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Felix Mendelssohn Bartholdy ( )

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DEU TSCH

DIE MENDELSSOHN-SINFONIEN

Diese Einspielung ist Teil einer ganzen Reihe von Live-Aufnahmen, die ich regelmäßig mit dem Radio-Sinfonieorchester Stuttgart des SWR von unseren Konzerten in der Liederhalle mache. Charakteristisch für alle diese Konzert- mitschnitte ist eine genaue Beachtung der his- torisch informierten Aufführungspraxis, die normalerweise nur mit Orchestern, die auf Originalinstrumenten spielen, in Verbindung gebracht wird.

Wir verwenden das modernste Notenmaterial und passen die Orchesterbesetzung den Erwar- tungen an, die der jeweilige Komponist gehabt hat. Manchmal sind das die 45 Mitglieder des Orchesters aus Mozarts Zeit in Wien oder des Leipziger Gewandhausorchesters aus Mendels- sohns Zeit. Oft setzen wir jedoch das erweiter- te, doppelt so große Orchester der Wiener Charity-Konzerte oder der Niederrheinischen Musikfestivals ein. Bei den vorliegenden Men- delssohn-Aufnahmen sind beide Orchestergrö- ßen zu hören (s. Titelliste).

Unsere Sitzordnung ist die der ursprünglichen deutschen Orchesteraufstellung, bei der erste und zweite Violine (und auch Hörner und Trompeten) gegenüber sitzend und die Kontra- bässe hinten in einer Reihe angeordnet sind.

Wir passen Artikulation und Bogenführung der jeweiligen Periode an. Dies tun wir nicht um der historischen Korrektheit willen, sondern weil es der Musik entspricht. Ebenso überneh- men wir die damals üblichen Notenlängen und Phrasierungsmuster. Ganz besonders achten wir auf das Zeitmaß, das bis vor kurzem das am

häufigsten missachtete Element klassischer Interpretationen war.

Das zentrale und revolutionärste Merkmal un- seres Stils ist jedoch die Aneignung des Klangs früherer Zeiten. Wir spielen mit dem »reinen Ton«, über den die alten Meister so viel spra- chen, bevor das Vibrato des 20. Jahrhunderts aufkam. Dieser schöne, warme Ton war, soweit wir es verstehen, der normale Klang eines je- den Orchesters von Bachs bis hin zu Mahlers Zeiten. Beethoven, Mendelssohn, Brahms und Wagner hörten niemals ein Sinfonieorchester, das mit Vibrato spielte. Die noble und aus- drucksvolle »edle Kantilene« mit reinem Ton, die Joseph Joachim beispielsweise noch 1904 ausdrücklich lobte, scheint uns für den Vortrag ihrer Musik entscheidend zu sein.

Mit diesen Aufnahmen haben Sie die Gelegen- heit zu hören, wie ein modernes Sinfonie- orchester seine Wurzeln wiederentdecken und die Traditionen der Vergangenheit wieder auf- nehmen kann.

Sir Roger Norrington

Felix Mendelssohn Bartholdy (1809-1847)

Symphony No. 3 A minor/a-Moll op. 56 »Scottish« 42:14

I. Andante con moto – Allegro un pocco agitato [strings/Streicher 14.14.12.10.8] 16:50

II. Vivace non troppo [14.14.12.10.8] 4:29

III. Adagio [8.8.6.5.4] 9:45

IV. Allegro vivacissimo – 8:51

Allegro maestoso assai [14.14.12.10.8] 2:18

Symphony No. 4 A major/A-Dur op. 90 »Italien« 28:03

I. Allegro vivace [14.14.12.10.8] 10:42

II. Andante con moto [8.8.6.5.4] 5:17

III. Con moto moderato [14.14.12.10.8] 6:33

IV. Saltarello. Presto [14.14.12.10.8] 5:31

Concert introduction by Roger Norrington spoken in English

Symphony No. 3 A minor/a-Moll op. 56 »Scottish« 5:35

Symphony No. 4 A major/A-Dur op. 90 »Italien« 11 3:09

Total Time 79:45

Außerdem erschienen / also available

Roger Norrington

Radio-Sinfonieorchester Stuttgart des SWR FELIX MENDELSSOHN BARTHOLDY Symphony No. 1 & No. 5 CD 93.132

3 2 1

4

6 7 8 9

10

Erscheinungstermin Herbst 2005 date of releases autum 2005 Roger Norrington

Radio-Sinfonieorchester Stuttgart des SWR ROBERT SCHUMANN

Symphony No. 1 & No. 2 CD 93.129

Symphony No. 3 & No. 4 CD 93.134

11

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DEU TSCH

DIE MENDELSSOHN-SINFONIEN

Diese Einspielung ist Teil einer ganzen Reihe von Live-Aufnahmen, die ich regelmäßig mit dem Radio-Sinfonieorchester Stuttgart des SWR von unseren Konzerten in der Liederhalle mache. Charakteristisch für alle diese Konzert- mitschnitte ist eine genaue Beachtung der his- torisch informierten Aufführungspraxis, die normalerweise nur mit Orchestern, die auf Originalinstrumenten spielen, in Verbindung gebracht wird.

Wir verwenden das modernste Notenmaterial und passen die Orchesterbesetzung den Erwar- tungen an, die der jeweilige Komponist gehabt hat. Manchmal sind das die 45 Mitglieder des Orchesters aus Mozarts Zeit in Wien oder des Leipziger Gewandhausorchesters aus Mendels- sohns Zeit. Oft setzen wir jedoch das erweiter- te, doppelt so große Orchester der Wiener Charity-Konzerte oder der Niederrheinischen Musikfestivals ein. Bei den vorliegenden Men- delssohn-Aufnahmen sind beide Orchestergrö- ßen zu hören (s. Titelliste).

Unsere Sitzordnung ist die der ursprünglichen deutschen Orchesteraufstellung, bei der erste und zweite Violine (und auch Hörner und Trompeten) gegenüber sitzend und die Kontra- bässe hinten in einer Reihe angeordnet sind.

Wir passen Artikulation und Bogenführung der jeweiligen Periode an. Dies tun wir nicht um der historischen Korrektheit willen, sondern weil es der Musik entspricht. Ebenso überneh- men wir die damals üblichen Notenlängen und Phrasierungsmuster. Ganz besonders achten wir auf das Zeitmaß, das bis vor kurzem das am

häufigsten missachtete Element klassischer Interpretationen war.

Das zentrale und revolutionärste Merkmal un- seres Stils ist jedoch die Aneignung des Klangs früherer Zeiten. Wir spielen mit dem »reinen Ton«, über den die alten Meister so viel spra- chen, bevor das Vibrato des 20. Jahrhunderts aufkam. Dieser schöne, warme Ton war, soweit wir es verstehen, der normale Klang eines je- den Orchesters von Bachs bis hin zu Mahlers Zeiten. Beethoven, Mendelssohn, Brahms und Wagner hörten niemals ein Sinfonieorchester, das mit Vibrato spielte. Die noble und aus- drucksvolle »edle Kantilene« mit reinem Ton, die Joseph Joachim beispielsweise noch 1904 ausdrücklich lobte, scheint uns für den Vortrag ihrer Musik entscheidend zu sein.

Mit diesen Aufnahmen haben Sie die Gelegen- heit zu hören, wie ein modernes Sinfonie- orchester seine Wurzeln wiederentdecken und die Traditionen der Vergangenheit wieder auf- nehmen kann.

