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Landtag von Baden-Württemberg. Antrag. Stellungnahme. Drucksache 13 / Wahlperiode. der Abg. Andreas Hoffmann u. a. CDU.

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(1)

A n t r a g

Der Landtag wolle beschließen, die Landesregierung zu ersuchen zu berichten,

1. welches sind die zehn häufigsten Erkrankungen von Männer in Baden-Würt- temberg, die zu einer ambulanten u./o. stationären Behandlung, zu vorzeitigem Ruhestand (EU- und BU-Rente und Frühpensionierungen) und zu Rehabilita- tionsmaßnahmen von 1999 bis 2002 geführt haben; welche Diagnosen haben zu Krankschreibungen (Arbeitsunfähigkeitszeiten) von einer Woche, zwei Wochen und länger geführt; welche Rolle spielen hierbei insbesondere psy- chische Erkrankungen wie z. B. Depressionen;

2. welches sind die häufigsten Todesursachen von Männern, gruppiert nach Altersklassen im Land; wie haben sich die verschiedenen altersabhängigen Todesursachen im Laufe der letzten 10 Jahr verändert;

3. welche Maßnahmen zu einer geschlechterspezifischen Krankheitserforschung gibt es in Baden-Württemberg; welche Maßnahmen für mehr geschlechtsspezi- fische Forschung sind für die Zukunft geplant;

4. welche geschlechtsspezifischen Ergebnisse liegen aus dem präventiv-medi- zinischen Bereich vor; welche Unterschiede gibt es bei der Inanspruchnahme von Vorsorgeuntersuchungen;

5. welche geschlechtsspezifischen Unterschiede bestehen in der gesundheitlichen Lebensqualität von Männern und Frauen in den verschiedenen Lebensphasen;

6. welche Unterschiede sind im Vergleich zu Frauen bei den Essgewohnheiten und beim Alkohol-, Tabak- und Drogenkonsum zu verzeichnen; welchen Ein- fluss haben diese Faktoren auf die Männergesundheit und Lebenserwartung;

welche Maßnahmen können für eine Verbesserung ungesunder Lebensgewohn- heiten geplant werden;

13. Wahlperiode 17. 12. 2003

Antrag

der Abg. Andreas Hoffmann u. a. CDU und

Stellungnahme

des Sozialministeriums

Gesundheitliche Situation der Männer (Erwachsene)

in Baden-Württemberg

(2)

7. wie lässt sich gesunde Bewegung als vordringliche Gesundheitsmaßnahme beim Mann messen und welchen Einfluss haben diese Faktoren auf die Männergesundheit und Lebenserwartung;

8. welchen Einfluss auf die Gesundheit der Männer haben das soziale und kul- turelle Umfeld sowie sozialökonomische Faktoren; welchen Einfluss haben die im Vergleich zu Frauen unterschiedlichen Arbeitsbedingungen auf die Männer- gesundheit;

9. welche Möglichkeiten sieht die Landesregierung, bereits im Kinder- und Jugendalter die Weichen für einen gesünderen Umgang mit Körper und Psyche zu stellen (z. B. „Gesundheitserziehung“ als Pflichtfach an Schulen).

15. 12. 2003

Hoffmann, Rüeck, Dr. Lasotta, Alfred Haas, Klenk CDU

B e g r ü n d u n g

Männer haben eine gegenüber Frauen etwa um 7 Jahre geringere Lebenserwar- tung, männliche Aggression und Gewaltbereitschaft sind typische Gesundheits- risiken und Erkrankungsursachen; Männer scheinen dazu zu neigen, einen un- gesünderen Lebenswandel mit höheren Risiken für Körper und Seele zu verbin- den. Gleichzeitig werden krankheitsbezogene Alarmsignale des Körpers lange missachtet und im Vergleich zu Frauen Vorsorge- und Präventionsangebote nicht im notwendigen Umfang wahrgenommen. Es erscheint dringend geboten, eine geschlechterspezifische Betrachtung der verschiedenen Krankheitskarrieren vor- zunehmen, um eine Verbesserung der gesundheitlichen Situation der Männer in die Wege zu leiten.

S t e l l u n g n a h m e * )

Mit Schreiben vom 1. März 2004 Nr. 54-0141.5/13/2750 nimmt das Sozialminis- terium im Einvernehmen mit dem Ministerium für Kultus, Jugend und Sport zu dem Antrag wie folgt Stellung:

Der Landtag wolle beschließen, die Landesregierung zu ersuchen zu berichten,

1. welches sind die zehn häufigsten Erkrankungen von Männern in Baden-Würt- temberg, die zu einer ambulanten u./o. stationären Behandlung, zu vorzeitigem Ruhestand (EU- und BU-Rente und Frühpensionierungen) und zu Rehabilita- tionsmaßnahmen von 1999 bis 2002 geführt haben; welche Diagnosen haben zu Krankschreibungen (Arbeitsunfähigkeitszeiten) von einer Woche, zwei Wochen und länger geführt; welche Rolle spielen hierbei insbesondere psy- chische Erkrankungen wie z. B. Depressionen;

Nach den Daten des Statistischen Bundesamtes sind Krankheiten der Atmungs- organe der häufigste Grund für eine Krankschreibung bei Männern, gefolgt von Krankheiten des Stütz- und Bewegungsapparates, Verletzungen und Vergiftungen sowie Krankheiten der Verdauungsorgane. Bei der durchschnittlichen Dauer pro Krankschreibung stehen psychiatrische Krankheiten, Krankheiten des Kreislauf- systems sowie Krankheiten des Skeletts, der Muskeln und des Bindegewebes an den ersten Stellen.

(3)

Die bundesweiten Daten werden durch die Daten in Baden-Württemberg im Wesentlichen bestätigt. Eine Übersicht über die häufigsten Erkrankungen von AOK-versicherten Männern in Baden-Württemberg gibt die nachfolgende Ta- belle. Danach entstanden im Jahr 2000 die meisten Arbeitsunfähigkeitstage durch die Krankheitsgruppe „Skelett, Muskeln, Bindegewebe“. Die Diagnosegruppe

„Psychiatrische Erkrankungen“ hatte, bezogen auf die Fallzahl, nur einen Anteil von etwa 5 % aller Krankheitsgruppen. Bezogen auf die Falldauer rangierten psy- chiatrische Erkrankungen dagegen auf Platz 3.

Arbeitsunfähigkeitsfälle und -tage in den häufigsten Krankheitsgruppen bei der AOK Baden-Württemberg im Jahr 2001

Bei der stationären Behandlung von Männern sind bundesweit Krankheiten des Kreislaufsystems führend, gefolgt von Krankheiten der Verdauungsorgane, Neu- bildungen (Tumorerkrankungen), Verletzungen und Vergiftungen, Krankheiten der Atmungsorgane, des Binde- und Stützgewebes, des Nervensystems und der Sinnesorgane sowie psychiatrische Erkrankungen und Erkrankungen der Harn- und Geschlechtsorgane. Bei der durchschnittlichen Länge des Krankenhausauf- enthalts pro Behandlungsfall sind psychische Erkrankungen führend, gefolgt von Krankheiten des Skeletts, der Muskeln und des Bindegewebes sowie Herz-Kreis- lauf-Erkrankungen und Neubildungen. Die Daten aus Baden-Württemberg be- stätigen die bundesweite Datenlage. Eine bundesweite Übersicht mit den zwanzig häufigsten Entlassdiagnosen bei männlichen, vollstationär behandelten Patienten bezogen auf das Jahr 2000 zeigt die nachfolgende Tabelle:

Krankheits- gruppe

Fälle Tage Falldauer

(DURCHSCHNITTLICHE AU-TAGE / FALL)

Atmungsorgane 360.793 2.676.800 7,42 Skelett, Muskeln,

Bindegewebe

319.342 5.848.694 18,31

Verdauungsorgane 190.429 3.050.840 16,02 Verletzungen und

Vergiftungen

164.390 1.362.894 8,29

Kreislaufsystem 138.693 919.618 6,63 Psychiatrische

Erkrankungen

70.598 747.199 10,58

Quelle: AOK Baden-Württemberg

(4)

Aus dem Krankenhaus entlassene vollstationäre Patienten (einschl. Stunden- und Sterbefälle)

Häufigste Diagnosen bei männlichen Patienten im Jahr 2000

Rang Pos.-Nr.

der ICD-10

Diagnoseklasse --- Behandlungsanlass

An- zahl

1 I25 Chronische ischämische Herzkrankheit 365 902 2 F10 Psychische Störungen und Verhaltensstörungen durch Alkohol 213 332

3 K40 Hernia inguinalis 166 459

4 C34 Bösartige Neubildung der Bronchien und der Lunge 131 608 5 S06 Intrakranielle Verletzung 130 963 6 J35 Chronische Krankheiten der Gaumen- und Rachenmandeln 113 001

7 G47 Schlafstörungen 104 763

8 I21 Akuter Myokardinfarkt 103 488

9 I50 Herzinsuffizienz 101 217

10 N20 Nieren- und Ureterstein 95 878 11 J18 Pneumonie, Erreger nicht näher bezeichnet 94 679

12 I20 Angina pectoris 90 222

13 M23 Schädigung des Kniegelenkes 88 137

14 S82 Fraktur des Unterschenkels, einschl. des oberen Sprung-

gelenkes 85 611

15 C61 Bösartige Neubildung der Prostata 80 365 16 C18 Bösartige Neubildung des Dickdarmes 75 188 17 M51 Sonstige Bandscheibenschäden 74 779 18 J44 Sonstige chronische obstruktive Lungenkrankheit 71 518

19 K35 Akute Appendizitis 71 260

20 I48 Vorhofflattern und Vorhofflimmern 70 463 Quelle: Statistisches Bundesamt

(5)

Die Rentenzugänge wegen verminderter Erwerbsfähigkeit von Männern im Jahr 1998 zeigt die nachfolgende Tabelle:

Danach überwiegen bei Männern bundesweit die Herz-Kreislauf-Erkrankungen (ischämische Herzkrankheiten, Krankheiten des zerebrovaskulären Systems, Krankheiten der Arterien, Hypertonie). Psychische Erkrankungen wie Neurosen und Psychosen nehmen auch hier – vor allem aufgrund ihres vergleichsweise frühen Renteneintrittalters – eine Sonderstellung ein.

