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Durch die Bibel. Hiob 3,6-26. Hiob verwünscht den Tag seiner Geburt

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Durch die Bibel Hiob 3,6-26

Hiob verwünscht den Tag seiner Geburt

„Alles, was Hiob hat, sei in deiner Hand; nur an ihn selbst lege deine Hand nicht“ (Hiob 1,12), sprach Gott der Herr zum Satan. Und diese Erlaubnis, den frommen und untadeligen Hiob auf die Probe zu stellen, wurde zum Ausgangspunkt einer der wohl bekanntesten Leidensgeschichten der Welt.

Zuerst zerstörte der Satan einen Großteil von Hiobs Besitz, dann nahm er ihm seine zehn Töchter und Söhne und schließlich auch noch seine Gesundheit. Dennoch hält Hiob fest an seinem Glauben.

Berühmt geworden ist seine Aussage: „Der HERR hat's gegeben, der HERR hat's genommen; der Name des HERRN sei gelobt!“ (Hiob 1,21).

Diese scheinbare Schicksalsergebenheit findet jedoch ein jähes Ende, nachdem drei von Hiobs Freunden sieben Tage und sieben Nächte lang mit ihm still getrauert haben. Denn da bricht es auf einmal aus ihm hervor: „Ich wünschte, dass ich niemals geboren worden wäre.“ Das ganze Kapitel 3 des Hiobbuches besteht aus einer einzigen Klagerede, die uns tief in Hiobs Herz schauen lässt. Die bildhafte Sprache, die Hiob dabei verwendet, erinnert uns sofort daran, dass das ganze Buch Hiob zu den poetischen Büchern des Alten Testaments gerechnet wird. Der Nachteil für uns als Bibelleser:

Manche Bilder und Vergleiche, die Hiob verwendet, sind uns völlig fremd, weil sie aus einer fernen Zeit und einer fremden Kultur stammen. Weil das so ist, möchte ich auf einen Teil der Klagerede Hiobs, den ich in der letzten Sendung bereits an einem Stück vorgelesen habe, noch ein wenig näher eingehen. Die Verse 1 bis 5 waren eigentlich gut verständlich: Hiob verdammt den Tag seiner Geburt. Doch was er diesem elenden Tag und speziell der Nacht seiner Geburt alles an Schlechtem wünscht, ist nicht mehr so einfach nachvollziehbar. So heißt es in den Versen 6 und 7: „Jene Nacht

…“ – gemeint ist die Nacht, in der Hiob geboren wurde:

„Jene Nacht – das Dunkel nehme sie hinweg, sie soll sich nicht unter den Tagen des Jahres freuen noch in die Zahl der Monde kommen! Siehe, jene Nacht sei unfruchtbar und kein Jauchzen darin!“

(Hiob 3,6-7).

Was sich Hiob im Einzelnen wünscht, funktioniert natürlich nicht. Darüber müssen wir uns im Klaren sein. Er verwendet eine dichterische, fast schon blumige Sprache, um seine Gefühle zum Ausdruck zu bringen. So wünscht er sich, dass die Nacht seiner Geburt nachträglich sozusagen aus dem Kalender gestrichen wird. Sein Geburtsdatum verdient es einfach nicht, zu den Tagen eines Jahres gerechnet zu werden. Und weil damals bei der Zeitrechnung auch die Mondphasen eine wichtige Rolle spielten, soll die Nacht seiner Geburt auch in dieser Hinsicht einfach weggelassen werden. Ja, „jene Nacht sei unfruchtbar und kein Jauchzen darin!“, wünscht sich Hiob. Das heißt, sie soll nachträglich zu einer stummen und öden Nacht

erklärt werden, in der kein Leben (auch kein neuer Erdenbürger) hervorgebracht wird. Eine Nacht ohne „Jauchzen“ – das heißt wohl auch: Ohne den Jubelruf von frischgebackenen Eltern, wenn ihr Kind endlich zur Welt gekommen ist. – Vers 8; des Weiteren möchte Hiob, dass mit der Nacht seiner Geburt Folgendes geschieht:

„Es sollen sie verfluchen, die einen Tag verfluchen können, und die da kundig sind, den Leviatan zu wecken!“ (Hiob 3,8).

