Durch eine immer aggressi- vere Immunsuppression ha- ben systemische Pilzinfektio- nen wie die Aspergillose auf hämatologisch-onkologischen Stationen an Bedeutung ge- wonnen. Die bisherige Thera- pie dieser lebensbedrohlichen Mykosen mit Itraconazol oder Amphotericin-B war nicht im- mer erfolgreich und zum Teil durch starke Nebenwirkun- gen limitiert. Mit der Einfüh- rung von Caspofungin (Cas- pofungin®, MSD) steht für die Behandlung der invasiven Aspergillose ein neuartiges Antimykotikum zur Verfü- gung, das auch bei Versagen der Standardtherapie noch ei- nen Behandlungserfolg ver- spricht.
Lange Halbwertszeit
Die Letalität von systemischen Pilzerkrankungen, wie zum Beispiel Aspergillose oder Candidasepsis, bei immunsup- primierten Patienten beträgt auch heute noch 50 bis 90 Pro- zent. Für den nicht unerhebli- chen Anteil der Patienten, die auf die Therapie mit Itracona- zol oder Amphotericin-B nicht ansprechen oder die Substan- zen nicht vertragen, habe man bisher nicht mehr viel tun kön- nen, sagte Dr. Axel Glasma- cher (Universität Bonn) bei ei- ner Pressekonferenz in Berlin.
Sowohl die Konazole als auch Amphotericin-B setzen an der Zellmembran der Pilze an. Caspofungin, ein hemisyn- thetischer Abkömmling von Pneumocandin-B0, hemmt da- gegen die Synthese von Glu- can, das einige Pilzspezies zum Aufbau der Zellwand benö- tigen. Der Wirkmechanismus unterscheidet sich deutlich von dem anderer Antimykotika.
Caspofungin wird nicht oral resorbiert, braucht aber we- gen seiner langen Halbwerts- zeit von neun bis elf Stunden
nur einmal täglich intravenös injiziert zu werden. Nach einer Aufsättigungsdosis von 70 mg am ersten Tag wird mit einer Erhaltungsdosis von 50 mg/d weiter therapiert. Die Elimi- nation erfolgt überwiegend hepatisch, wobei keine Inter- aktionen mit dem P450- Enzymsystem zu befürchten sind.
In vitro zeigte Caspofungin eine ausgeprägte Wirksamkeit gegen die Problemkeime Can- dida, Aspergillus und Pneu- mocystis carinii. Die gute Wirksamkeit gegen Candida- Spezies bestätigte sich auch in der Dosisfindungsstudie, an der Patienten mit Candida-Ös- phagitis teilnahmen. Bei Flu- conazol-resistenten Erkran- kungen habe man hier An- sprechraten von 93 Prozent gesehen, so Glasmacher.
Zur Zulassung geführt hat aber eine Studie mit 56 im- munkomprimierten Patienten, die an einer invasiven Asper- gillose erkrankt waren und auf die Therapie mit Itraconazol oder Amphotericin-B nicht ansprachen (n = 46) oder sie nicht vertrugen (n = 10). Bei 41 Prozent dieser Patienten konnte ein Behandlungser- folg verzeichnet werden. Bei den Patienten, bei denen die Standardtherapie versagt hat- te, konnte man bei 36 Pro- zent eine Remission erreichen.
Selbst Patienten mit einer dis- seminierten Aspergillose, die in der Regel eine infauste Pro- gnose haben, sprachen noch zu 20 Prozent auf die Therapie mit Caspofungin an.
Das Nebenwirkungsprofil von Caspofungin sei deut- lich günstiger gewesen als von Amphotericin-B, berichtete Glasmacher. Insbesondere tra- ten Fieber, Schüttelfrost und ein Kreatininanstieg unter der Therapie wesentlich selte- ner auf als unter Ampho- tericin-B. Maria Weiß V A R I A
Deutsches Ärzteblatt½½½½Jg. 99½½½½Heft 11½½½½15. März 2002 AA733
Systemische Pilzerkrankungen
Caspofungin wirkt bei invasiver Aspergillose
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