Eidgenössisches Volkswirtschaftsdepartement EVD
Forschungsanstalt Agroscope Reckenholz-Tänikon ART
Böden in
Milchvieh-Laufställen
Beat Steiner
Weiterbildungskurs für Baufachleute, 17./18. November 2009
Inhalt
• Einflüsse der Bodenausführung auf Klauengesundheit
und Verhalten
• Wie wirken Alterung und Verschmutzung?
• Folgerungen für neue Materialien
• Konsequenzen auf die Reinigung
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Problemstellungen
Î Zunahme von Klauenerkrankungen in Laufställen; mit 12 % eine der
häufigsten Abgangsursachen Î Glatte Stallböden führen zu
erschwerter Brunstbeobachtung, Verletzungen und Tierverlusten
Quellen: Wangler 2009, Keck et.al 2009, Steiner 2007
Î Ungenügende Abstimmung der Reinigungstechnik auf die
Bodenausführung
Î Zur Reduktion der Ammoniak-
Emissionen ist eine rasches
Abführen von Kot und Harn
gefordert.
Anforderungen für Laufflächen
Rutschfestigkeit Abrasivität/
Klauenabrieb Kanten / Grate Punktbelastung
Tiergerechtheit
Reinigungs- freundlichkeit Drainierbarkeit/
Selbstreinigung Emissionsfläche
und -volumen Emissionen
Anforderungen an die Materialoberfläche
Rutschfestigkeit Gefälle
Unfallverhütung
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Liegen
Warten / Melken Fressen
Laufen
Wo hält sich die Kuh wie lange auf?
13
2 6
3
500 - 1200 m Wegstrecke im Liegeboxenstall
Zeitdauer in Stunden Richtwerte
Quelle: Diverse Autoren
Wie beeinflussen verschiedene Stallbodenarten und Weide die
Klauengesundheit und das Verhalten von Milchkühen im Laufstall?
Weide
36 Betriebe
18 Betriebe mit Weidegang 18 Betriebe ohne Weidegang
Gummibelag Spaltenboden Gussasphalt
Quelle: Haufe 2008
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Ergebnisse Schrittlängen
R: Gummibelag M: Gussasphalt S: Spaltenboden
Winterperiode Sommerperiode
Schrittlänge [m]
Quelle: Haufe 2008
Gummibelag Gussasphalt >
Beton- >
Spaltenboden
Sommer Winter >
Bodenart x Saison: P < 0.02
Schrittlängen in Abhängigkeit der
Rutschfestigkeit bei Beton perforiert
Mittelwert der Gleitreibwerte [µ]
Schrittlänge [m]
R = 0.91
0.24 0.26 0.28 0.30 0.32 0.34
1.30 1.35 1.40 1.45 1.50 1.55
Gleitreibwert
Bandbreite bei
Gummibelägen
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Komfortverhalten und Aktivität
Beobachtung des Leckverhaltens insgesamt 12 h/Betrieb
Sich Lecken hinter dem letzten Rippenbogen stehend
auf 3 resp. 4 Beinen
kein Einfluss des Bodens auf die Häufigkeit des
Leckens nachweisbar
Quelle: Haufe 2008
Erfassung der Aktivität
Anteil der Tiere, die in Gängen stehen, ist bei Gummiauflagen höher Anteil der Tiere „stehend in
Laufgängen“ und „stehend mit
zwei Beinen in Liegeboxen“
Ergebnisse Klauengesundheit
Blutungen
Klauensohlengeschwüre Ballenhornfäule
Dermatitis Digitalis /
‚Mortellaro‘
Keine eindeutigen Unterschiede zwischen den Bodenarten
kein Einfluss der Weide
Geringeres Vorkommen bei
Betrieben mit Betonspaltenboden Keine Unterschiede zwischen
den Bodenarten
geringeres Vorkommen bei Betrieben mit Weidegang
Quelle: Haufe 2008
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Prü Pr üfk fkö örper rper mit runder mit runder Gleiterscheibe PA6 Gleiterscheibe PA6
Messung des Gleitwiderstands
Gleitmessgerät (GMG) Modell 05
