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Archiv "Fellowship Kinderchirurgie in Alabama: Exzellente Weiterbildung" (20.01.2006)

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Academic year: 2022

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ach fünf Jahren als kinderchirur- gischer Assistent in Deutschland hatte ich die Möglichkeit, für ein Jahr als Fellow in Pediatric Surgery am Children’s Hospital der University of Alabama at Birmingham zu arbeiten. Der dortige Direk- tor der Klinik hatte sich als Pionier der laparoskopischen Kinderchirurgie und als Erfin- der spezieller Techniken einen Namen gemacht. Unter ande- rem beschrieb Dr. Keith Geor- geson erstmalig die minimalin- vasive Korrektur des Morbus Hirschsprungs und der Anal- atresie. Außerdem hat das Children’s Hospital eine der größten pädiatrischen Einhei- ten für Kinder mit Verbrennun- gen im Südosten der USA und deckt mit seinem Traumazen- trum den gesamten Staat Ala- bama ab. Auf der neonatolo- gischen Intensivstation wird neben Hochfrequenzbeatmung auch extrakorporale Membran- oxygenierung durchgeführt.

Die Facharztweiterbildung verläuft in Amerika sehr struk- turiert. Zum Kinderchirurgen sind zunächst fünf Jahre Allge- meinchirurgie erforderlich, ge- folgt von einer zweijährigen Fellowship in Kinderchirurgie.

Nicht mal 30 solcher Weiterbil- dungsplätze stehen pro Jahr in den USA zur Verfügung.

Das Team der Abteilung be- steht aus dem Klinikdirektor, fünf Oberärzten, drei Fellows und drei bis vier rotierenden Residents aus anderen Abtei- lungen. Die drei Fellows sind für die 50 bis 70 Patienten zu- ständig, schmieden auf der mor- gendlichen Visite die Tagesplä- ne, operieren die anspruchs- volleren Fälle unter Anleitung der Oberärzte und assistieren den Residents bei einfacheren Operationen. Sie organisieren die Fortbildungsveranstaltun- gen und teilen sich die Nacht- und Wochenenddienste.

Die Arbeitsbedingungen für die Fellows und Residents sind hart.Im Schnitt arbeitete ich 93 Stunden wöchentlich. Dabei gab es nur 15 Tage Urlaub im Jahr.Wenn einer der Fellows im Urlaub war, hatten die anderen

jede zweite Nacht Dienst, ohne am nächsten Tag vor 17 Uhr nach Hause gehen zu können.

Die Arbeitsbedingungen haben sich allerdings seit meiner Rückkehr deutlich verbessert.

Nach den aktuellen Vorgaben dürfen die Fellows nur noch maximal 80 Stunden pro Woche arbeiten, müssen am Morgen nach dem Nachtdienst nach Hause gehen und können im Monatsdurchschnitt nicht häu- figer als jede dritte Nacht Dienst haben.

Das Spektrum der Abtei- lung umfasst die gesamte Kin- derchirurgie außer der Urolo- gie, der Neurochirurgie und der orthopädischen Unfallchir- urgie. Die Endochirurgie ist der Schwerpunkt der Klinik.

Alle dort arbeitenden Ober- ärzte sind minimalinvasive Spezialisten. Auch die techni- sche Ausstattung der Operati- onssäle ist vom Feinsten. Ope- rateur, Assistent, Pflegeperso- nal und Studenten verfolgen die Eingriffe auf Flachbild- schirmen.Die Geräte wie Licht- quelle, Kamera und Insufflator werden vom Operateur sprach- gesteuert. Das Instrumentari- um ist stets in Ordnung, gewar- tet und komplett.

