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Energieeffizienz – Ein Beitrag zur Energiewende – Praxisbeispiele aus einem kommunalen Abfallwirtschaftsunternehmen –

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Energieeffizienz – Ein Beitrag zur Energiewende

Politik | Recht | Strategien

Energieeffizienz – Ein Beitrag zur Energiewende

– Praxisbeispiele aus einem kommunalen Abfallwirtschaftsunternehmen –

Tanja Wielgoß

1. Beitrag der Abfallverwertung zur Energieversorgung,

zum Klima- und Ressourcenschutz ...11

1.1. Müllheizkraftwerk Ruhleben ...12

1.2. Biovergärungsanlage der BSR ...14

1.3. Beitrag der BSR zum Klima- und Ressourcenschutz ...16

2. Neue Ansätze zur Gewinnung und Einsparung von Energie bei der BSR ...18

2.1. Steigerung der Effizienz in Behandlungsanlagen, beim Fuhrpark und im Immobilienmanagement...21

2.2. Aufbau und Implementierung von Energiemanagementsystemen ...22

2.3. Mitarbeiterinitiative und -sensibilisierung ...23

2.4. Steigerung der Innovationskultur ...24

2.5. Ausbau der Erneuerbaren Energien ...26

3. Ausblick ...27

1. Beitrag der Abfallverwertung zur Energieversorgung, zum Klima- und Ressourcenschutz

Im Bereich Abfallwirtschaft definiert sich die BSR als Ressourcen- und Stoffstrom- manager. Indem wir aus Abfällen Wertstoffe zurückgewinnen und Wärme und Strom erzeugen, tragen wir aktiv zur Ressourcenschonung und zum Klimaschutz bei. Als Unternehmen, das mit seinen Dienstleistungen im umweltpolitischen und gesellschaft- lichen Focus steht, sind die Grundsätze einer nachhaltigen Unternehmensführung für die BSR von großer Bedeutung. Neue Akzente werden vor allem durch die Überlegun- gen zur Ressourcenproduktivität gesetzt. Effiziente Rückgewinnung von Rohstoffen aus Abfällen, die Nutzung der im Abfall enthaltenen Energie sowie die stoffliche und energetische Nutzung sind Eckpfeiler unseres Handelns. Umwelt- und Klimaschutz sowie die Ressourcenschonung sind gleichrangige Ziele, die wir konsequent verfolgen.

Sowohl unsere Erfassungssysteme als auch unser Anlagenportfolio und die Anlagen- strategie verfolgen diese Zielstellung.

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Tanja Wielgoß

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1.1. Müllheizkraftwerk Ruhleben

2012 wurden die im Rahmen des Projekts Ersatzinvestition (ERIN) im Jahr 2009 be- gonnenen Bauarbeiten zum Neubau einer Kessellinie am Standort des MHKW Ruhle- ben abgeschlossen. Die neue Kessellinie ersetzt vier von insgesamt acht vorhandenen Kessellinien. Zum Neubauvolumen zählten Abfallbunker, Kessel und Abgasreinigung sowie eine umfassende Erneuerung der Infrastruktur am Standort Ruhleben. In den letzten Jahren wurden umfassende Revisionen und Umbauten in den verbleibenden vier alten Kessellinien durchgeführt, die Schlackekrananlage vollständig erneuert und die Metallabscheidung der Rostaschen erweitert. Seit dem ersten Abfallfeuer am 07.05.2012, das sich um zwei Stunden gegenüber der Planung verzögert hatte, läuft die neue Linie mit nur wenigen Unterbrechungen durch. Sie hat alle Erwartungen er- füllt, bzw. die vertraglichen Verpflichtungen zum Teil übererfüllt. Durch die moderne mehrstufige Abgasreinigungsanlage ist sichergestellt, dass die Emissionen deutlich unter den gesetzlich vorgeschriebenen Grenzwerten liegen. Gleichzeitig haben wir den Gesamtwirkungsgrad des Müllheizkraftwerkes und somit dessen Beitrag zum Klimaschutz weiter verbessert.

Durch die neuen Kessellinien konnten wir im Vergleich zu den stillgelegten Be- standskesseln erhebliche Energieeffizienzgewinne erreichen. Der Heizölverbrauch zum Vorheizen der Linie A auf die erforderlichen 850 °C vor Abfallaufgabe und zur Sicherstellung eines vollständigen Ausbrandes beim Abfahren der Linie reduzierte sich, im Vergleich zu den stillgelegten Bestandslinien, deutlich. Dieser Effekt kann auf die starke Reduzierung der An- und Abfahrvorgänge, durch die Verringerung der Anzahl der Verbrennungslinien und die hohe Verfügbarkeit der Linie A zurückge- führt werden. Durch ein stabileres Betriebsverhalten der Linie A konnten zudem die Stützbrennereinsätze zur Sicherung der Mindestverbrennungstemperatur bei starken Heizwertschwankungen im zugeführten Haushaltsabfall reduziert werden, was ebenfalls zu einem geringeren Heizölverbrauch führte.

An den stillgelegten Bestandslinien wurde die Online-Kesselreinigung mittels Ruß- bläsern bewerkstelligt. Neben einem erhöhten Eigendampfverbrauch kam es hier auch zu Abrasionserscheinungen an den Überhitzerrohren. Die neue Linie A wurde mit einem Klopfersystem ausgestattet, so dass der interne Dampfverbrauch reduziert werden konnte.

Deutliche Effizienzgewinne konnten im Bereich des elektrischen Energieverbrauchs erreicht werden. Durch moderne, effiziente Motoren und Drehzahlregelung aller grö- ßeren Gebläse, sowie der Neben- und Hilfsanlagen wurde der spezifische elektrische Eigenbedarf bezogen auf eine Tonne Haushaltsabfall, im Vergleich zu den stillgelegten Altlinien, nahezu halbiert. An den weiter in Betrieb befindlichen Bestandsanlagen wer- den aktuell Maßnahmen zur Annäherung des spezifischen elektrischen Eigenbedarfs an den der Linie A durchgeführt.

