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Archiv "Berlin: Erste „Volksambulanz“" (05.12.1974)

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Die Information:

Bericht und Meinung

AUS DEN BUNDESLÄNDERN

ler zugelassenen und beteiligten freipraktizierenden Ärzte.

In den Großstädten mit fast 29 Pro- zent der Gesamtbevölkerung sind annähernd 33 Prozent der an der primärärztlichen Versorgung teil- nehmenden Ärzte tätig. In den Stadtrandgebieten versorgen etwa zehn Prozent der primärärztlich tä- tigen Ärzte etwa zwölf Prozent der Gesamtbevölkerung. In den Mittel- und Kleinstädten und in rein ländli- chen Bezirken ist das Verhältnis zwischen Gesamtbevölkerung und

„Primärärzten" nahezu ausgewo- gen.

Bis zum Jahr 1980 wird ein Viertel der primärärztlich tätigen Ärzte auf Grund der gegebenen Altersstruk- tur ausscheiden und ersetzt wer- den müssen. Zu diesem sogenann- ten Ersatzbedarf muß noch ein Er- weiterungsbedarf hinzugerechnet werden, der sich durch die Bevöl- kerungszunahme und durch die er- wartete höhere Nachfrage nach Gesundheitsdienstleistungen er- gibt.

Die Analyse schätzt den Zu- satzbedarf auf 508 Ärzte. Der Ge- samtbedarf an Ärzten in Schleswig- Holstein, der außer dem Erweite- rungs- und Ersatzbedarf noch wei- tere fünf Prozent für eine Vielzahl von expansiven und im einzelnen nicht näher bezeichneten Faktoren berücksichtigt, wird auf 1662 Ärzte geschätzt.

Um die ärztliche Versorgung auch künftig in allen Regionen Schles- wig-Holsteins sicherzustellen, wird appelliert, das bestehende System von kassenärztlichen Steuerungs- maßnahmen auszubauen und zu verstärken (Umsatzgarantien, zins- günstige Darlehen, Darlehen der Krankenkassen oder Leistungen der Kommunen wie beispielsweise die Bereitstellung von Wohn- und Praxisräumen sowie von Bauland).

Außerdem soll nach Ansicht der Landesregierung im Rahmen der Bauleitplanung die erforderliche Anzahl von Arzt- und Zahnarztpra- xen von Anfang an mitberücksich- tigt werden.

Über die Dringlichkeit des Bedarfs an Ärzten wird angemerkt: „Aus dem Verhältnis des Zusatzbedarfs zum Gesamtbedarf des Jahres 1980 ist ersichtlich, wo bedarfsdeckende Maßnahmen gezielt eingesetzt wer- den müssen ... Ob Maßnahmen zur Sicherstellung der kassenärztli- chen Versorgung vor 1980 kurz- beziehungsweise mittelfristig ge- troffen werden müssen, richtet sich wesentlich nach der örtlich beste- henden Altersstruktur und Ärzte- dichte. Für die Beurteilung der Dringlichkeit des Bedarfs kann auf die Erfahrung der ärztlichen Selbstverwaltung nicht verzichtet werden, so daß eine Abstimmung mit ihren zuständigen Organen im Einzelfall unerläßlich ist." HC

NIEDERSACHSEN

Notfallarztwagen werden mit

Taxis verwechselt

Fünf Jahre nach der Einführung des gelben Dachaufsatzes mit Blinklicht und der Aufschrift „Arzt

— Notfalleinsatz" erklärte der Prä- sident der Ärztekammer Nieder- sachsen, Dr. Gerhard Jungmann, das Kennzeichen habe sich im all- gemeinen gut bewährt. Sonder- rechte für Ärzte, etwa durch Blau- licht oder ein Wegerecht, seien nicht erforderlich, weil sich andere Verkehrsteilnehmer im allgemeinen diszipliniert verhalten. Allerdings hätten Notfallärzte festgestellt, daß ihre Wagen leicht mit Taxis ver- wechselt werden. Dr. Jungmann hat sich deshalb an den nieder- sächsischen Minister für Wirtschaft und Verkehr gewandt mit der Bitte zu prüfen, ob für den Dachaufsatz eine stärkere Lichtquelle verwen- det werden kann und ob außerdem den Notfallärzten die Verwendung eines akustischen Signals und die Einschaltung des Warnblinklichtes gestattet werden kann. Ferner hat Dr. Jungmann die Massenmedien gebeten, auf die Bedeutung des Kennzeichens für Notfallärzte auf- merksam zu machen. ÄP-N

BERLIN

Erste „Volksambulanz"

Das „Kampfkomitee für eine Kin- derpoliklinik in Bethanien" und die

„Kommunistische Partei Deutsch- lands" (KPD) haben der Öffentlich- keit die erste sogenannte „Volks- ambulanz" in einem ehemaligen Laden in der Muskauer Straße in Berlin-Kreuzberg vorgestellt. Sie besteht aus je einem Warte- und Behandlungszimmer, einem Labor, einem Krankengymnastikraum und einem Isolierzimmer für infektiös erkrankte Kinder.

Nach einem Flugblatt des „Kampf- komitees" soll die „Volksambu- lanz" hauptsächlich der Untersu- chung, Beratung und Behandlung von Kindern dienen. Zum unent- geltlich arbeitenden Fachpersonal gehören zwölf approbierte Ärzte (darunter zwei Kinderärzte), drei Kinderkrankenschwestern, acht Krankenschwestern, vier Kranken- gymnastinnen, zehn MTA und Arzt- helferinnen sowie zehn Sozialar- beiterinnen, die sämtlich in Kran- kenhäusern tätig sind. Außerdem beteiligen sich noch 60 Helfer. Die Sprechstunden sollen nach einem Schichtplan in der Zeit durchge- führt werden, in der freipraktizie- rende Ärzte keine Sprechstunden haben, nämlich mittwochs von 16 bis 22 Uhr sowie sonnabends und sonntags von 9 bis 22 Uhr. An den übrigen Tagen will die „Volksam- bulanz" Beratungen für Familien- planung und Drogenprobleme er- teilen.

