Die Sätze von Legendre und Tchebycheff
Ausarbeitung zum Proseminar Modul 4c Primzahlen im Fachbereich 3
Marina Gertner
Inhaltsverzeichnis
1 Voraussetzungen 3
1.1 Definitionen . . . 3 1.2 Die p-adischen Zahlen . . . 4
2 Der Satz von Legendre 5
3 Der Satz von Tchebycheff 8
4 Literaturverzeichnis 11
1 Voraussetzungen
Die folgende Ausarbeitung beschäftigt sich mit den Beweisen des Satzes von Legendre und des Satzes von Tschebyscheff. Definitionen und Sätze wurden aus dem Buch Zahlentheorie von Harald Scheid und Andreas Frommer und dem Skript Elementarmathematik von Regula Krapf entnommen.
1 Voraussetzungen
1.1 Definitionen
Definition. (Der Binomische Lehrsatz)
Seiena undbreelle Zahlen und neine natürliche Zahl. Dann ist (a+b)n=
n
X
k=0
( n
k
)an−kbk
mit den Binomialkoeffizienten n
i
= n!
i!·(n−i)! fur¨ 0≤i≤n.
Definition. (Gauß-Klammer)
Die Gauß-Klammerbxc ∈Z vonx∈Rist definiert durch bxc= max{ n∈Z:n≤x} . Definition. (Die geometrische Reihe)
Seiq ∈Rgegeben. Man betrachte die zur geometrischen Folge (qn)n∈N0
gehörende Reihe
∞
X
n=0
qn= lim
k→∞
k
X
n=0
qn.
Diese wird geometrische Reihe zu q gennant.
Summenformel für die endliche geometrische Reihe:
Fürq ∈R,q6= 1 und n∈N0 gilt
n
X
k=0
qk = 1−qn+1 1−q .
1.2 Die p-adischen Zahlen
1.2 Die p-adischen Zahlen
Definition. Sein∈N undp eine Primzahl. Dann ist eine Darstellung der Form n=nkpk+nk−1pk−1+...+n1p+n0 =
k
X
i=0
nipi
mit ni∈ {0, ..., p−1}und nk6= 0 einep-adische Darstellung von nund wir schreiben n= (nk...n0)p.
Theorem. Seip∈P. Dann hat jedesn∈N\ {0} eine eindeutigep-adische Darstellung.
Beispiel 1. Wir zeigen nun an einem Beispiel, wie man die p-adische Darstellung einer natürliche Zahln∈Nfindet: Dazu wählen wirn=101 und p=3. Wir schreiben zunächst mit Division mit Rest
101 : 3 = 33Rest: 2 33 : 3 = 11 Rest: 0 11 : 3 = 3 Rest: 2 3 : 3 = 1 Rest: 0 1 : 3 = 0 Rest: 1 und erhalten 101 = (1,0,2,0,2)3. Wir können auch schreiben
101 = 3·33 + 2
= 3·(3·11) + 2
= 32·11 + 2
= 32·(3·3 + 2) + 2
= 34+ 2·32+ 2 woraus für die 3-adische Darstellung folgt
1·34+ 0·33+ 2·32+ 0·31+ 2·30.
Ergänzung. P-adische Zahlen lassen sich unter Berücksichtigung eines Übertrages ad- dieren.
Beispiel 2.
0·35+ 1·34+ 0·33+ 2·32+ 0·31+ 1·30 + 1·35+ 1·34+ 11·33+ 2·32+ 1·31+ 1·30
1·35+ 2·34+ 2·33+ 1·32+ 1·31+ 2·30
Wir können auch schreiben(0,1,0,2,0,1)3+ (1,1,1,2,1,1)3 = (1,2,2,1,1,2)3.
4
2 Der Satz von Legendre
2 Der Satz von Legendre
Der Satz von Legendre befasst sich mit der Frage, wie oft ein Primfaktor in der Prim- faktorzerlegung von n! für ein n ∈ N vorkommt. Allgemein lässt sich sagen, dass ein Primfaktor in einem Produkt so oft vorkommt, wie er in den Faktoren vorkommt. Dieses Prinzip lässt sich auch auf Fakultäten anwenden, indem man die Anzahl Primfaktoren zählt.
