (nai). In vat/t hat cs sich sogar mit
einer anderen Nachdruckspartikel (ghi, hi) gepaart. Nun wird es
nicht befremden, wenn ich das auslautende v der 2 sgl. und 3 pir.
imprt. im Griechischen auf dies alte Nachdruckssuifix zurückführe.
Str. 3c. girir na bbujma entbält einen offenbaren Fehler, da
das adj. bliujman nicht im Geschleclit zu giri stimmt. In den Paral¬
lelstellen VHI, 50, 2. Väl. 2, 2. AV. 20, 51, 4 wird überall bhujmä
gelesen, das aucli hier herzustellen. Man beachte die Vernachlässi¬
gung der Aussilbc der Pause. Sie ist leider nur zu häufig.
(/. sindhur na xodas „wie eine Meereswoge" bilden eine dem
Veda eigenthümliche lose Zusammensetzung, deren Tlieile durch ein
zwischengescbobenes W'^örtclieu wie na, ca, cid uud andere getrennt
zu sein pflegen. Die Theile einer solchen Zusammensetzung sind ent¬
weder einander beigeordnet und stehen in demselben Casus
und zwar nur im nom. oder acc. oder aber es findet Unterordnung
statt wie in gunag cic gepam V, 2, 7. nar<äm na gansas II, 34, 6
Die letztere Art ist nicht mehr im Fluss, sie bescliränkt sich auf
einige feste Beispiele und kommt daher füglich nicht mehr in Be¬
tracht. Beispiele der losen Zusammensetzung erster Art sind aus-
578 Bollenten , die Lieder det Parägarn.
ser sindhur na xodas (nom.) I, 92, 12, II, 25, 3 noch ferner suar
na jyotis (nom.) „wie Himmelslicht" IV, 10, 3. payo na dhenus
(nom.) „wie eine Milchkuh" I, 66, 1. vayo na grenls (nom.) „wie
Vögelzüge" V, 59, 7. ayo asya sthflnä (nom.) „eherne Säule" V,
62, 7. Selbst in unmittelbarer Folge ohne zwischengeschobenes
Wörtchen gätum ürmim (acc.) „die Wogenbahn" I, 95, 10. VII, 47, 4.
Str. 4a. Jämir s" bei M. Müller muss Druckfehler sein.
b. Der gen. pir. svasräm (vgl. du. svasros, das I, 113, 3 mit
Spaltung zu lesen svasaros) besteht nebeu svasfnäm. Die von mir
Or. und Occ. II, 477 gegebene Deutung wird unterstützt durch svä
f. Schwester d. i. die eigene in dem dort angegebenen Sinne.
AV. 10, 3, 8.
c. Wenn Benfey unter ibhya Reiche, Mächtige versteht,
80 streitet dies sowohl gegen den vedischen Gebrauch als auch
gegen die historische Wahrscheinlichkeit. Ein Herrscher, der sich
Eingriffe in das Vermögen der Reichen und Mächtigen erlaubte,
würde bald das Scepter verlieren. Aber Ohnmächtige bedrücken
uud ausbeuten ist nicht gefährlich. Ich fasse daher ibhya als Hö¬
rige, als Unterthanen überhaupt.
g endigt auf eine natürliche Kürze ha däti - - -, was auf eine
wirkliche Pause hinweist vgl. 5a apsu; 66, 2axemam; 67, 2c atra,
3c padäni, 4a ciketa, 4b sasäda, 4e crtauti, 4g vasüni, 5a virutsu ;
68, Ib earatbam, 2b deva, 5b asya; 69, If babütha, 2c geva;
70, lg mänusasya.
H. 66.
Str. 1 hat nur eine formelle Aussage, aber sechs Parallelen,
die ohne natürliche Folge wild durch einander laufen. Augenschein¬
lich sind die Sätzchen durch die Schuld von Abschreibern aus ihrer
Ordnung gerückt. Die Gedankenfolge ist diese:
1) Schilderung der wohlthätigen Kraft Agni's a) als Licht¬
spender, bj als Lebensspender, c) als Nahrungsspen¬
der — darnm dem Menschen so lieb wie ein eigener Sohn.
2) Schilderung seiner zerstörenden Kraft. Darnach ordne
ich so:
a. räyir na citrä,
b. mro nä, sandrk
c. gücir vibhava d. äyur nd pränä:
e. päyo nä dhenü:
/. nityo nä silnü:
g. takvä nä bhiirni :
k. vänä sisakti.
a. rayir na citrä mnss dera Zusammenhange gemäss anders
gedeutet werden und zwar „wie blinkendes Geschmeide", rayi ge¬
wöhnlich raasc, seltner fem. z. B. I, 68, 4. IV, 34, 2. V, 33, 6.
X, 19, 3. 167, 1. Auch rai ist zuweilen fem. z. B. räye väjava-
tyai I, 120, 9. citrSm rSm (=räyam) X, III, 7.
Bollensen, die Lieder des Parägara. 579
b. sOro na sandrk fasst Benfey sebr gezwungen „der Sonne
Anblick d. h. einen Anblick gebeud wie die Sonue". Zunäcbst sei
bemerkt, dass suar, als dessen Genetiv Benfey nnser süro auffasst,
nie ein einzelnes; Gestirn (Sonne) bczeicbuet, sondern das Him¬
mel s 1 i c b t überbaupt. Sodann scbliesst sich so unser Stollen dem
vorhergehenden nicht der Form nach an. Es scheint mir daher
geboten süro als nom. und sandrk als dazu gehöriges adj. zu fas¬
sen „wie die leuchtende Sonne", sandrg erscheint auch sonst als
adj. z. B. prasitau sandrgi V, 87, 6. 1, 94, 7. häufiger noch susau-
drg I, 82, .3. 143, 3. VII, 3, 6. 9, 4. lü, 3. 79, 1.
d. äyur na pränas „wie lebendiger Odem". Das adj. dyu mit
dem Ton auf der ersten Silbe fiudet sich noch X, 17, 4 woselbst
es Agni bezeichnet, der freilich öfter äyü genannt wird IV, 6, 11.
V, 3, 4. 43, 14. Der Dichter schildert Agni in diesen Worten
pantheistiscb als vigväyu der alles Leben enthält und allen Wesen
den belebenden Odem einhaucht. Daher empfiehlt sich die Ueber¬
setzung „wie belebender Odem".
Hieran schliesst sich unmittelbar e au : uicht nnr Leben baucht
er den Wesen eiu, er giebt ihnen auch Nahrung wie eine Milchkuh.
