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KURT BADT

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Academic year: 2022

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FESTSCHRIFT KURT BADT

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FESTSCHRIFT

KURT BADT

ZUM

SIEBZIGSTEN GEBURTSTAGE

BEITRÄGE AUS KUNST- UND GEISTESGESCHICHTE

WALTER DE GRUYTER & CO. / BERLIN MCMLXI

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UNTER MITARBEIT VON

RUDOLF ARNHEIM - GERTRUDE BERTHOLD - GUNTER BUSCH - LORENZ DITTMANN MARTIN GOSEBRUCH - WERNER GROSS - FRITZ GROSSMANN - ERICH HUBALA MAX IMDAHL - FRITZ NOVOTNY - EDUARD PLUSS - PHILIPP RAWSON - UDO RUKSER WOLFGANG SCHÖNE - RUDOLF SCHOTTLAENDER - ERNST STRAUSS - ADOLF MAX VOGT

GEORGE J. WITTENSTEIN HERAUSGEGEBEN VON M A R T I N G O S E B R U C H

MIT 69 ABBILDUNGEN

Ardiiv-Nr. 35 25 61

Alle Rechte, insbesondere das der Übersetzung in fremde Sprachen, vorbehalten. Ohne ausdrückliche Genehmigung des Verlages ist es auch nicht gestattet, dieses Buch oder Teile daraus auf fotomechanischem Wege (Photokopie,

Mikrokopie) zu vervielfältigen

(c) 1961 by Walter de Gruyter & Co., vormals G. J. Göschen'sdie Verlagahandlung - J. Guttentag, Verlagsbuch- handlung - Georg Reimer - Karl J. Trübner - Veit & Comp. — Berlin W 30

Printed in Germany

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KURT BADT, dem zum siebzigsten Geburtstage am 3. März i960 die Bei- träge dieser Festschrift dargebracht wurden, kam in Berlin 1890 zur Welt.

Die kühle Raison und das warm empfindende Herz der Menschen dieser großen Stadt sind auch ihm eigen, dazu viel vom strengen Pflichtgefühl des Preußen,- doch die weltläufige Sicherheit des Geschmacks hat ihm das hochkultivierte Elternhaus mitgegeben und den prophetischen Ernst im Suchen nach der Wahrheit dessen altehrwürdiger Stamm. Geistig ins Weite angelegt, findet er auf der Universität in Wilhelm V ö g e den Lehrer von kostbarster Individualität, und nach der Promotion im Jahre 1913 mag er sich an eine ihm eröffnete kunsthistorische Laufbahn nicht binden lassen. Rein der umfassenden Bildung seiner Person beginnt er zu leben, und im selbsterrichteten Hause zu Bodman am Ufer des Boden- sees führt er die Existenz eines modernen Humanisten, bildhauert, malt und spielt Mozart, beschneidet im Garten die Bäume, und vertieft sich zumal stets von Neuem in das Nachdenken über das Wesen des Schöpfe- rischen; denn trotz des erheblichen Anteils der Musen regiert bei ihm doch Minerva. Es sind die Jahre, in denen sich der reiche Schatz an sinnlicher Erfahrung in ihm sammelt, der seinen späteren wissenschaftlichen Dar- legungen über Kunst die Fülle und Wirklichkeit geben sollte. Aus diesen Jahren aber berichten die Freunde auch schon von der Unerbittlichkeit seines Fordems nach Wahrhaftigkeit im Denken und Tun und von der nie aussetzenden Bemühung, aus allem ihm Begegnenden das Beste zu entfalten.

Bereits in seiner Dissertation über Andrea S o l a r i o , 1914 erschienen, kündigt sich jenes Fragen nach der Tiefe dei Kunst an, das Badt später so entschieden zu seinem Thema machen sollte. Solario, ein Maler mitt- leren Maßes — Leonardo da Vinci, der ihn Bestimmende, einer der Größten, zwischen diesen Rangstufen bewegt sich der Gedanke, weder den Maßstab nur vom Kleineren nehmend noch ausschließlich das Große verklärend. Das Buch, das nicht zu den methodisch bahnbrechenden ge- zählt sein will, bezeugt besondere Überlegenheit der urteilenden Vernunft.