Das Müllheizkraftwerk Ruhleben leistet einen wesentlichen Beitrag zur Energiege- winnung und zur Schonung von Ressourcen. 2014 wurden über 1,3 Millionen Tonnen Dampf erzeugt, die in Strom und Fernwärme umgewandelt worden sind. Darüber

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hinaus wird im MHKW-Ruhleben auch die Rostasche, umgangssprachlich als Schlacke bezeichnet, vollständig stofflich recycelt. Unsere Schlacke wird sowohl bei der Profi- lierung als auch der Herstellung der Trag- und Ausgleichsschicht bei der Stilllegung unserer Deponien verwertet. Diese Verwertung reduziert im Verhältnis 1:1 den Einsatz von Primärrohstoffen. Wir tragen damit jährlich zu einer Ressourcenschonung von über 100.000 Tonnen mineralischer Baustoffe bei: ein echter jährlicher Beitrag zu Ver- besserung der Ressourceneffizienz, der Klimaschonung und auch zur Energieeffizienz.

Im MHKW-Ruhleben erfolgt die Metallabscheidung durch die Aufbereitung der Rost- aschen über eine Kombination von Magnetabscheidern und Klassierern. Die Abschei- dung von nicht-magnetischem Grobschrott und kupferhaltigem Schrott erfolgt durch optische Erkennung. Bedarfsorientiert werden bis zu zehn Schrottsorten produziert.

Die mengenmäßig wesentlichste Schrottsorte ist der eisenhaltige Feinschrott. Die Feinschrott-Fraktion kann bei der aktuellen Konzentration von bestimmten Hochöfen direkt angenommen werden, so dass es sich um ein Produkt handelt, welches direkt wieder zu Stahl geschmolzen werden kann. Von wirtschaftlich erheblicher Bedeutung sind die Fraktionen der NE-Metalle. Die größte Fraktion ist Aluminium, was die immer noch verbreitete Behauptung widerlegt, dass Aluminium in Abfallverbrennungsanlagen verbrannt würde. Die Abscheidung des Aluminiums erfolgt in den Wärmezonen, die das Aluminium verflüssigen aber nicht verdampfen lassen. Kupfer, Messing, VA-Stahl sind kleinere Fraktionen, aber wirtschaftlich sehr interessant, wenn die Kundenanfor- derungen erfüllt werden. Diese Schrotte werden inzwischen europaweit vermarktet (SIMS Metal Management - Deutschland, Dolphins Metal Separation -Niederlande und SMR Polska - Polen). Im Müllheizkraftwerk Ruhleben geht also nur ein kleiner Anteil der Metalle des Haushaltsabfalls in der Schlacke, in den Filterstäuben oder durch Verdampfen verloren.

Werkstattschrott

NE-Metalle

Kupferhaltiger Schrott Schrott - nicht magnetisch

289 Tonnen

1.575 Tonnen

93 Tonnen 124 Tonnen

111.232 Tonnen

Schlacke Feinschrott Grobschrott

8.832 Tonnen 1.834 Tonnen

Bild 1: Übersicht der im Müllheizkraftwerk Ruhleben gewonnenen Produkte; Angaben für 2014

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Tanja Wielgoß

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Auf Grund des zum Teil sehr hohen Energieeinsatzes für die Herstellung der Primär- metalle trägt unsere differenzierte Aufbereitung der Rostaschen zu Schrotterzeugnissen, zu einem erheblichen Maße zu einer Ressourcen- und Klimaschonung bei. Der für die Produktion und Verarbeitung von etwa 13.000 Tonnen Schrott benötigte Energie- bedarf ist deutlich unterhalb des Energiebedarfes für die Herstellung der Metalle aus Primärrohstoffen. Wir leisten damit einen Beitrag zur Energiewende, auch wenn die Energieeinsparung außerhalb Berlins, wenn nicht gar Europas erfolgt. Unsere zehn Schrottsorten haben insgesamt einen erheblichen Marktwert, der um ein Mehrfaches höher ist als unsere Schrottqualitäten aus den mechanischen Aufbereitungsanlagen.

Dieser Mehrwert ist für uns zählbar und kommt dem Berliner Bürgerinnen und Bürger in Form niedriger Tarife direkt zu Gute.

1.2. Biovergärungsanlage der BSR

Als kommunales Unternehmen ist die BSR auch bei der Bioabfallbehandlung in der Verantwortung, dem ökologisch-gesellschaftlichen Anspruch auf die Reduktion von Treibhausgasemissionen und der Notwendigkeit einer nachhaltigen Ressourcenwirt- schaft gerecht zu werden. Das Denken in Kreisläufen ist für die BSR von elementarer Bedeutung. Am Beispiel der Neugestaltung der Bioabfallbehandlung lässt sich das sehr gut demonstrieren.

Annahme

Aufbereitung Fermenter

Biogasaufbereitung Biofilter Aerobisierung

Entwässerung

Waage Betriebsgebäude

Bild 2: Biovergärungsanlage der BSR

Bereits 1996 haben wir die getrennte Erfassung von Bioabfällen in Berlin eingeführt.

Der Bioabfall wurde seitdem in Kompostierungsanlagen verwertet. Aus dem Bioabfall entstand hochwertiger Kompost, der in der Landwirtschaft, aber auch im Garten- und Landschaftsbau, eingesetzt werden konnte. Unser weitergehendes Ziel war es, das noch brachliegende Energiepotential für die Erzeugung von Biogas zu nutzen. Die BSR hat daher 2012 mit dem Bau einer eigenen Vergärungsanlage mit einer Jahreskapazität von 60.000 Tonnen begonnen. Die Vergärungsanlage nahm nach etwa zwei Jahren Bauzeit in 2013 ihren Betrieb auf. Das Investitionsvolumen betrug etwa 30 Millionen Euro.

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Energieeffizienz – Ein Beitrag zur Energiewende

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Die neue Vergärungsanlage verarbeitet die derzeit in Berlin anfallenden Bioabfall- Mengen. Vor allem Küchenabfälle, die im Innenstadtbereich anfallen, sind qualitativ für die Vergärung gut geeignet. Das erzeugte Rohbiogas wird auf Erdgasqualität aufbereitet und als Kraftstoff dem BSR Fuhrpark und einem BHKW zur Verfügung gestellt. Für die Realisierung wird das Bioerdgas in das öffentliche Gasnetz eingespeist.