Darum / ist er dem Menschen lieb und theuer wie ein leiblicher
Sohn (nityo na sünus). Dieser Schluss rechtfertigt sich erst nach
Aufzählung seiner Wohlthaten für die Menschheit. Uebrigens beruht
dieser Vergleich darauf, dass Agni als Funken unter dem Bilde
eines neugeborenen Knäbleins (gigu, vatsa) versinnbildet wird.
gh. Der Dichter schliesst mit Schilderung der zerstörenden
Kraft Agni's, dessen Flammen mit rasender Schnelligkeit die Wäl¬
der zerstört. Ob mau unter takvan einen Renner oder eineu Vogel
versteht, verschlägt hier nichts — da beide ein passender Ausdruck
für die Geschwindigkeit sind.
Str. 2. dädhära xemam er bringt Frieden. Es wird nicht
überflüssig sein auf die Bedeutuug der Doppelung aufraerksam zu
machen. Syntaktisch ist die Form kein Perfect, sondern ein Prä¬
sens, dessen Reduplication das causale umschreibt, wie bekanntlich
die causs. ira aor. reduplicirt sind (janayati aor. ajijanat).
Str. 3. durokagocis wird im Wörterbuch ignorirt und vom
Uebersetzer mit Hülfe Säyanä's umschrieben. Leider geht des
Scboliasten Deutung zu sehr ins Blaue, um Berücksichtigung zu
verdieneu. Ueberdies dürfte die aristophanische Zusamraensetzung
„schwersattbarflammig" wenig Aussicht haben ins Grimmsche Wör¬
terbuch aufgenommen zu werden. Ohne Zweifel ist durokagoeis
überhaupt keiner Deutung fähig. Wollten wir auch duroka auf
okas zurückführeu mit Schwund des auslautenden s, so erhielten
wir den nicht zu verwendenden Sinn „eine schlechte Wohnung ha¬
bend". Es bleibt uns nichts übrig als die Lesung für verdorben
zu halten und zwar im Anlaute. Jedem der Handschriften und
Texte behandelt hat, wird gewiss die Verwechselung der Schrlftzüge
u und du aufgestossen sein. Ja ich glaube, dass der Unverstand
580 Bollensen , die Lieder des ParUgara.
der Abschreiber, denen urolca unerlflärlich , zu dem Auslcunftsmittel
griff ur in dur zu verwandeln, um wenigstens eine bekannte Silbe
zu haben. In der That scheint mir duroka aus dem nicht verstan¬
denen uroka gemacht und falsch aceentuirt zu sein, urokä, das
ich bereits iu dieser Zeitschrift Bd. 18 S. 607 behandelt habe, ist
aus urvaka zusammengepresst wie abhika aus abhyaka, pratTka aus
pratyaka. Das weibliche urüci geht noch weiter und presst den
Vocal ganz heraus. Von uruvyane können wir unmöglich zu urücT
gelangen. Dies uroka ist mit uloka identisch und die ältere Lau¬
tung. Seine Bedeutuug ist weit und die Zusammensetzung uro-
kägocis heisst weiten Schein habend, weit scheinend, weit
leuchtend = dürebhä, düredrg. Der Accent steht auf der letz¬
ten Silbe, wie wir aus uloka ersehen.
h. kratur na nityas. Auch ohne dass man meine Verbesse¬
rung gut heisst, weist doch gocis auf Licht, Flamme hin, und
da unser Stollen dazu der Vergleich ist, so muss kratu selbst
etwas Leuchtendes sein d. h. kratu bezeichnet ein grosses Opfer¬
feuer, das nitya heisst, wenn es ununterbrochen unterhalten wird.
Vom Heerdfeuer, das in den vier Wänden eingeschlossen ist, lässt
sich nicht sagen, dass es weit scheine. Ein grosser zum Behuf
des Opfers angezündeter Holzstoss , dessen Flamme immer unter¬
halten und genährt wird, kann allein eine richtige Parallele abge¬
ben. Sowie hier kratu ein flammendes Opfer feu er, eiu Brand¬
opfer bezeichnet, so dürfte es an mehreren Stelleu auch die
Opfergaben befassen z. B. I, 100, 14
sa pärisat kratubhir mandasänas
„er scbütze uns sich labend au den Opfergaben". Der Schutz er¬
scheint hier als Lohn für die menschlichen Darbringungen oder die
Brandopfer vgl. I, 2, 8.
II, 16, 4 vigve hi asmai yajatäya dhrsnane
kratum bharanti —
Eben so gehören hieher sukratüyä Opferbegierde I, 31, 3. 160, 4
und das von sukratu abgeleitete Denominativ sukratüyase X, 122, 6.
Dies kratu stammt von kar ps^eti/ facere in specifischer Bedeutung.
Dagegeu scheint mir kratu Kraft, Macht u. s. w. auf ein kra
= xä, xan (vgl. rbhuxä und rbhuxan) stark, kräftig sein zu¬
rückgeführt werden zu müssen. Zu diesem kratu gehören griech.
XQctTog, xgarvg, evxguwv, ferner akratu schwach, ohnmäch¬
tig und akrä mächtig, stark, dessen Anlant durch die Be¬
tonung der letzten Silbe erleichtert ist st. äkra: endlich sukratu, purukratn, gatakratu, sahasrakratu , sambbrtakratu allgewaltig.
Str. 4 ab. senä-iva srstä ämam dadhäti.
Roth zu Nir. 10, 21 übersetzt „wie ein geschnellter Pfeil hat er
Scbwung". Benfey dagegen: „stürmendem Heere gleich schaffet
er Schrecken". Diese letztere Uebersetzung nuiss ich gegen jene
in Schutz nehraen. Es giebt nändich ein doppeltes senä: das eine
Bollensen, die Lieder des Parägara. 581
mit, dem Accent auf der ersten Silbe senä (so bier) heisst überall
Schaar, Heer. Namentlich zeigt prasitis VII, 3, 4 dass ein Zug
verstanden wird, was nur auf eiue Schaar passt. I, 33, 6. 142, 4.
143, 5. 186, 9. II, 33, 11. VH , 3, 4. X, 103, 1. 4. 7. 142, 4.
156, 2. AV. 6, 93, 1. 19, 13, 9. Dagegen heisst senä mit dem
Accent auf der Aussilbe Wurfgeschoss iudrasenä Indra's Ge¬
scboss X, 102, 2. aniitrasenä Feindes Gesehoss AV. 5, 20, 6. Vou
deu Zusammensetzungen gehören zu senä Schaar senäjü Schaaren
(der Dämonen) verscheuchend I, 116, 1. senäni m. Heerführer
VII, 20, 5 noch mit geu. senanir mabato ganasya X, 34, 12.
malläsena VII, 34, 9 und särvasena aller Schaaren Herr I, 33, 3. V,
30, 3 beide Beiwörter Indra's. devasenä (Accent!) Götterheer X,
103, 8. AV. 5, 21, 12. dhrsnüsena mit mutbigen Schaaren ver¬
sehen (Indra) III, 54, 15. AV. 5, 20, 9 oder muthige Schaaren
bildend (IMarut), aber nach PtbW. „ein tüchtiges Gescboss führend"
VI, 66, 6. vrddhäsena mächtige Schaaren bildend (Marut) I, 186, 8.
