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Erwerbstätigkeit in Stuttgart und in den anderen Großstädten 2000 bis 2018 Unterschiede im Zeitverlauf und nach Wirtschaftsbereichen

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Die Corona-Pandemie wird noch geraume Zeit eine besondere Herausforderung für Wirtschaft und Gesellschaft bleiben. Vor diesem Hintergrund haben sich im Rahmen dieser Schriftenreihe verschiedene Ausarbeitungen mit den aktuellen Auswirkungen oder mit Parallelen zur früheren Finanzkrise befasst, so zuletzt in Bezug auf Beschäf- tigung und Arbeitslosigkeit.2 Thema des vorliegenden Beitrags ist ein Rückblick auf die Entwicklung der Erwerbstätigkeit in Stuttgart und in den anderen 14 größten Städten Deutschlands mit jeweils mehr als 400 000 Einwohnern.

Entwicklung in Stuttgart 2000 bis 2018

Abbildung 1 zeigt den Verlauf der Erwerbstätigenzahlen in Stuttgart zwischen 2000 und 2018, und zwar insgesamt und in den vier größten Wirtschaftsbereichen, die etwa 95 Prozent aller in Stuttgart erwerbstätigen Menschen Beschäftigung bieten.

Sehr deutlich kommt dabei zum Ausdruck, dass die Entwicklung der Erwerbstätig- keit insgesamt in diesen 18 Jahren aus zwei Phasen besteht:

• Erstens einer Stagnation von 2000 bis 2010 mit Erwerbstätigenzahlen zwischen 472 800 (2000) und 481 000 (2008),

• und zweitens einem anschließenden, ziemlich rasanten und durchgehenden An- stieg bis 2018 mit dann rund 541 300 Erwerbstätigen, was einem Plus gegenüber 2000 beziehungsweise 2010 um etwa 14 ½ Prozent entspricht.

Diese zweigeteilte Entwicklung wird vor allem durch das Verarbeitende Gewerbe bestimmt, das bis 2010 seine Erwerbstätigkeit deutlich zurückgeführt und erst danach bis 2018 in fast gleichem Umfang wieder ausgebaut hat. Auch der Bereich Handel, Verkehr, Gastgewerbe, Information und Kommunikation war, abgesehen von einem Zwischenhoch 2005 bis 2008, bis 2010 von rückläufiger Erwerbstätigkeit geprägt, um dann bis 2018 ebenfalls ansteigende Erwerbstätigenzahlen zu verbu- chen. Demgegenüber ist die Erwerbstätigkeit im Bereich Öffentliche und sonstige Dienstleister, Erziehung und Gesundheit, Private Haushalte im gesamten Zeitraum 2000 bis 2018 von Jahr zu Jahr recht kontinuierlich angestiegen. Ebenso war im Bereich Finanz-, Versicherungs- und Unternehmensdienstleister, Immobilienwesen – abgesehen von einem Einbruch im Zuge der Finanzkrise 2008 bis 2010 – eine stetige Zunahme zu beobachten.

Dies hat im Ergebnis dazu geführt, dass die Erwerbstätigkeit in Stuttgart sich bis 2010 insgesamt kaum ausgeweitet hat (2000 bis 2010: + 0,1 %), weil Rückgänge im Verarbeitenden Gewerbe (- 17,2 %) und bei Handel, Verkehr, Gastgewerbe, In- formation und Kommunikation (- 2,6 %) durch Zunahmen in den Bereichen Finanz-, Versicherungs- und Unternehmensdienstleister, Immobilienwesen (+ 6,9 %) sowie Öffentliche und sonstige Dienstleister, Erziehung und Gesundheit, Private Haushalte (+ 11,2 %) genau ausgeglichen werden konnten.

Thema des Beitrags: Entwicklung der Erwerbstätigenzahlen in den 15 größten Städten Deutschlands seit 2000 und während der Finanzkrise

Stuttgart: Stagnation der Erwerbs- tätigkeit in der ersten Dekade, anschließend bemerkenswerter Anstieg um 14 ½ Prozent

Vor allem das Verarbeitende Gewerbe ist für die zweigeteilte Entwicklung verantwortlich:

Rückgänge der Erwerbstätigenzahlen bis 2010 im Verarbeitenden Gewerbe wurden durch Zunahmen bei den Dienst- leistungsbereichen ausgeglichen, …

Dr. Werner Münzenmaier1

Erwerbstätigkeit in Stuttgart und in den

anderen Großstädten 2000 bis 2018 –

Unterschiede im Zeitverlauf und nach

Wirtschaftsbereichen

(2)

341

Das beeindruckende Wachstum der Erwerbstätigenzahlen nach 2010 (bis 2018:

+ 14,4 %) wurde von allen Wirtschaftsbereichen getragen, wie Abbildung 1 ver- deutlicht. Dabei verlief der Aufschwung im Verarbeitenden Gewerbe und bei Handel, Verkehr, Gastgewerbe, Information und Kommunikation 2010 bis 2013 nahezu parallel.Danach hat jedoch das Verarbeitende Gewerbe stärker angezogen, wo- durch dessen Wachstumsraten 2010 bis 2018 (+ 20,1 %) höher ausgefallen sind als bei Handel, Verkehr, Gastgewerbe, Information und Kommunikation (+ 11,2 %). Bei den beiden anderen Dienstleistungsbereichen zeigt Abbildung 1 ab 2014 eine fast parallele Aufwärtsbewegung, jedoch ist der Bereich Finanz-, Versicherungs- und Unternehmensdienstleister, Immobilienwesen 2010 von (krisenbedingt) niedrigerem Niveau gestartet. Deshalb konnte dieser überwiegend unternehmensbezogene Dienstleistungsbereich 2010 bis 2018 eine höhere Zunahme verbuchen (+ 16,2 %) als der Bereich Öffentliche und sonstige Dienstleister, Erziehung und Gesundheit, Private Haushalte (+ 12,3 %).

Im Gesamtzeitraum 2000 bis 2018 ist die Erwerbstätigkeit in Stuttgart um insge- samt 14,5 Prozent angewachsen. Am stärksten und nahezu gleich hoch ausgefallen sind die Steigerungsraten in den Bereichen Öffentliche und sonstige Dienstleister, Erziehung und Gesundheit, Private Haushalte mit + 24,9 Prozent sowie Finanz-, Versicherungs- und Unternehmensdienstleister, Immobilienwesen mit + 24,2 Pro- zent. Deutlich geringer war die Zunahme bei Handel, Verkehr, Gastgewerbe, Infor- mation und Kommunikation mit + 8,3 Prozent. Das Verarbeitende Gewerbe hat 2018 das Niveau des Jahres 2000 fast erreicht, der Abstand lag bei - 0,6 Prozent.

