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menschliche Spuren

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Academic year: 2022

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(1)Geographica Helvetica 1976. - Nr.. CA. Burga. 2. Frühe menschliche Spuren des Hinterrheins. in. der subalpinen Stufe. Ur-. und frühgeschichtliche Funde in Form von Siedlungsplätzen, Grabfeldern, Einzelgräbern mit und ohne Beigaben, Streufunden und Scha¬ lensteinen in Alt Fry Rätien geben unter ande¬ rem Auskunft über die Erstbesiedlung der Al¬ pentäler durch den Menschen. W. BURKARThat zur Erhellung der Ur- und Frühgeschichte Rätiens durch Deutung und Sicherstellung zum Vorschein gekommener Funde sowie durch Gra¬ bungsarbeiten ganz wesentliche Beiträge von internationalem Rang geleistet. Im Zuge des Nationalstrassenbaus wurden besonders in der Mesolcina weitere ur- und frühgeschichtliche Funde getätigt (ERB & SCHWARZ 1969). *) Aus der Jungsteinzeit sind im Schams und Rheinwald bisher keine Funde gemacht worden. Auf dem Petrushügel bei Cazis wurde 1930 von BTJRKART die einzige neolithische Siedlung im Kt. Graubünden entdeckt. *) Es handelt sich hier um eine befestigte Höhensiedlung von etwa 2000 v. Chr., deren Bewohner Jagd, Viehzucht und Feldbau sowie Handel mit Steinbeilen und -Meissein längs des Rheins betrieben (ERB & SCHWARZ 1969, TSCHUMI O., 1947). Gräberfel¬ der und Einzelbestattungsplätze in Clugin, Do¬ natz, Lohn, Mathon, Wergenstein, Patzen, Zillis, Andeer und Bärenburg sowie das frühbronzezeitliche Kuppelgrab von Donath, dem ältesten bronzezeitlichen Fund Graubündens, lassen auf eine frühbronzezeitliche Besiedlung des Schams schliessen, während das obere Hinterrheinge¬ biet bis zu Beginn der Römerzeit nur Durch¬ zugsland war (ERB & SCHWARZ, 1919, MANI B.. 1958).. Als mittelbronzezeitlich werden Funde eines Beiles bei Pignia-Bad bei Andeer, einer etwas jüngeren Schmucknadel in der Nähe des Lai da Vons und zweier Waffen bei Splügen bezeichnet (ERB & SCHWARZ, 1969). Aus der Aelteren Ei¬ senzeit fehlen zwischen der Via Mala und San Bernadino jegliche Spuren. Jungeisenzeitliche Funde wurden im Schams und im Rheinwald ge¬ macht (ERB & SCHWARZ, 1969). (Vgl. Abb. 1) von W. BURKART (1953) 2000 Chr. v. erstmals Menschen drangen um vom Rheintal hinauf nach Rätien. Um 1700 v.Chr. fand die Einwanderung der frühbronzezeitlichai Menschen aus dem Donauraum in einige Alpen¬. Nach der. Darstellung. täler Bündens statt (Lugnez, Oberhalbstein, En¬. gadin). Im 6. vorchristlichen Jahrhundert erfolg¬ Osten der Zustrom des eisen zeitlichen Rätervolkes ins Rheingebiet und Engadin so¬. te von. Kelteninvasion vom Tessin ins Misox nordwärts bis ins Bündner Oberland. Im Rah¬ men einer Diplomarbeit am Geographischen In¬ stitut der Universität Zürich lieferte eine zwecks Datierung von spätglazialen Moränen¬ wällen am Lai da Vons (1991 m) durchgeführte Pollenanalyse überraschenderweise auch Hin¬ weise zur ersten menschlichen Besiedlung des Hinterrheingebiets, die nun im folgenden näher beschrieben und gedeutet werden sollen. Im Pollendiagramm des Lai da Vons treten die er¬ sten menschlichen Spuren in etwa 140 cm Tiefe auf im Jüngeren Atlantikum (Pollenzone VII), also zu Beginn der Jungsteinzeit um 2820 v. Chr. (vgl. Abb. 2). Hier erreicht die Getreide¬ kurve mit 4% ein erstes Maximum (festgestellt wurden u. a. Pollen von Roggen) bei 84% Nicht¬ baumpollen. Erstmals treten Holzkohlestück¬ chen auf. Der Spitzwegerich, der "Fusstritt des Weissen Mannes", ein besonders für Nord¬ europa herangezogener Kulturzeiger, setzt wenig tiefer bei 155 cm ein. In 150 cm Tiefe fand sich zudem ein nicht näher bestimmbares Getreidekorn. Funde von Pollenkörnern des Leins, die erstmals in 170 cm auftreten, wer¬ den ebenfalls in 150 cm Tiefe häufiger. Der Lichtungszeiger Selaginella Selaginoides (Moosfarn) steigt an auf Werte von über 100% der Pollensumme I. Rodungszeiger, wie zungen-und röhrenblütige Körbchenblütler, Wege¬ rich sowie alle Farnsporen-Kurven steigen synchron mit deutlichem Knick an (Aus Abb. 2 nicht ersichtlich, da nur das Hauptdiagramm des Postglazials hier abgebildet ist. Vollstän¬ diges Diagramm in:BURGA C. A. 1975, unver¬ öffentlichtes Manuskript Universität Zürich). wie die. tritt. Tiefe eine sandige auf Erosion wäh¬ die verstärkte Torflage auf, rend einer Rodungstätigkeit hindeuten kann. Der Nichtbaumpollengipfel in 142 cm Tiefe wur¬ de mit 4770 + 90 Jahre vor heute radiomet¬ Zudem. in ca. 140 cm. risch datiert. Burga, dipl. nat. Assistent an der Bota¬ nischen Anstalt der Universität Basel, Schönbeinstr. 6, 4056 Basel.. C. A.. 93.

