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ASS in der Primärprävention kardiovaskulärer Ereignisse

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Academic year: 2022

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ARS MEDICI 162016

STUDIE REFERIERT

Zur Sekundärprävention kardiovaskulärer Ereignisse ist der Nutzen von ASS (Aspirin®) eindeutig belegt. Für Personen mit vorheri- gem Herzinfarkt oder Schlaganfall wird dieser Wirkstoff da her in allen Richtlinien empfohlen. Im Hinblick auf die Primärprä- vention sind die Fachgesellschaften dage- gen unterschiedlicher Meinung. Die ameri- kanische Food and Drug Administration (FDA) entschied vor Kurzem, dass die Pri- märprävention keine Indikation für die Verschreibung von ASS sein sollte. Die U.S.

Preventive Services Task Force (USPSTF) hat ASS im Jahr 2009 dagegen zur Primär- prävention befürwortet. Diese Empfehlung wurde nun unter Berücksichtigung neuer Daten überprüft und aktualisiert.

Zur Erstellung des Updates haben Janelle Guirguis-Blake vom Kaiser Permanente Research Affiliates Evidence-based Prac - tice Center in Portland (Oregon, USA) und ihre Arbeitsgruppe den Nutzen von ASS zur Primärprävention kardiovaskulärer Er- eignisse bei Erwachsenen ab 40 Jahren in einem systematischen Review mit Meta - analyse evaluiert. Ergänzend untersuchten die Wissenschaftler die Wirksamkeit einer Primärprävention bei Subgruppen (Alter, Geschlecht, Diabetesstatus) sowie die Ein- flüsse unterschiedlicher ASS-Dosierungen und der Behandlungsdauer.

Reduzierung nicht tödlicher Herzinfarkte

In der Metaanalyse werteten die Experten 11 randomisierte kontrollierte Studien aus.

In diesen Studien senkte ASS in allen Dosie- rungen das Risiko für einen nicht tödlichen Herzinfarkt (relatives Risiko [RR]: 0,78;

95%-Konfidenzintervall [KI]: 0,71–0,87).

Dieser präventive Nutzen zeigte sich inner- halb der ersten fünf Behandlungsjahre.

Das Risiko für einen nicht tödlichen Schlag- anfall wurde in den 11 Studien jedoch nicht reduziert (RR: 0,95; 95%-KI: 0,85–1,06).

Auch im Hinblick auf die Gesamtsterblich- keit (RR: 0,94; 95%-KI: 0,89–0,99) und auf die kardiovaskuläre Mortalität (RR:

0,94; 95%-KI: 0,86–1,03) war ASS mit keinem oder nur einem geringen Nutzen verbunden.

Ältere profitieren mehr

Bei älteren Personen wurde mit ASS eine ausgeprägtere Senkung der Herzinfarktrate erzielt als bei jüngeren. So wurde in der Wo- men’s Health Study (WHS) bei Frauen ab 65 Jahren eine statistisch signifikante Redu- zierung aller Herzinfarkte um 34 Prozent be- obachtet (RR: 0,66; 95%-KI: 0,44–0,97).

In den anderen Subgruppen (Geschlecht, Diabetesstatus) profitierten die Pa tienten dagegen nicht in besonderem Masse.

Niedrige Dosierungen ausreichend In acht Studien wurde mit niedrigen ASS- Dosierungen (bis maximal 100 mg/Tag) eine statistisch relevante Senkung der Rate nicht tödlicher Herzinfarkte erzielt (RR: 0,83;

95%-KI: 0,74–0,94). Die absolute Risiko- reduzierung lag bei 0,15 bis 1,43 Ereignisse pro 1000 Personenjahre. Des Weiteren wurde bei niedriger Dosierung eine Reduzierung nicht tödlicher Schlaganfälle um 14 Pro- zent beobachtet (RR: 0,86; 95%-KI: 0,76–

0,98), die bei der Auswertung aller Studien nicht zu erkennen war. Im Hinblick auf die

Gesamtsterblichkeit (RR 0,95; 95%-KI:

0,89–1,01) und die kardiovaskuläre Mor- talität (RR 0,97; 95%-KI: 0,85–1,10) zeigte sich jedoch kein Vorteil.

Diskussion

Aus der Metaanalyse geht hervor, dass eine Primärprävention mit ASS das Risiko für einen nicht tödlichen Herzinfarkt um 22 Pro- zent senkt. Dieses Ergebnis stimmt mit den Resultaten anderer Metaanalysen überein.

Aufgrund der erhöhten Blutungsgefahr im Zusammenhang mit ASS halten die Auto- ren eine individuelle Abwägung des Nut- zens und der Risiken für erforderlich. Dies gilt vor allem für Patienten mit geringem oder mittlerem kardiovaskulärem Risiko.

Um unnötige Behandlungen zu vermeiden, empfehlen die Wissenschaftler eine Identifi- zierung von Personen mit einem hohen kar- diovaskulären 10-Jahres-Risiko, das mit den Gleichungen des American College of Cardiology und der American Heart Asso- ciation für ein erstes schweres atheroskle- rotisches kardiovaskuläres Ereignis (nicht tödlicher Herzinfarkt, Tod aufgrund koro- narer Herzkrankheit, tödlicher und nicht tödlicher Schlaganfall) abgeschätzt werden kann.

Als Limitation ihrer Metaanalyse erachten die Autoren die Heterogenität der 11 Studien bezüglich der ASS-Dosierung, der Behand- lungsdauer, der Patientencharakteristika, der Komorbiditäten und des kardiovasku- lären Risikos bei Studienbeginn. Zudem wurden in den Studien häufig kombinierte Endpunkte gewählt, sodass nur wenige Da - ten für die einzelnen Endresultate vorlagen.

Ob der Nutzen einer ASS-Primärpräven- tion bezüglich nicht tödlicher Herzinfarkte auch nach 5 oder 10 Jahren bestehen bleibt, kann nicht beurteilt werden, da die Beob- achtungszeiträume meist nur 4 bis 6 Jahre umfassten.

Die Autoren vermuten, dass zur Primärprä- vention eine ASS-Dosis von 75–100 mg/

Tag ausreicht. Eine begrenzte Datenlage weist darauf hin, dass eine ASS-Einnahme alle 2 Tage ebenfalls mit kardiovaskulärem Nutzen verbunden sein könnte. Petra Stölting

Quelle: Guirguis-Blake JM et al.: Aspirin for the primary prevention of cardiovascular events: a systematic evidence review for the U.S. Preventive Services Task Force. Ann Intern Med 2016; 164(12): 804–813..

Interessenkonflikte: Die referierte Originalstudie wurde von der Agency of Health Care Research and Quality (AHRQ) finanziert.

Während der Studiendurchführung standen die fünf Autoren bei der AHRQ unter Vertrag.

ASS in der Primärprävention kardiovaskulärer Ereignisse

Aus einem systematischen Review mit Metaanalyse geht hervor, dass Acetylsalicylsäure (ASS) zur Primärprävention kardiovaskulärer Ereig- nisse nur einen begrenzten Nutzen aufweist. ASS senkt zwar das Risiko für einen nicht tödlichen Herzinfarkt, reduziert jedoch nicht die Gesamt- sterblichkeit und die kardiovaskuläre Mortalität.

Annals of Internal Medicine

Eine Primärprävention mit ASS senkt das Risiko für einen nicht tödlichen Herzinfarkt.

Diese Risikoreduzierung ist bei älteren Personen ausgeprägter als bei jüngeren.

Die Gesamtsterblichkeit und die kardiovaskuläre Mortalität werden mit ASS nicht reduziert.

MERKSÄTZE

Referenzen

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