Dagegen gehören zu senä Wurfgeschoss trotz des schwankenden
Accents (vgl. vorher devasenä) abhiseuä, ägüsena, citräsena, gruta-
senä YV. 16, 35 u. aa. , endlich senya treffend, verwundend I, 81,
2. VII, 30, 2. AV. 1, 20, 2. G, 99, 2. 18, 1, 40. 20, 56, 2 (nach
Aufrecht Ztschr. d. DMG. 13, 499 machtvoll!) und asenyä nicht
verwundend X, 108, ü. Mit dieser Scheidung zwischen senä und
senä muss zugleich Roths Deutung von amam dadhäti „er hat
Schwung" fallen, so dass Benfey's Uebersetzuug zu Recht besteht.
Nur leuchtet mir nicht ein, wie man einem Geschosse didyut) eine
Schnauze beilegen kann statt einer Spitze. Inzwischen halte
icb tvesaprallkä nicht für richtig, soudern glaube, dass die Nähe
des didyut die Sanhitisten verführt hat diesen Bezug bei mangeln¬
dem Visarga erst in deu Text zu bringen. In allen Stollen des
Gesätzes ist Agni das Subject, dem allein die Vergleiche sich gegen¬
über stellen. Nur "pratlkä unterbricht diese Einkleidung. Wie a
den Vergleich zu b bildet, so c deu zu d oder mit audern Worteu
amam dadhäti ist nur die Aussage in ab, während "pratlkä die in
cd. Ich stehe daher nicht an »pratika' mit kurzer Endsilbe zu
lesen und es auf den als Blitz geschilderten Agni zu bezieheu.
Wieder eiu Beleg dass der Visarga nieht ursprünglich, soudern
erst von den Sanhitisten herrührt. Hätten sie ihn vorgefunden,
könnte die Zabl falscher Deutungen nicht so gross sein. Ueber¬
setze „er setzt iu Schrecken wie eine losgelassene Schaar: er fun¬
kelt wie das Gesehoss des Schützen."
4e. yamo ha jäta'
yamo janitvam
soll nach Benfey besagen : „geborner Herr herrscht er der Geburten".
Zunächst ist die Deutung von yama Herr irrig und der ganze
Gedanken ermangelt der Klarheit. Agni wird geschildert als der
Urgrund der lebendigen Schöpfung, besonders der Menschheit, und
da diese sich iu zwei Gescblecbter spaltet, so vereinigt er beide in
* 1
582 Bollensen , die Lieder des Pargdara.
sich und heisst insofern yama d. i. doppelgeschlechtig oder
Zwilling. Der Text der Sanhita stimmt damit nicht , denn das
männliche jätas schliesst das weibliche Geschlecht aus , während
doch janitvam als neutr. beide natürlichen Geschlechter in sich
fasst. Vergleicht man Stellen wie aditir jätam aditir janitvam
I, 89, 10. tad vigvam abhibhür asi yaj jätam yac ca jantuam
VIII, 78, (i, so kann man uicht anstehen in jätas eine Verderbniss
zu sehen und dafür jätam zu lesen in Uebereinstimmung mit
janitvam. Die Sanhitisten haben hier dasselbe Versehen begangen,
das wir eben in tvesapratika erkannt haben. Sie nahmen Anstoss
am neutr. und glaubten den Text zu verbessern, wenn sie jata in
geschlechtige Uebereinstimmung mit dem unmittelbar vorhergebenden
yama brächten, wäbrend sie doch janitvam bestehen liessen. Nach
Herstellung von jätam erhalten wir den Gedanken : als Zwilling ist
er das Geborene, als Zwilling das Geborenwerdende d. h. fasst als
solcher in sich das gegenwärtige und zukünftige Geschlecht sowohl
männliches als weibliches, ist Prototyp der Menschheit.
gh. Dem Dichter schwebt bereits in den beiden eben behan¬
delten Stellen vorzugsweise das Menschengeschlecht vor, hier in gh
zieht er noch engere Grenzen , indem er Agni insbesondere als
männlichen Erzeuger schildert: im Menschenleben ist er Bräutigam
und Gatte.
Str. 5. In der Sanhita lauten die Stellen a — d nach unsrer
Eintheiluug
tam vag caräthä vayam vasatyä astam na gäva' naxanta iddham.
Benfey übersetzt „Zu dem Entflammten gebn eure Wege,
gehn w i r wie Rinder Abends zum Stall". Er fässt also vag
caräthä als Plural und Subject zu naxante. Unglücklicherweise
steht danu das zweite Subject vayam der Aussage naxante näher,
so dass die barbarische Verbindung der Isten Person mit der 3ten
(vayam naxante) entsteht uud vasatyä die irrige Bedeutung Abends
erhält. Ueberdies sieht man nicht ab, warum der Sänger sich mit
„gebn wir" einschliesst, aber mit vas sich bloss au die Anwesenden
wendet und sich somit ausschliesst von der Verehrung Agni's.
Dies geziemt sich für die priesterlichen Sänger am allerwenigsten.
Hören wir noch einen andern Interpreten. Roth übersetzt zu
Nir. 10, 21 S. 140 „Zu deiner Flamme kommen wir,
gleich Heerden in den Stall". Er hat richtig erkannt, dass caräthä
nnd vasatyä locale Instrumentale sind „auf der Wanderung und
daheim". Da so vayam als einziges Subject übrig bleibt, wird die
Sache noch schlimmer. Wir werden in die Alternative versetzt
entweder vayam naxante zu verbinden oder naxante zum Vergleich
zu ziehen und das übergeordnete Subject schwebt in der Luft ohne
jede Aussage. Auf diese Weise erheben wir zugleich den Vergleich
4 1
Bollensen , die Lieder des Paräeara.- 583
zu einem vollständigen Satze, so dass na als Conjunction = yathä
gefasst werden müsste, „gleichwie die Rinder zum Stalle gehen, so
wir tam v a s - i d d h am — z u deiner Flamme!" Erst also
tam Sgl. und drittpersönlich , dann vas plur. uud zweitpersönlich
und endlich wieder sgl. und drittpersönlich und doch ein und das¬
selbe Object!
Bei solcher Bewandtniss muss ich mich wundern, dass keiuer
der beiden Gelelirten zu der Erkenntniss gekommen, der Text müsse
verdorben sein. Es zeigt sich wieder der Satz als hinfällig: weil
keine Varianten da sind, so muss der Text unversehrt sein. Mau
mag sich wenden und drehen wie man will, aus diesem Texte briugt
Niemand eine vernünftige Construetion heraus.
