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76 DIE PTA IN DER APOTHEKE | September 2018 | www.diepta.de

PRAXIS

A

m 11. September 2001 kam Martin Bohmers (Kiefer Sutherland) Frau durch die terroris- tischen Anschläge in den Türmen des World Trade Centers ums Leben. Anstatt wie damals als erfolg- reicher Journalist zu arbeiten, schlägt sich Martin jetzt mit Gele- genheitsjobs durch, wie derzeit im Gepäckdienst eines Flughafens. Seit dem Tod seiner Lebenspartnerin sorgt der verwitwete Familienvater alleine für seinen Sohn Jake (David Mazouz), der offensichtlich an Au- tismus erkrankt ist. Jake ist stumm und teilt sich seinem Vater lediglich durch Zahlen mit, doch es gelingt Martin zunächst nicht, die Kommu- nikation zu verstehen. Trotz seiner Fürsorge ist er mit der Situation überfordert: Jake läuft dreimal hin- tereinander von der Schule weg, um auf einen hohen Sendeturm zu klet- tern, was sogar die Aufmerksamkeit der Öffentlichkeit nach sich zieht. Er scheint keine Gefahren zu kennen, selbst wenn es um sein eigenes Leben geht. Weil Jake auch häufiger die Schule schwänzt, besucht ihn die Sozialarbeiterin Clea Hopkins (Gugu Mbatha-Raw), der die Ent- wicklung des Jungen nicht gefällt, sodass sie ihn am liebsten in ein Heim einweisen würde.

Martin erkennt eines Tages, dass sein Sohn trotz seiner Störung be- sondere Fähigkeiten hat: Er sieht die Welt anders als gewöhnliche Men- schen, erkennt anderen verborgene Muster und kann scheinbar die Zu- kunft vorhersagen. Der Haken an

der Sache ist jedoch, dass Jake in sei- ner eigenen Welt lebt, noch immer kein Wort spricht, geschweige denn sich berühren lässt. Schließlich be- schäftigt sich Professor Arthur De- Witt (Danny Glover), Experte für Kinder mit ungewöhnlichen Bega- bungen, mit Jake. Zusammen mit Martin löst er die Rätsel um Jakes Kommunikation anhand von Zahlen und Diagrammen.

Leben ohne Emotionen Autisten gelten als sonderbar und gehen meist ziemlich alleine durchs Leben.

Sie haben oft außergewöhnliche Fä- higkeiten, wie im Beispiel von Jake, der mit Zahlen und Diagrammen kommuniziert. Autismus ist eine tiefgreifende Entwicklungsstörung mit einem Spektrum an verschiede- nen Symptomen. An Autismus sind Jungen häufiger als Mädchen er- krankt. Der frühkindliche Autismus setzt bereits in der frühesten Kind- heit (und zwar vor dem dritten Le- bensjahr) ein und verbleibt bis ins Erwachsenenalter. Autistische Kin- der reden wenig oder gar nicht und vermeiden den Kontakt zu Gleich- altrigen. Auffällig ist auch, dass sie ein Lächeln selten erwidern und oft nicht auf ihren Namen reagieren.

Die sozialen Kompetenzen, die Kommunikation, die Sprache sowie die sozialen Interaktionen von Be- troffenen sind stark eingeschränkt.

Gesellschaftliche Normen werden nicht selten missachtet und Bezie- hungen gar nicht erst aufgebaut. Ty- pisch sind auch sich wiederholen- des, stereotypes Verhalten und

spezielle Interessen wie Astrophysik, Mathematik oder Kunst. Insbeson- dere in Bezug auf ihr Spezialthema haben Autisten ein intrinsisches Qualitätsbewusstsein, das heißt sie suchen nicht nach Fehlern, sondern entdecken sie einfach. Patienten können sich nur schwer in die Ge- fühls- und Gedankenwelt anderer Menschen hineinversetzen, da sie die Mimik ihrer Mitmenschen nicht deuten können.