Diese zweigeteilte Erwerbstätigenentwicklung ist nicht zuletzt auf die Finanzkrise gegen Ende der ersten Dekade zurückzuführen. Abbildung 1 zeigt einen deutlichen Einbruch in den davon besonders betroffenen Jahren 2008 bis 2010, der nicht nur das Verarbeitende Gewerbe, sondern in der Folge auch die überwiegend unterneh- mensbezogenen beziehungsweise warenorientierten Dienstleistungsbereiche Handel, Verkehr, Gastgewerbe, Information und Kommunikation beziehungsweise Finanz-, Versicherungs- und Unternehmensdienstleister, Immobilienwesen in Mitleidenschaft gezogen hat. Der anschließende Aufschwung 2010 bis 2018, der in Stuttgart vom Verarbeitenden Gewerbe und hier überwiegend von der Automobilwirtschaft getragen wurde, hat dann die beiden Dienstleistungsbereiche ziemlich parallel mit nach oben gezogen. Beim Verarbeitenden Gewerbe liegt ein nahezu klassischer, gut ausgepräg- ter V-Verlauf vor, also ein fast spiegelbildlicher Ab- und anschließender Aufschwung.³

… nach 2010 haben alle Bereiche ihre Erwerbstätigkeit ausgebaut

Gesamtzeitraum 2000 bis 2018:

Stagnation der Erwerbstätigkeit im Verarbeitenden Gewerbe, Zunahmen bei den Dienstleistungsbereichen

Signifikanter Einfluss der Finanzkrise 2008 bis 2010

2000 = 100 %

80 90 100 110 120 130

2000 01 02 03 04 05 06 07 08 09 10 11 12 13 14 15 16 17 2018

Quelle: Erwerbstätigenrechnung der Länder; eigene Berechnungen 125

115

105

95

85

Alle Wirtschaftsbereiche Verarbeitendes Gewerbe

Handel, Verkehr, Gastgewerbe; Information und Kommunikation Finanz-, Versicherungs- und Unternehmensdienstleister; Immobilienwesen Öffentliche und sonstige Dienstleister, Erziehung und Gesundheit, Private Haushalte

Landeshauptstadt Stuttgart, Statistisches Amt Abbildung 1: Entwicklung der Zahl

der Erwerbstätigen insgesamt und in ausgewählten Wirtschaftsbereichen in Stuttgart 2000 bis 2018

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Anteilsveränderungen zwischen 2000 und 2018 Stuttgart

Die unterschiedlichen Entwicklungen der einzelnen Wirtschaftsbereiche haben im Untersuchungszeitraum zu Veränderungen bei den Anteilen an der gesamten Er- werbstätigkeit Stuttgarts geführt. Dies zeigt Abbildung 2 mit Anteilswerten für sechs Wirtschaftsbereiche, deren Zusammensetzung in der Übersicht genauer be- schrieben ist.

Danach hat der Bereich Öffentliche und sonstige Dienstleister, Erziehung und Ge- sundheit, Private Haushalte seine Spitzenstellung gehalten und seinen Anteil von 28,1 Prozent im Jahr 2000 zunächst auf 31,2 Prozent im Jahr 2010 erhöht, dann aber auf 30,7 Prozent im Jahr 2018 wieder leicht abgebaut. Demgegenüber erfolgte im Bereich Finanz-, Versicherungs- und Unternehmensdienstleister, Immobilienwe- sen eine kontinuierliche Anteilsverbesserung von 25,6 über 27,3 auf 27,8 Prozent.

Das Verarbeitende Gewerbe erreichte nach 17,3 Prozent im Jahr 2000 seinen Tief- punkt im Jahr 2010 mit 14,3 Prozent, konnte aber 2018 immerhin auf eine Quote von 15,0 Prozent zurückblicken. Stetige Anteilsverluste hat der Bereich Handel, Verkehr, Gastgewerbe, Information und Kommunikation erfahren, nämlich von 23,2 (2000) über 22,6 (2010) auf 22,0 Prozent (2018).

Deutlich wird in dieser Gegenüberstellung auch, dass in Stuttgart zu allen drei Eck- jahren in jedem der drei Dienstleistungsbereiche mehr Menschen erwerbstätig waren als im Verarbeitenden Gewerbe. In den übrigen, hier nicht näher untersuch- ten Wirtschaftsbereichen war der Erwerbstätigenanteil erheblich geringer: So im

Sektoral differenzierte Entwicklung der Erwerbstätigkeit in Stuttgart spiegelt sich in Anteilsverschiebungen wider

In Stuttgart waren durchgehend in jedem der drei Dienstleistungsbereiche mehr Menschen beschäftigt als im Verarbeitenden Gewerbe

Deutschland Stuttgart

Quelle: Erwerbstätigenrechnung der Länder; eigene Berechnungen Verarbeitendes Gewerbe

Handel, Verkehr, Gastgewerbe; Information und Kommunikation

Öffentliche und sonstige Dienstleister, Erziehung und Gesundheit, Private Haushalte Baugewerbe

Land- und Forstwirtschaft; Bergbau, Steine und Erden; Versorgung und Entsorgung

Finanz-, Versicherungs- und Unternehmensdienstleister; Immobilienwesen

2000 2010 2018 2000 2010 2018 17,3 4,4

3,5 1,1

1,4 23,2 25,6 28,1

14,3 22,6 27,3 31,2

2,9

19,6 7,2 3,5 26,2 14,0 29,5

17,4 5,7 25,9 16,8 31,3

17,2 5,62,7 25,6 17,4 31,5

0 20 40 60 80 100 %

15,5

3,4 1,2

15,0 22,0 27,8 30,7

Kreisfreie Städte Deutschland

2000 2010 2018

12,7 3,8 26,1 21,7 34,0

12,2 3,7 25,6 22,5 34,4

18,3 27,2

5,1 31,9

15,5 2,0

1,7 1,6

Landeshauptstadt Stuttgart, Statistisches Amt Abbildung 2: Anteil der Erwerbs-

tätigen nach Wirtschaftsbereichen in Stuttgart, in Deutschland und in seinen kreisfreien Städten 2000, 2010 und 2018

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343

Baugewerbe mit 4,4 Prozent in 2000, dann 3,5 Prozent in 2010 und 3,4 Prozent in 2018 beziehungsweise im zusammengefassten „Restbereich“ Land- und Forstwirt- schaft, Bergbau, Steine und Erden, Versorgung und Entsorgung mit 1,4 über 1,1 auf 1,2 Prozent.

Deutschland

In Abbildung 2 sind ergänzend die entsprechenden Quoten für Deutschland veran- schaulicht. Im Vergleich zu Stuttgart fallen folgende Besonderheiten auf:

Der Bereich Öffentliche und sonstige Dienstleister, Erziehung und Gesundheit, Private Haushalte lag auch in Deutschland stets ganz vorne und hatte sogar in allen drei Jahren etwas höhere Anteilswerte aufzuweisen als Stuttgart, nämlich 29,5 Prozent im Jahr 2000, dann 31,3 Prozent im Jahr 2010 und schließlich 31,5 Prozent im Jahr 2018. Im Unterschied zu Stuttgart erwähnenswert ist auch die stetige Anteilsvergrö- ßerung dieses Bereichs in Deutschland.

In Deutschland konnte das Verarbeitende Gewerbe bis 2010 immerhin noch mehr Menschen beschäftigen als die über- wiegend unternehmensbezogenen Dienstleistungen

Übersicht: Wirtschaftszweiggliederung entsprechend den Volkswirtschaftlichen

Gesamtrechnungen nach WZ 2008 Verarbeitendes Gewerbe Baugewerbe

Land- und Forstwirtschaft; Bergbau, Steine und Erden; Versorgung und Entsorgung

Handel, Verkehr, Gastgewerbe; Information und Kommunikation

Finanz-, Versicherungs- und Unternehmensdienstleister; Immobilienwesen

Öffentliche und sonstige Dienstleister, Erziehung und Gesundheit, Private Haushalte - Öffentliche Verwaltung, Verteidigung, Sozialversicherung

- Erziehung und Unterricht - Gesundheits- und Sozialwesen - Kunst und Kultur, Glücksspiel - Sport, Unterhaltung und Erholung

- Interessenvertretungen und religiöse Vereinigungen - Reparatur von DV-Geräten und Gebrauchsgütern - Private Haushalte mit Hauspersonal

- Finanzdienstleister, Versicherungen und damit verbundene Tätigkeiten, Pensionskassen - Grundstücks- und Wohnungswesen

