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Knochen verlängern – nicht die Zähne

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Academic year: 2022

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In der Regel geht es bei Fortbil- dung um das zahnmedizinische Handeln – dass auch 90 Minuten allein zum Thema „Denken“ span- nend sein können, zeigte der 15. Fortbildungsabend des DGI- Landesverbandes Berlin-Branden- burg („BBI“) am 9. Juni 2010 in Berlin. Eingeladen hatte der Lan- desverbandsvorsitzende Prof. Dr.

Dr. Volker Strunz den amtieren- den Präsidenten der DGI, Prof. Dr.

Hendrik Terheyden, Kassel. Das Thema, auf den ersten Blick sper- rig, schien wenig praxisnah:

„Neue Augmentationstechniken – Interpositionsplastiken und oste- operiostale Lappen“.

Auch nach dem Vortrag war klar, dass es sich nicht um eine Handlungsanleitung für die allgemeine implantologische Praxis handelte. Aber das Thema hatte eine andere wichtige Aufgabe: neues Denken in die Köpfe der Zahnärzte zu implementieren. „Wir haben etwas sehr Spezielles heute“, führte Professor Strunz entsprechend in die Thematik ein. Dass es Eindruck gemacht hatte, zeigte der anhaltende Beifall am Schluss.

Die biologische Uhr zurück- stellen – mit Augmentation Was Referent Professor Terheyden in ein- drucksvollen Bildern vorstellte, war „ver- tikale Augmentation“ als hilfreiche kie- ferchirurgische Vorleistung für Prothetik bei atrophiertem Kiefer. „Wir können die

biologische Uhr zurückstellen. Zahnver- lust ist eine beherrschbare Krankheit“, sagte der DGI-Präsident und demons- trierte, wie mit ausgefeilter chirurgischer Taktik ein höherer Kiefer geschaffen wer- den kann – nicht durch Aufbau oder An- lagerung, sondern durch einen horizon- talen Knochenspalt, der mit Knochen- ersatzmaterial aufgefüllt wird. Die ver- tikale Erhöhung wird wie bei der Distrak- tionsosteogenese mit Halterungen ge- stützt, bis sich neuer Knochen gebildet hat und das biologische System sich selbst überlassen werden kann: „Anders als Beckenknochentransplantate ist diese vertikale Augmentation nicht so resorp - tionsgefährdet – und verträgt sich mit den meisten der alterstypischen Erkran- kungen.“ Neu sei die Technik allerdings nicht: Schon 1975 sei sie als ,Sandwich- Osteotomie‘ bekannt gewesen. Er habe, so Terheyden, in seiner Klinik diese Form der Geweberegeneration vielfältig weiter- entwickelt und könne heute Patienten mit extrem atrophiertem Kiefer stabiles

Gewebe zurückgeben. „Mit 65 ist man heute kein altes Eisen mehr“, sagte der Kasseler Klinikchef, Menschen in diesem Alter zeigten ungebremste Aktivität und wünschten sich zuverlässigen fest sitzen- den Zahnersatz: „Auch nach vielen Jah- ren der Zahnlosigkeit können wir wieder einen fast jugendlichen Kiefer schaffen!“

Das verloren gegangene Gewebe müsse

„nicht durch Eisen oder Kunststoff er- gänzt werden“, sondern man könne

„den Knochen dazu bringen, sich den verlorenen Raum zurückzuerobern.“ Zu- dem sei das vorgestellte Verfahren ver- gleichsweise minimalinvasiv: Auf die Entnahme von Becken-Knochenblöcken mit den einschränkenden Folgen für den Patienten könne in den meisten Fällen verzichtet werden.

Vierte Zähne ohne Zahnver- längerung

Vehement wandte sich Professor Ter- heyden gegen die Meinung, in höherem Alter lohne sich eine Implantation nicht mehr: „Frauen werden im Durchschnitt 82 Jahre, und Männer, die heute 70 sind, haben eine Lebenserwartung von über 90 Jahren – da müssen wir uns Gedan- ken machen, wie wir diesen Patienten viele Jahre Lebensqualität erhalten!“ In der Zahnmedizin gehe es zunehmend um die vierten Zähne: „Jetzt ist diese Pa- tientin hier 80“, zeigte er an einem Fall- bild, „mit 60 hat sie ihre Implantate be- kommen, nun müssen sie erneuert wer- den. Die vierten Zähne sind eine neue Runde der implantatgetragenen Prothe- tik.“ Da ein atrophischer Kiefer eine

Hohe biologische Re- levanz für Lebens- qualität: DGI-Prä- sident Prof. Dr. Dr.

Hendrik Terheyden referierte beim Berlin- Brandenburger Lan- desverband unter Lei- tung von Prof. Dr. Dr.

Volker Strunz zu be- sonderen Verfahren in der vertikalen Aug- mentation. Foto: Dohlus

Mit jeder Restauration im Leben werden die Zahnkronen länger.

Foto: Dohlus

15. Fortbildungsabend des DGI-Landesverbandes Berlin-Brandenburg:

Knochen verlängern – nicht die Zähne

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enorme Herausforderung sei, empfahl er seinen Kollegen: „Wer nicht wirklich richtig gut ist in Chirurgie und Augmen- tation, sollte die Finger davon lassen und an eine Klinik überweisen. Erinnern Sie sich an diese Möglichkeit, wenn ein solcher Patientenfall auftritt.“ Dieser in seiner Klinik hoch erfolgreiche Eingriff verbessere Lebensqualität und Vitalität, nicht zuletzt auch die optische Wirkung der Patienten bis hin zu ihrer Lippenbe- weglichkeit außerordentlich. Der Ein- griff sei die biologische Antwort auf un- günstige Prothetik: „Gleichen Sie ver- loren gegangene Höhe nicht mit langen Zähnen aus – augmentieren Sie oder las- sen Sie augmentieren.“

1000 Jahre Erhalt gesunder Strukturen

Wie sehr moderne Verfahren wie die vertikale Augmentation alte zahnmedi- zinische Werte untermauern, hatte Dr.

Michael Dreyer, Fortbildungsreferent der Zahnärztekammer Berlin, in seinem Grußwort anklingen lassen: Schon vor rund 1000 Jahren habe der Wissen- schaftler Abu al-Quasim, Cordoba, ge- sagt: „Die Erhaltung von gesunden Strukturen ist die oberste zahnärztliche Aufgabe.“ In unseren Zeiten, in denen sich die Altersentwicklung „von einer Pyramide zu einem Döner“ wandle, komme der Berufsstand nicht umhin,

sich auch Gedanken über die Lebens- qualität in sehr hohem Alter zu machen – und sich hier regelmäßig fortzubil- den. Der DGI-Landesverband unter Lei- tung

von Professor Strunz liefere hierzu hoch qualifizierte Angebote, die Zahn- ärztekammer begrüße die Zusammen- arbeit und empfehle nicht zuletzt auch das von Prof. Strunz entwickelte, sehr gute Implantologie-Curriculum im Paff, dem Fortbildungsinstitut der Zahnärztekammern Berlin und Bran- denburg.

B. Dohlus, Berlin

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