Einrichtungsgegenstände, Appara- te, Arzneimittel und Verbandsmate- rial stammen nach Angaben des Komitees aus Spenden von Kreuz- berger Bürgern, Geschäftsleuten, Handwerkern und Ärzten, die dem Aufruf gefolgt seien, in dem es un- ter anderem hieß: „In der Ambu- lanz und bei der Einrichtung ma- chen wir alles aus eigener Kraft und packen selbst zu. Trotzdem brauchen wir Geld für Farbe, Roh- re, Leitungen ... Unterstützt die Volksambulanz durch Eure Spen- den!"

DEUTSCHES ÄRZTEBLATT 3536 Heft 49 vom 5. Dezember 1974

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Die Information:

Bericht und Meinung

Da die an der „Volksambulanz" be- teiligten Ärzte keine niedergelasse- nen Ärzte sind, benötigen die Pa- tienten keinen Krankenschein. Arz- neispezialitäten wollen die beteilig- ten Ärzte auf Privatrezepten ver- schreiben und auch selbst bezah- len. Sie halten ihre ärztliche Tätig- keit in der „Volksambulanz" für rechtlich unanfechtbar, da sie un- entgeltlich geleistet werde und zum Beispiel auch für eine ehren- amtliche ärztliche Hilfe in Verbän- den oder Sportvereinen keine Ge- nehmigung erforderlich sei. Die Ärzte räumen ein, daß sie mit der Behandlung auch politische Pro- paganda und Agitation für die KPD und das Kampfkomitee verbin- den.

In dem Flugblatt heißt es: „Die Volksambulanz ... ändert nichts am Krankenscheinsammeln der freipraktizierenden Ärzteschaft, an der Pharmazeutischen Industrie, die nur am Profit ausgerichtet ist ... Selbst ohne aufwendige technische Einrichtungen wird die Versorgung weitaus besser sein als die der Krankenscheinsammler."

Die Ärztekammer Berlin prüft die rechtliche Situation. Sie will erst dann einschreiten, wenn die Be- rufsordnung verletzt wird, wenn zum Beispiel Werbung betrieben würde oder noch nicht approbierte Ärzte tätig würden. Der Presse- sprecher der Ärztekammer, Dr.

Bullerjahn, vertrat die Ansicht, Kli- nikärzte benötigten für die ärztli- che Tätigkeit in der „Volksambu- lanz" eine Genehmigung ihrer Ar- beitgeber.

Nach dem Urteil Berliner Gesund- heitspolitiker ist die Errichtung der

„Volksambulanz" im Bezirk Kreuz- berg nicht auf eine unzureichende ärztliche Versorgung zurückzufüh- ren; die Kommunisten versuchten vielmehr, unter dem Vorwand der Besorgnis um die ärztliche Versor- gung der Bevölkerung durch solche spektakulären Aktionen die im Ab- geordnetenhaus vertretenen Partei- en zu diskreditieren und für die Wahlen im März 1975 Stimmen für die KPD zu sammeln. zel

BAYERN

Rudolf Soenning 70 Jahre

Beim Geburtstag des Memminger Augenarztes Dr. Rudolf Soenning am 5. Dezember wird dieser Medi- ziner voller Lokalkolorit sicher Be- such aus nah und fern haben. Es gibt praktisch nichts, für was sich dieser temperamentgeladene und energiegetriebene Mann nicht ein- setzt: Dr. Soenning, Ehrenpräsident des 76. Deutschen Ärztetages 1973, Mitglied des Bayerischen Landta- ges von 1950 bis 1970, Vorsitzender des Bayerischen Landesgesund- heitsrates, CSU-Mann, kämpfte für Krankenpflegeschulen, den Ausbau des schulärztlichen und schulzahn- ärztlichen Dienstes, setzte sich für den Ausbau der Uni-Kliniken in Bayern ein, insbesondere für die Errichtung des neuen Klinikums in München-Großhadern, für den Aus- bau des Unfall- und Rettungsdien- stes in Bayern, für die Verbesse- rung der Verkehrswege.

Dr. Soenning, dort geboren, wo er heute lebt, hat allen anderen Freunden, Kollegen und Rivalen die überragende Orts- und Lokal- kenntnis voraus. Der Allround- Sportler und Bobrenner bei der Winterolympiade 1928 in St. Moritz hat unzählige Fortschritte und

Rudolf Soenning Foto: K. Müller jr.

Maßnahmen in der bayerischen So- zialmedizin angeregt. Ohne ihn wäre nicht, was heute selbstver- ständlich ist, gleichgültig, ob es sich um die Früherkennung der Krebskrankheiten, um die Einfüh- rung der Schluckimpfung gegen Kinderlähmung, um den Ausbau des Rettungsdienstes oder um die Zusammenarbeit aller zivilen und militärischen Dienststellen im Ge- sundheitsdienst handelt.

Seine Freunde und Kollegen, auch die, die am 5. Dezember nicht zu ihm kommen können, drücken ihm die Hand und sagen: weiter so, egal, ob es um den ärztlichen Dienst geht oder um Wasserversor- gungsanlagen, um den Kampf ge- gen Lärm oder um die Verkabelung von Fernsprechanlagen.

Ad multos annos... J.W./H

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DEUTSCHES ÄRZTEBLATT Heft 49 vom 5. Dezember 1974 3537

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