- Freiberufliche, wissenschaftliche und technische Dienstleister, Werbung und Marktforschung, Veterinärwesen

- Vermietung von beweglichen Sachen, Vermittlung und Überlassung von Arbeitskräften, Reisebüros und -veranstalter

- Land- und Forstwirtschaft, Fischerei

- Bergbau und Gewinnung von Steinen und Erden

- Energieversorgung, Wasserversorgung, Abwasser- und Abfallentsorgung, Rückgewinnung

- Handel, Instandhaltung und Reparatur von Kraftfahrzeugen - Verkehr und Lagerei, Post-, Kurier- und Expressdienste - Gastgewerbe

- Verlagswesen, audiovisuelle Medien und Rundfunk - Telekommunikation

- IT- und Informationsdienstleister

Landeshauptstadt Stuttgart, Statistisches Amt

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In Deutschland ebenfalls stärker verankert als in Stuttgart war der Bereich Handel, Verkehr, Gastgewerbe, Information und Kommunikation mit Anteilswerten von 26,2 Prozent in 2000, dann 25,9 Prozent in 2010 und 25,6 Prozent in 2018. Wie in Stuttgart sind die Anteile dieses Bereichs also auch in Deutschland rückläufig gewesen.

Im Unterschied zu Stuttgart konnte sich das Verarbeitende Gewerbe in Deutschland in den Jahren 2000 mit 19,6 Prozent und 2010 mit 17,4 Prozent auf dem dritten Rang behaupten, fiel dann aber 2018 mit 17,2 Prozent auch dort auf den vierten Platz knapp hinter die unternehmensbezogenen Dienstleister zurück. Bemerkens- wert ist der in Deutschland anhaltende Anteilsrückgang bei den im Verarbeitenden Gewerbe Erwerbstätigen, also auch zwischen 2010 und 2018 und damit im Gegen- satz zum Anteilsgewinn in Stuttgart. Insgesamt betrachtet hat sowohl die Finanz- krise 2008 bis 2010 als auch die anschließende Aufschwungsphase in Stuttgart stärker durchgeschlagen als in Deutschland.

Demgegenüber haben die Erwerbstätigen des Bereichs Finanz-, Versicherungs- und Unternehmensdienstleister, Immobilienwesen in Stuttgart erheblich mehr zur Ge- samterwerbstätigkeit beigetragen als in Deutschland. Bundesweit erreichten die Anteilswerte 2000 nur 14,0 Prozent, sind dann aber – wie in Stuttgart – stetig an- gestiegen auf 16,8 Prozent im Jahr 2010 und 17,4 Prozent im Jahr 2018; dennoch blieb diesem Bereich 2000 und 2010 bundesweit nur der vierte Platz hinter dem Verarbeitenden Gewerbe.

Strukturbedingt erlangten die verbleibenden beiden Wirtschaftsbereiche in Deutsch- land höhere Quoten als in Stuttgart, die allerdings kontinuierlich rückläufig waren.

So verringerte sich der Anteil des Baugewerbes deutschlandweit von 7,2 Prozent im Jahr 2000 über 5,7 Prozent im Jahr 2010 auf 5,6 Prozent im Jahr 2018, und im

„Restbereich“ ging die Entwicklung von 3,5 Prozent über 2,9 Prozent auf 2,7 Prozent zurück.

Kreisfreie Städte Deutschlands

Die Unterschiede zwischen Stuttgart und Deutschland insgesamt erklären sich dar- aus, dass die Landkreise eine meist abweichende Erwerbstätigenstruktur aufweisen.

Dabei kommt ihnen bundesweit durchaus erhebliches Gewicht zu – in den Landkrei- sen waren im Jahr 2000 rund 60,7 Prozent der in Deutschland erwerbstätigen Menschen beschäftigt, 2018 waren es noch 56,0 Prozent. Interessant ist deshalb, wie Stuttgart im Vergleich zu den Stadtkreisen in Deutschland dasteht.

Abbildung 2 gibt auch hierzu Auskunft. Danach hatte Stuttgart beim Verarbeiten- den Gewerbe in allen drei Eckjahren höhere Anteilswerte aufzuweisen als der Durchschnitt der kreisfreien Städte, die außerdem nicht nur zwischen 2000 mit 15,5 Prozent und 2010 mit 12,7 Prozent Anteile verloren haben, sondern auch im An- schluss mit 2018 nur noch 12,2 Prozent. Auch der überwiegend unternehmensbe- zogene Dienstleistungsbereich Finanz-, Versicherungs- und Unternehmensdienst- leister, Immobilienwesen blieb in allen drei Jahren bei den Anteilswerten deutlich unter dem Niveau von Stuttgart, konnte aber, wie die Landeshauptstadt, im Verlauf der Jahre überdurchschnittlich anwachsen.

Umgekehrt konnte Stuttgart bei Handel, Verkehr, Gastgewerbe, Information und Kommunikation weniger Anteilswerte verbuchen als die kreisfreien Städte, die aber genau wie Stuttgart ihre Anteile im Laufe des Untersuchungszeitraums abbauen mussten. Noch größer war der Abstand Stuttgarts zu den kreisfreien Städten beim Bereich Öffentliche und sonstige Dienstleister, Erziehung und Gesundheit, Private Haushalte; wie in Stuttgart, so konnten diese überwiegend personenbezogenen Dienstleistungen auch in den kreisfreien Städten ihre Position als erwerbstätigen- stärkster Bereich ausbauen.

Nur die unternehmensbezogenen Dienstleister haben in Stuttgart höhere Anteile an der gesamten Erwerbstätig- keit als in Deutschland

Im Vergleich zur Summe der kreisfreien Städte ist Stuttgart beim Verarbeitenden Gewerbe und bei den unternehmens- bezogenen Dienstleistern stärker vertreten

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Stuttgart im Reigen der deutschen Großstädte

Wie steht Stuttgart im Vergleich zu den anderen Großstädten da? Hierüber geben die Abbildungen 3 bis 7 Auskunft.

Erwerbstätige insgesamt

Wie Abbildung 3 zeigt, hat die Erwerbstätigkeit insgesamt im Gesamtzeitraum 2000 bis 2018 in Stuttgart (+ 14,5 %) stärker zugenommen als in Deutschland (+ 12,2 %), aber neun der 15 größten Städte haben besser abgeschnitten als die baden-württem- bergische Landeshauptstadt. Besonders kräftige Zunahmen um mehr als ein Fünftel haben zum einen die beiden ostdeutschen Städte Leipzig (+ 24,3 %) und Dresden (+ 21,0 %) erfahren, und zwar als Ausdruck eines Wiedererstarkens von Industrie, Handwerk und Dienstleistungsgewerbe nach dramatischem wirtschaftlichem Ein- bruch und erheblichem Beschäftigungsrückgang in den ersten Jahren nach der

Stuttgart übertrifft Erwerbstätigen- wachstum Deutschlands, bleibt aber hinter den ostdeutschen Städten und den Millionenstädten Westdeutschlands zurück

Abbildung 3: Entwicklung der Gesamtzahl der Erwerbstätigen in den 15 größten Städten Deutschland 2000 bis 2018

-5 0 5 10 15 20 25 %

Deutschland Duisburg Essen Bremen Hannover Nürnberg Stuttgart Dortmund Düsseldorf Frankfurt Dresden Hamburg München Köln Leipzig Berlin

