SPEKTRUM DAS GESUNDHEITSPOLITISCHE BUCH
Vergleich der Systeme
Schneider, Biene-Dietrich, Gabanyi, Huber, Höse, Schol- tes, Sommer: Gesundheitssy- steme im internationalen Ver- gleich, herausgegeben von Basys Beratungsgesellschaft für angewandte Systemfor- schung mbH, Ausgabe 1992, Eigenverlag Basys, Reisinger- straße 25, 86159 Augsburg, 1993, 543 Seiten, 54 DM
Das Buch, gefördert vom Bundesgesundheitsministeri- um, enthält die Beschreibung der Systeme der Gesund- heitssicherung von 17 Län- dern, gegliedert nach einheit- lichen, vergleichbaren Be- schreibungskriterien, und die Finanzierungs- und Lei- stungseffizienz dokumentie- rende tabellarische Übersich- ten. So werden ausländische Gesundheitssicherungssyste- me, deren Versorgungsstan- dards, Ausgabenstrukturen und Systemelemente transpa- rent. Zugleich werden die de-
Rolf Gindorf, Erwin J.
Haeberle (Hrsg.): Sexualwis- senschaft und Sexualpolitik, Spannungsverhältnisse in Eu- ropa, Amerika und Asien, Grußwort von Rita Süßmuth, Band 3 der Schriftenreihe So- zialwissenschaftliche Sexual- forschung, Verlag Walter de Gruyter, Berlin/New York, 1992, XII, 434 Seiten, 19 Ab- bildungen, 23 Tabellen, bro- schiert, 228 DM
Der Sammelband enthält die Beiträge zur IX. Fach- tagung der Deutschen Ge- sellschaft für Sozialwissen- schaftliche Sexualforschung (DGSS) im Juni 1988 in Düs- seldorf. Er beginnt mit ein- führenden und grundsätzli- chen Überlegungen der Her- ausgeber über Sexualwissen- schaft in der Politik und als Beruf sowie von Ernest Bor- nemann über die Wechselwir- kungen zwischen Arbeits- und Geschlechtsleben, ein vernachlässigtes Gebiet der Arbeitsmedizin. Es folgen
mographischen Rahmenda- ten in den Systemvergleich eingespeist. Die Analyse zeigt: Das deutsche System der Gesundheitssicherung rangiert in der oberen Hälfte der aufgelisteten Systeme.
Das gegliederte, freiheitlich orientierte Gesundheitssiche- rungssystem hat zwar einige System-Mängel und Schwach- stellen, insgesamt hat es sich aber bewährt und hat für vie- le Länder (insbesondere die des sich für den Westen öff- nenden osteuropäischen) Vorbild-Charakter.
Das Kompendium ist eine profunde Fundgrube und Nachschlagequelle für alle, die ihren Blick für die inter- nationale Entwicklung öffnen und den Systemvergleich für heuristische Zwecke ebenso wie für die Reformdebatte nutzen wollen.
Harald Clade, Köln
Vorträge zur Geschichte der Sexualforschung, so über Al- bert Holl und Max Hodann;
besonders berührend der Le- bensbericht des Pioniers der tschechischen Sexuologie, Jo- sef Hynie, kurz danach ver- storben.
Der erste Schwerpunkt konzentriert sich auf das The- ma der Homosexualität. Auf- schlußreich ist hier der Be- richt von Erwin Günther aus Jena über „bewältigte Ver- gangenheit, neuere Trends"
in der DDR beziehungsweise Ostdeutschland. Ausführlich wird auch dargestellt die Männerhomosexualität in den USA mit ihren Bäderkul- turen und Verhaltensszenen:
sogar „schwule katholische Priester" geraten ins Blick- feld. Der zweite Schwerpunkt geht das sexualpolitische Thema schlechthin an: AIDS.
Prävention, Pädagogik, De- moskopie und Medienprä- senz werden sachkundig und nüchtern behandelt, darunter
vom Altmeister der Sexual- aufklärung, Oswalt Kolle.