Frühverrentungen wegen Erwerbsunfähigkeit (EU) und Berufsunfähigkeit (BU) gelten als Indikator für verschleißende Arbeitsbedingungen. Der bei Männern im Vergleich zu Frauen allgemein höhere EU/BU-Anteil könnte ein Indiz dafür sein, dass Frauen in etwas geringerem Maß verschleißenden Arbeitsbedingungen (körperliche Belastungen, Arbeit in Hitze, Kälte, Nässe etc.) ausgesetzt sind als Männer.

Bezogen auf Baden-Württemberg zeigen die Daten ein ähnliches Bild. Anlage 1 zeigt eine Aufstellung der Landesversicherungsanstalt Baden-Württemberg über die Rentenzugänge von Männern wegen verminderter Erwerbsfähigkeit für die Jahre 1999 bis 2002. Insgesamt stehen Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Krank- heiten des Bewegungsapparates (insbesondere Rückenleiden) sowie psychische Krankheiten und Neubildungen der Lunge im Vordergrund. Es handelt sich also um Diagnosen, die nicht für ein akutes Unfallereignis, sondern für chronisch- degenerative Erkrankungen stehen.

Bei den medizinischen Rehabilitationsmaßnahmen überwiegen bundes- und lan- desweit die Krankheiten des Skeletts, der Muskeln und des Bindegewebes bei weitem. Eine Aufstellung der Landesversicherungsanstalt Baden-Württemberg über die durchgeführten Rehabilitationsmaßnahmen in den Jahren 1999 bis 2002 zeigt Anlage 2.

2. welches sind die häufigsten Todesursachen von Männern, gruppiert nach Altersklassen im Land; wie haben sich die verschiedenen altersabhängigen Todesursachen im Laufe der letzten 10 Jahre verändert;

Bundesweit sind die Krankheiten des Herz-Kreislauf-Systems bei Männern die häufigste Todesursache, gefolgt von bösartigen Neubildungen und Krankheiten der Atmungsorgane. Eine Übersicht über die häufigsten Einzeldiagnosen zeigt die nachfolgende Tabelle:

Diagnose Renten insgesamt Alter bei Rentenbeginn Neurosen und

Persönlichkeitsstörungen

17.007 50,4 Ischämische

Herzkrankheiten

10.650 55,3 Krankheiten des

zerebrovaskulären Systems

6.866 54,1

Psychosen 6.621 44

sonstige Formen von Herzkrankheiten

5.229 53,6 Chronisch obstruktive

Lungenkrankheiten

4.720 55 Bösartige Neubildungen der

Verdauungsorgane

4.415 53,9 Bösartige Neubildungen der

Atmungsorgane

3.773 53,8

Krankheiten der Arterien 3.595 54,7

Hypertonie und Hochdruckkrankheiten

3.217 56,3

Quelle: Statistisches Bundesamt

(6)

In Baden-Württemberg ergibt sich ein ähnliches Bild. Die nachfolgenden Tabel- len zeigen die in den Jahren 1994, 1998 und 2002 in Baden-Württemberg ge- storbenen Männer nach den fünf häufigsten Todesursachen in verschiedenen Altersgruppen:

Gestorbene männlich Pos.Nr.

der ICD-10

Häufigste Einzeldiagnosen als Todesursache bei Männern im Jahr 2000 An-

zahl

Anteil an insgesamt

in %

125 Chronische ischämische Herzkrankheit 38 053 9,9 121 Akuter Myokardinfarkt 35 473 9,2

C 34 Bösartige Neubildung der

Bronchien und der Lunge 28 529 7,4 I 50 Herzinsuffizienz 17 826 4,6

I 64 Schlaganfall, nicht als Blutung

oder Infarkt bezeichnet 14 163 3,7

C 61 Bösartige Neubildung

der Prostata 11 150 2,9

J 44 Sonstige chronische

obstruktive Lungenkrankheit 10 483 2,7

C 18 Bösartige Neubildung

des Dickdarmes 9 115 2,4

R 99 Sonstige ungenau oder nicht näher

bezeichnete Todesursachen 7 586 2,0 K 70 Alkoholische Leberkrankheit 7 480 1,9 Quelle: Statistisches Bundesamt

Krankheiten Alter in Jahren

< 25 25-45 45-65 65-85 > 85 Summe

Kreislaufsystem 30 349 3.404 10.869 4.301 18.953

Neubildungen 48 335 3.836 6.522 1.370 12.111

Atmungssystem 24 52 439 2.005 1.007 3.527

Äußere Ursachen 419 962 838 582 206 3.007

Verdauungssystem 10 174 1.003 1.043 280 2.510

Anteil an allen Todes- ursachen

53,5% 77,8% 91,4% 90,7% 87,5% 88,8%

Todesursachen 1994 (Quelle: AOK Baden-Württemberg)

(7)

In den jüngeren Altersgruppen treten äußere Ursachen (Verletzungen und Ver- giftungen) als Todesursache hervor. Bösartige Neubildungen haben in den mitt- leren Altersgruppen (45 bis 65 Jahre) das Übergewicht. In den höheren Alters- gruppen dominieren die Herz-Kreislauf-Erkrankungen. Im Jahr 2002 waren Krankheiten des Kreislaufsystems mit 39,1 % die häufigste Todesursache bei Männern in Baden-Württemberg. Auffällig ist der Rückgang in der Diagnose- gruppe „Krankheiten des Atmungssystems“ (von 1999 bis 2002 ist der Anteil der Todesursachen in diesem Bereich von 7,8 % auf 6 % zurückgegangen).

3. welche Maßnahmen zu einer geschlechterspezifischen Krankheitserforschung gibt es in Baden-Württemberg; welche Maßnahmen für mehr geschlechter- spezifische Forschung sind für die Zukunft geplant;

Im Rahmen der Gesundheitsberichterstattung des Landes Baden-Württemberg wird die gesundheitliche Lage und Versorgung der Bevölkerung grundsätzlich geschlechtsspezifisch dargestellt (z. B. Kindergesundheit in Baden-Württemberg [2000], KinderErnährung in Baden-Württemberg [2002], Altern und Gesundheit in Baden-Württemberg, Teil 1 [2003]).

Im Übrigen kann eine Spezifität von Fragen der Frauen- bzw. Männergesundheit oftmals erst vor dem Hintergrund breit angelegter Untersuchungen und Analysen entschlüsselt werden. Dies gilt insbesondere für epidemiologische Unter- suchungsschwerpunkte, bei denen die Spezifität im Krankheitsgeschehen von Zielgruppen – z. B. von Männern – erst im Kontrast zu allgemeinen Bevölke- rungsuntersuchungen und -daten zu ermitteln ist. Seit der Verabschiedung des ersten Berichts der Bund-Länder-Kommission für Bildungsplanung und For- schungsförderung zur „Förderung von Frauen im Bereich der Wissenschaft“ ist die institutionelle Verankerung der geschlechtsspezifischen Forschung in den Hochschulen in Baden-Württemberg deutlich vorangebracht worden.

