172 Aus einein, Briefe Sachau't
spricht den Seiten 1. 125—186, 1..216, 4 v. u. —225 der Aus¬
gabe, mit einigen theils durch die Vorlage der Handschrift, theils
durch Flügel's Absicht bedingten Lücken. Dass der Schreiber es
auch für nichts anderes ausgeben wollte, zeigt die kurze Inhalts¬
angabe in der Vorrede: 'jJlJls»- oL/feL^! ^y, *1 ., ^ j
ol^jLsm wenn man sie mit obigem Titel des Räghib'schen
Werkes vergleicht. Er hatte ein vom und hinten verstümmeltes
Fragment vor sich, sagt deshalb in der Unterschrift: „dies ist das
letzte dessen, was von diesen Capiteln zu uns gelangt ist", und
masste seiner Abschrift eine kurze Vorrede vorsetzen, in deren
ersten Worten v_*_cLJ! s.-a-S' ^\ i_5iXit jJÜ j^^«..]).
er vielleicht selbst auf den Namen Räghib's hat anspielen wollen.
J. Gildemeister.
Aus einem Briefe des Herrn Professor Dr. Sachau.
Dfer am Euphrat, 27. Dec. 1879.
— Ich muss hier in ^-lOJ! einige Tage Rast halten und will
diese Müsse benutzen, Ihnen von meinem Beduinenleben —
Nachts im Zelte, Tags zu Pferde — einiges zu berichten. Ich
warte auf die Ankunft von Kamelen, welche Färis, der Scheich
aller Shammar zwischen Amiha (so nennen die Beduinen Urfa),
Mosul und Euphrat, mir zu schicken versprochen hat; sie
sind bestimmt, meine sämmtlicben Vorräthe an Gerste, Stroh,
Kohlen, Lebensmitteln u. s. w. nach Mosul zu tragen. Ich muss
leider alles für Menschen und Thiere erforderliche mit mir
führen, weil unterwegs — in den Zeltdörfern der Beduinen —
nicht das mindeste zu haben ist (nicht einraal Stroh). Während
der letzten 3—4 Jahre ist sehr wenig Regen gefallen, in Folge
dessen die Ernte steUenweise ganz ausgeblieben. Alles Getreide,
Brod u. s. w. ist daher jetzt ungefähr viermal theurer als es vor
4 Jahren war.
Mit Scheich Paris habe ich mich verbrüdert, reise also
jetzt unter seinem Schutz. Sein Anerbieten, selbst mich bis Mosul
zu begleiten, habe ich abgelehnt; an seiner Stelle wird einer seiner
Diener mit mir gehen. *
Um aber bei dem Anfang .anzufangen, hier zunächst in den
Hauptpunkten meine bisherige Route :
•Beirüt, Baalbek, Daraascus (Aufenthalt), Nelek, Der-'Atije,
Karyaten, 'Ain-elwu'ül, Palmyra. Zurück über Kasr-elljer, Karya-
ten, Elghuntur, IJawärin, Sadad, Rible am Orontes. Diese ganze
Reise war ausserordentlich hai't und anstrengend ; Mensch und
Thier litten unter der Hitze des Tages und der bittem Kälte
Aus einem Briefe Sachau's. 173
der Nacht. Der Anblick des fliessenden Wassers bei Rible bereitete
mir einen Genuss, wie ich ihn selten empfunden. Das gemässigte
Klima des Orontes-Thales war ein sehr angenehmer Wechsel.
Von Rible — Westufer des Sees von Horns — Homs — Hämä
— Kal'at - elmelik (Apamea ad Orontem) — Hsärin — Elbära —
Serdjille — Ma'arrat-elna'män — Ruwaiha — Rihä — Aleppo.
Auf dieser ganzen Reise hat mich ein Photograph, Herr Sä-
bündji aus Beirdt, begleitet. Die zahlreichen und vortreflFlichen
Aufiiahmen, welche er für mich gemacht hat, werden dem Monu-
menten-Studium für das mittlere Syrien eine sichere, in manchen
Dingen selbst eine abschliessende Basis geben ; es sind nicht allein
die best erhaltenen, lehrreichsten der vorhandenen Ruinen auf¬
genommen, sondem zugleich auch die architectouiscben Details,
soweit dies ausführbar war (daneben gelegentlich Trachten und
Inschriften). Derselbe Syrische Baustil, der in den Pels-
wüsten von Elbära und vom Kesrawän herrschte und herrscht,
findet sich ebenfalls in den Ruinen des Nimrüd-Dägh bei Ede.o.'-a.