+4,6 +19,2

+24,6 +9,4 +13,6

+24,3

+7,3 +15,0

+23,4

+3,0 +18,2

+21,8 +8,5 +11,7

+21,2 +9,1+10,9

+21,0

+4,1 +14,2

+18,9 +7,3 +10,1

+18,2 +7,3+8,5

+16,4

+0,1 +14,4

+14,5

+1,5 +11,3

+13,0

+2,0 +10,7

+12,9

+1,8 +9,7

+11,7 +1,3+5,8

+7,2

-0,4 +4,7

+4,2

+2,7 +9,3

+12,2

Quelle: Erwerbstätigenrechnungen der Länder; eigene Berechnungen Veränderung 2010 zu 2000 Veränderung 2018 zu 2010 Veränderung 2018 zu 2000

Landeshauptstadt Stuttgart, Statistisches Amt

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Wiedervereinigung; der Spitzenreiter Berlin (+ 24,6 %) ist mit seinem früheren Ost- teil ebenfalls noch hierunter zu subsumieren. Zum anderen konnten neben Berlin auch die anderen drei Millionenstädte Köln (+ 23,4 %), München (+ 21,8 %) und Hamburg (+ 21,2 %) einen erheblichen Aufschwung von mehr als 20 Prozent ver- buchen. Offensichtlich waren also innerhalb der untersuchten 18 Jahre die großen Metropolen besonders attraktiv für neue Arbeitsplätze und Arbeitskräfte. Dies wird dadurch weiter unterstrichen, dass auf den nächsten Rängen ebenfalls ökonomisch starke Städte wie Frankfurt am Main (+ 18,9 %) und Düsseldorf (+ 18,2 %) folgen, vor Dortmund (+ 16,4 %) und Stuttgart (+ 14,5 %).

Dass Stuttgart nicht ganz zu den anderen größeren Städten mit hoher Wirtschafts- kraft aufschließen konnte, hängt mit der schon erwähnten Entwicklung im ersten Jahrzehnt 2000 bis 2010 und insbesondere dem krisenbedingten Einbruch an dessen Ende zusammen. Wie ausgeführt hat die Zahl der Erwerbstätigen zwischen 2000 und 2010 lediglich um 0,1 Prozent zugenommen, schlechter hat in diesem Zeitraum nur Duisburg mit - 0,4 Prozent abgeschnitten. Zuwachsraten von 9,4 Prozent in Leipzig oder 9,1 Prozent in Dresden als Ergebnis eines erfolgreichen Aufholprozesses blieben damit für Stuttgart unerreicht. Aber auch die anderen Städte mit durchweg höheren Wachstumsraten im Gesamtzeitraum 2000 bis 2018 haben den Grundstein dafür schon in dieser ersten Dekade gelegt.

Der zurückhaltenden Erwerbstätigenentwicklung im ersten Jahrzehnt folgte in Stutt- gart ein rasantes Wachstum der Erwerbstätigenzahlen in den anschließenden acht Jahren, der Anstieg um 14,4 Prozent war lediglich in den Millionenstädten Berlin (+ 19,2 %), München (+ 18,2 %) und Köln (+ 15,0 %) noch ausgeprägter. Diese beachtliche Steigerungsrate hat aber nicht ausgereicht, um die Stagnation in den zehn Jahren zuvor so auszugleichen, dass sich Stuttgart im Gesamtzeitraum 2000 bis 2018 wenigstens über den Durchschnitt der Großstädte setzen konnte. So haben jeweils niedrigere Zuwachsraten nach 2010 in Frankfurt am Main (+ 14,2 %), Leip- zig (+ 13,6 %), Hamburg (+ 11,7 %), Dresden (+ 10,9 %), Düsseldorf (+ 10,1 %) und Dortmund (+ 7,3 %) genügt, um diese Städte im Gesamtzeitraum vor Stuttgart zu platzieren. Die Steigerungsraten in Hannover, Bremen, Nürnberg und Essen blie- ben im ersten Zeitabschnitt mit + 1,3 bis + 2,0 Prozent zwar leicht über der Entwick- lung in Stuttgart, im zweiten Abschnitt mit + 11,3 bis + 5,8 Prozent aber darunter.

Das Schlusslicht bildete in beiden Abschnitten Duisburg mit - 0,4 und + 4,7 Prozent.

Verarbeitendes Gewerbe

Der Verlauf der Erwerbstätigkeit in Stuttgart wurde wie ausgeführt maßgeblich durch das Verarbeitende Gewerbe bestimmt, das im Jahr 2000 immerhin noch 17,3 Prozent aller Erwerbstätigen Beschäftigung geboten hat. Abbildung 4 veran- schaulicht die Entwicklung dieses Wirtschaftsbereichs in Stuttgart im Vergleich zu den anderen Großstädten.

Unmittelbar ins Auge springt bei dieser Grafik zunächst eine erhebliche Differenzie- rung zwischen den Städten. So steht in der ersten Dekade (2000 bis 2010) einem Anstieg in Leipzig um ein Zehntel (+ 9,9 %) ein Rückgang in Frankfurt um über ein Viertel (- 25,7 %) gegenüber, was einer Spannweite von 35,6 Prozentpunkten ent- spricht. In den nachfolgenden acht Jahren (2010 bis 2018) war der Unterschied zwischen dem Spitzenreiter Leipzig (+ 37,5 %) und dem Schlusslicht Essen (- 7,0 %) mit 44,5 Prozentpunkten noch größer. Schließlich belief sich im Gesamtzeitraum (2000 bis 2018) die Differenz auf 78,6 Prozentpunkte, wiederum zwischen Leipzig (+ 51,0 %) und Essen (- 27,6 %).

Auffallend ist weiterhin, dass nur die beiden ostdeutschen Städte Leipzig und Dres- den sowohl zwischen 2000 und 2010 (+ 9,9 und + 4,0 %) als auch zwischen 2010 und 2018 (+ 37,5 und + 13,0 %) auf einen Erwerbstätigenzuwachs im Verarbeiten- den Gewerbe zurückblicken konnten. In allen großen Städten Westdeutschlands war die Entwicklung 2000 bis 2010 negativ, außer in Duisburg sogar mit zweistelli-

Hauptursache: Krisenbedingt schwache Entwicklung in der ersten Dekade, …

… was durch rasantes Wachstum nach 2010 nicht ganz aufgeholt werden konnte

Erhebliche Unterschiede in der Entwicklung der Erwerbstätigen im Verarbeitenden Gewerbe zwischen den Großstädten

In erster Dekade beim Verarbeitenden Gewerbe nur Zunahmen in den beiden ostdeutschen Städten

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347

gem Rückgang! 2010 bis 2018 waren immerhin in acht westdeutschen Großstädten positive Zuwachsraten zu verzeichnen, dagegen weiter negative Raten vor allem in den Ruhrgebietsstädten Essen und Duisburg (- 7,0 und - 6,0 %) sowie – in geringe- rem Umfang – in Nürnberg, Düsseldorf und Frankfurt (- 0,5 bis - 4,4 %).