Exemplarisch sei die „MSM-Studie“ genannt (MSM = Männer, die Sex mit Männern haben), eine geschlechts- und risikospezifische wissenschaftliche Unter- suchung des Landesgesundheitsamtes Baden-Württemberg, die Aufschluss über die HIV-, Hepatitis B/C- und Syphilis-Prävalenz homosexueller Männer in Baden-Württemberg geben soll. Im Rahmen der Aids-Beratung der Gesund-

Krankheiten Alter in Jahren

< 25 25-45 45-65 65-85 > 85 Summe

Kreislaufsystem 35 351 3.039 10.195 4.964 18.584

Neubildungen 46 339 3.657 6.728 1.426 12.196

Atmungssystem 5 29 348 1.570 830 2.782

Äußere Ursachen 366 810 796 672 293 2.937

Verdauungssystem 13 165 991 1.110 325 2.604

Anteil an allen Todes- ursachen

55% 80,8% 88,7% 88,3% 85,7% 86,9%

Todesursachen 1998 (Quelle: AOK Baden-Württemberg)

Krankheiten Alter in Jahren

< 25 25-45 45-65 65-85 > 85 Summe

Kreislaufsystem 22 282 2.433 9.757 4.598 17.092

Neubildungen 44 315 3.459 7.304 1.290 12.412

Atmungssystem 9 32 256 1.591 753 2.641

Äußere Ursachen 334 735 764 764 262 2.859

Verdauungssystem 7 155 879 1.232 319 2.592

Anteil an allen Todes- ursachen

59,2% 82% 87,6% 87% 85,3% 86,2%

Todesursachen 2002 (Quelle: AOK Baden-Württemberg)

(8)

heitsämter erhält das betreffende Klientel das Angebot, sich anonym und kosten- los mittels einer Blutuntersuchung auf sexuell übertragbare Krankheiten testen zu lassen. Die bislang vorliegenden Ergebnisse bestätigen den bundesweiten Trend, dass die Verbreitung sexuell übertragbarer Krankheiten in der betroffenen Per- sonengruppe deutlich erhöht ist.

4. welche geschlechterspezifischen Ergebnisse liegen aus dem präventivmedi- zinischen Bereich vor, welche Unterschiede gibt es bei der Inanspruchnahme von Vorsorgeuntersuchungen;

Empirische Untersuchungen zeigen, dass Frauen eher künftigen Beschwerden vorbeugen wollen, während Männer häufig erst bei bereits bestehenden Gesund- heitsstörungen Präventionsmaßnahmen in Anspruch nehmen. Ferner bevorzugen Männer eher Fitness- und Sportangebote, während Frauen Maßnahmen wie Gym- nastik, Entspannungstechniken, Atemschulung und Massage höher einschätzen.

Dabei werden Angebote der Sportvereine und des Betriebs von Männern häufiger genutzt. Frauen dagegen nehmen öfter an Maßnahmen der Krankenkassen oder Volkshochschulen teil. Insbesondere Ernährungs- und Kochkurse sowie Kurse zur Gewichtsreduzierung werden von Männern weitaus seltener besucht als von Frauen. Im Hinblick auf eine Veränderung allgemeiner Essgewohnheiten ist es wünschenswert, Männer stärker in präventive Maßnahmen einzubeziehen, da das Essverhalten in der Familie von Männern mitbestimmt wird.

Die kontinuierliche Senkung der Säuglingssterblichkeit ist ein Erfolg der Präven- tivmedizin, von dem Neugeborene männlichen Geschlechts stärker profitierten als weibliche Säuglinge. Während Anfang der 70er-Jahre bei den Mädchen rund 18 und bei den Jungen 23 von jeweils 1.000 Lebendgeborenen im ersten Lebensjahr starben, waren es im Jahr 2002 im Mittel lediglich 3,6 Jungen und 3,2 Mädchen.

Dieser Rückgang der Säuglingssterblichkeit ist wesentlich bedingt durch den Rückgang der Todesfälle durch „Plötzlichen Kindstod“ (SIDS = sudden infant death syndrome). Die gemeinsamen Anstrengungen von Sozialministerium, Selbsthilfegruppen, Fachgesellschaften, Kinder- und Jugendärzten und öffent- lichen Stellen führten dazu, dass Risikofaktoren für den „Plötzlichen Kindstod“

(z. B. Schlafen des Säuglings in Bauchlage) von Eltern bzw. Erziehungsberechtig- ten zunehmend vermieden werden.

Bei der Wahrnehmung von Schutzimpfungen befindet sich die deutsche Bevölke- rung im europäischen Vergleich auf einem mittleren Rang. Die größten Impflücken bestehen bei Erwachsenen, die nur unzureichend die empfohlenen Auffrischimpfungen gegen Tetanus und Diphtherie erhalten haben. Ältere Unter- suchungen kamen zu der Schlussfolgerung, dass Frauen im Erwachsenenalter größere Impflücken aufweisen als Männer. Für das Kindesalter geben die Aus- wertungen der Einschulungsuntersuchungen keine Hinweise auf Unterschiede im Impfschutz zwischen Jungen und Mädchen. Dies zeigen exemplarisch die Durch- impfungsraten für die Schulanfänger 2003/2004 gegen folgende Infektionskrank- heiten:

Im Bereich der sekundären Prävention zeigen die Daten des Zentralinstituts für die kassenärztliche Versorgung, dass Männer in Deutschland seltener medizi- nische Vorsorgeleistungen in Anspruch nehmen als Frauen. Im Jahr 2002 nahmen nur 20,4 % der Männer Krebsfrüherkennungsuntersuchungen in Anspruch, unter den Frauen dagegen waren es 48,8 %. Wie die nachfolgende Grafik zeigt, ist aller- dings eine deutliche Zunahme über die Zeit zu beobachten, wobei Frauen die Teilnahmehäufigkeit in weit stärkerem Umfang steigerten.

Polio Diphtherie Tetanus Pertussis Masern Mumps Röteln mindestens 3 Impfungen mindestens 1 Impfung

Jungen 93,4 % 98,1 % 98,5 % 87,1 % 91,4 % 91,3 % 88,3 % Mädchen 93,5 % 98,2 % 98,5 % 87,0 % 91,2 % 91,0 % 88,3 % Quelle: Landesgesundheitsamt Baden-Württemberg

(9)

Bezogen auf Altersgruppen zeigt sich, dass mit zunehmendem Lebensalter die Teilnahmeraten an Krebsfrüherkennungsuntersuchungen bei den Männern anstei- gen, während sie bei den Frauen in den höheren Altersgruppen (ab ca. 50 Jahre) wieder rückläufig sind.

Im Jahr 2002 beteiligten sich in Baden-Württemberg 23,1 % der in der GKV versicherten Männer und 49,8 % der versicherten Frauen an Krebsfrüherken- nungs-Untersuchungen. Damit lag die Rate in Baden-Württemberg etwas höher als im Bundestrend.

Bei den Gesundheitsuntersuchungen nach § 25 SGB V (z. B. zur Erkennung von Herz-Kreislauf-Erkrankungen oder Zuckerkrankheit) ergaben sich sowohl bun- des- als auch landesweit keine geschlechtsspezifischen Unterschiede. So lag die Teilnahmeschätzung für das Jahr 2002 in Baden-Württemberg für die Männer bei 19,4 % und für die Frauen bei 19 % (die bundesweite Schätzrate war für beide Geschlechter etwa zwei Prozentpunkte niedriger). Eine Übersicht über die Teil- nahme an Untersuchungen zur Früherkennung von Krebs bzw. an der Gesund- heitsuntersuchung in Baden-Württemberg – differenziert nach den vier Kassen- ärztlichen Vereinigungen – zeigt die nachfolgende Tabelle.

Im Gegensatz zu Erwachsenen sind geschlechtsspezifische Unterschiede in der Inanspruchnahme von Vorsorgeuntersuchungen im Kindesalter nicht zu beob- achten. Die gesetzlichen Früherkennungsuntersuchungen U1 bis U9 werden bei Jungen und Mädchen gleichermaßen in Anspruch genommen. Die nachfolgende Tabelle zeigt die im Rahmen der Schuleingangsuntersuchung 2003/2004 aus den Untersuchungsheften („gelbes Heft“) dokumentierte Inanspruchnahme von kind- lichen Früherkennungsuntersuchungen:

9,7 24,3

9,7 24,1

11,7 29,6

11,7 32,6

11,6 33,4

13,2 38,6

12,8 39,3

18,6 48,1

19,9 48,6

20,4 48,8

0 10 20 30 40 50

in %

1991 1992 1993 1994 1995 1996 1997 2000 2001 2002 Jahre

Teilnahme an Untersuchungen zur Krebsfrüherkennung in Deutschland

Männer Frauen

Quelle: Zentralinstitut für die kassenärztliche Versorgung

Gesundheitsuntersuchung im Jahr 2002

(RATE IN %: VERSICHERTE / TEILNEHMER)

Krebsfrüherkennungsuntersuchung im Jahr 2002

(RATE IN %: VERSICHERTE / TEILNEHMER) Kassenärztliche

Vereinigung

Männer Frauen Männer Frauen

Nord-Württemberg 19,2 19,3 24,1 50,0

Süd-Württemberg 17,2 16,9 21,3 51,5

Nordbaden 18,3 17,9 23,2 50,4

Südbaden 22,8 21,7 22,8 47,2

Quelle: Kassenärztliche Vereinigung Nordwürttemberg

U2 U3 U4 U5 U6 U7 U8 U9 Jungen 98,9 % 98,6 % 98,1 % 97,4 % 96,9 % 95,4 % 90,6 % 87,6 % Mädchen 98,9 % 98,5 % 98,1 % 97,4 % 96,9 % 95,3 % 90,1 % 86,6 %

(10)

5. welche geschlechtsspezifischen Unterschiede bestehen in der gesundheitlichen Lebensqualität von Männern und Frauen in den verschiedenen Lebensphasen;

Was das Kindesalter betrifft, sind viele Erkrankungen und Entwicklungs- störungen „knabenwendig“, d. h., Jungen erkranken häufiger als Mädchen.

