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Probleme der Ernährung bei DemenzkrankenH. Werner

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Academic year: 2022

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Probleme der Ernährung bei Demenzkranken

H. Werner

Mangel- und Fehlernährung bei De- menzkranken sind ein schon lange bekanntes Problem. In Alten- und Pflegeheimen sind 30 – 80 % der al- ten Menschen, in der häuslichen Um- gebung 50 – 60 % unter- bzw. fehler- nährt. Bereits Studien aus den 80er- Jahren konnten zeigen, dass Kranke mit einer Demenz vom Alzheimertyp (DAT) in dieser Hinsicht stärker ge- fährdet sind als Patienten mit Mul- tiinfarktdemenz oder Mischformen.

Unter- und Fehlernährung sind eine der Ursachen für eine erhöhte Morta- lität bei Demenzkranken.

Ein Gewichtsverlust tritt häu- fig bereits vor der Diagnose einer Alzheimer-Demenz auf, und es wird diskutiert, ob Gewichtsverlust ein präklinischer Indikator für eine DAT sein könnte. Die Ursachen für den Gewichtsverlust bei DAT sind un- klar. Die Cytokin-vermittelte Kache- xie, wie sie von Tumorerkrankungen und chronischen Infektionen be- kannt ist, konnte bei DAT nicht nachgewiesen werden. Vermutlich liegt dem Gewichtsverlust eher ein multifaktorielles Geschehen zugrun- de, wie es in der Merkhilfe »Meals on Wheels« zum Ausdruck kommt.

Faktoren, die eine Rolle spielen, sind primär altersassoziierte, physio- logische Veränderungen (z. B. nach-

lassendes Durstgefühl, verminderter Geschmacks- und Geruchssinn mit der Folge reduzierter Nahrungsauf- nahme, endokrine Veränderungen), die bei Kranken mit DAT ebenso auf- treten wie bei Nichtdemenzkranken.

Ferner tragen sekundär krankheits- assoziierte Faktoren wie Schluckstö- rungen, Verhaltensprobleme beim Essen, orodentale Störungen, De- pression oder Medikamente zum Ge- wichtsverlust bei DAT bei.

Soziale Faktoren wie Isolation, wenig Bewegung und Aktivität, we- niger Autonomie, weniger Möglich- keiten bei der Wahl der Speisen, Ab- lenkung beim Essen, ungeeignete Umgebung, ungeeignete Struktur der Nahrungsbestandteile sind ebenfalls geeignet, eine ausreichende Nah- rungsaufnahme bei Demenzkranken zu behindern.

In Institutionen kann aufgrund einer unzureichenden Ausstattung mit qualifiziertem Personal oft nicht mehr die Geduld und die Zeit aufge- wendet werden, die gerade der De- menzkranke bei der Unterstützung für eine adäquate Nahrungsaufnah- me dringend benötigt.

Im Alter nimmt zwar der Energiebe- darf ab, aber der Nährstoffbedarf bleibt gleich. Dies gilt prinzipiell auch für die DAT. Unterschiede werden aber in den

verschiedenen Stadien der Erkrankung deutlich. Während der »Happy Wande- rer«, der den ganzen Tag in Bewegung ist, einen oft erheblich erhöhten Ener- gie- und Nährstoffbedarf hat, nimmt dieser mit fortschreitender Progression der DAT zum Endstadium der Erkran- kung immer mehr ab.

Die Interventionsmöglichkeiten bei Gewichtsverlust von Demenzkran- ken sind oft enttäuschend und wenig wirksam. Es ist lange bekannt, dass die künstliche Ernährung über naso- gastrale Sonden oder perkutane endo- skopische Gastrostomie bei Demenz- kranken weder den Ernährungssta- tus noch die Lebenserwartung noch die Lebensqualität verbessert. Sie ist darüber hinaus aus medizinisch-ethi- schen Gründen problematisch. Auch die orale Gabe hochkalorischer Sup- plemente, Strukturveränderungen der Nahrungsmittel oder das Anreichen von Essen (assisted feeding) haben in Studien vielfach nicht den gewünsch- ten Erfolg gebracht. Gleiches gilt für appetitanregende Medikamente wie Wachstumshormon, ß2-Antagonisten mit anaboler Wirkung, anabole Stero- ide, Megestrol, Antidepressiva oder Dronabinol, die neben mangelhafter Wirkung zum Teil auch ein inakzepta- bles Profil unerwünschter Arzneimit- telwirkungen zeigen.

linien zur enteralen und zur paren- teralen Ernährung in der Geriatrie (DGEM/DGG und ESPEN), der DN- QP-Expertenstandard »Ernährungs- management zur Sicherstellung und Förderung der oralen Ernährung in der Pflege« für Pflegefachkräfte, der Qualitätsstandard für die Verpfle- gung in stationären Senioreneinrich- tungen der Deutschen Gesellschaft für Ernährung (DGE) für Ernährungs- fachkräfte sowie das interdisziplinäre

»Qualitätsniveau II« der BUKO-QS zur oralen Nahrungs- und Flüssigkeits-

versorgung von Menschen in Einrich- tungen der Pflege und Betreuung.

Die Leitlinien und Standards ge- ben auf der Grundlage des aktuellen wissenschaftlichen Kenntnisstandes praxisorientierte Empfehlungen zur Umsetzung einer hochwertigen Er- nährungsversorgung und Vermei- dung bzw. Beseitigung von Man- gelzuständen. Sie decken die ganze Breite möglicher Maßnahmen der Er- nährungstherapie ab, berücksichti- gen alle beteiligten Professionen und sollten als Basis zur Erarbeitung lo-

kaler Handlungsanleitungen heran- gezogen werden. Nur wenn die Emp- fehlungen Eingang in die tägliche Routine finden, können ältere Men- schen davon profitieren.

