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Archiv "JOHN RITTMEISTER: Ein Vorbild" (11.12.1992)

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Augustin beneidet seinen Freund Max um dessen schönes Eichel- hütchen.

STERBENDE KINDER

Träume und Angste

Johann-Christoph Stu- dent: Im Himmel welken kei- ne Blumen, Kinder begegnen dem Tod, Herder Spektrum 4071, Verlag Herder, Frei- burg/Basel/Wien, 1992, 223 Seiten, kartoniert, 18,80 DM

Mit Kindern über den Tod reden — den meisten Men- schen fehlen die Worte. Doch in vielen unterschiedlichen Situationen werden Kinder mit dem Sterben konfron- tiert: Ein Mitschüler verun- glückt. Bekannte oder Groß- eltern sterben. Oder die Kin- der selbst sind betroffen.

Kinder und Jugendliche, die tödlich erkrankt sind, BILDERBUCH

Kindgerecht

Th. Busse, H.G. Leiendek- ker: Augustin und der gestoh- lene Hut, Grete Häusler-Ver- lag, Beecker Straße 78, W-5144 Wegberg, 1992, 30 Seiten, davon 12 Seiten vier- farbig, gebunden, 19,80 DM

Die kleine Raupe Augu- stin stiehlt Max dessen schö- nen braunen Hut. Doch schon bald plagt Augustin sein schlechtes Gewissen so sehr, daß er schließlich das Eichhörnchen Molly Polly be-

kommen in diesem Buch mit ihren Träumen, Ängsten und Hoffnungen zu Wort. In an- deren Beiträgen berichten Arzte, Theologen, Lehrer so- wie betroffene Eltern und Geschwister von ihren Erfah- rungen, die sie bei der Beglei- tung sterbender Kinder ge- macht haben. Trauer, Angst und Wut werden nicht unter- drückt oder verharmlost.

Aber trotzdem erzeugt die Lektüre des Buches keine niedergedrückte Stimmung:

Die Autoren scheuen sich nicht, persönliche Erlebnisse und Gefühle zu schildern. Ein Buch, das Mut macht, nach Worten und Gesten zu su- chen.

Silke Schieber, Köln

sucht und um ein Eichelhüt- chen bittet. Molly Polly ist gern bereit, ihm zu helfen, und so hat Augustin Gelegen- heit, den Diebstahl wieder- gutzumachen.

Wie in den beiden voran- gegangenen Bänden mit Ge- schichten von der Raupe Au- gustin gelingt es dem Autor auch diesmal, auf kindgerech- te Weise zu zeigen, wie man menschliche Fehler vermei- den und abbauen kann. Das Lesevergnügen wird durch die reizenden Illustrationen von H.G. Leiendecker noch erhöht. Kli

„UNERWÜNSCHT-SEIN"

Beeinträchtigungen

Gerhard Amendt: Das Le- ben unerwünschter Kinder, TB Nr. 11079, Fischer Ta- schenbuch Verlag, Frank- furt/M., 1992, 218 Seiten, kar- toniert, 14,80 DM

Obwohl es in den entwik- kelten Industriegesellschaf- ten im Prinzip möglich wäre, daß nur erwünschte Kinder zur Welt kommen, werden nach wie vor viele Kinder ge- gen den Willen ihrer Eltern geboren und erfahren da- durch häufig ein bedrücken- des Schicksal. Im Vorder- grund der vorliegenden Un- tersuchung von Gerhard Amendt, Professor für Sozio- logie an der Universität Bre- men, stehen deshalb folgende Fragen: Woran leiden uner- wünschte Kinder? Wie sieht ihre Entwicklung bis zur Ad- oleszenz aus? Was sind die Besonderheiten ihres Ver- hältnisses zu den Eltern? Was unterscheidet ihr Leben von dem erwünschter Kinder?

Nach dem Stand der inter- nationalen Forschung schlägt sich der bei unerwünschten Kindern oft ein Leben lang zu beobachtende grundlegende emotionale Mangel in der El- tern-Kind-Beziehung in vie- len körperlichen und seeli- schen Beeinträchtigungen nieder. Diese äußern sich in psychischen Störungen, Sub- deprivation, Charakterstö- rungen, Delinquenz, sozialer Unangepaßtheit, psychoso- matischen Krankheiten und kulturell wie sozial wahr- nehmbaren Beziehungspro- blemen. Daneben spielt „Un- erwünscht-Sein" auch beim Mißbrauch von Kindern und bei der elterlichen Gewalttä- tigkeit eine große Rolle.

Zweifellos wurden jahr- zehntelang die Widrigkeiten unerwünschter Geburten und deren nachfolgendes Leben privat und öffentlich verleug- net. Obwohl die Erwünscht- heit eines Kindes keine Ga- rantie für ein glückliches und erfolgreiches Leben ist, plä- diert Gerhard Amendt dafür, daß Frauen und Männer ihre

Kinderplanung als eine priva- te Entscheidung begründen sollten. Die autonome Kin- derplanung ist nach Ansicht des Autors die entscheidende Voraussetzung dafür, „daß Kindern das entsagungsrei- che Schicksal erspart bleibt, zwischen überforderten El- tern ein schwankendes Leben zwischen tödlicher Gefühls- kälte und erstickender Ver- einnahmung führen zu müs- sen, ein Leben, das die Ge- wißheit von Urvertrauen nicht kennt, ja selbst kaum ei- ne Chance enthält, es zu ent- wickeln" (Seite 13). Inwieweit die hierzu nach Ansicht von Amendt zur Verfügung ste- henden modernen Verhü- tungsmethoden und moder- nen Abtreibungsmethoden tatsächlich eine nicht geringe Chance bieten, die Humani- sierung der Kindheit fortzu- führen, bleibt allerdings da- hingestellt.

Hubert Kolling, Staffelstein

JOHN RITTMEISTER

Ein Vorbild

John Rittmeister: Hier brennt doch die Welt, Auf- zeichnungen aus dem Ge- fängnis 1942-1943 und andere Schriften, Verlag Jakob van Hoddis, Gütersloh, 1992, 176 Seiten, einige Abbildungen, kartoniert, 28 DM

Das Buch von und über John Rittmeister ist das seit langem fehlende Dokument über das Leben und Sterben des einzigen Psychiaters/Psy- chotherapeuten, der in der Nazi-Zeit sich aktiv im Wi- derstand engagiert hat und deswegen hingerichtet wurde.

Aus den Texten wird die Hal- tung eines Menschen deut- lich, der — ohne sich zu scho- nen — sich stets für die Schwa- chen eingesetzt hat. Ohne die damalige Vergangenheit mit heute vergleichen zu wollen, kann er gerade in der wieder sozial schwieriger werdenden Zeit mit ihren verstärkten be- hindertenfeindlichen Ansät- zen für uns Vorbild sein.

Klaus Dörner, Gütersloh A1 -4320 (72) Dt. Ärztebl. 89, Heft 50, 11. Dezember 1992

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