Einen Hinweis auf die geschlechtsbedingte unterschiedliche gesundheitliche Belastung im Kindesalter kann das über die letzten zehn Jahre weitgehend konstante Verhältnis der Erkrankungen von 1,8 : 1 zwischen Jungen und Mädchen in öffentlichen und privaten Schulkindergärten Baden-Württembergs geben. Eine Sprachentwicklungsverzögerung ist bei 7,9 % der Jungen und bei 5,0 % der Mädchen, die landesweit bei der schulärztlichen Untersuchung der Schulanfänger 2003 untersucht wurden, feststellbar.

Bis zum Alter von 15 Jahren müssen Jungen häufiger im Krankenhaus liegen als Mädchen. Im Jahr 1997 wurden rund 70.000 mehr Jungen als Mädchen stationär behandelt. An erster Stelle standen Verletzungen.

Jungen sind nicht nur krankheitsanfälliger, sondern im Alltag gefährdeter. So sterben an Verletzungen 2,6 Mal mehr Jungen als Mädchen. Ursache der töd- lichen Verletzungen sind zu 80 % Unfälle, die meisten davon im Straßenverkehr (besonders betroffen ist die Altersgruppe der 15 bis 25-Jährigen). Dabei handelt es sich nicht selten um nächtliche Verkehrsunfälle, die zu einem nicht unerheb- lichen Anteil auf Alkoholkonsum zurückzuführen sind.

Der Suizid zählt zu den häufigsten Todesursachen bei Jugendlichen, wobei die männlichen Jugendlichen ganz überwiegend betroffen sind. Im Jahr 1999 ver- übten nach Angaben des Statistischen Bundesamtes 620 junge Männer unter 25 Jahren im Vergleich zu 142 jungen Frauen Suizid. Suizid ist aber auch in höheren Altersgruppen eine Entscheidung in Krisensituationen, die vorwiegend Männer wählen. Nachfolgend sind die Todesfälle durch Suizid und Selbstbeschädigung (ICD-9-Klassifikation) in Baden-Württemberg nach Altersgruppen und Ge- schlecht für das Jahr 1997 grafisch dargestellt:

Im Erwachsenenalter bestimmen vier Krankheitsursachen die erhöhte Sterblich- keit der Männer vor dem 65. Lebensjahr: Krebserkrankungen, Krankheiten des Herz-Kreislauf-Systems, Krankheiten der Verdauungsorgane sowie Verletzungen und Vergiftungen. Mit Ausnahme bösartiger Neubildungen in der Altersgruppe der 25- bis 45-jährigen Frauen liegt die Frühsterblichkeit der Männer bei den ge- nannten Krankheiten deutlich über der der Frauen (das höhere Risiko der 25- bis 45-jährigen Frauen ist vor allem auf Brustkrebserkrankungen zurückzuführen). So sterben ab dem 25. Lebensjahr Männer bis zu 5 Mal häufiger an Krebserkran-

Todesfälle durch Selbstmord und Selbstbeschädigung in Deutschland

Altersspezifische Mortalitätsraten 1997 für Männer und Frauen

0 20 40 60 80 100 120 140

0-5 5-10 10-15 15-20 20-25 25-30 30-35 35-40 40-45 45-50 50-55 55-60 60-65 65-70 70-75 75-80 80-85 85-90 >90 Jahre 5-Jahres-Altersgruppen

%

Männer Frauen

(11)

Die höhere Sterblichkeit der männlichen Bevölkerung an Krankheiten des Herz- Kreislauf-Systems ist vor dem 65. Lebensjahr im Wesentlichen durch den Herz- infarkt bedingt. Verglichen mit Frauen des gleichen Alters sind Männer hiervon mehr als 4 Mal häufiger betroffen (bezüglich kardiovaskulärer Risikofaktoren ergaben Untersuchungen, dass sich Männer und Frauen nicht im Gesamt- cholesterinspiegel unterscheiden, dass aber bereits in den jüngeren Altersgruppen mehr Männer als Frauen mit erhöhtem Blutdruck anzutreffen sind und Männer häufiger rauchen – allerdings werden die Geschlechtsunterschiede in der Nikotin- prävalenz zunehmend geringer). Unter den Krankheiten der Verdauungsorgane machen chronische Lebererkrankungen, insbesondere die Leberzirrhose, den größten Anteil aus. Männer versterben hieran mehr als doppelt so häufig wie Frauen. Dies ist vor allem auf Unterschiede im Alkoholkonsum zurückzuführen.

Bei den Verletzungen und Vergiftungen haben Verkehrsunfälle eine besondere Bedeutung.

Insgesamt wird die Frühsterblichkeit der Männer vor allem durch solche Krank- heiten erklärt, die durch einen starken Verhaltensaspekt beeinflusst werden, während biologische Faktoren eine untergeordnete Rolle spielen.

Befragt nach einer Selbsteinschätzung ihres Gesundheitszustands, tendieren Männer zu besseren Bewertungen als Frauen: 23,2 % der im Rahmen des Bundes- gesundheitssurveys 1998 befragten Männer hielten ihren Gesundheitszustand für ausgezeichnet oder sehr gut, unter den Frauen waren es 17,5 %. Diese Unter- schiede sind bei jungen Erwachsenen besonders ausgeprägt: 44,3 % der 18- bis 29-jährigen Männer und 31,6 % der gleichaltrigen Frauen wählten die Beschrei- bung „ausgezeichnet/sehr gut“. Mit zunehmendem Alter nähern sich die Be- wertungen an: Unter den 70- bis 79-jährigen Männern bezeichneten 6,9 % ihren Gesundheitszustand als ausgezeichnet/sehr gut, unter den gleichaltrigen Frauen waren es 7,2 %. Eine Übersicht zeigt die nachfolgende Tabelle:

Die Tatsache, dass Frauen ihren Gesundheitszustand schlechter einschätzen als Männer, ist in der Vergangenheit wiederholt diskutiert worden. Als Erklärung werden u. a. unterschiedliche Konzepte für Gesundheit diskutiert. Männer be- schreiben ihre Gesundheit vorzugsweise über Aspekte wie Abwesenheit von Krankheit und Leistungsfähigkeit, während im Gesundheitsverständnis von Frauen Wohlbefinden und Körpererleben zentrale Kategorien sind, die mit einer höheren Aufmerksamkeit für Symptome einhergehen. Frauen sind auch eher bereit über Beschwerden Auskunft zu geben. Die geringere Bereitschaft von Männern, über ihre körperlichen und psychischen Symptome zu sprechen und ärztliche Hilfe in Anspruch zu nehmen, wird von der soziologischen Forschung u. a. mit der Unvereinbarkeit von Krankenrolle und männlichem Selbstbild er- klärt.

Selbsteinschätzung des Gesundheitszustandes in % der Befragten Deutschland 1998

Alter in Jahren

weiblich männlich

ausgezeichnet/

sehr gut

gut weniger gut/

schlecht

ausgezeichnet/

sehr gut

gut weniger gut/

schlecht

18 - 29 31,6% 62,6% 5,8% 44,3% 50,6% 5,1%

30 - 39 26,8% 62,6% 10,6% 30,2% 62,3% 7,4%

40 - 49 18,3% 64,9% 16,8% 21,3% 66,1% 12,6%

50 - 59 10,1% 64,9% 25,0% 11,7% 62,7% 25,6%

60 - 69 4,3% 62,5% 33,2% 9,3% 61,3% 29,4%

70 - 79 7,2% 58,1% 34,7% 6,9% 61,0% 32,1%

18 - 79 17,5% 62,8% 19,7% 23,2% 60,6% 16,1%

Quelle: Robert-Koch-Institut (RKI: Bundesgesundheitssurvey 1998)

(12)

6. welche Unterschiede sind im Vergleich zu Frauen bei den Essgewohnheiten und beim Alkohol-, Tabak- und Drogenkonsum zu verzeichnen; welchen Ein- fluss haben diese Faktoren auf die Männergesundheit und Lebenserwartung;

welche Maßnahmen können für eine Verbesserung ungesunder Lebensgewohn- heiten geplant werden;

Geschlechtsspezifische Unterschiede bei den Essgewohnheiten

Nach dem Verzehrprofil des Bundesgesundheitssurvey 1998 sind Milchprodukte und Brot sowohl für Männer als auch für Frauen die Hauptenergiequellen. An drit- ter Stelle stehen Süßwaren. Es folgen bei Männern Wurst- und Fleischwaren, pflanzliche Fette und Bier. Bei Frauen dagegen stellen Obst sowie Produkte pflanz- lichen Ursprungs bedeutendere Energiequellen dar. Männer im mittleren Lebens- alter nehmen mit 5 % einen beträchtlichen Anteil ihrer Energie durch Alkohol auf.