Kurz nach dem ersten Weltkrieg schreibt Badt für die Zeitschrift seines Freundes Ludwig Burchard drei Aufsätze, über Waldemar Rösler, über V Lehmbruck und über Gauguin, alle drei kostbar an Reife der Einsicht,

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dem heutigen Leser das Wiederentdecken lohnend. Oberhalb des bloßen Für lind Wider, freilich auch des maßstabslosen Nachbeschreibens, ist hier an Moderner Kunst bleibende Erkenntnis gelungen. Indem wir liebevolles Verständnis des erfahrenen Plastikers finden für Lehmbrucks herbe For- menwelt, versagen wir uns nicht dem Ernst des Wortes vom Modernen, der mehr aus der Sehnsucht zum Großen schaffe als aus der Kraft dazu, und von dem feinen Kenner französischer Malkultur, der sich hier aus- weist, nehmen wir es an, daß der bestrickende Gauguin neben dem tiefer gegründeten C é z a n n e nicht zu bestehen vermag. Müssen wir hinzu- fügen, daß Badt lächeln würde über den Eiferer, der ihn auf Modernität oder Tradition festlegen wollte, ihn, der einst ein herrliches Magdalenen- bild D e l a c r o i x ' , jenes Großen der Neuzeit, sein eigen nannte, der andrerseits Worte verpflichtenden Ernstes zu B a r l a c h fand, und dessen Urteil bei Künstlern der jetzigen Generation Gewicht hat?

Doch das Leben am See fand sein plötzliches Ende. Der Krankheitsaus- bruch im Volkskörper, der, unter dem Tragbild der Erneuerung, Deutsch- land nach 1933 dem Machtrausch anheimfallen und zur Stätte nie er- hörter, nie zu vergessender Gewalttat entarten ließ, nahm solch feinerem, geistigen Wachstum den Boden. Rechtlos geworden verläßt Badt sein Haus und sucht Schutz in der Anonymität der Großstadt München. Der Freund Wittenstein, der den Weg zu ihm nicht vergaß, schildert die furcht- bare Spannung am Tage nach dem Pogrom von 1938, da ungewiß war, ob der Bedrohte sich noch in Freiheit, noch unter den Lebenden befand.

Dieser verläßt dann kurz vor Ausbruch des Krieges das Land, das sich ihm als Heimat versagte, und geht nach England in ein schweres Exil.

Die Jahre 1939 bis 1952 verbringt er in London, wo das Deutschland gleichfalls verlorengegangene Warburg-Institut seine Arbeitsstätte wird.

Das Schreiben für die Wissenschaft wird wieder aufgenommen — eine für die Zukunft wichtige Entscheidung — und führt zu dem erlesenen Buch über Delacroix' Zeichnungen und zur ersten Fassung von „Constables Wolken", einer auf unerwartete Weise mitten ins Herz des 19. Jahr- hunderts führenden Untersuchung, die dessen eigentümliches Naturver- hältnis wie auch die Neigung zum Atmosphärischen in der Malerei zu deuten vermag.

Nach Kriegsende hielt es Badt, sich trotz allem zu Deutschland gehörig fühlend, für seine Pflicht, in das geschlagene Land zurückzukehren und an seiner Erneuerung mitzuhelfen. 1952 nahm er das Leben am Bodensee wieder auf, gewiß nicht leichten Herzens. Aber hier nun, im engeren Rah- men des neuerrichteten Uberlinger Heimes, sollte er die staunenswerte Steigerung seiner schöpferischen Kräfte erfahren, die ihn zu wichtigen Werken befähigte in eben dem Augenblick, da sie auf besondere Auf- nahmebereitschaft seiner Umwelt trafen.

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1956 erscheint das Buch über die Kunst C é z a n n e s . Es stellt die Frage nach der Tiefe dieser Kunst, „wie weit sie ins Innere der Welt reiche", und beantwortet sie, jenseits der Dogmen und fern von Schwärmerei, durch solch reichen Aufbau von Gedanken und vor so weitem geschicht- lichem Horizont, daß seither die uns noch nahe, so leicht vom Intellekt zu überblendende wie schwer zu bewertende K u n s t geschieh te des 19.