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Wieder müssen wir uns vor Augen halten, dass Hiob eine bildhafte, manchmal auch drastische Sprache verwendet. Deshalb sollten wir uns nicht wundern, dass er hier sogar heidnische

Tagesbeschwörer dazu aufruft, nachträglich gegen die Nacht seiner Geburt zu Felde zu ziehen. Diese Tagesbeschwörer waren angeblich dazu in der Lage, jeden beliebigen Tag durch ihre Bannsprüche zu einem Unglückstag zu machen. Bildlich gesprochen schreckten sie auch nicht davor zurück, den Leviatan, ein drachenähnliches Ungeheuer, zu wecken, der dann für ein großes Chaos unter den Menschen sorgen sollte. Im Alten Testament werden solche Tagesbeschwörer manchmal direkt, manchmal aber auch nur indirekt erwähnt. So erwartete zum Beispiel Balak, der König der Moabiter, von Bileam, dass er die Israeliten verfluchen sollte (vgl. 4 Mose 22,1-7).

Zurück zu Hiob. Im Grunde betrachtet er also die Nacht seiner Geburt als eine Nacht, die es verdient hätte, dass man sie nachträglich verflucht. Des Weiteren wünscht er ihr:

„Ihre Sterne sollen finster sein in ihrer Dämmerung. Die Nacht hoffe aufs Licht, doch es komme nicht, und sie sehe nicht die Wimpern der Morgenröte, weil sie nicht verschlossen hat den Leib meiner Mutter und nicht verborgen das Unglück vor meinen Augen!“ (Hiob 3,9-10).

In diesen beiden Versen wird die Nacht, in der Hiob geboren wurde, mit einem lebendigen Wesen verglichen, das sich danach sehnt, dass endlich der helle Morgen anbricht. Doch dieser Wunsch soll nicht in Erfüllung gehen. Nicht einmal die Sterne am Himmel dürfen zu sehen sein. Und die

„Wimpern der Morgenröte“, also das allererste Dämmerlicht am Morgen, soll für immer auf sich warten lassen.

Im Grunde betrachtet Hiob die Nacht seiner Geburt als einen Feind, der bestraft werden muss, weil er ihm so viel Übles angetan hat. Könnte man diese Nacht nachträglich aus dem Kalender streichen, müsste Hiob jetzt nicht um seine Kinder und seinen Besitz trauern und er würde auch nicht unter den schrecklichen Geschwüren leiden, die seinen ganzen Körper bedecken. – Ab Vers 11 wird Hiob noch deutlicher. Er jammert:

HIOBS TODESSEHNSUCHT

„Warum bin ich nicht gestorben bei meiner Geburt? Warum bin ich nicht umgekommen, als ich aus dem Mutterleib kam? Warum hat man mich auf den Schoß genommen? Warum bin ich an den Brüsten gesäugt?“ (Hiob 3,11-12).

Hiobs Verzweiflung ist so groß, dass er nicht einmal mehr die Liebe und Fürsorglichkeit seiner Mutter und vermutlich auch seines Vaters würdigen kann. So etwas passiert, wenn das Leid so sehr das Leben eines Menschen bestimmt, dass er an nichts anderes mehr denken kann. Nicht selten wird ein solcher Mensch dann richtiggehend ungerecht. Was den Umgang mit ihm gewiss nicht einfach macht! Bestimmt sind Sie solchen verhärmten und verbitterten Personen auch schon mal begegnet.

Seien Sie gnädig mit ihnen, denn nicht selten haben sie viel Leid durchmachen müssen!

Vielleicht haben Sie sich eben gewundert, als ich davon sprach, dass Hiob die Liebe und

Fürsorglichkeit seiner Mutter und wohl auch die seines Vaters nicht mehr zu würdigen weiß. Denn von seinem Vater ist in den Versen 11 und 12 doch gar nicht die Rede. Oder vielleicht doch? Hier noch einmal die letzten drei Fragen, die Hiob stellt: „Warum bin ich nicht umgekommen, als ich aus

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dem Mutterleib kam? Warum hat man mich auf den Schoß genommen? Warum bin ich an den Brüsten gesäugt?“ Nicht wenige Bibelausleger gehen davon aus, dass Hiob hier beschreibt, was mit einem neugeborenen Baby direkt nach seiner Geburt, aber auch in den darauffolgenden Wochen und Monaten passiert. Das Baby kommt aus dem Mutterleib – klar, dafür ist die Mutter zuständig.