Die Gesamtenergieaufnahme, insbesondere in Form von Fett und Proteinen, ist bei Männern deutlich höher als bei Frauen (charakteristisch für die heutige Ernährungs- weise in den Industrieländern ist die regelmäßige Zufuhr von mehr Nahrungsener- gie, als es die allgemein eingeschränkte körperliche Aktivität erfordert).

Die Zufuhr von Vitaminen (z. B. Vitamin C, Vitamin D, Vitamin E) liegt bei Männern häufig unterhalb der ernährungswissenschaftlichen Empfehlungen.

Großen Einfluss auf die Essgewohnheiten haben Kochkenntnisse (vgl. Kin- derErnährung in Baden-Württemberg, Altern und Gesundheit in Baden-Würt- temberg, Teil 1). Dabei lassen sich geschlechtsspezifische Unterschiede erkennen.

So gibt es nur wenig Frauen, die nach eigener Einschätzung gar nicht kochen können. Umgekehrt gibt es kaum Männer, die sich als sehr gute Köche bezeich- nen (29 % der Männer sind nach eigener Einschätzung „Nicht-Köche“, dagegen stufen sich nur 12 % als gute Köche ein). In der Gesamtbevölkerung sind die

„Nicht-Köche“ zu 93 % männlich. Im Unterschied zu Frauen scheint bei Männern die höhere Schulbildung förderlich für die Entwicklung von Kochkompetenzen zu sein: Je höher der Schulabschluss, desto besser sind tendenziell bei Männern auch die Kochkenntnisse: Über ein Drittel der Männer mit Abitur bekundet, zumindest leidlich kochen zu können. Bei den Abgängern mit Hauptschulabschluss sagt dies nur knapp ein Viertel der Befragten.

Das Interesse an Gesundheitsaspekten beim Essen hat in den letzen Jahren deut- lich zugenommen. Insgesamt bekunden 88 % der Frauen und 75 % der Männer Interesse an diesem Thema. Außer-Haus-Verzehr ist bei Männern insgesamt deut- lich stärker ausgeprägt als bei Frauen. Fast 40 % der Männer nehmen ihre Mittagsmahlzeit außer Haus ein. Bei den Frauen trifft dies nur auf etwa jede Fünfte zu, wobei die unterschiedlichen Quoten bei der Erwerbstätigkeit hierbei berücksichtigt werden müssen. Im Wesentlichen bereiten in Deutschland die Frauen die Mahlzeiten zu (44 % der Männer bekommen von ihren Frauen ein Frühstück zubereitet, dagegen nur 6 % der Frauen von ihren männlichen Partnern) (IGLO-Forum-Studie 1995).

Geschlechtsspezifische Unterschiede beim Alkoholkonsum

Männer nehmen Alkohol an erster Stelle über Bier, an zweiter Stelle über Wein zu sich. Der Alkoholkonsum der Männer übertrifft den der Frauen in allen Altersklas- sen deutlich. 31 % der Männer und 16 % der Frauen trinken Alkoholmengen, die über die empfohlenen Grenzwerte hinausgehen (für Männer wurde die Höchstmenge für einen gesundheitlich verträglichen Alkoholkonsum bei 20 g pro Tag festgelegt, für Frauen bei 10 g pro Tag). Ein Drittel der Männer und ein Sechstel der Frauen weisen ein erhöhtes Risiko für eine Erkrankung auf, die auf übermäßigen Alkohol- konsum zurückzuführen ist. Die Deutsche Hauptstelle für Suchtfragen geht von der- zeit rund 2,5 Millionen Alkoholkranken in Deutschland aus. Der bedeutendste Anteil der alkoholbezogenen Todesfälle an allen Todesfällen zeigt sich für den mittleren Altersbereich der 35- bis 65-Jährigen mit 25 % bei Männern und 13 % bei Frauen.

Nach Angaben des Statistischen Landesamtes wurden im Jahr 2001 über 30.000 alkoholbedingte Behandlungsfälle in Krankenhäusern Baden-Württembergs ge- zählt (davon waren über 22.000 Personen männlichen Geschlechts).

Die Geschlechtsverteilung bei der Inanspruchnahme ambulanter und stationärer Therapiemaßnahmen bei Alkoholabhängigkeit stellt sich für 2002 in Deutschland

(13)

Beim Blick auf die soziale Situation (Arbeitsplatz, Ausbildung, Wohnen) zeigt sich, dass Männer mit Alkoholabhängigkeit ungünstigere Rahmenbedingungen als Frauen haben:

Geschlechtsspezifische Unterschiede zeigen sich beim Anteil alkoholisierter Beteiligter an Straßenverkehrsunfällen in Baden-Württemberg: Im Jahr 2002 kam es nach Daten des Statistischen Landesamtes zu 3.272 Straßenverkehrsunfällen unter Alkoholeinfluss, wobei in 2.963 Fällen alkoholisierte Männer ursächlich beteiligt waren. Junge Männer wiesen dabei das höchste Risiko auf (von den 871 alkoholisierten Fahrern im Alter von 18 bis 25 Jahren waren 801 Personen männlichen Geschlechts).

Geschlechtsspezifische Unterschiede beim Tabakkonsum

In Deutschland gibt es nach Angaben der Deutschen Hauptstelle für Suchtfragen fast 20 Millionen Raucher (fast 12 Millionen Männer und 8 Millionen Frauen).

Seit 1992 geht der Raucheranteil bei den Männern zurück, bei den Frauen steigt er. Von den Rauchern sind rund 87 % (Männer: 89 %, Frauen: 85 %) regelmäßige und 13 % (Männer: 11 %, Frauen: 15 %) gelegentliche Raucher. Fast alle Raucher konsumieren Zigaretten (96 %). 22 % der Männer und 13 % der Frauen rauchen mehr als 20 Zigaretten pro Tag und sind somit nach Definition der Weltgesund- heitsorganisation (WHO) „starke Raucher“.

In den letzten Jahrzehnten ist das Einstiegsalter fürs Rauchen kontinuierlich ge- sunken. Heute über 75-jährige Männer begannen mit dem gewohnheitsmäßigen Rauchen im Durchschnitt im Alter der Volljährigkeit (21 Jahre). Die heute 35- bis 40-jährigen Raucherinnen und Raucher begannen bereits im Alter von durch- schnittlich 17,5 Jahren. Seither ist das Einstiegsalter weiter gesunken. Ferner werden in den jüngeren Altersgruppen die Geschlechtsunterschiede in der Niko- tionprävalenz zunehmend geringer.

Der Ausstieg aus dem Rauchen fällt nachweislich umso schwerer, je früher der Konsum begonnen hat. Auch die gesundheitlichen Folgen sind bei sehr früher Gewöhnung gravierender. Die Wahrscheinlichkeit, an Krebs zu sterben ist für Männer und Frauen, die im Alter von 15 Jahren mit dem Rauchen anfangen, 3 Mal höher als für diejenigen, die erst mit 25 Jahren damit beginnen.

Ambulante Maßnahmen Stationäre Maßnahmen

Männer 38.957 15.501

Frauen 10.491 5.073

Quelle: Welsch/Sonntag: Suchthilfestatistik 2002 für Deutschland

Soziale Situation – Ambulante Einrichtungen Alkoholabhängigkeit 2002

Männer 20,8%

Arbeitslos /

Arbeitsssuchend Frauen 16,3%

Männer 58,4%

Hauptschulabschluss /

ohne Schulabschluss Frauen 49,7%

Männer 7,4%

Instabile Wohnsituation

Frauen 2,3%

Quelle: EBIS-A 2002: Einrichtungsbezogenes Informationssystem Ambulante Einrichtungen

(14)

Geschlechtsspezifische Unterschiede beim Drogenkonsum

Nach einer Repräsentativerhebung zum Gebrauch psychoaktiver Substanzen bei Erwachsenen in Deutschland aus dem Jahr 2000 hatten in den letzten 12 Monaten vor der Erhebung 6,5 % der Westdeutschen und 5,2 % der Ostdeutschen illegale Drogen konsumiert. Die dominierende Droge war Cannabis. Der Anteil der Zwanzigjährigen, die bereits Erfahrungen mit Cannabis hatten, lag bundesweit bei 38 %. Jeweils 1,3 % der Befragten in Ost und West hatten in den letzten 12 Mona- ten andere illegale Drogen als Cannabis (Amphetamine, Ecstasy, Opiate, Crack) genommen. Die Altersgruppe der 18- bis 24-jährigen erstauffälligen Konsumen- ten harter Drogen ist nach Angaben der Deutschen Hauptstelle für Suchtfragen mit fast 53 % die am stärksten belastete Altersgruppe. Nach Angaben des Sucht- und Drogenberichts der Bundesregierung 2000 liegt der Anteil regelmäßiger Drogenkonsumenten in der Altersgruppe der 12- bis 25-Jährigen bei 3 % (Männer) bzw. 2 % (Frauen). Im Jahr 2003 kam es in Baden-Württemberg zu 172 Todesfällen infolge von Drogen; 156 davon waren Männer.