(2) 1: Ur-undfrühgeschichüiche Fundstellen irnDornleschg, Schams, Rheinwald und Misox sowie frühgeschichtliche Routen von Chur bis nach Mesocco (Stand 1975) (Zusammengestellt nach BURKART W. (1953), CAMINADA C. (o. J.), ERB H. und SCHWARZ G. T. (1969), MANI B. (1958) und Bündnerzeitung vom 31. Januar 1975). Abb.. Ortschaften. Chur. hui. 1. 2. 2 3. 4 5 6. 7 8. ¦°. «. 9. *«?}. n^. 10 11. 12 *¦. 13. BW. 14 ii. 15. m. 16 17 18. O/H. N. L«'dJ/iV<m». p. Felsberg Domat / Ems Vogelsang Reichenau / Tamins Cazis Präz Thusis. Urmein Hohenrätien Carschenna Summapunt Via Mala / Rongellen Donath Andeer. Roffla Splügenpass. Hinterrhein Bernardino. San. 19. Mesocco. 20 21. Soazza. 22 23 24. Sorte Castaneda. 25. lügen. Lokalitäten. /. Cabbiolo. Vittore Monticello. San. r. i. D. Jungsteinzeit Bronzezeit Eisenzeit. O. A. i. ¦ 0 BOA. 1$A. ^AT. Q] (D. VÄO. D O. Siedlung. Streufund(e)/Einzelfund Gräberfeld. A Einzelgräber A Einzelgräber. oder Grabfeld ohne Beigaben,. Alter unsicher. M*t F. hiavenna. ~X 3Ä. G. Felszeichnung Grabstein mit lepontischer. H. Höhle. Inschrift. Zeichen-. Ur9. km. und. und Schalenstein. frühgeschichtliche. Routen, z. T. römerzeit¬ lich begangen. Römische Strassen und Wege,. 94. z. T.. noch. fraglich.

(3) Abb.. LAI. 2:. VONS. DA. (GR). 1991m. KMrd74«3o/«t2« ¦O. 2.. -I S. D. 1. I. f. Hauptdiagramm. ps. i-ioo\(ohn.cyP.r«c«». pi.-idophyt» und Wnierpf Unzen). Z w. 3. I. ~?. £. 5. s3. 1. S. r^X. ". '. i. 1. 1. 111. l?E. um. 11. I. HAUPTDIAGRAMM. I. Pinus 84. J. Picea. 7. Q25. X. Abies. Castanea Juglans. Betula |. 5. VJOM. EMW. ±B5_-9_£. 2002. VI. STRATIGRAPHIE. 500. 0.75. rrm 11 i'i'i'i 931. ra. 832. 842 125. ^_. ^» VI. m r.T. Braunmoos mit Seggenwurzeln. Seggenwurzeln mit Braunmoos Seggenwurzeln mit Wollgras Seggenwurzeln mit Braunmoos und Wollgras Kalkmudde mit Erbsenmuscheln Seekreide. Blaugrauer bzw. gelbgrauer Ton Holikohl. ^^. 802. Blaugrauer Ton hell marmoriert O. 982. <. 64 63. O. 0000. Sand. 2000(tt- 60j". Silt.Ton <. 1039. 5. <. 60/". mm. > >. < 12mm. Ca. IttS. 1093. eckige Steinchen. J. Karbonat. weisse und schwarze Kalke weisse, graue und gelbe Dolomite. Grünschiefer Kluftquarz. I Corylum. Gritiiiw ClHlNl. übrig« NBP. 95.

