Phonochirurgie
Vielen Patienten mit Stimmerkrankungen (Dysphonien) kann weder medikamentös noch konservativ stimmtherapeutisch oder psychotherapeutisch geholfen werden. In solchen Fällen können
Operationen am Kehlkopf und den Stimmlippen nötig werden, die sogenannte Phonochirurgie. Das Ziel von phonochirurgischen Eingriffen ist die Stimmverbesserung. Sie kann aber auch zur
Verbesserung der Atmung oder des Schluckens notwendig sein. Auch bei Operationen von
Stimmlippenkrebs ist das oberste Ziel, die Stimmfunktion und die Schutzmechanismen des Kehlkopfes zu erhalten.
Phonochirurgische Eingriffe werden nur vorgenommen, wenn die Lebensqualität des Patienten verbessert werden kann und wenn sie vom Patienten auch gewünscht werden. Denn es muss bei jedem dieser Eingriffe bedacht werden, dass operative Manipulationen am Kehlkopf und den
Stimmlippen Narben hinterlassen können oder unvollständig schließende Stimmlippen. Diese können zur Verschlechterung des Stimmklanges und der Leistungsfähigkeit der Stimme führen. Deshalb ist es wichtig, dass erfahrene Phonochirurgen diese Eingriffe durchführen und aus operationsstrategischen Gründen das Heft bei der Behandlung in der Hand behalten: von der Erstbefundung über den operativen Eingriff bis zur Nachbehandlung.
Die phonochirurgischen Eingriffe werden abhängig von der Erkrankung und dem Behandlungsziel entweder über den Zugang durch den Mund und den Rachen (endoskopisch) oder von außen durchgeführt. Für erstgenannte Vorgehensweise wird entweder in Vollnarkose operiert oder - bei kleineren Befunden am freien Stimmlippenrand – in Lokalanästhesie per Zugang durch den Mund und Rachen. Bei Operationen von außen wird durch einen Hautschnitt vorn am Hals der vordere
Kehlkopfknorpel frei gelegt und ein Fenster ausgeschnitten, über das dann der Eingriff am Kehlkopf und den Stimmlippen geschehen kann. Beispielsweise lässt sich bei einseitigen
Stimmlippenlähmungen mit eingesetzten Spangen oder Knorpelimplantaten die gelähmte Stimmlippe zur Mitte hin verlagern (medialisieren). Dadurch wird der Stimmlippenschluss verbessert: der
Schlüssel zur Stimmhaftigkeit!
Zur Dokumentation der phonochirurgischen Ergebnisse geht einem jeden Eingriff eine Stimmdiagnostik und –dokumentation voraus. Entsprechend eines auf europäischer Ebene
abgestimmten Protokolls (Dejonckere et al. (2001) Eur Arch Otorhinolaryngol 258/2: 77-82) werden neben einer Tonaufnahme der Ausgangstimme eine Stimmfunktionsmessung durchgeführt sowie eine psychoakustische Bewertung durch erfahrene Stimmtherapeuten vorgenommen. Des Weiteren wird eine sogenannte Videolaryngostroboskopie durchgeführt, d.h. eine Beobachtung und Aufnahme der Stimmlippenschwingung. Sehr wichtig ist die Erfassung der persönlichen Befindlichkeit und
Beeinträchtigung des Patienten durch die Stimmproblematik, denn diese haben den Patienten letztendlich zum Arzt geführt.