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Architektur im GebrauchGebaute Umwelt als Lebenswelt

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Academic year: 2022

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Call for Papers

Architektur im Gebrauch

Gebaute Umwelt als Lebenswelt

Mittwoch, 25. November bis Freitag, 27. November 2015, Schader-Forum, Darmstadt

Eine Frau tritt aus der Bahnhofshalle und überquert den Bahnhofsvorplatz, um kurz darauf in die Straßenbahn zu steigen. Sie erreicht das Gebäude, in dem sie arbeitet, und geht direkt zur Sitzung in den Konferenzraum in der zweiten Etage. Später fährt sie mit dem Fahrstuhl ins Erdgeschoss, um draußen ihre Mittagspause zu verbringen. Sie eilt zu Fuß durch die Innenstadt und wieder zurück ins Büro, in das nun die Sonne scheint. Jalousien runter, Licht an.

Dieser Ausschnitt aus einem prototypischen Arbeitsalltag soll zwei zentrale Aspekte des Themas Architektur im Gebrauch illustrieren: die Allgegenwärtigkeit und zu- gleich Beiläufigkeit des Gebauten als Teil eines unhin- terfragten, selbstverständlichen In-der-Welt-Seins. Sig- nifikant prägt es die lebensweltlichen Praktiken, genauso wie umgekehrt Vorstellungen von jenen Praktiken Ein- fluss auf die Gestaltung der gebauten Umwelt haben. Die Gebrauchserfahrung von Architektur ist nicht nur ein entscheidender Baustein kultureller und sozialer Identi- tät, sondern sie konstituiert zugleich auch, was wir unter Architektur verstehen. Grundlage unserer Überlegungen bildet dabei ein weit gefasstes Verständnis von Architek- tur, das den Städtebau, den Hoch- und Tiefbau und die Landschaftsarchitektur ebenso einschließt wie Infra- strukturbauten.

Das 2. Forum des Netzwerks Architekturwissenschaft möchte sich diesem Themenfeld in erprobter Weise transdisziplinär nähern. Architektur im Gebrauch kann und soll aus geistes-, sozial- und ingenieurwissenschaft- licher Perspektive untersucht werden. Theoretische Aus- einandersetzungen sind ebenso willkommen wie Vor- stellungen von Ergebnissen empirischer Forschung oder strukturierte Beobachtungen aus der Arbeitspraxis von Architekten und Planern. Zur Bearbeitung werden zwei grundsätzliche Perspektiven vorgeschlagen:

I. Die lebensweltliche Verankerung des Gebauten Jeder (ge)braucht Architektur: ein Büroangestellter ebenso wie eine Architektin. Die Grenze zwischen Nut- zer und Expertin verschwimmt. In dieser Perspektive ist Architektur das Gebaute im weitesten Sinn, „architec- ture with a lower-case a“ (Upton 2002) oder auch – nach der Körperhülle und der Kleidung – die „dritte Haut“ des Menschen (Fischer 2009). In dieser Perspektive geht es um die vielfältigen Weisen, wie das Gebaute in der Le- benswelt jedes Einzelnen in Erscheinung tritt.

Wann wird es bedeutsam und inwiefern? Welchen An- teil hat die architektonische Umgebung an der Spezifizi- tät des (Alltags-)Lebens und wie lässt sich dies wissen- schaftlich beschreiben und analysieren? Können etwa konkrete Praktiken des Gebrauchs von Architektur be- obachtet werden, vergleichbar der Benutzung eines tech- nischen Geräts?

Die lebensweltliche Verankerung des Gebauten zeigt sich jedoch nicht nur im alltäglichen Umgang mit ihm, sondern auch retrospektiv in möglichen Gebrauchsge- schichten einzelner Objekte und Gebäude- oder Raum- typen. Neu- oder Uminterpretationen baulicher Struk- turen durch den Gebrauch reproduzieren nicht nur ein bestimmtes Bild des Verhältnisses zwischen Planenden und Nutzenden, sie stellen es sogleich auch infrage.