Sir Roger Norrington

Felix Mendelssohn Bartholdy (1809-1847)

Symphony No. 3 A minor/a-Moll op. 56 »Scottish« 42:14

I. Andante con moto – Allegro un pocco agitato [strings/Streicher 14.14.12.10.8] 16:50

II. Vivace non troppo [14.14.12.10.8] 4:29

III. Adagio [8.8.6.5.4] 9:45

IV. Allegro vivacissimo – 8:51

Allegro maestoso assai [14.14.12.10.8] 2:18

Symphony No. 4 A major/A-Dur op. 90 »Italien« 28:03

I. Allegro vivace [14.14.12.10.8] 10:42

II. Andante con moto [8.8.6.5.4] 5:17

III. Con moto moderato [14.14.12.10.8] 6:33

IV. Saltarello. Presto [14.14.12.10.8] 5:31

Concert introduction by Roger Norrington spoken in English

Symphony No. 3 A minor/a-Moll op. 56 »Scottish« 5:35

Symphony No. 4 A major/A-Dur op. 90 »Italien« 11 3:09

Total Time 79:45

Außerdem erschienen / also available

Roger Norrington

Radio-Sinfonieorchester Stuttgart des SWR FELIX MENDELSSOHN BARTHOLDY Symphony No. 1 & No. 5 CD 93.132

3 2 1

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6 7 8 9

10

Erscheinungstermin Herbst 2005 date of releases autum 2005 Roger Norrington

Radio-Sinfonieorchester Stuttgart des SWR ROBERT SCHUMANN

Symphony No. 1 & No. 2 CD 93.129

Symphony No. 3 & No. 4 CD 93.134

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zu Großbritannien dar. Sie ist sogar Königin Vikto- ria gewidmet, der Mendelssohn mehr als einmal begegnet ist. Zusammen mit ihrem Gatten, Prinz Albert, war sie eine von Mendelssohns glühends- ten Verehrern.

E

in interessanter Aspekt der Sinfonie ist ihre An- weisung: »Die einzelnen Sätze dieser Sinfonie müssen gleich auf einander folgen, und nicht durch die sonst gewöhnlichen längeren Unterbre- chungen von einander getrennt werden.«

Zum ersten Mal schuf Mendelssohn ein zu- sammenhängendes Tongemälde, wobei er den nach jedem Satz üblichen Applaus vermeiden wollte. Bitte beachten Sie, dass innerhalb des Or- chesters, obwohl es heute Abend in seiner großen Formation spielt, das kleine Gewandhaus-Orches- ter bei geeigneten Passagen wieder in Erschei- nung treten wird, wie etwa im langsamen Satz.

D

ie einzelnen Sätze selbst besitzen sehr viel Atmosphäre und beschreiben alte, entlegene Welten. Schottische Lieder und Tänze sind, ob- wohl sie keineswegs unmittelbar nachgeahmt werden, auf eine schöne Weise eingeflochten.

Den letzten Satz nannte Mendelssohn sogar »Al- legro guerriero«, doch es war die Einleitung der Sinfonie, die er bereits 1829 in einem Brief von Schottland nach Hause beschrieb:

»In der tiefen Dämmerung gingen wir heut nach dem Palaste, wo Königin Maria gelebt und geliebt hat; es ist da ein kleines Zimmer zu sehen, mit ei- ner Wendeltreppe an der Tür; da stiegen sie hi- nauf und fanden den Rizzo im kleinen Zimmer...

und drei Stuben davon ist eine finstere Ecke, wo sie ihn ermordet haben. Der Kapelle daneben fehlt

nun das Dach, Gras und Ephen wachsen viel da- rin, und am zerbrochenen Altar wurde Maria zur Königin von Schottland gekrönt. Es ist da Alles zerbrochen, morsch und der heitere Himmel scheint hinein. Ich glaube, ich habe heut da den Anfang meiner Schottischen Sinfonie gefunden.«

Felix Mendelssohn Bartholdy Sinfonie Nr. 4 A-Dur op. 90 (Italienische)

H

eute Abend lautet das Thema der Auffüh- rungspraxis: Tempo und Tempomodifikationen.

Zur Zeit von Haydn und Mozart hielten sich die Musiker an eine Reihe von Gepflogenheiten, um das Tempo einzuschätzen. Beethoven war in der Lage, das alles zu verändern, weil Mälzel 1812 das moderne Metronom perfektionierte. Alle Sät- ze der Sinfonien Beethovens enthalten Metro- nomangaben, die als Teil der Partitur eingefügt sind.

F

ortan verwendeten die meisten Komponisten Metronomangaben, um Interpreten zu helfen, die nicht mit ihnen in persönlichem Kontakt standen.

Bei Mendelssohn, von dem man erwarten würde, dass er praktischer und hilfsbereiter wäre, finden sich nur in der Schottischen Sinfonie und im Lob- gesang Metronomangaben. Für die Reforma- tions-Sinfonie und die Italienische gibt es diese Berechnungen nicht, ganz einfach weil sie nicht zu Mendelssohns Lebzeiten veröffentlicht wurden.

I

m ausgehenden 19. und frühen 20. Jahrhundert wurde es üblich, bei Aufführungen das Tempo häufig zu variieren. Es gibt Hinweise darauf, dass

DEU TSCH

Konzerteinführungen im Rahmen des Europäi- schen Musikfestes Stuttgart 2004 zum Thema Mendelssohn/Schumann

(auf CD Track 10 und 11 im englischen Original)

Felix Mendelssohn Bartholdy Sinfonie Nr. 3 a-Moll op. 56 (Schottische)

S

chottland ist unser Reiseplan für diesen Abend.

Bevor wir für die jeweiligen Fahrten das Schiff be- steigen, wollen wir einen Blick werfen auf den nächsten Aspekt in meiner Liste, der sich mit der Aufführungspraxis befasst: den Klang des Orches- ters in der Mitte des 19. Jahrhunderts. Der ent- scheidende Faktor, den Sie alle hier gut kennen, ist der charakteristische reine Ton der Orchester bis in die dreißiger Jahre des 20. Jahrhunderts in Deutschland. Das Vibrato war zu jener Zeit ein- fach nur ein gelegentliches dekoratives Element für Solisten, nicht gebräuchlich in Orchestern und keineswegs der nebulöse, ständig bebende Ton der letzten fünfzig Jahre.

Worin genau bestehen nun die Vorteile des reinen Tons?

1. Das Stimmengeflecht wird transparent. Man hört alle Stimmen.

2. Akkorde klingen deutlich und warm, mit star- ken »Obertönen«.

3. Dissonanzen werden viel schärfer und bedeu- tungsvoller.

4. Innerhalb des Orchesters entsteht ein einheit- licher Klang. Die Hörner z.B. passen zum Cello, die Klarinette erzeugen denselben Klang wie die Geigen.

5. Der reine Ton erfordert von den Spielern mehr Formgebung und Phrasierung.

6. Der gesamte Klangcharakter gibt der Bedeu- tung der Musik ihre Unschuld, ihre Einfachheit zurück.

7. Die sich daraus ergebende Klarheit und Un- schuld führt dazu, dass das Orchester viel deut- licher zu uns »spricht«. Dies ist besonders nütz- lich in der poetischen Musik der Romantik.

E

s ist unglaublich aufregend, zu hören, wie schön und jung ein so genanntes »modernes« Sinfonie- orchester klingt, genau wie in historischer Beset- zung, und ich kann dem Radio-Sinfonieorchester Stuttgart nur gratulieren für seine außergewöhn- lichen Leistungen, diesen Klang gefunden zu ha- ben und weiterzuentwickeln. Sicher werden Sie erkennen, dass weit mehr dazugehört als einfach mit dem Vibrato-Spiel aufzuhören. Es beinhaltet eine weitaus intelligentere Bogenführung für die Streicher und eine nuanciertere Dosierung des Atems für die Blasinstrumente, man benötigt eine perfekte Intonation und Technik und es erfordert viel Fantasie und Musikalität.