Die eingespeisten Erdgasäquivalente lassen sich anschließend an drei Gastankstellen, die die BSR auf unterschiedlichen Liegenschaften errichtete, entnehmen. Mit den verarbeiteten Bioabfallmengen von 62.000 Tonnen im letzten Jahr konnten wir über 2,5 Millionen Liter Diesel substituieren. Dafür wurde ein Teil des Fuhrparks im Rahmen von Ersatzbeschaffungen sukzessive auf Bio-Erdgas betriebene Abfallsammelfahrzeuge umgestellt. Mit dem Gas aus der Bioabfallvergärung werden heute 150 Abfallsammel- fahrzeuge betankt. Dies entspricht etwa 50 Prozent der Sammelfahrzeuge, die bei der BSR für die Abfalllogistik zum Einsatz kommen. Ferner konnte noch ein BHKW einer Liegenschaft mit Gas versorgt werden, so dass direkt Erdgas substituiert werden konnte, das mutmaßlich aus Sibirien gekommen wäre. Da in der Haushaltsabfallltonne etwa 40 Prozent biogene Abfälle enthalten sind, ergibt sich noch ein hohes Optimierungspoten- zial beim Ausbau der getrennten Bioabfallsammlung. Im Jahr 2014 wurde die getrennt erfasste Bioabfallmenge weiter gesteigert. Die Kapazität der Biovergärungsanlage wurde im Rahmen einer Anzeige nach § 15 des Bundes-Immissionsschutzgesetz (BImSchG) im Februar 2015 auf 75.000 Jahrestonnen erhöht.

Bioabfall

Pflanzen und landwirtschaftl.

Produkte

Kompost- einbringung

Bioabfall- Sammlung

Bioabfall- aufbereitung

Vergärung Bioerdgas

Aufbereitung Biogas Aufbereitung Gärreststoffe

Einspeisung in das Erdgasnetz

Betankung eige- ner Fahrzeuge

Belieferung Garten- und

Landwirt- schaftsbau

Bild 3: Schematische Darstellung der Bioabfallbehandlung in der BSR-Vergärungsanlage. Mit dem Biogas können 150 Abfallfahrzeuge betankt werden. Die Gärreste werden in der Landwirtschaft als Kompost und Dünger eingesetzt.

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Tanja Wielgoß

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Ein vergleichbares Konzept dieser Größenordnung existiert bislang in Deutschland nicht, so dass die BSR hier eine Vorreiterrolle einnimmt. Für ihr Konzept Sammlung und Verwertung von BIOGUT wurden die BSR als eines von drei Unternehmen im De- zember 2012 in der Kategorie Deutschlands nachhaltigste Initiative für den Deutschen Nachhaltigkeitspreis 2012 nominiert. Mit dem Preis wird im Rahmen eines Wettbewer- bes die Arbeit von Unternehmen gewürdigt, die vorbildlich wirtschaftlichen Erfolg mit sozialer Verantwortung und Schonung der Umwelt verbinden. Das Biogaskonzept der BSR war zudem Teil des Deutschlandfilms auf der Expo in Mailand und wurde 2013 als ausgezeichneter Ort im Land der Ideen ausgezeichnet.

1.3. Beitrag der BSR zum Klima- und Ressourcenschutz

Die Entsorgungsbranche durchläuft einen großen Veränderungsprozess Nach den Ursprüngen in der Hygiene und dem Gesundheitsschutz stand die Abfallwirtschaft Jahrzehnte lang im Zeichen von Beseitigung. Vom Abfall sollten keine Gefahren aus- gehen. Hygienekriterien dominierten. Die Aufgabe der Abfallwirtschaft bestand darin, den Abfall einzusammeln und an einen sicheren Ort zu verbringen, so dass keine Ge- fahren mehr von ihm ausgehen konnten. Der Abfall wurde auf Deponien außerhalb der Siedlungsgebiete gebracht oder nur verbrannt. Die Abfallwirtschaft wurde seit dem technisch anspruchsvoller. Als Konsequenz der Technisierung wird Abfall verstärkt nach seiner Zusammensetzung betrachtet und nach unterschiedlichen Stoffströmen getrennt.

Die Frage, was man mit dem Abfall noch anderes tun kann, rückt in den Fokus unserer Aktivitäten. Die BSR ist diese Frage in den vergangenen Jahren engagiert angegangen.

Im MHKW-Ruhleben wird der Abfall sauber und sicher entsorgt. Außerdem wird der Abfall wirtschaftlich energetisch und stofflich hochwertig verwertet. Der in den Kesseln erzeugte Hochdruckheißdampf wird zum benachbarten Kraftwerk Reuter weitergeleitet, das den Dampf zur Strom- und Fernwärmeerzeugung nutzt. So erzeugt die BSR jährlich etwa 180 Gigawattstunden Strom und 640 Gigawattstunden Fernwärme.

Die Deponien Schwanebeck, Schöneicher Plan und Wernsdorf befinden sich in der Stilllegungsphase. Die Nachsorgephase wird sich anschließend über mehrere Jahrzehnte erstrecken. Es wird noch eine Weile dauern, bis die Gasbildung zum Erliegen kommt.

Daher werden auf den Deponien umfangreiche Anlagen zum Sammeln und Fassen des Deponiegases betrieben. Das abgesaugte Gas führt die BSR in Blockheizkraftwerken (BHKW) einer Gasverwertung zu. Die Blockheizkraftwerke produzieren aus der im Gas enthaltenen Energie Strom und Wärme. Die jährlich erfasste Menge an Deponiegas auf den drei Deponien betrug in den letzten Jahren etwa 22 Millionen Kubikmeter. Es wur- den jährlich etwa 42 Gigawattstunden Strom produziert. Auf der Deponie Schwanebeck wurden zusätzlich jährlich etwa 21 Gigawattstunden thermische Energie erzeugt, die über eine eigene Fernwärmetrasse in das Fernwärmenetz des Heizkraftwerks Berlin- Buch eingespeist wird.

In Berlin-Reinickendorf und in Berlin-Pankow betreibt die BSR im Rahmen eines Public Private Partnership (PPP) gemeinsam mit der Firma ALBA zwei mechanisch- physikalische Stabilisierungsanlagen (MPS-Anlagen). In beiden Anlagen werden etwa

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Energieeffizienz – Ein Beitrag zur Energiewende

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180.000 Tonnen Ersatzbrennstoffe erzeugt, die europaweit dazu beitragen, Primärener- gieträger zu ersetzen.

Am Standort Gradestraße betreibt die BSR eine Sperrmüllaufbereitungsanlage. Der Input für die Anlage stammt zum größten Teil aus der haushaltnahen Sperrmüllsammlung und von den Recyclinghöfen. In der Anlage wurden 2014 etwa 54.000 Tonnen Ersatzbrenn- stoffe hergestellt, die an anderer Stelle im Wesentlichen zur Stromerzeugung eingesetzt werden.

