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PRAXIS
DIE PTA IN DER APOTHEKE | Oktober 2020 | www.diepta.de
A
m 20. Oktober findet der Weltosteoporosetag (WOT) statt. Der WOT wurde im Jahr 1996 vom britischen Osteoporoseverband ins Leben gerufen und verfolgt das Ziel, durch Aktionen und Informationen das gesellschaftliche Bewusst
sein für die Knochengesundheit und die Prävention von Osteoporose zu
schaffen. Bereits zwei Jahre später, also im Jahr 1998, erkannte die Welt
gesundheitsorganisation WHO den WOT als offiziellen, weltweiten Ak
tionstag an.
Undiagnostiziertes Problem Osteoporose stellt eine Knochener
krankung dar, die entsteht, wenn der Körper zu wenig Knochenmasse bil
det oder zu viel Knochensubstanz abbaut. Schreitet der Abbau voran und kommt der Organismus mit der Produktion von Knochenmaterial nicht mehr nach, sinkt die Knochen
dichte, sodass die Knochen schwä
cher werden und schneller brechen.
Osteoporose entwickelt sich schlei
chend und fällt oft erst auf, wenn Be
troffene über Beschwerden klagen.
Häufig wird sie auch erst im Zusam
menhang mit einer ersten Fraktur diagnostiziert, die durch eine geringe Verletzung wie einen Stoß oder einen Sturz aus dem Stehen verursacht wird. Durch den Knochenschwund hervorgerufene Brüche treten am häufigsten an der Wirbelsäule, am Becken, am Ober und Unterarm sowie am Oberschenkelhals oder Unterschenkel auf. Sie können zu chronischen Beschwerden wie Rü
ckenschmerzen oder einer Kyphose (Krümmung der Wirbelsäule mit Verlust der Körpergröße) führen.
Die Osteoporose sollte unbedingt be
handelt werden, da ansonsten wei
tere Frakturen auftreten können.
Wissenschaftliche Untersuchungen deuten darauf hin, dass sich hierzu
lande jährlich etwa bis zu 40 000 Knochenbrüche vermeiden ließen, wenn Personen mit Osteoporose sich rechtzeitig untersuchen und behan
deln lassen würden. Ob eine Osteo
porose vorliegt, diagnostiziert der Arzt mithilfe einer Knochendichte
messung.
Physiologie des Knochens Im Knochengewebe befinden sich kno
chenauf und knochenabbauende
AKTIONSTAGE
Weltweit kommt es alle drei Sekunden aufgrund von Osteoporose zu einem Knochen- bruch. Die Fraktur ist häufig ein Hinweis darauf, dass die Knochendichte zu gering ist.
Dabei hätte man schon viel früher etwas dagegen tun können.
Poröse Knochen
© Daisy-Daisy / iStock / Getty Images
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Zellen, die Osteoblasten und Osteo
klasten. Osteoblasten sind am Kno
chenaufbau beteiligt, während die Osteoklasten Knochen abbauen.
Sind diese Prozesse im Gleichge
wicht, wird der Knochen permanent erneuert. Bei Menschen mit Osteo
porose ist die Aktivität von Osteo
klasten und Osteoblasten nicht mehr im Gleichgewicht und die Knochen
substanz wird durch die Osteo
klasten schneller abgebaut. Folglich reduziert sich die Festigkeit der Kno
chen, sodass bereits leichte Stürze zu Frakturen führen. Im Knochen
stoffwechsel spielen außerdem ver
schiedene Hormone eine Rolle: Das Schilddrüsenhormon Calcitonin ge
währleistet die Einlagerung von Cal
cium in den Knochen, die gleiche Aufgabe übernimmt Vitamin D.
Calcium stabilisiert in Kombination mit Phosphatverbindungen das Kör
pergerüst. Die Nebenschilddrüsen bilden das Parathormon, welches den Knochen den Mineralstoff ent
zieht. Darüber hinaus sind die Ge
schlechtshormone Testosteron und Estrogen für den Knochenaufbau von Bedeutung.
Einteilung nach Ursache Man unterscheidet je nach Auslöser zwi
schen einer primären und einer se
kundären Osteoporose. Eine primäre oder ideopathische Osteoporose ba
siert auf Risikofaktoren wie Alter, Geschlecht, Tabak und Alkoholkon
sum, bisherigen Knochenschwund
frakturen oder einem altersbe
dingten Mangel an Estrogen oder Testosteron. Die sekundäre Osteo
porose entsteht beispielsweise durch die Einnahme von bestimmten Me
dikamenten (wie Glucocorticoiden) oder durch Erkrankungen wie Typ1Diabetes, chronische obstruk
tive Lungenerkrankung, Schilddrüs
enüberfunktionen, Lebererkrankun
gen, Organtransplantationen oder durch die Rheumatoide Arthritis.
