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Archiv "Zytokinforschung: Interleukin 1 ist im Visier" (19.04.2013)

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Deutsches Ärzteblatt

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Jg. 110

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Heft 16

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19. April 2013 A 775

Interleukin 1 ist ein hochwirksames Zytokin. Schon die Injektion weniger Nanogramm ge-

nügt, um Fieber auszulösen.

Foto: Wikimedia Commons

ZYTOKINFORSCHUNG

Interleukin 1 ist im Visier

Die systemische Entzündung ist ein Schlüssel zum Verständnis chronischer Erkrankungen. Zytokine wie IL-1 spielen eine bislang unterschätzte Rolle.

P

ersistierende, häufig nur un- terschwellig ablaufende sys- temische Entzündungsprozesse wer- den zunehmend mit einer Vielzahl chronischer Erkrankungen in Ver- bindung gebracht. Dazu gehören die Arteriosklerose einschließlich der koronaren Herzkrankheit, die chronisch-obstruktive Lungenerkran- kung, das metabolische Syndrom und die Insulinresistenz. Die For- schung hat sich daher der Aufklä- rung proinflammatorischer Mechanismen und der

Entwicklung antiinflammatorischer Substanzen gewidmet. „Aus der Erforschung seltener vererbbarer Entzündungs- und Fiebersyndrome wie dem familiären Mittelmeerfieber haben wir gelernt, dass es eine mole- kulare Basis für Entzündungserkran- kungen gibt, die primär nicht durch exogene Faktoren ausgelöst wurden“, sagte Prof. Dr. med. Elisabeth Mär- ker-Hermann, Vorsitzende der Deut- schen Gesellschaft für Innere Medi- zin (DGIM), beim Jahreskongress der Fachgesellschaft in Wiesbaden.

Durch die Identifikation geneti- scher Defekte in der Regulation der Entzündungskaskade konnten Schlüsselwege der Inflammation aufgedeckt werden – wie zum Bei- spiel das „Alarm“-Zytokin Interleu-

kin 1 (IL-1). Durch eine unangemes- sen hohe Produktion und Freisetzung von IL-1-β kann eine Vielzahl un - terschiedlicher Symptome ausgelöst werden wie Arthritis, Exantheme, Konjunktivitis, Serositis, Fieber oder Hörverlust. „Bestimmte Krankhei- ten, die wir früher als Stoffwechsel- störungen aufgefasst haben, gehören zu den Interleukin-1-vermittelten Erkrankungen, zum Beispiel die Gicht und der Typ-2-Diabetes“, er-

klärte Märker-Hermann.

„Interleukin 1 ist ein zen- trales Zytokin, das für viele wichtige Entzündungskrank- heiten in der Inneren Medizin eine Rolle spielt, die früher gar nicht behandelt werden konn- ten und die heute behandel- bar werden“, fügte Prof. Dr.

Charles Dinarello hinzu. Der renommierte und mit vielen Preisen geehrte Immunologe der Universität von Colorado in Denver gilt als Gründungsvater der Zytokinbiologie. Er klonierte

als Erster Interleukin-1-beta und etablierte die Anwendung von IL-1-Hemmstoffen (Anakinra, monoklonale Antikörper).

Wird das Zytokin medikamentös außer Gefecht gesetzt, kommt es zur Verbesserung unterschiedlicher inflammatorischer Erkrankungen (un - ter anderem ankylosierende Spon- dylitis, Morbus Still, familiäres Mit- telmeerfieber, Schnitzler-Syndrom, Morbus Behçet, Synovitis, Gicht, Diabetes mellitus Typ 2, systolische Herzinsuffizienz, Sicca-Syndrom, multiples Myelom).

Regeneration der Betazellen des Pankreas bei Diabetikern

Wie Dinarello in Wiesbaden berich- tete, führt die einmal monatliche Therapie mit einem IL-1-Antago- nisten zu einer Regeneration der Betazellen des Pankreas bei Diabe- tikern, so dass deren Insulinbedarf

um 66 Prozent verringert werden kann. Wie bei allen biologischen Medikamenten sind die erheblichen Kosten dieser Therapieformen zu berücksichtigen. Dinarello schätzt die Diabetesbehandlung indes als kostenneutral ein.

Studie untersucht das kardiale „remodeling“

Mit Spannung erwartet der US-Im- munologe die Ergebnisse der 2011 gestarteten CANTOS*-Studie, die den Einfluss des IL-1-β-Antikörpers Canakinumab auf das „remodeling“

nach Myokardinfarkt untersucht.

Hintergrund ist, dass die chronische Entzündung, gemessen an hohen Konzentrationen des C-reaktiven Proteins (CRP) im Blut, das kardio- vaskuläre Risiko erhöht. Bislang ist aber unbekannt, ob eine direkte Hemmung der IL-vermittelten Ent- zündung die Rate an kardiovaskulä- ren Komplikationen reduziert.

In CANTOS eingeschlossen wer- den 17 200 stabile Infarktpatienten mit persistierender CRP-Erhöhung (> 2 mg/L). Als primärer End- punkt placebokontrolliert untersucht wird, ob 50, 150 oder 300 mg Ca - nakinumab (alle drei Monate sub- kutan) die Raten von rezidivieren- den Herzinfarkten, Schlaganfällen und Herz-Kreislauf-Todesfällen re- duziert. Zudem sollen neu auftre- tende Entzündungen, Diabetes, ve- nöse Throm bosen und Vorhofflim- mern dokumentiert werden.

Verliefe die Studie positiv, „dann wäre die entzündliche Hypothese der Atherothrombose bestätigt und es stünde eine Zytokintherapie für die sekundäre Prävention von kar- diovaskulären Erkrankungen und Diabetesneuerkrankungen zur Ver- fügung“, sagte Dinarello.

Dr. med. Vera Zylka-Menhorn

*CANTOS = Canakinumab Anti-inflammatory Thrombosis Outcomes Study

M E D I Z I N R E P O R T

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