M

endelssohn war der begabte Spross einer aus- gesprochen wohlhabenden Familie. Er konnte sich auf Reisen in die entlegensten Winkel Europas be- geben und schickte denen, die gezwungenerma- ßen zurückbleiben mussten, musikalische An- sichtskarten. Seine Sinfonien erinnern mich an seine wunderschönen, talentierten Aquarellbilder, die man beispielsweise im Mendelssohn-Haus in Leipzig sehen kann. Sicherlich ist die Schottische Sinfonie hübsch anschaulich, aber sie stellt auch den Beginn einer langen, fruchtbaren Beziehung

DEU TSCH

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zu Großbritannien dar. Sie ist sogar Königin Vikto- ria gewidmet, der Mendelssohn mehr als einmal begegnet ist. Zusammen mit ihrem Gatten, Prinz Albert, war sie eine von Mendelssohns glühends- ten Verehrern.

E

in interessanter Aspekt der Sinfonie ist ihre An- weisung: »Die einzelnen Sätze dieser Sinfonie müssen gleich auf einander folgen, und nicht durch die sonst gewöhnlichen längeren Unterbre- chungen von einander getrennt werden.«

Zum ersten Mal schuf Mendelssohn ein zu- sammenhängendes Tongemälde, wobei er den nach jedem Satz üblichen Applaus vermeiden wollte. Bitte beachten Sie, dass innerhalb des Or- chesters, obwohl es heute Abend in seiner großen Formation spielt, das kleine Gewandhaus-Orches- ter bei geeigneten Passagen wieder in Erschei- nung treten wird, wie etwa im langsamen Satz.

D

ie einzelnen Sätze selbst besitzen sehr viel Atmosphäre und beschreiben alte, entlegene Welten. Schottische Lieder und Tänze sind, ob- wohl sie keineswegs unmittelbar nachgeahmt werden, auf eine schöne Weise eingeflochten.

Den letzten Satz nannte Mendelssohn sogar »Al- legro guerriero«, doch es war die Einleitung der Sinfonie, die er bereits 1829 in einem Brief von Schottland nach Hause beschrieb:

»In der tiefen Dämmerung gingen wir heut nach dem Palaste, wo Königin Maria gelebt und geliebt hat; es ist da ein kleines Zimmer zu sehen, mit ei- ner Wendeltreppe an der Tür; da stiegen sie hi- nauf und fanden den Rizzo im kleinen Zimmer...

und drei Stuben davon ist eine finstere Ecke, wo sie ihn ermordet haben. Der Kapelle daneben fehlt

nun das Dach, Gras und Ephen wachsen viel da- rin, und am zerbrochenen Altar wurde Maria zur Königin von Schottland gekrönt. Es ist da Alles zerbrochen, morsch und der heitere Himmel scheint hinein. Ich glaube, ich habe heut da den Anfang meiner Schottischen Sinfonie gefunden.«

Felix Mendelssohn Bartholdy Sinfonie Nr. 4 A-Dur op. 90 (Italienische)

H

eute Abend lautet das Thema der Auffüh- rungspraxis: Tempo und Tempomodifikationen.

Zur Zeit von Haydn und Mozart hielten sich die Musiker an eine Reihe von Gepflogenheiten, um das Tempo einzuschätzen. Beethoven war in der Lage, das alles zu verändern, weil Mälzel 1812 das moderne Metronom perfektionierte. Alle Sät- ze der Sinfonien Beethovens enthalten Metro- nomangaben, die als Teil der Partitur eingefügt sind.

F

ortan verwendeten die meisten Komponisten Metronomangaben, um Interpreten zu helfen, die nicht mit ihnen in persönlichem Kontakt standen.

Bei Mendelssohn, von dem man erwarten würde, dass er praktischer und hilfsbereiter wäre, finden sich nur in der Schottischen Sinfonie und im Lob- gesang Metronomangaben. Für die Reforma- tions-Sinfonie und die Italienische gibt es diese Berechnungen nicht, ganz einfach weil sie nicht zu Mendelssohns Lebzeiten veröffentlicht wurden.

I

m ausgehenden 19. und frühen 20. Jahrhundert wurde es üblich, bei Aufführungen das Tempo häufig zu variieren. Es gibt Hinweise darauf, dass

DEU TSCH

Konzerteinführungen im Rahmen des Europäi- schen Musikfestes Stuttgart 2004 zum Thema Mendelssohn/Schumann

(auf CD Track 10 und 11 im englischen Original)

Felix Mendelssohn Bartholdy Sinfonie Nr. 3 a-Moll op. 56 (Schottische)

S

chottland ist unser Reiseplan für diesen Abend.

Bevor wir für die jeweiligen Fahrten das Schiff be- steigen, wollen wir einen Blick werfen auf den nächsten Aspekt in meiner Liste, der sich mit der Aufführungspraxis befasst: den Klang des Orches- ters in der Mitte des 19. Jahrhunderts. Der ent- scheidende Faktor, den Sie alle hier gut kennen, ist der charakteristische reine Ton der Orchester bis in die dreißiger Jahre des 20. Jahrhunderts in Deutschland. Das Vibrato war zu jener Zeit ein- fach nur ein gelegentliches dekoratives Element für Solisten, nicht gebräuchlich in Orchestern und keineswegs der nebulöse, ständig bebende Ton der letzten fünfzig Jahre.

Worin genau bestehen nun die Vorteile des reinen Tons?

1. Das Stimmengeflecht wird transparent. Man hört alle Stimmen.

2. Akkorde klingen deutlich und warm, mit star- ken »Obertönen«.

3. Dissonanzen werden viel schärfer und bedeu- tungsvoller.

4. Innerhalb des Orchesters entsteht ein einheit- licher Klang. Die Hörner z.B. passen zum Cello, die Klarinette erzeugen denselben Klang wie die Geigen.

5. Der reine Ton erfordert von den Spielern mehr Formgebung und Phrasierung.

6. Der gesamte Klangcharakter gibt der Bedeu- tung der Musik ihre Unschuld, ihre Einfachheit zurück.

7. Die sich daraus ergebende Klarheit und Un- schuld führt dazu, dass das Orchester viel deut- licher zu uns »spricht«. Dies ist besonders nütz- lich in der poetischen Musik der Romantik.

E

s ist unglaublich aufregend, zu hören, wie schön und jung ein so genanntes »modernes« Sinfonie- orchester klingt, genau wie in historischer Beset- zung, und ich kann dem Radio-Sinfonieorchester Stuttgart nur gratulieren für seine außergewöhn- lichen Leistungen, diesen Klang gefunden zu ha- ben und weiterzuentwickeln. Sicher werden Sie erkennen, dass weit mehr dazugehört als einfach mit dem Vibrato-Spiel aufzuhören. Es beinhaltet eine weitaus intelligentere Bogenführung für die Streicher und eine nuanciertere Dosierung des Atems für die Blasinstrumente, man benötigt eine perfekte Intonation und Technik und es erfordert viel Fantasie und Musikalität.

M

endelssohn war der begabte Spross einer aus- gesprochen wohlhabenden Familie. Er konnte sich auf Reisen in die entlegensten Winkel Europas be- geben und schickte denen, die gezwungenerma- ßen zurückbleiben mussten, musikalische An- sichtskarten. Seine Sinfonien erinnern mich an seine wunderschönen, talentierten Aquarellbilder, die man beispielsweise im Mendelssohn-Haus in Leipzig sehen kann. Sicherlich ist die Schottische Sinfonie hübsch anschaulich, aber sie stellt auch den Beginn einer langen, fruchtbaren Beziehung

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weit sehr gefragt ist. Er war Chefdirigent der Bourne- mouth Sinfonietta und Musikdirektor des St. Luke’s Orchestra in New York. Regelmäßig arbeitet er mit Or- chestern in Berlin, Wien, Salzburg, Amsterdam, Paris, New York, San Francisco, Los Angeles, Chicago und – natürlich – in London. Zudem ist er mit dem London Philharmonic und dem Orchestra of the Age of Enligh- tenment eng verbunden, das seit Januar 1997 die Ar- beit der London Classical Players übernommen hat.