Auch erfassen und sortieren wir getrennt über 50.000 Tonnen Holz, die fast vollständig energetisch verwertet werden und ebenfalls an anderer Stelle dazu beitragen, Primär- energieträger zu substituieren.

Das Gleiche gilt für einen großen Anteil unserer etwa 13.000 Tonnen Wertstoffe in der gemeinsamen Tonne mit den Dualen Systemen.

Auch trägt unsere Erfassung und Aufbereitung von über 100.000 Tonnen Papier zum Ersatz von Primärenergie bei.

Allein die in den oben genannten Anlagen – MHKW-Ruhleben, drei Deponien, zwei MPS-Anlagen, Sperrmüllaufbereitungsanlage Gradestraße – erzeugte Energie deckt den Strombedarf von etwa 12 Prozent der Berliner Durchschnittshaushalte und den Fernwärmebedarf von etwa 6,5 Prozent der Berliner Haushalte mit Fernwärmeanschluss.

Ihre Dienstleistungen erbringt die BSR mit hoher technischer Qualität und Zuverlässigkeit und bildet dadurch die Basis für eine ökonomische und ökologische Infrastruktur. Bereits in der Vergangenheit hat sich die BSR erfolgreich für den Klimaschutz engagiert. Basierend auf dem Jahr 1999 konnten die jährlichen CO2-Emissionen bis zum Jahr 2007 um etwa 500.000 Tonnen reduziert werden. Die Erzeugung von Strom und Wärme im MHKW Ruhleben, die Herstellung von Ersatzbrennstoffen aus Siedlungsabfällen, die Erfassung von Deponiegas oder aber auch die energieeffiziente Gebäudewirtschaft im Rahmen eines modernen Immobilienmanagements und der Einsatz moderner schadstoffarmer Fahrzeuge im Rahmen des Fuhrparkmanagements haben hierzu einen Beitrag geleistet.

Die BSR hat im Jahr 2007 als erstes öffentliches Unternehmen mit dem Land Berlin eine Klimaschutzvereinbarung abgeschlossen. Basis für die Klimaschutzvereinbarung waren das Landesenergieprogramm, der Luftreinhalteplan sowie das Abfallwirtschaftskonzept des Landes Berlin. Bis zum Jahr 2010 konnten so die Treibhausgasemissionen um weitere 100.000 Tonnen CO2-Äquivalente reduziert werden. Hierzu wurden sowohl in den Kern- geschäftsfeldern der Abfallwirtschaft, der Stadtreinigung und dem Winterdienst als auch in der Immobilienwirtschaft und dem Fuhrparkmanagement Klimaschutzmaßnahmen umgesetzt. Die Beschäftigung mit Fragen des Umwelt- und des Klimaschutzes ist bei der BSR in allen Unternehmensbereichen präsent.

In einer zweiten Klimaschutzvereinbarung verpflichtete sich die BSR im September 2011 gegenüber dem Land Berlin, im Zeitraum 2011 bis 2015 die CO2-Emissionen um weitere 120.000 Tonnen zu reduzieren. Mit diversen Einzelmaßnahmen sollen in den Bereichen der Abfallwirtschaft etwa 107.000 Tonnen, des Fuhrparkmanagements

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Tanja Wielgoß

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5.000 Tonnen und bei der Gebäudebewirtschaftung weitere 1.000 Tonnen pro Jahr weniger Kohlendioxid in die Atmosphäre entlassen werden. Die BSR hat einen eigenen Monitoringprozess für die Umsetzung der vereinbarten Maßnahmen inklusive der Kontrolle der angestrebten Umweltentlastungen etabliert. Unter Berücksichtigung aller Prozesse wird die BSR im Jahr 2015 mehr CO2 einsparen als sie im laufenden Betrieb emittiert.

2. Neue Ansätze zur Gewinnung und Einsparung von Energie bei der BSR

Die BSR ist bereits seit über 15 Jahren Erzeuger alternativer Energien. Unser Ziel ist es, diese Rolle kontinuierlich auszubauen. Im Bereich der Clean Technologies sehen wir uns als Unternehmen, das durch Innovationen seine Position festigt und saubere, zukunftsfähige Technologien voranbringt. Für die Gewinnung und die Einsparung von Energie nutzt die BSR die folgenden fünf Handlungsansätze.

• Steigerung der Effizienz in Behandlungsanlagen, beim Fuhrpark und im Immobi- lienmanagement,

• Aufbau und Implementierung von Energiemanagementsystemen,

• Mitarbeiterinitiative und -sensibilisierung,

• Steigerung der Innovationskultur,

• Ausbau der Erneuerbaren Energien.

Steigerung der Effizienz in Behandlungsanlagen, beim Fuhrpark und im Immobilienmanagement

Aufbau und Implementierung von Energiemanagementsystemen

Mitarbeiterinitiative und -sensibilisierung

Steigerung der Innovationskultur

Ausbau der Erneuerbaren Energien usba A

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Bild 4:

Handlungsansätze der BSR für die Gewinnung und Einsparung von Energie

Hierbei werden wir von dem Gedanken geleitet, uns einerseits auf die Kerngeschäfts- felder der Abfallsammlung und Abfallbehandlung sowie die Flächenreinigung zu fo- kussieren, andererseits auch die Unterstützungsfunktionen wie z.B. das Fuhrpark- und das Immobilienmanagement mit zu integrieren. Ziel ist es, alle Bereiche und Wert- schöpfungsstufen des BSR-Konzerns klimabewusst und energieeffizient auszurichten.

Die besondere Herausforderung besteht für uns darin, die Handlungsansätze im Un- ternehmen zu verankern und auch die Belegschaft für die Umsetzung zu mobilisieren.

www.BSR.de

Berlin macht mehr daraus.

Mehr als Dünger und Kompost. In unserer Biogasanlage bereiten wir pro Jahr rund 60.000 t organische Abfälle zu Biogas auf und betanken damit 150 gasbetriebene Müllsammelfahrzeuge. So schließt sich der Kreis und die Umwelt freut sich.

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www.BSR.de

Berlin macht mehr daraus.

Mehr als Dünger und Kompost. In unserer Biogasanlage bereiten wir pro Jahr rund 60.000 t organische Abfälle zu Biogas auf und betanken damit 150 gasbetriebene Müllsammelfahrzeuge. So schließt sich der Kreis und die Umwelt freut sich.

