DEUTSCHES ÄRZTEBLATT
Diabetes mellitus
schen Bereich liegen. Unbestrit- ten ist heute, daß beide Diabetes- typen, also 1 und II, zu gleichen Komplikationen führen. Für die Mehrheit der Diabetiker vom Er- wachsenentyp muß daher die glei- che Sorgfalt wie für die Minder- heit der Typ-l-Diabetiker ange- wandt werden.
Von Karl Derfler, Wien, wurde das Problem der „Diabetesbetreuung im ländlichen Raum" angespro- chen. Das Ausmaß der möglichen Beherrschbarkeit dieser Volks- krankheit sei auf dem Lande zu wenig bekannt. Ziel seiner Studie war es, die Gegebenheiten der Diabetesbetreuung im ländlichen Raum, außerhalb Diabetologi- scher Zentren, anhand des klini- schen, therapeutischen und meta- bolischen Istzustandes der Pa- tienten zu erfassen. Danach fand sich bei 23,4 Prozent der Patien- ten ophthalmoskopisch eine nicht proliferative, bei 6,6 Prozent eine proliferative Retinopathie. Die Prävalenz der Spätkomplikatio- nen nahm, abhängig von der Krankheitsdauer, zu und betrug für die diabetische Retinopathie bei Typ 129 Prozent, bei Typ Ila in- sulinpflichtig 60 Prozent, Typ Ilb insulinpflichtig 55 Prozent, Typ Ila
25 Prozent und Typ Ilb 21 Prozent.
Insgesamt ist somit festzustellen, daß die derzeitigen Möglichkeiten der Diabetesbetreuung im länd- lichen Bereich nicht ausreichen, um befriedigende Behandlungs- erfolge zu erzielen.
Zu dem Thema „gelockerte Dia- betesdiät bei Typ-l-Diabetikern unter intensivierter Insulin-Injek- tionsbehandlung", referierte E.
Chantelau, Düsseldorf, über eine Langzeituntersuchung. Er kam zu folgender Schlußfolgerung: Aus- gewählt gut geschulte, normge- wichtige Typ-l-Diabetiker unter in- tensivierter Insulin-Injektions- therapie benötigen keine Diätvor- schriften hinsichtlich ihrer Fett-, Eiweiß- oder Kalorienzufuhr oder des Austausches von KH-Grup- pen, um sich gut einstellen zu können.
Pankreastransplantation bei Typ-I-Diabetikern
Zum Teil aufsehenerregende Er- gebnisse schilderte R. Landgraf, München, in seinem Referat
„Pankreas-Transplantation bei Typ-I-Diabetikern". So liegt die Er- folgsquote in Großhadern bei 60
Prozent — weltweit sind es 20 bis 25 Prozent (Sterblichkeit 8 Pro- zent). Diese gut 10 Prozent der In- sulinpatienten (ca. 60 000) vom Typ 1 müssen ja mit schweren Fol- geschäden rechnen. Genau benö- tigte Insulinmengen sind nicht op- timal einstellbar—auch noch nicht mit Insulinpumpen. Die Folgen:
Nierenversagen, Ablatio retinae, apoplektischer Insult. Das größte Problem besteht laut Landgraf darin, geeignete Spenderorgane zu finden. Auf der Intensivpflege- station werden die Patienten we- gen der bestehenden Darmstö- rungen ca. 11 Tage künstlich er- nährt und verbleiben zur Nachbe- handlung noch 3 Monate im Transplantationszentrum, ehe die ambulante internistische Nach- betreuung beginnt.
Der Kongreß hat eindeutig ge- zeigt, daß noch viele Fragen bzw.
Probleme in Zukunft anzuspre- chen sind, um ein Optimum an Pa- tientenbetreuung zu erzielen.
Dr. med. Hans-Peter Legal Therese-Giehse-Allee 31 8000 München 83
FÜR SIE GELESEN
Thrombozyten-
aggregationshemmer zur Behandlung der membranproliferativen Glomerulonephritis
40 Patienten mit membranprolife- rativer Glomerulonephritis Typ 1 wurden in einem prospektiven randomisierten und placebokon- trollierten Doppelblindversuch ein Jahr lang mit 225 mg/Tag Dipy-
ridamol und 975 mg/Tag Aspirin behandelt. Zu Beginn der Studie war bei 12 von 17 Patienten die Halbwertzeit der radioaktiv mar- kierten Thrombozyten reduziert.
Im Vergleich zur Placebogruppe verlängerte sich in der Behand- lungsgruppe die Thrombozyten- Halbwertzeit, und die Nierenfunk- tion stabilisierte sich. Dies läßt auf eine Relation zwischen Thrombo- zytenverbrauch und Glomerulo- pathie schließen.
Die glomeruläre Filtrationsrate, bestimmt durch lothalamat-Clea- rance, wurde in der behandelten Gruppe (Rückgang im Mittel 1,3 ml/Minute pro 1,73 m 2 der Körper- oberfläche in 12 Monaten) besser aufrechterhalten als in der Place- bogruppe (Rückgang im Mittel 19,6). In der behandelten Gruppe wurde seltener als in der Place-
bogruppe ein Fortschreiten des Nierenleidens zum Endstadium verzeichnet (3 von 21 Patienten nach 62 Monaten im Vergleich zu 9 von 19 Patienten nach 33 Mona- ten). Diese Daten weisen nach An- sicht der Autoren darauf hin, daß Dipyridamol und Aspirin eine Ver- schlechterung der Nierenfunktion sowie die Entwicklung des End- stadiums der membranproliferati- ven Glomerulonephritis verzö- gern. Dpe
Donadio, J. V., et al.: Membranoproliferative Glomerulonephritis: A Prospective Clinical Trial of Platelet-Inhibitor Therapy, The New England Journal of Medicine 310 (1984) 1421-1426, Dr. Donadio at the Mayo Clinic, Ro- chester, MN 55905, USA
2986 (74) Heft 41 vom 10. Oktober 1984 81. Jahrgang Ausgabe A