Norringtons Opernerfahrung ist ebenso umfassend wie seine Erfahrung auf dem Gebiet der Sinfonik, der Chor- musik und der Kammersinfonik. 15 Jahre war Norring- ton Musikdirektor der erfolgreichen Kent Opera, wo er über 400 Aufführungen von 40 unterschiedlichen Werken dirigierte. In Großbritannien hat er am Covent Garden und der English National Opera gearbeitet.

Operndirigate führten ihn an die Scala, an das Theater la Fenice und an den Maggio Musicale, nach Wien, Berlin, Paris und Amsterdam.

Seit der Spielzeit 1998/99 leitet Sir Roger Norrington als Chefdirigent das Radio-Sinfonieorchester Stuttgart des SWR. Norrington ist es gelungen, dem RSO Stuttgart ein ganz unverwechselbares klangliches Profil durch die Ver- bindung von historisch informierter Aufführungspraxis mit den Mitteln eines modernen Sinfonieorchesters – von der Fachpresse als »Stuttgart Sound« tituliert – zu verleihen. Norringtons Arbeit in Stuttgart ist im Wesent- lichen zwei thematischen Leitlinien verpflichtet: Zum ei- nen misst er den Komponisten der »Wiener Klassik« bis hin zur Romantik einen hohen Stellenwert bei, zum an- deren hat er mit großem Erfolg zentrale Werke der engli- schen und skandinavischen Sinfonik in das Repertoire und die Konzertreihen des RSO Stuttgart aufgenommen.

Norrington blickt auf eine umfangreiche Diskographie zurück. Auf dem Label »faszinationmusik« / »SWR music« dokumentiert er alle wichtigen Einspielungen mit dem Radio-Sinfonieorchester Stuttgart des SWR.

Seine Einspielung der 1. Sinfonie von Elgar mit dem RSO hat den »ECHO Klassik Preis 2001« erhalten.

Beim »Europäischen Musikfest Stuttgart 2002« hat Norrington alle neun Beethoven-Sinfonien mit dem RSO aufgeführt. Die von der Musikkritik hochgelobte CD-Veröffentlichung dieser Konzert-Mitschnitte ist für den »GRAMMY 2004« nominiert worden, die Auf-

nahme der 9. Sinfonie hat den »Cannes Classical Award 2004« und den japanischen »Record Geijutsu Award 2003« gewonnen.

In den RSO-Konzerten der Saison 2002/2003 hat sich Norrington ausschließlich mit zentralen Werken von Hector Berlioz beschäftigt und gastierte mit Berlioz-Pro- grammen u. a. bei namhaften europäischen Festivals in London, Wien, Brüssel und Berlin. In der Saison 2003/2004 präsentierte er mit dem RSO Stuttgart – dem weiteren Verlauf der Musikgeschichte nach Beet- hoven und Berlioz folgend – Werke von Mendelssohn und Schumann. Höhepunkt war die zyklische Auffüh- rung aller Sinfonien dieser beiden Komponisten beim

»Europäischen Musikfest Stuttgart« im Sommer 2004.

Sir Roger Norrington lebt mit seiner Frau (Choreogra- phin) und seinem Sohn in Berkshire Countryside.

RADIO-SINFONIEORCHESTER STUTTGART DES SWR Als im Jahre 1945 die amerikanische Militärregierung Musiker für das Rundfunkorchester von »Radio Stutt- gart« suchte, konnte niemand erahnen, welchen enor- men künstlerischen Aufschwung dieses Orchester neh- men würde. Heute ist das Radio-Sinfonieorchester Stuttgart einer der bedeutendsten musikalischen Bot- schafter des Landes und spielt pro Saison rund 80 Kon- zerte in Stuttgart, im Sendegebiet des SWR, in den Musikzentren Europas und der Welt sowie bei interna- tionalen Musikfestspielen.

Das RSO Stuttgart pflegt das große klassisch-romanti- sche Repertoire der sinfonischen Tradition in exempla- rischen Interpretationen, setzt sich aber auch mit Nach- druck für zeitgenössische Musik ein. Bedeutende Komponisten, z. B. Strawinsky, Hindemith, Boulez, Penderecki, Kagel, Holliger, Kalitzke, Eötvös und Pint- scher, studierten hier ihre Werke ein. Seit den fünfziger Jahren ist das RSO Stuttgart bei den »Schwetzinger Festspielen« mit Opernraritäten und -uraufführungen präsent, zudem mit Orchesterakademien Alter Musik und mit festlichen Konzerten im Dom zu Speyer.

DEU TSCH

Mendelssohn recht streng war und als Dirigent keinen Unfug duldete. In Bezug auf Schumann empfahl er, dass ein Dirigent nicht viel mehr ma- chen sollte als dazustehen und die Partitur zu ver- folgen, und den Takt nur schlagen sollte, wenn eine Änderung ausgewiesen war. So rigoros beide auch gewesen sein mögen, ich habe gelegentlich das Gefühl, dass ein behutsamer Tempowechsel in ihrer Musik zuweilen angebracht ist, aber in einer Weise, wie ich es mir bei Haydn oder Beethoven nicht wünschen würde. Der zarte Duft der frühen Romantik bedarf anscheinend ein wenig mehr Freiheit als die formalen Erfordernisse der Klassik.

D

er verblüffenden Brillanz der Italienischen Sin- fonie steht die überraschende Tatsache gegen- über, dass Mendelssohn sie nicht mochte. Er hat sie nur ein Mal aufgeführt (in London im Mai 1833) und hat dann mehrere Anläufe für eine Überarbeitung unternommen. Was stimmte da- mit nicht? Wir halten sie für eine der vollkommens- ten Sinfonien, die je geschrieben wurden. Natür- lich ist sie ausgesprochen klassisch. Vielleicht glaubte er, nach den romantischen Stimmungsbil- dern der Reformations-Sinfonie und den Entwür- fen für die Schottische Sinfonie war es jetzt auch wie bei Mozart Zeit für Kostproben seines Spät- stils. Wir werden es nie erfahren.

D

er erste Satz lebt vom Klang des Kutscher- horns, wenn die Pferde den Alpenpass nach Ita- lien herunterklappern. Der zweite Satz beschreibt schön eine Prozession von Pilgern mit ihrem in- brünstigen Singen. (Berlioz, dem Mendelssohn in Italien begegnet ist, verwendet den gleichen Ge- sangseffekt in mindestens drei seiner Werke.) Der

dritte Satz führt uns mit einem eleganten Walzer nach drinnen. Während der letzte Satz alle außer Rand und Band bringt mit dem Tanz der Tarantel, der Tarantella. Man glaubte, dass man beim Biss einer Tarantel wie rasend zu tanzen hatte, um ge- gen das Gift anzukämpfen. Auf alle Fälle können Sie sich auf eine unwiderstehliche Zeit mit der Ita- lienischen Sinfonie freuen.

SIR ROGER NORRINGTON

Sir Roger Norrington stammt aus Oxford, England, wo er in einer Dozentenfamilie mit starken musikalischen Neigungen aufwuchs. Er war ein talentierter Knaben- sopran und erhielt seit seinem 10. Lebensjahr Geigen- unterricht. Nach seinem Schulabschluss in Westmins- ter und dem Wehrdienst studierte er in Cambridge Englische Literatur. Nach einigen Jahren, in denen er als Geiger, Tenor und Dirigent Erfahrungen gesammelt hatte, kehrte er zu seinen Studien zurück und lernte am Royal College of Music unter Sir Adrian Boult.