Doch dann heißt es im Bibeltext, dass es auf den Schoß genommen wird. Vermutlich ist damit gemeint, dass der Vater es auf seine Knie nimmt und es damit als sein Kind anerkennt. Verweigerte ein Mann die Anerkennung, wurde das Kind unter Umständen ausgesetzt. Es wurde der Mutter also nicht zum Stillen übergeben und hatte damit kaum eine Chance zu überleben. Hiobs verzweifelte Fragen könnte man also aus so wiedergeben: „Ach, wäre ich doch niemals zur Welt gekommen!

Hätte mich mein Vater doch nicht als seinen Sohn anerkannt und hätte meine Mutter mich doch bloß verhungern lassen!“ – Ich lese weiter ab Vers 13:

„Dann läge ich da und wäre still, dann schliefe ich und hätte Ruhe mit den Königen und Ratsherren auf Erden, die sich Grüfte erbauten, oder mit den Fürsten, die Gold hatten und deren Häuser voll Silber waren; wie eine Fehlgeburt, die man verscharrt hat, hätte ich nie gelebt, wie Kinder, die das Licht nie gesehen haben“ (Hiob 3,13-16).

Tja, Hiob schreckt in seiner verzweifelten Situation auch vor bizarren Vergleichen nicht zurück. Denn der Kontrast könnte kaum größer sein zwischen den verstorbenen Herrschern und Reichen

einerseits, mit denen Hiob am liebsten im Grabe ruhen würde, und den Totgeborenen andererseits, die ja nie das Licht der Welt erblickten. Die im Gegensatz zu den Herrschern und Reichen das Leben niemals auskosten konnten. Im Buch des Predigers Salomo heißt es über die Totgeborenen: „Eine Fehlgeburt … kommt ohne Leben, und in Finsternis fährt sie dahin, und ihr Name bleibt von Finsternis bedeckt, auch hat sie die Sonne nicht gesehen noch gekannt“ (Pred 6,3-5). Hiobs Todessehnsucht ist also scheinbar so groß, dass er sowohl diejenigen beneidet, die in einer prachtvollen Gruft ruhen, als auch diejenigen, die namenlos irgendwo verscharrt wurden. Ich lese nun weiter ab Vers 17 – und sicher haben Sie es schon bemerkt: Inzwischen sind wir in dem Teil von Hiobs Klage angelangt, der in der letzten Sendung noch außen vor geblieben war. Über die Gräber der Verstorbenen sagt Hiob:

„Dort haben die Gottlosen aufgehört mit Toben; dort ruhen, die viel Mühe gehabt haben. Da haben die Gefangenen allesamt Frieden und hören nicht die Stimme des Treibers. Da sind Klein und Groß gleich und der Knecht ist frei von seinem Herrn“ (Hiob 3,17-19).

Die Gottlosen, die aufgehört haben mit ihrem „Toben“, das waren Menschen, die anderen Unrecht angetan und sie unterdrückt haben. In ihren Gräbern liegen sie nun genauso still da wie jene, die laut Bibeltext „viel Mühe gehabt haben“. Die bis zur Erschöpfung gearbeitet haben, so würde man heute sagen. Oder: Die von anderen angetrieben wurden und aus denen man wirklich das Letzte

herausgeholt hat. Sie finden im Tod ihre Ruhe, weil es keine drückenden Pflichten mehr gibt. So jedenfalls stellt Hiob sich das vor. Ob Knecht oder Herr, ob Arm oder Reich – sie dürfen in Frieden ruhen. Hiob dagegen steckt mittendrin in einer Bewährungsprobe, über deren Hintergründe er nichts weiß. Er hat keine Ahnung davon, wie sehr Gott ihn wertschätzt und warum Gott trotzdem dem Satan die Erlaubnis gegeben hat, den Glauben Hiobs zu prüfen. Und deshalb stellt Hiob als Nächstes die eindringliche Frage – weiter ab Vers 20:

„Warum gibt Gott das Licht dem Mühseligen und das Leben den betrübten Herzen – die auf den Tod warten, und er kommt nicht, und [die] nach ihm [dem Tod] suchen mehr als nach Schätzen, die sich sehr freuten und fröhlich wären, wenn sie ein Grab bekämen – , dem Mann, dessen Weg verborgen

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ist, dem Gott den Pfad ringsum verzäunt hat? Denn wenn ich essen soll, muss ich seufzen, und mein Schreien fährt heraus wie Wasser“ (Hiob 3,20-24).