Von Aleppo aus ging meine Reise vielfach durch Gegenden,
die vorher wohl kaum von Europäem besucht worden sind. Also:
Ü '
Von Haleb — Sfire — ^unäsara — Djebel Shbel >>■■■•■•■
— Zebed — 'Ain-elmahdüm |.jiX^Jt ^^^xc — Abü-Hanäjä LLis»-
— Dj. Essulma xJUaJt J-».»- — Abü-Djadhä L»Jc> — Dj.
elbümr -»^5=^1 J-^.S' — ^J- elmubtarik i jLs\Jt ,y^. Von dort
wollte ich nach Menbidj, verirrte mich aber nach Abü-Ghalghal.
Von dort nach Menbidj — Kal'at-Nidjm — Mündvmg des
Sädjür — im Wädi des Sädjür entlang bis zur Kreuzung mit der
Strasse Aleppo - Biredjik — Zembür — Teil - Basher — Zemhür —
Djeräbis — Srfisät — Djeräbis — Biredjik — 'Arab-dägby — Emirkhän
— B6s6 — Urfa — Harrän — auf der Westseite des Belilj -entlang
— Rakka — am Ostufer des Euphrat nach Dfer.
Von hier gedenke ich nach Majädin (Rahaba) zu gehen, dort
über den Euphrat zu setzen und südlich am IJäbür vmd Sindjär-
Gebirge entlang nach Mosul zu reiten. Meinen Plan, von Sindjär
durch das Tartar- Wädi nach Hatra zu gehen, muss ich aus Ver-
pflegvmgs-Rücksichten aufgeben.
Inschriften habe ich gefunden in Palmyra , Karyatfen , Horns,
Kal'at-elmedik , Elbära, Ruwaiha, IJvmäsara, Zebed, Kal'at-Nidjm, Tell-elghanime x+^uoLil JJ' (eine lateinische, in einem Bach 3 Stun¬
den südlich von Djeräbis), Urfa, Rakka: palmyrenische, griechische,
syrische Inschriften, und ausserdem eine mir unbekannte Gattung
von Inschriften. Hierüber folgendes :
In Zebed fand ich die Ruinen einer christlichen Basilica, die
noch oben über den Wüstensand hervoiTagen. Der Deckbalken
über dem Portal ist in drei Stücke zerborsten: die rechte Ecke
1 b «
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liegt noch oben auf dem Postament, der mittlere, und Haupttbeil
liegt unten unter einer Masse von Pelsblöcken — die Vorderseite
nach unten gekehrt; die Imke Ecke wurde nach einigem Suchen
unter den Pelsblöcken herausgefunden. Ich hatte also sämmtliche
drei Theile des Deckbalkens vor mir.
Er zeigt ein Kreuz in der Mitte, umgeben von einer drei¬
sprachigen Inschrift:
1) Griechisch. — Die Schrift ist höchst merkwürdig, habe
nie etwas ähnliches gesehen; die Vocalbezeichnung erinnert mich
an die S3n-isch-griechischen Vocale.
Die Inschrift enthält eine Widmung an einen heiligen Johan¬
nes und einen anderen Heiligen.
2) Arabisch. — Die Schrift ist jene älteste Gattung der ara¬
bischen Schrift, die mir bisher nur aus einer kurzen Grabschrift
bekannt war, die meines Wissens zuerst von Wetzstein, Späterhin
von Waddington und de Vogüö wieder publicirt worden ist.
3) ein x, d. h. eine mir gänzlich unbekannte Schrift; grosse,
vollkommen deutliche Zeichen.
Ich habe die Inschrift abgeklatscht und copirt.
In der Umgegend von Urfa führte mich ein armenischer Ar¬
beiter umher, besonders in den Katakomben. Wer einmal die
zahllosen Pelsengräber des alten Edessa wird untersuchen können,
wird syrische Inschriften in vielen L änderten zu Tage fördem.
Ich wanderte eines Tages auf den höhlenreichen Spitzen des
Nimrüd-Dägh im Westen der Burg von Urfa umher, als man
mich zu einer Inschrift führte, in der ich zu meinem freudigen
Erstaunen jene Schrift x m meiner Trilinguis von Zebed wieder
erkannte.
Die Höhle heisst Mäl-magharasy ^m.vJJiji JLo und liegt
nahe der Höhle, welche für das Grab des Königs Abgar ausge¬
geben wird. Die vordere Wand der Höhle ist weggebrochen.