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21 Energieeffizienz – Ein Beitrag zur Energiewende

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Hierzu wurde die Abteilung Energie, Umwelt und Innovation neu aufgebaut und direkt in der Geschäftseinheit Vorstandsbüro angesiedelt. Durch die zentrale Anbindung an das Vorstandsbüro wird die grundsätzliche Bedeutung des Themas unterstrichen.

Gleichzeitig wird dadurch signalisiert, dass es sich um ein unternehmensweites, für alle Bereiche wichtiges und zukunftsweisendes Aufgabengebiet handelt.

2.1. Steigerung der Effizienz in Behandlungsanlagen, beim Fuhrpark und im Immobilienmanagement

Bis zum Jahr 2020 soll der Energieverbrauch der Liegenschaften um 21 Prozent in Be- zug zum Basisjahr 2009 gesenkt werden. Um dieses Ziele zu erreichen, wenden wir ein strukturiertes Verfahren an:

1. Datenerhebung

Seit 2013 werden alle Liegenschaften an eine Energiecontrollingsoftware angeschlos- sen. Mit Hilfe dieser Software und der Messtechnik zeichnen wir vor Ort die Strom- und Wärmeverbräuche gebäudescharf auf. So wird es möglich, die Hauptverbraucher zu identifizieren und die verschiedenen Anteile des Energieverbrauchs zu visualisie- ren.

2. Ortsbegehung

Bei Ortsbegehungen werden die Messdaten vor Ort plausibilisiert, erste Optimie- rungsmaßnahmen werden festgestellt und vermeintlich unauffällige Hauptverbrau- cher werden in den Fokus gerückt.

3. Datenanalyse

Die Informationen aus der Datenerhebung und der Ortsbegehung werden analysiert.

Die Energieverbräuche werden mit dem Nutzerprofil und dem zeitlichen Verbrauch- sprofil verglichen und Hintergründe für die einzelnen Energieverbraucher geklärt.

Dem Ist-Stand des Energieverbrauchs werden zukünftige Szenarien und daraus re- sultierende Einsparungen gegenüber gestellt.

4. Ableitung von Maßnahmen

Geringinvestive Maßnahmen, wie z.B. die Reduzierung der Außenbeleuchtung oder Änderungen von Lüftungszeiten, werden in Absprache mit dem Immobilienmanage- ment und den betreffenden Nutzern zeitnah umgesetzt. Bei Energiesparmaßnahmen, die größere Investitionen nach sich ziehen, wird mit Hilfe von Lebenszykluskosten- analysen die wirtschaftlichste Energiesparmaßnahme ermittelt.

5. Umsetzung und Steuerung

Die benötigten Gelder für die Optimierungsmaßnahmen werden in der Wirtschafts- planung abgebildet und entsprechend der Planung umgesetzt. Nach erfolgreicher Umsetzung dient die Energiecontrollingsoftware wiederum dazu, die resultieren- den Einsparungen den gesetzten Zielen gegenüberzustellen und zu prüfen, ob das gewünschte Resultat erzielt werden konnte. Es entsteht ein kontinuierlicher Verbes- serungsprozess.

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Tanja Wielgoß

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Am Beispiel des MHKW Ruhleben soll die Steigerung der Energieeffizienz in der größten Abfallbehandlungsanlage der BSR aufgezeigt werden.

Durch die Inbetriebnahme der Linie A und die Stilllegung von vier alten Bestandslinien konnte die Energieeffizienz im MHKW deutlich gesteigert werden. Die weiteren Effi- zienzmaßnahmen konzentrieren sich auf die weiter in Betrieb befindlichen Bestands- anlagen, da die Linie A den aktuellen Stand der Technik wiederspiegelt. Als Maßnah- men zur Verbesserung der Energieeffizienz wurden an den Bestandslinien bisher die Primärluftgebläse auf ein IE4-Antriebspaket, bestehend aus Frequenzumformer und Synchronreluktanz-Motor umgerüstet und verschiedene Maßnahmen zur Verringe- rung des Druckluftverbrauchs sowie der Kühlwassermengen umgesetzt. Zudem findet eine sukzessive Umstellung der Beleuchtung auf LED-Technik statt. In der Leittechnik wurde die Steuerung verschiedener Aggregate verändert, um nicht produktive Laufzei- ten zu verringern. Eine Umrüstung der Saugzuggebläse von Drallregelung mit fester Motordrehzahl auf eine Drehzahlregelung befindet sich derzeit in der Planung. Um auch den Eigendampfverbrauch zu reduzieren wurden die Betriebstemperaturen der SCR-Denox-Anlagen für alle Kessel von 280 °C auf 240 °C abgesenkt. Der Frischdampf- verbrauch zur Wiederaufheizung der Abgase konnte durch diese Maßnahme um etwa zwei Tonnen pro Stunde verringert werden. Negative Auswirkungen auf die Standzeiten der Katalysatoren konnten bisher nicht festgestellt werden. Durch die neue Linie A und Effizienzmaßnahmen an den Bestandslinien konnte der spezifische Stromverbrauch gegenüber 2010 um etwa 20 Prozent gesenkt werden. Durch die Umsetzung weiterer Maßnahmen wird mit einer weiteren Senkung gerechnet.

2.2. Aufbau und Implementierung von Energiemanagementsystemen

Da die Behandlungsanlagen der BSR und insbesondere das MHKW Ruhleben sowohl die größten Energieverbraucher als auch die größten Energieerzeuger darstellen, sind Effizienzmaßnahmen zur Senkung des Energieverbrauchs hier besonders wirkungsvoll.

Als strukturierter Ansatz zur Verbesserung der Energieeffizienz wird hier der übliche PDCA-Zyklus verwendet. Der PDCA-Zyklus beschreibt einen iterativen vierphasigen Problemlösungsprozess, der seine Ursprünge in der Qualitätssicherung hat. PDCA steht hierbei für das Englische Plan-Do-Check-Act. Für das MHKW Ruhleben wurden die vorhandenen Effizienzpotentiale sowie technische und organisatorische Maßnah- men zu deren Hebung im Vorfeld bewertet und in einer Energieeffizienz-Roadmap strukturiert. Die Umsetzung der einzelnen Maßnahmen erfolgt nacheinander, wobei Rückwirkungen auf weitere geplante Effizienzmaßnahmen betrachtet werden.

