• Keine Ergebnisse gefunden

Archiv "ERINNERUNG: Ein außergewöhnlicher Mann" (03.03.1977)

N/A
N/A
Protected

Academic year: 2022

Aktie "Archiv "ERINNERUNG: Ein außergewöhnlicher Mann" (03.03.1977)"

Copied!
1
0
0

Wird geladen.... (Jetzt Volltext ansehen)

Volltext

(1)

Spektrum der Woche Aufsätze • Notizen BRIEFE AN DIE REDAKTION

und Physiologie, das sage ich als Anatom. Diese Fächer alle sind zwar grundlegende Voraussetzungen, aber keine Kriterien. Die Lernfähig- keit geht aus der Abiturnote hervor.

Für die Zulassung muß ein allgemei- ner Test erstellt werden, der prakti- sche Fähigkeiten, räumliche Vor- stellungskraft, logisches Denkver- mögen, spontane Handlungsfähig- keit, rasche Auffassung von Situa- tionen und weitere maßgebende Kri- terien umfaßt. Diese müssen zwar vielleicht nicht alle exzellent nach- gewiesen werden, aber auch nicht nur mit einem Durchschnitt von 50 Prozent, wie es in den schriftlichen Prüfungen zur Approbationsord- nung für Ärzte verlangt wird. Mein Vorschlag ist: Zwei Drittel der Ein- zelkriterien müssen mindestens

„gut" sein, die anderen dürfen ins- gesamt nicht unter „ausreichend"

liegen.

Ebenso stimme ich dem Vorschlag zu, daß der Medizinstudienanwärter nicht nur vier Monate, die er notfalls mit Zähneknirschen und freundli- chem Gesicht durchstehen kann, sondern ein ganzes Jahr Kranken- pflegedienst bei ausreichender Be- zahlung machen sollte. Die Beurtei- lung durch den dort vorgesetzten Arzt ist aber ziemlich wertlos. Wer schreibt seinem Mitarbeiter ein so schlechtes Zeugnis, daß er nicht zum Studium kommt, und setzt sich dadurch einem Arbeitsgerichtspro- zeß aus? Aus Gründen der realisier- baren Chancengleichheit müßte hier, wie in den Prüfungen zur Ap- probationsordnung, eine zentrale Prüfung erfolgen, wobei auch das Praktische unter Kontrolle neutraler Beurteiler absolviert werden müßte.

Als solche kämen ein Mitglied der Ärztekammer, eine Oberschwester und ein Oberpfleger eines anderen Krankenhauses in Frage. Zu dieser Zeit sollten dann auch die oben ge- nannten Kriterien geprüft werden.

Ob dabei die Abiturnote noch mit als Faktor der Lernfähigkeit eingeht, sei dahingestellt. Die Prüfung muß aber schon vor Ende der Praktikantenzeit abgenommen werden, möglichst nach einem dreiviertel Jahr, damit sich der Studienwillige noch recht- zeitig bei der Zulassungsstelle be-

werben kann. Und wenn danach der Adept meint, alles glücklich über- standen zu haben, und seinen Pfle- gedienst nicht mehr ernst nimmt, kann der Chefarzt noch ein negati- ves Gutachten hinterhersenden.

Warum hat man früher eigentlich geforderte Praktika vor dem Stu- dium, z. B. für Pharmazie, Landwirt- schaft u. a. m., abgeschafft, anstatt sie beizubehalten und erst recht auch bei weiteren Studiengängen solche einzuführen? Schon hier- durch würde manches Fehlstudium nicht begonnen und sich die Zahl der Studienfachwechsler verringern.

Prof. Dr. med. Klaus D. Mörike Anatomisches Institut

der Universität Tübingen Postfach 1103

7400 Tübingen 1

ERINNERUNG

Zum Tod des Generalinspekteurs der Bundeswehr, Armin Zimmermann:

Ein

außergewöhnlicher Mann

Am 30. November 1976 starb der Ge- neralinspekteur der Bundeswehr, Admiral Armin Zimmermann. Wer ihn näher gekannt hat, muß wie ich erschüttert gewesen sein über diese Nachricht. Er war ein außergewöhn- licher Mann. Ich war 1961 Stabsarzt, als Fregattenkapitän Zimmermann Kommandeur in Neustadt wurde.

Unser 5. Minensuchgeschwader hatte gerade alle Boote in Dienst ge- stellt, und die Ausbildung für seine besonderen Aufgaben sollte begin- nen. Mit gemischten Gefühlen hat- ten die Kommandanten dem Wech- sel in der Geschwaderführung ent- gegengesehen. „Was kann der schon bringen. . .?" hieß es.

