Vorwort.
Die allgemeine Aufmerksamkeit, welche in neuerer Zeit wieder auf das so traurige Kapitel der Kulturgeschichte, das von den Hexenprozesscn handelt, gelenkt worden ist, hat mir Veranlassung gegeben zuerst in einem Programm der Kgl.
Ludwig-Kreisrealschule in München, veröffentlicht am Schluffe des Schuljahres 1895/96, und nun im folgenden ein Bild von dem Leben und Wirken eines Mannes zu zeichnen, der als Theatiner zu München, als Akademiker, Philosoph, Theolog und Geschichtsforscher unermüdet für die Wahrheit gestritten
»nd sich als nnerschrockener Kämpfer gegen Zauberei und Hexen prozesse, gegen Gespensterfurcht, Bekämpfer der Gaßnerschen Wunderkuren hervorgetan und nm die Aufklärung des 18. Jahr hunderts verdient gemacht hat. „Sterzinger kann man einen Aufklärer und Verbesserer des Volkes nennen," schreibt 1785 der bekannte Biograph Maximilians III. Joseph, Wilhelm Rot hammer, „seine wiewohl kleinen Schriften haben soviel mora lischen Einflußin dieBildung des größeren undroherenHaufens, daß sie seinen Namen in der bayerischen Geschichte verewigen.
Sie lvurden allgemein auf dem Lande gelesen, geschätzt und ge
glaubt, und es fing bereits schon im Kopfdes gemeinen Mannes zu tagen an." Es ist zu bedauern, daß auch auf diesenTreff lichen in gewissem Sinne das Wort angewendet werden taun, das Kluckhohn von der akademischen Tribüne herab von dem Freiherrn v. Jckstatt sagte: „Um die Mitte des vorigen Jahr hunderts als einer der größten Gelehrten undhervorragendsten Staatsmänner tätig, ist er in unseren Tagen kaum mehr dem Namen nach gekannt."
VI Borwort.
Ich habe es versucht dem Leser einen Einblick in die sv bedeutungsvolle, umfassende und eigenartige literarische Tätigkeit Sterzingers zu eröffnen und zugleich seinen Lebensweg im Zu
sammenhänge mit den darauf einwirkenden historischen Ereig
nissen und vaterländischen Zuständen darzustellen. Möge es mir gelingen für den heute selbst in seiner Heimat beinahe vergessenen, edel angelegten und reich begabten Gelehrten einige Teilnahme in weiteren Kreisen zu erwecken!
Herr Dr. Emanuel Sterzinger, k. k. Notar in Wien, hatte die Güte mir zur Ausarbeitung vorliegender Monographie seine Sammlung genealogischer und biographischer Daten über die Familie Sterzinger in ihren verschiedenen Linien und Abzwei
gungen zur Perfügung zu stellen. Ich halte mich deshalb für verpflichtet dem inzwischen verstorbenen hochgeehrten Herrn meinen herzlichsten Dank ins Grab nachzurusen. Besten Dank auch den hohen Behörden und allen verehrten Persönlichkeiten, die in amtlicher oder privater Eigenschaft diese Arbeit in ent
gegenkommendster Weise gefördert haben. Tiefftgefühlten Dank endlich der hohen philosophischen Fakultät I. Sektion der Kgl.
Ludwig-Maximilians-Universitnt zu München, welche auf ehrenden Antrag der kgl. Geheimen Räte Herrn v. Riezler und Herrn v. Heigel dem Verfasser dieser Dissertation die Doktorwürde zu verleihen geruht hat.
Nürnberg, im November 1907.