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Archiv "Erste kulturelle Anzüchtung von Borrelia burgdorferi aus der Hautprobe einer Patientin mit Erythema migrans in Berlin" (15.12.1988)

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Abbildung 1: Zecke, Ixodes ricinus (Holzbock); links: Weibchen nach dem Saugakt; Mit- te: Nymphe nach dem Saugakt; rechts: Nymphe vor dem Saugakt (Maßeinteilung in mm)

Abbildung 3: Stechapparat (Hypostom) der Zecke Ixodes ricinus mit den deutlich erkennbaren Widerhaken (x 200) DEUTSCHES

ÄRZTEBLATT

KURZBERICHTE Erste kulturelle Anzüchtung

von Borrelia burgdorferi

aus der Hautprobe einer Patientin mit Erythema migrans in Berlin

N

achdem in den Jahren 1983-84 in Berlin mehrere durch Zeckenstich ausgelö- ste komplizierte Fälle von Erythe- ma-migrans-Borreliosen bekannt ge- worden waren (3), konnte hier 1985 zum ersten Mal der Erreger, die Borrelia burgdorferi, aus einheimi- schen Zecken isoliert werden (4).

Da die Zecken in Berlin zu einem nicht geringen Prozentsatz mit Bor- relia burgdorferi infiziert sind und Zeckenstiche im waldreichen Berlin keine Seltenheit sind, muß mit der Übertragung von Borrelien durch Zecken auf den Menschen gerechnet werden. Als Folge einer Borrelien- infektion können sehr komplexe Krankheitsbilder auftreten:

■ Frühstadium (bis ca. 8 Wo- chen nach dem Zeckenstich): Ery- thema migrans (Abbildung 2);

Lymphadenosis cutis benigna (Pseu- dolymphom)

■ Spätstadium (ca. 8 Wochen bis ein Jahr nach dem Zeckenstich):

Karditis; Meningo-Polyneuritis Ga- rin-Buj adoux-B annwarth; Arthral- gien, Myalgien

■ Chronisches Stadium (nach

mehr als einem Jahr): Akrodermati- tis chronica atrophicans; Arthritis;

Chronische Encephalomyelitis.

Diese Komplikationen können auch auftreten, ohne daß ein Zek- kenstich erinnerlich ist und ohne in- itiales Erythema migrans. Bei einer 47jährigen Patientin trat im Spät-

Abbildung 2: Drei Wochen altes Erythema migrans am rechten Oberarm mit dezen- ter randbetonter Rötung

herbst 1987 zehn Tage nach einem in Berlin erworbenen Zeckenstich ein Erythema migrans auf. Aus dem Randbereich des Erythems wurde eine ca einhalb Quadratzentimeter große Hautprobe unmittelbar nach der Entnahme in modifiziertes Ba- bour-Stoenner-Kelly-Medium (BSK II) (Schönberg et al. , 4) verbracht und bei 33° C bebrütet.

Nach einer Inkubationszeit von drei Wochen (20. Oktober 1987) konnten bewegliche Spirochäten (Abbildung 4) erkannt und mit Hilfe monoklonaler Anitkörper im indi- rekten Immunfluoreszenz-Test als Borrelia burgdorferi identifiziert werden. Dies ist der erste direkte Nachweis von Borrelia burgdorferi aus einem in Berlin erworbenen Erythema migrans.

Schlußfolgerungen: Zeckenbis- se und die damit verbundene mög- liche Übertragung von Borrelien sind in Berlin besonders in den Mo- naten April bis September relativ A-3582 (42) Dt. Ärztebl. 85, Heft 50, 15. Dezember 1988

(2)

Abbildung 4: Borrelia burgdorferi, Hautisolat (Stamm 61/BV1), Dunkelfeld (Okular 10x, Objektiv 40x)

häufig. Nach einem Zeckenstich oder beim Auftreten eines Erythe- ma migrans oder bei Verdacht auf eine der oben genannten Erkran- kungen sollten entsprechende sero- logische Untersuchungen, Beratun- gen und Langzeitkontrollen sowie gegebenenfalls eine spezifische The- rapie erfolgen. Je früher die Thera- pie einsetzt, um so sicherer ist ihr Erfolg. Penicillin, Tetrazykline und auch einige Cephalosporine sind wirksam. Dosierung, Applikations- art und Therapiedauer müssen der Art der Erkrankung angepaßt wer- den.