Auch in einer historisierenden Perspektive geht es da- rum, Gebautes und dessen Gebrauch zu deuten und zu verstehen. Wie hat sich der Gebrauch in die baulichen Artefakte eingeschrieben – und wie die Artefakte in den Gebrauch? Welche Lesarten des Gebrauchs lassen sich anhand des Gebauten rekonstruieren oder könnten sich künftig entwickeln? Welche Machtverhältnisse manifes- tieren sich im Gebauten und in welcher Weise beeinflusst dies die Nutzungsmöglichkeiten und damit auch den All-

tagsgebrauch? Stand:

14.4.2015

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II. Vorstellungen von Gebrauch in der Planung und Produktion des Gebauten

Der zweite Thematisierungsvorschlag fragt nach dem Ar- chitekturgebrauch aus der Perspektive des Entwurfs und der Herstellung. Welche Vorstellungen hatte im obigen Beispiel die Architektin des Bürogebäudes von der Arbeit der künftig dort tätigen Angestellten (und spielten der- artige Vorstellungen in ihren Überlegungen überhaupt eine tragende Rolle)? Kannte sie die Anforderungen der Arbeitsabläufe und die daraus resultierenden Bedürfnis- se der Mitarbeiter? In dieser Perspektive ist das Gebaute

„architecture with a capital A“ (wiederum Upton). Es geht um die gezielte Planung und Gestaltung gebauter Um- gebungen. Damit rückt auch das Spannungsverhältnis zwischen der ersten und zweiten Betrachtungsperspek- tive in den Blick. Steht das Planungshandeln womöglich im Konflikt zu einem reibungslosen und somit auch un- auffälligen Architekturgebrauch? Welche Konzepte (z.B.

normativ oder ethisch) von Gebrauch und Nutzung be- stimmen die Entwurfspraxis von Architekten und Frei- raumplanern? Ist die Möglichkeit einer späteren Weiter- entwicklung oder Anpassung von gebauten Umgebungen an die Bedürfnisse der Nutzer Bestandteil von Entwurfs- oder Betreiberkonzepten? Welche Verfahren gibt es, um den Gebrauchswert von Architektur und Landschaftsar- chitektur zu evaluieren? Wie lässt sich die Verantwortung von Planern fassen, die sich aus der Gebrauchsgebun- denheit von Architektur ergibt? Inwiefern beeinflusst der Gebrauch Gestaltungsformen wie auch Lebensfor- men und in welchem Maße sollte er das? Welche ethi- schen Implikationen hat die Wirkung des Gebauten auf das Leben der Menschen?

Beitragsvorschläge, die obige Fragen oder verwandte Pro- blemstellungen aufgreifen, bitten wir bis zum 30.06.2015 an forum2015@architekturwissenschaft.net zu senden (ca. 350 Wörter).

Das Forum Architekturwissenschaft ist eine Veranstal- tung des Netzwerks Architekturwissenschaft e.V. (www.

architekturwissenschaft.net). Es versteht sich als Platt- form des wissenschaftlichen Austauschs und der Ver- netzung. In regelmäßigem Turnus greift es relevante Themen der Architekturwissenschaft auf. Dabei möchte es die Reflexion über Architektur über Disziplingrenzen hinweg anstoßen und Wissenschaftler mit unterschied- lichen Forschungspraktiken und -methoden zusammen- bringen. Das 2. Forum Architekturwissenschaft findet in Zusammenarbeit mit der Schader-Stiftung und der Tech- nischen Universität Darmstadt statt. Ein Dialog mit Pra- xispartnern wird integraler Teil der Veranstaltung sein.

Quellen

Upton, Dell (2002): Architecture in Everyday Life. In: New Literary Histo- ry, Bd. 33, Nr. 4, Herbst 2002, 707–723. Fischer, Joachim (2009): Zur Dop- pelpotenz der Architektursoziologie: Was bringt die Soziologie der Archi- tektur – Was bringt die Architektur der Soziologie? In: Fischer, Joachim;

Delitz, Heike (Hg.): Die Architektur der Gesellschaft. Theorien für die Architektursoziologie, Bielefeld, 385–414.

Veranstaltungsort

Schader-Forum, Goethestraße 2, 64285 Darmstadt Konzeption und Organisation

Sabine Ammon Christoph Baumberger Christine Neubert Constanze A. Petrow Veranstalter

Netzwerk Architekturwissenschaft e.V., Schader-Stiftung, TU Darmstadt Schader-Stiftung

Goethestr. 2, 64285 Darmstadt, Telefon: 0 61 51/17 59 -0 kontakt@schader-stiftung.de www.schader-stiftung.de

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