Korrespondenzadresse

Prof. Dr. med. Dorothee Volkert Universität Erlangen-Nürnberg Medizinische Fakultät

Institut für Biomedizin des Alterns Heimerichstr. 58

90419 Nürnberg

E-Mail: dorothee.volkert@aging.med.

uni-erlangen.de

NeuroGeriatrie 1 · 2012 | 35 Tagungen & Kongresse 18. Wiesbadener Geriatrie-Kolloquium

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Eine 2011 in JAGS erschienene sys- tematische Übersichtsarbeit hat ge- zeigt, dass keine Intervention für ora- le Nahrungsaufnahme wesentliche Effekte auf Funktion, Kognition oder Mortalität bei Patienten mit mittel- schwerer und schwerer Demenz nach- weisen konnte.Trotzdem ist es wichtig, alle Anstrengungen zu unternehmen, um dem Demenzkranken eine Um- gebung zu schaffen, in der die Nah- rungsaufnahme möglichst ungestört ablaufen und verbessert werden kann (s. nachfolgende Tabelle). Dazu gehört auch eine appetitanregende Präsenta-

tion der Nahrungsmittel, auf die der Demenzkranke ebenso Anspruch hat wie der gesunde alte Mensch.

Möglichkeiten zur Verbesserung des Ernährungsmanagements bei De- menzkranken:

n Verändern der Zusammensetzung Nahrung, qualitativ, quantitativ und in der Konsistenz

n Verändern der Sitzposition

n Verändern des Bestecks

n Verändern der Umgebung, soziale Kontakte schaffen

n Verändern der Methode des Essen- anreichens, Finger Food

n Taktile, visuelle, auditive, verbale Stimulation

n Körpersprache einsetzen

n Personalschulung

n Behandlung von Begleitmorbidität

n Flexible Essenszeiten

n Viel Geduld und noch mehr Zeit (Literatur beim Verfasser)

Korrespondenzadresse Dr. med. Hansjörg Werner Römerstr. 13

61440 Oberursel

Malnutrition – auch ein Thema für den Zahnarzt

S. Abelar

Etwa 90 % der über 70-Jährigen ge- hen regelmäßig zum Arzt – mehr als sechs Besuche pro Quartal. Aller- dings waren etwa 40 % der Hochbe- tagten schon mindestens fünf Jahre nicht mehr beim Zahnarzt. Haupt- grund hierfür ist, dass etwa 84 % der Befragten der Meinung sind, ihr Zahnstatus sei nicht behandlungs- würdig. Objektiv betrachtet sind je- doch 86 % behandlungsbedürftig.

Das orofaziale System unterliegt irreversiblen und fortschreitenden Al- terserscheinungen. Dazu zählen vor- nehmlich eine generalisierte Atrophie der Kaumuskulatur, Feuchtigkeits- und Elastizitätsverlust der Schleimhaut in zahnlosen Kieferkammabschnitten, degenerative Erkrankungen der Kiefer- gelenke sowie eine Reduktion der Kno- chensubstanz im Bereich des Alveo-

larknochens an nicht beanspruchten Stellen (z. B. nach Zahnverlust).

Als Hauptursachen für Malnutri- tion aus zahnmedizinischer Sicht gel- ten zum einen die Parodontitis, zum anderen die Xerostomie.

Die Parodontitis als entzündliche Erkrankung des Zahnhalteapparates führt unbehandelt klinisch zu Gingi- varückgang und Zahnlockerungen, radiologisch zu Knochenreduktion und letztlich zu Zahnverlust. In Zu- sammenhang mit systemischen Er- krankungen spielt hier die endothe- liale Dysfunktion mit der Folge der Arteriosklerose eine entscheidende Rolle. So lässt sich feststellen, dass koronare Herzerkrankungen, Ischä- mien unklarer Genese, Kognition und Demenz in hohem Maße mit einer flo- riden Parodontitis korrelieren.

Ursächlich verantwortlich für die Xerostomie sind neben physio- logischen Altersveränderungen vor allem Medikamente, systemische Erkrankungen, außerdem der Zu- stand nach Bestrahlungen im Kopf- Hals-Bereich sowie nach Knochen- marktransplantation und unter Chemotherapie. Die Folgen reichen von Karies über Kau- und Schluck- probleme, entzündliche Verände- rungen des Zahnhalteapparates, verminderten Halt von Totalpro- thesen bis hin zu Candidiasis und führen damit schlussendlich zu ei- ner Beeinträchtigung des Ernäh- rungsstatus.

Der zahnmedizinischen Mundhy- giene und Prophylaxe kommt auch bei geriatrischen Patienten eine ent- scheidende Bedeutung zu.

»Meals in Wheels«: A Mnemonic for Common Treatable Causes of Unintentional Weight Loss in the Elderly

M Medication Effects E Emotional problems, alcoholism A Anorexia nervosa, alcoholism

L Late-life paranoia S Swallowing disorders O Oral factors (e. g., poorly fitting dentures, ca- ries)

N No money W Wandering and other dementia-related beha-

viours

H Hyperthyriodism, hypothyriodism, hyperpa- rathyriodism, hypoadrenalism

E Enteric problems E Eating problems (e. g., inability to feed self) L Low-salt, low-cholesterol diet S Stones, social problems (e. g., isolation,

inability to obtain preferred foods)

Tab. 1: Adapted with permission from Morley JE, Silver AJ. Nutritional issues in nursing home care. Ann Intern Med 1995; 123: 850-859, with additional information from Reife CM. Involuntary weight loss. Med Clin North AM 1995; 79: 299-313.

36 | NeuroGeriatrie 1 · 2012

Tagungen & KOngresse 4. – 5. November 2011, Wiesbaden

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