Jahrhunderts ihren Rangstufen und Wesensqualitäten nach als geordnet gelten kann. Die Fachgenossen, soweit sie das Nachdenken über Kunst noch als die höchste Aufgabe ihrer Wissenschaft erachten, begannen auf die ruhige Stimme zu hören, die bei aller gründlichen Kenntnis des Ge- schichtlich-Wandelbaren beharrlich vom Festen, Bleibenden, Wahren zu sprechen vermag. Sie lernten ein Denken kennen, das sich in philosophi- schen Bahnen, zumal denen Heideggers, bewegt und doch, wie die hinge- bende Beschreibung der Cézanneschen Aquarelltechnik beweist, den Nähr- grund reicher sinnlicher Erfahrung nicht logischen Konstruktionen zuliebe verläßt. Dem Vordringen aber eines analytisch brillanten, doch ver- sachlichend-eingreifenden Denkverfahrens, das Bedeutung und Form, Ikonographie und Stil, Wahrheit und Schönheit am Werk auf getrennten Bahnen verfolgt, zu Strukturformeln r e d u z i e r t und sodann aus diesen das Werk wiederum im Seinsgrund zu e r k l ä r e n vorgibt, sahen sie durch Badt Einhalt geboten, denn sein neuartig verstehendes Eindringen in das Ganze des Schaflensvorgangs führt zum Aufbau von Begriffsgefügen reicher Gliederung und Stufung, die gerade darin Eigenart und Seins- gewicht, Essenz und Existenz der unteilbaren, unwiederholbaren Kunst- werke auf Weise der Wissenschaft nachzubilden vermögen, Grundlagen also für das historische Kunsturteil sichern und zugleich, indem sie etwas von der volltönenden Harmonie der Werke lebendig weitergeben, mensch- licher Bildung Belangvolles schaffen. Das Buch wird einmal zu den klas- sischen Werken der Wissenschaft von der Kunstgeschichte gezählt werden.

Das Cézanne-Buch, so sehr es die Summe eines Lebens zieht, blieb nicht allein. Es kamen hinzu — um nur einiges zu nennen — das Buch über die Vier Städte, das voller Nachdenklichkeit Verbindungslinien zwischen Kunst und Leben zieht, eine neue Fassung der „Wolkenbilder" und der Aufsatz über L. B. Alberti als Plastiker, der überraschend ein neues historisches Thema aufwirft und durch Einführung der Dimension des Dilettantischen das Fragen nach der Tiefe der Kunst bereichert. Die Betrachtung von Raffaels „Brand im Borgo" setzt eines der großen, aber der Moderne fremd gewordenen Bilder wieder in seine Rechte ein.

Methodisch neuartig und folgenreich legt sie eine nach Zeitphasen ge- schichtete Struktur des Bildes und damit eine verdeckt gebliebene Fülle von Inhalt und Form dem Bewußtsein wieder frei. Auch in dem jüngst erschienenen Buch „,Modell und Maler' von Vermeer", das im Gewände kritischer Auseinandersetzung ein umfassendes Lehrbuch historischen

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Kunstinterpretierens darstellt, geht es um diesen geschichteten Aufbau der alten Bilder, von der „Anhebung" bis zum „Schluß", der in sidi reich genug ist, um alle künstlichen Sinn-Überhöhungen überflüssig zu machen. Badt bewährt hier ein so harmonisch ausgewogenes, organisch richtiges Denken, daß sich die Erinnerung an Goethe wie von selbst ein- stellt, wenn er mit dessen Worten uns mahnt, statt Geheimnisse hinter ihnen zu suchen, den Phänomenen selber gewachsen zu werden.

Andere Bücher sind im Erscheinen, während wir dies niederschreiben, eine Auseindersetzung mit dem von Riegl entwickelten Raumbegriii der Kunstgeschichte und eine Darlegung über die Farben van Goghs. Wir freuen uns in der Aussicht auf das Werk über P o u s s i n. Im übrigen weiß der Autor mehr über seine Pläne als irgendein Herold.

In den wenigen Jahren, seit er hervortrat, hat sich Badt zu den alten Freunden — Künstlern und Gelehrten verschiedener Fachrichtungen — neue hinzugewonnen, darunter manchen, der sich als seinen Schüler be- kennt, obwohl er selber schon Schüler hat. Auch ohne akademisches Lehr- amt ist Badts Autorität fest gegründet und nimmt an Umfang zu. Hätten wir heute zur Festschrift eingeladen, so wären es mehr gewesen, die sich an ihr beteiligt hätten. Möge Kurt Badt spüren, daß er nicht umsonst nach Deutschland zurückgekehrt ist, daß sein klares Denken und gerades Handeln dort Widerhall fand, und möchte ihm noch eine lange, glück- liche Schaffenszeit beschieden sein.

M A R T I N GOSEBRUCH W E R N E R GROSS

VIII

Referenzen

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