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Archiv "Vergangenheit: Auch im Westen kein Schlaraffenland" (18.05.2001)

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korrekt abgerechnet und das medizinisch notwendige Maß der Diagnostik und Therapie nicht überschritten wird.

Christian Heinrich, DKV Deutsche Krankenversicherung AG, Aachener Straße 300, 50933 Köln

Vergangenheit

Zu dem Beitrag „Ärztliche Praxis vor fünfzig Jahren: Bericht aus einer fer- nen Zeit“ von Dr. med. Wolfgang Dau in Heft 13/2001:

Auch im Westen kein Schlaraffenland

Herr Kollege Dau schildert sehr anschaulich seine Tätig- keit als junger Arzt in der da- maligen DDR. Beim Lesen dieses Berichtes sah ich mei- ne eigenen ersten Schritte nach dem Staatsexamen 1949 in Heidelberg als Medizinal-

praktikant in einem kleinen Kreiskrankenhaus in Nieder- sachsen vor mir, die sich ei- gentlich kaum von den be- schriebenen Verhältnissen

„drüben“ unterschieden.

Während meiner Famulatu- ren 1948/49 waren zum Bei- spiel Stromsperren an der Ta- gesordnung, und das hausei- gene Aggregat lieferte während der Operationen ei- nen Strom, bei dessen Licht heute keine Hausfrau mehr einen Kuchen backen würde.

Bluttransfusionen wurden mittels eines Dreiwegesy- stems – Spender und Emp- fänger lagen sich gegenüber – durchgeführt. Ich denke noch oft an die Szenen, wenn nach einem abdominellen Eingriff die Bauchdecken wegen der ständigen Husterei des Pati- enten bei der Chloräthyl- Äthertropfnarkose nicht ge- schlossen werden konnten

und die Narkoseschwester unter ihrem Tuch hervorrief:

„Der Patient ist schon ganz blau!“ Überhaupt war man beim Operieren oft mehr mit der Narkose beschäftigt als mit dem Eingriff. Unsere Oberschwester hätte an unse- rem Verstand gezweifelt, wenn wir Fertig-Gipsbinden verlangt hätten. Die Gipsbin- den wurden von uns morgens vor Dienstbeginn in der von Herrn Dau beschriebenen Weise vorbereitet (1949), und neue Op-Handschuhe bekam zunächst der Chef, wir Assi- stenten erhielten die x-mal gewendeten und sterilisier- ten, bis diese beim Überstrei- fen auseinander fielen. Bei Vertretungen von Kollegen auf dem Lande wurden selbstverständlich Damm- nähte und Aborte zu Hause auf dem Küchentisch erle- digt, wenn man den Hof auf

grundlosen Wegen mit einem Pferdefuhrwerk glücklich er- reicht hatte (Bilddokumenta- tion vorhanden). Desgleichen musste auf heute kaum vor- stellbare hygienische Bedin- gungen eingegangen werden, wenn die Plazenta nicht voll- ständig war. Besonders be- glückend war, wenn die Heb- amme morgens um drei Uhr mit einer in Zeitungspapier eingewickelten Plazenta an- kam und man im Halbschlaf entscheiden sollte, ob sie voll- ständig sei. Von meinem Va- ter hatte ich eine Art Vaku- umpumpe übernommen, mit der ich bei Blutdruckkrisen oder Lungenödemen einen Aderlass machen und die ab- gezapfte Blutmenge ablesen konnte. Von ihm habe ich auch das Rezeptieren gelernt.