Literatur

1. Burgdorfer, W.; Barbour, A. G.; Hayes, S.

F.; Benach, J. L.; Grunwaldt, E.; Davis, J.

P.: Lyme Disease — A Tick-Borne Spiroche- tosis? Science 216 (1982) 1317-1319 2. Johnson, R. C.; Schmidt, G. P.; Hyde, F.

W.; Steigerwalt, A. G.; Brenner, D. J.: Bor- relia Burgdorferi, sp. nov.: Etiologic agent

of Lyme disease. Int. J. Syst. Bacteriol. 34 (1984) 496-497

3. Marsch, W. Ch.; Muckelmann, R.; Kunkel, G.: Spirochätenbedingte Krankheiten durch Zeckenstich. Therapiewoche 37 (1987) 2704-2714

4. Schönberg, A.; Camey, C.; Kahl, 0.;

Wilske, B.; Praec-Mursic, V.; Hovind-Hou- gen, K.: First isolation of Borrelia burgdor- feri, the agent of Lyme-Borreliosis, from Ixodes ricinus (Acari: Ixodidae) in Berlin (West). Zbl. Bakt. Hyg. A 268 (1988) 487-494

Anschriften der Verfasser:

Dr. med. Anneliese Ott Universitätsklinikum Rudolf Virchow

Dermatologische Abteilung Augustenburger Platz 1 1000 Berlin 65

Dr. med. vet. Arno Schönberg Institut für Veterinärmedizin Bundesgesundheitsamt Thielallee 88-92 1000 Berlin 33

KONGRESSNOTIZ

Reizdarm = Darmasthma?

Bei Patienten mit Reizdarm- Syndrom liegt eine Überempfind- lichkeit des Darmes gegenüber phy- siologischen und pharmakologischen Stimuli vor. Die Autoren untersuch- ten gezielt bei Patienten mit Reiz- darm-Syndrom die Reaktion der glatten Muskulatur der Luftwege auf Metacholin in einer Dosierung von 2 mg/ml bis 32 mg/ml anhand der 1-Sekunden-Kapazität (FEV 1). Bei einer Kontrollgruppe führte die Me- tacholinprovokation zu einer gering- fügigen Abnahme der 1-Sekunden- Kapazität, und zwar dosisabhängig zwischen 8 und 32 mg/ml. Bei Pa- tienten mit Reizdarm-Syndrom führ- ten bereits niedrige Dosen (2 bis 4 mg/ml) zu einer signifikanten Ab- nahme der 1-Sekunden-Kapazität.

Unter der maximalen Provokation mit 32 mg/ml fiel bei den Reizdarm- Syndrom-Patienten die 1-Sekunden- Kapazität um 15 Prozent ab, in der Kontrollgruppe nur um 4,5 Prozent.

Allerdings ist die Reaktion deutlich geringer ausgeprägt als bei Patienten mit symptomatischem Asthma.

Allgemein wird die Reaktion der Atemwege auf Metacholin als Ausdruck der glattmuskulären Funktion angesehen. Da bei Patien- ten mit Reizdarm-Syndrom sich das Interesse bislang vorwiegend auf die glatte Muskulatur des Darmes kon- zentrierte, können die Beobachtun- gen an der glatten Muskulatur der Luftwege sicher als Ausdruck einer generalisierten abnormen Empfind- lichkeit der glatten Muskulatur ge- genüber exogenen Stimuli angese- hen werden.

A. White, A. Upton, S. M. Collins: Is ir- ritable bowel syndrome the asthma of the gut? (Digestive Disease Week, New Or- leans, 1988)

Dt. Ärztebl. 85, Heft 50, 15. Dezember 1988 (43) A-3583

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