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108 DIE PTA IN DER APOTHEKE | September 2013 | www.pta-aktuell.de

Etwa drei Viertel aller deutschen Apotheken sind Mitglied einer Kooperation. Vor diesem Hintergrund ist es auch für PTA wichtig, die Bedeutung dieser Zusammenschlüsse zu kennen.

W

er sich schwach

fühlt, hält nach Gleichgesinnten Ausschau, mit de- nen er sich mit dem Ziel verbündet, mehr Macht zu erlangen. Was auf Menschen zutrifft, gilt auch für die Wirtschaft. Insofern verwundert es nicht, dass Vorformen von Koope- rationen wie etwa Zünfte und Gil- den schon im Mittelalter entwickelt wurden. In Bezug auf Apotheken- kooperationen stammt die prägnan-

teste Begriffsdefinition von Professor Strobel, FH Worms: „Es sind eigen- ständige Unternehmen, die frei- willige vertragliche Vereinbarungen treffen, um die Ziele der Mitglieder zu fördern.“

Unter Apothekern erlebten Koope- rationen zu einer Zeit einen Boom, als Gerüchte über den Fall des so genannten Fremd- und Mehrbe- sitzverbotes kursierten und man befürchten musste, dass große Kon- zerne Apothekenketten gründen.

Die Kooperationen verloren jedoch auch dann nicht an Bedeutung, als der Europäische Gerichtshof am 19.

Mai 2009 das Fremd- und Mehr- besitzverbot bestätigte und somit die inhabergeführte Apotheke stärkte.

Gleichzeitig wurde dem Apotheker erlaubt, bis zu drei Filialen zu grün- den.

Kooperation stärkt Individual- apotheke Die Motivation für Apo- theker auch heutzutage Mitglied einer Kooperation zu werden, ist ganz einfach zu erklären: Der Wett- bewerbsdruck ist in den vergange- nen Jahren stetig gewachsen, sei es durch Internetapotheken, Pick-up- Stellen, Drogerien oder den so ge- nannten Mass Market. Um diesem Wettbewerb standhalten zu kön- nen, handeln viele Apotheker nach einem paradox anmutenden Mus- ter: Sie geben ein Stück ihrer Eigen- ständigkeit auf, um langfristig ihre Selbstständigkeit zu sichern. Diese Überlebensstrategie bringt natür- lich auch eine Sicherung der PTA- Arbeitsplätze mit sich. Insofern sollte sich jede PTA darüber bewusst sein, dass sie mit der aktiven Umsetzung beispielsweise der von der jeweiligen Kooperation vorgegebenen Marke- tingmaßnahmen einen elementaren Beitrag zur Erhaltung „ihrer“ Apo- theke beiträgt.

Natürlich spielen vergünstigte Ein- kaufskonditionen für den Beitritt zu einer Kooperation eine wesent- liche Rolle: In der von der Sempora Consulting GmbH erhobenen Un- tersuchung „Coop-Study 2013“ nen- nen 65 Prozent der Befragten den

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© VILevi / fotolia.com

PRAXIS ApothekenkooperAtionen

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finanziellen Vorteil im Einkauf als Hauptgrund ihrer Kooperationsmit- gliedschaft. 88 Prozent der Apothe- ker sind davon überzeugt, dass die Einkaufsvorteile auch in Zukunft die entscheidende Rolle spielen.

Einleuchtend ist auch, dass eine Ko- operation im Hinblick auf profes- sionelles Marketing und BWL mehr bewirken kann als eine einzelne Apo- theke. Im günstigsten Fall kümmert sich die Kooperation beispielsweise um folgende Aufgaben: Werbung, Aktionen, Category Management, Eigenmarken, Schulungen der Apo- thekenmitarbeiter, Optimierung der Betriebskosten durch Unter- stützung im Back Office Bereich und die Bereitstellung von Ladenbaukon- zepten.

Unterschiedliche Modelle Da die Bedürfnisse und Schwerpunkte der einzelnen Apotheken unterschied- lich sind, haben sich verschiedene Arten von Kooperationen ausgebil- det. Beim Modell der Franchise-Ko- operation erstellt der Franchisegeber ein unternehmerisches Gesamtkon- zept, das von seinen Franchise- Nehmern selbstständig an ihrem Standort umgesetzt wird. Im Ge- gensatz zu allen anderen Kooperati- onsformen ist der Apotheker hierbei gezwungen das Konzept vollständig umzusetzen. Diese Art der Koopera- tion ist bei den meisten Apothekern relativ unbeliebt, weil der Inhaber sehr stark in seiner unternehmeri- schen Freiheit eingeschränkt wird.