„Kommt vom Posten des Marine-At- tachös in London. Versteht der über- haupt etwas von der Seefahrt?" Er verstand. Das bekamen sie alle sehr schnell mit. Der Neue war wie sein Vorgänger an Bord und auf See zu Hause. Kunststück! Hatten sie doch beide im Kriege jahrelang als Minen- suchbootkommandanten im Kanal

gefahren. Die Seeleute hatten bald Respekt vor dem Chef. Er war ihnen über. Auch wir Sanitäter wurden ge- fordert. „Ich weiß Bescheid, wie wichtig Sie und Ihre Männer sind, Doktor", sagte er. Gleich in den er- sten Tagen hatte er mich in meinem Behandlungszimmer auf dem Ge- schwaderflur konsultiert. Ich emp- fand es als eine noble Geste dem Arzt seiner Einheit gegenüber. Ei- nem Militärarzt tut das wohl. Er zeigte mir das überhäutete Loch in seiner Schädeldecke. „Tiefflieger- angriff! Im Kanal! Wenn ich den Sani nicht an Bord gehabt hätte, wäre es aus mit mir gewesen. War solch ein Kerl, dieser Obergefreite!" Dabei ballte er anerkennend die Faust vor der Brust. „Prof. Heim hat mich dann operiert. .." Ich hatte den Na- men im Kriege oft gehört; man er- zählte sich wahre Wunder von die- sem Chirurgen der Marine. So war auch der Kommandant Zimmer- mann bald wieder an der nassen Front. Die Einsatzbereitschaft und Tatkraft dieser jungen Jahre hatte er sich bis Neustadt bewahrt. Er besaß eine starke persönliche Ausstrah- lung. In seiner dienstlichen Nähe plagten einen ständig Überlegun- gen, ob man auch alles bedacht hatte. Ihm blieb nichts verborgen.

Dabei suchte man seine Nähe trotz aller Unruhe, die er in einem erzeug- te. Er sah es gern, daß ich außerhalb des Dienstes weiter chirurgisch tätig war, achtete aber sehr darauf, daß der Dienst nicht vernachlässigt wurde. So war für mich die Zeit als Geschwaderarzt reich und ausge- füllt. Als ich dann auf eigenen Wunsch auf „Gorch Fock" kam, schüttelte er mißbilligend den Kopf.

Die „Segelmarine" hielt er für über- holt. Wir haben uns darüber und auch über manche medizinische Frage noch verschiedentlich unter- halten in den Jahren danach, wenn ich die Freude hatte, ihn zu besu- chen, als Flottenchef in Flensburg und auch noch als Generalinspek- teur in Bonn. Er erkannte immer die großen Zusammenhänge...

Dr. med. Werner Gast Oberstabsarzt a. D. u. d. Res.

Waschgrabenallee 15 2430 Neustadt/Holstein

DEUTSCHES ÄRZTEBLATT Heft 9 vom 3. März 1977

609

Referenzen

ÄHNLICHE DOKUMENTE

132 Der Europäische Gerichtshof (EuGH) entschied, dass das EEG keine finanzielle Hilfe des Staates nach Europäischen Recht ist (vgl. Das bedeutet jedoch nicht, dass die

Andern Sie das InsertionSort-Programm aus der Vorlesung so, dass es Zah- ¨ len mit Nachkommastellen (Typ float) sortieren kann. • Welche Variablen m¨ussen vom Typ float sein,

This appendix contains the information needed to convert the parallel interface from the default general purpose parallel port configuration to either the Small

(a) Berechne Inkreisradius und Kantenl¨ange eines regelm¨aßigen Sechsecks mit Um- kreisradius r (allgemein in Abh¨angigkeit von r).. (b) Suche im regelm¨aßigen Achteck

Durch die Klimaanalyse für die Jahre 1951 bis 2014 konnte objektiv nach- gewiesen werden, dass das Klima sich in unserem Bundesland bereits wandelt. Die Broschüre des Landesamtes

(1) Die Einrichtung eines automatisierten Verfahrens, das die Übermittlung von Sozialdaten durch Abruf ermöglicht, ist zwischen den in § 35 des Ersten Buches genannten Stellen

In den letzten Tagen vor der Prüfung können Sie diese Planungsmethode zuhause ausprobie- ren, indem Sie sich eine mögliche Prüfungsfrage stellen und Ihre Antwortstrategie entwickeln,

Possible future concepts for aftercare of Swiss childhood cancer survivors are to account for the fact of four different language areas (German, French, Italian, Rätoromansch)