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Nicht die Luft anhalten

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98 DIE PTA IN DER APOTHEKE | Mai 2015 | www.pta-aktuell.de

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xperten nennen sie kurz SBAS. Sie treten wäh- rend des Schlafes auf und stören ihn – seine Erholungsfunktion ist dadurch be- einträchtigt. Setzt die Atmung für die Dauer von mindestens zehn Sekunden ganz aus, sprechen Ärzte von einer Apnoe. Ist die Atempause kürzer oder der Luftfluss lediglich reduziert, von einer Hypopnoe. Eine verringerte Belüftung der Lunge heißt Hypoventilation. Je nach Art der Atmungsstörung sinkt der Sauerstoffgehalt im Blut (Hypox- ämie). Es kann zu einer Erhöhung

des CO2-Gehalts kommen (Hyper- kapnie) sowie zu einer Azidose.

Vielfach bemerken die Betroffe- nen nichts von ihren nächtlichen Atem-Aussetzern, sondern sie füh- len sich am nächsten Tag müde, obwohl sie eigentlich die ganze Nacht geschlafen haben. Auf- grund der Tagesschläfrigkeit nimmt die Unfallgefahr zu. Man- che haben morgens Kopfschmer- zen. Langfristig kann das Risiko für Herzkreislauferkrankungen wie Herzrhythmusstörungen, Bluthoch- druck, Atherosklerose, Herzinfarkt und Schlaganfall steigen.

OSAS Das häufigste Krankheits- bild ist die obstruktive Schlafapnoe (Abkürzung OSAS für obstrukti- ves Schlafapnoesyndrom). Betrof- fen sind etwa zwei bis vier Prozent aller Erwachsenen, Männer häufiger als Frauen und ältere häufiger als jüngere. Wenn sich im Schlaf die Muskeln generell entspannen, be- trifft dies auch die Rachenmusku- latur. Dann kann es passieren, dass es zu einem Verschluss des Rachen- raums kommt – die Atmung setzt aus und die Sauerstoffsättigung im Blut nimmt ab. Um ein Ersticken im Schlaf durch einen weiteren Abfall

© iodrakon / 123rf.com

Nicht die Luft anhalten !

Die häufigste Ursache für schlafbezogene Atmungsstörungen ist eine Verengung der oberen Atemwege. Seltener nehmen sie im Gehirn ihren Ausgang oder sind durch andere Erkrankungen bedingt.

PRAXIS SCHLAF – TEIL 4

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zu verhindern, reagiert der Körper mit erhöhter Atemanstrengung und einer Mini-Weckreaktion: er schüt- tet ein Stresshormon aus, das Herz schlägt schneller, der Blutdruck steigt und die Muskelspannung ebenfalls: Die Atemwege öffnen sich wieder. Das Ganze wiederholt sich immer wieder – bei manchen Betroffenen mehrmals pro Stunde.

Die Folgen: Die Schlafarchitektur wird gestört, selbst wenn der Pati- ent nicht vollständig aufwacht und nichts mitbekommt. Weil der Schlaf nicht mehr erholsam ist, kämpfen Betroffene tagsüber mit vermin- derter Leistungsfähigkeit, Konzen- trationsstörungen und Einschlaf- neigung – die Lebensqualität im All- tag sinkt, depressive Symptome sind möglich.

Fast alle Patienten mit OSAS schnar- chen auch. Manche Betroffene wachen ruckartig und mit einem Gefühl der Atemnot auf. Prädis- ponierende Faktoren sind Überge- wicht, abendlicher Alkoholgenuss, die Einnahme von Beruhigungs- mitteln und Rückenlage im Schlaf.

Auch anatomische Merkmale wie beispielsweise vergrößerte Rachen- oder Gaumenmandeln, eine große Zunge, ein zurückliegender Unter- kiefer und enge obere Atemwege er- höhen das Risiko für eine obstruk- tive Schlafapnoe. Langfristig drohen kardiovaskuläre Folgeerkrankungen.

Für eine erfolgreiche Therapie der obstruktiven Schlafapnoe sollte zu- nächst versucht werden, Einfluss auf die prädisponierenden Faktoren zu nehmen, also: Reduktion des Über- gewichts, Verzicht auf Alkohol etc.

Bei den meisten Patienten ist eine nächtliche Überdruckbeatmung (continuous positive airway pres- sure, CPAP) die Therapie der Wahl.