Beispiel 3. Will man beispielweise wissen, wie oft der Primfaktor 7 in1000! vorkommt, so betrachtet man sich als erstes, wie oft der Faktor 7 im Produkt1·2·3·...·1000enthalten ist. Außerdem muss die Häufigkeit der Vielfache von 7, d.h. 72 = 49 und 73 = 343 im Produkt überprüft werden. Es gilt
b1000
7 c+b1000
49 c+b1000
343 c= 142 + 20 + 2 = 164 Der Primfaktor 7 ist 164 mal in1000! enthalten.
Beispiel 4. Nach diesem Prinzip lässt sich ebenfalls berechnen, wieviele Nullen die Zahl 10 000! am Ende hat. Wir wissen, dass eine Zahl nur dann auf Null endet, wenn sie durch 10 teilbar ist. Weiterhin ist sie nur dann durch 10 teilbar, wenn sie durch 5 und 2 teilbar ist. Will man demnach die Anzahl der Nullen am Ende wissen, so gilt es die Anzahl der Faktoren 10= 5·2, die in der Primfaktorzerlegung von 10 000! auftreten, herauszufinden.
Es gilt b10000
5 c+b10000
52 c+b10000
53 c+b10000
54 c+b10000
55 c= 2000 + 400 + 80 + 16 + 3 = 2499.
Der Primfaktor 5 ist 2499 mal in der Primfaktorzerlegung vorhanden. Da der Faktor 2 alle geraden Zahlen teilt und somit häufiger vorhanden ist, lässt sich festhalten, dass es den Faktor 10 ebenfalls 2499 mal gibt. Die Anzahl der Nullen am Ende ist demnach 2499.
Satz 1 (Satz von Legendre). Es sei n∈ N und p eine Primzahl. Ferner sei n=a0+a1p+a2p2+...+arpr (mit r =
log n log p
)
die p-adische Zifferndarstellung vonn und sp(n) :=a0+a1+a2+...+ar diep-adische Quersumme vonn. Dann gilt für den Exponent ep(n!) des Primfaktors p in der kanoni- schern Primfaktorzerlegung von n!
ep(n!) = n−sp(n) p−1 .
Beweis. Betrachten wir uns die Anzahl dernFaktoren inn!, so stellen wir fest, dass [np] der Faktoren den Faktorpenthalten. Von diesennFaktoren wiederum enthalten [pn2] den Faktorpmindestens zweimal, [pn3] enthalten den Faktor pmindestens dreimal, usw. Falls
2 Der Satz von Legendre
nbeispielsweise ein 2,5-faches von p ist, so wird p 2-mal vorkommen und wir müssen np abrunden. Gekennzeichnet wird dies durch die Gauß’sche Klammer. Also ist
ep(n!) =
∞
X
i=1
[n
pi]. (1)
Füri > r ist [pni] = 0, da wenn i > r, so ist[pni]<1 und beim Abrunden einer positiven Zahl<1, wird diese stets Null und hat somit keinen Einfluss auf die Summe.
Für0< i≤r ist [n
pi] = [a0
pi + a1
pi−1 +...+ ai−1
p +ai+ai+1p+...+arpr−i ]
=ai+ai+1p+...+arpr−i, wobei zu zeigen gilt
a0
pi + a1
pi−1 +...+ai−1
p <1
⇔a0+a1p+...+ai−1pi−1 < pi. Es gilt für allej ∈ {0, ..., i−1} , dassaj ≤(p−1)
⇒a0+a1p+...+ai−1pi−1 ≤(p−1) + (p−1)p+...+ (p−1)pi−1
= (p−1)(1 +p+...+pi−1) Unter Verwendung der geometrischen Summenformel erhalten wir nun
1 +p+...+pi−1=
i−1
X
j=0
pj = 1−pi
1−p = pi−1 p−1
Somit gilt
(p−1)·pi−1
p−1 =pi−1< pi. Es folgt
ep(n!) =a1+a2p+a3p2+...+arpr−1 +a2 +a3p +... +arpr−2 + a3 +... +arpr−3
...