Männer haben eher Drogenerfahrung als Frauen. Hinweise auf die Geschlechts- verteilung gibt die Inanspruchnahme ambulanter und stationärer Therapiemaß- nahmen wegen Opiatabhängigkeit in Deutschland:

Beim Blick auf die soziale Situation (Arbeitsplatz, Ausbildung, Wohnen) zeigt sich, dass Männer mit Opiatabhängigkeit ungünstigere soziale Rahmenbedin- gungen als Frauen aufweisen.

Zusammenfassend unterscheidet sich das Suchtverhalten von Männern erheblich Raucherquote nach Alter und Geschlecht

12- bis 25-Jährige in der Bundesrepublik Deutschland 2001 männlich 38%

Gesamt

weiblich 37%

männlich 18%

12-15 Jahre

weiblich 21%

männlich 44%

16-19 Jahre

weiblich 45%

männlich 48%

20-25 Jahre

weiblich 40%

Quelle: Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung

Ambulante Maßnahmen Stationäre Maßnahmen

Männer 8.318 771

Frauen 2.257 191

Quelle: Welsch/Sonntag: Suchthilfestatistik 2002 für Deutschland

Soziale Situation – Ambulante Einrichtungen Opiatabhängigkeit 2002

Männer 51,1 % Arbeitslos/

Arbeitssuchend Frauen 41,6%

Männer 78,8%

Hauptschulabschluss /

ohne Schulabschluss Frauen 66,1%

Männer 24,9%

Instabile Wohnsituation

Frauen 7,9%

Quelle: EBIS – A 2002, Einrichtungsbezogenes Informationssystem Ambulante Einrichtungen

(15)

sucht flüchten und deutlich mehr illegale Drogen konsumieren, weichen Frauen auf unauffällige „stille“ Suchtformen aus, wie Essstörungen oder Medikamentenabhän- gigkeit (bei der Medikamentenabhängigkeit liegt die Häufigkeitsrelation von Frauen zu Männern bei 3 : 1). Die Gründe, warum Frauen eher verdeckt abhängig sind, sind vielfältig. Neben den zu Männern unterschiedlichen Sozialisations- prozessen spielen verschiedene gesundheitliche Beschwerden und psychosoziale Belastungen, aber auch Bildung und Art der Erwerbstätigkeit eine wichtige Rolle.

Einfluss der Essgewohnheiten auf Männergesundheit und Lebenserwartung Neben anderen gesundheitsfördernden Maßnahmen können gesündere Ernäh- rungsgewohnheiten einen erheblichen Beitrag zur Verbesserung der individuellen Gesundheit sowie der Lebenserwartung leisten. Die Beziehungen zwischen be- stimmten Ernährungsformen und dem Auftreten chronischer Erkrankungen, wie Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Krebs, Stoffwechselerkrankungen (z. B. Über- gewicht, Diabetes mellitus, Osteoporose), Erkrankungen der Verdauungsorgane (z. B. Leberzirrhose) sind in epidemiologischen Studien weltweit belegt.

Wissenschaftliche Untersuchungen der letzten Jahrzehnte haben nicht nur gezeigt, welche Risiko- oder Schutzfaktoren der Ernährung die Gesundheit beeinflussen, sondern haben vor allem bewiesen, dass Korrekturen des Risikofaktorenprofils tatsächlich die Lebenserwartung und die Lebensqualität verbessern. So hilft gesunde Ernährung, kardiovaskuläre Risikofaktoren (Hypercholesterinämie, Blut- hochdruck, Übergewicht, Diabetes mellitus) abzubauen und ischämischen Herzer- krankungen infolge von Arteriosklerose vorzubeugen. Da die Bereitschaft, alter- native (gesündere) Kostformen auszuprobieren, bei Männern noch deutlich geringer ist als bei Frauen, liegt noch erhebliches Präventionspotenzial in diesem Bereich.

Einfluss von Alkoholkonsum auf Männergesundheit und Lebenserwartung Zu den akuten gesundheitsrelevanten Folgen von Alkoholkonsum zählen in erster Linie Unfälle im Straßenverkehr. Etwa bei 15 % aller Verkehrsunfälle mit Todes- folge (12 % aller Unfälle mit Schwerverletzten) in Baden-Württemberg im Jahr 2002 hat Alkohol eine ursächliche Rolle gespielt. Die meisten dieser Unfälle wurden durch alkoholisierte junge Männer verursacht. Aggressivität, Kriminalität sowie Sui- zide treten ebenfalls häufig in Abhängigkeit vom aktuellen Blutalkoholspiegel auf.

Chronischer Alkoholkonsum führt zu einer Vielzahl internistischer Erkran- kungen, deren Behandlung für die Solidargemeinschaft eine erhebliche Belastung bedeutet. Nachstehend sind die Todesfälle durch chronische Leberkrankheiten und Leberzirrhose (ICD-9-Klassifikation) in Baden-Württemberg nach Alters- gruppen und Geschlecht für das Jahr 1997 grafisch dargestellt. Die Übersterblich- keit der Männer ist deutlich. Leberzirrhose verkürzte die mittlere Lebenserwar- tung um 11 bis 14 Jahre.

Todesfälle durch chronische Leberkrankheiten und Zirrhose (ICD 571) in Baden-Württemberg

Altersspezifische Mortalitätsraten 1997 für Männer und Frauen

0,0 20,0 40,0 60,0 80,0 100,0 120,0 140,0 160,0

0-5 5-10 10-15 15-20 20-25 25-30 30-35 35-40 40-45 45-50 50-55 55-60 60-65 65-70 70-75 75-80 80-85 85-90 >90 Jahre

Pro 100 000 EW

Männer Frauen

(16)

Einfluss von Tabakkonsum auf Männergesundheit und Lebenserwartung

Jährlich sterben in Baden-Württemberg weit über 10.000 Menschen durch an Tabak bedingten Erkrankungen. 22 % aller Todesfälle bei Männern und 5 % aller Todesfälle bei Frauen sind auf das Rauchen zurückzuführen. Neben anderen schwer wiegenden gesundheitlichen Folgen werden 90 % aller Lungenkrebsfälle bei Männern auf das Rauchen zurückgeführt. Das Lungenkarzinom gehört mit bundesweit jährlich 28.200 Neuerkrankungen zu den häufigsten bösartigen Tumorerkrankungen. Die Überlebensprognose 5 Jahre nach Erkrankung beträgt 9 %. In Baden-Württemberg starben im Jahr 2000 mit 2.604 Männern und 923 Frauen fast 3 Mal mehr Männer als Frauen an Lungenkrebs. Im Vergleich zu Nichtrauchern verlieren Raucher bis zu 25 Jahre ihrer Lebenserwartung. Nach- folgende Grafik zeigt die Todesfälle im Jahr 1997 durch „bösartige Neubildungen der Luftröhre, Bronchien und Lunge“ in Deutschland:

Der Tabakkonsum spielt auch bei der Entstehung von Kehlkopf-, Mundhöhlen-, Magen- und Speiseröhrenkrebs eine wesentliche Rolle. Raucher haben darüber hinaus ein erhöhtes Risiko für Blasen- und Bauchspeicheldrüsenkrebs und mög- licherweise auch für Nieren- und Dickdarmkrebs. Nicht vergessen werden darf neben dem Krebsrisiko die allgemeine schädigende Wirkung des Rauchens auf Herz, Gefäßsystem und Lunge.

Einfluss von Drogenkonsum auf Männergesundheit und Lebenserwartung Drogenkonsum führt sehr schnell zu einer psychischen und physischen Abhängig- keit. Akut können Überdosierungen zu Todesfällen, Vergiftungserscheinungen oder Krampfanfällen führen. Die Teilnahme am Straßenverkehr unter Drogeneinfluss bedeutet eine erhebliche Eigen- und Fremdgefährdung. Je nach Suchtmittel ent- stehen unterschiedliche akute psychische und körperliche Störungen. Chronischer Konsum führt zu schweren körperlichen Folgeschäden, sozialer Verelendung und psychischen Krankheiten bis hin zu Persönlichkeitsveränderungen. Die Lebens- erwartung ist in der Regel eingeschränkt. Aufgrund des hohen Abhängigkeits- potenzials kommt es häufig auch zu Beschaffungskriminalität und Prostitution.