Der „Heilmeyer“ hat mich noch in den ersten Jahren meiner Praxistätigkeit beglei- B R I E F E

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tet, und Nackenkarbunkel habe ich noch 1956 – dann al- lerdings in Evipan-Kurznar- kose – ausgeräumt und die abgehobenen Ecken fein säu- berlich mit Mullstreifen un- terlegt. Auch wir hatten als Antibiotikum nur Penicillin, das anfangs noch nicht als Depotmedikation zur Verfü- gung stand und daher meist nur in der Klinik angewandt wurde. Und auch das Salär sollte man nicht vergessen:

Von 1949 bis 1951 erhielt ich als Medizinalpraktikant und später nach der Approbation als Stationsarzt und im Land- vierteljahr sage und schreibe

ganze 40 (in Worten vierzig) DM monatlich bei freier Sta- tion! Eine Versicherung in ei- ner Pflichtkrankenkasse war gesetzlich nicht vorgeschrie- ben und wurde vom Arbeit- geber nicht abgeschlossen.

Zugegeben, diese Verhältnis- se besserten sich dann von Jahr zu Jahr, dennoch sollte der interessante Artikel von Herrn Dau nicht den Ein- druck erwecken, als hätten wir Jungärzte im Westen in diesen ersten Jahren nach dem Krieg ein medizinisches Schlaraffenland vorgefunden.

Dr. med. Horst Schröder, Bühlstraße 140, 57080 Siegen

humanen und medizinisch- technischen Ansprüchen aller Beteiligten weitgehend ge- recht wird. Statt ethischem Zeigefinger und Ausmalung von Horrorszenarien sind da- bei Aufgeschlossenheit ge- genüber medizinischen Neue- rungen und Optimismus für die Zukunft gefragt, wobei natürlich Sorge dafür getra- gen werden muss, dass ein immer möglicher Missbrauch vermieden wird und die Wür- de des Menschen gewahrt bleibt.

Prof. Dr. med. C. Werning, St.-Katha- rinen-Hospital, Kapellenstraße 1–5, 50226 Frechen

Neue Bundesländer

Zu dem Beitrag „Gewisse Umstände“

von Dr. med. Alfred Schubert in Heft 14/2001:

Intensiv aufklären

Wie von Herrn Dr. Schubert bereits postuliert, muss das Zeitfenster zwischen Auftre- ten der ersten Infarktsympto- me und Beginn einer adäqua- ten Therapie als eine rele- vante Ursache für den Un- terschied in der Herzinfarkt- sterblichkeit zwischen den neuen und den alten Bundes- ländern angesehen werden.

Das von mir durchgeführte

„Görlitzer Herzinfarktpro- jekt“ zeigte, dass 1996 in Görlitz, Ostsachsen, die Prähospitalzeit im Median acht Stunden betrug, in den alten Bundesländern zum da- maligen Zeitpunkt 2,8 Stun- den. Durch eine gezielte in- tensive Bevölkerungsauf- klärung (Vorträge, Plakatak- tionen, Pressearbeit) konnte die Prähospitalzeit innerhalb eines Jahres auf vier Stunden im Median reduziert werden.

Diese Zeitspanne, die für den Verlauf eines Herzin- farkts von größter Bedeu- tung ist, wahrscheinlich mehr als unterschiedliche Throm- bolyse- oder Rekanalisati- onsverfahren, war jedoch noch immer deutlich länger als in den alten Bundeslän- dern. Wie die begleitenden Analysen des Görlitzer Herz-

infarktprojektes zeigten, soll- te in Aufklärungsaktionen der Schwerpunkt auf das ent- scheidungsrelevante Han- deln und nicht auf eine primäre Wissensvermittlung gelegt werden. Es besteht ei- ne ethische Verpflichtung in den Regionen, wo offensicht- lich extrem schlechte Aus- gangssituationen bezüglich des adäquaten Verhaltens der Patienten bei akutem Myokardinfarkt vorliegen, intensiv aufklärend einzu- greifen. Die noch vorhande- nen deutlichen Unterschiede in der Herzinfarktsterblich- keit zwischen den neuen und den alten Bundesländern sind meines Erachtens eher durch die unterschiedlichen Reaktionsweisen der Bevöl- kerung als durch Unterschie- de in Diagnostik und Thera- pie erklärbar.

Prof. Dr. med. H.-W. M. Breuer, St.