+ar
6
2 Der Satz von Legendre
= (a1+ (a2p+a2) + (a3p2+a3p+a3) +...+ (arpr−1+...+ar))
=a1·p−1
p−1 +a2·(p+ 1)(p−1)
p−1 +a3·(p2+p+ 1)(p−1)
p−1 +...+ar·(pr−1+...+p2+p)·(p−1) p−1
=a1·p−1
p−1 +a2·p2−1
p−1 +a3·p3−1
p−1 +...+ar·pr−1 p−1
= (a0−a0) + (a1p−a1) + (a2p2−a2) + (a3p3−a3) +...+ (arpr−ar) p−1
= (a0+a1p+a2p2+...+arpr)−(a0+a1+a2+...+ar) p−1
= n−sp(n) p−1 .
Bemerkung. Zur Berechnung vonep(n!)haben wir das Zwischenergebnis (1) verwendet.
Ergänzung. Betrachten wir uns nun nochmal Beispiel 4. Die Berechnung derp- adischen Darstellung fürn=10 000 liefert uns mit p=5
10000 = 3·55+ 1·54.
Die 5-adische Quersumme fürn= 10 000 ist somit:s5(10000) = 4.
Unter Anwendung des Satzes von Legendre erhalten wir e5(10000!) = 10000−s5(10000)
5−1 = 10000−4
5−1 = 2499.
Anmerkung. Für das Rechnen mitep(n) gelten folgende Regeln
ep(a·b) =ep(a) +ep(b) (2) ep(a
b) =ep(a)−ep(b) (3)
für a, b∈N\{0} .
3 Der Satz von Tchebycheff
3 Der Satz von Tchebycheff
Der Satz von Tchebycheff liefert die Möglichkeit die Anzahl der Primzahlen bis zu einer bestimmten Zahl x anzunähern. Die genaue Anzahl bezeichnen wir im Folgenden als π(x). Mit Hilfe des Satzes von Legendre werden wir beweisen, dass die Anzahl π(x) der Primzahlen≤xvon der Größenordnung logxx ist, d.h. die Funktion logxx hat ein ähnliches asymptotisches Verhalten wieπ(x).
Satz 2 (Satz von Tchebycheff). Für x ≥2 gilt mit a= 14log 2und A= 6 log 2 a· x
logx < π(x)< A· x logx.
Beweis. Den Satz von Tchebycheff beweisen wir, indem wir π(x) nach oben und nach unten abschätzen.
(1) Abschätzung von π(x) nach oben:
Um π(x) nach oben abzuschätzen verwenden wir den Binomialkoefizienten 2nn . Nach dem Binomischen Lehrsatz gilt fürn≥1
22n= (1 + 1)2n=
2n
X
k=0
2n k
>
2n n
.
Somit gilt für das ProduktQ
n<p≤2n p∈P
paller Primzahlen pfür n≥1
nπ(2n)−π(n) < Y
n<p≤2n p∈P
p≤ 2n
n
<22n. (4)
Fürn= 2k−1 ergibt sich demnach
2(k−1)·(π(2k)−π(2k−1))< Y
2k−1<p≤22k p∈P
p <22k.
Nun logarithmieren wir und erhalten
(k−1)·(π(2k)−(π(2k−1) <log222k
⇔(k−1)(π(2k)−π(2k−1))<2k
⇔(k−1)·(π(2k))−(k−1)·(π(2k−1))<2k
⇔k·π(2k)−π(2k)<(k−1)·(π(2k−1)) + 2k
8
3 Der Satz von Tchebycheff
also
k·π(2k)<(k−1)·π(2k−1) +π(2k) + 2k.
Da die Hälfte der Zahlen 1 bis2k gerade ist und 1 keine Primzahl ist, gilt:
π(2k)≤2k−1. Also ist
k·π(2k)<(k−1)·π(2k−1) + 2k−1+ 2k
und da2k−1+ 2k = 2k−1+ 2·2k−1 = 3·2k−1 können wir auch schreiben k·π(2k)<(k−1)·π(2k−1) + 3·2k−1
bzw.