Harmlosere Form Autismus kann in unterschiedlichen Ausprägungen auftreten. Eine milde Variante stellt das Asperger-Syndrom dar, bei dem Betroffene meist durchschnittliche kognitive Fähigkeiten aufweisen und kaum Auffälligkeiten hinsichtlich der Sprache zeigen. Allerdings fallen sie mit ihrer verletzend-ehrlichen Art auf, sind häufig zwanghaft und unflexibel, aber in der Regel loyal und zuverlässig.

Mögliche Ursachen Man vermu- tet, dass die Aktivität in der Hirn- rinde, also dem Ort der emotiona- len und sozialen Reaktivität, bei Autisten vermindert ist. Untersu- chungen am Gehirn zeigten, dass die Reaktion der Spiegelneuronen bei Patienten reduziert ist. Die Ner- venzellen feuern bei eigenen Hand- lungen, reagieren jedoch nicht bei der Beobachtung anderer Personen.

Dies ist ein möglicher Grund dafür, dass Autisten sich nur schwer in an- dere Menschen hineinversetzen können und nahezu keine Empathie empfinden.

SERIEN SPOILERALARM

Jake ist Autist, spricht kein Wort und lässt sich nicht berühren. Seinem Vater gelingt es nicht, eine Beziehung zu ihm aufzubauen. Doch dann entdeckt er die außergewöhnlichen Fähigkeiten seines Sohnes.

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DIE PTA IN DER APOTHEKE | September 2018 | www.diepta.de

Leben auf der Überholspur Jake hat also eine besondere mathemati- sche Begabung und soll unsichtbare Zusammenhänge sehen, die Men- schen miteinander verbinden. In der Realität äußert sich Hochbegabung auf unterschiedliche Art und Weise, nach Rost (2004) gibt es verschie- dene Hinweise: Hochbegabte eignen sich effektiv und effizient Wissen an und verwenden dieses zur Lösung von Problemen in unterschiedlichen Situationen. Sie lernen schnell aus ihrer Erfahrung und erkennen, auf welche Situationen ihre Erkennt- nisse übertragbar sind. Eine Lang- zeitstudie aus dem Jahre 1921 zeigte allerdings, wie wichtig es ist, dass Be- troffene in einer förderlichen Um- welt leben. Hochbegabten Kindern sollten je nach Interesse und Motiva- tion ergänzend zur Schule weitere Aktivitäten wie beispielsweise Mu- sikunterricht oder naturwissen- schaftlicher Unterricht angeboten werden. Nur dann kann aus der überdurchschnittlichen Intelligenz auch eine überragende Leistung re- sultieren. Der Begriff Hochbega-

bung löst heutzutage häufig Diskus- sionen aus – so wird Eltern von hochbegabten Kindern oft elitäres Verhalten vorgeworfen.

K(l)eine Überflieger 2012 be- hauptete der Hirnforscher Gerald Hüther, dass jedes Kind hochbegabt sei, man es nur entsprechend för- dern müsste, was der Sicht der In- telligenzforschung jedoch wider- spricht. Zwei bis drei Prozent der Bevölkerung verfügen über beson- dere kognitive Fähigkeiten und wei- sen einen Intelligenzquotienten von über 130 auf. Überdurchschnitt- lich intelligente Kinder verhalten sich oft im normalen Schulunter- richt auffällig, weil sie sich langwei- len und intellektuell unterfordert sind. So kommt es dazu, dass sie mit ihren Schulleistungen alles an- dere als glänzen, hinter ihrem Po- tenzial zurückbleiben (Underachie- ver oder Minderleister) und Lehrer sie oft nicht als besonders intelli- gent erkennen. Hochbegabtenförde- rung stellt in jedem Fall eine be- sondere Herausforderung für Eltern

und Lehrer dar und verlangt Unter- stützung in kognitiven und sozial- emotionalen Bereichen: Betroffene sind oft sozial isoliert, weil sie

„anders“ sind als ihre Altersgenos- sen (zum Beispiel selbstständiger), außerdem sind sie gerne alleine, um sich ungestört ihren Interessen wid- men zu können. Der Wunsch nach Kontakt zu Gleichaltrigen ist den- noch vorhanden, was Hochbegabte manchmal dazu verleitet, ihre be- sonderen Talente vor anderen zu verbergen.  n

Martina Görz, PTA und Fachjournalistin

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