Hierbei produziert eine Atemmaske permanent einen leichten Überdruck auf die Atemwege, die dadurch nicht kollabieren können. Bei manchen Patienten kann ein HNO-ärztlicher Eingriff erforderlich sein, einigen helfen auch mechanische Maßnah- men wie eine Unterkieferprotrusi- onsschiene.

Cheyne-Stokes-Atmung Das nach dem schottischen Arzt John Cheyne und dem irischen Arzt Wil- liam Stokes benannte Atmungs- muster beschreibt eine periodisch zu- und wieder abnehmende Tiefe der Atemzüge mit zwischenzeit- lichen Apnoen. Sie wird vermutlich durch eine erhöhte Sensitivität des Rezeptors für den CO2-Partialdruck im Blut ausgelöst. Weil dieser im Schlaf naturgemäß etwas niedriger ist als im Wachzustand, tritt die Cheyne-Stokes-Atmung in der Regel zuerst nachts auf: Sinkt der Partial- druck des Kohlendioxids unter einen gewissen Level, löst dies eine vermehrte und vertiefte Atmung aus. Dadurch wird schließlich so viel CO2 abgeatmet, dass der Rezeptor gar nicht mehr stimuliert wird – der zentrale Atemantrieb setzt aus, die Atemtiefe nimmt immer mehr ab und es kommt zu einer Apnoe. Da- durch sinkt der CO2-Partialdruck wieder, woraufhin wiederum eine überschießende vermehrte und ver- tiefte Atmung ausgelöst wird. Häu- fig kommt es gleichzeitig mit der

Apnoe zu einem Arousal, also einer Mini-Weckreaktion des Körpers, was zur einer Fragmentierung des Schlafs führt.

Etwa ein Drittel bis die Hälfte aller Patienten mit Herzinsuffizienz zeigt eine Cheyne-Stokes-Atmung. Au- ßerdem kann sie bei Patienten mit Niereninsuffizienz sowie nach einem Schlaganfall auftreten. Bei gesunden Menschen ist sie auch in großer Höhe zu beobachten. Wichtig ist die Behandlung der Grunderkran- kung. Zudem können eine Therapie mit Sauerstoff sowie eine CPAP und spezielle weitere Beatmungsver- fahren eingesetzt werden.

Körperliche Erkrankungen Schließlich kann eine Reihe von Krankheiten dazu führen, dass die Lunge während des Schlafs nicht ausreichend belüftet wird (Hypoven- tilation). Dazu gehören chronisch obstruktive Lungenerkrankungen (COPD) sowie Formanomalien des Brustkorbs wie eine Kyphoskoliose, die die Atmung anatomisch behin- dern. Zudem können Muskeldys- trophien beziehungsweise -atro- phien nicht nur die Skelett-, sondern auch die Atemmuskulatur betreffen, was zu einer Atemmuskelschwäche sowie einer verminderten Leistung der Atempumpe führt. Das glei- che gilt für das Postpoliosyndrom, das als Spätfolge einer überstande- nen Poliomyelitis auftreten kann.

Schließlich kann es im Rahmen einer Adipositas zu einem Obesitas-Hypo- ventilationssyndrom kommen.

Typische Symptome von schlafbe- zogenen Hypoventilationssyndro- men sind Kurzatmigkeit bei Belas- tung, verminderte körperliche Leis- tungsfähigkeit, morgendliche Kopf- schmerzen und Tagesmüdigkeit auf- grund des nicht erholsamen Schlafs.

Neben der Behandlung der Grunder- krankung ist vielfach eine Beatmung erforderlich. ■

Dr. Anne Benckendorff, Medizinjournalistin

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DIE PTA IN DER APOTHEKE | Mai 2015 | www.pta-aktuell.de

ZENTRALE SCHLAF- APNOESYNDROME

Deutlich seltener sind Störun- gen der Atemsteuerung im Gehirn die Ursache für nächt- liche Atemaussetzer. Sie treten vor allem bei Patienten mit einer Schädigung des Gehirns auf, beispielsweise durch einen Tumor oder einen Schlaganfall.

Sie können zudem eine Neben- wirkung von Medikamenten wie Opioiden sein. Auch bei Frühgeborenen kommen sie vor. Anders als bei obstruktiven Ursachen fehlt hier der Atem- antrieb – es findet daher auch keine Atemanstrengung statt.

Zur Behandlung können atem- stimulierende Medikamente sowie spezielle Beatmungs- methoden eingesetzt werden.

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