Carolus-Krankenhaus, Carolusstraße 212, 02827 Görlitz

Schizophrenie

Zu der Besprechung des Buches

„Heinz Häfner: Das Rätsel Schizophre- nie“ durch Hermann J. Joosten in Heft 14/2001:

Entwertend

Zu dem im DÄ angekündig- ten und rezensierten Buch mit dem reißerischen Untertitel

„Eine Krankheit wird ent- schlüsselt“ möchte ich anmer- ken: Häfner stellt schon auf Seite 14 furchtlos fest: „Inzwi- schen ist aber unser wirkli- ches Wissen über die Schizo- phrenie explodiert.“ Bei der

„Explosion“ kann es sich nur um eine Verpuffung gehan- delt haben. Was Häfner zum Wesen der Schizophrenie zu sagen hat, haben wir beim Staatsexamen im Jahr 1968 auch schon gewusst. Durch die Behauptung auf Seite 249,

„Ursächlich bedeutsame Risi- kofaktoren“ für Schizophre- nie sind multiple Sklerose, Morbus Huntington und Morbus Wilson, entwertet der Verfasser das ganze Buch.

Dr. med. G. Troßmann, Ort 4, 94548 Innernzell

A

A1316 Deutsches Ärzteblatt½½Jg. 98½½Heft 20½½18. Mai 2001

B R I E F E

Biomedizin

Zu dem Beitrag „Die Politik steht vor der Quadratur des Kreises“ von And- reas Kuhlmann in Heft 11/2001:

Unsachliche Darstellung

Das Deutsche Ärzteblatt – Ort für kritiklose Publikatio- nen auch inhaltlich nicht kor- rekter Beiträge?

Die mit der Hirntodbestim- mung, Organentnahme und Transplantation betraute Ärzteschaft bemüht sich durch sachliche Beiträge in der Fach- und Laienpresse, die Organspendebereitschaft der Bevölkerung zu erhöhen, welche, wie erst kürzlich in dieser Zeitschrift publiziert wurde, in den letzten Jahren eher abgenommen hat.

Der Beitrag von Andreas Kuhlmann, in dem aus dem Buch „Politik des Lebens – Politik des Sterbens“ Folgen- des zitiert wurde: „Damit man sicher sein kann, dass der Hirnstamm nicht mehr funktioniert, wird der Körper auf dem Operationstisch in einer Weise malträtiert . . .“, trägt durch die falsche und sensationsheischende Dar- stellung der Durchführung einer Hirntoddiagnostik wohl eher zum Gegenteil bei!

Als regelmäßig Hirntoddia- gnostik durchführende Anästhesistin bin ich entsetzt über die unsachliche Darstel- lung durch Herrn Kuhlmann.

In unserer Klinik wahren wir

die Menschenwürde der hirn- toten Patienten, selbstver- ständlich benötigt auch diese Patientengruppe eine opti- male medizinische Betreu- ung, und dazu gehört auch die Unterdrückung der erhal- tenen spinalen Reflexe durch eine adäquate Anästhesie.

Es bleibt zu fragen, wo Herr Kuhlmann seine Eindrücke gewonnen hat und warum ei- ne derart tendenziöse und in- haltlich falsche Darstellung im Deutschen Ärzteblatt pu- bliziert wird.

Dr. Kirsten Homfeld, Hans-am-Ende- Weg 7, 28355 Bremen

Klar und emotionslos

Der Artikel stellt in klarer und emotionsloser Form die Probleme dar, die sich in der Fortpflanzungsmedizin, der Transplantationsmedizin oder der Palliativmedizin er- geben. Wenn über diese aktu- ellen Themen diskutiert wird, hat man häufig den Eindruck, dass die Diskutanten über- haupt nicht verstehen, um was es geht, oder dass so ge- nannte Moralwächter nur ih- re eigene Meinung gelten las- sen. Wie in der Politik Ent- scheidungen in der Regel durch Kompromisse zustande kommen, wird man auch bei den Innovationen der Medi- zin nur vorankommen, wenn man nach Erörterung aller Argumente einen Mittelweg findet, der den moralischen,

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