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Ansprache beim Festgottesdienst am Fest des hl. Stephanus zum 85. Geburtstag von Bischof em. Maximilian Aichern OSB im Linzer Mariendom

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Gott hat seine Ewigkeit in dein Wirken hineingelegt

Ansprache beim Festgottesdienst am Fest des hl. Stephanus zum 85. Geburtstag von Bischof em. Maximilian Aichern OSB

26. Dezember 2017, Linzer Mariendom

Lieber Bischof Maximilian!

Als Du am 17. Jänner 1982 hier im Mariendom zum Bischof geweiht wurdest, hast du dich bei deiner Ansprache mit Abraham verglichen, der von Gott aufgefordert wird, in ein fremdes Land zu ziehen, das war für dich Oberösterreich bzw. die Diözese Linz. Dass es dafür sehr viel Nachdruck bei dir gebraucht hat, hast du öfters erzählt. Linz war alles andere als eine „gmahte Wiesn“. Als ich Anfang September 2017 beim Altbischof von Rom, dem emeritierten Papst Benedikt XVI. war, hat er gemeint, Bischof von Linz zu sein, sei auch quasi ein Martyrium. [Ich hatte bei seinem Schülerkreis über das Martyrium referiert.] Die iroschottischen Mönche spra- chen vom „grünen Martyrium“, wenn jemand um des Glaubens willen seine Heimat, d. h. die grüne Insel Irland verlässt. Du hast mir gegenüber gemeint, das sei doch übertrieben. Aber es war doch eine harte Knochenarbeit für dich, die dich manchmal an den Rand deiner physi- schen Kräfte gebracht hat. Wir sind sehr dankbar dafür, dass du nach Linz gekommen bist, und wir sind sehr froh darüber, dass du 2005 in Linz geblieben bist. Auch dieser Übergang 2005 war ja durchaus schmerzlich. Nicht nur die transalpinen Kräfte in Rom haben ihn zu verantworten. Du hast einiges einstecken müssen …

Du bist vom Benediktinermönch, der die stabilitas versprochen hat, zum Pilger, Wanderpredi- ger und Vagabunden geworden und bist es bis heute. Immer wieder bekomme ich mit, dass du Kranke besuchst. Du bist geografisch, aber auch existentiell von den Milieus her nach wie vor viel unterwegs. Du stehst für die Vitalität der Kirche in der sozialen Frage, (mit)verantwort- lich für den Sozialhirtenbrief der österreichischen Bischöfe, für das ökumenische Sozialwort der Kirchen. Dein Name steht für eine starke Sozialpartnerschaft, für die Allianz für den freien Sonntag, für die Sozialverträglichkeitsprüfung, für Joseph Cardijn, für Marcel Callo ... Du stehst für eine intensive Auseinandersetzung mit den Abgründen unserer Geschichte wie mit der Vernichtungsanstalt Hartheim oder dem Konzentrationslager Mauthausen. Du bist historisch höchst interessiert und informiert, du bist gesprächsfähig, Dialog eröffnend für unterschiedliche Ideologien. Du hast Freimaurer zur Kirche zurückgeführt und die Mutter von Jörg Haider be- graben.

Es gehört zu deiner Spiritualität, dass „Freude und Hoffnung, Trauer und Angst der Menschen von heute, besonders der Armen und Bedrängten aller Art, auch Freude und Hoffnung, Trauer und Angst der Jünger Christi sind. Und es gibt nichts wahrhaft Menschliches, das nicht in ihren Herzen seinen Widerhall fände.“ (GS 1) Dass wir uns die Freude am Christsein erhalten sollen, diesen Wunsch hast du oft genannt. Du hast damit viele motiviert und einen aufbauenden, Fenster öffnenden Blick in die Zukunft der Kirche erschlossen. „Aggiornamento“ und „Corag- gio“ – Verheutigung und Mut – gehören zu deinem Grundvokabular, zur Grundmelodie deiner Ansprachen und du verkörperst dies auch in deinem Leben und Wirken.

Eins möchte ich heute noch hinzufügen: Das „Wir“ der Kirche ist für dich nicht durch die Lan- desgrenzen eingeengt. Wie viel kannst du von der italienischen Bischofskonferenz erzählen!

Und wie oft bist du im norditalienischen Raum, in Slowenien und in Kroatien unterwegs. Mostar

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und Bosnien insgesamt, Budweis und Tschechien, Weißrussland und Rumänien, aber auch Brüssel gehörten zu deinem „Wir“ der Kirche. Du denkst, glaubst und fühlst international und europäisch. Wie anregend und spannend kannst du über eine Begegnung zwischen Johannes Paul II. und dem Kapitelvikar von Budweis 1988 in Lorch erzählen! Imame in Bosnien oder der Kommissionspräsident Prodi in Brüssel waren deine Gesprächspartner.

Im Alten Testament gibt es bei Kohelet einen Text, der zunächst befremdend, weil fatalistisch und fast zynisch klingt: „Alles hat seine Stunde. Es gibt eine bestimmte Zeit zum Gebären und zum Sterben, eine Zeit zum Pflanzen und zum Ernten, eine Zeit zum Töten und zum Heilen, eine Zeit zum Niederreißen und zum Aufbauen, eine Zeit zum Lachen und zum Weinen, eine Zeit für die Klage und eine Zeit für den Tanz, zum Suchen und zum Verlieren, zum Behalten und zum Wegwerfen, zum Steine-Werfen und zum Steine-Sammeln, zum Umarmen und die Umarmung zu lösen, zum Lieben und zum Hassen, eine Zeit für den Krieg und eine Zeit für den Frieden.“ Und nachdem die Spannungsfelder der Zeit, die Sternstunden und die Ab- gründe, das Menschliche und das Dämonische benannt sind, steht ein Wort, das meist nicht mehr gelesen wird. „Überdies hat Gott die Ewigkeit in alles hineingelegt.“ (Koh 3,11) Und:

„Er wird das Verjagte heimholen.“ Lieber Bischof Maximilian! Gott hat seine Ewigkeit in dein Wirken hineingelegt. Ein großes Vergelt’s Gott für dein Wirken, dein Dasein, dein Gebet und dein Zeugnis. Gottes Segen zum 85. Geburtstag! Du bist ein Segen für uns in Oberösterreich, in der Diözese Linz – und du bist ein Gesegneter.

+ Manfred Scheuer Bischof von Linz

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