1962 gründete Norrington den Schütz Choir. Damit be- gann eine 30-jährige Entdeckungsreise in die historische Aufführungspraxis. Mit diesem Chor gab Norrington vie- le Aufsehen erregende Konzerte und unternahm zahlrei- che Einspielungen überwiegend mit Repertoire des 17.

und 18. Jahrhunderts. Diese Aufführungen wurden zu- nächst von den London Baroque Players begleitet, später bevorzugt mit den London Classic Players. Sie entwi- ckelten zunehmend ein Eigenleben, während Norrington mit seinen Forschungen in die Zeit der Sinfonie vorstieß.

Weltweiten Ruhm erlangten die London Classical Play- ers mit Norringtons dramatischen Aufführungen von Beethovens Sinfonien auf Originalinstrumenten.

Norringtons Arbeit an Partituren, am Klang, an Größe, Sitzordnung und Spielart des Orchesters hat weitrei- chende Auswirkungen auf die aktuelle Rezeption der Musik des 19. Jahrhunderts gehabt, und so ist es nicht überraschend, dass er bei den Sinfonieorchestern welt-

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weit sehr gefragt ist. Er war Chefdirigent der Bourne- mouth Sinfonietta und Musikdirektor des St. Luke’s Orchestra in New York. Regelmäßig arbeitet er mit Or- chestern in Berlin, Wien, Salzburg, Amsterdam, Paris, New York, San Francisco, Los Angeles, Chicago und – natürlich – in London. Zudem ist er mit dem London Philharmonic und dem Orchestra of the Age of Enligh- tenment eng verbunden, das seit Januar 1997 die Ar- beit der London Classical Players übernommen hat.

Norringtons Opernerfahrung ist ebenso umfassend wie seine Erfahrung auf dem Gebiet der Sinfonik, der Chor- musik und der Kammersinfonik. 15 Jahre war Norring- ton Musikdirektor der erfolgreichen Kent Opera, wo er über 400 Aufführungen von 40 unterschiedlichen Werken dirigierte. In Großbritannien hat er am Covent Garden und der English National Opera gearbeitet.

Operndirigate führten ihn an die Scala, an das Theater la Fenice und an den Maggio Musicale, nach Wien, Berlin, Paris und Amsterdam.

Seit der Spielzeit 1998/99 leitet Sir Roger Norrington als Chefdirigent das Radio-Sinfonieorchester Stuttgart des SWR. Norrington ist es gelungen, dem RSO Stuttgart ein ganz unverwechselbares klangliches Profil durch die Ver- bindung von historisch informierter Aufführungspraxis mit den Mitteln eines modernen Sinfonieorchesters – von der Fachpresse als »Stuttgart Sound« tituliert – zu verleihen. Norringtons Arbeit in Stuttgart ist im Wesent- lichen zwei thematischen Leitlinien verpflichtet: Zum ei- nen misst er den Komponisten der »Wiener Klassik« bis hin zur Romantik einen hohen Stellenwert bei, zum an- deren hat er mit großem Erfolg zentrale Werke der engli- schen und skandinavischen Sinfonik in das Repertoire und die Konzertreihen des RSO Stuttgart aufgenommen.

Norrington blickt auf eine umfangreiche Diskographie zurück. Auf dem Label »faszinationmusik« / »SWR music« dokumentiert er alle wichtigen Einspielungen mit dem Radio-Sinfonieorchester Stuttgart des SWR.

Seine Einspielung der 1. Sinfonie von Elgar mit dem RSO hat den »ECHO Klassik Preis 2001« erhalten.

Beim »Europäischen Musikfest Stuttgart 2002« hat Norrington alle neun Beethoven-Sinfonien mit dem RSO aufgeführt. Die von der Musikkritik hochgelobte CD-Veröffentlichung dieser Konzert-Mitschnitte ist für den »GRAMMY 2004« nominiert worden, die Auf-

nahme der 9. Sinfonie hat den »Cannes Classical Award 2004« und den japanischen »Record Geijutsu Award 2003« gewonnen.

In den RSO-Konzerten der Saison 2002/2003 hat sich Norrington ausschließlich mit zentralen Werken von Hector Berlioz beschäftigt und gastierte mit Berlioz-Pro- grammen u. a. bei namhaften europäischen Festivals in London, Wien, Brüssel und Berlin. In der Saison 2003/2004 präsentierte er mit dem RSO Stuttgart – dem weiteren Verlauf der Musikgeschichte nach Beet- hoven und Berlioz folgend – Werke von Mendelssohn und Schumann. Höhepunkt war die zyklische Auffüh- rung aller Sinfonien dieser beiden Komponisten beim

»Europäischen Musikfest Stuttgart« im Sommer 2004.

Sir Roger Norrington lebt mit seiner Frau (Choreogra- phin) und seinem Sohn in Berkshire Countryside.

RADIO-SINFONIEORCHESTER STUTTGART DES SWR Als im Jahre 1945 die amerikanische Militärregierung Musiker für das Rundfunkorchester von »Radio Stutt- gart« suchte, konnte niemand erahnen, welchen enor- men künstlerischen Aufschwung dieses Orchester neh- men würde. Heute ist das Radio-Sinfonieorchester Stuttgart einer der bedeutendsten musikalischen Bot- schafter des Landes und spielt pro Saison rund 80 Kon- zerte in Stuttgart, im Sendegebiet des SWR, in den Musikzentren Europas und der Welt sowie bei interna- tionalen Musikfestspielen.

Das RSO Stuttgart pflegt das große klassisch-romanti- sche Repertoire der sinfonischen Tradition in exempla- rischen Interpretationen, setzt sich aber auch mit Nach- druck für zeitgenössische Musik ein. Bedeutende Komponisten, z. B. Strawinsky, Hindemith, Boulez, Penderecki, Kagel, Holliger, Kalitzke, Eötvös und Pint- scher, studierten hier ihre Werke ein. Seit den fünfziger Jahren ist das RSO Stuttgart bei den »Schwetzinger Festspielen« mit Opernraritäten und -uraufführungen präsent, zudem mit Orchesterakademien Alter Musik und mit festlichen Konzerten im Dom zu Speyer.

DEU TSCH

Mendelssohn recht streng war und als Dirigent keinen Unfug duldete. In Bezug auf Schumann empfahl er, dass ein Dirigent nicht viel mehr ma- chen sollte als dazustehen und die Partitur zu ver- folgen, und den Takt nur schlagen sollte, wenn eine Änderung ausgewiesen war. So rigoros beide auch gewesen sein mögen, ich habe gelegentlich das Gefühl, dass ein behutsamer Tempowechsel in ihrer Musik zuweilen angebracht ist, aber in einer Weise, wie ich es mir bei Haydn oder Beethoven nicht wünschen würde. Der zarte Duft der frühen Romantik bedarf anscheinend ein wenig mehr Freiheit als die formalen Erfordernisse der Klassik.

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er verblüffenden Brillanz der Italienischen Sin- fonie steht die überraschende Tatsache gegen- über, dass Mendelssohn sie nicht mochte. Er hat sie nur ein Mal aufgeführt (in London im Mai 1833) und hat dann mehrere Anläufe für eine Überarbeitung unternommen. Was stimmte da- mit nicht? Wir halten sie für eine der vollkommens- ten Sinfonien, die je geschrieben wurden. Natür- lich ist sie ausgesprochen klassisch. Vielleicht glaubte er, nach den romantischen Stimmungsbil- dern der Reformations-Sinfonie und den Entwür- fen für die Schottische Sinfonie war es jetzt auch wie bei Mozart Zeit für Kostproben seines Spät- stils. Wir werden es nie erfahren.