Mit einem Schrei der Verzweiflung solidarisiert sich Hiob mit allen Verbitterten und mit allen, die am Leben verzweifeln. Hiob redet hier nicht mehr nur über sich und über sein Schicksal, sondern er reiht sich ein in den Kreis seiner Schicksalsgefährten. Ich will darüber nicht weiter spekulieren, aber vielleicht ist das ja auch eine wichtige Erkenntnis: „Ich bin nicht der einzige Mensch auf der Welt, der ein schweres Schicksal meistern muss.“ Erst später kehrt Hiob wieder zu seinem ganz persönlichen Geschick zurück. Zunächst aber dehnt er sein Klagen auf alle Menschen aus, die Schlimmes Leid ertragen müssen und nicht wissen, warum. Unterdessen ist Hiob zu der Überzeugung gekommen, dass der Tod dem Leben vorzuziehen sei, weil er einige Vorteile, aber keinerlei Nachteile mit sich bringt. Ja, Hiob würde den Tod willkommen heißen, so wie ein Goldgräber, der sich freut und der jubelt, wenn er ein Stück Gold gefunden hat. Hiobs Todessehnsucht wird also fast schon zu einer Todesschwärmerei. Das heißt, er idealisiert den Tod und verbindet mit ihm Erwartungen, die völlig überzogen sind. Mit einem erhobenen Zeigefinger brauchen wir Hiob aber trotzdem nicht zu kommen, denn seine Seele ist einfach nur wundgerieben. Mindestens genauso stark wie sein mit Geschwüren übersäter Körper. – Und hier noch die beiden letzten Verse aus Kapitel 3. Hiob klagt:

„Denn was ich gefürchtet habe, ist über mich gekommen, und wovor mir graute, hat mich getroffen.

Ich hatte keinen Frieden, keine Rast, keine Ruhe, da kam schon wieder ein Ungemach!“ (Hiob 3,25- 26).

Die Aussage von Vers 25 finde ich recht interessant: Da ist von einer Befürchtung die Rede, die Hiob anscheinend schon längere Zeit in sich trug und die sich schließlich bewahrheitet hat. Hiob verspürte ein Grauen, und aus der dunklen Ahnung wurde Realität. Allein schon die Befürchtung, das Grauen, die Ahnung bereiteten ihm ein gewisses Maß an innerer Rastlosigkeit. Doch statt irgendwann zur Ruhe zu finden, wurde alles noch viel schlimmer. Denn dann ging es ja erst richtig los mit Hiobs Unglück.

Innerer Friede und innere Ruhe sind ja eigentlich Kennzeichen, die ein gutes und heiles Verhältnis zu Gott ausmachen. Das scheint Hiob jedoch abhandengekommen zu sein. Ich sage ausdrücklich: Es

„scheint“ abhandengekommen zu sein. Denn Gottes Einschätzung lautete ja: „Es ist seinesgleichen nicht auf Erden, fromm und rechtschaffen, gottesfürchtig und meidet das Böse“ (Hiob 1,8). Hiobs Selbsteinschätzung geht also immer mehr den Bach runter, wenn ich es einmal so ausdrücken darf.

Der Satan bringt ihn nicht nur dadurch zur Verzweiflung, dass er ihm seine Kinder, seinen Wohlstand und seine Gesundheit geraubt hat. Sondern er untergräbt auch das solide Glaubensfundament, über das Hiob verfügt. Etwas Ähnliches erlebt zu einer späteren Zeit übrigens auch der Prophet Jeremia.

In seinem Fall sind es allerdings andere Menschen, Freund und Feind, die ihn verunsichern und sein Glaubensfundament zum Wanken bringen. Im Jeremiabuch, Kapitel 20, berichtet er: „Ich dachte mir, ich will nicht mehr an Gott denken und nicht mehr in seinem Namen predigen. Aber es ward in meinem Herzen wie ein brennendes Feuer, in meinen Gebeinen verschlossen, dass ich's nicht ertragen konnte; ich wäre schier vergangen. Denn ich höre, wie viele heimlich reden: ‚Schrecken ist um und um!‘ ‚Verklagt ihn!‘ ‚Wir wollen ihn verklagen!‘ Alle meine Freunde und Gesellen lauern, ob ich nicht falle: ‚Vielleicht lässt er sich überlisten, dass wir ihm beikommen können und uns an ihm rächen‘“ (Jer 20,9-10).

