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Archiv "Schwer verlaufende EHEC-Infektionen: Suche nach Risikoprofil für HUS" (10.06.2011)

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A 1306 Deutsches Ärzteblatt

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Jg. 108

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Heft 23

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10. Juni 2011

SCHWER VERLAUFENDE EHEC-INFEKTIONEN

Suche nach Risikoprofil für HUS

Ungewöhnlich schwer verlaufen EHEC-Infektionen derzeit bei Patienten, die bislang nicht zu den Risikogruppen gehörten. Am Universitätsklinikum Schleswig-Holstein suchen Forscher in einer Biodatenbank nach Dispositionen für schwere Verläufe.

D

ie EHEC-Krise ist für uns sowohl als Mediziner wie auch als Wissenschaftler die größte Herausforderung der vergangenen Jahrzehnte, vergleichbar wohl nur mit der Durchfallerkrankung Ruhr, der im und nach dem Zweiten Welt- krieg viele Menschen zum Opfer fielen.“ So beschreibt Prof. Dr.

med. Stefan Schreiber, Direktor der Klinik für Innere Medizin I am Campus Kiel, den Ausbruch von enterohämorrhagischer Escherichia coli (EHEC) in Deutschland – den bislang wohl weltweit größ ten.

„Wenn wir bei dieser Epidemie ver- stehen, was die Menschen anfällig macht, sind wir und die Bevölke- rung besser gerüstet.“

Vor allem die Entwicklung des hämolytisch-urämischen Syndroms (HUS) und Kapillarschäden im

Lungen- und Hirngewebe führen zu schweren, auch tödlichen Kompli- kationen der Erkrankung. Etwa die Hälfte der Patienten mit HUS ent- wickele im Verlauf von drei bis fünf Tagen neurologische Ausfall - erscheinungen, sagt Prof. Dr. med.

Joachim Röther, Chefarzt der Neu- rologischen Abteilung am Klini- kum Hamburg-Altona.

Am Campus Kiel wird jetzt die Biobank „Popgen“ – eine der welt- weit größten nationalen Biobanken – eingesetzt, um die genetischen Ur- sachen zu erforschen und möglichst rasch Antworten zu den Krankheits- risiken zu finden. Mit Hilfe dieser Kohorte konnten in den letzten Jah- ren die Ursachen für Morbus Crohn, Colitis ulcerosa, Psoriasis und Sar- koidose aufgeklärt werden. „Popgen wird jetzt mit der gesamten Maschi-

nerie eingesetzt, um herauszufin- den, warum manche Menschen durch EHEC besonders schwer er- kranken. Dabei hilft uns, dass wir die Genetik von vielen Tausend Menschen in Schleswig-Holstein kennen“, erklärt Schreiber das Vor- gehen. „Wir haben die Möglichkeit, durch einen DNA-Vergleich der in Norddeutschland Erkrankten mit den Informationen aus der Popgen- Datenbank eventuell auch die Ursa- che für eine besondere Suszeptibili- tät für die Infektion mit EHEC und die Entwicklung von HUS zu fin- den“, erläutert Prof. Dr. Ute Nöth- lings, Epidemiologin und Leiterin der Biobank Popgen in Kiel.

Zurzeit werden die Blutproben aller circa 400 in Schleswig-Hol- stein mit EHEC infizierten Patien- ten gesammelt, ebenso in Hamburg und Niedersachsen. Mitarbeiter des Universitätsklinikums Schleswig- Holstein (UKSH) nehmen über die Gesundheitsämter, denen alle Fälle ge meldet werden, Kontakt zu allen Krankenhäusern im Land auf, die EHEC-Patienten behandeln. Die ak- tuellen Proben werden ins UKSH geschickt, wo dann die DNA isoliert und typisiert wird. „Auf jeder Probe sind rund eine Million genetische Marker verteilt. Wir vergleichen die DNA der EHEC-Infizierten mit der von gesunden Schleswig-Holstei- nern und suchen nach Übereinstim- mungen, um genetische Risikofak- toren für die Infektion zu erkennen“, berichtet Nöthlings. Dabei könnte sich zum Beispiel herausstellen, dass alle Patienten, die am HU-Syn- drom leiden, einen bestimmten Mar- ker aufweisen, der Vorgänge in der Niere beeinflusst. An diesem Punkt setze die Suche nach neuen Thera- piemöglichkeiten an. ■ Dr. rer. nat. Nicola Siegmund-Schultze Wissenschaftlern der Medizini-

schen Fakultät der Westfäli- schen Wilhelms-Universität Münster um Prof. Dr. med. Hel- ge Karch am Institut für Hygiene des Universitätsklinikums Müns- ter (UKM) haben einen Bestäti- gungstest für HUSEC041 (O104:H4) entwickelt. „Mit dem Test kann innerhalb von vier Stunden der Nachweis erbracht werden, ob eine Person mit dem aktuellen EHEC-Erreger infiziert ist. Dabei wird in den Proben nach vier Genen gesucht, die in ihrer Kombination so nur bei dem aktuellen Ausbruchsstamm HUSEC041 (O104:H4) auftreten.

Sind alle vier Gene vorhanden, ist eine Infektion hiermit nach-

gewiesen“, sagt Karch. Bei dem Test handelt es sich um eine Multiplex-PCR, bei der spezifi- sche Gene des Ausbruchsstam- mes vervielfältigt und somit nachgewiesen werden können.

Die vier Gene kodierten für die O104- und H4-Antigene, für das Shigatoxin 2 sowie für die Schwermetallresistenz-kodieren- den Gene. Der Test eignet sich auch für die Überprüfung von verdächtigen Isolaten aus Le- bensmitteln oder Umweltproben.

Laborinformationen sind unter www.ehec.org abrufbar.

Ein spezifisches Erken- nungssystem für den EHEC- Keim O104:H4 in Lebensmitteln wurde am Nationalen Referenz-

labor (NRL) für Escherichia co- li des Bundesinstituts für Risi- kobewertung (BfR) zusammen mit Experten von der französi- schen Lebensmittelagentur ANSES entwickelt und evaluiert.

„Wir hoffen, dass dieser Test dazu beiträgt, die Quelle für die Infektionen mit dem EHEC- Stamm O104:H4 aufzudecken und die risikobehafteten Le- bensmittel schnell aus dem Markt zu nehmen sowie Klar- heit über die Infektionskette zu verschaffen“, betont BfR-Präsi- dent Prof. Dr. Dr. Andreas Hen- sel. Das BfR hat die Methode inzwischen den Untersuchungs- laboratorien der Bundesländer zur Verfügung gestellt. EB

EHEC-SCHNELLTESTS

Foto: Manfred Rohde ZMI

M E D I Z I N R E P O R T

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