Ich vergleiche die übrigen Gesätze und da stellt sich mir der
auffallende Umstand heraus, dass nirgends sonst eine Anrede in der
zweiten, noch eine Aussage in der ersteu Person vorkommt, nberall
stehen nur dritte Personen. Hiervon ausgehend versuche ich die¬
selbe Einkleidung zu gewinnen. Da nun deutlich, dass vas und
vayam die Störer sind, so schaffen wir vas leicht dadurch fort,
dass wir seinen Auslaut g zum folgenden Worte ziehen und va
gcaräthä schreiben. Beide sind alte Bekannte s. Or. u. Occ. II
S. 468 — 77. Da wir so ein va im ersten Stollen gefunden, so
liegt es nahe aus vayam dem entweder sein oder herauszu¬
schälen. Lösen wir va von vayam, so bleibt nur der eine Buchstab
y mit t zu vertauschen (tarn). Damit aber die Einkleidung in b der
in a vollständig entsprecbe uud da tonloses va nicht am Anfange
des Stollens stehen kann, so kehren wir beide um und schreiben
tam va. Das doppelte va entspricht dem Lateinischen sive — sive.
Nun scbreibe
tam va gcaräthä tam va vasatyä
„Zu ibm dem entflammten kommen sie (die Menschen) sei es auf
der Wanderung, sei es daheim, wie Rinder zum Stall". Die Deu¬
tung des Padap. naxante ist falsch wegeu des folgenden navanta.
Ursprünglicbes a dulden sie vor folgendem Vocale nicht, aber wohl
wenn es aus e erleichtert ist, als ob nun kein Hiat stattfände!
ef „wie das Meer (sindhus) die Wasserwegen (xodas acc.), so
treibt der angezündete Agni empor die niedern Flammenwogen."
Zu nlcls ergänze aus dem folgenden gäs.
h. Die Formel suar drglke soll nach Benfey besagen „zum
schönen Himmel", suar kanu aber nicbt Dativ sein, denn es ist im
Veda decliuabel (geu. süra, dat. süre u. s. w.). suar ist vielmehr
acc. abhängig vom Substantiv drcika, dessen Dativ drcTke st. drgikai verkürzt aus drglkäya (wie ich bereits gezeigt Or. u. Occ. II S. 465)
als Infinitiv verwandt wird. Die Formel besagt demnach wörtlich
,.den Himmel zu schauen". Das Schauen des Himmels ist poetische
Diction fUi- Bescheinen: die Flammen lodern so hoch, dass sie den
Himmel röthen.
584 Bollensen, die Lieder des Parägara.
H. 67.
Str. 1 vrnTte grustim ajuryam. Zieht man ajuryam, wie es
richtig zu sein scheint, zu grustim, so liegt ein Fehler vor tlurch
Vernachlässigung der Länge in der Pause, da grusti fem., lies also
ajuryam.
ef. Die Parallelen stellen heraus, was besonders des Menschen
Glück und Wohlfahrt fördert, nämlich Ruhe und Frieden (xema)
und kratur bhadras. Nach einer früheren Bemerkung zu 6ü, iS
kann kratu allerdings auch das Opfer bezeichnen, wie es Benfey
an dieser Stelle fasst. Beide Wörter gehören aber streng zusammen,
sie bilden einen stehenden Begriif, wodurch die religiöse Er¬
kenntniss und namentlich die Kenntniss der heiligen Gebräuche,
also grade das bezeichnet wird, was der grosse Haufen Religion nennt.
gh. Nachdem die Parallelen das was dem Menscben heilsam
und woblthätig ist herausgestellt haben, lässt sich suädbT nicht
füglich auf die Gesinnung beziehen (wohlgesinnt), sondern muss den
Vergleichen entsprechend eine Thätigkeit bezeichnen, etwa für¬
sorglich. Endlich dürfte in der Pause havyävät mit metrischer
Ijängung der vorletzten Silbe zu lesen sein, auch wenn dadurch
nur ein schwebender Fuss gewonnen wird.
Str. 2. In diesem Gesätz bleibt bloss zu constatiren, dass
M. Müller vidantTm, aber Aufreclit vindantlm liest, vid und vind
obwohl grundverschieden laufen häufig äusserlich in einander.- Wo
irgeud möglich sollte man sie aus einander halten.
Str. Sab. Stollen a ist um 1 Silbe zu kurz, wäiirend iu b
1 Silbe zu viel. Um die in a fehlende Silbe zu ergänzen lies xäam.
Diese Form darf mau uiclit bloss als metrische betrachten, sie ist
wirkliche alte Sprachform wie räam (räm X, III, 7) für läyam,
räas (gen. sgl. u. acc. plr.) in räaspira (so lies) vom Stamme rü,
wie jäas gen. sgl. von jä in jäaspati und gnäas gen. sgl. von gnä.
Die Uebertragung des Geschlechts auf die Endsilben in vocalisch
auslautenden Wörtern gehört einer folgenden Sprachstut'e an. In
consonantisch auslautenden Stämmen ist sie überhaupt nicht zur
Anwendung gekommen.
In b lies die kürzere Form prthvim, die bereits meliifach in
der* Sanbitä vertreten wird s. Or. u. Occ. II, 401. Den daselbst
angeführten Beispielen füge noch hinzu VI, 70, 1. 4. X, 178, 2.
cd. Beide Stollen leiden an metrischen Gebrechen in den
Pausenf'üssen. Die Frage, ob die Längung dTäm in der Pause zu¬
lässig, muss bejaht werden. Theils findet sicb diaus in der Pause I,
130, lOd, wo au eine längere Form nicht gedacht werden kann wie
hier etwa an eiu dyävam, theils wird rodasios zu oft gefordert, um
uoch Bedenken zu erregen. Es empfiehlt sich lerner das Aufgeben
des auslautenden s vor folgendem s in der Ansilbe der dijambischen und bacchischen Pausen, so dass hier unbedenklick mantrcbhi' satyais geschrieben werden darf.
Bollensen, dte Lieder des Parägara. 585
ef. Es lässt sich schwer begreifen, wie der Holzfunlcen „des
Viehes liebe Schritte" schützen kann. Oder sollte dem Dichter die
Sicherheit gebende Tageshelle vorsehweben? Ich kann's kaum glanben,
vermuthe vielmehr dass er den Blitzfuuken im Sinne hat, der die
W^olken spaltet, damit sie befruchtenden Regen auf die verdorrten
Triften (padäni) des Viehs herabsenden, g. vigväyur agne.
