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Rasche und umfassende Lösung des Too-big-to-fail-Problems | Die Volkswirtschaft - Plattform für Wirtschaftspolitik

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Stellungnahmen

37 Die VolkswirtschaftDas Magazin für Wirtschaftspolitik 12-2010

Am G20-Gipfel in Seoul Mitte November 2010 wurde das neue internationale Regel- werk des Basel-III-Abkommens unterzeich- net. Welche Banken auf globaler Ebene aber als systemrelevant gelten und wie stark die zusätzlichen Anforderungen ausfallen, soll erst später festgelegt werden. Den regulato- rischen Rahmen für den Umgang mit ihnen werden das Financial Stability Board (FSB) und der Basler Ausschuss wohl kaum vor En- de 2011 festlegen.

Vorreiterrolle der Schweiz

Demgegenüber hat in der Schweiz die Ex- pertengruppe bereits konkrete Vorschläge zur Ausgestaltung der verschärften Eigenmit- telanforderungen bei den systemrelevanten Banken ausgearbeitet. Demnach kann ein Teil des Puffers und die progressive Kompo- nente aus bedingten Pflichtwandelanleihen (CoCos) bestehen. Diese werden beim Un- terschreiten vordefinierter Eigenkapitalquo- ten automatisch (Trigger) in Eigenkapital umgewandelt. Ergänzend kommen strengere Liquiditätsvorschriften sowie eine Begren- zung der Verflechtungen und Klumpen- risiken im Finanzsektor zum Zuge. Zudem sollen vorbereitete und von der Finanz- marktaufsichtsbehörde (Finma) begutachte- te organisatorische Massnahmen im Krisen- fall unverzichtbare Dienstleistungen im Zahlungsverkehr sowie im Einlagen- und Kreditgeschäft sicherstellen.

Weil organisatorische Massnahmen er- hebliche Eingriffe in die Wirtschaftsfreiheit und die Eigentumsgarantie nach sich ziehen, ist es richtig, dass das Subsidiaritätsprinzip zur Geltung kommen soll. Demnach wird es Aufgabe der jeweiligen Banken sein, sich so zu organisieren, dass die Weiterführung der systemrelevanten Funktionen im Hinblick auf den Krisenfall gewährleistet ist. Wenn ei- ne Bank die Weiterführungsfähigkeit der sys- temrelevanten Funktionen aber nicht nach- weisen kann, soll die Aufsichtsbehörde die notwendigen organisatorischen Massnah- men anordnen.

Die in der Schweiz vorgeschlagenen Mass- nahmen sind damit sehr umfassend und in- ternational anerkannt. Einerseits wird mit präventiven Massnahmen die Krisenresistenz erhöht. Das Risiko einer Insolvenz bei den

als systemrelevant eingestuften Grossbanken wird dadurch erheblich gemildert. Anderer- seits sollen gescheiterte Banken auch dann liquidiert werden können, wenn sie system- relevant sind. Dies ist mit Blick auf die Glaubwürdigkeit der marktwirtschaftlichen Ordnung wichtig.

Strenger Swiss Finish

Das von der Expertenkommission präsen- tierte Massnahmenpaket orientiert sich da- ran, das TBTF-Problem zu lösen und dabei die zusätzlichen Kosten für die Schweizer Volkswirtschaft moderat zu halten. Insge- samt gehen ihre Vorschläge aber weit. So sol- len die Schweizer Grossbanken künftig fast doppelt so viel Gesamteigenkapital halten müssen als nach den Mindestanforderungen von Basel III. Damit fällt der «Swiss Finish»

im internationalen Verhältnis markant aus.

Auf internationaler Ebene erheben insbeson- dere Deutschland, Frankreich und Japan Ein- wände gegen zu starke Eigenkapitalvor- schriften. Sie weisen darauf hin, dass sich restriktive Kapitalvorschriften für Banken negativ auf die Kreditgewährung auswirken würden. Mit dem strengen Swiss Finish dürf- ten jedenfalls die Umsetzungs- und Folge- kosten der Regulierung in der Schweiz höher ausfallen als im Ausland. Demgegenüber ist zu erwarten, dass die Reputation des schwei- zerischen Finanzplatzes und der beiden Grossbanken gestärkt wird. Dieser Umstand ist angesichts der weltweiten Verunsicherung mit zu berücksichtigen.

Die im Policy-Mix der Expertenkommis- sion enthaltenen Massnahmen sind aufei- nander abgestimmt. Sie sollten deshalb un- verändert und vor allem ohne weitere Auflagen umgesetzt werden. Angesichts der Umsetzungskosten und der Sicherstellung der Wettbewerbsfähigkeit sind die gefor- derten Übergangsfristen im Einklang mit Basel III gerechtfertigt. Dies gilt umso mehr, als auf internationaler Ebene eher Verzöge- rungen und materielle Abschwächungen bei der TBTF-Regulierung zu erwarten sind.

Rasche und umfassende Lösung des Too-big-to-fail-Problems

Gerold Bührer

Präsident economiesuisse

Nach mehrmonatigen intensiven Beratungen haben sich die Mit- glieder der vom Bundesrat ein- gesetzten Expertengruppe TBTF Ende September 2010 einstimmig auf ein Bündel von aufeinander abgestimmten Massnahmen ge- einigt. Diese betreffen die zentra- len Bereiche Eigenmittel, Organi- sation, Liquidität und Risikover- teilung. Im Zentrum der Empfeh- lungen stehen die verschärften Eigenmittelanforderungen. Diese sind von der Struktur her (Basis, Puffer und progressive Kompo- nente) zwar mit den neuen inter- nationalen Anforderungen kom- patibel. Quantitativ gehen sie aber weit darüber hinaus. Zudem hat die Expertengruppe für die sys temrelevanten Schweizer Grossbanken UBS und CS bereits konkrete Vorgaben für den zusätz- lichen Aufschlag auf ihrem Eigen- kapital vorgeschlagen. Der zu- sätzliche Eigenmittelbedarf ist auch im internationalen Vergleich ausserordentlich hoch.

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