Neben der Hauptwand (gegenüber dem Eingang) rechts von der
Nische findet sich ein Kreuz und daneben die betreffende Inschrift,
aus 8 Zeilen bestehend, vollkommen deutlich erhalten.
Ich habe die Inschrift zweimal abgeklatscht imd zweimal copirt.
Diese Schriftart ist demnach in Syrien und Mesopotamien in
christlichen Zeiten gebraucht worden. Dieser Umstand gab mir
den Wunsch ein, dif christhchen Ruinen von Rusäfa (Sergiopolis)
genau zu untersuchen, die Ausführung dieses Wunsches musste
aber wegen der räuberischen 'Aneze unterbleiben.
Der Winter ist bisher recht mild; die Kinder laufen zum
Theil nackt in den Gassen von Der. Das Reisen bekommt mir
ausgezeichnet, und ich bedauere fast, dass ich nicht über den
1. Mai hinaus fortbleiben darf. Sprachlich ist meine Reise unend¬
lich lehrreich. Der Euphrat ist eine scharfe Sprachgrerwe ; ich
werde vielleicht darüber einmal in der Zeitschrift berichten.
1 6 •
Aufrecht, eine seltene Verbalform. 175
Ueber eine seltene Verbalform.
Von Th. Aafreeht.
Deminutiva werden im Sanskrit durch das suffix ka gebildet.
Sie sind in der gewöhnlichen und der vedischen Sprache zahlreich
vertreten. Vgl. Lindner, Altindische Nominalbildung p. 129. Aus
dem achten Mandala des Rv. erwähne ich padak aü, die beiden
Püsschen, von pä'da; räj akä, ein kleiner oder verächtlicher
König, von rä'jan, vir akä, ein Männlein (engl, manikin), von
virä ; ganair iva 9anakair iva, allmähhg und allmähliger.
Von Pänini werden diese Deminutive von V, 3, 71—86 behan¬
delt. Zu 5, 3, 68 führt das Mahäbhäshya die verwandten Verbal¬
formen pacat-ak-i, jalpat-ak-i an, ohne sich über die Be¬
deutung klar auszusprechen. Auf den ersten Blick scheint hier
eine grammatische Spitzfindigkeit vorzuliegen, denn mit dem Su^xe
akac meinte Pänini, nach VI, 4, 48, nur kä, während in svapit-
ak-i (Vämana zu V, 3, 76) nach unserer Anschauungsweise ak
eingeschaltet ist. Der Pseudo-(j!äkatäyana in sütra 487 nennt das
Suffix m der That ak. Er sagt:
tinsarväder akshv antyät pürvo 'k || Dazu der Scho¬
liast: tinantasya sarväde^ cäkshv antyäd acah pürvo
"kpratyayo bhavati. Kutsitam alpam ajnätam vä
pacati: pacataki. evam pathataki. sarvake, yake,
take u. s. w. Das heisst: „An eine finite Verbalform und die
Pronominalstämme , die im gana s a r v ä d i aufgezählt sind , tritt,
falls sie auf Vokale auslauten, in den Bedeutungen getadelt, ge¬
ring, unbekannt, vor dem letzten Vokal ak ein. Er kocht in
erbärmlicher Weise, in geringem Masse, man weiss nicht wie, ist
pacat-ak-i. Ebenso pathat-ak-i; sarv-ak-e, y-ak-e,
t-ak-e u. s. w." Die Kä(jikä zu Pänini V, 3, 77 fügt die Im¬
perative: addhaki, eh aki, iss doch, komm doch, für das ge¬
wöhnhche addhi, ehi hinzu.
Die einzige Porm dieser Art, die sich meines Wissens bishei
in der älteren Literatur vorgefunden hat, ist yäm aki für yämi
im Kaushitakibrähmana 27, 1. Das PW. unter yäm aka giebt
zwar an: «Der voc. yäm aki von fem. yäm aki als Schjmpfwort
in der Stelle : no tv evänyatra yämaki pun(;calyä ayanam me asti".
Betrachtet man jedoch den Passus im Zusammenhang, so zeigt
diese Auffassung sich unhaltbar. Der 27te Adhyäya liandelt von
dem zehnten Tage des dväda9äha. An diesem dürfen keine
Anushtubh-verse ') verwendet werden. Dafür wird im ersten Ka¬
pitel ein Grund angegeben: utsrijyate datame 'bany anushtup.
1) gänkhayanasütra X, 12, G: uddhrityänushtuLham itaroshäm cliaiidasftm sampadänuslitubhflm paflcadafain sahasram oknsmiu savaniyo.