Obgleich vigväyus am Anfange des Stollens steht und den
Vocativ vertritt, hat es doch seinen natürlichen Accent unwandelbar
bewahrt. Im alten Veda hat der Vocativ noeh nieht die ausschliess¬
liche Berechtigung wie in der spätern Sprache. Gar oft versieht
der Nominativ zugleich die Function des Vocativs uud in diesem Falle
beharrt nicht bloss der Accent in der Mitte des Satzes,
sondern er behauptet auch seine natürliche Stelle
am Anfange desselben.
indra rbhumän III, 60, 6. bhavä vigväyus I, 73, 4. puränf
devi III, 61, 1. indrag ca väyo V, 51, 6. rbhumän indra I, 110, 9.
devdg gavistha I, 84, 19. maghavan purüväsus V, 36, 3. jätavedag
cikitvän IV, 12, 1. deva suagvas V, 33, 3. ague supränTtis IV, 2, 13.
indra dvibärhäs VII, 24, 2. ague dvibärhäs I, 71, 6. güra brbdn
VI, 24, 3. indra-nrtÄmäno amartas V, 33, 6. i) Eine Schwierigkeit
entsteht in den Fällen, wo Nominativ und Vocativ unterschiedlos
zusammenfallen. So viel ich beobachtet habe, folgen die Substantiva
oder deren Stellvertreter der Theorie des Vocativs z. B. sämasya
somapäs piba I, 4, 2. Dagegeu ist mir kein Beispiel gegenwärtig,
dass die Beiwörter unbetonter Duale oder Plurale nicht betont
seien, ugatir usäsas I. 124, 13. uasatyä sajösä I, 118, 11.*)
h. guhä guham gäs kann nicht heissen, „von Schlucht zu Schlucht schreite" (das wäre guhäd go), sondern „geh heimlich ins Versteck"
nämlich des Holzes, damit wir dich herausreiben und zur Erschei¬
nung bringen könneu. Die Betonung guhd steht ganz vereinzelt und
da gleich in der folgenden Str. und aueh 65, 1 guhä überliefert
wird wie an allen Stellen des Rik, so dürfte jene Betonung auf der
lelzteu Silbe ein alter Schreibfehler sein.
Str. 4d dhärä rtasya Strom der Ewigkeit oder persönlich
himmlischer Träufler heisst Agni vorzugsweise als Blitzgott,
der die Wolken spaltet und befruchtenden Regen herabträufeln lässt
vgl. in diesem Sinne vrsan III, 1,8. 27,13. rtasya vrsanV, 12, 1.
f. rtä sapantas nach Benfey „das Rechte pflegend", was mir
unzulässig scheint, da das Object des Satzes (crtauti) Agni ist. rtä
darf daher nicht als acc. plr. neutr. gefasst werden, sondern als
alter loe.-instr. mit adverbialer Bedeutung := rtayä, rtena d. i. rite.
Diese Form ist die älteste des instr., wo das Suffix uiumittelbar mit
1) Das unbetonte vasaväno daselbst muss aceentuirt werden.
2) Die Lesung der SanhiU mit visarga (soJiSä:) ist fehlerbafl.
Bd. X.\il. 3Ö
l, 1 *
586 Bollensen, die Lieder des Parägara.
dem Stammvocale verbunden und verschmolzen ward. Aus dieser
Verschmelzung stammt ursprünglich die Berechtigung der Brechung
in aä. Auf der zweiten Stufe wird das Suffix durch y vermittelt
ohne Unterschied des Geschlechts vgl. tvä u. tvayä. Namentlich
giebt es eine Menge Adverbien auf ayä iyä uyä , die mit Unrecht
auf weibliche Stämme zurückgeführt werden s. zu 73, 6.
gh. bieten ein Beispiel des in zwei Theile zerfallenen elfsilbigen Stollens. Man hüte sich h etwa durch Verschmelzung (pra vaväcäsmai)
in eine fünfsilbige Reihe verwandeln zu wollen. Man beachte ferner,
dass der sgl. asmai dem voraufgehenden plr. ye antwortet.
Str. öcd sind gestört: c hat 1 Silbe zu wenig und d 2 Silben
zu viel. Zudem lässt sicb prajä wegen des zwischenstehenden uta
nicht unmittelbar mit prasüsu verbinden, auch wenn wir von den
metrischen Erfordernissen einmal absehen. Dies uta selbst ist freilich
überflüssig; doch wenn wir es aucb heraus werfen, wird dadurch
weder der Vers geheilt noch dem Sinne Genüge gethan. Ueberdies
ist prasü in der Bedeutung Mutter unvedisch. Endlich muss es
befremden, dass Agni bloss in Pflanzen und Kräutern erwachsen
soll und dass also der lebendigen Schöpfung gar nicht gedacht
wird. Diese Erwägungen zwingen uns zu der Annahme einer Ver¬
derbniss des Textes. Der Fehler steckt in prajä uta, wofür ich mit
einer kleinen Aenderung prajäsu vorschlage. Die Verderbniss rührt
her von einer falschen Trennung in prajäs u. Dies getrennte u
ward als uta gefasst und dies endlich selbst in den Text gebracht,
vor dem s nach den Lautregeln schwinden musste. W^ir stellen
durch prajäsu den Vers her und gewinnen die vorher vermisste
Ergänzung
Uta prajäsu prasüsu antar
„und (der erwächst) in den lebendigen Geschöpfen
(und) in den Pflanzen",
e. cittir apäm. Es fehlt eine Silbe, die wir durch Brechung
gewinnen müssen. Diese Brechung der langen Vocale beruht
ursprünglich auf der Verschmelzung des auslautenden Stammvocals
und des anlautenden Vocals der Suffixe. Sie ist aber im Verlaufe
zum blossen mechanischen Mittel des yerses herabgesunken und
hat sich über die meisten grammatischen Formen verbreitet. In den
Pausen treten die Gegensätze zweier verschiedener Rhythmen auf:
in den dijambischen der Silbenfall und umgekehrt iu den bac¬
chischen - ü I . Diesem verschiedenen Silbenfalle müssen wir bei
der Brechung Rechnung tragen. Es wird demuach äm einmal in
einen Jambus aäm aufzulösen sein, und ein andermal in den Tro¬
chäus - - I . Da aber jede Endsilbe der Pause lang ist, können wir
den Ti ochäus durch den Spondeus ersetzen. Es lässt sich auch kaum
etwas Gegründetes dagegen einwenden, wenn man diese mechanische
Brechung die Entwickelung einer Vor- undNachschlags silhe nen¬
nen wollte. Kurz uuser apäm vertritt liir sich den bacchischen Pausen- i> 1 *
BoWmsen, die Lieder des Parägara. 587
fuss - - - und wir müssen es daher auflösen in apäam (wie gaväam
st. gaväm IV, 1, 19), da iu diesem Pausenfusse gerade die vorletzte
Silbe das Gewicht der Hebung beansprucht. In derselben Pause
erscbeint öfter rodasyos, das demnach aufzulösen in ro-dasTos I, 33, 5.
59, 2. 96, 4. VI, 24, 3 und sonst. Vorher Str. 3 hatten wir
tastam-bba dTäm, I, 130, lOd i-va dlaus. Die Sanbitä selbst führt
uns schon diesen Weg I, 113, 6, wo sie um des Pausenfusses willen
mahyai spaltet in mahTyai zugleich mit Verschleifung, da sie überall
den Hiat zu vermeiden sucht.
gh. sadma-iva dh" sammäya cakrus. Nach dem Uebersetzer
soll dies heissen „den machten sinnend die Weisen zum Grundbau
gleichsam". Der vigväyus ist allerdings das belebende Princip des
Weltalls, dessen ungeachtet muss ich obige Auffassung beanstanden.