Die nach den beiden sächsischen Städten günstigste Entwicklung konnte Stuttgart verbuchen. Zwar war der Rückgang der Erwerbstätigkeit im Verarbeitenden Ge- werbe zwischen 2000 und 2010 mit - 17,2 Prozent durchaus gewaltig, er ist aber unter den westdeutschen Großstädten nur in Duisburg (- 7,2 %), in Hamburg (- 13,8 %) und in Bremen (- 15,2 %) geringer gewesen. Vor allem aber fiel der an- schließende Aufschwung in der baden-württembergischen Landeshauptstadt mit + 20,1 Prozent sehr stark ins Gewicht, er war nur in Leipzig (+ 37,5 %) deutlicher ausgeprägt. Wie sehr sich Stuttgart zwischen 2010 und 2018 von den meisten an- deren Großstädten abgehoben hat, wird dadurch unterstrichen, dass darüber hinaus

Überragende Zunahme nach 2010 in Stuttgart, gefolgt von weiteren Automobilstädten, wodurch …

Abbildung 4: Entwicklung der Zahl der Erwerbstätigen im Verarbeitenden Gewerbe in den 15 größten Städten Deutschlands 2000 bis 2018

-30 -20 -10 0 10 20 30 40 50 %

Deutschland Essen Frankfurt Düsseldorf Nürnberg Dortmund Berlin Köln München Duisburg Bremen Hannover Hamburg Stuttgart Dresden

Leipzig +9,9 +37,5

+51,0 +4,0+13,0

+17,5 -17,2

+20,1 -0,6

-13,8 -9,1 +5,4 -22,2

+15,8 -9,9

-15,2 -10,4 +5,7

-7,2-6,0 -12,8 -23,9

+14,4 -13,0

-17,2 -16,4 +1,0 -20,4

-17,9 +3,1 -22,7

-20,9 +2,3 -21,8 -22,1 -0,5 -22,1 -25,5 -4,4 -25,7 -27,3 -2,1

-22,1 -27,6 -7,0

-8,9 +8,2 -1,4

Quelle: Erwerbstätigenrechnungen der Länder; eigene Berechnungen Veränderung 2010 zu 2000 Veränderung 2018 zu 2010 Veränderung 2018 zu 2000

Landeshauptstadt Stuttgart, Statistisches Amt

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348

nur noch Dresden (+ 13,0 %), Hannover (+ 15,8 %) und München (+ 14,4 %) überhaupt zweistellig zulegen konnten. Es ist kein Zufall, dass alle diese Städte – wie auch das nächstplatzierte Bremen (+ 5,7 %) – ein wichtiges Standbein in der Pro- duktion von Automobilen einschließlich Zulieferteilen haben, die nach der Finanz- krise 2010 generell gut abgeschnitten hat.

Im Ergebnis hat dieser Verlauf dazu geführt, dass nur in Leipzig und in Dresden die Erwerbstätigkeit beim Verarbeitenden Gewerbe im Gesamtzeitraum angestiegen ist, und zwar mit 51,0 Prozent beziehungsweise 17,5 Prozent in beachtlichem Umfang.

In Stuttgart hat sich vor allem aufgrund der enormen Zuwachsraten im zweiten Zeitabschnitt im Gesamtzeitraum 2000 bis 2018 praktisch eine Stagnation einge- stellt – der Rückgang fiel mit - 0,6 Prozent recht bescheiden aus. Dies war Rang drei beziehungsweise, mit anderen Worten, die günstigste Entwicklung unter allen west- deutschen Großstädten, und zwar mit deutlichem Abstand zu Hamburg (- 9,1 %) und Hannover (- 9,9 %), wo die Verringerung gerade noch einstellig geblieben ist.

Wenigstens noch unter einem Fünftel verharrte der Erwerbstätigenabbau im Laufe dieser 18 Jahre in Bremen (- 10,4 %) und Duisburg (- 12,8 %) sowie in den Metro- polen München (- 13,0 %), Köln (- 16,4 %) und Berlin (- 17,9 %); in den verblei- benden fünf Großstädten fiel er merklich höher aus.

Fest steht damit auch, dass die – im Vergleich zu anderen Großstädten – relativ zurückhaltende Entwicklung der gesamten Erwerbstätigkeit in Stuttgart nicht auf das Verarbeitende Gewerbe zurückzuführen ist, ihre Ursache vielmehr bei den Dienstleistungsbereichen gesucht werden muss.

Handel, Verkehr, Gastgewerbe, Information und Kommunikation

Tatsächlich blieb Stuttgart bei der Erwerbstätigenentwicklung 2000 bis 2018 im Bereich Handel, Verkehr, Gastgewerbe, Information und Kommunikation mit einem Plus von 8,3 Prozent sowohl hinter dem Bundesdurchschnitt (+ 9,9 %) als auch hinter mehreren Großstädten zurück und landete auf dem zehnten Platz; dies geht im Einzelnen aus Abbildung 5 hervor. Der zehnte Rang wurde auch im ersten Jahr- zehnt 2000 bis 2010 erreicht, und zwar mit einer Verminderung um 2,6 Prozent bei einer bundesdurchschnittlichen Steigerung um 1,6 Prozent. Immerhin wurde in der Entwicklung nach 2010 mit + 11,6 Prozent die siebte Stelle unter den großen Städten erzielt und das Bundeswachstum (+ 8,1 %) übertroffen.

An der Spitze bei Handel, Verkehr, Gastgewerbe, Information und Kommunikation lag Berlin mit den jeweils höchsten Wachstumsraten von 30,9 Prozent im Gesamt- zeitraum und 26,5 Prozent von 2010 bis 2018. Recht ausgeprägt waren die Steige- rungsraten zwischen 2000 und 2018 auch in weiteren Städten mit signifikanter Ausrichtung auf Tourismus und Logistik, so in Leipzig (+ 22,9 %), Frankfurt (+ 21,9 %), München (+ 21,3 %) und Hamburg (+ 18,1 %) sowie Dresden und Düsseldorf (jeweils + 12,8 %). Allerdings ist die Entwicklung der sieben besonders dynamischen Städte in den beiden Teilabschnitten recht unterschiedlich verlaufen. Beispielsweise stand 2000 bis 2010 einer Stagnation in München (- 0,5 %) und Dresden (+ 0,3 %) ein Anstieg in Leipzig um 11,7 Prozent gegenüber, dem einzigen zweistelligen Zu- wachs übrigens in diesem ersten Zeitabschnitt. Bei den anderen genannten, ent- wicklungsstarken Städten bewegten sich die Wachstumsraten 2000 bis 2010 zwischen 3,4 Prozent in Frankfurt und 6,8 Prozent in Hamburg. 2010 bis 2018 war die Steigerung der Erwerbstätigenzahlen außer in Berlin (+ 26,5 %) noch in München (+ 21,9 %) und Frankfurt (+ 17,6 %) mit mehr als einem Sechstel besonders ausgeprägt.

In gewisser Hinsicht mit Stuttgart vergleichbar war der Verlauf in den Städten Nürn- berg, Köln, Bremen und Hannover mit einer Verminderung der Erwerbstätigkeit zwischen 2000 und 2010 um 0,1 bis 4,8 Prozent, jedoch einer anschließenden Steigerung um 5,8 bis 14,2 Prozent und dem Ergebnis einer jeweils einstelligen Zunahme im Gesamtzeitraum um 5,7 bis 8,9 Prozent. Am unteren Ende rangierten

… die baden-württembergische Landeshauptstadt im gesamten Zeitraum unter den westdeutschen Großstädten beim Verarbeitenden Gewerbe mit Abstand am besten abgeschnitten hat

Verarbeitendes Gewerbe damit nicht für zurückhaltende Entwicklung der gesamten Erwerbstätigkeit in Stuttgart verantwortlich

Unterdurchschnittliches Wachstum Stuttgarts bei Handel, Verkehr, Gastge- werbe, I+K im Vergleich zu Deutschland und den meisten Großstädten

Vor allem auf Tourismus und Logistik ausgerichtete Großstädte haben beson- ders gut abgeschnitten

Stuttgart hat im zweiten Zeitabschnitt merklich aufgeholt

(10)

349

schließlich die drei Ruhrgebietsstädte, unter denen Dortmund für 2000 bis 2018 wenigstens ein leichtes Plus verzeichnen konnte (+ 2,4 %), aber Essen (- 2,8 %) und Duisburg (- 4,9 %) ihren Erwerbstätigenstand in diesem Wirtschaftsbereich sogar abbauen mussten.

