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ASS in der Primärprävention: eine Metaanalyse

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ARS MEDICI 5 2012

STUDIE REFERIERT

Eine kürzlich publizierte Metaana- lyse geht der Frage nach, ob ASS auch in der Primärprävention vas- kulärer und nichtvaskulärer Ereig- nisse wirksam und sicher ist.

ARCHIVES OF INTERNAL MEDICINE

Aktuelle Daten sprechen dafür, dass ASS in der kardiovaskulären Primär- prävention einen gewissen Nutzen zeigt, dem aber ein erhöhtes Blutungsri- siko gegenübersteht. Noch nicht defini- tiv geklärt ist ferner, ob eine ASS-Pro- phylaxe die Krebssterblichkeit senken kann. Eine aktuelle Metaanalyse rando- misierter, kontrollierter Studien ver- sucht, diese Fragen zu klären. Berück- sichtigt wurden neun Studien mit je- weils mindestens 1000 Teilnehmern, in denen über die Kriterien kardiovasku- läre Erkrankungen, nichtvaskuläre Outcomes oder Tod berichtet wurde.

Insgesamt wurden die Daten von mehr als 102 000 Teilnehmern ausgewertet, deren Durchschnittsalter bei Studien-

einschluss bei 57 Jahren lag. Die in den verschiedenen Studien verabreichten ASS-Dosierungen lagen zwischen 75 und 500 mg, wobei ASS entweder täg- lich oder jeden zweiten Tag eingenom- men wurde.

Ergebnisse

Während der durchschnittlichen Nach- beobachtungszeit von 6,0 Jahren kam es insgesamt zu 4278 kardiovaskulären Ereignissen. 2169 Ereignisse waren durch eine koronare Herzkrankheit (KHK) bedingt. In 1540 Fällen handelte es sich um nichtletale Herzinfarkte, in 592 Fällen um tödliche KHK-Ereig- nisse. Die Behandlung mit ASS redu- zierte die Rate kardiovaskulärer Ereig- nisse um 10 Prozent (Odds Ratio [OR] 0,90; 95%-Konfidenzintervall [KI]

0,85–0,96; number needed to treat [NNT] 120). Dies war in erster Linie auf die Reduktion nichttödlicher Myo- kardinfarkte zurückzuführen (OR 0,80;

95%-KI 0,67–0,96; number needed to treat 162). Eine signifikante Reduktion kardiovaskulärer Todesfälle konnte nicht beobachtet werden (OR 0,99;

95%-KI 0,85–1,15). Das galt in glei- cher Weise für die Krebsmortalität (OR 0,93; 95%-KI 0,84–1,03).

Allerdings registrierten die Untersucher auch ein erhöhtes Risiko «nicht trivia- ler» Blutungen (OR 1,31; 95%-KI 1,14–1,50; number needed to harm [NNH] 73). Dabei schienen Probanden, die täglich ASS einnahmen, ein höheres Blutungsrisiko aufzuweisen als diejeni- gen, die nur jeden zweiten Tag mit ASS behandelt wurden. Bei Probanden, die zu Beginn ein niedrigeres kardiovasku- läres Risiko aufwiesen, war die Nutzen- Risiko-Relation der ASS-Prophylaxe besonders ungünstig.

Hinsichtlich koronarer Herzkrankheit und Blutungsergebnissen wurde eine signifikante Heterogenität beobachtet,

die sich weder durch bedeutende demo- grafische Merkmale noch durch Teil- nehmercharakteristika erklären liess.

Diskussion

Der kardiovaskuläre Haupteffekt einer ASS-Primärprävention besteht in der Re- duktion nichtletaler Herzinfarkte. Hin- sichtlich tödlicher Myokard infarkte, Schlaganfälle oder kardiovaskulärer Todesfälle konnte in der vorliegenden Metaanalyse kein realer Nutzen der ASS-Primärprävention gezeigt werden.

Dem Nutzen der ASS-Gabe muss das erhöhte Blutungsrisiko gegenüberge- stellt werden: So betrug die NNT für die Vermeidung eines nichtletalen Herz - infarkts 162, die NNH für eine «nicht triviale» Blutung dagegen 73. Natürlich kann man argumentieren, dass ein Herzinfarkt ein potenziell ernsteres Er- eignis ist als eine Blutung. Deshalb soll- ten Ärzte und Patienten die relativen Vorzüge einer täglichen ASS-Gabe im Rahmen einer Primärprävention sorg- fältig bedenken, schreiben die Autoren.

In zukünftigen Studien sei zu klären, ob es bestimmte Patientensubgruppen gibt, die im Hinblick auf eine ASS-Pri- märprävention eine günstige Nutzen- Risiko-Relation aufweisen.

Einige aktuelle Leitlinien empfehlen den Einsatz von ASS zur Primärprävention von kardiovaskulären Ereignissen.

Diese Leitlinien basieren jedoch auf Stu- dien, die bis zum Jahr 2005 publiziert wurden; neuere Forschungsergebnisse blieben bis jetzt unberücksichtigt. Die Autoren der aktuellen Metaanalyse sind der Ansicht, dass man diese Leitli- nien noch einmal überdenken sollte – insbesondere in Ländern, in denen zahl- reiche, im Übrigen gesunde Personen ASS verschrieben bekommen, da ein beträchtlicher Prozentsatz dieses Per- sonenkreises Blutungskomplikationen entwickeln kann.

Was die Krebsmortalität anbelangt, so konnte in der vorliegenden Metaana- lyse im Gegensatz zu früheren Studien kein protektiver Effekt von ASS gezeigt

werden. ❖

Andrea Wülker

Seshasai SRK et al.: Effect of aspirin on vascular and nonvascular outcomes. Meta-analysis of randomized controlled trials. Arch Intern Med 2012; online first (9. Januar 2012), doi: 10.1001/archinternmed.2011.628 Interessenkonflikte: keine deklariert

ASS in der Primärprävention:

eine Metaanalyse

Wie zuverlässig verhindert ASS vaskuläre und nichtvaskuläre Ereignisse?

Merksätze

❖Trotz einer bedeutenden Reduktion der Rate nichtletaler Herzinfarkte führt die ASS- Prophylaxe bei Personen ohne vorbekannte kardiovaskuläre Erkrankung nicht zu einer Senkung der kardiovaskulären oder der Krebsmortalität.

❖Dem Nutzen der ASS-Prävention steht die erhöhte Rate klinisch bedeutsamer Blutungen gegenüber.

❖Eine routinemässige Primärprävention mit ASS ist nicht gerechtfertigt.

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