Ich kenne weder sadman in der Bedeutung Grundbau, noch sam-mä
iu der von sinnen, mä heisst formen, bilden und sam-mä
nachbilden d.i. bildlich darstellen uud sadman bleibt was es ist
ein wirklicher Sitz. Den im Bilde dargestellten Gott d. i. sein
Idol stellte man auf die Opferstreu, iva besagt eben, dass sie dem
Gotte nicht selbst, sondern nur seinem bildlichen Stellvertreter,
seinem Bilde einen Sitz auf der Opferstreu bereiten. Insofern
heisst der Gott sadmabarhis, barbisad und die Opferstreu devavyaeas
III, 4, 4. Aus der allgemeinen Benennung der Götter als divo naras
VI, 2, 3 oder bloss naras (lares?) — aus dem Beiworte nrpegas
männergestaltig III, 4, 5 dürfen wir scbliessen, dass die Inder
ihren Göttern nicht bloss in der Vorstellung menschliche Gestalten
beilegten, sondern sie auch sinnlich darstellten. So wird II, 33, 9
ein gemaltes Bild des Rudra beschrieben sthirebhir angais puru-
rüpa' ugra: babhrug gukrebhis pipige hiranyai: „mit starken Gliedern,
vielgestaltig, furchtbar, braun, mit glänzenden Goldfarben ist er
gemalt." Auf bildliche Darstellung scheint sich auch I, 25, 13 zu
beziehen, wo es von Varuna heisst „goldenen Panzer tragend hüllt
sich Varuna, in seinen Glanz : Späher sitzen rings um ihn her."
Trotz der mannigfachen Anspielungen auf die Götteridole findet
sich keiner der spätern Ausdrücke wie arcä u. s. w. (s. Weber
Ind. St. V, 148. Omina et Port. S. 337), sondern sie begnügen sich
mit dem allgemeinen aber doppelsinnigen Ausdruck deva z. B. 1,
15, 4 devän iha-ä vaha sädaya yonisu trisu pari bhüsa „führe herbei
die Götter, setze sie auf die 3 Sitze und schmücke sie". Noch
deutlicher tritt die Beziehung auf bildliche Darstelluug hervor V,
52, 15 nü manväna' esäm devän asca „nun bete ich zu den Göttern
dieser (Marut)". Hier werden die Marut doch, wie es scheint, von
ihren Göttern d. i. von ihreu Bildern geschieden. Die Form dieser
Marutidole wird ferner gezeichnet durch das Beiwort ahrutapsu
schlank. Dagegen scheiut das adj. kakuha (vom PtbW. nicht
anerkannt) sich auf den hohen luftigen Raum, in dera die Marut
hausen, zu beziehen, zumal auch visnu III, 54, 14 und das Ge-
38*
588 Bollensen, die Lieder de» Parägara.
spann der Asvin IV, 44, 2*), ja die Sonne selbst (kaknho
mrgas, der hoohfliegende Vogel) so benannt wird V, 75, 4.
Ausser den allgemeinen Ausdrücken vapus tanu rBpa giebt es
in der ältesten Sprache noch einen eigenen Ausdruck für Götter¬
bilder und dieser ist sandrg mit dem Beiwort pürve. Wir lesen
z. B. X, 86, 2 paramä sandrg d. i. das höchste Bild als Trope
für die höchste Vorstellung, die der Mensch zu erreichen vermag.
In der Stelle pürvTr rtasya sandrgas III, 5, 2 bezeichnet sandrgas
wirkliche materielle Bilder oder Idole: deun es heisst wörtlich
„liebend die menschlichen Bilder des heiligen Ortes", rta bezeichnet
wie suar und suarnara nnter andem auch das Allerheiligste der
Opferstätte, wo die Götterbilder aufgestellt und die Opfergaben
niedergelegt wurden, pflrvl ist in dieser Verbindung fem. zu puru *)
oder pflru adj. subst. menschlich, Mensch. Menschlich
heissen aber die Idole wegeu ihrer Menschenähnlichkeit
(nrpegas). Daher heisst es von Agni III, 20, 2
tisras te jihvä' rtajäta pürvl:
tisra'u te tanuo devavätä:.
„drei menschliche Zungen sind dir, Spross des Allerheiligsten,
und drei Körper, den Göttern so lieb".
Aus dieser Stelle ersehen wir, dass bei Jedem der 3 Altäre
je ein Idol Agni's aufgestellt wurde, daher so viele Zungen als
Körper (sonst werden Agni 7 Zungen beigelegt I, 58, 7). Der Zusatz
devavätä von den Idolen beweist das Alter und die allgemeine Be¬
liebtheit derselben. Auf solche Götterbilder beziehen sich ferner
die Ausdrücke bhüsati marjayati u. aa. Es dürfte auch' in Indien
zutreffen, was Plinius 16, 4, 4 behauptet, dass in den ältesteu Zeiten
die Götterbilder bekränzt wurden, daher parivTta I, 128, 1. X, 46, 6.
pari bhüsa devän I, 15, 4. marjayati bezeichnet das Reinigen,
Putzen der Götterbilder durch Abwischen, Striegeln u.dgl. agnim
atyam na marjayanta naras VII, 3, 5. tvä (agnim) marjayema IV,
4, 8. ägum na marjayantas I, 60, 5. agvam na tvä marjayantas IX,
87, 1. tam (agnim) arvantam na marmrjyanta IV, 15, 6. marmrjmä
te (agnes) tanuam bhüri krtvas, wir wollen deinen Leib d. i. dein
Bild viele Male putzen III, 18, 4. marmrjyante divag gigum IX,
33, 5. vi tanuam mämrjita VII, 95, 3.
Ohue Zwang erklärt sich nun die beständige Einladung der
Götter Platz zu nehmen auf der Opferstreu. Die Stätte, die sie
daselbst einnehmen, heisst schlechtweg ihr Sitz sadas, sadman.
Der specielle Stamm aber ist yoni, womit eine nestartige (kuläyiu)
mit wollener "Decke belegte (ürnavat) und mit Opfer¬
schmalz bestrichene (ghrtavat) Vertiefung in der Streu
1) Nach PtbW. zieht der Sitz den Wagen!
2) Fiir puruSas wird pnrus au lesen sein X, 90, 4a, da 1 Silbe zu viel.
Neben piirui^a findet .•-ich aueh puruSa vyl. apüruSa.
Bollensen, die Lieder des Parägara. 589
selbst bezeichnet ward VI, 15, 6. In diese Vertiefung wurde das
Idol gestellt, um es vor Umfallen zu schützen yonis tä indra nisade
akäri I, 104, 1. ä yonim aruno rubat dhruve sadasi sTdati
IX, 40, 2.