(4) Alle diese Indizien drängen zur Frage, ob nicht schon früher als bisher angenommen im Schams und vorderen Rheinwald möglicherweise jung¬ steinzeitliche Menschen, wenn auch nur saiso¬ nal, hausten. Die Holzkohlenfunde allein würden kaum einen solchen Schluss erlauben, da be¬ kanntlich ausser dem Menschen auch der Blitz¬ schlag Feuer entfachen kann. Jedoch treffen hier mehrere verschiedenartige Hinweise zu¬ sammen, die wohl eine Annahme früherer Be¬ siedlung, wenn auch nur zur warmen Jahres¬ zeit, als berechtigt erscheinen lässt. Vorliegende Holzkohlenfunde könnten auch in Zusammenhang mit Opferhandlungen an den Quellen des Lai da Vons gebracht werden, zu¬ mal der See an der alten TJmgehungsroute west¬ lich der RofflaSchlucht liegt. C. CAMINADA (o. J. weist auf diese Form des Wasserkultus hin, der sicher bis in die Bronzezeit zurückrei¬ chen soll, wie bronzene Votivgaben von St. Mo¬ ritz, Ruis und Parpan (BERTOGG H. 1943)dies bezeugen. Es ist also wohl mehr als Zufall, dass bei Quellenfassungen und bei Wasserläu¬ fen Bronzebeile gefunden wurden, so bei IlanzSt. Martin, in Pignia-Bad bei Andeer, oberhalb Parpan und in St. Moritz (CAMINADA o. J.,ERB H.briefl. Mitt. 1975). "Aber noch kann die umfassende, kritische Urund Frühgeschichte dieses alpinen Transitlan¬ des nicht geschrieben werden"bemerkt ERB H. (1969), und viele alte Siedlungsplätze harren noch ihrer Entdeckung (BURKART W. 1953). Dazu gehört auch die Deutung des geheimnis¬ vollen Kreises der Zeichen- und Schalensteine. Bergeil, Prättigau, Hinterrheintal, Vor¬ derrheingebiet und Misox, die mit Blutopfern. aus dem. und alten Sagen (BERTOGG H.. rechnet werden darf. Freilich muss dieser Befund durch weitere Funde im Hinterrhein¬ gebiet gestützt und bestätigt werden.. LITERATUR: Bertogg. H.. 1943. nungen.. Abschliessend sei festgehalten, dass aufgrund der oben dargelegten Fakten mit einem frühe¬. Aus der Welt des rätischen Heidentums in:Bündner Ka¬. lender 1943, C. A.. Burga. 1975. S.. 8-16. Spätglaziale Gletscherstän¬ Schams. Eine glazial¬ morphologisch-pollenanalyde im. thische Untersuchung am Lai da Vons (GR). Unveröff.. Manuskript Univ. Zürich.. Burkart. W.. 1942. Kuppelgrab bei Donath Bündner Monatsblatt Dez.. Das. 1942. 1953. Die urgeschichtliche Besied¬ lung Alträtiens. Bündner. Schulbl. Jg.l3,Nr.2,S.67-107 Bündner. 1975. Zeitung CaminadaC.o.J.. Nationalstrasse auf stemzeitlichem Niveau (31.1. 75) Die verzauberten Täler.Die urgeschichtlichen Kulte und Bräuche im alten Rätien.. Decurtins C.1896 bis. Erb. H.. Rätoromanische Chrestoma-. 1919. thie. 1975. Briefliche Mitteilung Die San Bernardinoroute von der Luzisteig bis in. Erb H. & Schwarz G.T. 13. Bde.. Mesolcina. die. frühge¬ urschichtlicher Zeit. Schriften¬ reihe des Rhätischen Muse¬ ums Chur, Heft 5.. 1943), Harz - und. Butterlichter sowie Astronomie (Kalendersteine)(CAMINADA C. o. J. in Zusammenhang ge¬ bracht werden. Urgeschichtliche Hinweise geben auch rätoro manische Sagen und Märchen, Sprichwörter und Anordnungen aus der Volksmedizin, die in be¬ wundernswerter Weise von DECURTINS C. in seiner Rätoromani¬ (1896 bis 1919, 13 Bde. schen Chrestomathie gesammelt wurden, sowie die Deutung von Flurnamen und Ortsbezeich¬. 96. ren als bisher geglaubten Auftreten des Men¬ schen im Schams und vorderen Rheinwald ge¬. Mani. B.. Tschumi. O.. in. und. 1958. Heimatbuch Schams.. 1947. Urgeschichte der Schweiz Bd.l. ANMERKUNG *fc Die bis jetzt älteste prähist. Siedlung in GR wurde 1975 während des Nationalstrassenbaus im Castello Mesocco (Mesoc¬ co) entdeckt. Sie wird mit etwa 5000 Jahren vor Chr. datiert, also Uebergang von der mittleren zur jüngeren Steinzeit. (BZ, Jan. 1975).

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