Andere Formen von Energiemanagement werden im Rahmen der Energiewende und dem weiteren Ausbau der Erneuerbaren Energie auch für Städte und Ballungsräume an Bedeutung gewinnen. Die Initiative Meine Energie für meine Stadt, an der auch die BSR beteiligt ist, will in Berlin ein intelligentes Lastmanagement einführen. Die Initiative wird von weiteren Partnern aus Politik, Wissenschaft und Wirtschaft getragen. Durch mehr Energieeffizienz und einer intelligenten Steuerung des Stromverbrauchs sollen die Erneuerbaren Energien sinnvoll und intelligent in das Stromsystem integriert werden.

Ziel ist es, den Stromverbrauch nach der Verfügbarkeit Erneuerbarer Energien durch

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Energieeffizienz – Ein Beitrag zur Energiewende

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intelligentes Lastmanagement auszurichten. Dies bedeutet, den Verbrauch so zu steuern, dass die schwankende Einspeisung von Wind- oder Sonnenenergie perfekt ausgenutzt wird. Stromintensive Prozesse – beispielsweise Heizen, Kühlen, Lüften, oder Pumpen – werden automatisch in genau die Zeiten verlegt, in denen viel Erneuerbare Energie zur Verfügung steht. Diese Flexibilität können Verbraucher und Netzbetreibern als Dienstleistung anbieten. Anstatt also Windkraftwerke bei zu viel Wind abzuschalten, können gezielt Stromverbraucher zugeschaltet werden, um das Energiesystem stabil zu halten und das Überangebot an Wind- und Sonnenenergie zu nutzen. Die Initiative möchte künftig 180 Megawatt verschiebbar machen – das entspricht dem Energiever- brauch einer 250.000 Einwohner-Stadt.

2.3. Mitarbeiterinitiative und -sensibilisierung

Die BSR hat 2012 eine Mitarbeiterinitiative mit dem Ziel der Erlangung einer nach- haltigen Verhaltensänderung im Umgang mit Ressourcen ins Leben gerufen. Das prognostizierte Energieeinsparpotential durch bewusstes Handeln der Beschäftigten kann bis zu 20 Prozent des Gesamtenergieverbrauchs betragen. Um dieses Potential zu nutzen, hat die Mitarbeiterinitiative Gutes Klima 2012 eine erste aktivierende Befragung der Belegschaft durchgeführt. Die Mitarbeiterinitiative hat sich folgende Themen zum Ziel gesetzt:

• Anstoß und Verankerung der Themen Energiesparen und Klimaschützen im täg- lichen Arbeitsverhalten

• Sensibilisierung von Führungskräften, Angestellten und gewerblich Beschäftigten

• Verstärkung der Vorbildwirkung von Führungskräften für die Themen Energiespa- ren und Klimaschutz

• Erhebung und Beseitigung von Motivationshemmnissen

• Vermittlung von Wissen; Erhöhung des Verständnisses für technische und orga- nisatorische Maßnahmen im Zusammenhang mit Klimaschutz und Ressourcen- schonung

• Nachhaltige Änderung des Verhaltens der Beschäftigten durch Akzeptanz des Ener- giesparens und des Klimaschutzes als Selbstverständlichkeit

Um diese Ziele zu erreichen, wurden verschiedene Maßnahmen umgesetzt: In der monatlich erscheinenden Mitarbeiterzeitschrift werden Energiespartipps und Berichte über Energiethemen veröffentlicht. Seit der Gründung 2012 führte die Mitarbeiter- initiative zwei Wettbewerbe zum Thema Energiesparen durch und seit November 2014 sind an den Standorten der BSR so genannte Klimalotsen als Multiplikatoren zu Energiefragen eingesetzt.

Die Klimalotsen sind das Bindeglied zwischen der Mitarbeiterinitiative Gutes Klima, der Belegschaft und den Führungskräften auf den einzelnen BSR-Standorten zu al- len Themen rund um Energieeffizienz und energieeinsparende Alternativen in den Bereichen Verkehr, Anlagen sowie Strom und Wärme für Gebäude. Die Klimalotsen

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als Mittelspersonen und Multiplikatoren informieren sowohl ihre Kolleginnen und Kollegen als auch die Mitarbeiterinitiative Gutes Klima zu aktuellen und relevanten Themen. Sie unterstützen die Energiestrategie der BSR und sind wichtiger Bestandteil der Zielerreichung. Gemeinsam mit der Mitarbeiterinitiative und den betreffenden Geschäftseinheiten setzen sie Energie-Projekte in ihrem Bereich um und probieren neue und auch unkonventionelle Ideen aus.

Sie geben der Belegschaft Informationen und Hilfestellung bei beruflichen und privaten Fragen zum Energieverbrauch und kennen auf ihrer Liegenschaft die energieverbrau- chenden Anlagen und Geräte.

Sie kümmern sich gemeinsam mit der Mitarbeiterinitiative Gutes Klima um den recht- zeitigen Aushang einer monatlichen Übersicht des Energieverbrauchs der einzelnen Liegenschaft, und wissen, woraus die Veränderungen zu vorherigen Verbräuchen resultieren.

Regelmäßig treffen sie sich zu einem Erfahrungs- und Wissensaustausch mit allen Kli- malotsen, um sich über aktuelle Energiethemen und Projektstände sowie neuen Ideen auszutauschen und Ergebnisse vorzustellen. Das Treffen wird von einer Mitarbeiterin des Vorstandsbüros, die die Leitung der Mitarbeiterinitiative Gutes Klima übernommen hat, organisiert und koordiniert.