Später fand man es zweckmässiger und einfacher für die Götter¬
bilder besondere kleine Gestelle anzufertigen mit der nöthigen Ver¬
tiefung, wo das Götterbild feststehen konute und dies befasst man
ebenfalls mit dem Namen yoni nach VII, 70, 1.
agvo na väji gunaprstha' asthät ä yat sedathur dhruvase na
yonim „wie eiu starkrüekiges Lastpferd steht der yoni da, wenn die
beiden (A.svin) sich darauf niederlassen wie um festzustehen".
Das Piedestal muss demnach eine Vertiefung gehabt haben,
damit das Bild darin fest und sicher stand. Die spätere Zeit nennt
ein solches Gestell pTtha und dessen Vertiefung pithagarbha.
Endlich gab es anch Säulenbildchen oder Statuetten (kaninakä),
die auf ein hölzernes Postament (drupada) gestellt wurden, wohl
mit derselben Vertiefung, um das Umfallen zu verhüten. Ich ent¬
nehme dies der Stelle IV, 32, 23
kanlnakeva vidradhe
nave drupade arbhake babhrü yämesu gobhete.
Roth zu Nir. 4, 15 übersetzt dies „die beiden Falben (babhrO)
prangen im Laufe wie ein Bild auf durchbrochenem neuem
zierlichem Gestelle".
Soll die Parallele zutreffen, so muss dem du. fem. babhrü auch
der Vergleich in derselben Zahl und demselben Geschlecht
gegenüber treten, was erreicht wird, weun wir kauTnake va trennen
(wie ich bereits Or. u. Occ. II, 472 angegeben) und somit zwei
Statuetten gewinnen. Ferner sieht Roth mit Unrecht in vidradhe
einen Locativ (sc. drupade): es ist vielmehr du. fem. in Ueberein¬
stimmung mit kanlnake. Da sieh nun vidradhe nicht auf das Gestell
bezieht, so kaun die Deutung durchbrochen nicht bestehen,
dradha ist alte Form für späteres drdha (vgl. cömprt. drädhiyas).
Es bildet den Gegensatz zu ejat beweglich (vgl. drlham ejat IV,
17, 10. ejad dhruvam III, 54, 8). Das Praefix vi verneint den
Begriff dradha, verwandelt ihn in sein Gegentheil, so dass es dem
obigen ejat beweglich entspricht, vidradha treffen wir auch Av. 6,
127, 1. 3. 9, 8, 20. Sowie kanlnake dem Subject babhrü gegen¬
über steht, so tritt nuu vidradhe dem yämesu zwar nicht formell
aber begrifflich gegenüber. Uebei'setze demnach: die beiden
Falben prangen im Laufe wie zwei Bilder in Beweguug.
Eine Vergleichuug mit Vikr. Str. 4 wird die Sache vollends
aufklären.
H. 68.
Str. 1. Agni wird geschildert als Urgrund alles Lichts: als
Sonne bescheint er die lebendige und todte Schöpfung, als Moud
590 Bollensen, die Lieder des Parägara.
nnd Sterne erhellt er die Nächte. Hier wieder der Fehler sthätng
caratham 1. sthätr gcarätham 66, 5. 72, 6 s. Or. u. Occ. II, 473.
ef. esäm elio vigvesäm. Wegen des zeigenden esäm Itann
vigvesäm nur auf Anwesende gehen oder überhaupt auf Personen
dieser Erde. Um zur Klarheit zu gelangen gehen wir von dem
folgenden Verbältuiss aus. devo devänäm enthält die superlative
Steigerung eines und desselben Begriffs. „Gott der Götter" zeichnet
Agni als den obersten Gott als den princeps deorum. Dasselbe
Verhältniss wird auf Erden geschildert. In der That wird eka be¬
sonders mit folgendem Genitiv in dem Sinne von princeps gebraucbt,
z. B. ekag carsanTnäm I, 7, 9. 176, 1 Herr alles Beweglichen be¬
sonders der Menschen, vigvasya eka' Tgise du beherrschest als
Einziger, d. i. als Oberhaupt das All II, 13, 6. eko raylnäm =
rayipatis VI, 31, 1. mänusinäm ekas krstinäm abhavat sahävä
Herrscher der Menschenstämme VI, 18. 2. ekasya grustau II, 13, 9.
eko vasvo räjati d. i. Agni herrscht als Chel' über den Reichthum
I, 143, 4.
Nachdem wir in eka einen dem deva d" entsprechenden Begriff
gefunden haben nnd letzterer durch sich selbst gesteigert wird, so
vermuthe ich in eko vigvesäm ein ähnliches Verhältniss d. b. vigva
muss annähernd dasselbe besagen. 70, 2 lesen wir das Wortspiel
vigäm na vigvas. Diese Zusammenstellung giebt den Wink wie der
Ausdruck zu deuten, vigva durch Suffix va (abgestumpft aus van)
abgeleitet von vig. Stamm, Gemeinde bezeichnet sowohl den
beliebigen Einzelnen eines Menschenstammes, daher Jeder,
als auch den ausschliesslich Einzelnen, den unus omnium,
den Einzigen, daher Häuptling princeps und als adj. summus.
vigvam äyus das höchste Alter I, 37, 15. 73, 5.
eko esäm vigvesäm heisst demuach H a upt der Häuptlinge
dieser Erde. Dadurch erhalten wir des Dichters Gedanken:
Agni ist nicht nur das Haupt der irdischen Macht¬
haber, sondern auch das Haupt der Götter.
Str. 2b. kratum jusanta scheint mir zu besagen „sie hatten
ihre Freude au Agni's Geburt die erfolgte durch die ihm inne¬
wohnende eigene Kraft. Es springt der Funken hervor und lodert
auf zur lustigen Flamme".
Str. 3. Sinn: Agni's Cultus findet allgemeinen Eingang. Ihm
sind gewidmet alle Bestrebungen (presa), alle Andacht, alle frommeu Werke.
Str. 4. Agni offenbart seine Macht dadurch, dass er die
Menschen befruchtet.
Str. 5. Agni offenbart ferner seine Macht dadurch, dass er
die Thore des Reichthums öffnet zur Freude seiner Verehrer, kratum
jusanta bedeutet hier wieder dasselbe. Wie Söhne sich der Kraft
des Vaters freuen im Erwerb von Gütern, so freuen sich Agni's
Verehrer über die Oeffnung der Thore des Reichthums, über die
Aussicht auf reichen Segeu.
Bollensen, die Lieder des Parägara. 591
Statt räyas erwartet man im gen. sgl. räyäs, doch begegnen wir
der abweicbenden Betonung auch soust z. B. räyas gen. sgl. VI,
19, 5 acc. plr. VII, 34, 22 und wiederum räyäs nom. pl. V, 33, 10
vgl. xapäs nom. plr. I, 70, 4. xäpas acc. plr. VU, 15, 8. ilas und
iläs im acc. plr. u. s. w.
