Deutsches Ärzteblatt
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Jg. 107|
Heft 37|
17. September 2010 A 1723RANDNOTIZ
Vera Zylka-Menhorn
Wissenschaftler und Astrologen sind sich völlig einig darüber, dass der Mond Einfluss auf die Erde hat. Zum Beispiel regelt seine Anziehungskraft die Gezeiten Ebbe und Flut. Sogar die Kontinente heben und senken sich je nach Mondphase bis zu 26 Zentimeter. Wird aber auch der Mensch vom Mond – speziell vom Vollmond – beeinflusst? Ob Morde oder Suizide, Unfälle, Notrufe bei der Polizei oder Schlaflosigkeit – hartnä- ckig hält sich der Aberglaube, dass diese Unbillen dem fernen Trabanten
zuzuschreiben sind. So gaben bei ei- ner Umfrage 40 Prozent der Deut- schen an, „mondfühlig“ zu sein.
Doch nun der wissenschaftliche Freispruch: Der Mond ist unschuldig.
Zahlreiche Untersuchungen belegen, dass es keinen Zusammenhang zwi- schen Schlaflosigkeit und Vollmond gebe, teilte die Deutsche Angestell- ten-Krankenkasse Bayern jetzt mit.
So hätten zuletzt österreichische Schlafforscher Testpersonen über ei- nen Zeitraum von sechs Jahren ein Schlaftagebuch führen lassen. Das Ergebnis: Es gab keinen Zusammen- hang zwischen der Mondphase und dem Schlaf.
„Die selbsterfüllende Prophezei- ung, bei Vollmond schlechter zu schlafen, lässt uns dann auch wirk- lich schlechter schlafen“, kommen- tierte Schlafexperte Prof. Dr. med.
Jürgen Zulley (Universitätsklinik Re- gensburg) das Ergebnis. Zudem ha- be der Mond eine geringere Licht- stärke als so manche Laterne. Daher könne auch die vermeintlich hellere Nacht bei Vollmond nicht für die Schlaflosigkeit verantwortlich sein.
Übrigens: Auch alle anderen Stu- dien, die einen Zusammenhang zwi- schen dem Vollmond und dem Ver- halten der Menschen (siehe oben) untersucht hatten, fielen negativ aus oder wiesen methodische Mängel auf.
Unschuldiger Vollmond
Das bisher in Deutschland einmali- ge Projekt „Diabetes im Klassen- zimmer“ des Deutschen Diabetiker- bundes Landesverband Berlin
(DBB) ist im August in Berlin ge- startet. Es ermöglicht Berliner Grundschullehrerinnen und -leh- rern, sich an vier Terminen im Sep- tember, Oktober und November im Umgang mit Kindern mit Diabetes mellitus durch Experten fortzubil- den.
DIABETES BEI KINDERN
Unbesorgt zur Schule
Vermittelt werden ihnen dabei die Besonderheiten des Krankheits- bilds Typ-1-Diabetes sowie mög - liche akute Komplikationen, wie
Hypoglykämie. Auch das Verhalten in Notsituatio- nen wird geübt. Gleich- zeitig erhalten die Leh- rer Handlungsanweisungen dazu, wie sie mit betroffe- nen Kindern im Unter- richtsalltag, aber auch bei Sondersituationen umge- hen sollen. Dazu gehören die Teilnahme von Diabe- tikern an Sportveranstal- tungen, Klassenfahrten oder Ge- burtstagsfeiern.
Mindestens 15 000 Kinder und Jugendliche bis 14 Jahre leiden in Deutschland an Typ-1-Diabetes. In Berlin sind schätzungsweise 1 300 schulpflichtige Kinder von der Er- krankung betroffen. ER Die Kassenärztlichen Vereinigun-
gen (KVen) haben gemeinsam die
„KV Initiative Pflegeheim“ gegrün- det. Ziel der Initiative ist es, eine fachübergreifende ärztliche Versor- gung in Pflegeheimen zu ermögli- chen „Erstmals haben sich alle 17 Kassenärztlichen Vereinigungen zu- sammengetan und ziehen wirklich an einem Strang“, erklärte der erste stellvertretende Vorstandsvorsitzen- de der KV Bayerns und Begründer der Initiative, Dr. med. Gabriel Schmidt, bei der Vorstellung des Konzepts in Berlin.
Natürlich stehe auch die Kassen- ärztliche Bundesvereinigung dem Vorhaben aufgeschlossen gegen- über. Um regionalen und individu- ellen Bedürfnissen entsprechen zu können, sei das Rahmenkonzept der Initiative modular aufgebaut, sagte Schmidt. Neben einem Basisele- ment, das das Fundament für alle Verträge zwischen KVen und Kran- kenkassen bildet, gibt es die Modu- le Hausärzte, Fachärzte und Psy- KASSENÄRZTLICHE VEREINIGUNGEN
Initiative Pflegeheim gestartet
chotherapeuten, Heime, Zusam- menarbeit zwischen Ärzten und Heimen, Qualitätsprogramme und Einbindung weiterer Partner.
Vorbilder für die Initiative waren Konzepte, die seit Jahren schon in verschiedenen KVen umgesetzt werden, beispielsweise der Geria- trische Praxisverbund in Bayern oder das Projekt „Die Pflege mit dem Plus“ in Berlin. In Bayern schließen sich dabei alle Ärzte, die Patienten in einem Pflegeheim betreuen, zusammen und besuchen abwechselnd das Pflegeheim, so dass jeden Tag ein Arzt die Heimbe- wohner betreuen kann. Er versorgt dabei sowohl seine eigenen Patien- ten als auch im Bedarfsfall die Pa- tienten anderer Ärzte.
Anders als bei einem fest ange- stellten Arzt könnten die Patienten weiterhin von ihrem Hausarzt un- tersucht werden. Mit dem Konzept erhofft man sich unter anderem auch die Vermeidung unnötiger Krankenhauseinweisungen. fos
Was tun bei Hypoglyk - ämie? Lehrer sollten Grund-
kenntnisse über Diabetes haben.
Foto: Caro