Morbus Parkinson
Zu dem Beitrag „Fachgerechter Ein- satz von Dopamin-Agonisten“ von Prof. Dr. med. Günther Deuschl et al.
in Heft 1–2/2005:
Ergänzungen
. . . Bromocriptin ist lange be- vor die ersten Patienten mit Parkinson mit DA-Agonisten behandelt wurden, in der En- dokrinologie (Hyperprolak- tinämie und Akromegalie) eingesetzt worden. Allerdings sind die Dosierungen (aller DA-Agonisten) erheblich niedriger als in der Neurolo- gie. So wird eine Bromocrip- tin-Dosis von 15 mg bzw. Lisu- rid-Dosis von 1 mg pro Tag selten überschritten. Das glei- che gilt für die DA-Agonisten der zweiten Generation: das Non-Ergot-Präparat Quina- golid, dessen Dosierung 0,6 mg/Tag selten überschrei- tet, und Cabergolin, das mei- stens in einer Dosierung von 0,5 mg ein- bis dreimal pro Woche (die endokrinologi- sche Maximaldosis ist 1 mg/Tag) gegeben wird . . . Die Nebenwirkungen einer chronischen DA-Agonisten- Therapie sowohl endokriner als auch Parkinsonpatienten sind Kopfschmerzen und ver- stopfte Nase, Dyspepsie, Ver- stopfung, selten kälte-emp- findliche Vasospasmen. Bei Parkinsonpatienten sind Dys- kinesie und ödematöse, schmerzempfindliche, geröte- te Extremitäten beschrieben (Erythromelalgie) sowie psych- iatrische Reaktionen wie Depressionen und Halluzina- tionen (Symptome, die aller- dings auch sonst beim Morbus Parkinson beschrieben wer- den). In der gesamten endo- krinologischen Literatur gibt es keine Hinweise auf fibroti- sche Veränderungen, die Kol- lege Deuschl in seiner Über- sicht beschreibt. Dies ist auch im Hinblick auf die Tatsache relevant, dass Dopamin-Ago- nisten wie Bromocriptin und Lisurid für die Therapie der weiblichen Sterilität zugelas- sen sind, d. h. von schwange- ren Frauen während der kriti- schen Phase der Organogene- A
A576 Deutsches ÄrzteblattJg. 102Heft 94. März 2005
B R I E F E
se des Feten in jedem Fall ein- genommen werden. Die DA- Agonisten können erst abge- setzt werden, wenn die er- wünschte Schwangerschaft ge- sichert ist. Bei mittlerweile mehr als 5 000 Kindern von mit Bromocriptin behandel- ten Müttern hat sich kein Hin- weis für irgendwelche terato- genen Effekte ergeben. Auch Cabergolin wird zur Behand- lung der weiblichen Sterilität, insbesondere bei Bromocrip- tin-intoleranten Patienten, zu- nehmend eingesetzt. Die Lite- ratur zeigt, dass auch Caber- golin keinerlei teratogene Ef-
fekte beinhaltet. Aufgrund der Datenlage wird die in dem Ar- tikel geäußerte Vermutung ei- ner Dosis-Wirkungs-Bezie- hung zwischen Dopamin- Agonisten und fibrotischen Veränderungen (wenn über- haupt eine solche kausale Be- ziehung für alle Dopamin- Agonisten existiert), unterstri- chen. Aus diesem Grunde, um die vielen Patientinnen mit hyperprolaktinämischer Steri- lität und Patienten und Patientinnen mit Prolaktin produzierenden Hypophysen- tumoren, wo DA-Agonisten die Therapie der Wahl darstel- len, nicht zu verunsichern, sollten die von dem Kompe- tenznetz Parkinson und der Deutschen Gesellschaft für Kardiologie geäußerten Empfehlungen nicht auf den Einsatz von Dopamin- Agonisten zur Behandlung der Hyperprolaktinämie bzw.
Akromegalie übertragen werden.
Prof. Dr. med. Klaus von Werder, Schlosspark-Klinik, Heubnerweg 2, 14059 Berlin
Foto:Deutsche Parkinson Vereinigung e.V.
Niederlande
Zu der Meldung „Sterbehilfe an Säuglingen“ in Heft 5/2005:
Weltweiter Protest fehlt!
Die Erklärungen der Ärzte in den Niederlanden, mit denen sie die Tötung von Säuglingen begründen, die mit einer schweren Behinderung zur Welt gekommen sind, unter- scheiden sich in keiner Weise von jenen, die von deutschen
„Fachleuten“ in der Zeit des Dritten Reiches geäußert wurden. Es ist im höchsten Grade merkwürdig, dass trotz des herrschenden Zeitgeistes an dieser Stelle ein weltweiter Protest fehlt! In einer immer egoistischer werdenden Welt, in der Kinder kaum eine Lob- by haben, wird das unfassbare Geschehen wie die Euthana- sie an Säuglingen ebenso zu einer Marginalie, wie die Tö- tung ungeborener gesunder Kinder, die kaum noch je- mand in unserer kinderfeind-
lichen und durch Mangel an Kindern immer ärmer wer- denden Gesellschaft regi- striert oder gar als zutiefst unärztlich ablehnt. Schließlich darf ein Schwangerschaftsab- bruch nie ein Mittel der Fami- lienplanung sein. Wann end- lich wacht die deutsche Ärzte- schaft auf, um geschlossen ge-
Foto:dpa
gen jedweden Versuch aufzu- stehen, uns für zutiefst inhu- mane Ziele zu missbrauchen, gleichgültig ob diese kommer- zieller, ideologischer oder po- litischer Art sind. Im Blick auf 1933 kann man da nur sagen:
Aktive Tötung darf niemals Ziel ärztlichen Handelns sein!
Wehret den Anfängen!
Priv.-Doz. Dr. med. habil. Joachim Richter,Augustastraße 26, 02826 Görlitz
Flutopfer
Zu dem Beitrag „Evakuierungsopera- tion in Asien: Luftbrücke für die Flut- opfer“ von Dr. med. Andreas Gabel et al. in Heft 3/2005:
Wer Ahnung hat
Dem Kollegen Gabel gratulie- re ich zu der Einschätzung be- züglich des Stellenwerts des KID (Kriseninterventions- dienstes). In einem Punkt irrt er allerdings: Die „verdeckte“
zweite Führungsebene der Notärzte war nicht verdeckt, sie war orangerot und gut sicht- bar für uns. Und wir waren sehr froh, als wir erfuhren, dass der Leiter des KID nach seinem diplomatischen Totalschaden vom 31. Dezember 2004 am 1. Januar 2005 augenscheinlich seiner Funktion enthoben wor- den war. Wie gut, dass endlich mal jemand ausspricht, dass zum Management einer rein medizinischen Sachlage am be- sten Leute genommen werden, die von der rein medizinischen Sachlage Ahnung haben. Medi- zinische Kenntnisse sind zur Lösung medizinischer Proble- me von entscheidendem Vor- teil, man kann es nicht laut und oft genug sagen.
Dr. Jan Schulte-Hillen, Vom 29. Dezember 2004 bis zum 2. Januar 2005 in Phuket im Auftrag der Mercur Assistance,
Palsweiser Straße 3, 82140 Olching
Glückwunsch!
Herzlichen Glückwunsch zu Ihrem eindrucksvollen Einsatz und dem sehr informativen Bericht!
Dr. med. Daniel Becker, Ottweilerstraße 2, 30559 Hannover