Messstrecke = 350 mm Messstrecke = 350 mm Kraftmessdose Kraftmessdose
Entwicklung in Zusammenarbeit mit der DLG Prüfstelle
Materialgruppe
10 0.0
0.2 0.3 0.4 0.5 0.6
9
Mittelwert G leitreibwerte [µ]
Materialien unter Praxisbedingungen:
stark variable Rutschfestigkeit
Gu mm igr an ula t
Be ton spa lten
Gu ssa sph alt
Ela stis che
Gu mm ibe läg e
n=40 n=94 n=92
n=96 n = Anzahl Messstrecken
Mittelwert der Gleitreibwerte
< 0.30 µ
problematisch
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Rutschfestigkeit unter Praxisbedingungen
Einflüsse von Material und Alter
0 10 20 30 40 50 60 70
Spaltenboden <=5 Spaltenboden >5 Gummigranulat 2-9 Gussasphalt <=3
Gussasphalt >3
Bodenart und Alter in Jahren
Relative Anteile aller Gleitreibwerte in %
% Gleitreibwerte > 0.40
% Gleitreibwerte < 0.30
Mittelwert der Gleitreibwerte 0.32 µ
0.30 µ
0.28 µ
0.29 µ
0.33 µ
Bodenmaterial und Messbedingung 0.20
0.25 0.30 0.35 0.40 0.45
Gleitrei bw ert [ μ]
Median der Gleitreibwerte
Toleranz gegenüber Verschmutzung?
G-Asphalt
verschmutzt
G-Asphalt
gereinigt
Beton plan
verschmutzt
Beton plan
gereinigt
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Einsinktiefe ca. 3 mm Einsinktiefe ca. 3 mm
Unterseite Unterseite
Noppen Noppen
Kontaktfläche grösser Kontaktfläche grösser
Elastische Materialien
Abbildungen: Kraiburg und Steiner
Gummimatte Beton
Fehlender Klauenabrieb bei Gummi:
Veränderung von Klauenform und -winkel
Grafik: Eilers, 2008
Klauenpflege individuell anpassen!
Kombination von Weichheit und Abrasivität?
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Kombination mit abrasiven Materialien
pediKURA pediKURA
„ Gummiauflagen mit Abriebzonen “
Anteil zirka 20 %,
abhängig von Anordnung der Funktionsbereiche
Gussasphalt / Gummibeläge
Fressplätze, Stufen und Warteraum bevorzugt mit Gummi belegen
Quellen: Telezhenko 2005, Steiner 2007, Wangler 2009, Benz 2009
Folgerungen für neue Materialien [1]
Generelle bauliche Anforderungen
• ebene Unterkonstruktion, um Profilkorrekturen zu vermeiden
• für Beschichtungen und Gussasphalt: Untergrund trocken und staubfrei
• Feuchtigkeitssperre und Haftbrücke für Beschichtungen
• präzise Ausführung der Oberfläche, abgestimmt auf Mistschieber Neu oder Präzisierung
• homogene Oberflächenbearbeitung mit ausgewogener Mikro- und Makrorauheit
• Oberflächenbearbeitung mit Quarzsand:
ca. 1,5 kg/m², Körnung 0,7-1,2 mm
• keine Rillierung und kein Gummigranulat in Frischbeton
• Nachbearbeitung der Spaltenkanten durch Hersteller Beton planbefestigt
oder perforiert
Empfehlungen zur Ausführung Bodenmaterial
Quellen: Steiner 2007 und 2009
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Folgerungen für neue Materialien [2]
• Weichheit: Einsinktiefe (DLG) von rund 3 mm
• bei Ausstattung aller Laufbereiche mit Gummi, Teilbereiche mit abrasivem Material
• im Sanierungsfall vornehmlich intensiv genutzte Bereiche und Spaltenböden mit Gummi ausstatten
• Präzise Übereinstimmung mit
der Perforation des Spaltenbodens Elastische
Gummibeläge
Empfehlungen zur Ausführung Bodenmaterial
Quellen: Steiner 2007 und 2009
Folgerungen für neue Materialien [3]
• Rezeptur mit hoher Säurebeständigkeit und Wärmestandfestigkeit
• Einbau auf Trennschicht
• Oberflächenbearbeitung mit Rundsanden!