Finanz-, Versicherungs- und Unternehmensdienstleister, Immobilienwesen Wie Abbildung 6 zeigt, hat Stuttgart im Reigen der Großstädte beim Wachstum der Erwerbstätigkeit des Bereichs Finanz-, Versicherungs- und Unternehmensdienstleister, Immobilienwesen noch schlechter abgeschnitten. Im Gesamtzeitraum 2000 bis 2018 hat es nur zu Platz 13 gereicht, doch konnte sich Stuttgart mit + 24,2 Prozent immerhin noch vor so dienstleistungsorientierte Städte wie die Finanzmetropole Frankfurt (+ 19,7 %) und die Messestadt Hannover (+ 18,3 %) platzieren. Bei allen

Beim Erwerbstätigenausbau im Bereich Finanz-, Versicherungs- und Unterneh- mensdienstleister, Immobilienwesen liegt Stuttgart am Ende der Skala, nur vor der Bankenmetropole Frankfurt und der Messestadt Hannover; dies ist auch basisbedingt

Abbildung 5: Entwicklung der Zahl der Erwerbstätigen im Bereich Handel, Verkehr, Gastgewerbe, Information und Kommunikation in den 15 größten Städten Deutschlands 2000 bis 2018

-6 0 6 12 18 24 30 36 %

Deutschland Duisburg Essen Dortmund Hannover Bremen Stuttgart Köln Nürnberg Düsseldorf Dresden Hamburg München Frankfurt Leipzig Berlin

+3,5 +26,5

+30,9 +11,7

+10,0

+22,9

+3,4 +17,6

+21,5

-0,5 +21,9

+21,3 +6,8 +10,6

+18,1

+0,3 +12,5

+12,8 +4,8+7,7

+12,8

-4,6 +14,2

+8,9

-4,8 +14,1

+8,6

-2,6 +11,2

+8,3

-2,9 +10,3

+7,7 -0,1 +5,8

+5,7 +0,4+2,0

+2,4 -5,6 +3,0

-2,8 -1,4-3,5 -4,9

+1,6 +8,1 +9,9

Quelle: Erwerbstätigenrechnungen der Länder; eigene Berechnungen Veränderung 2010 zu 2000 Veränderung 2018 zu 2010 Veränderung 2018 zu 2000

Landeshauptstadt Stuttgart, Statistisches Amt

(11)

350

drei Städten dürfte dabei ein Basiseffekt zu Buche schlagen, also ein schon 2000 überdurchschnittlich hohes Niveau des dortigen Beschäftigtenstandes, für Stuttgart abzulesen aus dem Anteil dieses Bereichs an der gesamten Erwerbstätigkeit in Höhe von 25,6 Prozent.

Die drei Städte lagen schon im ersten Zeitabschnitt 2000 bis 2010 gemeinsam am Ende der Skala, Stuttgart mit + 6,9 Prozent sogar auf dem vorletzten Platz hinter Frankfurt (+ 7,8 %) und vor Hannover (+ 5,8 %). Von 2010 bis 2018 konnte sich Stuttgart dann von diesem Duo absetzen und mit + 16,2 Prozent den sechsten Platz behaupten, während Frankfurt (14. Platz; + 11,1 %) und Hannover (12. Platz;

+ 11,8 %) weiter zurückgeblieben sind.

Abbildung 6: Entwicklung der Zahl der Erwerbstätigen im Bereich Finanz-, Versicherungs- und Unternehmens- dienstleister, Immobilienwesen in den 15 größten Städten Deutschlands 2000 bis 2018

0 5 10 15 20 25 30 35 40 45 50 55 60 65 %

Deutschland Hannover Frankfurt Stuttgart Essen Düsseldorf Nürnberg München Hamburg Dresden Duisburg Berlin Bremen Köln Dortmund

Leipzig +20,3 +34,1 +61,3

+43,1

+8,4 +55,2

+26,3 +21,7

+53,7 +33,1

+14,2

+52,0 +20,1

+25,9

+51,2 +19,5

+26,3

+51,0 +31,7

+12,0

+47,5 +23,0

+12,8

+38,8 +14,2

+21,3

+38,5 +21,0

+11,8

+35,2 +21,1

+11,3

+34,7 +15,7

+13,9

+31,8 +6,9 +16,2

+24,2 +7,8+11,1

+19,7 +5,8 +11,8

+18,3 +23,6 +13,3

+40,1

Quelle: Erwerbstätigenrechnungen der Länder; eigene Berechnungen Veränderung 2010 zu 2000 Veränderung 2018 zu 2010 Veränderung 2018 zu 2000

Landeshauptstadt Stuttgart, Statistisches Amt

(12)

351

Für die Gesamteinordnung nicht unwichtig ist die Tatsache, dass es sich beim Bereich Finanz-, Versicherungs- und Unternehmensdienstleister, Immobilienwesen um den bundesweit dynamischsten aller vier Wirtschaftsbereiche handelt: In Deutschland wurden von diesen überwiegend unternehmensorientierten Dienstleis- tern sowohl 2000 bis 2010 mit + 23,6 Prozent als auch 2010 bis 2018 mit + 13,3 Prozent und in der Folge im Gesamtzeitraum 2000 bis 2018 mit + 40,1 Prozent die mit Abstand höchsten Zuwachsraten erzielt. Und auch in den 15 Großstädten waren die Steigerungsraten im 18-jährigen Zeitraum durchweg zweistellig, lediglich in Stuttgart, Frankfurt und Hannover zwischen 2000 und 2010 sowie in Dortmund von 2010 bis 2018 (+ 8,4 %) ist das prozentuale Wachstum nur einstellig ausgefallen.

Ausweitungen der Erwerbstätigkeit zwischen 2000 und 2018 um rund die Hälfte oder mehr konnten immerhin sieben Städte und damit etwa die Hälfte aller Groß- städte verbuchen, so Leipzig (+ 61,3 %), Dortmund (+ 55,2 %), Köln (+ 53,7 %), Bremen (+ 52,0 %), Berlin (+ 51,2 %), Duisburg (+ 51,0 %) und Dresden (+ 47,5 %).

Bei den beiden sächsischen Städten und wohl auch bei Berlin sowie bei den beiden Ruhrgebietsstädten haben vermutlich regionale Sonderentwicklungen beziehungs- weise ein allgemeiner Nachholbedarf, ausgehend von relativ niedrigem Niveau, eine Rolle gespielt. Dies zeigt sich auch daran, dass die mit ziemlichem Abstand dahinter platzierten Städte wie Hamburg (+ 38,8 %), München (+ 38,5 %), Nürnberg (+ 35,2 %), Düsseldorf (+ 34,7 %) und auch Essen (+ 31,8 %) – wie die schon erwähnten Metro- polen Stuttgart, Frankfurt und Hannover – zu den insoweit schon etablierteren Städten zählen.

Wie heterogen die Entwicklung abgelaufen ist, lässt sich im Übrigen daran erkennen, dass Dortmund im ersten Teilabschnitt mit + 43,1 Prozent einsam an der Spitze lag, im zweiten Teilabschnitt mit + 8,4 Prozent (und damit als einzige Großstadt mit nur einstelliger Steigerungsrate) ganz am Ende, was aber insgesamt trotzdem Platz zwei mit + 55,2 Prozent ergab. Umgekehrt belegte Duisburg zunächst nur Rang zehn mit + 19,5 Prozent, dann Platz eins mit + 26,3 Prozent und insgesamt immerhin die sechste Stelle mit + 51,0 Prozent. Überhaupt ist das Wachstum im ersten Zeitab- schnitt deutlich differenzierter ausgefallen als im zweiten Zeitabschnitt: 2000 bis 2010 lagen zwischen Dortmund (+ 43,1 %) und Hannover (+ 5,8 %) satte 37,3 Prozentpunkte, 2010 bis 2018 zwischen Duisburg (+ 26,3 %) und Dortmund (+ 8,4 %) mit lediglich 17,9 Prozentpunkten knapp halb so viele. Im Gesamtzeitraum 2000 bis 2018 belief sich der Unterschied auf 43,0 Prozentpunkte zwischen Leipzig (+ 61,3 %) und Hannover (+ 18,3 %).