π(2k)< k−1
k ·π(2k−1) + 3·2k−1
k . (5)
Mithilfe von (5) kann man nun induktiv beweisen, dass für allek ≥1 gilt:
π(2k)<3·2k
k. (6)
Induktionsanfang: Für k= 1 erhalten wir π(2)<6 = 3·211.
Induktionsvoraussetzung: Wir nehmen an, dass π(2k−1)<3·2k−1k−1 .
Induktionsschluss: Wir zeigen, dass auch kdie Ungleichung (6) erfüllt. Es gilt π(2k)(3)< k−1
k ·π(2k−1) + 3·2k−1 k
IV< k−1
k ·3· 2k−1
k−1 + 3·2k−1 k
< 3
k(2k−1+ 2k−1)
< 3
k·(21·2k−1)
<3·2k k .
Nun betrachten wir unsx mit 2k ≤x <2k+1 . Es gilt π(x)x<2
k+1
≤ π(2k+1)(4)< 3· 2k+1 k+ 1.
3 Der Satz von Tchebycheff
Es folgt
π(x)<6· 2k
k+ 1 = 6· 2k
k+ 1·log2
log2 = 6log2· 2k
log(2k+1) ≤A· x logx.
Somit ist die Abschätzung vonπ(x) nach oben bewiesen.
(2) Abschätzung von π(x) nach unten:
Nach dem Satz von Legendre gilt ep
2n n
=ep((2n)!
n!n!)
=ep((2n)!)−ep(n!·n!)
=ep((2n)!)−(ep(n!) +ep(n!))
=ep((2n)!)−2ep(n!)
= 2n−sp(2n)
p−1 −2·(n−sp(n)) p−1
= 2n−sp(2n)−2n+ 2·sp(n) p−1
= 2sp(n)−sp(2n) p−1 für n≥1.
Ist pr ≤ 2n < pr+1 und 2n =a0+a1p+...+arpr diep-adische Zifferndarstellung von 2n, dann treten bei der Addition „n+n= 2n“ höchstensr Ziffernübertragungen auf. Es ist also
2sp(n)−sp(2n)≤r(p−1)
⇔2sp(n)−sp(2n)
p−1 ≤r mit r=
log n log p
also ep 2n n
≤r. Daher gilt
pep ≤pr≤2n, wenn man stattep 2n
n
nur ep schreibt. Daraus folgt 2n
n
= Y
2≤p≤2n p∈P
pep ≤(2n)π(2n).
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4 Literaturverzeichnis
Andererseits ist 2n
n
=(2n)!
n!n!
=2n·(2n−1)·...·(n+ 1)·n·(n−1)·..·1 (n·(n−1)·...·1)·(n·(n−1)·...·1)
= 2n n
|{z}≥2
·2n−1 n−1
| {z }
≥2
·2n−2 n−2
| {z }
≥2
·...·n+ 1 1
| {z }
≥2
,
da
2n−i
n−i ≥2⇔2n−i≥2n−2i.
Somit gilt
2n n
≥2n. Es gilt also
2n≤(2n)π(2n). Fürn= 2k−1 ergibt sich
22k−1 ≤(2·2k−1)π(2·2k−1)
⇔22k−1 ≤(2·2k−1)π(2k)
⇔22k−1 ≤2π(2k)·2(k−1)·π(2k)
⇔22k−1 ≤2kπ(2k). Nun logarithmieren wir und erhalten
2k−1 ≤k·π(2k)
⇔π(2k)≥ 2k−1 k = 2k
2k. Für2k≤x <2k+1 folgt schließlich
π(x)≥π(2k)≥ 2k 2k = 2k
2k ·2·log2
2·log2 = log2 4 · 2k+1
log2k > a· x logx.
4 Literaturverzeichnis
[1] Scheid, Harald; Frommer, Andreas: Zahlentheorie, 4.Auflage. Elsevier: München, 2007.
[2] Skript Elementarmathematik, Regula Krapf, Wintersemester 2017/2018 [3] Skript Analysis, Peter Ullrich, Wintersemester 2017/2018