Zurück zu Hiob. Interessanterweise formuliert er seinen ganzen Jammer an keiner einzigen Stelle als Anklage gegen Gott. Umgekehrt versucht er aber auch nicht, Gottes Handeln zu erklären und

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gewissermaßen zu entschuldigen. Und schon gar nicht leugnet er die Existenz Gottes. Das alles deutet darauf hin, dass Hiob einfach nur ratlos und verzweifelt ist. Er kann sich einfach keinen Reim darauf machen, was gerade mit ihm geschieht. Ich glaube, dass auch heute manche Menschen davor Angst haben, dass ihnen so etwas passieren könnte. Doch viele greifen dann nach scheinbaren Sicherheiten, die im Ernstfall keinen Halt bieten können. Als „Vorsorgemaßnahme für den Ernstfall“

empfehle ich deshalb, das Wort Gottes, die Bibel, als Richtschnur für das tägliche Leben zu

verwenden. Dadurch lässt sich einüben, wie der Glaube im Ernstfall nicht Schiffbruch erleidet. „Dein Wort ist meines Fußes Leuchte und ein Licht auf meinem Wege“, heißt es in Psalm 119, Vers 105.

Wirklich Schiffbruch erlitten hat Hiobs Glaube aber noch nicht. Das wird später noch deutlich werden, wenn er mit seinen Freunden diskutiert. Wobei der Begriff „diskutieren“ nicht ganz zutreffend ist. Denn das ganze Buch Hiob, das ja zu den poetischen Büchern des Alten Testaments gehört, besteht zu einem guten Teil aus lauter Monologen. Das heißt: Einer spricht, die anderen hören zu. Und dann ergreift der Nächste das Wort und hält seinerseits auch wieder einen Monolog.

Nachdem also Hiob das einwöchige Schweigen mit seinem Aufschrei der Qual gebrochen hat, sehen sich seine drei Freunde Elifas, Bildad und Zofar gedrängt, ebenfalls ihre Meinung kundzutun. Sie sind offenbar tief erschüttert über Hiobs Worte und über seine tiefe Sehnsucht nach dem Tod. „So etwas darf man als gläubiger Mensch doch nicht mal denken“, geht es ihnen vermutlich durch den Kopf. In den nun folgenden Kapiteln des Hiobbuches wird berichtet, wie jeder von den drei Freunden eine Rede hält und dann jeweils von Hiob eine Antwort darauf bekommt. So entstehen insgesamt drei Redezyklen, wobei der dritte Freund allerdings nur zwei Reden hält. Bei ihren Belehrungen erweisen sich die drei Freunde als sehr beharrlich. Von ihren theologischen Positionen wollen sie keinen Millimeter abweichen. Sie sind und bleiben der Überzeugung, dass der Gerechte stets belohnt und der Gottlose stets bestraft wird. Woraus zu schließen sei: Hiob hat sich an Gott versündigt!

Wahrscheinlich sogar bewusst und mutwillig. Er will es nur nicht zugeben. Also, mein lieber Hiob: Tu Buße und kehre um von deinem verkehrten Denken, Reden und Tun!

Doch Hiob wird sich als hartnäckig erweisen. Obwohl die Vorwürfe seiner Freunde immer heftiger werden, verteidigt er seine Unschuld. Ja, er kommt sogar zu der Überzeugung, dass er vor einem Gericht beweisen könnte, dass Gott ihn ungerecht behandelt hat. Originalton Hiob: „Ich wollte gern zu dem Allmächtigen reden und wollte rechten mit Gott“ (Hiob 13,3). Oder noch ein bisschen heftiger: „O hätte ich einen, der mich anhört – hier meine Unterschrift! Der Allmächtige antworte mir!“ (Hiob 31,35). Und das tut er, der allmächtige Gott, dann auch. Natürlich ebenfalls in Form von mehreren Reden.

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