Basistherapie Die Einnahme von Calcium und Vitamin D3 ist bei Osteoporose unverzichtbar. Calcium ist ein wichtiger Bestandteil von
Knochen und Zähnen. Sinkt der Calciumgehalt im Blut, bedient sich der Körper am Calciumspeicher der Knochen. Betroffene sollten calcium
reiche Nahrungsmittel aufnehmen und/oder den Bedarf über Nah
rungsergänzungsmittel decken. Cal
cium sollte am besten in Kombina
tion mit Vitamin D3 eingenommen werden, da Vitamin D3 beziehungs
weise das daraus gebildete Dihy
droxycholecalciferol die Aufnahme des Mineralstoffs und den Einbau in die Knochen fördert. Vitamin D3 wird mithilfe des Sonnenlichts in der Haut gebildet. Mangelt es an UVStrahlung, produziert der Kör
per das Vitamin nicht und das De
fizit wirkt sich negativ auf den Kno
chenstoffwechsel aus.
Teufelskreis vermeiden Osteopo
rose geht häufig mit Schmerzen ein
her, die unbedingt frühzeitig behan
delt werden sollten, da Kunden mit Knochenschwund bei andauernden Beschwerden eine Schonhaltung ein
nehmen und sich nicht ausreichend bewegen. Sie geraten dann in einen Teufelskreis aus Schmerzen, Scho
nung, Verspannung, Bewegungs
mangel, Verschlimmerung der Os
teoporose und einem Anstieg der Schmerzen, denn die Knochensubs
tanz sowie die Muskulatur nehmen weiter ab. Bei leichten Beschwerden führen selektive COX2Inhibitoren (beispielsweise Etoricoxib oder Cele
coxib) oder nichtsteroidale Anti
rheumatika (NSAR) wie etwa Diclo
fenac, Naproxen oder Ibuprofen zur Linderung. Opioide stellen auch eine Säule in der osteoporotischen Schmerzbehandlung dar – einige Wirkstoffe verändern allerdings den Hormonstatus und führen zu einer Reduzierung der Knochendichte.
Generell ist bei der Verordnung von Opioiden zu bedenken, dass es auf
grund des psychotropen Effekts (Linderung der Vigilanz, Sedierung) zu einem erhöhten Sturz und Frak
turrisiko kommen kann.
Medikamentöse Therapie Arz
neimittel gegen Osteoporose hem
men entweder den Knochenabbau oder sie fördern die Produktion von Knochensubstanz. Zu der Gruppe der Präparate, die den Knochen
abbau verhindern, zählen Bisphos
phonate, Selektive EstrogenRezep
torModulatoren (SERM) sowie der RANKLigandInhibitor Denosu
mab. Bisphosphonate (wie Alendro
nat, Ibandronat, Etidronat, Rise
dronat und Zoledronsäure) gelangen in die Knochen und stabilisieren des
sen Struktur. Zusätzlich schädigen sie die Osteoklasten und führen somit zu einem Überschuss an kno
chenaufbauenden Osteoblasten. Die Bisphosphonate müssen nüchtern (eine halbe Stunde vor den Mahlzei
ten) mit Wasser eingenommen wer
den und zwar am besten im Stehen, denn die enthaltenen starken Säuren können massive Schleimhautrei
zungen im Bereich des Magens, des Darms und vor allem der Speiser
öhre hervorrufen. Die SERM (zum Beispiel Raloxifen) beeinflussen die Knochen ähnlich wie körpereigene Estrogene: Sie hemmen den Kno
chenabbau und erhöhen die Kno
chendichte. Denosumab ist ein Wirkstoff zur Behandlung von männlichen Kunden mit Osteopo
rose. Die Substanz zerstört auf in
direktem Wege die Osteoklasten.
Keine Option mehr Der Wirkstoff Strontiumranelat besteht aus zwei Atomen Strontium und einem Mo
lekül Ranelinsäure. Die Substanz diente der Festigung der Knochen, indem Strontium (anstatt Calcium) in den Knochen eingebaut wurde und die Dichte erhöhte. Im August 2017 wurden die Arzneimittel mit Strontiumranelat weltweit vom Markt genommen. n
Martina Görz, PTA, M.Sc. Psychologie und Fachjournalistin