Ernährungskompetenz

Die Gesundheitsberichte des Sozialministeriums „KinderErnährung in Baden- Württemberg“ und „Altern und Gesundheit in Baden-Württemberg, Teil 1“

nennen Handlungsempfehlungen, die auch eine Verbesserung der Ernährungs- kompetenz zum Ziel haben. Neben der Vermittlung von theoretischen Grundlagen ist die Aus- bzw. Weiterbildung bei der praktischen Essenszubereitung entschei-

Todesfälle durch bösartige Neubildungen der Luftröhre, Bronchien und Lunge (ICD 162) in Deutschland

Altersspezifische Mortalitätsraten 1997 für Männer und Frauen

0 100 200 300 400 500 600

0-5 5-10 10-15 15-20 20-25 25-30 30-35 35-40 40-45 45-50 50-55 55-60 60-65 65-70 70-75 75-80 80-85 85-90 >90 Jahre 5-Jahres-Altersgruppen

Pro 100 000 EW

Männer Frauen

(17)

bänden und weiteren Akteuren gilt es, Männer zur Teilnahme an entsprechenden Angeboten zu motivieren. Ferner müssen die bereits bestehenden Angebote individueller Ernährungsberatung weiter ausgebaut werden. Dazu sollten Bera- tungsstellen gestärkt und vorhandene Strukturen der gesundheitlichen Versorgung weiter optimiert werden.

Suchtprävention

Die Verminderung der Suchtgefährdung ist ein wesentlicher Baustein einer Ver- besserung ungesunder Lebensgewohnheiten. Indikatoren für eine allgemeine frühe Suchtgefährdung bei Jungen und Mädchen sind insbesondere der frühe Ein- stieg in den Zigarettenkonsum und das niedrige Selbstwertgefühl Jugendlicher.

Maßnahmen zur Stärkung des Selbstvertrauens von Schülern sind die Veranke- rung von Lebenskompetenzprogrammen im Schulalltag und ein weiterer Ausbau schulischer Beratungsangebote. Ferner müssen Angebote zur Elternbildung in Schulen und Kindergärten weiter ausgebaut und suchtpräventive Inhalte in der Lehreraus- und -fortbildung stärker berücksichtigt werden. Als Beispiel einer erfolgreichen Rauchprävention in Schulen sei die bundesweite Kampagne

„Be Smart – Don’t Start“ erwähnt. Ein weiteres Beispiel im Bereich der Primär- prävention ist das Projekt „Jung, Mobil & Klar“, dass das Sozial- und Innenminis- terium gemeinsam mit dem Fahrschullehrerverband Baden-Württemberg initiiert haben. Ziel des Projektes ist die Senkung des Alkoholkonsums im Straßenverkehr – speziell bei jungen Autofahrern.

7. wie lässt sich gesunde Bewegung als vordringliche Gesundheitsmaßnahme beim Mann messen und welchen Einfluss haben diese Faktoren auf die Männergesundheit und Lebenserwartung;

Die Frage, wie sich „gesunde Bewegung“ messen lässt, kann nicht ohne weiteres beantwortet werden. Zunächst muss geklärt werden, was überhaupt als „gesunde Bewegung“ gilt. Folgt man den Ratschlägen der Deutschen Gesellschaft für Sportmedizin, sind für positive gesundheitliche Wirkungen körperliche Aktivi- täten von mindestens einer halben Stunde an drei bis sechs Tagen pro Woche erforderlich. Dabei sollten sich Atmung und Pulsschlag steigern und die Personen sollten leicht ins Schwitzen geraten. Grundsätzlich sind Ausdauersportarten wie Laufen, Radfahren, Schwimmen und Wandern besonders geeignet zur Gesund- heitsförderung. Dabei spielen aber nicht nur sportliche Betätigungen im engeren Sinne eine Rolle, sondern auch körperliche Alltagsaktivitäten wie Gartenarbeit oder Treppensteigen wirken sich positiv auf das körperliche Wohlergehen aus.

Sport im engeren Sinne kann sich jedoch bei einer Überbetonung von Leistung und Wettkampf auch gesundheitsschädigend auswirken. Wertet man die Mitglied- schaft in einem Sportverein als Hinweis für sportliche Aktivität, so stellen sich Männer als das bewegungsfreudigere Geschlecht dar.

Leistungssportarten und Mannschaftsspiele werden von Frauen weniger häufig betrieben. Dagegen nehmen Männer seltener Bewegungsangebote von Kranken- kassen, Volkshochschulen oder anderen Bildungsstätten in Anspruch. Da sich sportlich aktive Menschen im Durchschnitt gesünder ernähren, weniger rauchen und weniger Alkohol trinken, ist ein Einfluss der körperlichen Aktivität auf Krankheitshäufigkeiten und -verläufe in vielen Studien zum Bewegungsverhalten nur schwer abzuschätzen.

Auswirkungen auf die Männergesundheit und Lebensqualität

Die positiven Auswirkungen von Bewegung und Sport auf die Gesundheit sind wissenschaftlich vielfach belegt. Der biologische Alterungsprozess lässt sich durch körperliche Aktivität verlangsamen. Dagegen sind die Auswirkungen von Bewegungsmangel auf den menschlichen Organismus den biologischen Alte- rungsprozessen teilweise ähnlich. Bewegung hat positive Auswirkungen auf die meisten Risikofaktoren für Herz-Kreislauf-Erkrankungen (z. B. Blutdruck, Cho- lesterin) und setzt das Krankheitsrisiko z. B. für Adipositas, Diabetes mellitus (Typ II), Osteoporose, Rückenschmerzen und Dickdarmkrebs herab, wie wissen- schaftliche Untersuchungen zeigen konnten. Ferner gibt es wissenschaftliche Hin- weise, dass körperliche Betätigung auch das Risiko für Lungen- und Brustkrebs sowie für Depressionen vermindern kann. Bereits manifeste Beschwerden werden

(18)

Nach Hochrechnungen der deutschen Herz-Kreislauf-Präventionsstudie führt regel- mäßig ausgeübte mäßige körperliche Aktivität bei 40- bis 69-jährigen Männern zu einem Rückgang der Mortalität an Herz-Kreislauf-Erkrankungen um 28 % sowie zu einer Reduktion der Gesamtmortalität um 19 %. Durch Bewegung wird aber nicht nur die Lebenserwartung erhöht, sondern sie vermindert auch das Risiko körper- licher Gebrechlichkeit Hochbetagter in dem Zeitabschnitt kurz vor dem Tod.

Im Bericht des Sozialministeriums „Altern und Gesundheit in Baden-Württem- berg, Teil 1“ werden vor diesem Hintergrund und in Anbetracht der zukünftigen demografischen Entwicklung Handlungsempfehlungen gegeben, um Bewegung und Sport von Männern und Frauen zu fördern und auf eine langfristige Ein- stellungs- und Verhaltensänderung in diesem Bereich hinzuwirken.

8. welchen Einfluss auf die Gesundheit der Männer haben das soziale und kul- turelle Umfeld sowie sozialökonomische Faktoren; welchen Einfluss haben die im Vergleich zu Frauen unterschiedlichen Arbeitsbedingungen auf die Männer- gesundheit;

Einfluss des sozialen Umfelds

Neben biologischen und genetischen Faktoren spielt eine Vielzahl von sozialen, ökonomischen, kulturellen und weiteren Faktoren für die Gesundheit von Männern eine entscheidende Rolle. In der sozialepidemiologischen Forschung haben sich die Schichtzugehörigkeit und soziale Isolation konstant als belastende Faktoren erwiesen. Angehörige der Unterschicht sind gesundheitlich stärker beeinträchtigt als Personen, die der Mittel- oder Oberschicht zuzurechnen sind.

Dies betrifft Männer stärker als Frauen. So nehmen Krankheiten wie chronische Bronchitis, Rheuma, Herzinfarkt oder Bandscheibenschäden bei Männern mit ab- nehmendem Sozialstatus deutlich zu.

Ebenso haben Verheiratete bzw. Personen, die über ein stabiles soziales Netz verfügen, generell deutlich niedrigere Mortalitäts- und Morbiditätsraten als Unverheiratete oder sozial isolierte Personen. Auch dies gilt noch mehr für Männer als für Frauen. Als Risikogruppen, für die die Gefahr der sozialen Isola- tion besonders groß ist, gelten ältere, allein wohnende, verwitwete Männer.

Stellvertretend für die Vielzahl von Daten zum Zusammenhang zwischen sozio- ökonomischen Faktoren und Gesundheit wird die folgende Tabelle angeführt:

Schwangerschaft Schwangere aus Haushalten mit niedrigem Einkom- men haben eine schlechtere Energie- und Nährstoff- versorgung sowie häufiger Anämien.

Geburt In Haushalten mit niedrigem Einkommen ist das Ge-

burtsgewicht der Kinder gegenüber dem Durchschnitt reduziert. Das Risiko von Totgeburten ist erhöht.

Stillzeit Säuglinge aus Haushalten mit niedrigem Einkommen

werden seltener und kürzer gestillt.

Vitamine und Mineralstoffe In Haushalten mit niedrigem Einkommen ist die durchschnittliche Versorgung mit Calcium, Vitamin C und Folsäure ungünstiger. Kinder aus Haushalten mit niedrigem Einkommen haben eine geringere Zufuhr von Vitaminen und Mineralstoffen.