H. 69.
Str. 1. Agni ist das Urlicbt, mit dem er beide Welten durch¬
dringt, ist Schöpfer der Lichtgötter nnd zugleich ihr Sohn. Trotz¬
dem der Dichter Agni den höchsten Rang zuerkennt, muss er doch
einräumen, dass er ein Emporkömmling, der den alten verdrängten
Lichtgöttern sein Dasein verdankt, wenu er auch jetzt ihr Meister
d. h. der Agnicultus ist zur alleinigen Herrscliaft gelangt.
b. uso na järas nennt Benfey mit Unrecht eine lose Zusammen¬
setzung, da wir oben zu 65, 3 gesehen, dass die Theile derselben
in gleichem Casus stehen raüssen. usas ist der gen. sgl. der kürzern
Form US f.
ef. pari kratvä babütha sc. samlci heisst nicht „Du trägst sie
mit Macbt", sondern „Du übertriifst sie an Macht," eine häufig wieder¬
kehrende Phrase.
Str. 2ef. jane na geva' ähürias san giebt der Uebersetzer
wieder mit „anzuflehend, gleichwie ein Schatz, bei den Menschen".
Die Wortstellung ist etwas kraus ; ich begreife überhaupt nicht, wie
Benfey zu dieser Auslegung gelangt, ähürya ist doch nicht so viel
als ähavya und geva (stark, mächtig, hehr) bezeichnet nicht Schatz,
sondern hier im Gegensatz zu jane einen mächtigen hohen
Herrn. Uebers. „wie uuter gemeinem Volke (jane) ein hoher Herr
(geva), vor dem man sich bücken rauss (ähürya)".
Str. 'def. vigo yad abve nrbhis saniläs soll nach dera Ueber¬
setzer besagen „welch Haus ich nenne, das reich an Helden"
Zunächst kann yad unraöglich auf den plr. fem. vigas bezogen werden,
dann lässt sich auch die Bedeutung vou hve nennen nicht recht¬
fertigen, vigas und naras bilden Gegensätze : jene sind das Volk,
dies die Herren, mithin „wenn ich das Volk nebst seinen Häupt¬
lingen rufe" nämlich zur gemeinsamen Verehrung durch Gebet und
Opfer, so — gh. agnir devatvä
vigväni agyäs
„so möge Agni kraft seiner Göttlichkeit (devatvä instr.) Alles
erreichen" d. i. mögen ihm gelingen alle Grossthaten. Die Worte
bilden den Uebergang zu Str. 4 u. 5, wo er die feindlichen Dä¬
monen schlägt und das Licht befreit.
Str. 4/— Ä. Der Abschnitt yad ahan samänais hat eine über¬
schüssige Silbe. Ura sie zu entfernen schlägt der Uebersetzer vor
das Augment zu tilgen und yad ban oder dhan zu lesen. Es ge¬
hört aber samänais zu nrbhis , so dass ahan samäuai' nrbhis yad
yukta einen Gedankeu und einen grammatischen Satz bilden, der
bereits in yad vor yukta seine Conjunction hat, die vor dem zwei¬
ten Satz vives rapänsi in Gedanken zu wiederholen. Wie beide
592 Bollenten, die Lieder des Parägara.
bätze ein gemeinschaftliclies Object (rapänsi) haben, so ist ihnen
auch die Conjunction yad geraeinsam. Es muss deranach das erste
yad vor ahan getilgt werdeu, da sonst der Satz yad yukta ein dop¬
peltes yad erhielte. Die Entfernung vora ersten Prädikat (ahan)
trägt unstreitig die Schuld, dass es ara Anfange eingeschoben ist.
Uebrigens weicbe ich auch in der Auffassung von samänais vom
Uebersetzer ab: es scheint mir hier nicht den gleichen, sondern
den verbündeten d. i. treuen Verehrer des Gottes zu bezeichnen
(vgl. III, 58, 6. IV, 5, 7). rapänsi sind concret die Feinde des¬
selben, die das Licht verschliessen. ahant s. Das euphonische t
kann sich nur da entwickeln, wo es ursprünglich vorhanden war
z. B. in der 3 sgl. In der 2 sgl. sind die Schreibweisen ahant s
wie auch ahanu a VI, 20, 2. 30, 4. haun a VI, 18, 5. ajagann ü
I, 130, 9. zu verwerfen. Aber wie in der Pause ajagann apas 1
III, 9, 2?
Str. 5a. Ueber uso na järas s. Str. 1.
d. ciketad asmai heisst vielmehr „er merke auf ihn, bedenke
ihn" d. i. sei ibm erkenntlich, belohne ihn.
Ä. suar drglke s. zu 66, 5.
H. 70.
Str. 1. vaneraa pürvT:
aryo raanisä.
Die Uebersetzung „viel mögen — wir werben" ist verfehlt.
pOrvTs fem. plr. sc. vigas, krstayas oder dgl. bezeichnet eine Viel¬
heit, Menge von Menschen und zwar nicht eine ins Unbestimmte
sich verlaufende, sondern eine zusararaengehörende , geschlossene
Vielheit {noXig) besonders zu Kriegs- und Glaubenszwecken —
eine Schaar, eine Genossenschaft, eine Gera ein de.
1. Glaubensgeraeindc: pürvir aryas die fromme gläubige
Gemeinde, daher hier zu übersetzen „wir die fromme Gemeinde wol¬
len Agni verehren rait Lobgesang", tvara nrcaxä' anu pflrvis du
(Agni) bist der Hüter der Geraeinde III, 15, 3. pürvTbhir jnjuse
giras er (Indra) ergötzt sich an den Liedern rait der (beim Opfer
auwesenden) frommen Gemeinde V, 39, 4. abhi-imam yajnam vi
caranta pürvls zu diesera Opfer möge sich versamraeln die Gemeinde
ni, 4, 5.
2. Genossenschaft zuKriegszwecken, Kriegsschaar:
maghavä yo ha pürvls saraajayat welcher besiegte die feindlichen
Kriegsschaaren IV, 17, 11. ugrara pürvTsu pürviam havante es rufen
die Menschen den furchtbaren Indra, das Haupt der Kriegsschaaren
V, 35, 6. Was die Stelle VIII, 22, 16 anbetrifft, so dürfte es ein¬
facher sein Dtibhis zu pttrvTbhis in Gedankeu zu wiederholen.
Ganz ähnlich wird auch puru n. sgl. gebraucht mit der Bedeu¬
tung Menge, Haufen, Scbaar von Göttern und Menschen
trini vidathe purüni drei Götterhaufen sind bei der Feier zugegen
III, 38, 6, auch von Kriegsschaaren IV, 17, 11. VIII, 22, 16.
Daber findet sich puru auch neben vig I, 36, 1