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Archiv "Doping: Bluttest erlaubt eindeutigen Nachweis von Gendoping" (17.09.2010)

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A 1750 Deutsches Ärzteblatt

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Jg. 107

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Heft 37

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17. September 2010

DOPING

Bluttest erlaubt eindeutigen Nachweis von Gendoping

Das neue Verfahren weist in normalen Blutproben selbst geringste Mengen der eingebrachten „transgenen“ DNA nach.

E

s ist in der Regel ein ungleicher Wettkampf zwischen Doping- sündern im Sport und den Fahndern.

Ein bisschen wie der Wettlauf zwi- schen Hase und Igel, bei dem die do- penden Athleten den Kontrolleuren immer eine Nasenlänge voraus wa- ren. Doch diesmal ist es umgekehrt.

Wenn es um sogenanntes Gendo- ping geht, triumphieren die Wissen- schaftler: „Wir sind schon da!“ Denn

Forscher der Universitäten Tübingen und Mainz haben einen Test entwi- ckelt, mit dem sich Gendoping ein- deutig nachweisen lässt.

Als Gendoping definiert die World Anti-Doping Agency (WADA) den Missbrauch einer somatischen Gen- therapie, um die sportliche Leis- tungsfähigkeit zu steigern. Dabei wird der Körper befähigt, quasi seine eigenen Dopingsubstanzen zu bilden.

Mögliche Wirkstoffe für solches kör- pereigenes Doping wären zum Bei- spiel Wachstumsfaktoren für Gefäße

und Muskulatur oder auch Erythro- poetin. Vorsorglich hat die WADA das Gendoping schon im Jahr 2003 unter den verbotenen Strategien gelistet.

Auch wenn es Gendoping wahr- scheinlich bislang noch nicht gebe, sei es „keine Science-Fiction“, sagt der Sportwissenschaftler Prof. Dr.

Dr. Perikles Simon von der Univer- sität Mainz, der den Test gemeinsam mit Gentherapeut Prof. Dr. med. Mi-

chael Bitzer vom Universitätskli- nikum Tübingen entwickelt hat.

Im Tierversuch waren solche Gen- transfers, die zum Beispiel mittels

Viren vorgenommen werden, be- reits erfolgreich. Und klinische

Studien, um die Übertragung von Genen bei Krankheiten, etwa

fortgeschrittenen Tumoren, the- rapeutisch zu nutzen, sind zum

Beispiel an der Universität Tü- bingen derzeit in Planung.

Hält das Gendoping erst ein- mal im Hochleistungssport Ein- zug, haben die Fahnder ein echtes Problem – so dachte man bislang. Denn die ver- mehrt gebildeten Substanzen

sind von den körpereigenen nicht zu unterscheiden. Doch das neue Verfahren setzt frü- her an: Es weist selbst winzigste Mengen der eingebrachten „transge- nen“ DNA nach. Besonders attrak- tiv: Der Nachweis funktioniert aus konventionellen Blutproben und auch dann noch, wenn das Gendo- ping schon länger zurückliegt. Wahr- scheinlich, meint Michael Bitzer von der Universität Tübingen, gelin- ge der Nachweis sogar so lange, wie das eingebrachte Gen aktiv sei.

Der Test liefere „eine klare Ja- Nein-Antwort“, ob transgene DNA vorhanden sei, erläutert Simon. Diese sei erkennbar, weil ihr „Introns“ fehl-

ten, also nichtcodierende Abschnit- te, die die natürliche DNA habe. Mit Hilfe der bei Gentest üblichen PCR- Methodik hätten die Wissenschaftler ein Protokoll entwickelt, mit dem der Nachweis auch kleinster Mengen von transgenem Erbgut in menschli- chen Blutproben „mit hoher Spezifi- tät und guter Reproduzierbarkeit“

gelinge, schreiben sie in ihrer jetzt online erschienenen Publikation (1).

Die WADA darf das Patent kostenfrei nutzen

Getestet haben sie das Nachweisver- fahren an transgenen Mäusen und in mehr als 327 Blutproben von Leis- tungs- und Freizeitsportlern. Der Test ist relativ kostengünstig und einfach durchzuführen, man benö- tigt lediglich geschultes Personal und hohe Standards an Sicherheit und Sauberkeit im Labor, wie Simon und Bitzer erläutern. Sie besitzen zwar ein Patent auf ihren Test, doch die WADA – sie hat die Forschungs- arbeiten finanziell unterstützt – kann es kostenfrei nutzen. Im Jahr 2012 könnte der Test breit einsetzbar sein.

Die Verfügbarkeit eines solchen Tests, so meinen die Wissenschaftler, könnte dazu beitragen, dass Gendo- ping gar nicht erst den Spitzensport erreiche. Simon: „Die Botschaft lau- tet: Wir können auch Gendoping nachweisen!“ Die Gefahr, bei den Kontrollen entdeckt zu werden, habe eine weit größere abschreckende Wirkung als das Gesundheitsrisiko, das die Sportler mit experimentellen, kaum erprobten Dopingmethoden eingingen, so seine Erfahrung. ■

Sonja Böhm

LITERATUR

Beiter T et al.: Gene Therapy (2010), 1–7. Ad- vance online publication, 2 September 2010;

doi: 10.1038/gt.2010.122.

Die verschie- denen Doping- formen sind unter anderem in Heft 8/2007 dar- gestellt worden.

M E D I Z I N R E P O R T

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