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Archiv "Brandenburg: MVZ und Bereitschaftspraxis" (03.02.2012)

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A 186 Deutsches Ärzteblatt

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Jg. 109

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Heft 5

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3. Februar 2012

BRANDENBURG

MVZ und Bereitschaftspraxis

Klinikärzte bemängeln häufig, dass zum Teil die falschen Patienten Notaufnahmen aufsuchen. In Potsdam soll eine Bereitschaftspraxis im Krankenhaus als Filter dienen – ähnlich läuft es auch anderenorts.

W

enn am Mittwoch um 19.14 Uhr der Bauch schmerzt oder am Samstag um 16.13 Uhr der Kopf dröhnt, ist das in Zukunft kein Grund mehr, in Potsdam in eine Rettungs- stelle zu fahren. Nachmittags von 17 bis 20 Uhr sowie am Wochenende und an Feiertagen von acht bis 20 Uhr ist seit Jahresbeginn eine Bereit- schaftspraxis am St. Josefs-Kranken- haus geöffnet. In den Räumen des dort bereits etablierten Medizini- schen Versorgungszentrums (MVZ) Allgemeinmedizin übernehmen nach Dienstschluss Ärztinnen und Ärzte im Bereitschaftsdienst die Arbeit. Sie versorgen Patienten mit akuten Er- krankungen, die sie im Ernstfall so- fort an die benachbarte Rettungsstel- le des St. Josef oder auch ein anderes Krankenhaus übergeben können.

Neun Monate Modellbetrieb

„Wir ergänzen damit den ärztlichen Bereitschaftsdienst in seiner jetzi- gen Form für alle Potsdamer und Besucher der Landeshaupt- stadt“, erläuterte Dr. med.

Hans-Joachim Helming, Vor- standsvorsitzender der Kas- senärztlichen Vereinigung (KV) Brandenburg. Mit dem neuen Angebot werde durch flexible Strukturen die medi- zinische Versorgung in Pots- dam weiter verbessert. Zu- nächst ist die Kooperation auf neun Monate befristet.

Helming hält die Be- reitschaftspraxis aber für ein Modell, das auch an- derswo in Brandenburg kopiert werden könnte.

Es entlastet die Ärztin- nen und Ärzte im Bereit- schaftsdienst bei Patien- ten, die noch mobil sind, von den langen Fahrten zu Krankenbe- suchen. Und ihre Kol-

legen in einer Rettungsstelle kön- nen sich auf die schweren Fälle konzentrieren.

Letzteres hat auch für den Ärztli- chen Direktor von St. Josef, Prof.

Dr. med. Eckart Frantz, eine Rolle gespielt. Im vergangenen Jahr wur- den in der Rettungsstelle circa 17 000 Patienten versorgt, etwa die Hälfte davon konnte wieder nach Hause gehen. „Es ist sinnvoll, dass es eine primär KV-gestützte Versor- gung dafür gibt“, findet Frantz.

Sonst sind die Ärzte in den Ret- tungsstellen überlastet, die Patien- ten müssen lange warten, und das Krankenhaus kann zudem mit der Versorgung der leichten Fälle nichts verdienen.

Frantz ist überzeugt davon, dass die Ärzte im Bereitschaftsdienst mit den Kollegen aus St. Josef, einem Haus der Grund- und Regelversor- gung, gut kooperieren werden.

„Wir haben nicht nur spezialisierte und subspezialisierte Fachärzte, die oft bei unklaren Fällen doch nicht die Übersicht über ei- nen gesamten Erkran- kungsfall haben, wie dies notwendig ist, um Patienten ganzheitlich zu behandeln“, sagte er bei der Praxiseröffnung.

Dass erst jetzt die erste Bereitschaftspraxis in Brandenburg startet, hat nicht zuletzt finanzielle Gründe. Geldgeber sind die KV, die AOK Berlin- Brandenburg und die Bar- mer GEK, wenngleich sie allen Versicherten offen- steht. Die drei haben in Brandenburg eine Arbeits- gemeinschaft gegründet, um leichter innovative Versor- gungsprojekte auf den Weg zu bringen. Das schließt Dis- kussionen um deren Finan-

zierung nicht aus, vor allem, wenn sich andere Kassenarten nicht betei- ligen wollen.

Derzeit ist ein pauschaler Stun- densatz von 50 Euro angesetzt, spä- ter soll auf Basis des Einheitlichen Bewertungsmaßstabs vergütet wer- den. Die Klinik stellt Räume, Geräte und Personal. AOK-Vorstand Frank Michalak geht davon aus, dass sich das Angebot durch Einsparungen im stationären Bereich rechnen wird. Denn gemessen daran, was ei- ne Krankenkasse für einen stationä- ren Aufenthalt zu zahlen hat, der im Nachhinein betrachtet überflüssig war, sind die Kosten für die Praxis gering.

Ähnliche Pläne im Süden Die Brandenburger Akteure sind stolz auf ihr Modell, aber sie sind nicht die einzigen, die auf eine sol- che Kooperation setzen. So ist die Bereitschaftsdienstpraxis Göttinger Ärzte der KV Niedersachsen seit kurzem neben der interdisziplinä- ren Notaufnahme des Universitäts- klinikums untergebracht. Eine ähn- liche Kooperation besteht zwischen dem Universitätsklinikum Schles- wig-Holstein in Kiel und der be- nachbarten KV-Ambulanz.

Der Vorstand der KV Baden- Württemberg hat vor kurzem be- schlossen, die Zahl der Notfall- dienstbezirke von landesweit mehr als 400 auf unter 150 zu senken.

„Wo immer möglich, soll der Be- reitschaftsdienst in einer zentralen Notfallpraxis an einer Klinik erfol- gen“, heißt es weiter. Damit soll vor allem die Arbeitsbelastung der nie- dergelassenen Ärztinnen und Ärzte verringert werden.

Doch so schlüssig das Konzept ist, die Bereitschaftsdienstpraxen gefallen nicht jedem. Genau wie je- des kliniknahe Medizinische Ver- sorgungszentrum stehen auch sie unter dem Verdacht, den Niederge- lassenen Konkurrenz zu machen beziehungsweise stationäre Patien- ten zum Nachteil von Mitbewer- bern ins eigene Krankenhaus zu lot- sen. Die neue Praxis in Potsdam sei

„ein Angebot, bei dem keine inner- städtische Praxis mithalten kann“, rügte die Freie Ärzteschaft.

Sabine Rieser Wenn die Wärm-

flasche nicht mehr hilft, fahren Kranke häufiger als nötig in die Klinik.

Krankenhäuser und die KVen suchen vermehrt Lösungen für den Abend und das Wochenende.

P O L I T I K

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