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er erste Satz lebt vom Klang des Kutscher- horns, wenn die Pferde den Alpenpass nach Ita- lien herunterklappern. Der zweite Satz beschreibt schön eine Prozession von Pilgern mit ihrem in- brünstigen Singen. (Berlioz, dem Mendelssohn in Italien begegnet ist, verwendet den gleichen Ge- sangseffekt in mindestens drei seiner Werke.) Der

dritte Satz führt uns mit einem eleganten Walzer nach drinnen. Während der letzte Satz alle außer Rand und Band bringt mit dem Tanz der Tarantel, der Tarantella. Man glaubte, dass man beim Biss einer Tarantel wie rasend zu tanzen hatte, um ge- gen das Gift anzukämpfen. Auf alle Fälle können Sie sich auf eine unwiderstehliche Zeit mit der Ita- lienischen Sinfonie freuen.

SIR ROGER NORRINGTON

Sir Roger Norrington stammt aus Oxford, England, wo er in einer Dozentenfamilie mit starken musikalischen Neigungen aufwuchs. Er war ein talentierter Knaben- sopran und erhielt seit seinem 10. Lebensjahr Geigen- unterricht. Nach seinem Schulabschluss in Westmins- ter und dem Wehrdienst studierte er in Cambridge Englische Literatur. Nach einigen Jahren, in denen er als Geiger, Tenor und Dirigent Erfahrungen gesammelt hatte, kehrte er zu seinen Studien zurück und lernte am Royal College of Music unter Sir Adrian Boult.

1962 gründete Norrington den Schütz Choir. Damit be- gann eine 30-jährige Entdeckungsreise in die historische Aufführungspraxis. Mit diesem Chor gab Norrington vie- le Aufsehen erregende Konzerte und unternahm zahlrei- che Einspielungen überwiegend mit Repertoire des 17.

und 18. Jahrhunderts. Diese Aufführungen wurden zu- nächst von den London Baroque Players begleitet, später bevorzugt mit den London Classic Players. Sie entwi- ckelten zunehmend ein Eigenleben, während Norrington mit seinen Forschungen in die Zeit der Sinfonie vorstieß.

Weltweiten Ruhm erlangten die London Classical Play- ers mit Norringtons dramatischen Aufführungen von Beethovens Sinfonien auf Originalinstrumenten.

Norringtons Arbeit an Partituren, am Klang, an Größe, Sitzordnung und Spielart des Orchesters hat weitrei- chende Auswirkungen auf die aktuelle Rezeption der Musik des 19. Jahrhunderts gehabt, und so ist es nicht überraschend, dass er bei den Sinfonieorchestern welt-

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ENGLISH

Hans Müller-Kray und Carl Schuricht waren die prägen- den Dirigenten der ersten Jahre. Bereits in dieser Zeit leiteten viele namhafte Gastdirigenten wie Karl Böhm, Ferenc Fricsay, Wilhelm Furtwängler und Erich Kleiber, später auch Carlos Kleiber, Sir Georg Solti, Giuseppe Si- nopoli, Herbert Blomstedt und Kurt Sanderling die Konzerte.

Sergiu Celibidache wurde 1971 künstlerischer Leiter des RSO und entwickelte ein Klangideal, das die Spiel- kultur wegweisend für viele Jahre prägte. Mit ihm kon- zertierte das RSO erstmals auf den Podien großer Mu- sikzentren. Sir Neville Marriner, ab 1983 Chefdirigent, weitete die Konzerttätigkeit auf internationale Tour- neen aus und intensivierte die Tonträgerproduktion.

Sein Nachfolger, Gianluigi Gelmetti, widmete sich ab 1989 verstärkt dem Repertoire der italienischen und französischen Musik. Georges Prêtre übernahm 1996 die künstlerische Leitung und ist bis heute als Ehrendi- rigent dem RSO Stuttgart eng verbunden.

Seit 1998 ist Sir Roger Norrington Chefdirigent des Or- chesters, Andrey Boreyko und Peter Eötvös sind die beiden ständigen Gastdirigenten. Norrington misst den Komponisten der Wiener Klassik bis hin zur Romantik einen zentralen Stellenwert bei und hat Werke der eng- lischen und skandinavischen Sinfonik in das Repertoire des RSO Stuttgart aufgenommen. Ihm ist es zudem ge- lungen, das klangliche Profil des Orchesters durch die Verbindung von historischer Aufführungspraxis mit den Mitteln eines modernen Sinfonieorchesters – von der Fachpresse als »Stuttgart Sound« tituliert – deutlich zu konturieren.

Zahlreiche Produktionen für Radio, Fernsehen und den Tonträgermarkt – darunter eine Reihe preisgekrönter Einspielungen – dokumentieren die Arbeit des RSO Stuttgart.

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MENDELSSOHN SYMPHONIES

This record is part of a whole series of live recordings which the Stuttgart Radio Sympho- ny Orchestra (SWR) and I make from our con- certs in the Liederhalle every year. All are char- acterised by a serious attention to historical playing style which has up to now normally been associated only with period-instrument orchestras.

We use the latest editions. We play with an or- chestra size each composer would have ex- pected. Sometimes that involves the typical 45 of Mozart’s Vienna or Mendelssohn’s Old Leipzig Gewandhaus. But often we use the en- larged orchestra, double that size, of the Vien- nese Charity concerts or the Lower Rhine Fes- tivals. In these Mendelssohn recordings you can hear both sizes (see the track listing).

We invariably sit in what was virtually the standard German seating, with first and second violins, (and horns and trumpets), opposite each other, and double basses in a row at the back.

We try to use the articulation and bowing of each period, not out of antiquarianism, but be- cause it suits the music. We adopt the impor- tant note lengths and the expected phrasing patterns of the time. We pay particular atten- tion to tempo, until recently the most abused element in classical interpretations.

But of course the central, and most revolution- ary, feature of our style is our adoption of the sound of earlier times. We play with the »pure tone« so much talked about by the old mas- ters, before the arrival of 20th century vibrato.

This beautiful, warm tone was, as far as we un- derstand it, the normal sound of every orches- tra from Bach’s time to Mahler’s. Beethoven, Mendelssohn, Brahms and Wagner never heard a good orchestra with vibrato. The hon- est, expressive »noble cantilena« of pure tone which for instance Joachim praised as late as 1904, seems to us crucial in the performance of their music.

These recordings give you the opportunity to hear how a modern symphony orchestra can reconnect with its roots and embrace the tradi- tions of the past.

Sir Roger Norrington

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ENGLISH

Hans Müller-Kray und Carl Schuricht waren die prägen- den Dirigenten der ersten Jahre. Bereits in dieser Zeit leiteten viele namhafte Gastdirigenten wie Karl Böhm, Ferenc Fricsay, Wilhelm Furtwängler und Erich Kleiber, später auch Carlos Kleiber, Sir Georg Solti, Giuseppe Si- nopoli, Herbert Blomstedt und Kurt Sanderling die Konzerte.

Sergiu Celibidache wurde 1971 künstlerischer Leiter des RSO und entwickelte ein Klangideal, das die Spiel- kultur wegweisend für viele Jahre prägte. Mit ihm kon- zertierte das RSO erstmals auf den Podien großer Mu- sikzentren. Sir Neville Marriner, ab 1983 Chefdirigent, weitete die Konzerttätigkeit auf internationale Tour- neen aus und intensivierte die Tonträgerproduktion.

Sein Nachfolger, Gianluigi Gelmetti, widmete sich ab 1989 verstärkt dem Repertoire der italienischen und französischen Musik. Georges Prêtre übernahm 1996 die künstlerische Leitung und ist bis heute als Ehrendi- rigent dem RSO Stuttgart eng verbunden.