2.4. Steigerung der Innovationskultur

Zur Steigerung der Innovationskultur hat die BSR im Jahr 2010 ein Ideenlabor ins Leben gerufen. Mit dem Ideenlabor ist die BSR Vorreiter in der Entsorgungsbranche und nimmt eine Führungsrolle beim Innovationsmanagement ein. Der Innovations- Ansatz ist für die BSR ein neuer Weg, den vielfältigen Herausforderungen der Zukunft zu begegnen. Das Ideenlabor leistet einen wichtigen Beitrag zur Sicherung eines nach- haltigen Unternehmenserfolgs. Beim Ideenlabor handelt es sich nicht um eine eigene Forschungs- oder Innovationsabteilung - wie es sie in vielen größeren Unternehmen gibt - sondern um ein temporäres hierarchiefreies Team von Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern aus allen Organisationseinheiten der BSR. Auf diese Weise ist gewähr- leistet, dass die Ideenlaborantinnen und -laboranten nicht in einem abgeschotteten Elfenbeinturm arbeiten, sondern im ganzen Unternehmen gut vernetzt sind. Dies ist umso wichtiger, da das Ideenlabor nicht nur Ideen analysiert und innovative Projekte anschiebt, sondern auch die Aufgabe hat, die Innovationskultur innerhalb des Un- ternehmens zu fördern: Das Ideenlabor versucht, alle Kolleginnen und Kollegen für neue Ideen zu begeistern und eine Plattform für innovative Denkansätze zu bieten. In Zeiten rasanter Veränderungen steht im Fokus des Ideenlabors auch der Blick über den Tellerrand des Unternehmens. Dabei gilt es nicht nur das eigene Umfeld zu betrach- ten, sondern sich im Sinne der Open Innovation gezielt auch für Impulse aus anderen Branchen, aber auch für Inspirationen von wissenschaftlichen und gesellschaftlichen Institutionen oder aus dem Kreis der Kunden zu öffnen. Die Mitarbeit im Ideenlabor setzt Flexibilität voraus. Es gibt keine festgeschriebene Tätigkeit, sondern vielfältige Rollen – Ideenfinder, Initiator, Projektenwickler, usw. – in die die Laborantinnen und Laboranten schlüpfen können, sollen und auch wollen.

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Energieeffizienz – Ein Beitrag zur Energiewende

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Mit dem Anspruch, durch ihre Tätigkeit einen Mehrwert für die Bürgerinnen und Bürger und das Land Berlin zu schaffen, unterstützt die BSR junge regionale Un- ternehmen und Startups, beispielsweise indem Sie ihr Know-How weitergibt oder den jungen Unternehmen die Gelegenheit zu Praxiseinsätzen ihrer Entwicklungen einräumt. Exemplarisch sollen hier Projekte zur Energiegewinnung durch Wind, zur Elektromobilität und zum Energiemanagement vorgestellt werden.

2012 wurde einem jungen Berliner Unternehmen auf einer der Brandenburger Depo- nien eine Fläche zum Test der automatischen Steuerung für Lenkdrachen (Kytes) für sogenannte Höhenwindanlagen zur Verfügung gestellt. Höhenwindanlagen sollen in Höhen von bis zu 500 m über Geländeoberkante arbeiten und die dort vorherrschenden stabilen und starken Höhenwinde nutzen. Die auf dem Gelände getesteten vollauto- matischen Steuerungseinrichtungen für die Drachen sollen perspektivisch auf einer elipsoiden Schienenbahn Generatoren zur Stromerzeugung bewegen.

Bild 5:

Energiegewinnung durch Höhen- windanlagen auf Basis von Lenk- drachen – Test der automati- schen Steuerungseinrichtung auf dem Gelände der BSR-Deponie Schöneicher Plan

2014 haben wir einem anderen jungen Berliner Startup eine innerstädtische Fläche zum Praxistest und zur Evaluierung der Leistungskennlinie einer neuartigen Kleinwindan- lage zur Verfügung gestellt. Die Windenergieanlage besteht aus einem 20 Meter hohen Turm, der zu Wartungszwecken umgelegt werden kann. Die zehn Kilowatt-Windener- gieanlage soll auf geringe Windgeschwindigkeiten optimiert werden. Anlagen dieses Typs wären nach Baurecht zu genehmigen und könnten innerstädtisch beispielsweise in Gewerbegebieten zur Eigenstromerzeugung genutzt werden.

Im Projekt Mobility2Grid sollen Energiewende und Elektromobilität in Städten besser vernetzt werden. Hintergrund ist der zunehmende Anteil der Erneuerbaren Energien an der Stromerzeugung in den kommenden Jahren und Jahrzehnten. Laut Energiekonzept der Bundesregierung soll der Anteil der Erneuerbaren Energien bis zum Jahr 2035 auf 60 Prozent ausgebaut werden. Bis zum Jahr 2050 soll die Versorgung mit Strom und Wärme nahezu vollständig auf Basis Erneuerbarer Energien realisiert werden.

Das Projekt Mobility2Grid ist eine breit angelegte öffentlich-private Partnerschaft mit insgesamt 36 Einrichtungen aus Wirtschaft und Wissenschaft. Kerngedanke ist die Inte- gration von elektrischen Fahrzeugen in dezentrale Energienetze. Die Fahrzeugbatterien sollen dabei als Puffer für die Volatilität der Erneuerbaren Energien dienen. Auch die

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Tanja Wielgoß

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tanken und speichern die Fahrzeuge Strom aus regenerativen Quellen und stellen ihn bei Bedarf zur Verfügung. Das Über- oder Unterangebot an regenerativen Energien kann so geglättet werden. Der verstärkte Einsatz von Elektrofahrzeugen reduziert ver- kehrsbedingte Lärm- und Feinstaubemissionen. Auch Stadtquartiere und Immobilien leisten im Rahmen des Projektes einen Beitrag zur Verstetigung der Grundlast. Der Berliner EUREF-Campus dient dabei als Erprobungs- und Referenzquartier, um die Eckwerte einer dezentralen Versorgungswirtschaft für eine nachhaltige Stadtentwick- lung zu beschreiben. Dazu werden verschiedene Geschäftsmodelle erarbeitet und auf ihre Tauglichkeit untersucht.

Das Projekt WINDNODE, zur Zeit in der Antragsphase im Förderprogramm Schau- fenster intelligente Energie – Digitale Agenda für die Energiewende (SINTEG), ist ein weiteres Beispiel für die Zusammenarbeit mit unterschiedlichen Partnern zur Um- setzung großer und komplexer Projekte. Ziel ist die effiziente Integration Erneuer- barer Energien in das vorhandene System. Erzeugungsanlagen, Übertragungs- und Verteilnetze sowie Verbraucher werden digital vernetzt. Das Konsortium besteht aus 44 Technologie- und Industriepartnern sowie 16 weiteren assoziierten Partnern aus dem Nordosten Deutschlands. Unter der Leitung des Übertragungsnetzbetreibers 50 Hertz sollen IT-gestützte Systeme erprobt werden, um Erneuerbare auch dann sicher in das Netz aufnehmen zu können, wenn ihr Anteil am Stromverbrauch bei 100 Prozent und mehr liegt. Unterstützung erhält WINDNODE von den Ministerpräsidenten der Bundesländer Mecklenburg-Vorpommern, Brandenburg, Sachsen-Anhalt, Sachsen und Thüringen sowie dem Regierenden Bürgermeister von Berlin. Das Projekt soll durch das Bundesministerium für Wirtschaft und Energie gefördert werden. Ein wichtiger Teil des Konzepts besteht darin, die Akteure in der Modellregion zum Mitmachen zu motivieren. Dafür sollen die Ergebnisse an ausgewählten Orten mit Schaufenstercha- rakter sichtbar und erlebbar gemacht werden.