Der dritte Schwerpunkt demonstriert — in dieser Aus- führlichkeit erstmalig — die Sexualforschung und Sexual- politik in der Volksrepublik China. Das neugegründete Sexualsoziologische For- schungszentrum in Shanghai unter der Leitung von Profes- sor Liu Dalin hat beachtliche Ergebnisse vorzuzeigen, die der rigiden Bevölkerungspoli- tik der regierenden Partei künftig Korrekturen aufnöti-
Kurt Banz, Rainer Rohr- bacher, David Schwicker: Die Sozioökonomie der chroni- schen Lebererkrankungen in Deutschland, Epidemiologie, Diagnostik, Therapie, Ko- sten, Health Econ, Reihe:
Gesundheit und Ökonomie, Band 5, Peter Lang AG, Eu- ropäischer Verlag der Wis- senschaften, Bern, Berlin, Frankfurt am Main, New York, Paris, Wien, 1993, 188 Seiten, Abbildungen und Ta- bellen, kartoniert, 57 DM.
Es gibt Wechselwirkungen zwischen Gesundheitswesen und Volkswirtschaft, die man auf Dauer nicht ignorieren kann. Wie aber errechnen sich eigentlich die volkswirt- schaftlichen Kosten bestimm- ter Erkrankungen? Eine de- taillierte und klar strukturier- te Antwort gibt die vorliegen- de Untersuchung. Ihr Ziel ist es, die direkten und indirek- ten Kosten chronischer Le- bererkrankungen für die alte Bundesrepublik zu ermitteln.
Das Krankheitsspektrum erstreckt sich von alkoholi- scher Fettleber, Fettleberhe- patitis und chronischen He- patitiden bis zu den Zirrho- sen alkoholtoxischer, viraler und billärer Genese. Die di- rekten Kosten umfassen am- bulante und stationäre ärztli- che Leistungen in den Berei- chen Diagnostik, Therapie, Arzneimittelkosten und Kur- behandlungen. Die indirek- ten Kosten beziffern dagegen Produktivitätsverluste durch
gen werden. Die konfuzia- nische Sexualaskese und der marxistische Puritanismus ge- ben gewiß noch das Wert- und Verhaltensmuster der
„Massen" für Ehe und Alters- generation vor. Aber der westliche Einfluß der „sexuel- len Revolution" über den Einbruch der „romantischen Liebe" und der individuellen und partnerschaftlichen Selbstbestimmung ist unauf- haltsam.
Horst Baier, Konstanz
Arbeitsunfähigkeit, Frühbe- rentung und vorzeitige To- desfälle.
Die methodisch sorgfälti- ge Recherche zeigt auf, daß die in unserem Gesundheits- system vorliegenden Daten wenig geeignet sind, solche quantitativen Fragestellun- gen zu unterstützen. Zusatz- erhebungen mittels Fragebo- gen und Telefoninterviews gehören daher zum methodi- schen Werkzeug. Die Unter- suchung kommt zu dem Fazit, daß die indirekten Kosten durch Produktivitätsverluste, mit etwa 4,7 Milliarden DM den Löwenanteil der volks- wirtschaftlichen Kosten aus- machen. Die direkten Kosten sind demgegenüber mit etwa 560 Millionen DM vergleichs- weise gering.
Das umfangreiche Zah- lenmaterial im Anhang macht die Untersuchung zu einer wichtigen Referenz für weite- re Forschungsvorhaben. Dar- über hinaus verdient die Stu- die auch im Bereich der Pub- lic Health Lehre Aufmerk- samkeit und didaktische Um- setzung.
Zusammenfassend läßt sich sagen, daß systemati- scher Aufbau, klare Metho- dik, kritische Diskussion und das erarbeitete Zahlenmate- rial dieses Buch zu einer loh- nenswerten Lektüre für jeden gesundheitsökonomisch in- teressierten Leser machen.
Ruth Oberhausen, Stuttgart
Sexualpolitik international
Die Leber - ökonomisch
A-2216 (16) Deutsches Ärzteblatt 91, Heft 34/35, 29. August 1994