Zucker, Fette, Ballaststoffe, Gemüse Kinder aus Haushalten mit niedrigem Einkommen haben einen höheren Verzehr von Zucker und gesät- tigten Fettsäuren sowie eine niedrigere Zufuhr von Ballaststoffen und Gemüse. Sie weisen erhöhte Blut- fettwerte und vermehrt Zahnkaries auf.

Sportliche Aktivität Frauen und Männer der Unterschicht sind weniger sportlich aktiv als Angehörige der Mittel- und Ober- schicht

Wachstum, Körpergewicht Kinder aus Haushalten mit niedrigem Einkommen wachsen langsamer und haben öfter Übergewicht.

Knochenmasse

Anämien, Infektionskrankheiten

Im Alter von 10-15 Jahren haben Kinder aus Haus- halten mit geringem Einkommen eine geringere Kno- chenmasse, häufiger Anämien und Infektionskrank-

(19)

Einfluss der Arbeitsbedingungen

Ferner sind geschlechtsspezifische Gesundheitsrisiken für Männer im Erwerbs- leben nachgewiesen. Nach Angaben des Statistischen Landesamtes stehen in Baden-Württemberg 2,79 Millionen Männer und 2,19 Millionen Frauen im Erwerbsleben. Damit sind 56 % aller Erwerbstätigen Männer und 44 % Frauen.

Der Anteil der Männer an allen angezeigten Berufskrankheiten-Fällen beträgt dagegen 77 %.

Bestimmte Berufskrankheiten (BK) kommen überwiegend oder fast ausschließ- lich bei Männern vor. So liegt der Frauenanteil an der Lärmschwerhörigkeit bei den ärztlichen BK-Anzeigen etwa bei 4 %. Bei Männern dagegen ist die Lärm- schwerhörigkeit die häufigste anerkannte Berufskrankheit. Für andere Berufs- krankheiten gilt Ähnliches. Eine Übersicht ausgewählter Berufskrankheiten gibt die nachfolgende Tabelle:

Die Ursache für die unterschiedliche Häufigkeit bestimmter Berufskrankheiten bei Frauen und Männern liegt in den unterschiedlichen Tätigkeiten. Obwohl sich der Anteil der Frauen mit Erwerbstätigkeit den 50 % nähert, gibt es nach wie vor Tätigkeiten, in denen das eine oder andere Geschlecht stärker (bisweilen fast aus- schließlich) vertreten ist. Arbeitsplätze, die mit starker Lärm- und Staubexposi- tion (z. B. Handwerk) verbunden sind, werden hauptsächlich von Männern be- setzt. Entsprechend treten Krankheiten wie Staublunge durch Quarz oder das Bronchialkarzinom durch Asbest fast ausschließlich bei Männern auf.

Frauen sind dagegen häufiger in sozialen und pflegerischen Berufen tätig. Ent- sprechend charakteristisch stellt sich ihr Berufskrankheitenprofil dar (Überwiegen von Hautkrankheiten und Rückenschmerzen).

Bestimmte Berufskrankheiten treten unabhängig vom Alter in beiden Geschlech- tern gleichmäßig auf. Dazu zählen Krankheiten des Sehnengleitgewebes. Beide sind Krankheiten, die akut (Infektionen) oder nach relativ kurzer Belastungszeit (Sehnengleitgewebe) auftreten. Insbesondere die letztgenannte Berufskrankheit ist als Folge der besseren Arbeitsgestaltung deutlich zurückgegangen.

Die Frage, ob es ein geschlechtsspezifisch unterschiedliches Risiko für das Auftreten von Berufskrankheiten bei gleicher Exposition gibt, kann aus den BK- Statistiken nicht beantwortet werden. Zwar ist eine genetische Fixierung der Empfindlichkeit gegenüber bestimmten Noxen bekannt. Für die gängigen Berufs- krankheiten muss die Frage aber bisher verneint werden. Jedenfalls entspricht der Anteil der Männer an den gemeldeten Berufskrankheiten ungefähr dem Anteil der männlichen Beschäftigten in dem jeweiligen Berufsbereich. Zahlen waren vom Statistischen Landesamt allerdings nur für drei Berufsbereiche zugänglich: Für die Bereiche Mechaniker und ähnliche Berufe (94,8 %), für Bauberufe (99,1 %) und für Gesundheitsberufe (16 %). Der Anteil der Männer in diesen Berufen liegt in der gleichen Größenordnung wie ihr Anteil an den angezeigten Berufskrank- heiten in Baden-Württemberg.

Berufskrankheit BK-Nr. Anteil

Männer

Infektionskrankheiten 3101 25,0 %

Allergische obstruktive Atemwegserkrankungen 4301 53,5 %

Hautkrankheiten 5101 43,8 %

Degenerative Krankheiten der Lendenwirbelsäule (LWS) 2108 76,7 % Mesotheliom nach Asbestexposition 4105 92,4 %

Asbestose 4103 93,9 %

Lärmschwerhörigkeit 2301 97,2 %

Bronchialkarzinom bei Asbestose 4104 98,5 %

(20)

Neben körperlichen Faktoren spielen psychosoziale Faktoren wie beruflicher Status, Anerkennung, beruflicher Entscheidungsspielraum, Arbeitsplatzsicherheit sowie weitere mentale Arbeitsplatzfaktoren eine wichtige Rolle. Generell positiv sind Tätigkeitsprofile, die Lern- und Entwicklungsmöglichkeiten bieten und mit Kontroll- und Einflusschancen am Arbeitsplatz verbunden sind. Pathogen wirken dagegen Arbeiten, die quantitativ hohe Anforderungen (insbesondere in Form von Zeitdruck) stellen und gleichzeitig nur einen geringen Entscheidungsspielraum zulassen (z. B. Fließbandarbeit).

9. welche Möglichkeiten sieht die Landesregierung, bereits im Kinder- und Jugendalter die Weichen für einen gesünderen Umgang mit Körper und Psyche zu stellen (z. B. „Gesundheitserziehung“ als Pflichtfach an Schulen).

Die Gesundheitsberichte des Landes „Kindergesundheit in Baden-Württemberg“

und „KinderErnährung in Baden-Württemberg“ nehmen umfangreich Stellung zu gesundheitsrelevanten Themen für Jungen und Mädchen. Ferner werden darin Handlungsempfehlungen formuliert, die den Akteuren im Bereich Gesundheits- förderung, den Eltern, Lehrern und Bürgern in Baden-Württemberg Möglich- keiten einer frühen Weichenstellung für einen gesünderen Umgang mit Körper und Psyche aufzeigen. Im Rahmen der Gesundheitsförderung an Schulen sowie anderen Lebensfeldern sind dies insbesondere:

• Die Förderung positiver Körpererfahrungen(z. B. durch Bewegungsangebote und Sport, auch zusammen mit Eltern, insbesondere mit Vätern) mit dem Ziel einer bewussten Körperwahrnehmung und der Entwicklung einer positiven Einstellung zur Gesundheit.

• Die Förderung der psychischen Gesundheitund des seelischen Wohlbefindens, durch die Entwicklung von Problembewältigungskompetenzen; Vermittlung eines kompetenten Umgangs mit Belastungen und Krisen.

• Die Stärkung des Selbstwertgefühlsund Unterstützung beim Aufbau von sozia- len Netzwerken (Freundschaften); Schaffung eines gesundheitsförderlichen Umfelds (Kindertagesstätte, Schule, Freizeitbereich).

• Die Vermittlung von Wissen über körperliche Signale und Frühsymptome sowie über die Bedeutung von Gesundheit und Krankheit.

• Die Unterstützung von Familien bei der Realisierung einer gesunden Ernährung durch Stärkung der Ernährungskompetenz von Männern, Frauen und Kindern; Zuweisung eines höheren Stellenwerts der Ernährungserziehung im Bildungssystem.

• Die Vermittlung eines kritischen Umgangs mit Genussmitteln und Alltags- drogen.

In der freien Jugendarbeit in Baden-Württemberg werden zunehmend geschlechts- spezifische Ansätze praktiziert. Neben der so genannten Mädchenarbeit gibt es mitt- lerweile auch praktische Erfahrungen mit der Jungenarbeit, aus der sich Empfehlun- gen für die Gesundheitsförderung bei Jungen ableiten lassen. Dabei besteht Konsens darin, dass die Kompetenzen der Jungen in den Vordergrund gestellt werden sollten und der Fokus weniger auf Probleme und Auffälligkeiten gerichtet sein sollte.

Ferner ist die Einsicht wichtig, dass es im Sinne eines lösungsorientierten Vor- gehens manchmal besser ist, bestimmte Fragen und Probleme von Jungen nicht in koedukativen Settings, d. h. in der Gegenwart von Mädchen, zu bearbeiten. Als problematisch wird von Fachleuten eingeschätzt, dass es im Kindergarten und in

Berufsgruppe Anteil von Männern (in %)

Berufsgruppe BK- Wirbelsäule BK-Haut

Mechaniker und verwandte Berufe 94,8 99,3 92,1

Bauberufe 99,1 99,0 100,0

Gesundheitsberufe 16,0 15,2 15,5

Referenzen

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