2.5. Ausbau der Erneuerbaren Energien

Ende 2011 hat die BSR die Energiestrategie 2020 verabschiedet, die unter anderem den Ausbau der Erneuerbaren Energien zum Inhalt hat. Neben der Nutzung des in der damals noch in Bau befindlichen Biogasanlage der BSR produzierten Biogases zur Versorgung von Liegenschaften der BSR in Kraft-Wärme Kopplung, liegen wei- tere Schwerpunkte in der Photovoltaik und der Nutzung der Windenergie. Potentiale zur Nutzung der Windenergie werden innerstädtisch in Kleinwindanlagen gesehen.

Abseits der Wohnbebauung sowie auf Konversionsflächen in Brandenburg können Großwindanlagen zum Einsatz kommen.

In diesem Sinne ging die BSR 2012 eine Partnerschaft mit einer Projektentwicklungsgesell- schaft mit dem Ziel der Errichtung und des Betriebes einer Windenergieanlage in Berlin ein.

Nach einem umfangreichen und langwierigen Genehmigungsverfahren soll diese 3,4 MW Anlage nun errichtet werden und Mitte 2016 in Betrieb gehen. Die Anlage soll in einem PPP-Modell mit dem privaten Partner in einer gemeinsamen Gesellschaft betrieben werden.

Die zu erwartenden Erlöse stützen das Kerngeschäft der BSR. Die BSR leistet mit diesem Engagement einen Beitrag zur Erlangung der Energie- und Klimaziele des Landes Berlin.

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Energieeffizienz – Ein Beitrag zur Energiewende

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Die BSR hat sehr früh begonnen, sich mit Photovoltaik-Systemen, als einer Möglichkeit der umweltfreundlichen und dezentralen elektrischen Eigenversorgung zu beschäftigen.

Bereits 1997, lange vor Inkrafttreten des ersten Erneuerbaren Energien Gesetzes (EEG) wurde auf dem Standort Nierendorfplatz eine PV-Anlage installiert. Diese nunmehr fast 20 Jahre in Betrieb befindliche Anlage mit einer Gesamtleistung von 4,4 kWp wurde zu Schulungs- und Demonstrationszwecken in drei Einheiten mit jeweils eigenem Wechsel- richter aufgebaut, einer der Sonne folgenden Solartracker-Anlage, einer aufgeständerten Aufdachanlage und einer Fassadenanlage.

In den Jahren 2000 bis 2009 wurden insgesamt 8 Photovoltaik-Anlagen auf geeigneten Dachflächen verschiedener BSR-Liegenschaften als EEG-Anlagen installiert. Die Leistungen der PV-Anlagen liegen, je nach Größe der verfügbaren Dachflächen zwischen 2,2 kWpeak und 189 kWpeak. Die Gesamtkapazität aller von der BSR errichteten PV-Anlagen liegt aktuell bei 380 kWpeak.

In den Jahren ab 2009 wurden verschiedene Möglichkeiten zur Installation von weiteren PV-Anlagen als Aufdach- und Freiflächenanlagen geprüft. Unter den jeweiligen Rah- menbedingungen jedoch nicht als ausreichend wirtschaftlich erachtet. Die BSR wird auch weiterhin aufmerksam die Entwicklung der technischen, rechtlichen und wirtschaftlichen Rahmenbedingungen verfolgen und ggf. das eigene PV-Anlagenportfolio erweitern.

3. Ausblick

Die BSR leistet schon heute durch die dezentrale Energieerzeugung einen Beitrag zur Energiewende. Die aus dem Abfall gewonnene Energie ist speicherbar, teilweise regelbar, grundlastfähig und überwiegend klimaneutral. Bei der Bioabfallvergärung ist die BSR ebenfalls Wegbereiter und demonstriert, wie Abfallkreisläufe von der Entsorgung zur Wiederverwertung geschlossen werden können. Die Sekundärrohstoffwirtschaft leistet einen großen Beitrag zur Einsparung fossiler CO2-Emissionen. Durch einen innovativen Fahrzeugpark unter Nutzung CO2-armer Antriebstechniken und moderner Technologien lassen sich Treibstoffe einsparen, aber auch Staub- und Lärmemissionen reduzieren.

Die BSR ist ein Entsorgungsunternehmen und sie spielt auch eine Rolle als Nebenversorger.

Dass diese Rolle neben den Nachhaltigkeitsgesichtspunkten auch eine bedeutsame Wirt- schaftlichkeitskomponente hat, wird dadurch verdeutlicht, dass die Erlöse aus der energe- tischen Verwertung die Tarife der BSR um etwa 5,0 Prozent entlasten. Wenn Ökonomie und Ökologie im Gleichklang wirken, ist ein Lösungsansatz nachhaltig. Hiervon ist nicht nur die Unternehmensführung der BSR, sondern sind auch große Teile der Belegschaft überzeugt.

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Vorwort

Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.dnb.de abrufbar

Karl J. Thomé-Kozmiensky (Hrsg.):

Strategie • Planung • Umweltrecht, Band 10

ISBN 978-3-944310-25-1 TK Verlag Karl Thomé-Kozmiensky

Copyright: Professor Dr.-Ing. habil. Dr. h. c. Karl J. Thomé-Kozmiensky Alle Rechte vorbehalten

Verlag: TK Verlag Karl Thomé-Kozmiensky • Neuruppin 2016

Redaktion und Lektorat: Professor Dr.-Ing. habil. Dr. h. c. Karl J. Thomé-Kozmiensky, Dr.-Ing. Stephanie Thiel, M.Sc. Elisabeth Thomé-Kozmiensky

Erfassung und Layout: Sandra Peters, Ginette Teske, Janin Burbott-Seidel, Anne Kuhlo, Carolin Bienert

Druck: Universal Medien GmbH, München

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