Eine insgesamt größere Differenzierung hat, wie erwähnt, nur die Erwerbstätigkeit im Verarbeitenden Gewerbe erfahren mit einer Spannweite von 35,6 Prozentpunkten im ersten Zeitabschnitt (+ 9,9 % in Leipzig gegenüber - 25,7 % in Frankfurt) bezie- hungsweise 44,5 Prozentpunkten im zweiten (+ 37,5 % in Leipzig gegenüber - 7,0 % in Essen) und 78,6 Prozentpunkten im gesamten Zeitabschnitt (+ 51,0 % in Leipzig gegenüber - 27,6 % in Essen).

Öffentliche und sonstige Dienstleister, Erziehung und Gesundheit, Private Haushalte

Insofern ganz anders stellt sich die Situation beim Bereich Öffentliche und sonstige Dienstleister, Erziehung und Gesundheit, Private Haushalte dar, wie Abbildung 7 unterstreicht: Der Unterschied zwischen der Stadt mit dem stärksten und dem ge- ringsten Erwerbstätigenwachstum betrug im ersten Teilabschnitt nur 14,4 Prozent- punkte (Köln + 19,8 %; Duisburg + 5,4 %), im zweiten lediglich 12,7 Prozentpunkte (Frankfurt + 17,8 %; Duisburg + 5,1 %) und insgesamt schließlich 28,9 Prozent- punkte (Köln + 39,7 %; Duisburg + 10,8 %).

Hervorzuheben ist weiterhin, dass alle Großstädte die Erwerbstätigkeit in diesem überwiegend personenbezogenen Dienstleistungsbereich ausweiten konnten, also

Dabei handelt es sich hierbei um den bundesweit dynamischsten Wirtschafts- bereich

Bei Städten mit besonders kräftigen Zunahmen dürften Nachholeffekte und regionale Sonderentwicklungen eine Rolle spielen

Merkliche Wachstumsunterschiede zwischen den Städten bei diesen über- wiegend unternehmensbezogenen Dienstleistungen vor allem in der ersten Dekade, …

… im Kontrast zum Bereich Öffentliche und sonstige Dienstleister, Erziehung und Gesundheit, Private Haushalte

(13)

352

auch die Städte Duisburg, Bremen, Essen und Leipzig, die in beiden Teilabschnitten und damit auch insgesamt die niedrigsten Veränderungsraten aufgewiesen haben.

Etwas besser als diese vier Städte hat Stuttgart abgeschnitten, das mit + 11,2 Pro- zent zwischen 2000 und 2010 beziehungsweise + 12,3 Prozent zwischen 2010 und 2018 sowie + 24,9 Prozent zwischen 2000 und 2018 unter den Großstädten jeweils nur unterdurchschnittliche Zuwachsraten erreicht hat. Immerhin ist die baden-württem- bergische Landeshauptstadt jedoch in allen Zeitabschnitten noch über dem bundes- deutschen Durchschnitt geblieben. Überhaupt sind diese personen- und haushalts- orientierten Dienstleistungen in den meisten großen Städten überproportional angewachsen, beispielsweise im Zusammenhang mit einem allgemeinen Ausbau von Hochschul- und Gesundheitsleistungen.

Die besonders starken Verbesserungen von Köln und Frankfurt in beiden Zeit- abschnitten wurden bereits hervorgehoben. Die in vier weiteren Städten ebenfalls noch beträchtlichen Zuwachsraten um insgesamt rund drei Zehntel (zwischen

Überdurchschnittlicher Erwerbstätigen- zuwachs der meisten Großstädte bei diesen überwiegend personenbezoge- nen Dienstleistungen, Stuttgart bleibt allerdings hinter dem Großstädte- durchschnitt zurück

Differenzierte Entwicklung in den beiden Zeitabschnitten

Abbildung 7: Entwicklung der Zahl der Erwerbstätigen im Bereich Öffentliche und sonstige Dienstleister, Erziehung und Gesundheit, Private Haushalte in den 15 größten Städten Deutschlands 2000 bis 2018

0 5 10 15 20 25 30 35 40 %

+19,8 +16,7

+39,7 +16,3

+17,8

+37,0 +15,0

+14,0

+31,0 +12,7

+16,1

+30,9 +15,4

+13,1

+30,5 +15,2

+12,6

+29,7 +12,4

+14,5

+28,7 +11,8

+14,8

+28,3 +14,7

+10,6

+26,8 +13,2

+11,7

+26,4 +11,2

+12,3

+24,9 +8,6+10,4

+19,8 +10,2

+6,0 +16,7

+6,1+8,6

+15,2 +5,1+5,4

+10,8 +8,8+9,9

+19,5

Quelle: Erwerbstätigenrechnungen der Länder; eigene Berechnungen Veränderung 2010 zu 2000 Veränderung 2018 zu 2010 Veränderung 2018 zu 2000

Deutschland Duisburg Bremen Essen Leipzig Stuttgart Hannover Dresden Berlin München Nürnberg Dortmund Düsseldorf Hamburg Frankfurt Köln

Landeshauptstadt Stuttgart, Statistisches Amt

(14)

353

+ 31,0 % in Hamburg und + 29,7 % in Nürnberg) wurden durch deutlich überpro- portionale Steigerungen entweder im Zeitabschnitt 2000 bis 2010 erreicht, so in Dortmund (+ 15,4 %), in Nürnberg (+ 15,2 %) und in Hamburg (+ 15,0 %), oder im Zeitabschnitt 2010 bis 2018, so in Düsseldorf (+ 16,1 %). Etwas besser als Stuttgart haben 2000 bis 2018 noch vier Städte abgeschnitten, nämlich München (+ 28,7 %), Berlin (+ 28,3 %), Dresden (+ 26,8 %) und Hannover (+ 26,4 %). Dabei haben München und Berlin jeweils im zweiten Zeitabschnitt stärker zugelegt.

Zusammenfassung aus Sicht der Stadt Stuttgart

Der Verlauf der Erwerbstätigkeit der Stadt Stuttgart in den zurückliegenden 18 Jahren ist durch zwei Phasen geprägt: Einer Stagnation zwischen 2000 und 2010 sowie einem danach fast ungebremsten Wachstum um 14 ½ Prozent bis 2018. Diese zwei- geteilte Entwicklung wird weitgehend durch das Verarbeitende Gewerbe bestimmt, das seine Erwerbstätigenzahlen in der ersten Dekade um über 17 Prozent verringert und danach bis 2018 um beachtliche 20 Prozent ausgeweitet hat. Die Finanzkrise 2008 bis 2010 und die anschließende rasche Erholung haben aber nicht nur im Verarbeitenden Gewerbe deutliche Spuren hinterlassen, sondern auch bei den über- wiegend unternehmensbezogenen beziehungsweise warenorientierten Dienstleis- tungsbereichen: Sowohl bei Handel, Verkehr, Gastgewerbe, Information und Kommunikation als auch bei Finanz-, Versicherungs- und Unternehmensdienstleis- tern, Immobilienwesen wurden positive Trends der Vorjahre unterbrochen. Demge- genüber konnte beim Bereich Öffentliche und sonstige Dienstleister, Erziehung und Gesundheit, Private Haushalte für den gesamten Zeitraum 2000 bis 2018 ein kon- tinuierliches Wachstum festgestellt werden.