Seit 1998 ist Sir Roger Norrington Chefdirigent des Or- chesters, Andrey Boreyko und Peter Eötvös sind die beiden ständigen Gastdirigenten. Norrington misst den Komponisten der Wiener Klassik bis hin zur Romantik einen zentralen Stellenwert bei und hat Werke der eng- lischen und skandinavischen Sinfonik in das Repertoire des RSO Stuttgart aufgenommen. Ihm ist es zudem ge- lungen, das klangliche Profil des Orchesters durch die Verbindung von historischer Aufführungspraxis mit den Mitteln eines modernen Sinfonieorchesters – von der Fachpresse als »Stuttgart Sound« tituliert – deutlich zu konturieren.

Zahlreiche Produktionen für Radio, Fernsehen und den Tonträgermarkt – darunter eine Reihe preisgekrönter Einspielungen – dokumentieren die Arbeit des RSO Stuttgart.

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MENDELSSOHN SYMPHONIES

This record is part of a whole series of live recordings which the Stuttgart Radio Sympho- ny Orchestra (SWR) and I make from our con- certs in the Liederhalle every year. All are char- acterised by a serious attention to historical playing style which has up to now normally been associated only with period-instrument orchestras.

We use the latest editions. We play with an or- chestra size each composer would have ex- pected. Sometimes that involves the typical 45 of Mozart’s Vienna or Mendelssohn’s Old Leipzig Gewandhaus. But often we use the en- larged orchestra, double that size, of the Vien- nese Charity concerts or the Lower Rhine Fes- tivals. In these Mendelssohn recordings you can hear both sizes (see the track listing).

We invariably sit in what was virtually the standard German seating, with first and second violins, (and horns and trumpets), opposite each other, and double basses in a row at the back.

We try to use the articulation and bowing of each period, not out of antiquarianism, but be- cause it suits the music. We adopt the impor- tant note lengths and the expected phrasing patterns of the time. We pay particular atten- tion to tempo, until recently the most abused element in classical interpretations.

But of course the central, and most revolution- ary, feature of our style is our adoption of the sound of earlier times. We play with the »pure tone« so much talked about by the old mas- ters, before the arrival of 20th century vibrato.

This beautiful, warm tone was, as far as we un- derstand it, the normal sound of every orches- tra from Bach’s time to Mahler’s. Beethoven, Mendelssohn, Brahms and Wagner never heard a good orchestra with vibrato. The hon- est, expressive »noble cantilena« of pure tone which for instance Joachim praised as late as 1904, seems to us crucial in the performance of their music.

These recordings give you the opportunity to hear how a modern symphony orchestra can reconnect with its roots and embrace the tradi- tions of the past.

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ENGLISH

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STUTTGART RADIO SYMPHONY ORCHESTRA (SWR)

When the American military government started recru- iting musicians for the radio orchestra of »Radio Stutt- gart« in 1945, nobody could have guessed how dra- matic this orchestra’s rise to artistic prominence would be. Today the Stuttgart Radio Symphony Orchestra is one of the state’s most important musical ambassa- dors, giving about 80 concerts a year in Stuttgart, in the area covered by SWR broadcasts, in musical cen- tres in Europe and the rest of the world, as well as at international music festivals.With its exemplary inter- pretations the RSO fosters the great classical and ro- mantic repertoire of the symphonic tradition; but it is also a leading promoter of contemporary music. Im- portant composers, such as Stravinsky, Hindemith, Boulez, Penderecki, Kagel, Kalitzke and Pintscher have conducted performances of their works at concerts gi- ven by the RSO. Since the 1950s, the Stuttgart RSO has regularly played at the »Schwetzingen Festival«, performing both rare operas and world premières as well as orchestra master classes in Schwetzingen Cast- le and gala concerts in Speyer Cathedral.

The conductors Hans Müller-Kray and Carl Schuricht shaped the orchestra during its early years, alongside many famous guest conductors including Karl Böhm, Ferenc Fricsay, Wilhelm Furtwängler and Erich Kleiber, and later Carlos Kleiber, Sir George Solti, Giuseppe Si- nopoli, Herbert Blomstedt, and Kurt Sanderling.

In 1971 Sergiu Celibidache became the Principal Con- ductor and developed a new, pioneering ideal of sound which shaped performance style for many years. Under his leadership the RSO made its first appearances on the concert platforms of great musical centres. Sir Neville Marriner, who became the Principal Conductor in 1983, widened the orchestra’s radius by undertaking interna- tional tours with them and stepping up the number of recordings. From 1989, his successor, Gianluigi Gelmet- ti, concentrated more on the Italian and French musical repertoire. George Prêtre became the Artistic Director in 1996 and still maintains his close links with the orches- tra as Conductor Laureate.

Since 1998 Sir Roger Norrington has been musical di- rector of the orchestra, while Andrey Boreyko and Pe- ter Eötvös are both permanent guest conductors. A central focus of Norrington’s work is Viennese Classi- cism through to Romanticism, and he has also added British and Scandinavian symphonic works to the re- pertoire of the Stuttgart RSO. In addition, he has suc- ceeded in clearly establishing an individual sound pro- file for the orchestra by combining historical performing practice with the means available to a mo- dern symphony orchestra – producing what critics have hailed as the »Stuttgart Sound«.

The Stuttgart RSO’s work has been captured in many radio and television broadcasts and on a wide range of award-winning recordings.

SIR ROGER NORRINGTON

Sir Roger Norrington is a native of Oxford, England, where he came from a University family with strong musical connections. He was a talented boy soprano, studied the violin from the age of ten. But his higher education was in English Literature at Cambridge. Af- ter several years’ experience as a violinist, tenor and conductor, he returned to his studies at the Royal Col- lege of Music under Sir Adrian Boult.

In 1962, he founded the Schütz Choir and thus began a 30 year exploration of historical performance practice.

With the Choir, he gave many innovative concerts and made numerous recordings for mainly of 17th and 18th century repertoire. Such performances were at first ac- companied by the London Baroque Players later by the London Classical Players. When Norrington reached the era of the symphony in his researches, the LCP took on a life of its own and the Schütz Choir went into semi-retirement. The LCP leapt to world-wide renown, with Norrington’s dramatic performances of the Beet- hoven Symphonies on period instruments.

Norrington’s work on scores and sound, on orchestra size, seating and playing style, has had a profound ef- fect on the way 19th century music is now perceived, and not surprisingly, he is in great demand by sympho- ny orchestras world-wide. He was head conductor of the Bournemouth Sinfonietta and Musical Director of St. Luke’s Orchestra in New York. He works regularly with orchestras in Berlin, Vienna, Salzburg, Amster- dam, Paris, New York, San Francisco, Los Angeles, and, of course, London. He is Principal Conductor of the Stuttgart Radio Symphony Orchestra and of the Came- rata Academica in Salzburg. He is closely associated with the London Philharmonic and the Orchestra of the Age of Enlightenment, which has, since January 1997, taken over the work of the London Classical Players.

Norrington’s opera experience is as wide as that with Symphony Orchestras, Choirs and Chamber Orches- tras. For 15 years, he was Music Director of the very successful Kent Opera, where he conducted over 400 performances of 40 different works. He has worked as a guest in Britain at Covent Garden and the English National Opera and in Italy at La Scala, La Fenice and

the Maggio Musicale. He has also received invitations to conduct operas in Vienna, Berlin, Paris and Amster- dam.

Since 1998 Sir Roger Norrington is Principal Conductor of the Stuttgart Radio Symphony Orchestra (SWR).

Norrington has managed to give the orchestra a quite unmistakable profile by combining historically au- thentic performing practice with the means available to a modern symphony orchestra – the result of this synthesis has been hailed by critics as the »Stuttgart Sound«. It adjusts the configuration of the orchestra, the instrumentation, articulation, phrasing and style to the composer’s own concept of sound.

