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Archiv "Frage der Woche an . . .Jürgen Braun, Geschäftsführer Verbund Katholischer Kliniken Düsseldorf" (28.03.2014)

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Ist es angesichts des zunehmenden ökonomischen Drucks – auch in den katholischen Krankenhäusern – überhaupt noch möglich, dem christlichen Glauben im Alltag einen Raum zu geben?

Braun: Voraussetzung für ein christlich geprägtes Miteinander im Klinik alltag ist, dass das Krankenhaus wirtschaftlich gut aufgestellt ist.

Es geht darum, Strukturen zu schaffen, vor allem auch medizinische, die einem Luft geben.

Ganz konkret haben wir an unseren Standorten schon seit vielen Jahren eine klare Schwerpunktsetzung realisiert, so dass wir vom Behandlungsspektrum her sehr effizient arbeiten können. Wir haben zudem den Vorteil, dass wir als Verbund nur in Düsseldorf aktiv sind:

an acht Standorten mit insgesamt fünf Krankenhäusern. Das heißt, wir sind sehr eng beieinander und können sowohl medizinisch als auch beim Einkauf und der Verwaltung Synergien erzielen.

Was das christliche Profil im Berufsalltag angeht, so setzen wir sehr auf Vorbilder. Wir als Geschäftsführung, aber auch die ärztlichen und sons- tigen Führungskräfte versuchen, einen vernünftigen Umgang miteinander vorzuleben und beispielsweise auch eine Fehlerkultur voranzubringen.

Dabei spielt die Führungskräfteentwick- lung eine wichtige Rolle. Es geht darum, den Leuten neben ihrer Fachlichkeit auch in allen anderen Bereichen Hilfsmittel an die Hand zu geben.

Aus unserem Leitbild heraus organisieren wir zudem Workshops mit allen Mitarbeitern, die sich speziell mit ethischen Fragestellungen und christlichen Begründungen beschäftigen. Da gibt es viele Einzelmaß - nahmen, mit denen wir versuchen, den Menschen eine Hilfestellung für ihren beruflichen Umgang mit Leid und Tod zu bieten.

Aber speziell was den Umgang unserer Mitarbeiter mit Sterbenden angeht, macht es wenig Sinn, Verfahrensanweisungen oder ähnliches zu schreiben. Letztendlich ist alles personenabhängig. Und der Person erleichtert man die Arbeit, wenn man die passende Atmosphäre schafft.

Wenn die Mitarbeiterin weiß, dass sie Unterstützung findet, dass sie auch einmal etwas falsch machen darf und dass sie aufgefangen ist, wenn es ihr nicht gut geht. Dann wird sie sich im entscheidenden

Moment menschlich verhalten. JF

FRAGE DER WOCHE AN . . .

Jürgen Braun, Geschäftsführer Verbund Katholischer Kliniken Düsseldorf

Die Phase III ist schließlich durch Isolation und Passivität ge- kennzeichnet. Alkohol-, Nikotin- oder Tablettenmissbrauch stellen einen inadäquaten Fluchtversuch dar. Die Leitreaktion der Phase III ist die Lähmung. Oft wird in dieser Endphase erst die eigene Situation realisiert, der Leidensdruck steigt erheblich an, so dass jetzt erst Hilfe gesucht wird. Suizidgedanken sind in dieser Phase häufig. Es fühlt sich für den Betroffenen wie ein voll- ständiges Erstarren an, es ist das Gefühl der Gefühllosigkeit – eine schwere Depression.

Soweit muss es aber nicht kom- men. Ärzte und Therapeuten kön- nen rechtzeitig die Notbremse zie- hen oder – noch besser – ihre Resi- lienz, ihre psycho-physische Ab- wehrkraft, frühzeitig trainieren und so stärken.

Medizinern sollten bereits wäh- rend der Ausbildung Methoden der Resilienzstärkung beigebracht wer- den. Es geht hierbei zunächst dar - um, die eigene Persönlichkeit ken- nenzulernen, seine individuellen Fähigkeiten, aber auch die Belas- tungsgrenzen und diese zu akzep- tieren und zu respektieren. Die emotionale Stabilität, also die inne-

re Sicherheit und Gelassenheit, die Fähigkeit zur Kontrolle der eigenen Emotionen, kann man gezielt trai- nieren. So baut sich ein gesundes Selbstwertgefühl auf. Hierzu bieten sich Seminare an, ein Coach oder ein ausgebildeter Kollege oder Psy- chotherapeut.

Die Rolle seines Lebens Zur Resilienzstärkung ist es wich- tig, auch seine kognitiven Fähigkei- ten zu stärken, was bedeutet, zielge- richtet zu denken und die Gedanken auf das Gute auszurichten. So gera- ten der Mediziner und Therapeut erst gar nicht in die Opferrolle, son- dern gehen mit einer proaktiven Grundhaltung durch ihr Leben, nehmen also eine aktive und initia- tive Rolle ein, was ein hohes Maß an Selbstwirksamkeitsüberzeugung nach sich zieht. Dies ist ein beson- ders wichtiger Resilienzfaktor.

Die Resilienz wird darüber hin - aus erhöht durch tragfähige Sinn- konzepte: Sich dem Sinn des eige- nen Lebens anzunähern und dies als Leitlinie zu nutzen, ist der Haupt- faktor für Erfüllung und Zufrieden- heit. Solange der Mensch sich am Außen orientiert, an der Welt der Begrifflichkeit und Vergänglich-

keit, an den Meinungen anderer und übernommener Lebensmuster, fin- det er schwerlich die Rolle seines Lebens.

Natürlich fördern eine intakte Familie, ein Freundeskreis, das Ver- einsleben und sportliche Aktivitä- ten die psycho-physischen Abwehr- kräfte wie auch beispielsweise das Erlernen und Praktizieren von Ent- spannungsverfahren, der Medita - tion oder von Yoga.

Zusammenfassend ist festzuhal- ten, dass jeder Mensch seine Resi- lienz, seine körperliche wie menta- le Abwehrkraft, gezielt trainieren kann. Dabei geht es darum zu ler- nen, den eigenen Fähigkeiten zu vertrauen, sich im Loslassen und Akzeptieren der Dinge zu üben, nicht Fehler zu suchen, sondern Lösungen anzustreben, gut für sich zu sorgen, neugierig, flexibel und lernbereit zu bleiben und in einem Lernprozess den eigenen Lebens-

sinn zu finden.

Dr. med. Markus Will,Attendorn

LITERATUR

1. Reimer C, Trinkaus S, Jurkat HB: Suizidali- tät bei Ärztinnen und Ärzten. Psychiat Prax 2005; 32: 381–5.

2. Bergner TMH: Burnout-Prävention. 2. Auf - lage. Stuttgart: Schattauer 2012.

4 Deutsches Ärzteblatt I Heft 13 I 28. März 2014

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