Auf der anderen Seite kann diese Form der Kooperation aufgrund der rigiden, zentral gesteuerten Führung gegenüber der Industrie als beson- ders verlässlicher Partner auftreten und somit bei Verhandlungen punk- ten. Nachdem der Stern von „Doc- Morris“ verblasst ist, sind die „easy Apotheken“ ein typisches Beispiel für diese Art der Kooperation.

Am weitesten verbreitet sind Ko- operationen, die im Umfeld von Großhändlern entstanden sind, wie beispielsweise „vivesco“, die der „Alliance Healthcare“ (vormals

„Anzag“) zugeordnet ist. Relevant

sind auch Zusammenschlüsse wie etwa die „Natürlich-Apotheken“, die ihre Hauptaufgabe nicht im Kampf um Einkaufsvorteile sehen, sondern mit kontinuierlich weiter entwi- ckelten Marketingkonzepten dem Endverbraucher die ganz besondere Kundenorientierung der Mitglieder vermitteln wollen.

Apotheker, die sich in allzu gro- ßen Organisationsformen unwohl fühlen, bevorzugen gerne regional ausgerichtete Kooperationen. Die Betreuung in diesen Gruppierungen ist in der Regel individueller – der einzelne Apotheker kann sich in die- sen Konstellationen besser einbrin- gen. Ein typisches Beispiel hierfür ist die „Migasa“, die in ihrem Leitbild die Gleichheit und Unabhängigkeit der Mitglieder betont.

Last but not least gibt es noch die eher fachbezogenen Kooperationen wie etwa die Gruppe „Babyfreund- liche Apotheke“, die ihr Programm schon im Namen trägt. Im Grunde genommen könnte man auch die

„Natürlich-Apotheken“ mit ihrem ganzheitlichen Beratungsansatz zu den Fachkooperationen zählen. Ge- nerell ergibt sich beim Blick auf die Größe der verschiedenen Markt- teilnehmer ein unterschiedliches Bild: So gibt es Zusammenschlüsse, die lediglich eine Handvoll Mitglie- der aufweisen können, während große Organisationsformen wie etwa

„Linda“ schon weit über tausend Mitglieder zählen.

Das Problem der Umsetzung Da die verschiedenen Typen der Koope- rationen auch verschiedene Vorteile bieten, gibt es eine nicht unbeträcht- liche Zahl von Apothekern, die in zwei oder mehreren Kooperationen Mitglieder sind und sich je nach Be- darf daraus die besten Angebote he- rauspicken. Aber auch Apotheker, die sich nur für eine Kooperation entschieden haben, setzen häufig nicht alles um, was ihnen beispiels- weise in Bezug auf das Marketing vorgeschlagen wird. Dabei beden- ken sie nicht, dass sie damit der gesamten Gruppe schaden: Wird bei- spielsweise ein Plakat für die Schau- fenstergestaltung entwickelt und nur eine Minderheit der Mitglieder ist bereit, dieses auch einzusetzen, wird es selbst eine große Koopera-

tion schwer haben, eine Dachmarke zu entwickeln. Letztlich muss es aber das Ziel einer Kooperation sein, eine möglichst schlagkräftige Dach- marke zu entwickeln, um sich so als besonders starke Apothekenmacht gegenüber Kunden und Industrie präsentieren zu können. Dass eine stark aufgestellte Kooperation auch von Apothekern geschätzt wird, be- weist „Linda“, die bei der jährlich durchgeführten Sempora-Studie in Puncto Beliebtheit regelmäßig eine Topplatzierung erreicht. ■

Claus Ritzi, Pharma-Journalist Umfrage

Kooperationen ersetzen nicht die Beratung! Dies belegt eine Studie über apothekenkooperationen vom Deutschen Institut für Service- qualität aus dem Jahr 2012. Dort heißt es: „Bei fachfragen (…) machten die mitarbeiter in 22 Prozent der Beratung unvollständige und in 8 Prozent sogar fehlerhafte aussagen“. Was lernen wir daraus? Die Beratung auch durch PTa zählt zur Kernkompetenz der apotheke!

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DIE PTA IN Der aPOTHeKe | September 2013 | www.pta-aktuell.de

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