• bei hohem Klauenabrieb frühzeitig schleifen Gussasphalt
• Quarzsand gerundet, Körnung 0,7-1,2 mm
• gute Versiegelung
• Einsatzbereich auf Melkstand, Milchlager- und Verarbeitungsräume beschränkt
Empfehlungen zur Ausführung Bodenmaterial
Quellen: Steiner 2007 und 2009
Beschichtung
Epoxidharz-Sand
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Effiziente Reinigung der Laufflächen wird immer wichtiger ...
... um die erforderliche Rutschfestigkeit sicherzustellen ... um die Klauengesundheit zu verbessern
... um die Sauberkeit der Tiere zu erhöhen ... um die Ammoniak-Emissionen zu senken.
Optimierte Entmistung
häufig, tiergerecht,
auf Boden abgestimmt
Rascher Harnabfluss
Gefälle, Sammelrinne
Verschmutzung der Laufflächen
maximale Verschmutzung vor der Reinigung mit Schieber
0 2 4 6 8 10 12 14 16
Betrieb
Masse der Verschmutzung [kg/m²]
Fressgang1/m2 Fressgang2/m2 Liegegang1/m2 Liegegang2/m2
Gussasphalt Spaltenboden Gummi
Median: 3,8 kg/m²
15 13 7 19 3 5 11 17 12 4 18 14 8 6 2 1 9 6
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Permanent stark
verschmutzte Flächen
• Fressgang / Liegegang
Entmistungstechnik je nach Stallbereich
Reinigung automatisiert
• stationäre Schieberanlage
• Entmistungsroboter
Flächen, die wenig oder kurzzeitig verschmutzt
• Warteraum / Melkstand
• separater Laufhof
Reinigung mobil
• Warteraum und Melkstand
• Laufhof je nach Anfall
Wasserspülung fest
installiert oder mobil
Häufigkeit und Tiergerechtheit
• Stark verschmutzte Flächen mind. 6 Mal täglich reinigen
• Minimale Baumasse von Schiebern: Höhe ≤ 20 cm
Fahrgeschwindigkeit: ≤ 4 m/min
• Abstimmung auf Bodenausführung
• Optimierte Steuerung (Zugkräfte / Zeiten / Fahrrouten)
Quellen: Steiner 2007, BDU/AGRIDEA 2008, Schröpfer 2009
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Reinigungseffizienz verbessern
Rasches Austrocknen der Laufflächen im Sommer
• Schlechte Reinigungseffizienz
• Bildung von Schmierschichten
Gezieltes Einweichen vor dem
Entmistungsvorgang durch fest
installierte Sprüheinrichtungen
„Flush“-Entmistung [1]
Reinigen der Laufflächen durch Spülung mit separierter Gülle
Technische Voraussetzungen
• Flüssigkeitsbedarf pro m² Fläche:
30-50 lt pro Reinigungsdurchgang
• Separierung von Gülle;
zusätzliche Verdünnung mit Dach- und Prozesswasser
• Separates Güllesilo als Vorrat
• Leitungsquerschnitte >120 mm
• Laufflächen mit ≥3 % Gefälle
Quellen: Möcklinghoff 2006, Angaben von Praxisbetrieben
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„Flush“-Entmistung [2]
Reinigen der Laufflächen durch Spülung mit separierter Gülle
Bisherige Erfahrungen
• meist zweimal täglich gereinigt
• Anteil Prozesswasser ca. 5 % Anteil Dachwasser individuell
• bei TS-Gehalten >3%
verminderte Reinigungswirkung
• Stilllegung bei Frost
Quellen: Möcklinghoff 2006, Angaben von Praxisbetrieben
Fazit
• täglich zweimalige Reinigung
für Aktivitätsbereiche ungenügend
• Reinigungsqualität mit Gülle ungenügend
• intensive Güllebewegung erhöht Emissionen
Entmistung mit „Güllesauger“
Absaugen der Gülle direkt vom Stallboden mit Vakuumfass
Voraussetzungen und erste Erfahrungen
• zusätzliche Verkehrsflächen erforderlich
• geringere Bau- und Anlagekosten durch Güllesauger aufgehoben
• Verknüpfung Melken - Entmisten
• gute Reinigungsqualität
Vorläufiges Fazit
• Verfahren für räumlich flexiblen Einsatz
• hohe Reinigungsqualität aber zu geringe -häufigkeit
• Personal- und Zeitabhängigkeit nachteilig
Quelle: Brandes 2008
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