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Seniorentreffen der KreisärztekammerStadt Leipzig im Herbst 2004

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KÄK Stadt Leipzig

20 Ärzteblatt Sachsen 1/2005

Am 3. November 2004 trafen sich auf Einla- dung der Kreisärztekammer Stadt Leipzig ins- gesamt 210 Kolleginnen und Kollegen zum Teil mit ihren Partnern zu einem gemeinsa- men Kaffeetrinken im Renaissancehotel Leip- zig. Mit Spannung erwartet wurde der ange- kündigte Vortrag von Herrn Ordinariatsrat Christoph Pötzsch, Bistum Dresden-Meißen,

„Mord in der Thomaskirche zu Leipzig“.

Brilliant entführte der Vortragende das Kolle- gium in die sächsische Geschichte. Er wid- mete sich vorwiegend den so genannten „ver- gessenen Wettinern“, das heißt nicht den be- kannten Lichtgestalten der Fürstenhäuser sondern deren Verwandten, die für das Herr- scheramt nicht in Frage kamen – aber doch Geschichte schrieben.

So begegnete uns noch einmal Graf Dedo von Groitzsch – Sohn des Konrad von Wettin. Be- kannt war er durch unseren Seniorenausflug im Mai 2004 zur Wechselburg als Stifter des Augustiner Chorherrenstiftes „Zschillen“ und des bis heute erhaltenen bedeutenden Bau- werkes – der Pfeilerbasilica, wo wir die Grab- platte des Grafen Dedo und seiner Ehefrau sahen. Nun erfuhren wir etwas zu seiner per- sönlichen Geschichte. Er wurde wegen seiner mächtigen Körperfülle auch der „Feiste“ ge- nannt. Nichtsdestoweniger hatte er den drin- genden Wunsch, seinen König – Heinrich den IV – zu Pferde nach Rom zu begleiten.

Als dieser ihm – bezogen auf Konditions- schwäche infolge seines Übergewichtes und auch wegen des „armen Pferdes“ – die Bitte

abschlug, entschloss sich Dedo zu einer Rosskur. Er befahl seinem Leibarzt eine kos- metische Operation – nämlich sein überflüssi- ges Fett und Fleisch abzuschneiden. Der Eingriff misslang und so starb der bekannte Stifter am 16. 8. 1190.

Wir hörten auch die traurige Geschichte der Anna v. Oranien (1544 bis 1577), der Tochter des bedeutenden wettinischen Fürsten Moritz.

Nach dem frühen Tod ihres Vaters wuchs Anna unter der Obhut ihres kinderreichen Onkels – dem Kurfürsten August – auf. Bald- möglichst sollte sie verheiratet werden. Die Bewerbung des Sohnes (Erich) des schwedi- schen Königs v. Wasa schlug fehl, da das Porträt Annas dem schwedischen Hof nicht gefiel. 1561 fand dann doch die prunkvolle Hochzeit Annas mit Wilhelm v. Oranien in Leipzig statt. Anna passte sich dem lockeren Leben am Hof der Oranier an. Aber ihre Dominanz und wohl auch ein zänkisches Wesen ließen die Ehe scheitern. Anna floh vor den spanischen Invasoren nach Köln. Hier wurde der Rechtsanwalt Dr. Jahn Rubens, der für ihr Eigentum verantwortlich war, ihr Geliebter und Vater ihres unehelichen Kindes.

Jahn Rubens kam in Kerkerhaft. lnteressant ist, dass seine Ehefrau ihm verzieh und ihn loskaufte. Beide bekamen ein weiteres Kind – Peter Paul Rubens! Seit 1572 lebte Anna im Dresdner Schloss hinter Gittern. Ihre Ehe wurde geschieden. Sie bekam Wahnvorstel- lungen und die ehemalige sächsische Herzo- gin starb verwirrt und einsam im 33. Lebens-

jahr – so wie es ein Horoskop bei ihrer Geburt vorausgesagt hatte.

Nun aber zum Mord in der Thomaskirche zu Leipzig. lm Jahr 1307, nach Beendigung des Gottesdienstes in der Thomaskirche in der Heiligen Nacht, fand ein Kirchendiener eine in sich versunkene, unbewegliche Gestalt in einer Blutlache mit einem Dolch im Rücken.

Es war der Wettiner Fürst Diezmann (1260 bis 1307), der jüngere Bruder des Landes- herrn – des Markgrafen Friedrich. Das Volk deutete den Mord an Diezmann als Strafe Gottes für seine schreckliche Tat. Aufgeklärt wurde der Mord nie. Aber was hatte Diez- mann getan? Die Brüder Friedrich und Diez- mann litten unter ihrem genusssüchtigen, gewalttätigen Vater – „Albrecht dem Entarte- ten“ – dem Regenten über Gebiete Thürin- gens und des Umlandes von Leipzig und Chemnitz. Wegen Vernachlässigung ihres Landes und infolgedessen einer Bedrohung durch den Kaiser, entmachteten die Söhne ihren Vater. Sie stellten sich den rauflustigen und plündernden kaiserlichen Truppen (über- wiegend Schwaben). Diese waren über Hof, Plauen, Zwickau und Altenburg in das Leipziger Land gekommen. Auf ihrem Wege hatte ihnen der Abt des Jakobsklosters in Pegau Unterkunft und Verpflegung gewährt.

Friedrich und Diezmann gewannen mit Unterstützung einer Reiterschaft aus Braun- schweig die blutige Schlacht. Die kaiserli- chen Truppen wurden in die Flucht geschla- gen und mussten noch die Rache der vorher gepeinigten Bevölkerung ertragen. So hatten Friedrich und Diezmann die Wettiner Herr- schaft gesichert. Aber Diezmann verzieh dem Pegauer Abt nicht die gute Betreuung der kai- serlichen Truppen vor der Schlacht. Er über- fiel am 21. Juli 1307 das Kloster und zerstörte es. Nun richtete sich der Volkszorn auf ihn.

Wenige Monate später fand man Diezmann erstochen in der Thomaskirche. Beigesetzt wurde er zunächst in der Pauliner Kirche.

1834 erhielt er eine neue Tumba (gestaltet von E. Rietschel). Bei Zerstörung der Pauli- nerkirche auf Befehl Walter Ulbrichts kam die Grabplatte Diezmanns in die Thomaskirche – dorthin, wo man ihn ermordet hatte.

Die anschaulich erzählten Daten der sächsi- schen Geschichte boten bei Kaffee und Kuchen eine gute Diskussionsgrundlage für die Kollegen und wieder einmal hatte man einen ausgesprochen interessanten Nach- mittag erlebt.

Prof. Dr. Ingrid Raue

Seniorentreffen der Kreisärztekammer

Stadt Leipzig im Herbst 2004

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