Norrington has an extensive discography to look back upon. All his major recordings with the SWR’s Radio- Sinfonieorchester Stuttgart are documented on the la- bel »faszinationmusik« / »SWR music«. His recording of the First Symphony by Elgar with the RSO was awar- ded the »ECHO Klassik Preis 2001«. Together with the RSO, Norrington performed all nine of Beethoven’s symphonies at the »Europäisches Musikfest Stuttgart 2002«. The CD of this concert, which critics praised to the skies, has been nominated for the »GRAMMY 2004«, and the recording of the Ninth Symphony won the »Cannes Classical Award 2004« and the Japanese

»Record Geijutsu Award 2003«. During the RSO con- certs of the season 2002/2003, Norrington performed only the main works of Hector Berlioz, and gave guest performances with Berlioz programmes at well-known European Festivals, including London, Vienna, Brussels and Berlin. In the 2003/2004 season and following the further development of musical history after Beethoven and Berlioz, he presented works from Mendelssohn and Schumann, together with the RSO Stuttgart.These performances culminated in the cyclic performance of all the symphonies of both these composers at the »Eu- ropean Music Festival Stuttgart« in the summer of 2004. Norrington lives in the Berkshire countryside with his choreographer wife and his son.

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STUTTGART RADIO SYMPHONY ORCHESTRA (SWR)

When the American military government started recru- iting musicians for the radio orchestra of »Radio Stutt- gart« in 1945, nobody could have guessed how dra- matic this orchestra’s rise to artistic prominence would be. Today the Stuttgart Radio Symphony Orchestra is one of the state’s most important musical ambassa- dors, giving about 80 concerts a year in Stuttgart, in the area covered by SWR broadcasts, in musical cen- tres in Europe and the rest of the world, as well as at international music festivals.With its exemplary inter- pretations the RSO fosters the great classical and ro- mantic repertoire of the symphonic tradition; but it is also a leading promoter of contemporary music. Im- portant composers, such as Stravinsky, Hindemith, Boulez, Penderecki, Kagel, Kalitzke and Pintscher have conducted performances of their works at concerts gi- ven by the RSO. Since the 1950s, the Stuttgart RSO has regularly played at the »Schwetzingen Festival«, performing both rare operas and world premières as well as orchestra master classes in Schwetzingen Cast- le and gala concerts in Speyer Cathedral.

The conductors Hans Müller-Kray and Carl Schuricht shaped the orchestra during its early years, alongside many famous guest conductors including Karl Böhm, Ferenc Fricsay, Wilhelm Furtwängler and Erich Kleiber, and later Carlos Kleiber, Sir George Solti, Giuseppe Si- nopoli, Herbert Blomstedt, and Kurt Sanderling.

In 1971 Sergiu Celibidache became the Principal Con- ductor and developed a new, pioneering ideal of sound which shaped performance style for many years. Under his leadership the RSO made its first appearances on the concert platforms of great musical centres. Sir Neville Marriner, who became the Principal Conductor in 1983, widened the orchestra’s radius by undertaking interna- tional tours with them and stepping up the number of recordings. From 1989, his successor, Gianluigi Gelmet- ti, concentrated more on the Italian and French musical repertoire. George Prêtre became the Artistic Director in 1996 and still maintains his close links with the orches- tra as Conductor Laureate.

Since 1998 Sir Roger Norrington has been musical di- rector of the orchestra, while Andrey Boreyko and Pe- ter Eötvös are both permanent guest conductors. A central focus of Norrington’s work is Viennese Classi- cism through to Romanticism, and he has also added British and Scandinavian symphonic works to the re- pertoire of the Stuttgart RSO. In addition, he has suc- ceeded in clearly establishing an individual sound pro- file for the orchestra by combining historical performing practice with the means available to a mo- dern symphony orchestra – producing what critics have hailed as the »Stuttgart Sound«.

The Stuttgart RSO’s work has been captured in many radio and television broadcasts and on a wide range of award-winning recordings.

SIR ROGER NORRINGTON

Sir Roger Norrington is a native of Oxford, England, where he came from a University family with strong musical connections. He was a talented boy soprano, studied the violin from the age of ten. But his higher education was in English Literature at Cambridge. Af- ter several years’ experience as a violinist, tenor and conductor, he returned to his studies at the Royal Col- lege of Music under Sir Adrian Boult.

In 1962, he founded the Schütz Choir and thus began a 30 year exploration of historical performance practice.

With the Choir, he gave many innovative concerts and made numerous recordings for mainly of 17th and 18th century repertoire. Such performances were at first ac- companied by the London Baroque Players later by the London Classical Players. When Norrington reached the era of the symphony in his researches, the LCP took on a life of its own and the Schütz Choir went into semi-retirement. The LCP leapt to world-wide renown, with Norrington’s dramatic performances of the Beet- hoven Symphonies on period instruments.

Norrington’s work on scores and sound, on orchestra size, seating and playing style, has had a profound ef- fect on the way 19th century music is now perceived, and not surprisingly, he is in great demand by sympho- ny orchestras world-wide. He was head conductor of the Bournemouth Sinfonietta and Musical Director of St. Luke’s Orchestra in New York. He works regularly with orchestras in Berlin, Vienna, Salzburg, Amster- dam, Paris, New York, San Francisco, Los Angeles, and, of course, London. He is Principal Conductor of the Stuttgart Radio Symphony Orchestra and of the Came- rata Academica in Salzburg. He is closely associated with the London Philharmonic and the Orchestra of the Age of Enlightenment, which has, since January 1997, taken over the work of the London Classical Players.

Norrington’s opera experience is as wide as that with Symphony Orchestras, Choirs and Chamber Orches- tras. For 15 years, he was Music Director of the very successful Kent Opera, where he conducted over 400 performances of 40 different works. He has worked as a guest in Britain at Covent Garden and the English National Opera and in Italy at La Scala, La Fenice and

the Maggio Musicale. He has also received invitations to conduct operas in Vienna, Berlin, Paris and Amster- dam.

Since 1998 Sir Roger Norrington is Principal Conductor of the Stuttgart Radio Symphony Orchestra (SWR).

Norrington has managed to give the orchestra a quite unmistakable profile by combining historically au- thentic performing practice with the means available to a modern symphony orchestra – the result of this synthesis has been hailed by critics as the »Stuttgart Sound«. It adjusts the configuration of the orchestra, the instrumentation, articulation, phrasing and style to the composer’s own concept of sound.

Norrington has an extensive discography to look back upon. All his major recordings with the SWR’s Radio- Sinfonieorchester Stuttgart are documented on the la- bel »faszinationmusik« / »SWR music«. His recording of the First Symphony by Elgar with the RSO was awar- ded the »ECHO Klassik Preis 2001«. Together with the RSO, Norrington performed all nine of Beethoven’s symphonies at the »Europäisches Musikfest Stuttgart 2002«. The CD of this concert, which critics praised to the skies, has been nominated for the »GRAMMY 2004«, and the recording of the Ninth Symphony won the »Cannes Classical Award 2004« and the Japanese

»Record Geijutsu Award 2003«. During the RSO con- certs of the season 2002/2003, Norrington performed only the main works of Hector Berlioz, and gave guest performances with Berlioz programmes at well-known European Festivals, including London, Vienna, Brussels and Berlin. In the 2003/2004 season and following the further development of musical history after Beethoven and Berlioz, he presented works from Mendelssohn and Schumann, together with the RSO Stuttgart.These performances culminated in the cyclic performance of all the symphonies of both these composers at the »Eu- ropean Music Festival Stuttgart« in the summer of 2004. Norrington lives in the Berkshire countryside with his choreographer wife and his son.

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