In jedem der drei Dienstleistungsbereiche Stuttgarts waren über die Jahre hinweg mehr Menschen erwerbstätig als im Verarbeitenden Gewerbe. Entsprechend der genannten differenzierten Entwicklung konnten die Bereiche Öffentliche und sonstige Dienstleister, Erziehung und Gesundheit, Private Haushalte sowie Finanz-, Versiche- rungs- und Unternehmensdienstleister, Immobilienwesen ihre Anteile im Unter- suchungszeitraum mehr oder weniger kontinuierlich ausbauen, während bei Handel, Verkehr, Gastgewerbe, Information und Kommunikation ein Abwärtstrend zu kon- statieren war. Das Verarbeitende Gewerbe hat bis 2010 einen starken Anteilsrück- gang erleben müssen, konnte danach jedoch wieder Anteilsgewinne verbuchen.

Bei den Finanz-, Versicherungs- und Unternehmensdienstleistern, Immobilienwesen hatte Stuttgart über die Jahre hinweg höhere Anteile aufzuweisen als Deutschland insgesamt beziehungsweise der Durchschnitt der kreisfreien Städte Deutschlands.

Bei den beiden anderen Dienstleistungsbereichen war es umgekehrt. Beim Verarbei- tenden Gewerbe blieben die Anteilswerte in Stuttgart jeweils über denjenigen in den kreisfreien Städten, aber unter dem Anteilsniveau von Deutschland.

Die Erwerbstätigkeit in Stuttgart ist zwischen 2000 und 2018 stärker angestiegen als in Deutschland, blieb aber hinter dem Wachstum von neun der 15 größten Städte Deutschlands zurück; insbesondere die ostdeutschen Städte Leipzig und Dresden sowie die Metropolen Berlin, Hamburg, München, Köln, Frankfurt und Düsseldorf haben besser abgeschnitten. Ursächlich für das Zurückbleiben der baden- württembergischen Landeshauptstadt war die Stagnation in der ersten Dekade ein- schließlich der Auswirkungen der Finanzkrise, von der die meisten anderen Städte offensichtlich nicht in gleichem Maße betroffen waren. In den anschließenden acht Jahren ist das Wachstum der Erwerbstätigenzahlen in Stuttgart deutlich besser aus- gefallen, der in den ersten zehn Jahren aufgebaute Rückstand konnte aber nur zum Teil ausgeglichen werden.

Interessanterweise ist die im Vergleich zu den meisten Großstädten eher schwache Zunahme der gesamten Erwerbstätigkeit in Stuttgart nicht auf das Verarbeitende Gewerbe zurückzuführen. Tatsächlich konnte Stuttgart im Gesamtzeitraum die unter allen 13 westdeutschen Städten beste Entwicklung dieses Wirtschaftsbereichs

Zweigeteilte Entwicklung der Erwerbs- tätigkeit in Stuttgart (Stagnation in der ersten Dekade, danach rasanter Anstieg) ist durch das Verarbeitende Gewerbe und die überwiegend waren- orientierten und unternehmensbezoge- nen Dienstleistungen determiniert

Auch in Stuttgart sind in jedem der drei Dienstleistungsbereiche mehr Menschen erwerbstätig als im Verarbeitenden Gewerbe

Nur bei den unternehmensbezogenen Dienstleistern liegen die Erwerbstätigen- anteile in Stuttgart über dem Bundes- durchschnitt

Finanzkrise hat Stuttgart in der ersten Dekade bei der Erwerbstätigenentwick- lung zurückgeworfen, beachtlicher Aufschwung danach hat dies nur teilweise ausgleichen können

Verglichen mit vielen anderen Groß- städten zurückhaltendes Erwerbstätigen- wachstum bei den Dienstleistungen hat Gesamtentwicklung geschwächt

(15)

354

verbuchen (- 0,6 %) und wurde im zweiten Teilabschnitt (+ 20,1 %) lediglich von Leipzig übertroffen. Es waren also die Dienstleistungsbereiche, die für den im Ge- samtzeitraum eher zurückhaltenden Erwerbstätigenaufbau gesorgt haben. Obwohl Stuttgart sowohl bei den Öffentlichen und sonstigen Dienstleistern, Erziehung und Gesundheit, Private Haushalte (+ 24,9 %) als auch bei den Finanz-, Versicherungs- und Unternehmensdienstleistern, Immobilienwesen (+ 24,2 %) binnen 18 Jahren den Erwerbstätigenstand um fast ein Viertel erhöhen konnte, blieb die größte Stadt Baden-Württembergs hinter zehn beziehungsweise zwölf der deutschen Großstädte zurück. Auch beim Erwerbstätigenwachstum von Handel, Verkehr, Gastgewerbe, Information und Kommunikation (+ 8,3 %) konnten sich neun Städte vor Stuttgart setzen.

Wie im Verarbeitenden Gewerbe, so war auch bei den Dienstleistungen die Entwick- lung in der ersten Dekade eher schwach ausgeprägt. Im Einzelnen erreichte Stuttgart zwischen 2000 und 2010 beim Bereich Finanz-, Versicherungs- und Unternehmens- dienstleister, Immobilienwesen gerade einmal Platz 14, beim Bereich Öffentliche und sonstige Dienstleister, Erziehung und Gesundheit, Private Haushalte Rang elf und bei Handel, Verkehr, Gastgewerbe, Information und Kommunikation Platz zehn. Dem- gegenüber konnte Stuttgart im Zeitraum 2010 bis 2018 beim Wachstum dieser drei Dienstleistungsbereiche mit deutlich besseren Platzierungen aufwarten, nämlich der sechsten, neunten und siebten Stelle. Da Stuttgart nach 2010 beim Verarbeitenden Gewerbe das hinter Leipzig zweithöchste Erwerbstätigenwachstum verbuchen konnte, hat die baden-württembergische Landeshauptstadt in dieser zweiten Phase beim Erwerbstätigenaufbau insgesamt immerhin den vierten Platz behaupten kön- nen, und zwar hinter den Metropolen Berlin, München und Köln. Dies bedeutet mit anderen Worten: Stuttgart ist recht gut aus der Finanzkrise gekommen.

Autor:

Dr. Werner Münzenmaier Telefon: (0361) 34 32 84 63

E-Mail: hw-muenzenmaier@t-online.de In allen Wirtschaftsbereichen hoher

Erwerbstätigenzuwachs nach 2010 unterstreicht: Stuttgart ist gut aus der Finanzkrise gekommen

11 Der Autor war Referatsleiter im Finanzministerium und zuvor Referent im Statistischen Landesamt Baden-Württemberg.

12 Vgl. Söldner, Carmen: Die Entwicklung des Stuttgarter Arbeitsmarkts und der Wirtschaft in Zeiten der Covid 19-Pandemie. In: Statistik und Informationsmanagement, Monatsheft 11/2020, S. 318-325.

Vgl. auch Münzenmaier, Werner: Erwerbstätigkeit in Stuttgart in den letzten zwei Jahrzehnten – Trends, Besonderheiten, Vergleiche. In: Statistik und Informationsmanagement, Monatsheft 11/2020, S. 304-311. Dort finden sich auch Hinweise auf die hier verwendeten Daten und Definitionen der Erwerbstätigenrechnung des Bundes und der Länder.

13 Vgl. hierzu Münzenmaier, Werner: Finanzmarktkrise im Rückblick, Coronakrise im Ausblick: Gesamt- wirtschaftliche Entwicklung. In: Statistik und Informationsmanagement, Monatsheft 7/2020, S. 167.

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