Dem horrenden persönlichen und zeitlichen Einsatz der Fel- lows steht eine exzellente Wei- terbildung gegenüber. Wie in den USA üblich,versteht sich je- de Operation als Trainingsein- heit für den jeweiligen Assisten-

ten. Greift ein Oberarzt doch einmal direkt in den operativen Ablauf ein, so ist es üblich, sich dafür beim Assistenten zu ent- schuldigen und die Initiative so rasch wie möglich wieder an ihn zu übertragen. Das Ergebnis sind gut ausgebildete und erfah- rene Fellows. So habe ich in dem einen Jahr Fellowship in Bir- mingham mehr als 830 Eingriffe selbst durchgeführt,während ich in den fünf Jahren deutscher As- sistenzarztweiterbildung nur 730- mal operieren durfte.

Integraler Bestandteil der Fellowship sind die regelmäßi- gen Konferenzen und Fortbil- dungsveranstaltungen. Neben Pathologiekonferenz, Journal Club, Grand rounds und For- schungspräsentationen ist die Besprechung über Morbidity and Mortality eine der wich- tigsten Veranstaltungen. Hier muss man als Assistent in zwei- wöchentlichen Abständen Re- chenschaft ableisten über Kom- plikationen, mit denen man konfrontiert war oder für die man mit die Verantwortung trägt. Sachlich, ohne persönli- che Angriffe, werden hier Feh- ler analysiert, um diese künftig zu vermeiden.

Obwohl in Birmingham viele Operationen minimalinvasiv durchgeführt werden, belief sich der Anteil meiner endo- chirurgischen Eingriffe auf 40 Prozent. Dadurch, und durch den Vergleich mit meiner Ar- beit in Deutschland, meine ich,

einen soliden subjektiven Ver- gleich zwischen offener und mi- nimalinvasiver Technik in Be- zug auf postoperative Schmer- zen, Rekonvaleszenz und Mor- bidität anstellen zu können. Für mich besteht kein Zweifel, dass Kinder nach minimalinvasiven Operationen im Vergleich zur offenen, konventionellen Tech- nik viel schneller wieder fit sind, viel weniger Schmerzen haben und weniger Komplikationen wie Bauchwandhernien, Wund- infekte und sekundäre Skolio- sen erleiden. Daher ist es für mich eine Frage des ethischen Selbstverständnisses, Kinder minimalinvasiv zu operieren.

Finanziell sind die Fellows nicht unbedingt gut gestellt.

Dienste und Überstunden wer- den nicht bezahlt; das Gehalt wird als eine Art Stipendium verstanden. Ich verdiente rund 2 900 Dollar monatlich netto, von denen 350 Dollar für die Krankenversicherung und 1 200 Dollar für die Miete drauf- gingen. Als Resident und Fel- low verdient man in den USA kaum genug zum Überleben.

Meine Kollegen haben zum Teil bis zu 1 000 Dollar pro Monat zusätzlich aufgenommen, um den Lebensunterhalt ihrer Fa- milien bestreiten zu können.

Allerdings: Am Ende dieses sehr langen, sehr dunklen Tun- nels erwartet sie ein umso hel- leres Licht, denn die Anfangs- gehälter für einen Kinderchir- urgen belaufen sich in den USA auf 200 000 bis 300 000 Dollar pro Jahr.

Die Atmosphäre unter den Ärzten der Abteilung ist sehr offen.Von Anfang an wurde ich als neuer Fellow akzeptiert und respektiert. Auch persönlich kommt man sich in Birming- ham näher als in Deutschland.

Wir erhielten immer wieder Einladungen vom Chef und von den Oberärzten nach Hause und zu Festen. Trotz der enor- men Arbeitsbelastung bin ich immer gerne in die Klinik ge- gangen, denn ich hatte jederzeit das Gefühl, gut ausgebildet und respektiert zu werden. Für mich hat sich dieser Einsatz sowohl beruflich wie auch privat ge- lohnt.Dr. med. Oliver J. Muensterer E-Mail: oliver.muensterer@

med.uni-muenchen.de

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A148 Deutsches Ärzteblatt⏐⏐Jg. 103⏐⏐Heft 3⏐⏐20. Januar 2006

Fellowship Kinderchirurgie in Alabama

Exzellente Weiterbildung

S T A T U S

Fotos:MEV-Verlag [m]

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